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12. Mai 2023, Pratteln - Z7
By Rockslave
Es war schon eine ganze Weile her, seit ich Burning Witches das letzte Mal live gesehen hatte, heisst noch vor Corona! Seit März 2019, wo ich die Hexen noch im Aarauer KiFF in der Besetzung Telli/Kalkuhl/Grob/Frischkecht/Nusselder erleben durfte und dem wegweisenden Auftritt am "Sweden Rock Rock Festival" (erstmals mit Laura Guldemond) etwa drei Monate später, ist bis heute im Hexen-Camp viel passiert. Das drückt sich mitunter auch im akuellen Line-up aus, das sich wie folgt liest: Guldemond/Kalkuhl/Grob/Frischknecht/Cox. Der letzte Name bei den fünf Witches kam im Vorfeld der Veröffentlichung vom mittlerweile fünften Studio-Album «The Dark Tower» ins Spiel, da Gitarristin Larissa Ernst (die Sonia Nusselder 2020 ersetzte) Mutterfreuden entgegen sieht. Für die anstehenden Live-Aktivitäten konnte Courtney Cox (Iron Maidens) verpflichtet werden, die sich mühelos in ihrer Rolle etablieren konnte. Mit dabei am heutigen CD-Release Konzert waren noch Fireborn (ehemals Dislike Silence) mit der talentierten Frontfrau Jenny Gruber und als Anheizer im wahrsten Sinne des Wortes fungierten die Innerschweizer Hard Rocker von Voltage Arc.
Voltage Arc
Die seit ewigen Zeiten rezitierte Schweizer Rock-Pyramide mit Krokus, Gotthard und Shakra ist oben weg längst am Bröckeln, und es wird höchste Zeit, dass sich neue Talente Gehör verschaffen. Im Bereich von kernigem Hard Rock mit latent modern-metallischem Anstrich steht mit Voltage Arc eine junge Truppe mit augenscheinlichem Potenzial in den Startlöchern, die in naher Zukunft noch ordentlich was reissen könnte. Die Anfänge gehen zurück auf das Jahr 2016, wo aus den damaligen Visionen Tatsachen geschaffen und umgesetzt wurden. Die Rede ist von Frontmann Toni Hörner, Gitarrist Merlin Eichenberger, Bassist Julian Stein und Schlagzeuger Timon Forrer. Dieses Quartett strotzt nur so vor jugendlicher Energie, und kaum auf der Bühne des Z7, entlud sich diese auch gleich. Die Band legte wie die Feuerwehr los und schien ganze Hummel-Nester im Arsch zu beherbergen. Was die Jungs da an Posing und Stage-Acting hinlegten, war schlicht grandios und erinnerte gar an die frühen Zeiten von Skid Row.
Letztere hatten da aber noch etwas ganz Entscheidendes zu bieten, nämlich einige absolute Killer-Songs! Die Mucke von Voltage Arc kann da qualitativ, obwohl handwerklich absolut in Ordnung und auch gesanglich auf Abwechslung gebürstet, noch nicht mithalten. Immerhin ist auf dem Debüt-Album «In Your Face» gegenüber der voran gegangenen EP ein Fortschritt erkennbar. Zudem wird die Chose durch massig Attitüde wett gemacht, und davon besitzt die Combo reichlich. Vor allem Mr. Hörner weiss genau wie es geht, um die Mädels in der ersten Reihe abzuholen, und die gebündelt eingesetzte Energie der Kollegen sorgt zumindest für reichlich Action auf der Bühne, die vom Publikum mit hörbarem Zuspruch belohnt wurde. Ob es dereinst reicht, ein entsprechendes Erbe antreten zu können, wird sich zeigen. Am Willen liegt es definitiv nicht, aber was es nun braucht, sind weitere griffige Songs mit gefährlichen Widerhaken der Marke "The Fat Lady Sings», «Apple Dream oder «Backseat».
Setliste: «Hardrock Hotspot» - «The Fat Lady Sings» - «Apple Dream» - «Sin City» - «Break Free» - «Waiting To Get Wild» - «For Rock And Roll» - «Never Forget To Drink»
Fireborn
Schon vor einer ganzen Weile fiel mir im Radio Studio von "Kanal-K" in Aarau nach unserer Sendung "Rock Lounge" zufällig eine 4-Track CD «Human» (2019) der Band Dislike Silence in die Hände, die ich vorher noch nicht gekannt hatte. Das Teil war offenbar mal promomässig unterwegs gewesen und lag nun zum Mitnehmen da. Auf der Rückseite ist die ganze Band zu sehen, inklusive einer blonden, sympathisch wirkenden Sängerin..., Jenny Gruber! Das weckte mein Interesse, und so fand der Silberling den Weg in meinen CD-Player. Was ich da hörte, haute mich insgesamt nicht aus den Socken, klang aber solide, und vor allem der ausdrucksstarke, kräftige Gesang mit leicht rauer Note sowie das gute Gespür für griffige Melodien liessen mich aufhorchen. Die Recherche ergab dann, dass hier wohl so schnell kein neues Material in Aussicht stand. Und auf einmal tauchte der Name Jenny Gruber in Zusammenhang mit einer neuen Band wieder auf: Fireborn! Mit dabei vom bisherigen Line-up sind Gitarrist Dennis Weber und Schlagzeuger Raphael Singh. Komplettiert mit Florian "Flo" Bucher (g) und Christian "Chris" Lehr fand man sich bald, sprich im Winter 2021, bei Tonmeister V.O. Pulver (Poltergeist, Messiah, Gurd) im "Little Creek Studio" in Gelterkinden ein.
Dort wurden mit «Set Off» und «Deep Blue Water» die ersten zwei Songs aufgenommen, die von Destruction Mastermind Schmier produziert wurden. Etwas mehr als einen Monat vor dem Release des Debüt-Albums «Reflections» kriegte die Truppe aus Lörrach nun die Möglichkeit, sich und ihr neues Material erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Affiche im Umfeld der CD-Release Show des Headliners passte perfekt, und Jenny nahm, zusammen mit ihren Mitstreitern, den Steilpass an und lieferte voll ab! Wo sich an anderer Stelle Nervosität bemerkbar machen könnte, zogen Fireborn als bis in die Fingerspitzen motiviertes Kollektiv voll vom Leder. Dabei zeigten sich die unbestrittenen Fähigkeiten der kleinen, grossen Frontfrau, die eine bestechend agile Performance hinlegte und sich dabei sichtlich wohl fühlte. Das übertrug sich stimmungsmässig bald auf das eh gut antizipierende Publikum, das die metallisch rockende Mucke amerikanischer Prägung mit lautstarkem Zuspruch honorierte. Man darf also gespannt sein, wie das bald erscheinende full-lenght Debüt aufgenommen wird. Was die Live-Performance angeht, wurde die Feuerteufe auf jeden Fall mit Bravour bestanden, und diese Band sollte man ab sofort auf dem Radar haben!
Setliste: «Intro» - «Human» - «Minds Without Limits» - «Pack Of Wolves» - «Young Heart Dies» - «Ferryman» - «Evil's Fight» - «Done With You» - «You Seem So Far» - «Set Off» - «Outro (Journey - Don't Stop Believin)»
Burning Witches
Was 2015 seinen Anfang nahm, las sich ein Jahr später so: "Im November 2016 wurde ihr 3-Track Promo-Demo (mit den Songs «Metal Demons», «Creator Of Hell» und «Burning Witches») in den deutschen Magazinen "Metal Hammer" und "Rock Hard" zum "Demo des Monats" gewählt. Das ist inzwischen ein paar Vollmonde her, und während so ein Traumstart nicht zwingend jede Band entsprechend anzuschieben vermag, können Burning Witches auf eine mittlerweile ganz ordentliche Karriere zurück blicken. Darin eingebettet sind, nebst fünf full-lenght Studio-Alben, zwei EPs und zwei Live-Alben, auch unzählige Live-Auftritte in Europa sowie Mexiko, Kolumbien und den Staaten. Dazu gehören zu Beginn Auftritte in kleineren Locations bis hin zu grossen Festival-Bühnen, und selbst in Wacken rockten die Schweizer Hexen mit niederländischer Front-Power 2019 die W:E:T Stage! Ausserdem zierte man heuer im Frühling die "Monsters Of Rock" Cruise. Dieser bemerkenswerte Leistungsausweis bedarf keinen weiteren Erklärungen mehr, sprich die Mädels sind definitiv angekommen und nach wie vor hungrig auf weitere Erfolge. Das neue Werk trägt den Titel «The Dark Tower», und die heutige CD-Release Show fand genau eine Woche nach der Veröffentlichung des Albums statt.
Damit einher ging der erste Auftritt der zweiten Gitarristin Courtney Cox (The Iron Maidens), die als Live-Ersatz während der Baby-Pause von Larissa Ernst einspringt. Für mich war das in zweierlei Hinsicht ein spannendes Unterfangen, denn erstens hatte ich Burning Witches über einen längeren Zeitraum nicht mehr performen sehen, und zweitens stellte sich mir die Frage nach der aktuellen Kompaktheit innerhalb der Band, da Courtney relativ kurzfristig einsprang. Was Letzteres betrifft, war, respektive bin ich abermals schwer beeindruckt, wie jeweils solche Aufgaben auf Profi-Level gemeistert werden. Doch "the show must go on", und genau das kriegte das Publikum vorgesetzt. Während die Band von Anfang an in der gewohnten Art und Weise gleich mit dem Album-Opener «Unleash The Beast» von null auf hundert Vollgas gab, brauchte es ein Weilchen, bis die gut etwa 600 Fans im Z7 erwachten. Ab «Sea Of Lies» nahm der Kahn dann Fahrt auf, und mit jedem weiteren Song entwickelte sich schliesslich die richtige Stimmung, die ein Metal-Konzert erst ausmacht.
Die Rezeptur des musikalischen Zaubertranks der Hexen basiert nach wie vor auf klassischem Heavy Metal mit 80er-Flair und powermetallischen Elementen. Ein neuer, persönlicher Favorit aus dieser Ecke ist zum Beispiel der Titeltrack «The Dark Tower», der mit Midtempo-Riffing einerseits für Abwechslung und andererseits erhöhte Heavyness sorgt. Bei der anschliessenden, schönen Ballade «Tomorrow» folgte die einzige Verschnaufpause des schweisstreibenden Auftritts. Insgesamt kamen sechs neue Songs zu Live-Ehren, ergänzt um Set-Klassiker wie «Dance With The Devil» oder «Hexenhammer». An der Stelle liess das besungene Kult-Buch unter den anwesenden Fans weniger Begeisterung aufkommen als erhofft, was ich nicht nachvollziehen konnte. «Burning Witches» beendete schliesslich den gelungenen Konzert-Abend, und mir gefiel definitiv, was ich da zu sehen und zu hören bekam. Allerdings hätte ich mir zusätzlich «Renegade» im Set gewünscht, aber das kann ja noch werden in der Zukunft. Die nun anstehende Tour gibt sicher bald eine Antwort darauf ab.
Setliste: «House Of Blood - Intro» - «Unleash The Beast» - «Wings Of Steel» - «Sea Of Lies» - «Dance With The Devil» - «Lucid Nightmare» - «We Stand As One» - «CD Inauguration The Dark Tower» - «Evil Witch» - «The Dark Tower» - «Tomorrow» - «Heart Of Ice» - «Hexenhammer» - «World On Fire» - «Flight Of The Valkyries» - «The Witch Of The North» - «Burning Witches»