Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
"...aber der Gedanke war fantastisch, gemeinsam mit dem ehemaligen Sänger und Bassisten von Deep Purple in einer Truppe zu spielen..."
Neues Album, neues Glück. Was für einen Knaller haben The Dead Daisies mit «Radiance» abgeliefert! Mit einem Glenn Hughes in Höchstform, der nicht nur seinen Bass zupft, sondern auch seine Stimmbänder zum Vibrieren bringt. Dazu der zurück gekehrte Brian Tichy am Schlagzeug, der alles in Grund und Boden prügelt. Mit Gitarrist David Lowy und Super-Gitarrist Doug Aldrich, die erneute Riffs aus dem Hut zaubern, die nicht von dieser Welt zu scheinen sind. Speziell Doug brilliert abermals mit seinen solistischen Ausflügen und präsentiert sich erneut als ausgesprochen liebenswürdiger Interview-Partner. Doug besitzt nicht nur viel Feingefühl in seinen Fingern, sondern kann auch rifftechnisch ein gewaltiges Brett fahren. Die neuen Songs versprühen das Flair der guten alten Siebziger wie Achtziger Jahre und transportieren das Ganze mit einer Leichtigkeit, Spielfreude und Leidenschaft ins 21. Jahrhundert, als gäbe es nichts Einfacheres. Altbacken? Absolut nicht, dafür klingen die Tracks zu frisch, lebendig und mitreissend. Wie es zum Album kam und wie Dino Jelusic auf den letzten Shows Glenn vertreten musste, könnt Ihr nun nachlesen.
Doug: Bro, wie geht es dir? Schön, wieder von dir zu hören!
MF: Alles bestens, danke, hoffe bei dir auch? Und danke für dieses grossartige Album, das den Titel «Radiance» trägt…
Doug: …herzlichen Dank und schön, dass es dir gefällt mein Freund.
MF: Kommen wir zuerst zur letzten Tour. Wie schwierig war es, Dino für die paar Konzerte in die Band zu integrieren?
Doug: Weisst du Martin, zu Beginn war es echt schwierig. Alle hatten zusätzlich Arbeit deswegen, insbesondere Dino. Er ist eine sehr talentierte Person, und wir wussten, dass er ein fantastischer Sänger ist. Als wir ihm steckten, dass wir die Tour mit ihm beenden wollen…, es waren noch wenige Konzerte zu spielen, wie im Z7 und ein paar in Deutschland, darunter auch Headliner Shows. Alles war geplant, die Flüge und Hotels gebucht. Als Glenn sich mit Corona infizierte…, es hat uns echt ausgesaugt, denn wir wollten diese Auftritte unbedingt spielen. Dino hat uns in einer schwierigen Situation echt den Arsch gerettet, und dafür sind wir ihm unendlich dankbar.
MF: Auf diesen Konzerten habt ihr einen neuen Song gespielt. Wie schwer ist es Konzerte mit einem neuen Album im Gepäck zu spielen, das aber noch nicht vorgestellt werden darf, weil es noch nicht veröffentlicht ist?
Doug (lachend): Das ist wirklich eine komische Geschichte. COVID hat alles vermasselt. Viele Zeitpläne mussten als Folge davon verschoben werden. Aktuell befinden wir uns in einer gewissen Normalität, und ich kann nur hoffen, dass dies so bleibt. Ich hoffe sehr für euch in der Schweiz, dass es euch gleich geht, wie bei uns hier in Amerika. Das Album wurde im Juni fertig gestellt. Mit einigen Tracks wollten wir an die Öffentlichkeit treten und die neuen Lieder auf der Tour vorstellen (lacht). Was grundsätzlich der Normalität entsprechen würde (lacht). Vier Singles wurden veröffentlicht, und irgendwie konnten wir diese bei den Konzerten vorstellen. Es war grossartig, diese Tracks für die Fans zu spielen. Die meisten Lieder wurden von Glenn und mir komponiert, sprich wir unterstützten uns gegenseitig. Die erste Single «Radiance»…, die Grundidee stammte von Glenn. Ich schrieb den Chorus dazu, und zusammen beendeten wir die Nummer. Die zweite Single, «Shine On», hier kam das Riff von David. Zusammen arbeiteten wir an diesem Stück weiter, bis sich Glenn auch noch einschaltete. «Hypnotized Yourself» ist wiederum aus einer Idee von Glenn entstanden, wie auch bei «Face Your Fear». Einem von uns schwebte was vor, auf dem bauten wir auf und spielten uns die Bälle gegenseitig zu. Oft half ich Glenn bei den Arrangements. Am Ende spielt es für mich keine Rolle, von wem das Stück komponiert wurde oder dass alle meine Kompositionen verwendet werden. Wenn wir etwas Gutes haben und dies noch besser machen können, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Ohne irgendwelche Egos, die befriedigt werden müssen (grinst). Es hat echt Spass gemacht, am neuen Werk zu arbeiten. «Kiss The Sun» oder auch «Roll On», eine weitere Nummer von Glenn…, ich liebe die Stücke, und wir haben uns gegenseitig zu noch besseren Tracks angetrieben.
MF: Hattet ihr einen Masterplan, wie die Songs und der Sound zu klingen haben?
Doug: Als wir mit Glenn begannen zu arbeiten und daraus «Holy Ground» entstand…, das ist ein tolles Album geworden, und ich mag es noch heute. Ich bin mir auch sicher, dass Glenn die Scheibe nach wie vor liebt. Wir wollten diesen Weg weiter gehen, aber es sollte kein zweiter Teil von «Holy Ground» werden. Ich bin mir sicher, dass «Radiance» auch anders klingt. «Holy Ground» haben wir in Südfrankreich aufgenommen, während wir dieses Mal in Los Angeles waren. Dies hat der Band auch geholfen, sich wohler zu fühlen, und ich denke das hört man der Platte auch an.
"...dann erinnert vieles an seine Art des Komponierens und an seine Stimme. Er schreibt die Texte auf eine andere Art, als es John Corabi tat..."
MF: Du hast es angesprochen, es ist das zweite Album mit Glenn. Wie gross haben oder hatten die Sänger einen Einfluss auf das jeweilige Album, beziehungsweise deren Songs?
Doug: Das ist eine interessante Frage. Der Sänger ist das Zünglein an der Waage. Schreibt Glenn Songs, dann erinnert vieles an seine Art des Komponierens und an seine Stimme. Er schreibt die Texte auf eine andere Art, als es John Corabi tat. Vor jedem Sänger, mit dem wir zusammen arbeiteten, haben wir grossen Respekt. Klar setzen wir uns einen gewissen Rahmen, aber der kann durch den Sänger verändert werden. Am Ende sind es auch David und ich, welche den Songs ihren Stempel aufdrücken und ihnen das geben, was ein The Dead Daisies Track braucht. Ein weiterer wichtiger Part auf der neuen Scheibe ist Brian Tichy, der zu uns zurück kehrte. Brian ist kein Songwriter in erster Linie, aber seine Art zu spielen ist sehr wichtig für uns. Du kannst den grossartigsten Song am Start haben, aber wenn das Ganze nicht gut klingt, fehlt dieser möglichen Killer-Nummer etwas. Lass es mich dir erklären (grinst). Brian Tichy macht jeden Song, auf dem er spielt, einfach besser. Das ist in nun mal ein Fakt, und er ist unglaublich talentiert mein Freund! Er besitzt diesen unglaublichen Groove, hat dieses Gespür für das Lied und weiss genau, was der Song wo noch braucht. Er ist ein sehr musikalischer Schlagzeuger, und das ist unglaublich cool. Für mich als Gitarrist ist Brian eine Bereicherung, weil er genau das spielt, das uns allen in den Arsch tritt. Spiele ich zusammen mit Brian, fühle ich, dass ich ein besserer Gitarrist bin.
MF: Wenn du schon John erwähnst, wie schwer war es, ihn zu ersetzen?
Doug: John benötigte eine Pause, während wir weiter Gas geben wollten. Wie damals, als wir siebzehn oder achtzehn Jahre jung waren. Wir tourten viel, nahmen weitere Alben auf und machten Werbung für die Band. John hat sich seinen Arsch abgearbeitet, aber er musste sich ausruhen. Er arbeitete an seinem Solo-Album und spielte diese Mötley Crüe Live-Shows, bei denen er das Album spielte, welches er mit den Jungs aufgenommen hatte. Marco Mendoza, unser damaliger Bassist, war ebenso mit seinem Solo-Album beschäftigt. Deshalb schlug jemand vom Management Glenn als Nachfolger vor, und das war eine verdammt grossartige Idee (grinst). Ich dachte nicht an ihn, weil er mit seiner eigenen Band auf Tour war. Ich hätte es mir nie träumen lassen, zusammen mit ihm in einer Band zu sein, aber der Gedanke war fantastisch, gemeinsam mit dem ehemaligen Sänger und Bassisten von Deep Purple in einer Truppe zu spielen (lacht). Einer der Hauptgründe war auch, dass wir wussten, dass wir mit ihm, sprich durch ihn einen neuen Sound bekommen würden. Es fühlte sich wie eine Veränderung an, wie ein neuer und frischer Wind.
MF: Kommen wir nochmals auf das neue Album «Radiance» zurück. Als ich es mir zum ersten Mal angehört hatte, dachte ich: "Wow, die Jungs scheinen einen guten Lauf beim Komponieren gehabt zu haben, sprich das hört sich alles wie aus einem Guss an und mit unglaublich viel Leidenschaft gespielt"…
Doug: …Martin, das hört sich sehr gut an. Als wir mit dem Schreiben begannen…, COVID hat in L.A. alles ausgebremst. Glenn und ich hatten viel Zeit, uns um die neuen Tracks zu kümmern. Es war ein natürlicher Flow, und ich brachte mein Aufnahme Equipment in sein Haus. Uns flogen die Ideen nur so zu, und wir inspirierten uns gegenseitig. Es gab kein "Falsch", sondern nur ein "Weiter" (grinst). 2020 hatten wir bereits zehn neue Lieder beisammen. Nicht alles davon liess sich dabei zu einem The Dead Daisies Song transformieren (grinst). Einige werden sich deshalb wohl auf einem Glenn Hughes Solo-Album wieder finden. Der Fokus dafür, was auf das neue TDD-Album kommen würde, war jedoch schnell gefunden. Heuer im Januar wurden «Kiss The Sun» und «Born To Fly» komponiert. Am Ende hatten wir dreizehn Songs zur Verfügung, und daraus wurden zehn für die neue Scheibe ausgesucht. So bleiben drei Tracks übrig, die man später als Bonus-Tracks verwenden könnte. Martin, so ganz nebenbei…, diese Bonus-Dinger sind der absolute Hammer! Einer davon ist eine unglaubliche Ballade, ein anderer ein verrückter, dunkler, heavy Track.
"...Es ist die Abwechslung auf dem Album, die mir viel Freude bereitet..."
MF: Wenn wir schon bei den Tracks sind, wurde der Titelsong von Black Sabbath beeinflusst?
Doug: Ich denke…, wenn ich mir das Riff anhöre, hast du absolut recht. Da steckt dieses dunkle Feeling von Sabbath drin (grinst). Das Demo stammt übrigens von 2020. Ich hörte mir es nochmals an und war noch nicht glücklich damit. Dann spielte ich es Glenn vor, und er wusste genau, was der Song noch benötigte, damit er schlussendlich heraus kam, wie er nun klingt. Ich liebe dieses Riff und denke, Glenn liebt diese schweren, langsamen Riffs ebenso. Ein weiteres war auf dem letzten Werk bei «My Fate» zu hören. Weisst du mein Freund, meine Favoriten auf dem neuen Album wechseln ständig (lacht). Allein das Riff zum Titelsong ist unglaublich. Der Chorus ist wieder sehr melodisch ausgefallen, und ich liebe das melodische Solo. Diese Nummer live zu spielen, wird mir sehr viel Spass bereiten. Es ist die Abwechslung auf dem Album, die mir viel Freude bereitet. Seien es funky Elemente, wie sie Glenn liebt oder auch «Kiss The Sun», das einen mächtigen Groove vor sich her schiebt. Ach, weisst du was (lacht). Martin, ich liebe sie alle. «Roll On» ist an manchen Tagen der perfekte Song für mich (grinst). Er ist so "chillig" zum Spielen.
MF: Brian ist zurück…, aber wieso haben euch denn sein Nachfolger Deen Castronovo und dessen Ersatz Tommy Clufetos verlassen?
Doug (lachend): Das ist das verdammte Leben mein Freund. Ich weiss es nicht! Während COVID verbrachten wir eine tolle Zeit mit Deen. Es ist aber kein Geheimnis, dass er wieder bei Journey einsteigen wollte, denn da hängt sein Herz. Lange schien dies nicht möglich zu sein, da Steve Smith fest auf dem Drumhocker von Journey sass. Darum stieg Deen letztlich bei uns ein. Während der Zeit der Pandemie wurde er von einem Musiker von Chicago gefragt: "Lass uns eine Band gründen, bei der wir Chicago und Journey Lieder spielen!" Der Plan war, dass gewisse Tracks neu aufgenommen würden, um ihnen einen neuen Sound zu verpassen. Wir wussten, dass Deen dieses Ding machen wollte. Das war doch eine coole Geschichte und kein Problem für uns. Als Ersatz fragten wir Brian an, der zu diesem Zeitpunkt noch in einer japanischen Band spielte. Es war jedoch der falsche Moment. So kam Tommy zum Zuge, zumindest für eine Tour. Als das nächste Album vor der Türe stand, kontaktierten wir Brian nochmals mit den Worten: "Wir wollen eine neue Scheibe mit dir machen, hast du Zeit?" Brian sagte: "Das hört sich grossartig an!", und das war der neue Start mit ihm. Aber ja, es gab in der Tat einige Wechsel in der Band (lacht).
MF: Doug, einmal mehr danke ich dir für das Interview und die Zeit, die du dir genommen hast…
Doug: …Martin, es war mir ein Vergnügen, und ich danke dir herzlichst für alles, was du immer für mich und The Dead Daisies tust. Bleib gesund und glücklich mein Freund. Ich hoffe sehr, dass wir uns nächstes Jahr wieder sehen und treffen können. "Thank you so much my friend!"
MF: Hoffen wir, dass wir uns bald wieder sehen…
Doug: …das hört sich nicht nur gut, sondern auch nach einem konkreten Plan an. Bye my friend.