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23. Juli 2022, Pratteln – Z7 (Open-Air)
By Rockslave
Was den Publikumsaufmarsch im Hitze-Sommer 2022 an vor allem grösseren Anlässen angeht, liess einen zunehmend im Glauben, dass das Corona-Virus zumindest gefühlt Geschichte ist. Dass dem aber leider doch noch nicht im gewünschten Umfang so ist, betraf die betrübliche Nachricht, die dem Open-Air Konzert von Avantasia voraus ging. Es betraf nämlich den Pretty Maids und Nordic Union Frontmann Ronnie Atkins, der sich kurz zuvor und leider den COVID-Käfer einfing. Somit fehlte Mainman Tobi Sammet einer der hochkarätigen Gastsänger, die sein Baby schon eine ganze Weile begleiten wie zugleich bereichern. Klar standen Ralf Scheepers (Primal Fear), Eric Martin (Mr. Big), Bob Catley (Magnum), Jorn Lande (Jorn) und Herbie Langhans (Radiant) Gewehr bei Fuss, und Letzterer übernahm dann die Parts von Ronnie. Daneben stellten noch Adrianne Cowan und Ina Morgan die Abteilung der "female vocals", wie letztlich auch die beiden Gitarristen Oliver Hartmann und Sascha Paeth ihrerseits zusätzliche Gesangs-Parts einbrachten. Somit stand einem zu erwartenden Konzert-Abend der Extraklasse trotzdem nichts im Weg, was sich schon bald, und ohne Support-Band, zeigen sollte.
Überhaupt besteht eine feste Bindung zwischen der weltbesten Metal-Opera und dem Z7, denn fast alle bisherigen Konzerte in der Schweiz fanden hier in Pratteln statt, wo Tobi ja auch schon mehrmals mit Edguy zu Gast war. Seit dem albummässigen Avantasia-Debüt von 2001, das nota bene im gleichen Jahr, sprich im Juli erschien und bereits im September mit dem Edguy Klassiker-Album «Mandrake» einen weiteren Meilenstein aus dem Hause Sammet & Co. vermelden konnte, sind schon mehr als zwei Dekaden um. Nachdem der Zuspruch der Fans zu den ersten zwei Alben («The Metal Opera und Pt. II» davon) immer weiter anwuchs, war es dann bei «The Scarescrow», dem dritten Werk von anfangs 2008, endlich soweit: Avantasia enterten die Bühne, und ab da entwickelte sich die ganze Chose zu einem sehr erfolgreichen Selbstläufer, der zum Beispiel auch in Wacken locker bestehen konnte und dieses Jahr erneut im Billing steht. Zuvor fand die Stippvisite in der Schweiz statt, und das wollte sich ein stattliches Publikum an diesem wunderbaren Sommerabend natürlich nicht entgehen lassen. Ganz ausverkauft war der Anlass zwar nicht, aber es dürften sich dennoch gut und gerne etwa 2'000 Fans vor der Aussenbühne des Z7 eingefunden haben.
Kurz nach 20:00 Uhr ging es zunächst mal mit dem ausgespielten AC/DC Klassiker «You Shook Me All Night Long» als Intro los, gefolgt vom lautstark bejubelten Opener «Twisted Mind». Zu einem fixen Bühnenbild und ohne weitere Effekte stand vor allem die Musik im Vordergrund, die vom zahlenmässig grossen Line-up in gewohnter Manier performt wurde. Die grandiose Show ist nach fünf weiteren epischen full-lenght Alben bis 2019 entsprechend gewachsen und schlug bei den Fans voll ein. So war es dann nicht erstaunlich, dass vergangene Konzerte bis zu drei Stunden dauern konnten. Dazu kam es heute Abend jedoch nicht ganz, aber die Setliste war einmal mehr prall gefüllt. Vergleicht man die von heute Abend mit einer älteren, fällt auf, dass eine ordentliche Menge "Standard-Songs" wie «Twisted Mind», «Reach Out For The Light» oder «Dying For An Angel» gesetzt sind, die jedoch in anderer Reihenfolge gespielt wurden. Mit «The Moonflower Society» folgte zudem die Live-Premiere eines brandneuen Songs ab dem im Oktober erscheinenden neuen Studio-Werk «A Paranormal Evening With The Moonflower Society». Müssig zu erwähnen, dass sich das neue Material nahtlos bei den bisherigen Genre-Perlen einreihte.
Nebst den stets motiviert vorgetragenen Gastbeiträgen befand sich auch Zeremonien-Meister Tobi Sammet in bestechender Form, und mit dem gegenseitigen Anstacheln im Sinne eines konstruktiven wie freundschaftlichen Wettstreits liessen sich die Protagonisten auch heute Abend nicht lumpen und lieferten im Kollektiv voll ab. Speziell Herbie Langhans tat sich mit den etatmässigen Atkins-Songs besonders hervor und kriegte so mehr Aufmerksamkeit als im üblichen Rahmen. Die Fans wurden bestens unterhalten und dankten es mit einer bombenmässigen Stimmung. Diese riss auch zu Tobis obligatem "small talk" nicht ab. Und so wurde ein etwas über zweieinhalbstündiges Spektakel geboten, das nach wie vor einzigartig ist und Nachahmer mit gleichen Ambitionen weit hinter sich lässt. Daneben sorgte Edguy-Drummer Felix Bohnke, den man jeweils hinter Plexiglas packen muss, für übermächtige Drum-Power. Zudem wurde an diesem Abend bewiesen, dass es hierzu kein aufgeblasenes Bühnenspektakel braucht, sondern einfach packende Songs, und davon gab es bei dieser begeisternden "Summer Night Show", nur vier Tage nach TOTO an gleicher Stelle, mehr als genug. So cu next time folks!
Setliste: «Intro (You Shook Me All Night Long - AC/DC Cover)» - «Twisted Mind» - «Reach Out For The Light» - «The Wicked Rule The Night» - «What's Left Of Me» - «Dying For An Angel» - «The Scarecrow» - «Lucifer» - «Invoke The Machine» - «Draconian Love» - «The Story Ain't Over» - «The Moonflower Society» - «Avantasia» - «Farewell» - «Let The Storm Descend Upon You» - «Promised Land» - «Shelter From The Rain» - «Mystery Of A Blood Red Rose» - «Lost In Space» - «Sign Of The Cross / The Seven Angels»