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"...Bei Robse kann mich keiner mehr raus schmeissen. Das macht nämlich keinen Sinn..."
Eine neue Ära beginnt: Robert-Martin Dahn, den meisten besser bekannt als ROBSE, kehrt mit epischer Power und einem eigenen Album zurück. Der langjährige Frontmann sowie Party-Garant der Epic Metaller Equilibrium meldet sich nach der Trennung mit seiner eigenen Band und einem wahrhaft gewaltigen Feuerwerk an Energie und bombastischen Songs zurück.
Hinter dem Brandenburger Hünen verbirgt sich nicht nur seine gleichnamige Band, sondern auch eine gewaltige Vision. Diese lassen Robse im August 2024 mit dem Debüt-Album «Harlekin & Krieger» auf die Menschheit los. Robse nutzt die Zeit aber bis dahin sinnvoll aus: mit Bierchen und Interviews! Eines davon durfte ich mit dem sympathischen Frontmann abhalten. Lest selbst…
MF: Hey Robse, wie geht es dir?
Robse: Mir geht es tatsächlich sehr gut, danke! Kannst du mich verstehen? Ich bin, was Technik angeht, nämlich eine ziemliche Vollbirne (lacht).
"...Der eine wollte sich total weiter entwickeln und der andere wollte ganz oldschoolig weiter machen – und der Oldschool-Typ war eben ich..."
MF: Tip top danke! Bevor wir zu deiner aktuellen Arbeit kommen, möchte ich noch kurz in die Vergangenheit reisen. Dein Ausstieg bei Equilibrium wurde, für mich als Fan, stets zu schwammig kommentiert. Was hat damals bei euch nicht mehr gepasst?
Robse: Dazu muss ich erst einmal sagen, dass ich nicht freiwillig gegangen bin. Das ist so eine Frage, die ich eigentlich immer vermeiden wollte. Mit meinen ehemaligen Jungs war vereinbart, dass wir das nicht durchkauen wollen, aber da die Frage immer wieder kommen wird, muss ich an der Stelle zugeben, dass dies wirklich schlecht an die Fans kommuniziert wurde, was ich sehr traurig finde.
Ich habe mir deshalb eine kurze und schmerzlose Antwort überlegt und zwar: der eine wollte sich total weiter entwickeln und der andere wollte ganz oldschoolig weiter machen – und der Oldschool-Typ war eben ich. Deshalb klingt das Robse-Zeug eben wie es klingt, und das Equilibrium-Zeug klingt eben auch wie es klingt.
MF: Damit hast du mir meinen Verdacht bestätigt.
Robse: Weisst du, diese Antwort tut jetzt meinen ehemaligen Band-Kumpels auch nicht weh, aber ich habe auch gelernt, dass man damit ganz schön in die Scheisse treten kann, wenn man etwas Negatives sagt. Ich finde es immer gut, wenn das alles irgendwie cool ist und keiner dem anderen auf den Sack geht. Jetzt hast du zum allerersten Mal die Antwort zu diesem Thema gekriegt.
MF: Danke für deine Offenheit. Was ist denn zwischenzeitlich bei dir passiert? Hast du Angebote von Bands erhalten oder mit einem bestimmten Band-Einstieg geliebäugelt?
Robse: Ähm…, ich glaube, da kamen gar keine Anfragen. Ich habe ja auch, von der Minute als klar war, dass die ganze Kiste bergab geht, schon viele Ideen und Projekte im Kopf gehabt, die ich aus Zeitmangel nie in Angriff nehmen konnte. Es kam dann eigentlich über Nacht. Das Ende war sehr bitter und tat verdammt weh, aber ich beschloss jetzt anzugreifen und zu schauen, was daraus wird. Ich kenne glücklicherweise die ganze Welt, sozusagen, kenne viele Musiker und Freunde, sprich das bedeutete für mich eigentlich nur eine SMS zu schreiben, und das Ding war geritzt.
Ich bin ja schon im Februar 2022 bereits inoffiziell raus gewesen, habe aber noch darum gebeten, die anstehenden Shows spielen zu können, denn das wäre völlig bescheuert gewesen. Ich bin kein bockiges Kind! Wenn eine Beziehung auseinander geht, dann geht sie eben auseinander, ob ich dies nun verstehe oder nicht. Wir haben die paar Shows noch gespielt, aber parallel dazu haben mein alter Kumpel Marius (Berendsen) und ich uns Ideen hin- und hergeschickt.
Ich habe etwas auf WhatsApp gepfiffen und er hat daraus einen Song gemacht. So ging das ständig hin und her. Für mich war sofort klar, dass ich jetzt weiter machen muss, denn wenn ich anfange Urlaub zu machen, dann bleibe ich plötzlich mit meinem Bier am Gartenteich hängen und mache überhaupt nichts mehr. Entschuldigung übrigens, dass ich hier trinke… (prostet mir mit einem Bier zu und grinst).
MF: Prost! Mittlerweile ist nun klar – ROBSE sind da! Ich musste erst über den Namen etwas schmunzeln und habe mich gefragt, ob du zu Beginn auch an einem "bösen Bandnamen" herum studiert hast? Wie kam Robse denn zustande?
Robse: Ich hole erstmal etwas weiter aus. Als ich mit der Musik begann, habe ich solche Sachen gemacht wie Knorkator. Das ist schon über zwanzig Jahre her, und die Band hiess Viva la Sitte. Wir hatten das erfolgreiche Album «Tatort Toilette», das muss ich unbedingt nochmals neu aufnehmen, denn ich finde es total stark. Ich wollte so etwas wieder mal machen und habe aus Jux "Robse und die Bierbrigade" erfunden. Das sollte erstmal noch keine Band sein, denn ich habe nur T-Shirts gemacht, mit dem Hintergedanken, den Erlös an Tierheime zu spenden.
Dann wuchs doch der Gedanke an eine Band, und ich habe mir ein schönes Logo zeichnen lassen und dazu einen geilen Rücken-Spruch ausgedacht. Da steht drauf: "Ich bin zu betrunken um zu ficken, aber nicht betrunken genug, um weiter zu saufen!". Damit das Ganze nicht so schmierig ist, habe ich es auf Englisch gemacht (lacht)…, damit die Kinder keinen Schreck kriegen.
Von da her hatte ich also dieses Robse-Logo schon. Ich bin eigentlich so ein Typ, ein echter Kumpeltyp. Hauptsache den anderen gehts gut, der Rest ist mir scheissegal. Aber bei der Nummer habe ich mir gedacht, alle reden davon, Robse ist bei Equilibrium raus, dann nenne ich meine Band doch einfach ROBSE. Im Grunde genommen bin ich sowas wie die ostdeutsche Madonna (Gelächter).
MF: Klingt super…
Robse: Das war so der Gedanke dahinter und bis jetzt hat sich noch keiner beschwert. Es bleibt wohl so…! Toll ist auch, dass ich jetzt machen kann, was ich will. Bei meinem Logo zum Beispiel, ganz oben ist der Seestern drin, dann der Anker sowieso, das ganze Maritime und ganz unten ein versteinerter Seeigel. Dann natürlich der Hopfen und die Trinkhörner. Bierchen und Trinkhörner gehören einfach zum Robse, und deshalb habe ich es gemacht.
MF: Dann hat dir hierbei auch keiner reingeredet?
Robse: Nein! Glücklicherweise nicht. Das ist auch das Schöne bei der Band. Da kann mich keiner raus schmeissen. Das macht nämlich keinen Sinn (grinst).
MF: Wenn wir schon bei der Band sind: wie hast du die Musiker für dein Projekt aufgetrieben?
Robse: Ähm…, ich wurde 2016 von Marius Berendsen angeschrieben. Er hatte damals so ein Ein-Mann-Projekt, Malleus Maleficarum, so eine Black Metal Nummer, alles in Eigenregie geschrieben. Er hat mich angeschrieben und sehr lieb gefragt, sogar gesiezt hat er mich in der Nachricht (grinst), ob ich für ihn eine Nummer einsingen könnte. Er hat mich gefragt, was eine Nummer kostet, und ich habe ihm dann gesagt, dass Rock'n'Roll erst einmal kostenlos sei, wenn das Material geil ist. Dann hat er mir den Song geschickt, später mehrere und ich: "Ey Alter, sag mal, kann ich nicht mehr Songs einsingen?". Dann sind wir so ins Quatschen gekommen, haben uns schliesslich in Nordrhein-Westfalen getroffen und ich habe bei ihm das halbe Album eingesungen.
So wurde ich schliesslich auch der Sänger dieser Band und von da kannte ich schon mal den Schlagzeuger Marius und auch Dennis Baron, denn der hat da Gitarre gespielt. Damals sahen wir noch ganz übel aus mit Blut und Farbe auf dem Kopf und so (schüttelt den Kopf). Wir haben schönen melodischen Black Metal gespielt, aber diese Black Metal Nummer hat mir keiner abgekauft. Der zweite Gitarrist (Oliver Hey) spielt noch in der Band Final Depravity und Dennis hat sogar einmal bei Sodom gespielt, respektive sein Vater war schon Feuerwerker bei Sodom. Also, alles rundum geile Typen! Einer ist In Flames Fan, der Dennis mag Thrash Metal, der Marius Black Metal und ich mag von Death Metal bis Humppa Metal eigentlich alles. Alles scheissegal, ich mag auch A-ha (lacht). Und ja, irgendwie entstand so die Band und gut. Die Jungs sagten mir, sie hätten noch einen geilen Bassisten und der wohne gleich um die Ecke. Das fand ich gut.
Ich sagte ihnen, dass wir die Band gerade in Westfalen machen, damit sie schön proben können und ich sitze an meinem Teich, trinke mein Bierchen und alles ist gut (lacht). Dann haben wir uns schliesslich zum Fotoshooting getroffen und unser Bassist, der Marco, hatte seine Freundin Alina mit. Nebenbei habe ich mitgekriegt, dass die Alina Keyboard spielt, einen YouTube-Kanal und schon für Disney Germany gesungen hat.
Dann habe ich kurzerhand entschieden, aus fünf dicken Leuten, einen dicken Fünfer mit einem Mädel zu machen. Direkt beim Fotoshooting, die Alina mit raufgenommen und zack, war sie dabei. Beim österreichischen Festival «Area 53» wird sie erstmals mit uns auf der Bühne stehen. Da freue ich mich sehr drauf.
MF: Das kann ich mir gut vorstellen. Das ist gerade eine gute Überleitung zu deiner neuen Platte «Harlekin & Krieger», die am 16. August 2024 erscheint. Leider kenne ich daraus erst den Titelsong und «Hey Sturm», die beiden Songs, die bereits ausgekoppelt wurden. Was kannst du mir über die Platte erzählen?
Robse: Also, ich finde das Album ziemlich geil! Ich bin ja ansonsten eher selbstkritisch, aber in diesem Fall, ohne auf die Kacke zu hauen, das Ding ist richtig geil, weil wir so viele Einflüsse haben. Wir haben immerhin fünf oder sogar sechs Songschreiber in der Band. Ich selber kann nicht viel. Hier steht zwar eine coole Gitarre rum, aber die bringt nicht viel. Ich habe aber Melodien im Kopf und die pfeife ich dann immer ins Mikrofon rein. Die Platte ist einfach sehr wuchtig.
Sie ist ernst, ziemlich gesellschaftskritisch und doch auch ziemlich lustig. Es ist wirklich so ein kleines Robse-Baby. Der Titel «Harlekin & Krieger» beschreibt eigentlich nur mich. Ich reisse ständig Witze, auch mit 44 Jahren kriege ich das nicht aus dem Kopf und mache ständig Scheisse. Aber wenn es drauf ankommt, wenn ich auf der Bühne stehe, dann muss ich eben wieder den Krieger raushängen lassen. Trotzdem ist es mir wichtig, nie das innere Kind zu vernachlässigen oder gar zu verlieren. Das ist eigentlich das ganze Konzept. Die Mischung zwischen witzigem und kriegerischem. Ansonsten ist es einfach geil!
MF: Man erlebt dich grösstenteils als Frohnatur und lustigen Kerl. Schlägt sich diese Tatsache auch in deinen Songs nieder, obgleich die Musik nicht so lustig ist?
Robse: Es gibt tatsächlich einen Saufsong! Ich habe mich anfangs ein wenig dagegen gesträubt, schon wieder ein Bierlied zu machen. Ein Kumpel von mir meinte aber nur trocken, wenn einer ein Sauflied machen könnte, dann wohl der Typ aus dem «Wirtshaus Gaudi» Video. Das fand ich ein gutes Argument, aber die Bedingung war, dass der Song richtig geil sein muss. Es muss alles toppen, und so ist es «Von der Schenke zur Taverne» geworden. Ansonsten ist nicht extrem viel Quatsch auf der Platte, aber du kannst dir danach alles in aller Ruhe anhören. Du hörst teilweise wirklich In Flames heraus oder Songs, die in Richtung Cradle Of Filth oder Tristania gehen. In meiner Stimme habe ich immer noch diesen Equilibrium und Death Metal Growl drin. Dennoch haben wir auch fröhliche Sachen! Wir haben sogar eine kleine Taube untergebracht..., «Die kleine weisse Friedenstaube»…
MF: Das schreit förmlich nach dir! Ich habe neulich in einem Live-Video aufgeschnappt, dass du unbedingt einen Song über die ehemalige DDR-Kinder-Fernsehfigur "Pittiplatsch" machen wolltest. Wie passt das ins Konzept?
Robse: Ja, das wollte ich wirklich. Aus diesem Song ist nun «Amenthes» geworden. Pittiplatsch war von allen DDR-Kindern das Idol. Der kleine Kobold macht mit Schnatti und Moppi immer irgendwelchen Blödsinn. Das sind so kleine Handpuppen, eigentlich totaler Schwachsinn und ich dachte mir, wenn ich jetzt als Robse schon machen kann, was ich will, dann kriegt Pitti auf jeden Fall einen schönen Song. Das wäre mit Sicherheit noch so ein lustiger Song geworden und ich wollte auf Nummer sicher gehen, denn dieses Lied hätte nur mit originalen Soundsamples von Pitti funktioniert.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg und Potsdam hatte es schlussendlich nach zwei Tagen Diskussion abgelehnt. Die Nachverwalter der Erben waren der Meinung, dass Pitti nur für Kinder sein soll und nicht für Heavy Metaller. Also sass ich im Studio und musste etwas anderes machen, was schlussendlich nicht schlimm war, denn der Song ist jetzt ein bisschen ägyptisch angehaucht, aber eigentlich geht es nur um das Leben und den Tod. Es zeigt gnadenlos auf, egal wer du bist oder was du bist, wenn du tot bist, bist du tot. Das letzte Hemd hat keine Taschen! Mein Onkel Jürgen hat einmal gesagt: "Niemand ist etwas Besonderes, denn am Arsch riechen alle nach Kacke!".
Letzten Endes ist nun eine krasse Death Metal Walze daraus geworden, aber dennoch will ich auf der nächsten Platte diesen «Pittiplatsch» Song irgendwie noch realisieren. Ich habe nämlich im Nachhinein jemanden kennen gelernt, der die Stimme von Pittiplatsch 1:1 nachmachen kann. Jetzt habe ich diesen ägyptisch angehauchten Song «Amenthes» und kann diesen «Pittiplatsch» Song doch noch machen, ohne auf den Sack zu kriegen. Das ist natürlich schön!
MF: Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du schon Ideen für ein zweites Album.
Robse: Ja! Wir hatten tatsächlich das Luxusproblem, dass wir nicht alle Songs auf die Platte nehmen konnten. Wir haben innerhalb von drei Monaten so unglaublich krass komponiert, jeder so für sich und wir haben es einander zugeschickt und zu den meisten hatte ich auch sofort eine Textidee. Wir haben nun noch sechs Lieder, wobei zwei bis drei sind meiner Meinung nach eher Album-Füller, die wir noch ausfeilen können. Meine Bedingung war nämlich, dass alle Songs live tauglich sind.
Jeder Song muss ballern, die Leute dürfen nicht zur Ruhe kommen und langweilig geht gar nicht! Es gibt tatsächlich schon sehr viele Ideen. Wenn man so voll drin ist, dann sprudelt es wie von alleine. Bei Equilibrium durfte ich nicht einmal Texte schreiben. Ich habe die Texte vorgelegt, erst im Studio bekommen. Jetzt konnte ich mich richtig darauf vorbereiten. Ich habe geschrieben, ich konnte alles proben, konnte hören, wie es klingt, habe manches im Studio nochmals geändert.
Ich war dafür beim Gitarristen von Equilibrium, dem Dom (R. Cray), wir sind schon jahrelang befreundet. Er ist früher meine doppelte Stimme gewesen auf den Equi-Alben und das haben wir diesmal wieder so gemacht. Das war total cool. Der Entstehungs-Prozess war super, und ich freue mich jetzt schon, vor dem Release des ersten Albums, aufs zweite (lacht).
MF: Dann hast du etwas richtig gemacht! Beim "Ragnarök", im April diesen Jahres, durftest du erstmals Material von dir live spielen. Wie hat es das Publikum deiner Meinung nach aufgenommen?
Robse: Phoa! Es konnte ja wirklich alles passieren - von Reinfall bis Mega-Party. Es wurde tatsächlich die Mega-Party! Beim "Ragnarök" stehen ja zwei Bühnen. Während die eine bespielt wird, machen sie die andere fertig. Als bei uns dann der Vorhang herunter ging, waren sie alle da. All die Equilibrium Fans waren da. Wir hätten vermutlich auch rappen oder Techno machen können, es war der totale Abriss. Niemand kannte die Songs. Nicht einmal der Veranstalter kannte die Songs. Ein halbes Jahr zuvor wurde ich von "Wacken" gebucht, da gab es noch nicht einmal die erste Single.
Es war eine Mega-Party, denn die Songs sind wirkliche Live-Brecher. Wir haben alle gut geschwitzt, es war ein wirklich schönes Ding. Meine Band war ultra-aufgeregt, weil sie Auftritte von dieser Dimension noch nicht kannten. Ich war ja mit Equilibrium wirklich auf der ganzen Welt…, Jamaika, Kolumbien, Mexiko, wirklich überall. Für mich war es wieder ein "Nachhause kommen", und ich habe gesehen, dass die Scheisse auch hier funktioniert. Die Band war total zufrieden, ein Stein ist allen vom Herzen gefallen, alle wurden super aufgenommen. An dem Tag habe ich zudem erfahren, dass mein Bassist, der Marco, zum allerersten Mal auf einer Bühne stand.
Das wusste ich bis dato nicht, denn er hat getanzt, ist herum gesprungen, hat Party gemacht. Er ist ein begnadeter Gitarrist und Sänger, jedoch noch nie auf einer Bühne gestanden. Als ich vor vielen Jahren das erste Mal auf der Bühne gestanden habe, habe ich mir in die Hose geschissen (lacht). Der ging tanzend auf die Bühne und tanzend wieder runter. Total stark! In der Band sind alles ganz liebe Menschen. Kein Streit, kein Neid, das ist das Schöne! Im Grunde gibt es auch keinen Chef.
Jeder kann alles, keiner kriegt mehr, keiner kriegt weniger. Wir sind einfach eine Band, die zwar Robse heisst… (überlegt und schmunzelt)… gut, so tolle Sachen wie Interviews dürfen die anderen natürlich nicht machen (lacht). Die müssen proben, was sie in diesem Moment gerade tun. Nein, es ist wirklich geil. So richtig Familie, wie ich das immer haben wollte. Einfach auf die Bühne gehen und Heavy Metal machen.
MF: Spass haben bei dem, was man macht.
Robse: Genau!
"...Ich wollte es beim Label eigentlich so haben, wie mit meiner Band – klein und gemütlich..."
MF: Du warst jahrelang bei Nuclear Blast, jetzt hast du bei Reaper Entertainment unterschrieben. Hat dir das "Vitamin B" dabei nicht geholfen oder wolltest du das gar nicht?
Robse: Grundsätzlich wäre es gar kein Problem gewesen, bei (Nuclear) Blast oder auch einem anderen Label wie Napalm (Records) unterzukommen. Ich dachte aber wirklich, schliesslich bin ich noch Anfänger, zwar kein absoluter Newcomer, aber in so einer Garde von tausend hochkarätigen Bands, das passt nicht. Ich wollte es beim Label eigentlich so haben, wie mit meiner Band – klein und gemütlich!
Ich kannte bereits den Flori (Florian) Milz, weil er damals bei Nuclear Blast gearbeitet hatte und für Equilibrium zuständig war. Von Reaper (Entertainment) wusste ich, die haben Tankard und andere coole Bands wie den ehemaligen Keyboarder von Children Of Bodom oder den Petri (Lindroos) von Ensiferum. Ich habe gar nicht gross gesucht, sondern den Flori angeschrieben, dass ich jetzt etwas Neues mache und gefragt, ob er Bock darauf hätte. Er hat zurück gerufen, und das wars dann.
Ich kannte noch nicht einmal die Konditionen, aber sagte zu ihm, dass wir das jetzt zusammen machen. Ich sagte ihm, dass ich ein Album heraus bringen möchte und wenn möglich, noch eine schöne Schallplatte. Den Rest überliess ich ihm. Es ging alles ganz schnell - über Nacht sozusagen. Ich sah es als meine letzte Chance weiter zu machen, denn die Türen stehen jetzt noch offen und die Fans sind ja alle auch noch da draussen. Mit Equilibrium war das ja immer eine affengeile Party.
Egal wo wir hingekommen sind, Österreich, Schweiz, Europa, es war immer der totale Abriss. Da habe ich mir gedacht, dass es echt bescheuert wäre, jetzt alle hängen zu lassen, wegen so einem lieblosen Rauswurf von mir. Und ja, Equi haben genau seit einem Jahr einen neuen Sänger und bei mir ist die neue Scheibe schon bald draussen. Es ging wirklich sehr, sehr schnell. Cool! Das Tempo möchte ich gerade beibehalten, solange ich noch kann. Wir werden alle auch nicht jünger (Gelächter)!
MF: Ich durfte über die Jahre auch ein paar Mal teil eurer affengeilen Party sein. Im legendären Z7 in…
Robse: Ou ja, das Z7, da muss ich unbedingt hin, unbedingt! Das sage ich dir jetzt ganz ohne zu schleimen. Das Z7 ist einer der geilsten Klubs, die ich kenne, in Europa. Die Leute sind geil, die ganze Crew ist geil, und wir haben da sicher elf oder zwölf Mal gespielt. Ich werde das Ganze (Touren) nicht so überstrapazieren, wie damals mit Equilibrium. Ich habe neben der Musik einen stinknormalen Job aus dem ganz einfachen Grund, dass ich kreditwürdig sein möchte.
Wir haben genau gesehen, was mit uns Musikern passiert, wenn so etwas wie Corona kommt. Ich will auch mehr für die Familie da sein. Ein paar schöne Festivals sind ganz ok, aber das halbe Leben im Tour-Bus verbringen, das mag ich nicht mehr. Grosse Tourneen sind zwar schön für die Fans, aber ich will auch meine Musiker nicht dermassen abnutzen. Die haben auch alle geile Jobs, und wir waren uns schnell einig, dass wir bloss die Arbeit nicht vernachlässigen wollen. Wir schauen einfach was geht und was nicht. Wir gehen das wirklich sehr entspannt an.
MF: Cool! Das spricht für euch.
Robse: Genau! Wir wollen uns da wirklich nicht unter Druck setzen. Am Ende ist es vermutlich auch das Geheim-Rezept, dass es untereinander in der Band cool bleibt. Wenn du nur noch Business hast, dann fehlt irgendwann der Spass. Jedenfalls ist es bei mir so. Ich muss rumblödeln und zwischen den Songs immer etwas Bescheuertes erzählen (grinst). Das macht mir einfach Spass!
MF: Ich wäre soweit mit den Fragen durch. Gibt es noch etwas von deiner Seite, das du den Fans mitteilen möchtest?
Robse: Weiss ich gar nicht. Was sagt man denn da? Nachträglich frohe Ostern, vorträglich schöne Weihnachten (lacht). Ich hoffe, ihr lieben Leute da draussen, dass Euch das Album gefällt. Ich gehe davon aus, dass Ihr nicht enttäuscht sein werdet, denn «Harlekin & Krieger» ist echt eine schöne Nummer geworden. Oliver, es war mir eine Ehre. Schön wars!
MF: Danke für deine Zeit Robse. Es hat mich sehr gefreut!
Robse: Tschüssi!