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"...Ich bin sehr dankbar, dass uns die Fans nicht vergessen haben und unsere Shows besuchen..."
Geoff Thorpe verdient meinen grössten Respekt. Während andere US-Truppen (Anthrax als Beispiel) immer wieder ihre Europa-Tourneen absagen, packte der Gitarrist seine Band in einen kleinen Transporter, um seinen Fans in Europa eine geile Show zu bieten. Daneben ist er noch Tourmanager, Manager und Merchandiser in einer Person und fand trotzdem noch Zeit, sich mit mir vor dem Gig in der Musigburg in Aarburg zu unterhalten. Auch wenn Vicious Rumors für etwas mehr als drei Jahre beim Platten-Giganten Atlantic Records unter Vertrag standen, so gehören die Amis zu den tragischen Fällen des Metal-Geschäfts. Als alles ins Rollen kam, wurden die Jungs von Atlantic in die Wüste geschickt. Als ob dies 1993 nicht schon genug war, verstarb 1995 ihr singendes Aushängeschild Carl Albert auf tragische Art und Weise. Ein Schlag, von dem sich die Band nie mehr erholte, wie auch das Ableben von David Prichard bei Armored Saint und dasjenige von Criss Oliva bei Savatage nie kompensiert werden konnten.
Geoff steckte seinen Kopf aber nie in den Sand und ist noch heute, zusammen mit Schlagzeuger Larry Howe, das Aushängeschild der Truppe. Eine Band, die mit ihren Liedern noch immer sehr viel zu sagen hat und damals, gegründet in der Bay Area, nicht mit den aufstrebenden Thrash-Bands zu vergleichen war und ist. Mit dem ehemaligem ehemaligen Metal Church Frontmann Ronny Munroe wurde ein unglaublich geiler Shouter gefunden, der die Albert-Tracks aktuell sehr authentisch, aber auch nahe dem Original wiedergeben kann und zusammen mit Bassist Robin Utbult sowie Gitarrist Gunnar DüGrey nun eine schlagkräftige Truppe bildet. Hoffen wir, dass Vicious Rumors unseren Erdball noch lange mit ihren Klängen verzaubern und tauchen dazu in das Hier und Jetzt sowie die Vergangenheit von Mister Thorpe (einem sehr zuvorkommenden, äusserst netten und auskunftsfreudigen Musiker) ein.
MF: Geoff, danke, dass du dir neben all deinen Aufgaben auf Tour noch die Zeit für ein Interview findest.
Geoff: Danke, Bruder, dass du dir die Zeit nimmst. Es ist mir ein Vergnügen. Danke, dass du da bist.
MF: Du warst 2019 das letzte Mal in der Schweiz. Was ist seitdem alles passiert?
Geoff: Oh Mann, weisst du, wir standen in den Startlöchern, um eine weitere und umfangreiche Tour im Jahr 2019 zu starten. Die Shows wurden abgesagt und die ganze Welt herunter gefahren. Drei Jahre lang waren wir komplett verwirrt und fragten uns, ob wir die Möglichkeit kriegen würden, mit der Band weiter zu machen. Ein Jahr lang passierte nichts…, Larry und ich sahen uns in die Augen und fragten uns: "Wird es jemals wieder so weit kommen, dass wir mit Vicious Rumors etwas bewegen können? Werden wir eine neue Besetzung haben?", denn alles hatte sich verändert. Wir versuchten einige Dinge für Ende 2021 zu buchen, die sich dann bis ins Jahr 2022 hinzogen. Alles wurde ein bisschen verschoben. Wir haben geschaut, was möglich ist, und glücklicherweise erhielt das Label Cherry Red die Rechte, um unsere drei Atlantic-Alben wieder zu veröffentlichen. Sie haben einen fantastischen Job gemacht, heisst die Alben remastert und sie klingen richtig gut. Ich bin sehr glücklich mit ihrer Arbeit!
Es war sehr aufregend zu sehen, welche Reaktionen dieses Boxset ausgelöst hat. In der langen Geschichte von Vicious Rumors haben wir so etwas noch nie gemacht. Es war schön zu sehen, dass diese drei unglaublichen Alben, die von Carl Albert eingesungen wurden, wieder den Weg in die Plattenregale gefunden haben. Es war perfekt und fühlte sich wie eine Neuveröffentlichung an. "Lass uns ein paar Konzerte rund um dieses Boxset spielen!" Vielleicht können wir zwei bis drei Wochen auf Tour gehen? Vielleicht auch etwas mehr oder weniger (grinst). Es begann und wurde zu einer Lawine! Allein in den USA haben wir fünf Wochen lang gespielt, und jetzt sind wir sechs Wochen in Europa sowie eine Woche in Japan unterwegs. Alles hat sich in diesem unglaublichen und aufregenden Jahr verändert. Wir haben auf der "70000 Tons Of Metal" Cruise im Januar begonnen. Es ist alles sehr aufregend, mein Freund. Wir halten unseren Traum am Leben. Die Sterne stehen gut dafür, dass Vicious Rumors nach diesen drei Jahren, in denen wir zum Nichtstun verurteilt waren, auch weiterhin etwas zu sagen haben (grinst zufrieden).
MF: Welche war die erfolgreichste Zeit für dich?
Geoff: Auch wenn es komisch klingt, aber diese Tour ist grossartig. Die Konzerte in den USA gehören zu den besten, die wir jemals gespielt haben. Bei diesen Europa-Gigs spielen wir in ausverkauften Clubs. Ich bin mit der aktuellen Situation sehr glücklich. Das ist ein sehr aufregendes Gefühl, nach so vielen Jahren in diesem Metal-Zirkus. Ich bin sehr dankbar, dass uns die Fans nicht vergessen haben und unsere Shows besuchen. Wir feiern und verbringen wundervolle Nächte, zusammen mit ihnen und dem Heavy Metal. Ich bin glücklich und dankbar. Die Band und ich geben alles, um diese Geschichte am Laufen zu halten. Und es scheint, dass die Leute dies lieben und uns viel zurück geben. Das ist eine verdammt geile Freundschaft!
MF: Es gab aber sicher auch schwierigere Zeiten für dich und die Band?
Geoff: Absolut, diese Zeit mit der Pandemie war schlimmer als damals, als ich versucht habe, der Sänger der Band zu sein (lacht). Aber dieses Verwirrende mit dem Virus..., das Interesse an uns schwand. Alles wurde so verdammt teuer. Ich denke, für alle Musiker war es eine schwierige Zeit, ausser du bist Metallica und verdienst immer noch deine Millionen (lacht).
MF: Du machst nichts und verdienst trotzdem...
Geoff: ...genau (lachend), das Geld fliesst, und du sitzt zu Hause herum. Wenn es so einfach wäre, Geld zu verdienen (lacht). Es war auch für mich persönlich eine schwierige Zeit. Bin ich nicht auf Tour, mache ich viele andere Dinge im Musik-Business und arbeite mit anderen Bands zusammen. Alles lag am Boden..., aber wir sind immer noch da. Das zählt im Leben, dass du dich nicht unterkriegen lässt. Das ganze irdische Dasein besteht aus Höhen und Tiefen. Ab und zu musst du dich zusammen reissen und hoffen, dass es wieder in geregelten Bahnen weiter geht. Das haben wir getan. Wir hätten das aber nicht ohne die grossartige Unterstützung der Vicious Rumors Fans auf der ganzen Welt tun können. Dafür sind wir sehr dankbar!
MF: Als ich euch das erste Mal live sah, war das 1994, heisst zusammen mit Metal Church. Welche Erinnerungen hast du an diese Konzertreise?
Geoff: Coole, Bruder. Das war eine unglaubliche Tour. "The Ultimate Power Force Tour"! Wir hatten eine wundervolle Beziehung zu Paul DiAnno von Killers. Viele dachten, dass Metal Church und Vicious Rumors die grossen Freunde gewesen wären. Langjährige und enge Freunde, da es zwei amerikanische und zwei englische Bands waren, die miteinander auf Tour gingen. Aber mit den Jungs von Killers haben wir uns perfekt verstanden und eine gemeinsame Verbindung aufgebaut. Wir haben eine tolle Zeit zusammen verbracht. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit. Das war eine sehr umfangreiche Reise, denn wir waren sechs Wochen unterwegs und haben an vielen Orten in Europa gespielt. Es war eine der letzten grossen Tourneen, die wir mit Carl spielten. Er war auf und neben der Bühne eine unglaubliche Persönlichkeit. Wir haben auch eine fantastische Zeit zusammen mit Zodiac Mindwarp (And The Love Reaction) verbracht. Mit Metal Church..., ich weiss nicht..., Mike Howe, ruhe in Frieden, mein Freund..., zu dieser Zeit schien er immer noch der Neue in der Band zu sein, und es war eine Herausforderung mit ihm. Oder was auch immer. Mit uns war er stets sehr freundlich und wirkte entspannt. Ich habe nur gute Erinnerungen an diese Tour!
"...Wir alle dachten, dass so etwas in jeder grösseren Stadt möglich sei, aber wir wussten nicht, dass die ganze Welt nur auf die Bay Area schaute..."
MF: Als du mit der Band gestartet bist, warst du in der Bay Area. Neben all den Thrash-Bands wie Metallica, Exodus, Death Angel oder Lääz Rockit, welche Erinnerung hast du an deine ersten Tage?
Geoff: Ich erzähle dir jetzt was. Das Lustige ist, zu dieser Zeit, als wir gestartet sind, explodierte die komplette Bay Area mit Live-Musik. Allein in der nördlichen Gegend gab es fünf oder sechs Möglichkeiten, live aufzutreten. Fünf Nächte pro Woche gab es Live-Musik. Es gab Bands, aber auch ein Publikum, das die Truppen unterstützte. Es war eine unglaubliche Zeit. Bill Graham war ein berühmter Promoter. Er besass einen Nachtclub, der sich "The Old Waldorf" nannte. Das war die beste Adresse, um aufzutreten oder "The Keystone" in Berkeley und "The Stone" in San Francisco. Es gab eine sehr starke Metal-Szene zu der Zeit. Wir alle dachten, dass so etwas in jeder grösseren Stadt möglich sei, aber wir wussten nicht, dass die ganze Welt nur auf die Bay Area schaute (lacht). Auf diesen Sound, der zu Beginn der Achtziger so erfolgreich und einflussreich war. Vicious Rumors, Testament, Exodus und Death Angel haben diese Zeit überlebt.
Wir waren jedoch nie eine Thrash-Band und haben uns auch nie im gleichen Atemzug mit diesen Truppen genannt. Auch wenn diese Jungs etwas Unglaubliches losgetreten haben, unterschieden wir uns von ihnen. Unsere Einflüsse stammten eher von..., wir waren offener für unterschiedliche Inspirationen, wie Led Zeppelin und solche Combos. Wir haben diese Elemente zusammen mit der Geschwindigkeit vermischt. Auch wenn dies zur damaligen Zeit dazugehörte, das schnelle Spiel und wir mit dieser Szene aufgewachsen sind. Wir blieben hart und passten uns nicht an, sondern blieben dem traditionellen Metal treu und vermischten unsere Ideen mit Melodien sowie Brutalität und formten daraus Geschwindigkeits-Hymnen. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir diesen Weg beibehalten haben und auf diese Weise vierzehn Studio-Alben veröffentlichen konnten und nicht diesem Doublebass Drum-Geballere (lautes Lachen) folgten. Ich bin stolz darauf, dass wir unseren Weg seit über 45 Jahren konsequent verfolgen.
MF: Du bist ein grossartiger Gitarrist...
Geoff: ...oh Martin, herzlichen Dank...
MF: ...und hast immer mit weiteren Koryphäen deiner Zunft zusammen gespielt, wie mit Vinnie Moore (heute bei UFO), Mark McGhee oder Brad Gillis. War dies jeweils eher ein Kampf gegeneinander oder einer von euch beiden gegen den Rest der Welt?
Geoff: Das ist eine sehr interessante Art, das Ganze anzusehen (schmunzelt). Weisst du..., ich kam aus einer Schule, die all die alten Helden als ihre Einflüsse sah. Meine Inspirations-Quellen sind Jimi Hendrix, Jimmy Page oder Mick Ronson, bei dem viele Kids fragen: "Wer?" (lautes Lachen). Ich mag diesen Blues-Hintergrund, der auch immer einen Teil des Vicious Rumors Sounds ausgemacht hat. Dieses Mischen mit dem neo-klassischen Shredd-Sound. Es war immer wichtig für mich, diesen anderen Teil nicht zu vernachlässigen. Als wir uns trafen und diesen bluesigen Sound mit dem damals sehr angesagten Shredding kreuzten, entstanden interessante Harmonien, die dem Publikum ein bunteres Hörvergnügen ermöglichten. Es gab ein paar Gitarristen, mit denen dies verdammt gut harmonierte. Definitiv ergab dies auch eine Zwei-Gitarren-Attacke. Das liebte ich schon als Kind und als Fan. Wenn ich Musik schrieb und schreibe, denke ich immer daran, wie man die Ideen mit zwei Gitarren umsetzen kann. Wie eine Einheit, die aber unterschiedliche Teile spielt. Wenn man sich das Ganze einzeln anhört, ist es okay, aber zusammen ist es eine gewaltige Mischung.
MF: Als ihr damals den Vertrag mit Atlantic Records unterschrieben habt, hast du seinerzeit gedacht, dass dies nun der Durchbruch sei und ihr die Meister des Metals werdet?
Geoff: Aber sowas von, Martin, das kannst du dir gar nicht vorstellen (lässiges Lachen). Grundsätzlich haben wir unsere Superman-Umhänge angezogen und die Brust ist vor Stolz angeschwollen…
MF: …Superman vorne und Batman hinten…
Geoff: …ja, mein Freund (lautes Lachen), beide zusammen! Als wir den Vertrag mit Atlantic Records unterschrieben, waren wir um einiges jünger und hatten die Erfahrungen im Rucksack, die wir mit Roadrunner und Shrapnel gemacht hatten, sowie "Soldiers Of The Night" und "Digital Dictator". Wir dachten, dass wir die Welt im Griff hätten. Es war eine aufregende Zeit. Wir sind mit Led Zeppelin und Foreigner aufgewachsen, all diese wundervollen Bands, die ihre Platten bei Atlantic Records veröffentlichten. Es bestand kein Zweifel, dass ein Traum wahr wurde und eine unglaubliche Zeit vor uns lag. Wir haben sehr viel gespielt, und es ist ein Wunder, dass wir nach 45 Jahren immer noch da sind. Jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich drei graue Haare mehr (lacht).
"...Ich bin seit 45 Jahren immer noch ein Rocker. Es gibt nichts anderes, was ich in meinem Leben tun möchte..."
MF: Also ich sehe keine grauen Haare (beide lachen).
Geoff: Die sieht man nur von innen (lacht). Wir befanden uns in einem mexikanischen Restaurant und haben den Vertrag mit Atlantic Records unterschrieben. Es fühlte sich wie ein Tagtraum an, dass wir auf demselben Label wie Led Zeppelin figurierten. Es war eine aufregende Zeit, aber die Realität zeigt, dass es keine Rolle spielt, ob wir jetzt bei Atlantic oder SPV/Steamhammer unter Vertrag stehen. Die Leute, die sich um uns kümmern, machen den Unterschied aus. Es ist wichtig, dass wir ein Team haben, das an uns glaubt. Du kannst bei einem viel kleineren Label sein, aber wenn du Tonnen von Unterstützung kriegst, kommst du als Band weiter, als wenn dich ein grosser Name bloss wie eine kleine Nummer behandelt. Du bist dann nur ein kleiner Fisch in diesem grossen Atlantic-Becken. Wenn du die Gelegenheit hast, schliesse dich ihnen nicht aus. Die Würfel sind gefallen und ich bereue es nicht.
In vielen Interviews werde ich immer wieder gefragt: "Denkst du nicht, dass ihr nicht das gekriegt habt, was ihr verdient hättet?" Es ist genau das Gegenteil. Ich bin seit 45 Jahren immer noch ein Rocker. Es gibt nichts anderes, was ich in meinem Leben tun möchte. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, aber auch dankbar für alle Leute, die uns damals bei Atlantic Records, Shrapnel Records, Roadrunner, SPV/Steamhammer und vielen anderen Labels unterstützt haben. Aktuell sind wir schon länger bei SPV/Steamhammer unter Vertrag als bei einer anderen Firma. Wir haben 2010 bei ihnen unterschrieben. Knapp vierzehn Jahre später arbeiten wir immer noch mit Olly Hahn, einer der besten Personen in der Musikindustrie, zusammen. Die Jungs, die dort arbeiten, wie auch Björn..., sie bilden zusammen eine grossartige Firma, bei der man sich nicht wie eine Nummer fühlt, sondern sie sind leidenschaftlich bei der Arbeit und kämpfen für die Musik, genau wie wir.
MF: Lass uns nochmals zu Atlantic zurück kehren, bei denen ihr nach ein paar Alben den Vertrag verloren habt. Bald darauf starb ja auch Carl Albert. Du hattest danach das Management der Band übernommen. Wie oft hast du dir gedacht, das wird zu viel und wolltest alles hinschmeissen?
Geoff: Gerade vor 45 Minuten habe ich das letzte Mal daran gedacht (lacht), weil ich zu jeder Sekunde der Manager dieser Band bin. Seit wir Atlantic verlassen haben, manage ich die Truppe, bin Tour-Manager und habe vieles über das Business gelernt. Dazu gehört auch, wie die Band zu bezahlen ist. Die Opfer, die ich dafür gebracht habe..., Vicious Rumors sind auf Leidenschaft aufgebaut und vergiessen dafür Blut, Schweiss und Tränen. Es ist ein Abenteuer. Es ist ein verdammt hartes Geschäft, selbst wenn sich alles an Ort und Stelle befindet.
Wir lernen gerade wie es ist, ohne Crew und einem grossen Bus herum zu reisen. Nur fünf Jungs in einem kleinen Transporter, und alles muss auf einem kleineren Level gehalten werden. Darunter dürfen aber unsere Shows nicht leiden und müssen "hot" bleiben. Das ist uns sehr wichtig. Solange die Konzerte gut sind, spielt es keine Rolle, wie die anderen 23 Stunden pro Tag sind. Diese 23 Stunden können verdammt hart sein, wenn etwas bei der Show nicht funktioniert, aus welchen Gründen auch immer. Wir halten das Feuer am Glühen und zählen auf jeden Einzelnen. Viele Bands sind zu Hause geblieben, weil es aktuell zu unsicher und zu teuer geworden ist, in Europa auf Tour zu gehen. Wir haben den Teufel an seinen Hörnern gepackt und sind neue, günstigere, aber auch aufwändigere Wege gegangen. Dabei versuchen wir das Unmögliche verdammt nochmal möglich zu machen (lacht).
MF: Kommen wir nochmals zu Carl Alberts Tod. Wie schwierig war dies für dich persönlich? Er war ja nicht nur ein unglaublicher Sänger, sondern auch der perfekte Frontmann.
Geoff: Ja, absolut, und ein grossartiger Freund. Wir haben uns echt geliebt. Es fühlte sich an, als ob dies das Ende von allem war. Für eine Weile war alles trostlos. Wir versuchten Vorsingen zu organisieren und dachten dabei an Ronnie James Dio und Rob Halford. Aber selbst diese beiden Helden wären nicht die Richtigen gewesen: "Danke euch Jungs, ihr seid wunderbar, aber ihr könnt Carl nicht vergessen machen!" Carl war ein knallharter Typ. Als er ging, hat es uns die Luft genommen und um Jahre zurück geworfen. Als wir das realisierten, dass ihn..., wir versuchten nie jemanden zu finden, der Carl hätte ersetzen können. Es hätte ein neuer Shouter sein müssen, mit dem wir weitergezogen wären. Ihn zu ersetzen? Vergiss es! Wir zelebrieren seine Musik und ihn immer wieder. Sein Sohn Kevin, den wir sehr lieben, ist ein unglaubliches Talent.
Als wir mit ihm zusammen waren, kam eine gewisse Magie auf, und er brachte uns zum Lachen (grinst), wie es sein Vater tat. Ja, Carl zu verlieren, war eine sehr schwere Zeit. Für Larry und mich..., wir wollten immer weiter gehen und sind immer noch da, respektive haben alles hinter uns gelassen. Viele Musiker, die bei uns spielten, haben nicht die gleichen Schicksalsschläge mitgemacht. Das war vielleicht auch der Grund, warum sie wieder ausgestiegen sind. Martin, das Leben geht weiter. Wir sind immer noch da und haben noch viel Musik, die geschrieben werden will (grinst). Wir zelebrieren das Leben von Carl mit dieser Tour und spielen alle klassischen Songs der Alben mit ihm. Die Leute, die unsere Konzerte besuchen, geniessen das Set. Weisst du, wir sind glücklich, dass wir überhaupt einen Typen wie Carl in unserer Band hatten.
MF: Ich danke dir für die Zeit und das Interview, es war mir ein Vergnügen und eine Ehre. Pass auf dich auf und dir gebührt wirklich alles Glück dieser Welt.
Geoff: Bruder, ich danke dir für dein Erscheinen. Es war auch für mich ein Vergnügen. Pass auf dich auf und wir sehen uns bald wieder.