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24. August 2022, Aarburg - Musigburg
By Rockslave - Pics by Tinu
Eigentlich hätte diese Tour fast auf den Tag genau vor einem Jahr und just auch gerade hier in Aarburg starten sollen. Konkret wäre das am 25.08.2021 gewesen. Wäre, weil sich auch dieses Konzert, wie tausende andere ebenso, wegen Corona in Luft auflöste. Schaut man sich das Ganze nun aktuell an, dann fallen einem zwei Dinge auf. Erstens sind, und leider muss man sagen, Asomvel als Support nicht mehr dabei, und zweitens hat es in dieser Zeit beim Line-up von Alcatrazz gerumpelt, heisst es gab Knatsch mit dem Management. Daraufhin wurde Graham Bonnet kurzerhand durch Dougie White (Ex-Rainbow, Ex-MSG) ersetzt, und der hat seither bereits ein neues Studio-Album unter dem simplen Titel «V» mit der einstigen Kult-Band eingespielt, wo in den 80ern ja noch ein gewisser Yngwie Malmsteen in die Saiten haute. Die geballte Ladung an UK/US-Power wurde somit etwas ausgebremst, aber es gereichte dennoch zu einem "denkwürdigen" Abend, was unter anderem an unerwarteten, technischen Unpässlichkeiten lag. Zudem hätten sich halt schon noch ein paar Fans mehr in der Musigburg einfinden dürfen. Eine traurige Tatsache, die sich wohl noch eine Weile nicht wieder generell hin zum Guten verändern wird. Während Girlschool keine neue Scheibe am Start hatten («Guilty As Sin» erschien 2015), hauten Alcatrazz 2020 (mit Graham), respektive vierzehn Jahre (!) nach dem schwachen Vorgänger «Dangerous Games» ein sackstarkes Comeback («Born Innocent») heraus.
Alcatrazz
Eigentlich hatte ich mich, ohne Dougie White etwa diskreditieren zu wollen, sehr auf das Line-up mit Graham Bonnet gefreut. Dies nicht zuletzt auch deswegen, weil ich die Band in den Achtzigern nie live gesehen hatte. Immerhin kam ich in der Zeit an einen der wenigen Vinyl-Bootlegs heran («Hiroshima Mon Amour»), der den letzten Gig mit Ying Yang Malmsteen in sehr guter Sound-Qualität enthält. Nichtsdestotrotz hiess der Opener heute Abend Alcatrazz, und nachdem das letzte, sprich erste Album mit Dougie ja ganz ordentlich ausgefallen ist, liess ich mich einfach mal davon überraschen, was geboten wurde. Der Rest der Band war sonst ja noch gleich, heisst wir sprechen von Gray Shea (b), Jimmy Waldo (keyb), Mark Benquechea (d) und Joe Stump (g). Letzterer sorgte zu Beginn des Auftrittes allerdings mal für ein paar, na sagen wir mal "schräge Momente". Zum einen war das die Optik, die sich, wie das Spiel natürlich auch, ganz an Mr. Malmsteen ausrichtete. Nur kam das Ganze etwas gar überladen daher, und zum anderen, auch wenn die Bühne der Musigburg nicht viel Platz bietet, sollte man halt schon schauen, wo man jeweils hintritt. Der Bemitleidenswerteste an diesem Abend (und er sollte damit nicht der einzige sein!) war jedoch Drummer Mark. Grund dafür war die Bass-Drum, die, warum auch immer, nicht mit der geforderten Standhaftigkeit ausgestattet war und sich während des Spiels laufend verschob. Die dadurch verursachten Unterbrüche (und es waren mehrere!) knickten jeglich aufgebauten Spannungsverlauf des Konzertes. Dazu kam, wobei mir das erst nachträglich so richtig bewusst wurde, dass dieser Auftritt letztlich glatt zur Hälfte aus Covers bestand. Das neue Album «V» wurde dabei mit nur gerade mal drei Songs berücksichtigt, und dann fanden bloss noch drei weitere, darunter «Too Young To Die, Too Drunk To Live», «Jet To Jet» und «God Blessed Video» Einzug in die Setliste. Das war natürlich schade, aber wohl ein Zugeständnis an Dougie, um überhaupt auf Tour gehen zu können. Die Performance an sich, also der ganzen Band, wirkte zudem etwas gar holprig auf mich, und das leider sehr karge Auflaufen an Besuchern führte zwangsläufig zu keiner grossen Stimmung.
Setliste: «Grace Of God» - «Too Young To Die, Too Drunk To Live» - «Wolf To The Moon (Rainbow Cover)» - «Turn Of The Wheel» - «Take Me To The Church (Michael Schenker Fest Cover)» - «Ariel (Rainbow Cover)» - «Jet To Jet» - «Sword Of Deliverance» - «Too Late For Tears (Rainbow Cover)» - «God Blessed Video» - «Vigilante Man (Michael Schenker's Temple Of Rock Cover)» - «The Temple Of The King (Rainbow Cover)»
Girlschool
Die Vorzeichen für eine schweisstreibende Rock-Party im positiven Sinne waren nicht gerade die besten, zumal wirklich nur ein paar wenige Dutzend Leute zugegen waren. Immerhin war mit Girlschool eine Ikone der NWOBHM angereist, aber zumindest heute Abend sollte es nicht so laut werden. Trotzdem konnte man sich auf ein paar alte Hits freuen, und mit Tracey Lamb (Ex-Rock Goddess) ist seit 2019 ja wieder eine "alte Bekannte" zurück in Muttis Schoss, die nun quasi ihre dritte Amtszeit angetreten hat. Leadgitarristin Jackie Chambers hat derweil mehr als zwanzig Dienstjahre auf dem Buckel. Soweit gut, und dann kam der Startschuss für den zweiten Co-Headliner in Aarburg. Vorsichtigen Schrittes stiegen die Damen die steile Treppe der Wand entlang auf die Bühne hinab und richteten sich dort entsprechend ein. Während man an den Saiteninstrumenten bald ready war, wollte es bei Drummerin Denise Dufort mit der störrischen Bass-Drum schon zu Beginn, und aus dem gleichen Grund wie vorher, nicht richtig klappen. Kaum stand das ganze Drum-Kit vermeintlich richtig da, ging es los mit dem Opener «Demolition Boys», doch kurz danach musste das Konzert auch bei der zweiten Band unterbrochen werden, und die beiden verantwortlichen Stage-Hands hatten echt Mühe, das Problem rasch wie nachhaltig zu beseitigen. Immerhin schaffte man es schliesslich, dass die Bilanz nicht so peinlich wie bei Alcatrazz ausfiel, und ich wunderte mich noch, wie gelassen das die anderen drei über sich ergehen liessen, während Denise innerlich wohl vor Wut schäumte und ihr Arbeitsgerät deshalb noch härter malträtierte als sonst. Da Girlschool einige Hits mehr aus ihrem Backkatalog als die Kollegen zuvor boten, entstand wenigstens eine deutlich bessere Stimmung als vorher. Das Highlight war natürlich «Bomber», einer der alten Gassenhauer von Motörhead, mit denen man ja in den 80ern eng befreundet und gemeinsam unterwegs war. Kim McAuliffe trug dazu passend ein auffällig glitzerndes Motörhead Shirt und widmete den Song natürlich dem unvergessenen Lemmy Kilmister. Nach «Emergency» war der offizielle Part vorbei, aber ohne den Smasher «Screaming Blue Murder» konnte man die Truppe nicht gehen lassen. Unter dem Strich Wohnte man sicherlich keiner glorreichen Veranstaltung bei, aber es machte trotzdem Spass, irgendwie.
Setliste: «Demolition Boys» - «C'mon Let's Go» - «The Hunter» - «Hit And Run» - «Action» - «Guilty As Sin» - «Kick It Down» - «Future Flash» - «Nothing To Lose» - «Take It Like A Band» - «Take It All Away» - «Race With The Devil (The Gun Cover)» - «Bomber (Motörhead Cover» - «Emergency» -- «Screaming Blue Murder»