Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
15. Dezember 2023, Zürich - Dynamo (Saal)
By Rockslave
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, und dazu gehörte das für mich dritte, besuchte Konzert im Monat Dezember. Dies war dann gleichzeitig auch die persönliche Dernière für dieses Jahr, und was gibt es Besseres, als erstens eine altgediente Band endlich doch noch live zu sehen, und dass zweitens das Dynamo in Zürich, sprich der grosse Saal, ausverkauft war! Living Colour waren vor allem in den 90ern eine echt grosse Nummer und hatten mit «The Cult Of Personality» (ab dem Doppel-Platin-Album «Vivid» von 1988) einen veritablen Hit zu verzeichnen. Auch der Nachfolger «Time's Up» von 1990 holte immerhin noch Gold. Im Bereich Crossover gehört die Truppe aus New York immer noch zur "Créme de la Créme", und es gibt kaum eine andere Band, die Hard Rock so gekonnt mit Elementen aus Jazz, Funk, Hip-Hop und Pop zu mischen vermag.
Living Colour
Nach dem bemerkenswerten Erfolg Ende der 80er bis anfangs der 90er ging der Ofen aber schon bald wieder aus, und 1995 markierte, nach drei veröffentlichten Studio-Alben, die offizielle Auflösung der Band, ehe man sich 2001 in der alten Besetzung mit Corey Glover (v), Vernon Reid (g/v), Doug Wimbish (b/v) und Will Calhoun (d/v) wieder zusammen raufte. Seither, respektive in der Zeit bis 2017 sind drei weitere Alben entstanden, die verkaufstechnisch jedoch keinen allzu grossen Staub mehr aufzuwirbeln vermochten. Live konnte man jedoch laufend von der guten, alten Zeit zehren und kehrte immer wieder mal auf Bühnen in aller Welt zurück. Von der allgemeinen Wahrnehmung her war das Quartett in Europa jedoch nicht so präsent. So erstaunt es zum Beispiel auch nicht, dass die Amis bisher noch nie beim "Sweden Rock Festival" aufgetreten sind. Laut den Daten bei setlist.fm fanden bei uns in der Schweiz seit 1988 immerhin rund zwanzig Konzerte, wovon drei in Montreux (2001, 2004 und 2007) statt. Im Rahmen zum 30-jährigen Jubiläum des dritten Albums «Stain» machten Living Colour heuer gleich zweimal ihre Aufwartung, sprich heute in Zürich und morgen in Rubigen.
Auf eine Support-Band wurde dabei verzichtet, und zumindest heute Abend im Dynamo sorgte ein DJ ab 19:30 Uhr für Musik ab Konserve. Das ist für ein Rock-Konzert eher ungewöhnlich, gab es jedoch auch schon bei anderen Gigs. In Zürich angekommen, war die Location schon proppenvoll, und der Alleinunterhalter traf den Geschmack des altersmässig gefühlt 40- bis 60-jährigen Publikums offenbar nicht schlecht. Der Beginn des Konzertes war eigentlich auf 21:00 Uhr angesetzt, aber es sollte, unter Beisteuerung erster, verhaltener Pfiffe, bis 21:15 Uhr dauern, ehe die vier Herren die Bühne in Beschlag nahmen und das musikalische Feuerwerk mit dem groovigen Opener «Middleman» umgehend zündeten. Im Anschluss folgte, bis auf die instrumentale Hip-Hop Nummer «WTFF», das komplette «Stain» Album in der gleichen Reihenfolge wie auf dem Tonträger. Das war natürlich für die Die-Hard Fans und Kenner ein zusätzlicher Leckerbissen.
Angetrieben von der obergeilen wie tighten Rhythm-Section der Herren Wimbish/Calhoun knallte der Vierer einen fetten Soundhappen nach dem anderen ins total antizipierende Publikum hinein. Gelegentliche Synthie-Parts, wie zum Beispiel bei «Nothingness», kamen "ab Band", aber das störte hier überhaupt nicht. Ebenso filigran wie eh und je, sprich eigentümlich, klangen Vernons Guitar-Soli und die Riffs bratzten vorzüglich. Der absolute Höhepunkt wurde dann im Zugabenteil natürlich mit dem Smasher «Cult Of Personality» zelebriert, wo sich das Dynamo in einen wahren Hexenkessel mit entsprechend erhöhter Innentemperatur verwandelte. Nach genau 105 schweisstreibenden Minuten ging das Konzert pünktlich im 23:00 Uhr nach «Solace Of You» zu Ende. Ein Blick auf die Setliste offenbarte jedoch noch den Absacker «Time's Up», der womöglich dem verspäteten Beginn geopfert werden musste. Kaum war die Band von der Bühne runter, begaben sich alle Musiker (!) schnurstracks zum Merchandise-Stand und standen geduldig für Unterschriften und gemeinsame Fotos bereit. Das nenne ich mal fannah und kann der gestandenen Truppe, nach all den Jahren im Business, nicht hoch genug angerechnet werden!
Setliste: «Middle Man» - «Go Away» - «Ignorance Is Bliss» - «Leave It Alone» - «Bi» - «Mind Your Own Business» - «Ausländer» - «Never Satisfied» - «Nothingness» - «Postman» - «This Little Pig» - «Hemp» - «Wall» - «Doug Hop: White Lines (Don't Don't Do It) / Apache / The Message» - «Glamour Boys» - «Love Rears Its Ugly Head» - «Drum-Solo Will Calhoun» - «Elvis Is Dead» - «Type» -- «Cult Of Personality» - «Solace Of You»