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20. Januar 2024, Pratteln - Z7 und 24. Januar 2024, Langenthal - OldCapitol
By Tinu
Modern Day Heroes
Der Auftakt im Z7 markierte für mich einen grossartigen, aber auch einen eher aufhorchenden Moment. Dies nicht im positiven Sinn, sondern dass die beiden Mud Slick Members Serge Christen und Trommler Heinz Baumann, zusammen mit Bassist Yves Fontana, einen eher…, musikalisch war alles gut gespielt, aber gepackt hat mich an diesem Abend kaum was. Der klar von den Siebzigern beeinflusste Sound, mit feinen Anleihen bei The Cult, wurde ins Hier und Jetzt übertragen und Serge, der nicht nur Gitarre spielte, sondern auch sang, versuchte immer wieder, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Das funktionierte letztlich mehr schlecht denn recht, und auch wenn die Truppe einen klaren Auftrag hatte, der ihnen durch Leo Leoni mitgegeben wurde. Doch das Publikum so einzustimmen und einzusingen, dass die Anwesenden dann ready für den Headliner sind, haute nicht hin. Die Jungs waren zwar dankbar, dass sie mit Freunden auf Tour sind. Inwieweit man die Herren aber zukünftig nochmals auf einer solchen Konzertreise sehen wird, bestimmen, wie immer, die Fans.
CoreLeoni
Ein ganz anderes Kaliber waren anschliessend CoreLeoni, die sich als eingespielte Einheit präsentierten. Auch wenn ich persönlich der Abteilung "Ronnie" zugehörig bin (Ronnie Romeo war der Vorgänger von Eugent), verrichtete Mister Bushpepa einen vorzüglichen Job, den er immer wieder mit hohen Screams manifestierte. Neben der grandiosen Stimme war es einmal mehr die Rhythmus-Abteilung mit Schlagzeuger Alex Motta und Bass-Tier Mila Merker, die zusammen für den benötigten Druck sorgten. Einmal mehr war es Mila, der seine vier dicken Saiten malträtierte und dabei einen Bass-Groove ins Z7 pfefferte, der sich hören lassen konnte. Dies auch dank des fetten Sounds von Ernst Seider. Abgerundet wurde das Ganze durch eine grandiose Lichtshow, für welche Jürgen Schmitz die Finger im Spiel hatte.
Die Setliste liess kaum Wünsche offen und beinhaltete eigene Lieder, aber auch die Hits der ersten Stunde von Gotthard. Mutig dabei mit «All We Are» den offiziellen Teil und das Konzert mit «Good Time Lover» das Ganze zu beenden. Beides sind Songs, die man mit anderen Tracks hätte ersetzen können. Hier wird aber auf einem sehr hohen Level gejammert. Dass die beiden Gitarristen Leo Leoni und Jgor Gianola sich die Riffs gegenseitig zuspielten, sich duellierten oder grossartige Harmonien («Standing In The Light») vom Stapel liessen, war voraus zu sehen. Mit welcher Sicherheit und Spielfreude die Jungs ins Rennen gingen, ein weiterer Pluspunkt. Leo liess es sich dabei nicht nehmen mit seinem Tessiner-Deutsch das Publikum zu begrüssen und durch die Show zu führen. Mit staubtrockenen Rockern der Sorte «Downtown», feinen Melodien bei «Let It Be» oder dem Ausflug der beiden Gitarristen ins Publikum beim erweiterten Solo-Teil von «Firedance», hatten und verbreiteten CoreLeoni Freude.
Auch der Spass kam dabei nicht zu kurz. So stand Jgor nach dem offiziellen Teil alleine auf der Bühne und frickelte sich solotechnisch den Hintern ab. Leo erinnerte sich, wie Jgor sich seinerzeit mit einer solchen, schnellen Performance bei Leo und Gotthard bewarb. Schliesslich kennen sich die beiden aus dem Sandkasten. Auf der «Dial Hard» Tour bekam Mister Gianola die Möglichkeit sich zu beweisen, musste sich dann allerdings anhören lassen, dass ihm die "Balls" fehlen sollen und er somit nach Deutschland geschickt werde, um diese dort zu kriegen. Im Accept Land landete er bei U.D.O. wo er mehrere Jahre alles von der Pike auf erlernte. Kurzerhand spielte Jgor «Princess Of The Dawn» und «Balls To The Wall» an, was anschliessend in den Gotthard Dampfhammer «Fist In Your Face» mündete. CoreLeoni kamen, sahen wie siegten und hinterliessen ein zufriedenes Publikum, welches das Z7 gut füllte.
Setliste: «Intro» - «Sister Moon» - «Like It Or Not» - «She Goes Down» - «Wake Up Call» - «In The Name» - «Standing In The Light» - «Downtown» - «Firedance (Leo und Jgor im Publikum)» - «Movin' On» - «Guilty Under Pressure» - «Let It Be» - «Let Life Begin Tonight» - «Would You Love Me» - «Mountain Mama» - «Purple Dynamite» - «Drum-Solo Alex Motta» - «All We Are» -- «Guitar-Solo Jgor Gianola» - «Fist In Your Face» - «Good Time Lover»
24. Januar 2024, Langenthal, Old Capitol
Modern Day Heroes
Ich mag das Old Capitol in meiner Stadt. Einerseits, weil ich dort früher immer die neusten Filme sah, als es noch ein Kino war und andererseits, weil seit einiger Zeit eine Konzertlocation daraus entstand, die sehr viel Charme besitzt. Erstaunlicherweise war das OC für einem Mittwochabend sehr gut gefüllt und die Stimmung war schon bei Modern Day Heroes sehr gut. Das Publikum war auf Party eingestellt, und im Vergleich zum Z7 entpuppte sich der Abend (logischerweise) als intensiveres Vergnügen (da eine kleinere Location). Die MDH versuchten erneut, das Publikum abzuholen, was an diesem Abend bedeutend besser gelang als noch im Z7. So turnte Serge hinter dem Drum von Heinz herum und liess erneut alle Anwesenden wissen, dass er und Leo beste Freunde sind, respektive sie als Band einen Auftrag haben. Das Publikum liess sich mehr auf die Reise der modernen Cowboys ein, und so sah sich das Trio am Schluss dem verdienten Applaus der Konzert-Besucher gegenüber.
CoreLeoni
Der Headliner hatte es in der Folge es sehr leicht, die Aufmerksamkeit der Fans zu gewinnen. Schön, dass die Fanmassen vor der Bühne dichtgedrängt waren, aber gleichzeitig schade, dass dies den Ritt von Jgor und Leo durchs Publikum bei «Firedance» verhinderte. Klar, blieben die Ansagen (Jgor und U.D.O.) die gleichen, dafür schnatterte Mister Gianola wie Donald Duck, als Leo die ersten Takte von «Mountain Mama» anspielte. Auch an diesem Abend hatten die Jungs verdammt viel Spass in den Backen und genossen den Auftritt wie auch das Publikum. Es war eine coole Rock' n'Roll Show, die von packenden Songs und einer Truppe getragen wurde, die sich gut eingespielt locker durch den Set spielte. Hier darf man nicht von Routine sprechen, sondern von einer Show, die durch Musiker vorgetragen wird, welche ihren Sound mit viel Leidenschaft, Blut, Schweiss und Tränen zelebrieren.
Prominenter Besucher im Old Capitol war Gotthard und Krokus Schlagzeuger Flavio Mezzodi, der von Leo zwischenzeitlich mit Plektren beschossen wurde. Und wenn wir schon bei den Drummern sind, muss auch das Solo von Alex erwähnt werden. Schlagzeug-Solos haben in meinen Augen in den letzten Jahren sehr viel an Kraft und Faszination verloren. Alex versteht es aber, sich neben Dracula-Sounds in das Thema zu spielen und dabei immer wieder die Fans miteinzubinden, was die Anwesenden zu honorieren schienen. Leo konnte mit seiner Ansage zu «In The Name» punkten, als er verlauten liess, dass dieser Track seit seinem Entstehen nichts an Aktualität verloren hat. Mit seiner doppelhalsigen Gitarre, die er wie immer bei «Let It Be» benutzte oder dem puren Rock'n'Roll, der mit «Movin' On» zelebriert wurde, hatte das Quintett die Mitklatscher ebenso auf seiner Seite, wie das laute Mitsingen bei «She Goes Down».
CoreLeoni zimmerten eine Party ins OC, die sich sehen und hören lassen konnte. Eugent schrie sich zwischendurch immer wieder die Lungenflügel aus dem Hals und war mit seinem Cowboyhut mehr Rock'n' Roll als bei früheren Shows. Mila bildete derweil, wie gewohnt, das Fundament, auf dem sich die beiden Gitarristen austoben konnten. In dieser kleineren Atmosphäre gefiel mir die Truppe nochmals besser, als beim eh schon sehr guten Auftritt im Z7. Ich kann allen, welche die Band noch nicht gesehen haben, nur wärmstens empfehlen, dies bald nachzuholen. Denn die Herren leben was sie spielen und machen dem Publikum nichts vor. Speziell die Performance von Leo ist bei CoreLeoni bedeutend authentischer, als wenn er mit Gotthard auf der Bühne steht. Mister Leoni ist eben der Rocker, bei dem die Gitarren-Saiten rauchen und der mit den ölverschmierten Jeans wie staubigen Stiefeln auf der Bühne steht. So braucht es kein «Heaven» oder «Homerun», sondern da wird stattdessen ordentlich Gas gegeben mit «Firedance», «Downtown», «Standing In The Light», «Guilty Under Pressure», «Mountain Mama» und «Fist In Your Face».
Setliste: «Intro» - «Sister Moon» - «Like It Or Not» - «She Goes Down» - «Wake Up Call» - «In The Name» - «Standing In The Light» - «Downtown» - «Firedance» - «Movin' On» - «Guilty Under Pressure» - «Let It Be» - «Let Life Begin Tonight» - «Would You Love Me» - «Mountain Mama» - «Purple Dynamite» - «Drum-Solo Alex Motta» - «All We Are» -- «Guitar-Solo Jgor Gianola» - «Fist In Your Face» - «Good Time Lover»