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04. Dezember 2024, Zürich-Oerlikon - Halle 622
By Rönu (ren) & Tinu (tin) - Pics by Tinu
Da war sie nun, die Thrash-Sause 2024, auf die alle gewartet hatten. Mit Kreator, den aktuellen Shooting- Stars aus Deutschland, hatte die Tour ihr Zugpferd. Dazu mit Anthrax eine Truppe der legendären "Big 4" (zusammen mit Metallica, Slayer, Megadeth) und letztlich mit Testament die Band, welcher der Titel "Thrash with class" anhaftet. Angerichtet wurde das Ganze in der Halle 622 mit einer grossen Bühne, vielen Laufstegen, (zu) viel Trockeneis-Nebel (zumindest konnte man immer wieder die Musiker nur noch an ihren Silhouetten erkennen) und einem Sound, der leider das Entré von Testament arg in Mitleidenschaft zog. Ansonsten waren alle bereit für eine grosse Party, die Jung und Alt (herrlich wie viele legendäre Anthrax Shirts man dabei sah) immer wieder in wilden Circle-Pits und vereinzelten Crowd-Surfern entluden. (tin)
Testament
Pünktlich erloschen die Lichter im Saal und der Beastie Boys Klassiker «(You Gotta) Fight For Your Right (To Party!)» ertönte, bevor die kalifornische Thrash Metal Legende die Bühne enterte und mit «D.N.R.» knallhart loslegte. Leider litten Testament einmal mehr an einem ziemlich miesen Sound, der sich zum Glück bei den nachfolgenden Bands etwas besserte. Das kongeniale Gitarren-Duo mit Alex Skolnick und Eric Peterson schmetterte aber trotzdem gewaltige Riff-Salven in den bereits gut gefüllten Saal. Frontmann Chuck Billy ist zwar nicht mehr der Agilste, wusste aber mit seiner Präsenz ebenfalls zu gefallen.
Die Setliste bestand aus einer ausgewogenen Mischung, und mit der Halbballade «Return To Serenity» vom genialen 92er «The Ritual» Album platzierte man auch eine gelungene Überraschung im Set. Dafür fehlten heute Klassiker wie «Practice What You Preach» oder «The New Order», doch bei der umfangreichen Diskographie hat man bei zwölf Songs natürlich die Qual der Wahl. Die Stimmung war nicht überbordend (was ich auf die schlechte Abmischung zurückführe), und trotzdem bildeten sich bereits einige Moshpits. Im Vergleich zu Anthrax und Kreator konnten Testament heute Abend aber nicht annähernd mithalten. (ren)
Setliste: «D.N.R.» - «3 Days In Darkness» - «WWIII» - «Children Of The Next Level» - «The Formation Of Damnation» - «Return To Serenity» - «First Strike Is Deadly» - «Low» - «Native Blood» - «Electric Crown» - «More Than Meets The Eye» - «Into The Pit»
Anthrax
Auch wenn Testament mit einem brachialen Gig vorlegten (der soundtechnisch nicht alle Wünsche erfüllte) und Kreator danach mit Klasse überzeugten, der wahre Headliner in meinen Augen waren eindeutig die Mosh-Könige aus New York. Anthrax räumten auf der ganzen Linie ab und standen mit einer unbremsbaren Spielfreude auf der Bühne. Dies lag hauptsächlich an Sänger Joey Belladonna, der mit seinem stetigen Grinsen und dem Antreiben der Fans für positive Laune sorgte, an zweiter Stelle am Grimassen- und Pose-Monster Frank Bello (Bass), der seinen "Wardance" mit purer Energie vortrug und zu guter Letzt an der Setliste, die keine Wünsche offen liess. Zumindest so lange nicht, bis ein Stromausfall die Halle 622 flachlegte und Anthrax im Dunkeln stehen liess. Ob dies am Donnerfuss Charlie Benante oder den beiden Gitarristen Scott Ian und Jonathan Donais lag, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Bis zum Abriss der Energie-Quelle legten die Fünf die Halle auf jeden Fall in Schutt und Asche.
Dabei liessen sie die Fans bei «A.I.R.», dem Joe Jackson Cover «Got The Time» (mit irrwitzigem Basslauf) sowie «Caught In A Mosh» laut mitsingen und zelebrierten eine 80er Thrash-Party, die ihresgleichen suchte. Wo bitte schön werden Thrash- Klänge mit dermassen viel Spass in den Backen vorgetragen? Selbst der Circle-Pit beim neueren «Fight'em 'Til You Can't» liess die ausufernde Stimmung nicht abflachen. "Zurich, how the hell are you?" wollte Joey wissen, nachdem das Hallenlicht die Notbeleuchtung nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder verdrängte.
Zürich wollte mehr! "We see all the Metal community! We fucking love you, thank you Zurich!" Die Besorgnis, dass nach dem Stromausfall die Stimmung wieder aufgebaut werden musste, war unbegründet, denn da hatte jemand die Rechnung ohne Anthrax gemacht, die mit «Madhouse», «I Am The Law», dem Hit des Abends «Antisocial» und «Indians» nochmals sämtliche Reserven der Anwesenden mobilisierten. Mit dem Versprechen, 2025 mit einem neuen Album im Gepäck wieder in die Schweiz zu kommen, wurde der Platz für den eigentlichen Headliner freigegeben. (tin)
Setliste: «Intro (Chat mit berühmten Musikern)» - «Intro Potter's Field & Curtain Drop» - «A.I.R.» - «Got The Time (Cover Joe Jackson)» - «Caught In A Mosh» - «Fight'em 'Til You Can't» - "Stromausfall" - «Madhouse» - «I Am The Law» - «Antisocial» - «Indians»
Kreator
Nach dem ganzen Stromdebakel war klar, dass Kreator nur noch eine stark gekürzte Setliste präsentieren konnten. Umso fragwürdiger dann, weshalb man mit Iron Maidens «Run To The Hills» als Intro-Song wertvolle Zeit verplemperte. Egal, mit «Hate über Alles», garniert mit mächtig Pyros, starteten Kreator volle Kanne, und sofort verwandelte sich die Halle 622 in einen grossen Moshpit. Sänger Mille weiss längst, wie eine zünftige Metal-Show auszusehen hat, und so gab es sämtliche Varianten davon zu bestaunen. Von einer beindruckenden Wall Of Death, den obligaten Circle-Pits bis hin zu Crowdsurfern war alles dabei. Daneben beindruckten Kreator mit einem geilen Bühnenbild, einer krassen Lightshow, massig Feuer und dem Einsatz von Konfetti-Kanonen.
Musikalisch konnte man trotz allem Missgeschick kaum meckern, denn beim knapp stündigen Ohren-Schmaus folgten Knaller auf Knaller. «Enemy Of God», «Hordes Of Chaos», «Satan Is Real» oder «Violent Revolution», Kreator-Herz, was willst du mehr? Drummer Ventor liess zudem einmal mehr eine atemberaubende Performance vom Stapel, aber auch Mille zeigte sich von seiner besten Seite und sang Zürich in Grund und Boden. Auch wenn ich Anthrax heute tatsächlich ebenso als Tages-Sieger küren würde, sind Kreator live mittlerweile eine echte Wucht, und auch der verkürzte Auftritt war keinen Deut schlechter als am diesjährigen "Rock The Lakes Festival". (ren)
Setliste: «Hate über Alles» - «Enemy Of God» - «666 - World Divided» - «Hordes Of Chaos» - «Satan Is Real» - «Phantom Antichrist» - «Terrible Certainty» - «Violent Revolution» - «Pleasure To Kill»