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20. Oktober 2023, Aarau - KiFF (Saal)
By Rockslave (rsl) and Roolf (roo) - All Pics by Rockslave
Die Aargauer Thrasher Comaniac mussten sich, wie ganz viele andere Bands wegen der Pandemie auch, ordentlich in Geduld üben, damit ein neues Album gebührend auf die Menschheit losgelassen werden kann. Das Vorgänger-Werk «Holodox» (2020) als das berühmte wie eigentlich wegweisende, dritte Album trug bereits alles in sich, um die Gruppe einen gehörigen Schritt voran zu bringen. In Zeiten, wo das aber und leider muss man sagen, nicht mehr über den Absatz von Tonträgern bewerkstelligt werden kann, sind Live-Auftritte das einzig verbliebene, probate Mittel, um die Fans zu erreichen und entsprechend abzuholen. Nachdem nun Corona zumindest völlig aus der allgemeinen Wahrnehmung verschwunden ist und das normale Leben längst wieder Einzug gefunden hat, bliesen Comaniac ob dem Desaster mit «Holodox» nicht Trübsal, sondern schauten nach vorne und legten nochmals alles in die Waagschale. Das Resultat davon ist der vierte Longplayer «None For All», der die bisherige, kompositorische Höchstleistung zeigt, was nun am heutigen Abend, zusammen mit drei Guest-Combos, verdient gefeiert wurde! (rsl)
Teutonic Slaughter
Als Opener des heutigen Abends fungierten die mir bisher nicht bekannten, deutschen Thrasher Teutonic Slaughter aus Gladbeck (was letztlich den Intro-Einspieler selbstredend erklärt) und legten pünktlich um 19:30 Uhr vor noch nicht so viel Publikum vor der Bühne wie die Feuerwehr los! Zu einem polternd-rumpligen Sound wurde mächtig Groove erzeugt, und im Wesentlichen stand Leadsänger wie Rhythmus-Gitarrist Philipp Krisch im Zentrum des Geschehens. Mit mächtig Hummeln im Hintern liess er nichts anbrennen und shoutete ziemlich aggressiv, was aber gut zur vorgetragenen Mucke passte. Ein paar Mal gab er astreine Tom Araya Gedenk-Screams zum Besten, die einen wehmütig daran erinnerten, dass mit Slayer definitiv Ende Gelände ist.
Die Combo aus dem Ruhrpott gehört jedoch zu denjenigen, die für das Erbe der amerikanischen Genre-Ikone stehen. Das wurde vor allem dann gewahr, wenn Teutonic Slauhgter auf die Tube drückten und sich dabei Leadgitarrist Ivan Almeida durch flinke Soli auszeichnete. Inzwischen befanden sich ein paar Fans mehr im Saal, und als Philip die Leute dazu aufforderte, sich näher an die Bühne zu begeben, kam dann endlich mal etwas Bewegung in die Meute. Mein Highlight war der letzte Track «Teutonic Witch», weil hier durch gedrosseltes Tempo für einmal mehr Heavy Metal als Thrash zelebriert wurde und das auf Groove ausgelegte Grundgerüst nochmals voll zum Tragen kam. Nach rund einer knappen Dreiviertelstunde verabschiedete sich der agile Vierer mit einem verdienten Schlussapplaus! (rsl)
Setliste: «Intro (Eingespielte Original-Nachrichten zum Kriminal-Fall "Gladbeck")» - «Slaughter Is Back» - «Cheap Food» - «United In Hate» - «Eviscerating Surgery» - «Force And & Might» - «Eternal Darkness» - «Teutonic Witch»
Uncaved
Nach dem stilistisch an den Headliner angelehnten Auftakt der ersten Band aus Deutschland ging es zurück in die Heimat, und das sollte dann auch bis am Schluss der Veranstaltung andauern. Genau eine Stunde nach dem Beginn war die Bühne wieder bereit, und dies hiess für Uncaved. Die Progressive Death Metaller sind noch nicht so lange unterwegs und haben vor zwei Jahren erstmal mit den ersten beiden Digital-Singles «Scorner» und «The First Night» auf sich aufmerksam gemacht. Im Vorfeld des brandneuen full-lenght Debüts «Dogmatorraistes», das anfangs August erschien, gingen wiederum zwei weitere Singles in digitaler Form voraus. Dazu gehörte mitunter auch der Album-Opener «Nocturni Luminis», der interessanterweise nicht auf der heutigen Setliste stand. Der Rest deckte dann auf jeden Fall den genannten Zeitraum von zwei Jahren Bandgeschichte ab.
Während der progressive Anteil der Kompositionen für die eine oder andere Wendung innerhalb der deathmetallischen Mauern sorgte, gestaltete sich der insgesamt zu gleichförmige Gesang, respektive die Growls von Frontmann Simon Frederik Piringer, etwas schwierig für meine musikalischen Geschmacks-Nerven. Das inzwischen weiter angewachsene Publikum im KiFF sah das mehrheitlich allerdings anders und brachte der Truppe auch zu ihrer CD-Taufe viel Empathie entgegen. Das hatte letztlich auch damit was zu tun, dass die Truppe grundsätzlich sympathisch wirkte, was jedoch vor allem von Simon ausging, der sich sichtlich über die gute Resonanz freute. Somit war die Rolle als Anheizer erfüllt. (rsl)
Setliste: «Intro (Choral)» - «Lichtbringer» - «Envy» - «Thus I Demand The Abolition Of God» - «Scorner» - «The First Night» - «Permanent Repository»
Comaniac
Wenn eine Band für ihr neues Album so viele Top-Reviews einkassiert hat, wie das Comaniac mit «None For All» gerade gelungen ist, dann darf man natürlich auf die livehaftige Umsetzung gespannt sein! Und dass die Jungs nicht nur wissen wie man ein 10/10 Punkte-Album fabriziert, sondern dass es ihnen auch mühelos gelingt, das hervorragende Material auf der Bühne mit Energie und purer Leidenschaft darzubieten, bewies die Band auf eindrückliche Art und Weise an diesem Abend im KiFF in Aarau! Nach einem Intro begann diese denkwürdige Show und die vier Musiker nahmen ihre Plätze langsam ein.
Nach einer kleinen Eröffnungsrede vom Sänger Jonas wurde der Festakt offiziell mit dem neuen Song «Eye For Eye» brachial und temporeich eröffnet! Es folgte anschliessend ein berauschendes Feuerwerk mit einer Setliste, die logischerweise den Schwerpunkt auf das neue Album gelegt hatte. Aber schon der zweite Track «Art Is Dead» stammte vom Vorgänger-Werk «Holodox» und zeigte offensichtlich auf, dass von Comaniac auch in der Vergangenheit schon geniale Songs veröffentlicht wurden! Geballter Wahnsinn in hochdosierter Form folgte mit «Start The Madness» vom aktuellen Longplayer! Auch das Debüt «Return To The Wasteland» wurde mit «Secret Seed» eindrücklich repräsentiert! Ebenfalls vom neuen Album stammten dann die genial dargebotenen Songs «Between The Stars» und «Nothing But Lies»! Die brachiale Soundwand, die da einem entgegen schlug, liess ohne Zweifel erkennen, dass die Band spürbar zulegt hat.
Danach galt es ernst und es wurde Zeit für die feucht-fröhliche Taufe von «Non For All», und damit wurde natürlich der langjährige Förderer und Manager Alessandro Fontanini betraut, der die Taufe vornahm! Mit einem Dreier-Pack an neuer Musik ging es in die zweite Hälfte des Konzertes! Mit voller Energie wurden «Breakdown Rite», «None For All» und «Desolation Manifest» aus der PA geschossen! Die nachfolgenden Nummern «Coal», «The New Face Of Hell», «Head Of The Snake» und «Killing Tendency» stammten von den ersten drei Alben und brachten hervor, dass die Band inzwischen einige Hämmer zur Auswahl hat! Nach dieser heftigen Sequenz wurde die Bühne erneut geentert und noch zwei sensationelle Zugaben in die wilde Menge der Fans geschmettert!
Das Metallica-Cover «Battery» kam so leidenschaftlich herüber, wie es Metallica schon seit Jahrzehnten nicht mehr gelingt! Mit «1, 2, Rage» vom Erstling, schloss sicher der Kreis dieses sagenhaften Konzertes und bot einen würdigen Abschluss. So glänzte Stef Häberli als 100%-tighte Drum-Maschine, Tom Zürcher als exzellent aufspielender Virtuose, der mit seinen Fingern gekonnt über seinen Bass flitzte, Valentin Mössinger sich als Gitarren-Gott im wahrsten Sinne des Wortes empfahl und mit Jonas Schmid haben Comaniac wahrscheinlich den sympathischsten Frontmann der Thrash-Szene in ihren Reihen stehen, der auch als Sänger eine sehr gute Figur abgab! Für mich ist die Truppe auf Tonträgern wie auch live absolut in der Champions League angekommen! (roo)
Setliste: «Intro» - «Eye To Eye» - «Art Is Dead» - «Start The Madness» - «Secret Seed» - «Between The Stars» - «Nothing But Lies» - «Taufe des neuen Albums» - «Breakdown Rite» - «Intro» - «None For All» - «Desolation Manifest» - «Intro» - «Coal» - «The New Face Of Hell» - «Head Of The Snake» - «Killing Tendency» -- «Battery (Metallica Cover» - «1, 2, Rage»
No Mute
Ohne das gegenüber der Band abwertend erscheinen lassen zu wollen, aber so ganz verstand ich das nicht, dass man nach der unbestrittenen Haupt-Attraktion des Abends noch eine weitere Combo aufspielen liess, zumal sich der Saal nach dem grandiosem Auftritt von Comaniac relativ rasch um mehr als die Hälfte der Besucher entvölkerte. Seis drum, aber wenn man eine Absacker-Truppe zu einem Anlass wie zum Beispiel dem "ICE ROCK Festival" auffahren lässt, macht das definitiv mehr Sinn als hier. Den Stoner Rockern von No Mute konnte das aber freilich egal sein (was es sicher auch war!), denn kurz vor halb Zwölf legte das in der Region Olten domizilierte Quartett den Hebel um und liess das KiFF in seinen Grundfesten erzittern.
Die 2006 gegründete Combo, bestehend aus Tobias Gisi (Vox), Mathias Schibler (Guitar), Roman Baumann (Bass) und Florian Schwaller (Drums) hat seither im Ausland und der Heimat über 150 Konzerte gespielt und zierte mitunter auch schon das "Up In Smoke" Festival im Z7 in Pratteln. Das liess per se mal erwarten, dass das Ganze wie aus einem Guss daher kommt, was allerdings nicht wirklich der Fall war. Was mich jedoch am meisten störte, war der viel zu laut abgemischte Bass von Roman und die seltsamerweise kaum hörbare Klampfe von Mathias. Dieses Ungleichgewicht raubte dem Ganzen die Seele, was Frontmann Tobias mit stilgerechter Attitüde und Drummer Florian mit gutem Groove mindestens etwas ausglichen. Den verbliebenen Fans gefiel es trotzdem, somit alles richtig gemacht. (rsl)
Setliste: «Fuck Off» - «Target» - «Thoughts» - «Derail» - «New Song» - «Big Talk» - «Feather For A Stone» - «Iron Mask» - «I Want It»