Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
"...Das geht ganz schön von Motörhead weg..."
Nitrogods gehen mit ihrem neuesten Album «Valley Of The Gods» ins Rennen und machen genau dort weiter, wo das Trio mit den ersten vier Alben («Nitrogods», «Rats & Rumors», «Roadkill BBQ», «Rebel Dayz») seinen energiegeladenen Sound präsentierte. Trotzdem war dieses Mal eine Komponente anders oder mehr im Mittelpunkt als zuvor. Zumindest lässt uns dies Gitarrist Henny Wolter wissen, der zusammen mit Claus "Oimel" Larcher (Bass, Gesang) und Klaus Sperling (Schlagzeug) die Geschicke der Band lenkt. Auf «Valley Of The Gods» kommt es nun wieder zu dieser göttlichen Mixtur aus Punk, Rock'n'Roll, Metal und Rockabilly, wie sie nur eine Truppe aufs Parkett zimmern kann. Eine, die sich mehr und mehr aus dem selbst auferlegten Motörhead-Schatten herausarbeitet und schon längst zu einer der bodenständigsten Bands gehört, die das Musikbusiness zu bieten hat.
MF: Was war dieses Mal anders als bei den vorherigen Aufnahmen und beim Songschreiben?
Henny: Klaus drückte der Schuh, dass er keine GEMA-Gelder bekommt. Pro Album komponierte er bisher zwei Lieder. Er hat noch eine andere Band, in der er singt und Gitarre spielt. Klaus wollte beim Songwriting mehr eingebunden sein. Deshalb entschieden wir uns, dieses Mal alles zu dritt bei Oimel im Keller zu machen. Entgegen meiner Skepsis hatte das doch einen guten Effekt (grinst). Das Schreiben wurde befruchtet, und damit hatten wir alle drei nicht gerechnet. Es kam zwar immer wieder zu Auseinandersetzungen, aber letztendlich ist das notwendig, damit ein neues Werk einen bestimmten Weg einschlagen kann. Ab einem gewissen Moment gleitet einem alles aus der Hand, und ich bin jemand, der alles darin behalten will, das weisst du ja (lacht). Es gibt aber Momente, in denen man sich besser darauf einlässt, loszulassen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Das ist dieses Mal passiert (grinst), und bis jetzt sind die Resonanzen sehr positiv (lacht).
MF: Der sogenannte kreative Konflikt...
Henny: ...absolut (lachend). Das ist sicherlich ein Klischee, aber da muss was dran sein (lacht). Ich wurde schwer davon überzeugt.
"...Das ist mir zugegebenermassen nicht leichtgefallen..."
MF: Wie schwer war es für dich, die Fäden aus der Hand zu geben und mit dem eigenen Ego und dem der anderen umzugehen?
Henny: Für mich war das schwierig. Ich denke immer, dass ich den totalen Durchblick habe und weiss, wohin es langgeht. Wenn ich "hierhin" rufe, müssen alle folgen (grinst), aber das läuft mit den Jungs nicht so (lacht). Wir entschieden, dass die Band eine Kern-Demokratie leben muss. Seit wir mit der Truppe ins Rennen gegangen sind, haben wir uns darauf geeinigt. Jeder bekommt gleich viel Kohle und macht die gleichen Schulden, heisst alles wird durch drei geteilt. In letzter Konsequenz musst du auch zu dritt schreiben, wenn du das verkörpern willst. Das ist mir zugegebenermassen nicht leichtgefallen. Ich war das nicht immer gewohnt, auch aus Thunderhead-Zeiten nicht. Da brauchte es immer einen, der noch nüchtern war und sagte: "Nee, Moment mal, lass uns darüber nachdenken" (lacht). Klaus und Oimel sind klar im Kopf, da kann man schon Vertrauen haben (lacht).
MF: Für mich klingt das Album sehr kompakt...
Henny: ...das freut mich, denn das hört sich schon mal gut an. Das ist wichtig.
MF: Ich bin mir sicher, dass ihr euren eigenen Weg und den typischen Nitrogods-Sound gefunden habt.
Henny: Ja! Das geht ganz schön von Motörhead weg. Sie sind sicherlich noch immer zu gewissen Anteilen vorhanden, weil wir immer noch Fans der Truppe sind und sie eine Schnittmenge bei uns bilden. Aber wir haben nun doch unseren eigenen Sound gefunden, da hast du absolut recht. Teilweise ein bisschen kommerzieller oder sagen wir melodischer. Wir waren uns bei der Reihenfolge der Single-Veröffentlichungen und Videos nicht sicher, ob das richtig war, weil die Plattenfirma die kommerziellsten Nummern ausgesucht hat. Ob das eine gute Entscheidung ist, nachdem wir bisher immer dem Gott (Henny meint Lemmy) gehuldigt haben? Aber bisher waren die Reaktionen echt überraschend gut.
MF: Haben euch die ewigen Motörhead Vergleiche mit der Zeit nicht auch gestört?
Henny: Am Anfang haben wir es ehrlich gesagt darauf angelegt. Wir waren auch der Meinung, dass es keiner so gut kann wie wir (grinst). Das war auch ein gewisser Stolz, den man daraus schöpfen kann. Wenn man mit Motörhead-Coverbands spielt und alle am Ende sagen: "Oh, die andere Truppe mit ihren eigenen Liedern klang aber mehr nach Motörhead als wir als Motörhead-Coverband"… Wir haben seit fünf Jahren kein Studio-Album mehr veröffentlicht, da wir seit Corona gewisse Ladehemmungen hatten (grinst), das muss ich ehrlich zugeben. Bei uns hat dieser Virus keinen kreativen Flash ausgelöst, sondern eher eine Schocklähmung, weil wir gar nichts mehr machen konnten.
MF: Für diese Schocklähmung klingt das Album aber sehr frisch!
Henny: Ja ja! Jetzt sind wir auch wieder auf dem Damm (lacht). Während der Virus-Zeit waren wir am Rätseln, wohin die Reise gehen soll. Es fühlte sich wie eine Endstation an. Als es langsam wieder losging, wurden wir auch wieder warm, und Klausi gab uns den Arschtritt: "Dieses Mal werde ich bei jedem Song mitschreiben" (lacht). Das kann gut werden, was es schlussendlich auch wurde.
MF: Wie wichtig ist es dir, diese musikalische Vielfalt ausleben zu können? Von Punk über Rockabilly bis hin zu Metal ist alles vertreten.
Henny: Das stimmt! Das ist auch ein bisschen unser Markenzeichen geworden. Dazu muss ich erklären, dass immer, wenn es ein bisschen nach Rockabilly klingt, die Nummer von mir stammt. Wenn es punkig wird, dann kommt es von Oimel, und für den Metal ist Klaus zuständig. Die einzige wirkliche Schnittmenge, die wir drei haben, sind Motörhead. Du weisst ja, wie es damals war, als Punks, Hippies und Rocker gemeinsam zu Lemmy gelaufen sind. Das war das Event des Jahres! Sie haben all diese Musikstile verbunden. Man sieht das auch an diesen Crossover-Sounds, die sie mit den Jungs von den Stray Cats gemacht haben oder mit den Mädels von Girlschool. Das verbindet unheimlich viele Genres. Innerhalb dieses Rahmens kann man sich sehr gut bewegen und viele Song-Stilistiken aufgreifen, sodass es trotzdem noch glaubwürdig klingt. Dazu gehört auch eine Band wie Rose Tattoo. Das ist auch eine Schnittmenge, bei der wir uns drei einig sind. Damals war das auch eine Truppe, zu der alle gegangen sind. Damit kann ich leben – es ist etwas Besonderes, wenn es genreübergreifend ist.
"...Aktuell sind wir drei selbst überrascht, wie gut es klingt, weil es das repräsentiert, was wir sind..."
MF: Wie nah seid ihr am perfekten Nitrogods-Sound dran?
Henny: Aktuell sind wir drei selbst überrascht, wie gut es klingt, weil es das repräsentiert, was wir sind. Drei Stilistiken, die zusammenkommen und sich treffen. Viel repräsentativer wird es im Moment nicht (lacht). Wer weiss, was in zwei Jahren ist, wenn wir ein neues Album schreiben. Das wird man sehen. Aber es ist gut, wie es uns dieses Mal gelungen ist und dass es wie aus einem Guss klingt. Was du auch eingangs erwähnt hast.
MF: Ist die Musik zum unverkrampften Spass geworden, wenn du sie mit den Achtzigern vergleichst?
Henny: Gute Frage (überlegt)…, ehrlich gesagt, hatte ich eine harte Zeit damals mit COVID, als ich das erste Mal arbeiten gehen musste (lacht laut). Eine solch totale Flaute hatte ich noch nie, bei der gar nichts mehr ging. Ich war immer sehr flexibel und fand einen Ausweg. Gott sei Dank fand ich bei Freunden Arbeit, bei denen ich Gitarren reparieren konnte. Das mache ich bis heute noch. Es war ein Test für mich, meine Motivation (grinst) und den Spass an der Musik. Der Virus hat alles ein bisschen infrage gestellt. Ich war immer der Meinung, dass es mit dem professionellen Musikmachen klappt, aber da war der Ofen komplett aus. Es gab keinen Cent mehr zu verdienen. Nun ist der Spass wieder da. Es gibt noch andere Projekte, die mir Freude bereiten (grinst). Zum Beispiel spiele ich ganz gerne mit meinen alten Helden von Fargo, helfe aus und fühle mich sehr wohl. Der Spass muss da sein, sonst kannst du es lassen.
MF: Welcher Song beschreibt die Band auf dem neuen Album am besten?
Henny (überlegt): Hmm…
MF: …alle?
Henny: Nein, es gibt schon Kandidaten, bei denen ich das eher behaupten würde. Lieder wie zum Beispiel «Shinbone Kicker». Als ich das Demo den beiden anderen vorgespielt habe, sagten beide: "Der ist gut, der kommt auf die Platte." Da war noch kein Gesang zu hören, aber trotzdem wussten beide, dass der was taugt (grinst). Oder "Valley Of The Gods", den Klaus zusammen mit mir im Übungsraum geschrieben hat. Er hat sich ans Schlagzeug gesetzt, im Stil von Status Quo getrommelt und gesagt, was ich spielen soll. Der ist auch sehr cool geworden. Das ist auch typisch Nitrogods – ein Crossover aus Status Quo, Rose Tattoo und Motörhead. Genau unser Ding, das macht Freude, und darum ist er auch zum Titelsong gewählt worden.
MF: Was wollt ihr uns mit «Valley Of The Gods» mitteilen?
Henny: Das ist eine Fantasie von Oimel, der dabei die Szene von "From Dusk Till Dawn – The Titty Twister" im Kopf hatte. Diese Bar am Ende der Welt mit den Vampiren. Dahinter die Klippe, bei der all die Autos der Gefressenen liegen (lacht). Er steht auf Splatter und diesen Horror-Kram. Da konnten Klaus und ich mit dem Text, den er dazu geschrieben hat, auch konform gehen.
MF: Wie wichtig sind euch die Texte?
Henny: Die sind schon wichtig. Es scheint vielleicht so, als würden wir die Texte "hinrotzen", aber wir achten schon auf bestimmte Dinge. Wir mögen subtile Untermessages. Dabei wollen wir nichts anprangern oder sagen, dass dies und jenes in der Gesellschaft besser werden müsste. Man kann das auch zwischen den Zeilen ausdrücken. Darum geben wir uns, wie ich denke, immer sehr viel Mühe, um dies in diesen vermeintlich leichten Rock'n'Roll Sound einzubauen.
MF: Denkst du, dass die Fans die Texte noch durchlesen?
Henny: Nein, das glaube ich nicht. Das passiert schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Aber für uns selbst ist es ein gutes Gefühl, wenn man auf der Bühne steht und die Texte singt, weil man weiss, dass es nicht totaler Scheiss ist. Das sind nicht irgendwelche Wörter, die man random-mässig durchwürfelt. Ich habe gesehen, dass Leute solche Texte schreiben. Mit fünf aufgeklappten Covern von Iron Maiden und anderen Metal-Truppen entstehen dann zwei neue Texte. Das möchte ich definitiv nicht. Lieber etwas rüberbringen, das uns am Herzen liegt. Das haben wir auch dieses Mal wieder gemacht, und die Zeit dafür nimmt man sich auch gerne. Letztendlich fühlen wir uns auf der Bühne besser, wenn wir unsere Texte singen und wenigstens wir wissen, was damit gemeint ist. Vielleicht gibt es zwei bis drei Fans, die sich das anschauen, durchlesen und sich Gedanken dazu machen. Darüber freuen wir uns natürlich sehr. Aber ich verlange von niemandem, dass er sich sein Hirn zermartert und herausfinden muss, was wir uns dabei gedacht haben.
MF: Hört man sich das neue Album an, könntet ihr das komplette Werk auf der Bühne spielen. Ihr habt schon einige Alben veröffentlicht. Wie schwer wird es, eine Setliste zusammenzustellen?
Henny: Martin, das stimmt, und da hast du absolut recht. Das ist eine Herausforderung, vor der wir aktuell stehen. Wir haben noch zwei Probe-Wochenenden vor uns, und da werden wir uns mit dieser Problematik befassen (lacht). Wir sehen das genauso wie du, und tatsächlich könnten wir uns hinstellen und sagen: "Das sind die neuen Nitrogods und wir spielen das komplette neue Album." Mit diesen vierzehn Nummern reicht das auch für eine Headliner-Show. Aber auch Lieder wie «Lip Sync Stars» oder «Black Car Driving Man» gehören zu Nitrogods und werden sicherlich von den Fans gefordert. Wir werden uns auf ein Set einigen, bei dem man sowohl «Whiskey Wonderland», als auch unsere Live-Klassiker zu hören bekommt. Aber es wird definitiv eine tiefgreifende Set-Umstellung (lacht) geben müssen, das ist uns auch klar.
"...Das hat sich total gedreht und ist eine Riesenherausforderung für eine Band wie uns..."
MF: Du hast vorhin die Videos erwähnt. Heute ist es üblich, im Vorfeld der Veröffentlichung mindestens drei bis vier Videos zum neuen Album herauszubringen. Wie stehst du selbst dazu? Du kommst ja aus der gleichen Zeit wie ich, als zuerst das Album und vielleicht eine Vorab-Single veröffentlicht wurde. Heute hat sich alles gedreht.
Henny: Das hat sich total gedreht und ist eine Riesenherausforderung für eine Band wie uns. Wir sind das so nicht gewohnt, aber wir versuchen uns ein bisschen anzupassen und zwingen uns, dieses Social Media Game mitzuspielen. Das ist eigentlich nicht unser Spiel, wir stehen da nicht drauf. Aber wir werden es wohl oder übel mitspielen müssen. Wenn wir jemanden für uns interessieren wollen, dann sind diese Videos ein absolutes Muss. Begeistert sind wir alle nicht davon. Keiner von uns ist der geborene Influencer, der Bock hat, sich das ganze Wochenende hinzusetzen und mit den Kameras etwas aufzunehmen und der Welt zur Verfügung zu stellen.
Unsere Generation war eher "Let the music do the talking". Das ist heute nicht mehr so, aber wenn du heutzutage noch mitspielen willst, musst du mitmachen. Deshalb werden wir das auch tun. Die Plattenfirma würde uns für verrückt erklären, wenn wir keine Videos drehen würden (lacht). Wir machen das nicht mit Widerwillen und Zorn, sondern geben uns Mühe und lassen uns darauf ein. Wir haben aufwändig produziert, mit Sets und Schauspielern, und können nur hoffen, dass es den Leuten gefällt.
MF: Die Produktion des neuen Albums übernahm Alex Scotti. Wie wichtig war er für euch?
Henny: Ziemlich wichtig. Alex ist wieder am Start und hat Lust, etwas zu machen. Er ist sehr mit der Ausgrabung von Thunderhead beschäftigt, postet wie verrückt (grinst) und hat sich die ganzen alten Bänder bei mir zu Hause vom Dachboden geholt. Das war eine ganze Autoladung voll, und nun hat er diese Tapes alle digitalisiert. Im Rahmen dieser drei Scheiben hatte ich wieder viel Kontakt mit ihm. Deshalb habe ich ihn als Engineer und Produzent für unser neues Album vorgeschlagen. Die beiden anderen waren sich zunächst nicht ganz sicher und fragten, ob Alex denn jemals etwas anderes als Thunderhead gemacht habe (lacht). Ich spielte ihnen amerikanischen Country vor, den Alex produziert hat (lacht), und da waren die beiden so begeistert, dass sie ihn gleich freie Hand gaben. Da Alex Schlagzeuger ist, haben er und Klaus sich sofort sehr gut verstanden. Das Eis war gebrochen, und es war auch keine schwere Mission, die Nitrogods-Jungs davon zu überzeugen, dass Scotti ein guter Kutscher ist.
MF: Wie gross ist dein Beitrag bei den Neuaufnahmen der Thunderhead Scheiben?
Henny: Ehrlich gesagt, bin ich da eher passiv dabei. Ich sehe aber mit Freude, was Alex macht. Sollte eines Tages ein Sänger des Weges kommen, der in der Lage ist, diese Tracks zu singen, so wie es Ted Bullet getan hat, was kein schwaches Profil ist (grinst), wäre ich am Start. Ole (Hempelmann, Bass) sicher auch. Jetzt staune ich, was Alex remastered und remixt, und warte die Reaktionen ab.
"...Das war schon eine gute Band, die Substanz hatte..."
MF: Ich auch, insbesondere, weil Thunderhead noch immer zu meinen Lieblingsbands gehören!
Henny: Das war schon eine gute Band, die Substanz hatte. Leider ist sie nie so ins Bewusstsein der Leute vorgedrungen, dass man bei ihnen im Gedächtnis geblieben ist. Wir segelten immer ein bisschen unter dem Radar und krachten dann Mitte der Neunziger in die Grunge-Szene hinein. Ich bin gespannt, wie die Reaktionen auf die Wiederveröffentlichungen der ersten drei Platten sein werden. Alex arbeitet mit Hochdruck daran und hat noch eine offene Rechnung mit Tony Platt. Er hat «Busted At The Border» aufgenommen und gemixt. Alex ist mit ihm während der Produktion so heftig aneinander geraten, dass Tony gesagt hat: "Alex verlässt jetzt das Studio." Mit einer sehr komischen Stimmung haben wir das Album dann beendet. Keiner war zufrieden mit dem Mix. Darum ist es Alex ein Anliegen, die «Busted At The Border» nochmals komplett zu remixen. Das wird definitiv gut klingen.
MF: Ich habe Alex schon ein Interview versprochen, wenn die Alben erscheinen…
Henny: …Martin, das ist super, weil er wie ein Berserker seit einem halben Jahr allen Leuten in den Hintern tritt, damit er endlich das Album digitalisieren kann. Er brennt für die Sache. Darum hoffe ich, dass sein Input auch honoriert wird.
MF: Wie wichtig war die Band Donnerkopf als Überbrückung zwischen Thunderhead und Nitrogods?
Henny: Das war aus der Not heraus geboren. Ted Bullet war weg, und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Bevor ich den grossen Amerikaner mime, singe ich lieber auf Deutsch. Da war ich wahrscheinlich ein bisschen zu früh dran, weil die Leute das nicht hören wollten. Darum ging die Truppe auch sang- und klanglos unter. Trotzdem sprechen mich noch heute viele Leute darauf an, dass ich die Band hätte weiterführen sollen. Aber so mau wie damals die Reaktionen waren, auch bei den Plattenfirmen, gab es wenig Anlass, sie weiterzuführen. Donnerkopf wurden zu einem Kult-Ding, das nur wenige kennen oder gesehen haben. Später gab es diese neue deutsche Härte.
Da hätte das gut reingepasst, aber da war ich zehn Jahre zu früh am Start (lautes Lachen). Ehrlich gesagt, war das nicht so schlimm, da mir Nitrogods besser gefallen. Auch, weil wir eine gute Live-Band sind. Das ist mir wichtig. Thunderhead waren das auch. Es ist wichtig, dass die Band-Chemie funktioniert, da ich kein Einzelkämpfer bin. Das ist auch ein Grund, warum das Donnerkopf-Ding nicht gefunkt hat. Obwohl ich gerne sage, wohin die Reise geht, bin ich trotzdem lieber in einem Team aktiv, mit anderen Charakteren an meiner Seite. Ich bin nicht wild darauf, immer im Mittelpunkt zu stehen, sondern bin ein guter Sidekick (grinst). Ich habe mehr Erfahrung darin, andere gut aussehen zu lassen (lacht). Sagen wir es mal so: Wenn andere übers Wasser gehen, bin ich der, der sie über Wasser hält (grinst).
MF: Vielen herzlichen Dank für das Interview und deine Zeit…
Henny: …ich danke dir, Martin. Es fühlte sich an, wie mit einem alten Kumpel nach langer Zeit wieder zu quatschen. Darum sage ich dir dasselbe.