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07. Dezember 2023, Pratteln - Z7
By Rockslave
Wenn man nebst der bekannten Schweizer AC/DC Tribute-Band Live/Wire eine weitere "Hausband" vom Z7 benennen müsste, die zudem auch immer in dieser Jahreszeit dort ihre Aufwartung macht, dann sind das Molly Hatchet! Das heutige Konzert war zudem der Ersatz-Termin für letztes Jahr, wo der Grund für einmal nicht das Corona-Virus war. Das letzte Mal sah ich die amerikanische Southern Rock Ikone 2019 am «Sweden Rock Festival". Dass danach keine Gelegenheit mehr bestehen sollte, die Band mit deren Lead-Sänger Phil McCormack (der noch im gleichen Jahr starb) live erleben zu können, hätte ich nicht gedacht. Sein Ersatz Jimmy Elkins, der auf dem aktuellen Live-Album «Battleground» (2019) zu hören ist, verleitete mich zunächst zur Annahme, dass dies noch Phil sei, so ähnlich klang dessen Stimme. Dass dieser schliesslich anfangs 2023 wegen den Folgen eines schweren Unfalls mit seinem Bike durch den Youngster Parker Lee ersetzt wurde, merkte ich eigentlich erst dann, als dieser die Bühne betrat! Tja, so kanns gehen, und auch hier heisst die Devise "the show must go on"! Das Vorprogramm bestritten Dave & The Dudes und Losing Gravity, die ich zuvor beide noch nicht nie live gesehen hatte.
Dave & The Dudes
Nach seinem Ausstieg aus der heimischen, aufstrebenden Band Fighter V im Jahr 2020 unterzog sich Frontmann Dave Niederberger aufgrund anhaltender Stimm-Probleme mehreren Operationen an seinen Stimmbändern. Neben der Entfernung gutartiger Zysten wurde auch ein beidseitiger "Sulcus vocalis" (Stimmlippen) festgestellt. Was auf dem Papier eher nach einem baldigen und klaren Ende als Sänger aussah, ist drei Jahre später erfreulicherweise wieder auskuriert. Der Weg dahin war allerdings sehr beschwerlich, aber zusammen mit einer guten Portion Glück und der nötigen Ausdauer wie Geduld war es anfangs 2023 möglich, wieder an eine Band zu denken.
Dave (vocals/Guitar) fand in den Dudes Luca Frei (Lead Guitar), Manuel Wiget (Bass) und Dave Duss (Drums) neue, geeignete Mitstreiter, und mit dem Debüt-Album «Down For The Count» wurde die Lunte Ende September erneut in Brand gesetzt. Soundmässig ist nun erdiger Hard Rock mit neuer und gar noch besserer Stimm-Power angesagt, und genau das setzte das agile Quartett auf der Bühne um. Alle sieben gespielten Songs stammten ab dem Erstling und enthielten mit «Cliffhänger», untermalt mit töften Backing-Vocals, einen veritablen Ohrwurm mit Hit-Qualitäten. Nach knapp einer halben Stunde war das Ganze leider schon wieder vorbei, doch Dave & The Dudes haben definitiv das Zeug, hier in den kommenden Jahren noch einiges mehr abzuliefern.
Setliste: «Self Made Millionaire» - «Man Enough» - «Cliffhanger» - «Running With The Boys» - «Thunderbolt & Lightfoot» - «Get Over You» - «Down For The Count»
Losing Gravity
Die deutsch-amerikanische Freundschaft um Frontmann Chase Wilborn, der schon seit 2017 mit der "Frankfurt-Connection", bestehend aus Gitarrist Julian Lapp, Keyboarder Lucas Urner, Bassist Lars Palenzatis sowie Max Friedrich an den Drums unterwegs ist, hat sich stadiontauglichem Rock mit starker Ausprägung in Richtung Alternative verschrieben. Das klingt auf dem Papier ja schon mal nicht schlecht und findet sicherlich nicht wenige Anhänger. Meine Welt ist das jedoch nicht, heisst das Ganze klang, nicht zuletzt auch wegen den Keyboard- und Piano-Einsätzen, irgendwie viel zu brav. Da fehlte einfach eine gehörige Portion Rotz, wie das zum Beispiel The New Roses besser hinkriegen. Natürlich gab sich Chase als gewiefter Lead-Sänger keine Blösse, aber insgesamt holte mich die Chose nicht ab. Und wenn schon der Anspruch von wegen Stadion-Band da ist, muss man sich mit echten Grössen wie den Foo Fighters messen, aber dazu fehlen halt die Hits, was ja noch werden kann.
Zeitweilen hören sich Losing Gravity musikalisch unter anderem nach Bruce Springsteen an, aber auch dort, wenn nicht heftig ausgerichtet, macht eben die Klasse der Songs den Unterschied aus. Das Aushängeschild der Truppe schlechthin war für mich aber der einzige, langhaarige Musiker im Line-up, sprich Drummer Max, der ein unglaublich agiles Spiel aufzog. Ohne dessen Power und ein paar optische Gimmicks à la Tommy Lee (Mötley Crüe) oder Blas Elias (Slaughter, Vince Neil) käme das Ganze noch blutleerer daher. Trotzdem ergatterte man sich den "Special-Guest" Slot für The New Roses von April bis Juni für Gigs in Deutschland und nun ebenso für Molly Hatchet im Dezember. Wenn dies zum künftigen Erfolg beiträgt, umso besser, und der ordentliche Zuspruch beim Z7-Publikum bestätigte, dass die Mucke seine Fans durchaus zu finden vermag. Wie zuvor schon, war aber auch hier nach einer guten halben Stunde bereits wieder Schicht im Schacht.
Setliste: «All You Never Needed» - «Another Day» - «Nothing's Gonna Change This» - «Feel Alive» - «Get Loose» - «Long Road» - «Just For The Summer» - «Foundations»
Molly Hatchet
Wie schon im Vorspann erwähnt, schaute letztlich nicht nur ich zunächst richtig blöd aus der Wäsche, als der neue Frontmann Parker Lee als augenscheinlicher Youngster und mit Abstand der jüngste Sänger ever in Diensten von Molly Hatchet die Bühne betrat. Allerdings ging dem ja die aktuelle Single «Firing Line» voraus, die in den Londoner "Abbey Road Studios" aufgenommen wurde. Das Foto dazu, das die Band auf der Eingangs-Treppe versammelt zeigt, lässt den Jungspund, wenn man genau hinsieht, oben rechts erkennen. Nun gut und auch hier gilt, Vorurteile beiseite legen, sprich "let the music do the talking". Darüber musste man sich freilich keine Sorgen machen, denn die Herren Bobby Ingram (Guitar/Backing Vocals), John Galvin (Piano/Keyboards/Backing Vocals), Shawn Beamer (Drums) und Tim Lindsey (Bass/Backing Vocals) vermögen den Hatchet-Sound jeweils per Knopfdruck loszutreten. Die Frage war jetzt nur, wie das Ganze nun mit dem drastisch verjüngten Gesang daher kommt. Um es gleich vorweg zu nehmen, es war anders als sonst, aber mit der Zeit wurde es immer besser. Allerdings besitzt Parker weder den Timbre von Phil, noch den von Jimmy, und von Danny Brown sprechen wir gar nicht erst.
Damit bekunde ich als jahrzehntelanger Alt-Fan schon meine liebe Mühe. Dazu kam, dass die jugendliche Energie inmitten des Altherren-Clubs oft wie ein Fremdkörper und teils etwas aufgesetzt wirkte. Dazu gehörte unter anderem das oftmalige und ausgiebige Herumspritzen von Wasser, das sich Parker mehrfach über den Kopf leerte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das weder Bobby, Tim noch Shawn wirklich "prickelnd" finden, aber während satten 105 Minuten stets gute Miene zum bösen Spiel mach(t)en. Die Performance als solche, die von zahlreichen und seit Jahren, ja Dekaden unverrückbaren Klassikern im Set getragen wird, war jedenfalls in Ordnung. Allerdings müsste trotz den unbestrittenen Fähigkeiten von Master Ingram unbedingt, sprich mindestens ein zweiter Gitarrist nachrücken, da so erstens die Riffs wieder gleich fett wie früher bratzen und zweitens flinke Twin-Soli erneut Einzug finden, wobei es ja eigentlich drei Saiten-Derwische, wie einst, sein müssten. Dann sähe man nämlich die baldige Rückkehr von «The Journey» oder auch Lynyrd Skynyrds Monster-Hit «Freebird». Warten wir jedoch zunächst mal den nächsten Longplayer ab, respektive was der zu reissen vermag und sich schliesslich alles daraus ergibt. Hell yeah!
Setliste: «Intro» - «Whiskey Man» - «Bounty Hunter» - «Gator Country» - «It's All Over Now (The Valentinos Cover)» - «One Man's Pleasure» - «Devil's Canyon» - «Drum-Solo Shawn Beamer» - «Beatin' The Odds» - «Gonna Live 'Til I Die» - «Son Of The South» - «Fall Of The Peacemakers» - «Jukin' City/Layla» - «Dreams I'll Never See» -- «Firing Line» - «Flirtin' With Disaster»