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"...Sicher ist Metal in Italien nach wie vor eine Herzens-Angelegenheit, und wer bei uns als Metalhead unterwegs ist, weiss, wovon ich spreche..."
Meine akribischen Recherchen haben mich in diesem Fall in den tiefsten Süden von Italien geführt, um genau zu sein nach Bisceglie in Apulien. Dort habe ich die vielversprechende Band VILEMASS für mich entdeckt. Bereits seit 2015 treiben sich das lärmige Trio im tiefsten Untergrund herum und hat nun mit seinem Debüt-Album «Gore Weed Distortion» für eines der Highlights im Jahre 2021 gesorgt. Und so reiche ich den Kelch mit den Fragen an VILEMASS weiter und mal schauen, was da für Antworten heraus gesprungen sind.
MF: Wo und wie habt ihr euch kennengelernt, um dann VILEMASS zu gründen, und wie ist es um die Metal-Szene in Apulien bestellt?
VILEMASS: Wir sind drei Freunde, die sich schon seit Jahren kennen und aus dem gleichen Ort stammen, nämlich einer Stadt mit 60'000 Einwohnern namens Bisceglie. Seit 2009 machen wir zusammen Musik, leider gab es immer wieder Wechsel im Line-up. So konnte aber unser Stil langsam und mit ganz viel Leidenschaft heran wachsen. Wir haben dann 2015 VILEMASS gegründet und unserem Bassisten Antonio die Rolle des Sängers übertragen. Für unseren bevorzugten Stil, Death Metal Made in USA, trugen die vorherigen Sänger zu wenig Wut und Leidenschaft in sich! Mit einer Cover-Version von Rage Against The Machine hat im Proberaum alles begonnen und wurde dann mit der Zeit immer brutaler! Apulien hat eine sehr lebendige Metal-Szene mit sehr talentierten Bands wie CANCRENA, VINTERBLOT, INTRACRANIAL PURULENCY, HUMAN SLAUGHTERHOUSE, DEWFALL, IMPLODEAD und so weiter. Bei dieser Aufzählung dürfen natürlich NATRON nicht fehlen, die im Moment nicht aktiv sind, aber früher mit ihrem Brutal Death Metal für Furore gesorgt haben! Apulien ist eine wahre Schmiede für talentierte Metalbands und wir spielen sehr gerne hier, weil da immer etwas Spezielles in der Luft liegt! Anhand der Credits auf dem Album kann man sehen, wie verbunden wir mit der heimischen Szene sind.
MF: Ihr seid seit 2015 aktiv und habt in Eigenregie die EP «Drilled By Bullets» veröffentlicht. Nach fünf Jahren nun folgt euer Debüt «Gore Weed Distortion». Warum hat das so lange gedauert?
VILEMASS: Die EP «Drilled By Bullets» haben wir in Eigenregie veröffentlicht und aufgrund des guten Feedbacks wurde diese nochmals von Extreme Metal Music aus Turin aufgelegt. Zur selben Zeit haben wir unser erstes offizielles Video zum Song «Vulgare Religion» produziert. Mit diesem Schritt haben wir unser kleines und geliebtes Gärtchen verlassen und sind in der Welt des Musikbusiness angekommen. Die Jahre mit unvergesslichen Konzertmomenten und Stunden im Proberaum sind unglaublich schnell an uns vorbei gezogen, und neben der Band haben wir ja auch noch den nicht immer einfachen Alltag zu bewältigen. Trotz einigen widrigen Umständen werden wir nicht aufgeben und sind umso glücklicher, jetzt über das neue Album sprechen zu können.
MF: Ist es für eine italienische, beziehungsweise apulische Band schwieriger, im weltweiten Metal-Dschungel Erfolg zu haben?
VILEMASS: Sicher ist Metal in Italien nach wie vor eine Herzensangelegenheit, und wer bei uns als Metalhead unterwegs ist, weiss, wovon ich spreche. Da spielt es nicht mal eine Rolle, ob die Band aus dem Norden oder Süden kommt. Italien hat eine langjährige und grosse Musikkultur, nur bezieht sich diese Kultur auf andere Stile! Leider wird von den Medien gesteuert, was das Publikum zu hören hat. Auch wenn es hier viele Metalfans gibt, ist es alles andere als leicht, mit einer Metalband am Start zu sein, auch wenn durch das Internet vieles einfacher geworden ist.
MF: Wie habt ihr zum Metal gefunden und was waren eure Haupteinflüsse?
VILEMASS: Als ich mit 14 Jahren zum ersten Mal Bands wie Pantera und Sepultura gehört habe, war es um mich geschehen! So habe ich zwei Freunde überzeugen können und so sind aus zwei Freunden auch zwei Bandmitglieder geworden! Unser stärkster Einfluss ist Cannibal Corpse und das schon seit Jahren. So haben wir dann den amerikanischen Death Metal für uns entdeckt, aber auch Thrash aus den 90iger Jahren steht auf unserer Favoritenliste!
MF: War es ein harter und langer Weg, ein solch exzellentes Album «Gore Weed Distortion» auf die Beine zu stellen?
VILEMASS: «Gore Weed Distortion» ist das Resultat der letzten Jahre! Bei uns kann es vorkommen, dass wir mehrere Wochen an einem Song arbeiten, bis alle zufrieden sind. Deshalb sind wir eher langsame Songwriter, dafür sind unsere Songs dann ausgereift und wir haben kein unnötiges Füllmaterial auf dem Album, was man auf «Gore Weed Distortion» unschwer merken wird!
MF: Der Sound von «Gore Weed Distortion» ist extrem druckvoll und massiv! Wo und mit wem habt ihr das Album aufgenommen?
VILEMASS: Es hat uns einige Mühen gekostet, um den optimalen Sound zu finden! Nachdem wir während des COVID-Lockdowns immer wieder Files und Ansichten mit unserem talentierten Produzenten Simone Pietroforte ausgetauscht hatten, fehlte immer noch das gewisse Etwas in unserem Sound. So sind wir nochmals ins Divergent Studios nach Acquaviva delle Fonti gegangen und haben die letzten Zweifel direkt mit unserem Produzenten ausgeräumt. Der druckvolle Sound ist nämlich für unsere Musik sehr wichtig!
MF: Eure Musik ist ein dreckiger Bastard aus Death Metal und Thrash Metal! Wenn ihr eurer Musik eine Stilbezeichnung geben müsstet, wie würde diese dann lauten?
VILEMASS: Natürlich VILE-Metal! Aber das behalten wir so lieber für uns ha, ha, ha! Einige sagen, dass wir ganz klar Brutal Death Metal machen, während andere meinen, dass Thrash Death Metal die richtige Bezeichnung wäre! In einem Review wurde sogar geschrieben, dass wir die neue Strömung des Thrash Metals seien! Für uns ist einzig wichtig, dass unsere Musik natürlich, brutal und direkt aus unseren Eingeweiden abstammt!
MF: Wie der Titel ja schon aussagt, seid ihr gewissen Kräutern nicht abgeneigt. Welchen Einfluss haben diese Kräuter auf eure Texte?
VILEMASS: Unser Sänger ist ein passionierter Raucher von diesen gewissen Kräutern, und so werden immer mal wieder komische Geschichten erzählt, die dann die Früchte dieser Kräuter sind! Wir haben aber auch sozialkritische Texte, die bestens zu unserer wütenden Musik passen!
"... im Winter kann ein Blick von fünf Minuten ins Meer hinaus wahre Wunder bewirken..."
MF: Wie ist es eigentlich, am Meer zu leben und immer in den Ferien zu sein?
VILEMASS: Man lebt natürlich sehr gut am Meer, aber wir wollen VILE-Metal machen, und so lenkt uns das gelegentlich nur ab! Und im Sommer fällt uns das Proben bei 40° auch nicht gerade leicht! Aber im Winter kann ein Blick von fünf Minuten ins Meer hinaus wahre Wunder bewirken, denn die Gedanken entspannen sich und der Geist kann sich wieder aufladen!
MF: Habt ihr immer die Möglichkeit für Live-Auftritte und Album-Aufnahmen frei zu nehmen, trotz eurer Jobs?
VILEMASS: Wir haben Jobs in verschiedenen Firmen und arbeiten fünf bis sechs Tage die Woche. Trotzdem schaffen wir es wöchentlich jeweils abends zu den Proben. Unser Glück ist es, dass wir drei Freunde sind und in der gleichen Stadt leben. Es ist nicht immer einfach, aber wenn wir zusammen sind, dann sind wir unverzüglich inspiriert und das trotz der alltäglichen Probleme im Kopf! Das ist auch der Grund, warum es so lange gedauert hat, bis unser Album erschienen ist! Wir brauchen keinen Ruhm, sondern wir wollen nur Respekt für VILEMASS, und diese Band möchten wir immer weiter vorwärts bringen, bis wir alt und taub sind!
MF: Wo kann dieses sensationelle Album und sonstiges Merchandise bestellt werden?
VILEMASS: Wir sind auf den üblichen Streaming-Plattformen wie Spotify, Deezer, Amazon Music, Applemusic und Tidal zu finden. Wer gerne die EP und das neue Album bestellen möchte, kann uns auf Facebook kontakten oder die Bandcamp-Seite unseres Labels nutzen: https.//cultofparthenope.bandcamp.com
MF: Die letzten Worte gehen nochmals an VILEMASS!
VILEMASS: Wir hoffen, dass wir bald einmal in der Schweiz auftreten können, um mit euch gemeinsam zu headbangen! Und checkt uns doch unbedingt mal an, denn wir sind: Einzigartig, echt und mit viel Herz ausgestattet…, genau wie die italienische Küche!
Bei VILEMASS handelt es sich um einen der besten Newcomer in diesem Jahr, und wer auf genialen Extrem-Metal abfährt, sollte sich das Album «Gore Weed Distortion» unbedingt zulegen!