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Alle Freunde des primitiven Oldschool Death Metals aus Amiland, der durch Bands wie Broken Hope, Monstrosity und Cannibal Corpse kultiviert wurde, aufgepasst: Jetzt brodelt es nicht nur im Ätna, denn das neue Epi-Zentrum für primitiven Death Metal ist definitiv Süditalien!
Konnte die Band Fulci schon so einiges an Interesse wecken, schlagen BECERUS mit blutverschmierter Keule noch wesentlich heftiger zu. Nachzuhören auf dem neuen Album «Troglodyte», und somit musste unverzüglich ein Interview mit Giorgio her, dem Bassisten und Gitarristen in Personal-Union.
MF: Zuerst einmal, seit wann existieren Becerus, und habt ihr vorher schon in anderen Bands gespielt?
Giorgio: Ciao Roolf! Becerus existieren seit 2020. Der Sänger Mario spielt schon seit Mitte der 90er Death Metal und hat mit seiner ehemaligen Band Balatonizer 2004 das aussergewöhnlichste Death Metal Album «Occlused In Ottusity», das je aus Sizilien kam, veröffentlicht. Zu finden ist dieses Album immer noch auf YouTube, unbedingt reinhören! Ich spiele seit 2004 mit Haemphagus in diesem Genre. Diese Band hatte einige Releases, wurde aber 2019 aufgelöst. Ich bin dem Death Metal aber immer treu geblieben und habe dann noch in Bands wie Assumption, Morbo sowie Undead Creep gespielt.
MF: Wie lebt es sich als Metaller in Sizilien und wie ist die Metal-Szene dort? Ich kenne nur Bunker 66 aus Messina...
Giorgio: ...Sizilien hatte immer eine gute Extreme Metal Szene, vor allem in Bezug auf Black und Thrash Metal. Einige der wichtigsten Bands sind: Schizo, Nuclear Symphony, Dark Witch, Sinoath, Urto, Incinerator, Untory und Inchiuvatu. Einige Bands, wie Cadaver Mutilator, existieren schon seit mehr als zwanzig Jahren. Es hat auch noch diverse wertige und neue Bands wie Eraser, Spasticus, Bigg Men oder Demon Spell. Bunker 66 sind gute Freunde von uns, heisst ich gehe mit ihnen und meiner Heavy Doom Band Bottomless im April auf Tour. Die Situation für Konzerte präsentiert sich wesentlich komplizierter.
Die Stadt Palermo hatte so ihre Höhen und Tiefen, auch aufgrund ihrer geographischen Lage und der damit verbundenen Logistik, aber in den letzten Jahren, dank dem Einsatz von einigen Freunden, hat sich die Lage auf einem ordentlichen Niveau eingependelt. So gibt es nun mindestens zwei bis drei Orte, die die Möglichkeiten für Live-Konzerte bieten, und so finden auch zahlreiche Gigs statt. Catania war schon immer sehr aufgeschlossen für Metal, Punk, Hardcore und Musik im Allgemeinen.
MF: Euer Label "Everlasting Spew" hat den Sitz in Brescia. Welches sind die Vorteile eines italienischen Labels für euch?
Giorgio: Wir kennen meinen Namensvetter Giorgio schon seit vielen Jahren. Er ist eine ehrliche wie seriöse Haut und besitzt einen authentischen Bezug zu dieser Art von Musik. So wissen wir, dass jede neue Veröffentlichung von uns bei ihm in den besten Händen ist. Wir sind in regelmässigem Kontakt, um die Details für die Promotion beim Album-Release zu organisieren. Die Kommunikation zwischen ihm und uns ist exzellent, und wir haben wirklich überhaupt nichts an der Arbeit von "Everlasting Spew" auszusetzen.
MF: Euer neues Album «Troglodyte» ist sensationell! Habt ihr schon viele geniale Reviews bekommen?
Giorgio: Im Allgemeinen waren die Reviews exzellent, und viele Leute haben die Bedeutung unsere Kampagne zur idiotischen Auslöschung der Musik voll und ganz verstanden. In einigen Fällen aber haben wir Kritiken erhalten, die uns mangelhafte Originalität und Inkonsistenz der einzelnen Stücke vorgeworfen haben. Es gibt diejenigen unter uns die sagen: "Lasst uns das Rad nicht wieder neu erfinden" und ähnliches, wie wenn es ihnen egal wäre. Weisst du, was ich dir sage? Uns ist es wirklich scheissegal, denn der Grosse Becer wird sowieso alle Feinde des wahren Death Metals mit seiner blutverschmierten Keule zerstören! Becerus existieren nur für diejenigen, die etwas Ehrliches, Brutales, Ignorantes, aber bis ins Detail Gemeisseltes suchen, und alle anderen können sich ficken!
MF: Inwiefern seid ihr primitiv, und was bedeutet für euch Oldschool Death Metal?
Giorgio: Unser Ansatz ist primitiv, weil er von den Anfängen des US-Death Metals inspiriert ist und dort vor allem von der Szene aus Tampa. Jeder von uns hat schon diverse verschiedene Arten von Death Metal gespielt, so sind Becerus das Resultat daraus, und deshalb geht unser Sound direkt an die Kehle! Primitiv zu sein ist für uns eine Form von spontan zu sein, und das beginnt bei uns mit der totalen Absenz von Texten. Alle möchten sich auf irgendeine Art durch ihre eigene Kunst ausdrücken, oder? Wir aber wollen überhaupt nichts ausdrücken. Wir wollen nur, dass alle die sich unsere Musik anhören, einen Tornado von höllischen Riffs, starke Drums die genau auf den Punkt kommen, aufrührerische Soli und eine schrille Stimme, die sich in Stein meisselt, geboten kriegen. Genau das ist die Essenz des Oldschool Death Metals, so wie wir das fühlen.
MF: Ihr wollt das Rad nicht wieder neu erfinden, bedeutet das nun, dass die nächsten Alben alle gleich klingen werden und nur einen anderen Titel tragen?
Giorgio: Nein, natürlich nicht, denn da müsstest du ja noch ein grösserer Idiot als wir sein, wenn du keine Unterschiede von unserem ersten Album «Homo Homini Brutus» zu «Troglodyte» entdeckst. Die Riffs sind noch viel verdrehter, halluzinierender und schizophrener. Die Strukturen und die Produktion sind wesentlich dichter und kraftvoller. Allerdings findet man auf all unseren Alben immer ein paar einprägsame Hooks, denn ohne diese unvergesslichen Riffs, die einem sofort in den Sinn kommen, ist ein Death Metal Album rein gar nichts wert. An dem Tag, an dem wir uns nur noch auf die Technik fokussieren, ohne richtige Songs zu machen, dann werden wir kläglich gescheitert sein. Nicht, dass es uns etwas ausmachen würde, denn wir sind in jedem Fall Versager. Aber wir wollen eine ganz bestimmte Brutalität vermitteln und unsere Zuhörer auf keinen Fall verarschen. Jedes Album muss seine eigene Identität haben, ansonsten lässt man es besser sein.
MF: Welche Bands haben euch inspiriert?
Giorgio: Das sind folgende Truppen: Deicide, Resurrection, Acrostichon, die ersten Alben von Suffocation, Sinister bis «Hate», die ersten Alben von Atrocity (GER), Cannibal Corpse, Monstrosity, Broken Hope, Skeletal Earth, Malevolent Creation bis «In Cold Blood», Cryptopsy bis «None So Vile», Gorguts bis «The Erosion Of Sanity», Pestilence bis «Spheres», Seance, Revenant, Acheron, Brutality, Atheist bis «Piece Of Time», Morbid Angel bis «Gateways To Annihilation», Interment, Demilich, Adramelech, Carcass bis «Necroticism» und noch tausend andere Bands!
MF: Wo habt ihr den Grossen Becer aufgespürt? Ist er ruhig geblieben und zeigte er Gnade mit euch?
Giorgio: Nein, der Grosse Becer hat keine Gnade für niemanden! Wir haben ihn in einer Höhle in Addaura gefunden, das ist ein Stadtteil von Palermo. Er ist ein riesiges, unermessliches Wesen. Er schlief grunzend und furzend, dazu war er voller Scheisse. Seine gewaltige Keule war mit Blut bedeckt. Sobald wir ihn entdeckt hatten, sahen wir uns an und dachten: Hier ist er also! Der Grosse Becer wird unser Eddie sein, unser Symbol und die perfekte Kristallisation von allem, was Becerus noch vor haben zu tun.
MF: Der Vulkan Ätna war in letzter Zeit hyperaktiv, aber das hat wohl nicht nur mit euren musikalischen Aktivitäten zu tun, oder?
Giorgio: Schön, diese Frage. Normalerweise, also wenn der Ätna ausbricht, dann hat der Grosse Becer beschlossen, in einen Brunnen zu scheissen, und das löst durch ansteigende Energie einige rücksichtslose Reaktionen aus, darunter auch zum Beispiel Vulkanausbrüche. Wir werden dies den Grossen Becer das nächste Mal fragen, wenn wir ihn treffen, auch wenn zu befürchten ist, dass ihn diese Frage sehr verärgern könnte.
MF: Habt ihr schon Pläne für eine Tour?
Giorgio: Im Moment nicht. Wir sind nur zu dritt, einschliesslich unseres Schlagzeugers Paul. Zuerst müssen wir einen zusätzlichen Gitarristen und einen Bassisten finden. Dazu kommt noch, dass Mario und Paul in Palermo leben, während ich in der Provinz Treviso wohne, die am anderen Ende des Landes ist. Gezwungenermassen habe ich im Studio mehrere Gitarren- und Bass-Parts übernehmen müssen. Gezwungen von wem? Offensichtlich natürlich vom Grossen Becer!
MF: Wo findet man die neuesten Nachrichten über Becerus? Und wo kann man das neue Album kaufen?
Giorgio: Wir sind auf Facebook und Instagram. Wir hassen diese Seiten zwar, aber dort findet man die schmutzigsten Updates von Becerus. Unsere Merchandise ist auf unserer Bandcamp-Seite erhältlich.
MF: Zum Schluss könnt ihr den Schweizer Metalheads genau das mitteilen, was ihr schon immer sagen wolltet...
Giorgio: ...Ihr seid grossartig! Wir haben eine starke Verbindung zur Schweiz, wir mögen Eure Kultur, Eure Musik-Szene und die Sauberkeit. Und ich bin mir sicher, dass es auch dem Grossen Becer gefallen würde, aber ich hoffe für Euch, dass er in naher Zukunft nicht zu Euch kommen wird!
MF: Ich hoffe, dass die Fragen einigermassen ansprechend waren?!
Giorgio: Roolf, du bist ein Verbündeter in unserer zurückgebliebenen Sache. "Grunt" für dieses urkomische Interview!
Wer auf wirklich genialen Death Metal steht, der direkt aus der tiefsten Höhle kommt und mit unverständlichen Grunts glänzen kann, muss Becerus und ihr sensationelles Album «Troglodyte» unbedingt anchecken! Wehe wenn nicht, denn dann kommt Euch der Grosse Becer holen…!