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"…denn Nekrokore hiess für uns ja immer auf alles zu scheissen und zu tun, worauf wir Bock haben!..."
Wenn ich nach dem Anhören eines Albums zum Fanboy mutiere, dann möchte ich natürlich mehr von der besagten Band erfahren. So geschehen mit dem Album «Superkiller» von KADAVERFICKER, eine Band, die ich schon früher vollkommen abgefeiert habe! Und nun Vorhang auf und Bühne frei für den wortwitzigen Gore-Minister vom Bundesministerium für Nekrokore!
MF: Mit dem neuen Album «Superkiller (A Musical Journey Between Life And Death)» habt ihr ein wahres Meisterwerk veröffentlicht! Seid ihr mit den Kommentaren der Fachpresse und der Fans zufrieden?
GM: Durchaus. Gerade die Fanbase hat das Album erstaunlich gut aufgenommen, was uns als Band natürlich besonders freut. Da macht es auch nichts, dass der eine oder andere Journalist vielleicht nicht verstanden hat, wohin wir mit der ganzen Nummer reisen wollten. Und es ist ja auch so, ein Redakteur hört sich das Album vielleicht ein, zwei (?) Mal, ein Fan definitiv öfter an, also ist letztgenannte Personengruppe auch viel, viel wichtiger für uns.
MF: Ursprünglich seid ihr der Grindcore-Szene entsprungen. Ist das neue Album nun Nekrokore in Reinkultur?
GM: Das kann man so sagen. Nekrokore hiess für uns ja immer auf alles zu scheissen und zu tun, worauf wir Bock haben. Und das haben wir auf «Superkiller» praktisch zelebriert und uns keine Grenzen gesetzt. Im Endeffekt ist das Album das Ergebnis all unserer Einflüsse, die uns zur Musik gebracht haben.
MF: In unserem Interview hast du zurecht von Ghost geschwärmt, und auf «Superkiller» ist die Stil-Vielfalt fast nicht mehr zu überbieten! Musstet ihr als Musiker und du als Sänger erst an diesem Punkt gelangen, um diese Varianz auch so eindrücklich ausspielen zu können?
GM: Definitiv, weil man sich ja über die Jahre hinweg entwickelt. Sowohl musikalisch, als auch stimmlich. Gesanglich reift man stets, und «Superkiller» war eine echte Herausforderung für mich. Da gab es Passagen, an denen ich fast verzweifelt wäre, und hätte ich da nicht auf die Erfahrung von unserem Produzenten Jörg Uken sowie der Kraft einer geliebten Person zurück greifen können, dann wäre das Ergebnis sicherlich nicht so geworden, wie es nun final zu hören ist.
MF: Wenn Bands aus der Black Metal oder Death Metal Szene so viele neue Einflüsse auf einem Album verbraten würden, dann wäre das Geschrei von wegen Ausverkauf und Anbiederung gross! Sind Fans von Kadaverficker und Nekrokore einfach relaxter drauf und lechzen nach musikalischen Experimenten?
GM: Das mag sein, vor allem aber, weil wir das ja nie anders gehandhabt haben. Wir waren immer offen für musikalische Experimente, und da lege ich persönlich auch viel Wert drauf, weil ich keinen Bock darauf habe mein Leben lang das gleiche Album aufzunehmen. Aufgrund unserer musikalischen Einflüsse, die ziemlich mannigfaltig sind, passiert das auch einfach, ohne dass wir vorher grossartig darüber nachdenken.
MF: Ist es für euch ein Balance-Akt, den ihr mit «Superkiller» bestreitet, heisst zwischen verärgerten Fans der ersten Stunden und Neu-Fans, die Kadaverficker erst mit dem neuen Album entdeckt haben?
GM: Nun ja, es war uns von Anfang an bewusst, dass wir mit dem neuen Album bei dem einen oder anderen anecken würden, aber das ist ja auch unsere Philosophie. Einfach machen, nicht nachdenken und alles aus unserer kreativen Ader heraus fliessen lassen, ohne darauf zu schielen, was der eine oder andere vielleicht dazu sagen könnte.
MF: Was mich beim Anhören von «Superkiller» extrem beeindruckt hat, ist, wie genial ihr eure Instrumente beherrscht und du so unglaublich variabel singen kannst. Habt ihr diese musikalische Tatsache früher gekonnt unter dem Deckmantel des Grindcore versteckt?
GM: Natürlich lernt man immer neue Dinge dazu, aber im Grunde genommen beherrschen wir unsere Instrumente schon etwas länger, ha ha. Und wenn es um das Gesangliche geht, so beschreite ich damit kein wirklich neues Terrain, weil ich auch in der Vergangenheit immer wieder clean gesungen habe, wie zum Beispiel auf der Nave-Platte mit dem schlichten Titel «II». Und die ist immerhin schon aus dem Jahre 2005. Wie ich schon sagte, ich liebe Entwicklungen, neue Sphären und möchte mich nicht limitieren.
"...aber als grosser Fan von Rock Doppel Alben aus den 70ern, wollte auch ich einmal ein solches Werk veröffentlichen..."
MF: Die neue Scheibe umfasst sagenhafte 21 Songs und über 71 Minuten Spielzeit. Ist so ein langes Album noch zeitgemäss, da sich viele Leute ja nur noch für einige Augenblicke mit etwas beschäftigen wollen und dann muss schon das nächste Ding folgen?
GM: Wahrscheinlich ist ein solch langes Album nicht mehr zeitgemäss, aber als grosser Fan von Rock Doppel Alben aus den 70ern, wollte auch ich einmal ein solches Werk veröffentlichen. Und damit bin ich nicht alleine, weil alle in der Band genauso denken und man zum 30-jährigen Band-Jubiläum schon einmal etwas Besonders machen sollte. Zudem ist es ja eine gute Möglichkeit für den Zuhörer einmal zu entschleunigen und die eigene Aufmerksamkeits-Spanne zu trainieren, he he he…
MF: Ihr wart soeben auf der "40 Jahre Idiots Records Tour", zusammen mit Dr. Death, Phantoms Of Future und The Idiots. War diese Tour ein Erfolg, und was kann man in Sachen Live-Geschichten von Kadaverficker in naher Zukunft erwarten?
GM: Also erst einmal haben wir, glaube ich, alle die Nase voll davon durch die Weltgeschichte zu gondeln, weil das Ganze vorne herum immer ganz toll und spassig klingt, aber eben auch mit Strapazen verbunden ist. Jeden Tag Stress, wenig Schlaf, teils mieses Essen und kaum Ruhe zum herunter kommen. Versteh mich nicht falsch, das ist schon witzig, und es macht Freude die Leute Abend für Abend zu bespassen, aber nach zehn Tagen braucht man erst einmal wieder Ruhe. In naher Zukunft wird es also keine Tour geben…, vielleicht zum nächsten Album, aber wann das erscheint, steht noch absolut in den Sternen.
MF: Ihr feiert in diesem Jahr euer 30-jähriges Band-Jubiläum! Sind irgendwelche speziellen Releases oder sonstige Attraktionen geplant?
GM: Die grösste Attraktion wurde ja sozusagen mit «Superkiller» veröffentlicht. Ein Kadaverficker Doppel-Album…, und das ist, finde ich, schon etwas sehr Besonderes. Dazu gab es ja die eben erwähnte Tour, und das sollte dann doch schon Besonderheit genug sein, oder?
MF: Mit «Superkiller» habt ihr die Messlatte in atemberaubende Höhen befördert. Wieviel Druck lastet nun auf euren Schultern, um dieses Meisterwerk zu toppen?
GM: Wir verspüren dahingehend überhaupt keinen Druck. Warum? Weil wir eh immer das machen, worauf wir gerade Lust haben und nie unter Zugzwang stehen, uns selber oder jemand anderem irgendetwas zu beweisen. Einfach Musik schreiben die aus uns heraus fliesst und diese dann aufnehmen. Fertig. Da steht kein besonderes Rezept dahinter.
MF: Wird der Anteil an Grindcore in Zukunft, zu Gunsten von melodiösem Metal, immer kleiner?
GM: Das bleibt abzuwarten, denn wie ich schon sagte, wir machen einfach das, worauf wir Bock haben. Kann also sein, dass das nächste Album nur eine halbe Stunde dauert und voller Geschepper ist, ha ha ha. Das weiss ich aber jetzt noch nicht, das passiert einfach, ohne dass wir vorher einen grossen Plan verfolgen. Wenn die ersten Songs stehen, wissen wir meist wohin die Reise geht und dann wird das Konzept drumherum ausgearbeitet. Es bleibt also immer spannend für den Zuhörer.
"...weil ich Politiker per se alle Scheisse finde. Die sind eh nur an ihrem eigenen Wohl interessiert..."
MF: Wäre es nicht allmählich an der Zeit für dich, werter Goreminister, endlich in die Politik einzusteigen, denn mittlerweile ist ja die Kacke überall am Dampfen, und da wäre eine Persönlichkeit wie Goreminister weitaus mehr als nur eine billige Alternative für Deutschland?
GM: Ha ha ha, danke für das Kompliment und ja, ich würde gerne dazu beitragen, diverse Dinge besser zu machen, aber seien wir realistisch, das wird wohl nicht passieren. Ausserdem käme ich da gar nicht zurecht, weil ich Politiker per se alle Scheisse finde. Die sind eh nur an ihrem eigenen Wohl interessiert, gerade hier bei uns in Deutschland. Da würde ich nur stetig Hass verspüren, und dafür bin ich mir zu schade.
MF: Wie kommt man legal an das neue Album «Superkiller» und Merchandise ran, und wo gibt es die aktuellen News über Kadaverficker nachzulesen?
GM: Also am besten kommt man via Idiots Records an unseren Kram heran, und damit schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Heisst man kriegt unseren Kram und supportet gleichzeitig noch eine echte Dortmunder Underground Institution. Wenn man immer auf dem Laufenden bezüglich unserer neuesten Schandtaten sein möchte, dann sollte man uns definitiv auf Instagram und Facebook folgen. Da posten wir eigentlich immer alles Wissenswerte.
MF: Was möchtest du allen Kadaverficker Maniacs und denen, die es nach dem Lesen dieses Interviews zu 100% geworden sind, noch mit auf den weiteren Lebensweg geben?
GM: Eigentlich nicht viel, ausser dass die werten Leser sich nie verbiegen lassen sollen, sondern immer dem nacheifern was sie glücklich macht und vor allem auch versuchen, den Liebsten in ihrer Umgebung etwas Gutes zu tun. Stay safe, stay nekro and f*** the system!
Waren Kadaverficker bis anhin eher ein Geheimtipp für Nekrokore-Gourmets, so haben sie sich mit dem neuen Album «Superkiller» in eine andere Sphäre katapultiert! Wer wirklich ein sagenhaft abwechslungsreiches Album geniessen möchte, kommt im Jahr 2023 definitiv nicht an den Dortmundern vorbei und deshalb gilt: Kadaverficker Rulez!