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"...Kommt es zu einer langen Durststrecke und hören die Menschen nichts mehr von dir, gerätst du schnell in Vergessenheit..."
Es gibt sie noch, die jungen, wilden und frischen Bands, die mich von der ersten Sekunde an begeistern und auf ihrem Weg mitnehmen. Klar, was Supernova Plasmajets spielen, ist nichts Neues. Vieles kennt man aus den achtziger Jahren. ABER! Die Songs werden sehr authentisch und mit ungeheuer viel eigener Identität dargeboten, dass ich beim Anhören ihres zweiten Werkes «Now Or Never» wirklich gepackt wurde. Herausragend ist dabei die erfrischende Art und Weise, wie die Tracks vorgetragen werden. Die deutsche Truppe musste deshalb interviewt werden. Was oder wer hinter dem Quintett steckt erklärt uns Sängerin Jennifer Crush, die zusammen mit Manni McFly, Randy Stardust, Alexis Rose und Cliff Bourbon das Gerüst der Combo bildet.
MF: Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?
Jennifer: Das war wortwörtlich eine Schnapsidee (lacht). Bevor ich in die Truppe eingestiegen bin, waren die Jungs mit einem Sänger (Till Promill) am Musizieren. Aus der Bierlaune heraus von Manni McFly (Gitarre, Keyboards) und Alexis Rose (Drums) entstand der Bandname. Sie suchten nach etwas, das nach den Achtzigern und "spacig" klang. Ich denke, das ist ganz gut gelungen (lacht). Wichtig war auch ein langer Bandname, der im Gedächtnis bleibt. Wenn man ihn abgespeichert hat, geht er nicht wieder raus (lacht).
MF: Welche Bands gehören zu euren musikalischen Einflüssen?
Jennifer (wie aus der Kanone geschossen): Mötley Crüe (lautes Lachen). Einfach die ganzen achtziger Truppen, aber auch Moderneres findet sich in unseren Liedern.
MF: Euer Auftreten ist ziemlich schrill, wie kam es dazu?
Jennifer: Wir wollten uns von der Masse abheben. Gehen wir auf die Bühne, ist es uns wichtig, dies nicht in unseren Alltagsklamotten zu tun (grinst). Es soll nach Rockstars aussehen. Wenn ich auf ein Konzert gehe, will ich etwas geboten kriegen. Das war unser Anspruch, dass das Publikum nicht nur musikalisch, sondern auch optisch was geboten kriegt (grinst). Etwas nicht Alltägliches. Es sieht auch gut aus (grinst).
MF: Ist alles nach einem Konzept und einem Image aufgebaut?
Jennifer: Ja, das ist alles sehr durchdacht. Da steckt Manni McFly dahinter. Er ist hauptberuflich in dieser Branche tätig. Klar, schaut man sich unsere Show an, wird man gewisse Dinge aus den Achtzigern herausfiltern können (grinst). Logisch gibt es zu Beginn der Show ein paar Standards, die man auch macht, damit man nicht so "nackig" auf die Bühne geht (grinst). Eine komplett durchdachte Show…, das könnte ich nicht. Die Jungs brauchen eher eine Struktur, aber ich improvisiere lieber. Das wirkt nicht so aufgesetzt. Klar, alleine mit den Klamotten ist ein gewisses Motto vorgegeben. Es soll trotz allem natürlich wirken.
MF: Wo siehst du die Unterschiede zwischen eurem Debüt-Album und «Now Or Never»?
Jennifer: Das Neue ist in meinen Augen viel düsterer geworden. Zudem haben wir der Musik mit den Keyboards ein neues Instrument hinzugefügt. Der Titel ist eine Kampfansage (lacht). Definitiv ist diese Platte das "Jetzt oder nie". Der Song existierte schon lange vor Corona. Das Album hätte schon 2020 veröffentlicht werden sollen. 2019 waren wir zusammen mit Kissin' Dynamite auf Tour. Wenn man als Vorband spielt, muss man den Leuten auch was Neues nachliefern. Kommt es zu einer langen Durststrecke und hören die Menschen nichts mehr von dir, gerätst du schnell in Vergessenheit. Darum war alles viel früher geplant. Corona hat alles verändert und war für jeden eine Scheisssituation. Aus diesem Grund dachten wir (lachend) "Jetzt oder nie!". Klar hatten wir mit dem Virus auch die Möglichkeit, noch länger an den Tracks zu feilen. So muss ich auch gestehen, dass sich Corona für uns zu einem Vorteil entwickelte. Wir verdienen alle unser Geld nicht mit der Musik und brauchen genügend Zeit, um ein neues Werk zu realisieren. Bis auf die Aufnahmen haben wir alles selber gemacht, auch die Videos. Hätten wir diese zusätzliche Zeit nicht gehabt, hätten wir die Möglichkeit verloren, allem noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Keine Ahnung, wie die Scheibe geklungen hätte, wäre das Album wie geplant Anfangs 2020 erschienen. «Now Or Never» klingt erwachsener und böser.
MF: Gibt es einen Hauptsongwriter bei euch?
Jennifer: Alles entsteht im Proberaum. Manni und Randy kommen erstmal mit einem neuen Riff an. Zu Hause höre ich mir dies in der Dauerschleife an, es folgen die Melodien und anschliessend die Texte von mir. Im Proberaum setzen wir uns zusammen und erstellen das Grundgerüst. Im Homestudio wird alles aufgenommen. Eigentlich ist Alexis unser…, ich sag immer er ist unser Manager (lacht). Er versucht mich bei den Gigs immer im Zaum zu halten (lacht). Wenn du verstehst, was sich meine (lacht). Er ordnet immer alles und ich breche gerne mal aus (grinst).
MF: Wo würdest du das Album in der musikalischen Landschaft einordnen? Liegt die Musik im Trend oder versucht ihr Altes wieder trendy zu machen?
Jennifer: Beides! Klar holen wir bewusst die Achtziger wieder zurück. Dabei wollen wir aber nicht 1:1 kopieren. Die Jungs sind alle älter als ich. Ich bringe den modernen, neuen Touch mit rein. Klar haben wir unsere Vorbilder, die uns immer wieder beeinflussen, wie wir klingen.
"...Die Band ist aus Spass entstanden. Da hat sich keiner hingesetzt und gesagt, wir werden jetzt Rockstars ..."
MF: Was sind eure Ziele, Hoffnungen, Erwartungen und Wünsche mit der Musik?
Jennifer: "Rock Am Ring" wär mal ganz geil (lacht). Wir wollen viele Gigs spielen, da die geplante Tour mit John Diva verschoben werden musste. Neue Fans erreichen und die alten nicht enttäuschen. Wir wollen uns keinen Druck machen, denn sobald dieser da ist, funktionierst es nicht mehr. So wirkt alles gekünstelt. Die Band ist aus Spass entstanden. Da hat sich keiner hingesetzt und gesagt, wir werden jetzt Rockstars (lacht). Klar wäre es geil, wenn es so wäre. Gerade Spass muss in der Musik oder der Kunst immer an erster Stelle stehen.
MF: Seit wann singst du?
Jennifer (lachend): Seit dem Kindergarten. Ich bin mit dem Schneebesen und den High Heels meiner Mama vor dem Spiegel gestanden und sang Tina Turner (grinst). Mit neun Jahren begann ich mit Gesangsunterricht und mit dreizehn Jahren rutschte ich in die Rock- und Metal-Schiene hinein. Es folgten die ersten Coverbands und Truppen, in denen man die eigenen Lieder komponierte. Mit Supernova Plasmajets war es das erste Mal, dass es menschlich und auch musikalisch perfekt passt. Das ist das Wichtigste.
MF: Konntest du immer die Unterstützung deiner Eltern zählen?
Jennifer: Auf jeden Fall! Ich will gar nicht wissen, zu wie vielen Konzerten und Gesangsstunden sie mich gefahren oder nachts um drei Uhr abgeholt haben, irgendwo. Sie haben mich sehr unterstützt. Auch beim Gesangsunterricht, das ist eine finanzielle Frage.
MF: Wie bist du zu Supernova Plasmajets gekommen?
Jennifer: Ich wurde von Randy eingeladen. Till Promill wechselte damals zu Saltatio Mortis. Randy sang mir einen Song in Deutsch vor. Deutsch singen geht nicht, ich finde, das klingt nicht gut und ist zu sehr Musical-lastig. So wurde das mal nix (lacht). Zwei Monate später riefen sie mich wieder an, und dann hat es gepasst. Wir wollen weiter auftreten, auch mal im Ausland, das wäre super. So in den angrenzenden Ländern oder auch mal in Japan spielen, das wäre super.
MF: Wie zufrieden seid ihr mit dem relativ kleinen Label Pride & Joy oder hofft man auf ein Angebot einer grösseren Firma?
Jennifer: Grössere Angebote kamen bis jetzt noch nicht. Wären wir bei einem Major wie Universal oder Sony…, ich weiss nicht, aber wir sind bei einer kleineren Firma besser aufgehoben, die wirklich mit Herzblut dabei ist. Wir sind happy bei Pride & Joy.
MF: Denkst du, dass ihr mit eurer Musik vor vierzig Jahren mehr Aufmerksamkeit erhalten hättet?
Jennifer: Schwer zu spekulieren, aber ich denke schon. Heute hat man eher die Möglichkeit, sich mit Internet, YouTube und Spotify selber eine Plattform zu bieten. Man kann alles selber machen. Früher wurde mehr aussortiert, und die Spreu hat sich vom Weizen getrennt. Ich denke schon, dass wir damals sehr gute Chancen gehabt hätten (grinst zufrieden).
MF: Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft und den gleichen Erfolg wie Mötley Crüe.
Jennifer: Danke für deine Anfrage, bleib gesund und auf bald.