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15. November 2021, Pratteln – Z7
By Tinu
Montagabend, und das Z7 ist gut gefüllt in diesen Corona-Zeiten. Allerdings spürt man noch immer die "Unsicherheit" einiger Konzertgänger, da sich normalerweise deutlich mehr Fans einfinden, um Doro zu sehen. Was einerseits verständlich ist, schadet andererseits jedoch den Künstlern, die sich auf die Bühne wagen. Dass dabei noch immer viele Konzertreisen abgesagt werden, auch für den Beginn von 2022, liegt oftmals auch darin begründet, dass die Vorverkaufszahlen bedenklich schwach sind. Zudem wollen plötzlich wieder alle Truppen live auftreten, was den Fans die Entscheidung auch nicht leichter macht. Aber kommen wir auf den kühlen Montagabend zurück.
Bill Hudson
Statt Stormhammer, die krankheitsbedingt in die Knie gezwungen werden, stand für ein paar Minuten der North Tale Gitarrist Bill Hudson auf der Bühne. Bekannt wurde der Brasilianer durch sein Mitwirken bei Circle II Circle und U.D.O. - Bei Letzteren absolvierte er aber nur ein sehr kurzes Gastspiel. Mit Playback als Unterstützung dudelte sich der Saiten-Virtuose durch ein kurzes Set, bei dem er es sich nicht nehmen liess darauf hinzuweisen, dass «Future Calls» zusammen mit Kai Hansen von Helloween eingespielt wurde. Zum einen mutete es ein bisschen komisch an, dass die musikalische Begleitung vom Band kam und zum anderen schien der Gitarrist nicht gerade der geborene Performer zu sein, der ein Publikum mitzureissen versteht. Zumindest solierte sich der Südamerikaner in einen wahren Rausch hinein und konnte so immerhin einen Achtungsapplaus für sich verbuchen. Logisch ist es nicht einfach als "Lückenfüller" den Support von Doro zu übernehmen. Sie dafür länger spielen zu lassen (und dies ist eine Vermutung) schien auch schwierig zu sein, da zwei neue Mitmusiker auf der Bühne standen. Dem Publikum war es aber wie gesagt recht, endlich wieder in der "heiligen Halle" ein Konzert geniessen zu dürfen, und somit konzentrierte sich eh alles auf die Metal Queen aus Düsseldorf.
Doro
Nach einem kurzen Intro startete der Fünfer furios mit dem Warlock Klassiker «Earthshaker Rock». Tja, Doro wird sich nie von ihrer Vergangenheit lösen können, das belegte auch das Set an diesem Abend, in welchem zehn von vierzehn Liedern im offiziellen Teil aus ihrer Warlock Vergangenheit stammten. So ging es munter weiter mit «I Rule The Ruins» und «Three Minute Warning» (endlich wieder!). Die beiden letzten Tracks waren Bestandteil des zuletzt veröffentlichten Live-Albums «Triumph And Agony Live» zur Feier des 35-jährigen Jubiläums des gleichnamigen Albums, welches damals Warlock, respektive Doro einen fetten Kult-Status einbrachte. Immerhin sechs Songs wurden aus diesem Album gespielt, welches der Lady mit «All We Are» einen veritablen Hit einbrachte, der auf keiner Metal-Party fehlen darf. Doro war wie immer agil, wirbelte auf der Bühne herum, bangte im Duo mit ihren Gitarristen und bedankte sich tausend Mal beim Publikum für die Treue und das Erscheinen an diesem Abend. Trotz ihrer 57 Jahre hat sie nichts von ihrer Bühnenpräsenz eingebüsst und feierte mit ihren Fans eine fette Metal-Sause. Die "Metal Queen", wie sie liebevoll von Trommler Johnny Dee vorgestellt wurde, sah ich in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Male. Sie trumpfte immer dann ganz gross auf, wenn sich ihre Begleitband als Teamplayer entpuppte. Heisst mit Bandmembers, die ihr Können nicht als Egoisten beweisen müssen, sondern band- und songdienlich musizieren. An diesem Abend standen in meinen Augen aber zwei mehrheitlich auf sich fixierte Musiker auf der Bühne, die ihren Platz immer wieder beanspruchten und dabei vergassen, wie die Tracks von Doro eigentlich zu spielen wären. Eigenkreationen braucht hier nämlich niemand!
Dies ist aber ein Jammern auf sehr hohem Niveau, denn alleine dank Doro und Johnny erhielt die Show einen mehr als nur ergreifenden Ansatz. Auch wenn bei Mister Dees Solo zum gefühlten hunderttausendsten Mal der KISS Hit «I Love It Loud» als "Sing-a-long Spielchen" benutzt wurde, verfehlte dies seine Wirkung einmal mehr nicht, und das Publikum brüllte fleissig wie laut mit. Davor kämpfte die blonde Lady um jeden Fan. Erobert hatte sie ihr Publikum zumindest bei «I Rule The Ruins». Daneben waren es die bekannten Klassiker mit Mitsingparts in Form von «Burning The Witches», «Fight For Rock», «Raise Your Fist In The Air», «Breaking The Law» und logischerweise «All We Are», der als Abschluss des offiziellen Sets die Halle einmal mehr zum Kochen brachte.
Nach einer kurzen Verschnaufpause kehrte die Band auf die Bühne zurück, und das Publikum durfte die erste Zugabe wählen, welche auf «Metal Tango» fiel. Mit dem selten gespielten, aber unglaublich schnellen «Evil» sowie «All For Metal» verabschiedete sich eine glückliche Doro mit ihrer Band. Was soll man sagen? Die Lady "kam, sah und siegte" und nahm das Z7 schneller ein als die Legionäre von Cäsar Ägypten. Ihre unglaublich offene, ehrliche und sympathische Art sucht Ihresgleichen in der Szene. So ging die Truppe unter lautem Applaus ein erstes Mal von der Bühne, und während die ersten Besucher ihren Heimweg bereits unter die Räder nahmen, kamen Doro und ihre Männer nochmals auf die Bühne zurück, um «Love Me In Black» als endgültigen Rausschmeisser zu spielen.
Setliste: «Intro» - «Earthshaker Rock» - «I Rule The Ruins» - «Three Minute Warning» - «Burning The Witches» - «Fight For Rock» - «Metal Racer» - «Raise Your Fist In The Air» - «East Meets West» - «Für immer» - «Hellbound» - «Drum Solo Johnny Dee» - «Blood, Sweat And Rock’n'Roll» - «Soldier Of Metal» - «Revenge» - «Breaking The Law (Judas Priest Cover)» - «All We Are» -- «Metal Tango» - «Evil» - «All For Metal» --- «Love Me In Black»