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01.&02. Dezember 2023, Hotel Simplon, Frutigen (BE)
By Rönu
Pünktlich zum "Metal Marmot" in Frutigen gab es jede Menge Schnee, was die Anfahrt etwas abenteuerlich gestaltete. Dank der weisen Voraussicht, war ich aber pünktlich zum Einlass vor Ort und damit fern von Stress. Von der weissen Pracht liessen sich auch die Fans nicht abhalten und kamen an beiden Tagen trotz vielen Alternativen, zahlreich in den Saal des Hotel Simplon. Mit vielen heimischen Bands, aber auch zwei Thrash Legenden aus Deutschland war das Metal Marmot Ausgabe 2023 ein voller Erfolg.
Constraint
Den Auftakt am heutigen Abend bestritten Constraint aus Frutigen und machten das ausgezeichnet. Die Mischung aus Thrash und Death Metal packte die Zuschauer von Anfang an, und so war die Stimmung prächtig. Erste Moshpits wurden gestartet, aber auch die Kids hatten Spass und fanden sich in den vorderen Reihen wieder. Auch das ist Metal Marmot: Eine familiäre Angelegenheit, wo die Kinder der Bandmitglieder mitmachen. Constraint hatten jedenfalls jede Menge Spass in den Backen und hauten mit «Lobotomie», «Doomed To Die» oder dem Mitgröhler «2110» (eine näh…) ein paar ganz geile Granaten ins Publikum. Klasse Opener!
Setliste: «Time To Escape» - «Dead End» - «Lobotomie» - «Forgotten Path’s» - «…In Ships They Come» - «Marching At The Front» - «Throw The First Stone» - «Doomed To Die» - «2110» - «Rest In Pain»
Excelsis
Ein Bandname, den jeder Metalhead in der Schweiz kennen sollte - Excelsis! Live sind die Berner immer einen Besuch wert, zumal es immer noch nicht alltäglich ist, Songs auf Mundart zu spielen. Auf jeden Fall waren Excelsis auch in Frutigen ein absoluter Hingucker. Ausgestattet wie immer mit Dudelsack und Flöten wurde vom Opener «In Taverna» über das mächtige «Münnebärg», dem unverzichtbaren «Wissi Bärgä» bis zum Rausschmeisser «Maimond» durchgehend ein hohes, musikalisches Niveau geboten. Excelsis profitierten übrigens, wie die allermeisten Bands, vom starken Sound, so dass der durchaus auch mal komplexe Folk-Anteil immer präsent war. Auf jeden Fall legte die Truppe die Messlatte für die kommenden Bands schon mal mächtig hoch an.
Setliste: - «Intro» - «In Taverna» - «Münnebärg» - «The Fear» - «Uechtland» - «Wissi Bärgä» - «Drei Brüder» - «Brueder Tod» - «Chrieger» - «Maimond»
Exumer
Auch wenn Exumer immer etwas hinter den Big Four des deutschen Thrash standen, haben sie mit Alben wie «Possessed By Fire» (1986) oder «Rising From The Sea» (1987) international Kultstatus erlangen können. Exumer verzichten heute sogar auf ein Banner und lassen einzig die Musik sprechen, was angesichts der aggressiven und rohen Show auch nicht negativ ist. Trotzdem dauert es zwei, drei Songs bis das Publikum abgeht, aber danach entwickelt sich ein fast dauerhaft andauernder Moshpit und die Menge hat sichtlich Spass. Das liegt auch am charismatischen Sänger Mem Von Stein, der eine tadellose Performance an den Tag legte. Aber auch die Rhythmus-Fraktion um das zweite noch verbliebene Gründungs-Mitglied Ray Mensh konnte durch messerscharfe Riffs begeistern. Exumer waren ein würdiger Headliner, auch wenn mich die Performance von Excelsis mehr in den Bann ziehen konnte.
Setliste: «The Raging Tides» - «Brand Of Evil» - «Journey To Oblivion» - «The Weakest Limb» - «Hostile Defiance» - «Catatonic» - «Fallen Saint» - «Raptor» - «Vermin Of The Sky» - «Descent» - «I Dare You» - «Dusk Eater» - «Possessed By Fire» - «Dark Reflections» - «Fire And Damnation»
Emerald
Eigentlich stand ja die Iron Maiden Cover Band Eddie’s Beast als Rausschmeisser auf dem Speiseplan, aber aufgrund eines kranken Bandmitgliedes mussten diese ihren Auftritt absagen. Dafür sprang mit Emerald ebenfalls eine gestandene Band ein. Als letzte Truppe um Mitternacht aufzutreten ist nicht immer dankbar, weil sich doch meist eine gewisse Müdigkeit beim Publikum breit macht oder ein Teil der Fans bereits den Heimweg antritt. Zum Glück blieben doch eine Menge Fans im Saal, und Emerald hinterliessen denn auch lauter zufriedene Gesichter.
Ich fand die Düdinger, verglichen mit dem schon guten Auftritt am ICE ROCK in Wasen anfangs Jahr noch einmal eine ganze Stufe stärker. Die Band strotzte vor Spielfreude und legte eine klasse Performance an den Tag. Ja und am Schluss gab es für die tapfer gebliebenen Fans mit «Wasted Years» doch noch eine Prise Maiden. Einen besseren Abschluss hätte man sich nicht wünschen können. In dieser Form sind Emerald eine sichere Bank.
Setliste: «Only The Reaper Wins» - «Reckoning Day» - «Digital Slavery» - «Cad Goddeu» - «Greed» - «My Final Stand» - «Son Of Sam» - «One Moment Of Freedom» - «Tears Of A Warrior» - «Freakshow» - «Horns Up» - «Wasted Years»
Junkie Rose
Tag 2 eröffneten die Simmentaler Junkie Rose mit einer mächtigen Dosis Sleaze. Bassist Fäbu sprang schon beim ersten Song ins Publikum und versuchte die Menge zu animieren. Mit ihrem Glam/Sleaze orientierten Metal waren sie im Billing definitiv die "zahmste" Band, trotzdem wurde auf der Bühne jede Menge Energie freigesetzt, so dass das Publikum langsam warm wurde. Natürlich, noch müssen Junkie Rose wachsen, in Sachen Tightness waren die anderen Bands überlegen, aber es ist schön zu wissen, dass es auch um den Nachwuchs gut bestellt ist. Mit dem Kiss Cover «Lick It Up» huldigte man übrigens einer grossen Band die Junkie Rose geprägt hat. Die Band ist auf der Suche nach einem Sänger und es bleibt zu hoffen, dass sie fündig werden, denn das Potenzial der Band ist da.
Setliste: «Riding Along With R 'N' R» - «Jersey Girl» - «On The Road» - «Lick It Up» - «Shy Joey» - «Girl On The Run» - «Heaven And Hell»
Pertness
Nach Junkie Rose war es Zeit für Swiss Highland Metal. Pertness waren an der Reihe, und das war dann doch eine ganz andere Hausnummer. Die Berner Oberländer zeigten eine beeindruckende Performance und hatten die Fans sofort im Sack. Die Setliste war ausgewogen, und alle vier bisherigen Alben fanden Berücksichtigung. Apropos Alben, das letzte Werk «Metamorphosis» ist 2018 erschienen, es gibt wohl nicht wenige Fans, die nach neuem Material lechzen. Kein Wunder, denn der energetische Mix aus Power, Thrash und Folk überzeugte einmal mehr und lud förmlich zum Kopfschütteln ein. Nachdem man schon im KiFF in Aarau als Vorband von Ensiferum überzeugen konnte, war das Heimspiel heute noch einmal eine Stufe packender. Die Menge war nun jedenfalls warm für den Headliner.
Setliste: «Intro» - «Words Of Lies» - «Cold Wind Of Death» - «Fortress» - «From The Beginning To The End» - «Farewell To The Past» - «My Prophecy» - «Metamorphosis» - «Seven Times Eternity» - «Frozen Time» - «Outro»
Tankard
Ja zugegeben, es fällt mir schwer bei den Frankfurtern objektiv zu bleiben. Von den vier grossen Thrash Bands aus unserem Nachbarland waren Tankard immer mein Favorit. Mit «Rectifier» haben Gerre und Co. den idealen Opener und bringen mich in die Zwickmühle, da ich ja eigentlich noch ein paar Fotos machen müsste und nicht faustreckend mitsingen sollte. Egal, was Tankard dann abliefern, ist nichts weniger als eine Thrash-Party die sich gewaschen hat. Der Saal ist schnell eingenommen, der Moshpit unaufhörlich und die Stimmung prächtig, auch wenn die Forderung von Gerre, den Saal mit Freibier zu versorgen, vom Veranstalter sträflich ignoriert wurde. Die Affinität des Frontsängers zum Fussball wird auch im Publikum sichtbar, haben sich doch einige das Trikot der Eintracht aus Frankfurt angezogen.
Die Interaktion mit dem Publikum war schon immer eine Stärke der mittlerweile seit 42 (!) Jahre dauernden Bandgeschichte. Gerre weiss sogar, wie sein weibliches Publikum heisst: Natürlich «A Girl Called Cerveza». Nach «Freibier» werden Tankard natürlich lautstark zurück geholt, und mit «Rest In Beer», «Zombie Attack» und dem Song ohne Namen beendet man schliesslich den Abriss des Hotel Simplon. Tankard waren ein mehr als würdiger Headliner, zockten eine geniale Setliste und hinterliessen das Metal Marmot als verdiente Sieger (fehlende Objektivität, ich weiss…).
Setliste: «Rectifier» - «Morning After» - «Rapid Fire» - «Ex-Fluencer» - «Rules For Fool» - «Time Warp» - «Beerbarians» - «One Foot In The Grave» - «Octane Warriors» - «Chemical Invasion» - «A Girl Called Cerveza» - «Freibier» - «R.I.B. (Rest In Beer)» - «Zombie Attack» - «Empty Tankard»
Days Of Ruin
Uff, nach diesem Gewitter die Bühne zu betreten…, es gibt gewiss dankbarere Aufgaben. Days Of Ruin versuchten es mit Metalcore, und es waren dann doch erstaunlich viele Zuschauer bereit, den fünf Jungs ein Ohr zu leihen. Ich gebe es zu, Days Of Ruin trafen meinen Nerv nicht, das habe ich allerdings schon vorher gewusst – Metalcore, da suche ich normalerweise das Weite. Mit einer Lichtshow, die jeden Fotographen in den Wahnsinn treibt, gaben Days Of Ruin aber mächtig Gas und profitierten auch hier vom wirklich guten Sound. Das kam sehr fett rüber und sorgte natürlich sowohl für kleinere Moshpits, wie auch für headbangende Fans. So wurde das Metal Marmot 2023 schliesslich beendet, und die familiäre Atmosphäre, verbunden mit einem starken Billing und dem guten Sound schreit förmlich nach einem Wiedersehen 2024.
Setliste: «Lorn» - «Your Own Way» - «Wake Up!» - «Hope’s Lost» - «Form A Unit» - «Dusk» - «Falling Sky» - «Destroyed Desire» - «The World Ended» - «Fear Of Death» - «Madhouse»