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"...aber als wir hörten, dass Dolly sich diesem Track auch annehmen wollte, flog er bei uns raus..."
Karen Lynn Greening wurde in Ontario, Kanada, geboren und gilt absolut zu Recht als "die Metal Queen". Das liegt nicht nur an ihrem gleichnamigen Hit, der die Sängerin 1984 zum absoluten Shooting-Star werden liess. Auch wenn die Lady so ziemlich alle Höhen und Tiefen des Musikgeschäfts durchlebte, überzeugt die mittlerweile 61-jährige, bildhübsche Kanadierin mit ihren Stimmbändern. Lee Aaron, so ihr Künstlername, hat in den 42 Jahren ihrer musikalischen Karriere nichts von ihrem Stimm-Volumen und dem damit verbundenen Charisma und ihrer Persönlichkeit eingebüsst.
Mit dem neuesten Album «Tattoo Me» veröffentlicht die Sängerin nun ein Cover-Album, das sich sehen und hören lassen kann. Songs, die ihre Jugend geprägt haben, hat die "Metal Queen" mit ihrem ureigenen Gewand umhüllt. Dabei entstaubte Lee nicht die allergrössten Hits der jeweiligen Künstler, sondern hat die Nummern ausgesucht, die ihr am Herzen lagen. Zusammen mit ihr sprach ich über «Tattoo Me», einzelne Stationen ihrer Karriere und den seit langem fälligen Schweizer Auftritt, der am 8. November 2024 in Sarnen (OW) am "UrRock Festival" über die Bühne gehen wird.
Lee: Schön wieder mit dir zu sprechen, Martin. Wie geht es dir?
MF: Danke dir, alles bestens und in der Tat schön, dass wir uns wieder austauschen können. Wer hatte die Idee dazu, dass «Tattoo Me» ein Cover-Album wird?
Lee: Eigentlich alle in der Band (lacht). Wir sassen bei einem Abendessen zusammen, und ich kann dir nicht mehr sagen, wer zuerst mit der Idee ankam. "Wieso veröffentlichen wir nicht ein Cover-Album?" Wir überlegten, welches unser nächstes, spannendes Musik-Abenteuer werden könnte. Ich denke, ich bin an einem Punkt in meiner Karriere und meinem Leben angekommen…, es gibt so viele Scheiben von Lee Aaron, warum sollte ich nicht mal meine musikalischen Einflüsse auf einer Platte präsentieren? Die Idee fühlte sich aufregend und spannend an, so kam alles ins Rollen. Es gibt so viele unterschiedliche Künstler und Gruppen, die uns in unserer Jugend begleitet haben, und denen wollten wir unseren Dank aussprechen. So kam es zu «Tattoo Me» (grinst zufrieden).
"...Ich folgte meinem Herzen und nahm mir ältere Nummern vor, weil sie für mich etwas Verführerisches verkörperten..."
MF: Wie hast du die Lieder ausgewählt?
Lee: Es gab einige Künstler, bei denen ich zu 100 % wusste, dass ich sie covern wollte, wie Heart, Fleetwood Mac, Led Zeppelin, Nina Simone und natürlich Elton John. Ich wusste zu Beginn jedoch nicht genau, welches Stück ich konkret auswählen würde. Nur, dass es von diesen Bands oder Interpreten sein müsste. Ich liebe zum Beispiel alle Heart-Songs. Hier einen Song auszuwählen, war somit eine harte Arbeit (lacht). Als wir mit den Aufnahmen begannen, veröffentlichte Dolly Parton gerade ihr «Rock Star» Album (lacht). Wir wollten «Magic Man» aufnehmen, aber als wir hörten, dass Dolly sich diesem Track auch annehmen wollte, flog er bei uns raus, da es weitere Bands gab, bei denen ich mir vorstellen konnte, einen Track nachzuspielen.
Ich folgte meinem Herzen und nahm mir ältere Nummern vor, weil sie für mich etwas Verführerisches verkörperten.Das machte es mir etwas leichter. Auch wenn ich Heart als junges Mädchen nicht oft auf der Bühne sah, entpuppte sich «Even It Up» als eine Herzens-Angelegenheit. Als Band realisierten wir, dass wir nicht aufgehört haben, Fans zu sein, seit wir zwanzig waren. Noch heute entdecke ich neue Musik für mich, die ich liebe. Mein 18-jähriger Sohn hat mir Type O Negative ans Herz gelegt (lacht). Oh Gott, Pete Steele ist ein grossartiger Sänger, aber ich denke nicht, dass eine solche Nummer zu uns gepasst hätte (lacht). Wir versuchten, diesen Hit aus den Sechzigern ins 21. Jahrhundert zu transportieren.
MF: Gab es Lieder, die du gerne auf dem Album gehabt hättest…
Lee (grinsend): …wir versuchten «Little Red Corvette» von Prince aufzunehmen. Er ist eine Hochburg an Talent, und darum liebte ich ihn in den Achtzigern. Im Original gab es diesen Drum-Loop, der programmiert wurde. Es ist sehr einzigartig, wie es gespielt wurde, und wir versuchten dies umzusetzen, damit es dem Lied gerecht wird. Auch wenn ich dieses Stück liebe, war es am Ende besser, die Nummer nicht aufzunehmen (grinst). Wir versuchten viele Dinge, aber diesen einzigartigen Part bekamen wir nicht hin. Wir haben diesen Loop mit richtigen Drums aufgenommen oder mit Programmen kombiniert, doch nichts hat gepasst. Wir haben letztlich kapituliert und uns den Cover-Göttern gebeugt (lacht).
MF: «Tattoo Me» klingt wirklich sehr, sehr gut…
Lee: …oh, danke Martin, es freut mich, dass dir die Lieder gefallen. Wir bekommen immer wieder sehr nette Komplimente (grinst), und es scheint, dass unsere Versionen bei den Leuten gut ankommen. Wir haben uns nicht den Kopf zermartert, um alles perfekt zu machen. Es war anders, als wenn man sich Gedanken zu einem eigenen, neuen Album macht. Dieses Mal wollten wir Spass haben, wenn wir die Originale in unseren Versionen spielen.
MF: Das Wichtige für mich ist, dass alle Lieder nach Lee Aaron klingen…
Lee: …Martin, dann haben wir gute Arbeit geleistet (lacht). Viele Leute denken, es gibt nichts Einfacheres, als ein Cover-Album einzuspielen, aber das ist es definitiv nicht. Du darfst bei der Auswahl des Materials die Lieder nicht verunstalten. Ich versuchte Songs auszuwählen, die bis jetzt noch keiner oder zumindest nicht bis zum Erbrechen gecovert hat (grinst). So viele Interpreten haben Cover-Scheiben veröffentlicht sowie sich immer auf die grössten Hits der jeweiligen Bands fokussiert und teils sehr schräge Versionen aufgenommen. Für mich war es wichtig, dass ich einen persönlichen Bezug zu den Tracks herstelle. Alle in der Band sollten sich mit den Liedern identifizieren können. Als Sean (Kelly, Gitarre) oder John (Cody, Drums) die Songs eingespielt haben, sollte es für sie eine Erinnerung an ihre Jugend sein. Ich hoffe, dass sich das Material wie ein neues, eigenes Lee Aaron Album anhört (grinst).
"...Ich denke, dass ich eine gute, solide Rock-Sängerin bin..."
MF: Definitiv, ich bin der Meinung, dass Persönlichkeit sehr wichtig ist, und du hast es mit deiner Art und deiner grossartigen Stimme immer wieder geschafft, deine eigene Persönlichkeit wiederzugeben. Bei «Tattoo Me» darf man durchaus davon ausgehen, dass es eine neue Lee Aaron Scheibe ist und nicht ein belangloses Cover-Werk.
Lee: Oh, grossartig Martin (lautes Lachen), das freut mich zu hören. Lieben Dank! Es fällt mir schwer, mich selbst zu beurteilen und zu sagen, dass ich die weltbeste Sängerin bin. Mariah Carey oder Christina Aguilera bewegen sich da auf einem viel höheren Level, als ich es tue. Sie gehören zur Olympiade der Sänger und bewegen sich auf den Medaillen-Plätzen. Darum habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, ob ich zu den Besten gehöre. Ich denke, dass ich eine gute, solide Rock-Sängerin bin. Ich bin mir aber sicher, dass es wichtig ist, eine wiedererkennbare Stimme zu besitzen. Wenn du eine Scheibe der Rolling Stones auflegst, weisst du, da singt Mick Jagger (lacht). Er ist dabei definitiv nicht der beste Sänger der Welt (lautes Lachen), aber er gehört zu denen, die man aus tausenden heraus sofort erkennt. Legst du dir ein Album von Lee Aaron auf, dann hoffe ich, dass mich die Leute erkennen. Da hast du recht, das ist wirklich wichtig (grinst).
MF: Sind diese Künstler auch der Grund, wieso du Sängerin geworden bist?
Lee: Nicht alle von ihnen übten einen so grossen Einfluss auf mich aus (grinst). Als ich aufwuchs und ein junges Mädchen war, waren Ann Wilson und Robert Plant die besten Gesangs-Lehrer, die sich ein Mädchen in meinem Alter vorstellen konnte (lacht). Meine Unterrichts-Stunden bestanden daraus, dass ich die Nadel des Plattenspielers auf die Vinyl-Scheiben meiner Lieblings-Bands setzte..., erinnerst du dich, damals gab es diese transportablen Plattenspieler (lautes Lachen)? Ich habe die Songs von Heart und Led Zeppelin Alben immer und immer wieder nachgesungen. Fleetwood Mac waren auch wichtige Lehrer für mich. Viele dieser Platten waren damals sehr populär.
Trotzdem wagten Mädchen kaum den Weg auf die Bühne und wollten rocken. Ich schaute mich um und sagte zu mir: "Ich bin ein Mädchen, das wie die Mädels von Heart in einer Band singen will. Sie sind Teil dieser Gruppe und des Songwriting-Prozesses. Sie sind Musikerinnen." Dabei ging es nicht um Sexualität, was ein grosses Problem in den mittleren Achtzigern war. Viele Plattenfirmen dachten damals: "Oh, mit einem Mädchen in der Band kann ich mehr verkaufen!" Sie wollten, dass wir uns entsprechend anzogen und platzierten uns auf den Platten-Covern in knappen Kleidern, die wie Bikinis aussahen. Das war definitiv nicht das, was ich wollte. Mir war es wichtig, eine seriöse Musikerin zu sein und als solche anerkannt zu werden.
MF: Du besitzt noch immer diese unglaublich kraftvolle Stimme. Hattest du nie Probleme damit?
Lee: Nein..., als ich sehr jung war, hatte ich auf Tour keine Probleme mit meiner Stimme. Ab und zu war ich ein Hitzkopf und schützte meine Stimme nicht, sondern ging lieber über das Limit hinaus (lacht). Als ich anfing, mit In-Ears zu singen, dachte ich nur: "Oh schön, bisher konnte ich meine Stimme nie so gut hören" (lacht). Zum Glück hatte ich aber tatsächlich seltenProbleme. Ausser diesem einen Mal, als ich eine Infektion auf meinen Stimmbändern hatte und nur noch flüstern konnte. Ich ging zu einem Spezialisten, weil ich befürchtete, nie mehr singen zu können. Er schaute sich mit einer Kamera meine Stimmbänder an und meinte: "Oh, da hat sich eine Infektion ausgebreitet, aber wir können das beheben." Da ich am nächsten Tag eine Show hatte, wollte ich aber keine Medikamente schlucken, die ich über Tage einnehmen musste. So bekam ich Spritzen.
Mein Kopf war fixiert und der Arzt kam mit zwei 20 cm langen Nadeln, gefüllt mit Cortison, die er mir in den Nacken stach. Interessanterweise taten diese Spritzen nicht weh, als er sie in meine Stimmbänder stiess. Ich dachte nur: "What the hell is going on?!" (lacht). Der Arzt lächelte und sagte: "Keine Angst, das habe ich bestimmt schon 5'000 Mal gemacht." Tatsächlich schwollen meine Stimmbänder sehr schnell ab, und nach einer Woche war alles wieder in Ordnung (grinst). Heute achte ich auf meine Gesundheit, das basiert nicht auf einem ausgeklügelten Plan, sondern ich esse gesund, schlafe viel, trainiere meine Stimmbänder und lasse mich auf keinen verrückten Partys mehr blicken (lautes Lachen). Ich versuche mich fit zu halten, sprich fühle mich heute besser und glücklicher.
"...Viele Jahre hatte ich nicht die Möglichkeit zu erklären, was der Hintergrund dieses Liedes ist..."
MF: Wie hat es sich damals angefühlt, die "Metal Queen" zu sein? War dies eher ein Fluch oder ein Segen?
Lee: Ich bin Mitte der 90er-Jahre durch einen Teil meiner Karriere gegangen, als ich diesen Song nie mehr singen wollte (lacht). Weil ich dachte, dass er mich nicht korrekt wiedergibt und falsche Signale aussendet. Trotzdem war es sehr cool in den Achtzigern, als die "Metal Queen" bezeichnet zu werden. Aber in den Neunzigern änderte sich die komplette Musik-Szene durch den Grunge. Viele Leute, die ein Teil dieser 80er- Rock-Szene waren, sei es Classic Rock, Hair Metal oder wie immer du es nennen willst, standen am Abgrund ihrer Karriere. Von heute auf morgen und in ganz wenigen Minuten. Man bekam kein Radio-Airplay mehr, die Medien wendeten sich von uns ab, die Plattenfirmen verloren das Interesse und es war für uns alle eine sehr harter Abschnitt. Zu der Zeit war der Titel Metal Queen ein Fluch (lacht).
Lange Jahre hatte ich nicht die Möglichkeit zu erklären, was der Hintergrund dieses Liedes ist. «Metal Queen» handelt nämlich von der Qualität der Energie der weiblichen Kraft. Es ist ein feminines Statement. Als ältere Künstlerin (grinst) denke ich, dass die Leute heute dieses Lied in einem anderen Licht sehen, was mich sehr freut. Die Grundlage für «Metal Queen»…, das Stück wurde zu einer Zeit veröffentlicht, in der es kaum weibliche Rock-Bands gab, geschweige denn Sängerinnen oder Instrumentalistinnen. Von der Industrie wurden nur die männlichen Truppen gefördert. Es war fast unmöglich, dass man damals einer weiblichen Person im Musik-Geschäft mit Respekt gegenüber trat. Schaut man sich das Video an, geht es nicht darum, flach gelegt zu werden, eine Party zu schmeissen oder um Autos und Frauen. Es ist ein Song über die Power einer Frau, die sich behauptet.
MF: «Lee Aaron», das vierte Album von dir, war bedeutend melodischer als seine Vorgänger «Metal Queen» oder «Call Of The Wild“. War dies deine Entscheidung oder jene der Plattenfirma, welche zur damaligen Zeit viele Bands in eine melodischere, verkaufsträchtigere Richtung drückten?
Lee: Es war eine Kombination von beidem. Wir schrieben viele Lieder, und natürlich waren wir von den grossen Erfolgen von Bon Jovi beeinflusst. Wow, Keyboards, das klingt ja richtig gut (lacht). So schrieben wir «Powerline». Das Interessante ist, dass «Lee Aaron» härtere Songs beinhaltet. Wir unterschrieben in Europa einen Vertrag mit Virgin. Der Präsident dieser Firma war von «Only Human» begeistert und liebte diesen Song. Er war absolut davon überzeugt, dass dies ein Multi-Hit werden würde. Zu der Zeit vertrauten wir einem grossen Label-Chef (grinst). Wieso auch nicht, schliesslich leitete er eine der grössten Platten-Firmen in Europa.
Ich war mir sicher, dass «Only Human» als erstes Video zu veröffentlichen ein Fehler war, da wir einige härtere Tracks auf dem Album hatten. Dieser Song hätte als dritte Single mehr Sinn gemacht, aber wir hörten auf ihn (lacht) und hatten auch nicht die Energie, ihm zu widersprechen (lacht). Damals warfen Platten-Firmen all ihr Geld in eine Gruppe und finanzierten Platten-Produktionen wie Tourneen. Sie waren Investoren in eine Band und gaben über eine halbe Million Dollar aus. Sich da zu widersetzen, wäre nicht schlau gewesen (grinst). Ich mochte die Arbeit mit Peter Coleman, der damals unser Produzent war. Verstehe mich nicht falsch, er war wirklich fantastisch, auch wenn alle Lieder einen kommerziellen Anstrich hatten.
MF: Wie wichtig war die Zeit nach «Emotional Rain» für dich, als du begannst, mit Soul und Jazz zu experimentieren und dabei die Rock-Fans verwirrt hast?
Lee (lachend): Habe ich dich auch verwirrt, Martin?
MF (lachend): Ja, das hast du, zumindest ein klein wenig.
"...Diese Jahre in den Neunzigern waren sehr hart..."
Lee (lacht immer noch): Ich liebe meine Fans, aber ich habe sie nie diktieren lassen, was ich als Künstler tun sollte. Diese Jahre in den Neunzigern waren sehr hart. Ich hatte damals Probleme mit meinem Manager und meinem Anwalt. Das Geld, das man damals als Künstler verdiente…, ich will nicht über diese Zeit klagen und habe heute auch keine negativen Gefühle mehr dazu. 1996 oder 1997 wollte ich keine Alben mehr aufnehmen und verlor den Spass am Singen. Die ganze Industrie war zum Kotzen. Ich liebte Musik und es war grossartig, eine Künstlerin zu sein, aber das Musikgeschäft nahm mir den Wind aus den Segeln. Ich liebte Jazz und Blues, bin damit aufgewachsen und war in Theatern involviert, die mit dieser Musik verbunden waren.
Ein Freund von mir fragte mich, warum ich nicht Jazz und Blues singe. "Geh auf die Bühne und sing wieder!" Viele sehr gute Sänger taten dies vor mir ebenso. Das erschien mir wie eine Vereinbarung, um in kleinen Clubs im Underground wieder aufzutreten. So begann ich in einigen kleinen Orten rund um Vancouver, wo ich wohne, wieder zu singen. Über sechs Monate hinweg kamen immer mehr Leute zu meinen Shows und das Feedback war sehr positiv. Viele konnten nicht glauben, dass Lee Aaron Blues und Jazz singen konnte. So kam es zum ersten und dann zum zweiten Album. Diese Periode in meiner Karriere erweiterte mein musikalisches Spektrum, und ich trat aus der Welt des Rocks aus (lacht).
Es hat Spass gemacht, andere Dinge zu entdecken. Wie damals, als ich zum ersten Mal Howlin' Wolf, Chuck Berry oder Willie Dixon hörte. Diese Musiker haben die Rolling Stones und Led Zeppelin beeinflusst. Es war, als würde ich eine musikalische Bildung erhalten und in die Wurzeln des Rock'n'Roll eintauchen (grinst). Diese Zeit hat mir die Augen geöffnet. Wenn die Hard Rock Fans ihren Horizont erweitern und ein wenig tiefer graben (grinst), werden sie die Einflüsse ihrer Helden entdecken. Diese wurden wiederum von anderen beeinflusst, die aus den Fünfzigern stammen. Sister Rosetta Tharpe ist zum Beispiel die "Godmother of Rock'n'Roll!" Frag Nancy Wilson von Heart, sie wird es dir bestätigen. Rosetta ist unglaublich. So hat alles angefangen (grinst).
MF: Erinnerst du dich noch an den letzten Auftritt beim Sweden Rock Festival 2022?
Lee: Leider habe ich nicht viel vom Festival gesehen, sondern nur den Flughafen, das Hotel und die Bühne (lacht). Ich liebe es, beim "Sweden Rock" aufzutreten, aber wir mussten eine sehr verrückte Erfahrung machen (grinst). 2011 war das letzte Mal, als wir dort gespielt haben, und elf Jahre später hatte sich einiges verändert. Die ganze Technik war digital! In der Mitte unseres Sets, als wir eine unglaubliche Stimmung mit den Fans aufgebaut hatten, sah ich meinen Tontechniker, wie er die Arme verwarf, und plötzlich war es still auf der Bühne. Was war passiert? Das ganze Mischpult fuhr herunter und wollte sich neu starten. Das dauerte mindestens zehn Minuten. Das sind die Momente, in denen man sich ein analoges System zurück wünscht (lacht). Digital ist fantastisch, wenn es funktioniert (lacht). Die Fans waren auf jeden Fall unglaublich leidenschaftlich!
MF: Wichtig war, und das lag auch an dir, dass ihr zurückgekommen seid und weitergerockt habt, als hätte es diese Probleme nie gegeben…
Lee: …das lag auch an den Fans, die treu vor der Bühne ausgeharrt haben.
MF: Du kommst diesen November wieder in die Schweiz.
Lee: Oh Gott, da kann ich mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal bei euch war (lacht). Moment, das war doch dieses Jazz-Ding 2002. Das muss im Tessin gewesen sein. Es ist eine Weile her und für mich sehr aufregend, wieder bei euch spielen zu können. Wir feiern dieses Jahr "40 Jahre Metal Queen".
MF: Darauf freuen wir uns mit dir. Danke für das Gespräch und deine Zeit. Es war, wie immer, ein grosses Vergnügen, mit dir zu sprechen.
Lee: Es war grossartig, wieder mit dir zu sprechen, Martin, und hat, wie immer, grossen Spass gemacht. Kommst du zum "UrRock Festival"?
MF: Garantiert!
Lee: Dann musst du uns hinter der Bühne besuchen kommen und hallo sagen, unbedingt! Pass auf dich auf und bis bald.