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29. April 2022, Pratteln – Z7
Genau ein Woche davor ging in Luzern meine persönliche und über zweijährige Durststrecke ohne Konzerte zu Ende, die man sich zuvor nie im Leben hätte vorstellen können! Die Corona-Pandemie, die unseren ganzen Planeten überzog und beileibe noch nicht am Boden ist, wurde zumindest in unseren Breitengraden mit den entsprechenden Massnahmen soweit eingedämmt, dass man sich aktuell zu Hause, beim Einkaufen, am Arbeitsplatz oder jeglicher Freizeitbeschäftigung ohne diese sicherlich hilfreichen, aber elend störenden Masken wieder unters Volk mischen kann. Für mich war stets sonnenklar, dass ich garantiert kein Konzertlokal oder irgendeinen Szenen-Anlass mit einer Maske im Gesicht oder anderen Einschränkungen betrete! Nun ist aber Schicht im Schacht mit behördlich auferlegten Gängeleien, und nach dreimal Moderna ohne jegliche Nebenwirkungen, keiner Erkrankung und null "Home-Office" ist die Zeit des Darbens definitiv zu Ende. Nun wird wieder gerockt und abgeschädelt, dass sich die Balken biegen! Darum freute ich mich tierisch auf diesen Abend im Z7, dessen Hallenboden seit dem 11.12.2019 (Flying Colors) nicht mehr unter den Füssen gehabt zu haben! Es war schon ein erhebendes Gefühl, nach dieser gefühlten Ewigkeit mein zweites Wohnzimmer endlich wieder betreten zu können. Umgehend stiess mir der Hallenduft in die Nase, und postwendend stellte sich ein wohliges wie vertrautes Gefühl ein. In der so zu sagen offiziellen Presse- und Fotographen-Ecke angekommen, folgten zuerst ein paar herzliche Begrüssungen und Umarmungen von Freunden, Kollegen und all den Leuten, die sich zu lange nicht mehr in Echt gesehen haben, respektive einander gegenüber gestanden sind.
VEGA
Nach etwas Smalltalk machte sich das heutige überschaubare Grüppchen von gerade mal drei hiesigen und einem Bandfotographen bereit, den Fotopit zu entern und dem britschen Opener des heutigen Abends seine Aufwartung zu machen. Die vorher in langen Jahren eingeschliffenen Automatismen schälten sich schon bald wieder heraus, und das hiess zu Beginn gleich mal die Setliste mit dem Smartphone einzufangen, denn was man hat, das hat man, trotz der Website setlist.fm - VEGA aus Stratford-upon-Avon/York existieren seit 2009 und haben letztes Jahr mit «Anarchy And Unity» ihr bereits siebtes full-lenght Album veröffentlicht. Dennoch fand erst heute Abend die Premiere auf Schweizer Boden statt! Das überrascht(e) an der Stelle schon ein wenig, um nicht zu sagen ziemlich. Aufgrund dessen, dass die Alben in der Fachpresse mehrheitlich gut bewertet wurden, hörte ich mir die Mucke jeweils auch an. Handwerklich gibt es hier eigentlich nichts herum zu mosern, wobei der etatmässige Keyboarder James Martin offensichtlich nicht mit dabei ist und dessen Sounds deshalb ab Band kamen.
Im Vordergrund standen Frontmann Nick Workman sowie die beiden Gitarristen Marcus Thurston und Billy Taylor. Letztere legten sich ordentlich ins Zeug und lieferten Riffs wie Soli in rauen Mengen ab. Des Weiteren steuerten, nebst Nick, alle Musiker (inklusive Drummer Pete!) Backing-Vocals bei, was sich mehrmals bemerkbar machte. Nach relativ kurzer Zeit antizipierte das Pratteler Publikum immer besser, respektive folgte regelmässig der Aufforderung mitzuklatschen und liess dadurch eine gute Stimmung aufkommen, die bei der Band sichtlich für Freude sorgte. Songmässig stand das neue Album «Anarchy And Unity» im Vordergund, angereichert um ein paar ältere Titel. Getragen durch die Reaktionen der Fans fiel mein Fazit ebenso positiv aus, obwohl mich die Truppe letztlich aber immer noch nicht abholen kann. Da finde ich Eclipse an der Stelle einfach griffiger, und als zum Schluss das Def Leppard Cover «Animal» gespielt wurde, sah ich mich darin bestätigt, dass VEGA zwar unbestrittene Qualitäten besitzen, sich aber nach wie vor nicht auf der Überholspur befinden.
Setliste: «Worth Dying For» - «Monster» - «Kneel To You» - «Man On A Mission» - «Live For Me» - «Kiss Of Life» - «White Flag» - «Sooner Or Later» - «Animal»
Magnum
Nach meiner ursprünglichen Planung standen am heutigen Abend vermeintlich Sainted Sinners auf dem Programm, aber erstens hatte ich mich im Tag vertan, und zweitens wurde das Konzert tags darauf wegen zu wenig abgesetzten Tickets in der Aarburger Musigburg gar abgesagt und nach Trübbach zu Jonnys Lion-Cave verfrachtet. Somit rückte der heutige Freitagabend in den Fokus des Geschehens, und ich sollte meine Wahl nicht bereuen! Hier im Z7 war es gemäss Archiv 2014, als ich Magnum das letzte Mal live sah. Dazwischen bis heute kamen unter anderem Festival-Auftritte wie 2017 am BYH!!! Festival hinzu, und jedes Mal lieferte die britische Melodic Rock Ikone voll ab. Inzwischen sind die beiden Hauptakteure Bob Catley (v) sowie Tony Clarkin (g) um die 75 Jahre alt, heisst Letzterer ist es schon und Mr. Catley wird es bald, sprich im September. Das ist ein stolzes Alter und verlangt konditionell einiges ab. Am heutigen Abend sah man davon eigentlich kaum was, sprich die Band als Kollektiv war fit und schaukelte das Kind mit links. Dabei schien vor allem Bob, anders als auch schon, sprich bei Avantasia, voll bei der Sache zu sein, und Tony setzte ob der guten Reaktionen der rund etwa fünfhundert Fans gar mehrfach ein Lächeln (!) auf, was man bei ihm sonst im Sinne einer positiv gestimmten Körperregung eher sehr selten bis gar nicht erleben kann.
Vergleicht man die Setlisten von früher mit der aktuellen von heute gibt es bei diesem umfangreichen Backkatalog verständlicher-weise nicht so viele Überschneidungen, aber «On A Storyteller's Night» (1985) dominiert diese immer noch mit drei Songs, gefolgt vom neuen Album «The Monster Roars», über «The Serpent Rings» (2020) mit je zwei Nummern daraus. Aber egal was gespielt wurde, es klang einfach sauber und druckvoll. Ein grosser Anteil daran geht dabei auf das Konto von "Neuzugang" Dennis Ward am Bass, der dieses Instrument nicht nur kongenial zu spielen weiss, sondern auch über eine grossartige Gesangsstimme verfügt und so einen echten Gewinn für Magnum als Band bedeutet. Diese positive Ausstrahlung übertrug sich, wie zuvor schon bei VEGA, relativ rasch auf die Fans, die jeden Song noch frenetischer abfeierten. Hinten raus kam dann der Abschnitt der Alltime-Klassiker, zu denen «Les Morts Dansant», «Vigilante» oder «Kingdom Of Madness» gehören. Ebenso im Zugabenteil tauchte überraschend «On A Storyteller's Night» als Titeltrack des gleichnamigen Klassikers auf, doch das Z7 hatte noch nicht genug und wollte mehr! Mit «Sacred Hour» folgte schliesslich der gleiche Rausschmeisser wie vor acht Jahren schon. Trotz schlichtem Backdrop und völlig aufgeräumter wie entschlackter Bühne lieferten Magnum einen mehr als soliden Auftritt ab!
Setliste: «Days Of No Trust» - «Lost On The Road To Eternity» - «The Monster Roars» - «The Archway Of Tears» - «Dance Of The Black Tattoo» - «Where Are You Eden?» - «The Flood (Red Cloud's War)» - «The Day After The Night Before» - «Wild Swan» - «Les Morts Dansant» - «Rockin' Chair» - «All England's Eyes» - «Vigilante» -- «Kingdom of Madness» - «On A Storyteller's Night» - «Sacred Hour»