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07. Mai 2022, Pratteln – Z7
By Tinu
Der ehemalige Iron Maiden Sänger Blaze Bayley ist so etwas wie der tragische Held der Metal-Szene. Bei Maiden musste er die grossen Fussabdrücke seines Vorgängers und Nachfolgers Bruce Dickinson ausfüllen, und dies in einer Zeit, in der Heavy Metal eher eine Schande, denn der Weg hin zum heiligen Gral war. Auch wenn ich persönlich die beiden Maiden-Scheiben mit Blaze sehr cool finde, so musste die englische Metal-Truppe in der Zeit bedeutend kleinere Brötchen backen. Nach dem Ausstieg bei den eisernen Jungfrauen gründete er seine eigene Truppe, die zwar stets packende Alben veröffentlichte, von denen aber die Zielgruppe leider zu wenig, sprich nachhaltig Kenntnis nahm.
Absolva
Nach der Corona-Zeit musste der Shouter wieder auf die Bühne. Diese teilte er sich mit seiner Band, die als Absolva das Support-Programm bestritten. Die beiden Appleton Brüder, Sänger/Gitarrist Chris und Gitarrist Luke (war früher Bassist bei Iced Earth) bildeten mit ihren Maiden artigen Melodiebögen das Grundgerüst der Lieder von Absolva. Dabei präsentierte sich Chris mit vielen deutschen Ansagen und hatte das spärliche Publikum sofort auf seiner Seite. Mit teils galoppierenden Bassläufen erinnerte das Quartett immer wieder an Iron Maiden, die sich mit Satan und den Tygers Of Pan Tang verheirateten. Mit einer Mischung aus schnelleren Parts und melodischen, langsamen Teilen wurde das Set nie langweilig. Auch wenn Hits fehlen, kämpfte die Truppe um jeden Besucher im Z7. Speziell Chris litt mit seiner Mimik und Gestik bei seinen Solos. Sein Gesang war kräftig und passte perfekt zu den Tracks. "Z7! Scream form me!" Auch wenn die Fans auf eine solche Ansage gewartet hatten, war es schon fast "frech", diese von Mister Dickinson bekannte Aufforderung zu "klauen". Am Ende half es dem Konzert-Opener jedoch, dass er noch mehr Applaus abbekam. Absolva waren ein guter Anheizer, und für die Jungs gab es nach ihrer eigenen Show nur eine kurze Verschnaufpause, bis es mit Blaze weiter ging.
Blaze
Die Lieder von Blaze Bayley gingen anschliessend besser ins Ohr als diejenigen von Absolva. Trotzdem fehlen auch dem ehemaligen Wolfsbane Sänger Hits die man kennt und den ganzen Abend darauf wartet. Diese kamen am Schluss des Sets in Form der alten Iron Maiden Lieder. Auch wenn seine Tracks nicht allzu weit weg von seiner ehemaligen Truppe entfernt liegen, tragen sie klar die Handschrift von Blaze, der einmal mehr wie ein Derwisch über die Bühne fegte und dabei das Publikum zu jeder Sekunde zum Mitmachen anfeuerte. Um zu verstehen, wie dankbar Blaze seinem Publikum war, muss man zwingend eines seiner Konzerte besuchen. "It's very emotional to be back at the Z7, thank you so much", war nur einer seiner Dankesreden über seine Fans und das Z7. Er ist und bleibt ein Sympathiebolzen, der immer wieder über sich selber hinaus wächst. "Every part of Blaze Bayley is 100 % live. No computers play this fantastic music! Sometimes it's a battle and sometimes it's a war for me", kündigte der Shouter den Titel-Song seines letzten Studio-Albums «War Within Me» an.
Wenn Blaze dabei "stand up" schreit, ist dies eine unmissverständliche Kampfansage, die mit seiner wilden Gestik, Mimik und Körpersprache untermalt wird. "The Blaze Bayley fans are the best in the world!" beteuerte der Bandleader und drückte so die Liebe zu seinen Fans aus. "You believe in me and make me believe" liess er die Anwesenden wissen. Was bei anderen ein Lippenbekenntnis ist, bedeutet bei Blaze nichts als Dankbarkeit gegenüber seinen Fans, die ihn in all den Jahren nie vergessen und immer unterstützt haben. Dabei griff er sich regelmässig an sein Herz und zeigte so seine Verbundenheit. Mit «Virus» wurde der erste Iron Maiden Song gespielt, und dies schien für den Gig auch so etwas wie einen zusätzlichen Adrenalinschub auszulösen. Ob die Jungs den Track nun wie Iron Maiden spielen oder nicht, spielte dabei keine Rolle, denn Blaze sang ihn, und schon nur das verleiht diesem Song etwas Magisches. "You help me in my depression and you make me healthy that I can come back"!
Blaze liebt seine Fans, kämpft unermüdlich um sie und dies mit spürbarer Leidenschaft, viel Herz, Blut und Tränen. Blaze schwitzt wie zelebriert seine Dankbarkeit und will mit seinen Getreuen einfach eine gute Zeit verbringen sowie all das Schlechte was auf unserer Kugel passiert, vergessen machen. "With every show I live my dream", und darum war die komplette Band nach der Show am Merchstand versammelt, gab allen Autogramme und machte gemeinsame Fotos. Dies, wie Blaze betonte, "for free" und um damit vor allem einen mächtigen Seitenhieb in Richtung der oftmals überteuerten "Meet & Greet" Anlässe, welche heute bei den Bands zum guten Ton gehören, abzufeuern. Dies allerdings nicht, bevor er mit seiner Truppe das Z7 rockte und mit «Silicon Messiah», «Kill And Destroy», «The Power Of Nikola Tesla» und dem Abschluss-Vierer «Man On The Edge», «Futureal», «Como Estais Amigos» und «Lord Of The Flies» nochmals seine Maiden-Tage aufleben liess.
Am Ende der Show konnte man attestieren, dass es letztlich nicht nur die Maiden-Tracks waren, welche den Gig so lebendig hielten, sondern auch sein eigenes Material. Wer bis jetzt noch nicht bemerkt hat, wie sehr der Sänger an seinen Fans hängt, wie viel sie ihm bedeuten und mit welcher Leidenschaft er noch immer auf der Bühne steht, wird den Engländer nie verstehen. Schade, denn dabei entgeht allen Abwesenden eine grosse Bühnenpersönlichkeit.
Setliste: «Ten Seconds» - «Silicon Messiah» - «Kill And Destroy» - «Watching The Sky» - «War Within Me» - «Pull Yourself Up» - «Warrior» - «The Power Of Nikola Tesla» - «Virus (Iron Maiden Track)» - «Witches Night» - «18 Flights» - «The Man Who Would Not Die» - «Man On The Edge (Iron Maiden Track)» - «Futureal (Iron Maiden Track)» -- «Como Estais Amigos (Iron Maiden Track)» - «Lord Of The Flies (Iron Maiden Track)»