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05. Mai 2022, Pratteln – Z7
By Rockslave - All Pics by Tinu
Bekanntlich sind aller guten Dinge "drei", und in diesem Fall gilt das nun für das dritte Konzert, dem meine Wenigkeit nach dem zwangsläufigen Pandemie-Break der letzten zwei Jahre beiwohnt. Nach Magnum geht es somit im Z7 gleich weiter, und es fühlte sich zu Beginn immer noch etwas seltsam an. Noch zwei, drei Gigs mehr und der alte Trott wird jedoch bald wieder allgegenwärtig sein! Mag gut sein, dass Michael Schenker zwischen 2015, als ich ihn hier unter dem Banner "Michael Schenker's Temple Of Rock" sah und heuer nochmals in der Schweiz war. Das bisher letzte Mal dürfte am BYH!!! in Balingen (D) 2017 gewesen sein, und dort stand ja das "Michael Schenker Fest" auf der Bühne. Höchste Zeit also, einen der grössten Guitar-Heroes ein weiteres Mal zu würdigen, zumal die "50. Anniversary Tour" aktuell ganz im Zeichen von MSG stand. Im Vorprogramm versuchten derweil Everdawn aus den Staaten mit Symphonic Progressive Metal zu punkten.
Everdawn
Ich muss zugeben, dass ich den Flyer im Netz bezüglich der Running Order des heutigen Abends im Vorfeld nicht konsultiert hatte und somit der irrigen Meinung war, dass die Support-Band des heutigen Abends erst um 20:00 Uhr auf die Bretter steigt. Da sich erstens ein guter Kollege von mir als Chauffeur anerbot und ich diesen schon lange nicht mehr gesehen hatte, sagte ich nicht nein und richtete mich deshalb nach seinem Zeitplan aus. Heisst, dass wir uns erst um 19:00 Uhr bei mir zu Hause trafen und Everdawn dann halt bereits auf der Matte standen, als wir im Z7 eintrafen. Was da vor Ort allerdings von drinnen nach draussen drang, hörte sich nicht gerade einladend an. Die Chanteuse Alina Gavrilenko, eine aktuell in Kanada lebende Russin, turnte da trällernd in Regionen herum, die echt furchteinflössend waren. Das erklärte auch, warum sich draussen einige Leute aufhielten, die nicht allesamt beim Food-Stand in Reih und Glied standen. Da ich heute Abend hauptamtlich in schreiberischer Funktion unterwegs war, musste ich mir die Kapelle dennoch zur Brust nehmen. Drinnen angekommen stellte ich umgehend fest, dass beim Konzert von Magnum insgesamt klar mehr Fans zugegen waren. Everdawn und vor allem Alina, die überwiegend darauf bedacht war, dass ihr unbestreitbar langes Haar durch den Ventilator am Bühnenrand immer schön in Bewegung blieb, versuchten sichtlich, das zu dem Zeitpunkt eher lethargisch reagierende Publikum mit ihrer Performance abzuholen.
Im Gepäck führte die Truppe um Bassist Mike LePond (Symphony-X, Death Dealer, Ross The Boss, Ex-Seven Witches und einige andere mehr) das letztjährige Debüt-Album «Cleopatra» mit, das mir zuvor überhaupt nicht bekannt war. Wobei "Debüt" stimmt insofern nicht ganz, als dass sich die Truppe zwischen 2014 und 2019 Midnight Eternal nannte und mit der optisch vergleichbaren Raine Hilai eine Israelin hinter dem Mikro stand. Nach musikalisch begründeten Differenzen im Vorfeld der Demos zum zweiten Album trennte man und benannte sich gleich um, sodass einem Streit um die Verwendung des alten Bandnamens aus dem Weg gegangen werden konnte. Die Mucke von Everdawn erinnert mich als Paket immer wieder an das österreichische Pendant Edenbridge, und das posthume Anhören des Studio-Albums «Cleopatra» trägt zum folgenden Fazit bei: «Heart Of A Lion» als starken Gig-Opener habe ich leider verpasst, die cleanen Gesangsparts, wo immer sie vorkommen, gefallen mir insgesamt besser, und mit dem Album-Opener «Ghost Shadow Requiem», «Your Majesty Sadness» (Duett mit Thomas Viktröm von Therion) oder «Pariah's Revenge» fehl(t)en gute, wenn nicht zum Teil die besseren Songs im Set! Des Weiteren würde etwas weniger peinliche und anzügliche Theatralik das technisch absolut überzeugende wie tolle Spiel der Kollegen zudem deutlich aufwerten! Unter dem Strich haben sich die Amis mit ihrer russischstämmigen Nachtigall leider spürbar unter Wert verkauft.
Setliste: «Intro» - «Heart Of A Lion» - «Infinity Divine» - «Stranded In Bangalore» - «Cleopatra» - «Signs Of Fire» - «First Time Thrill» - «Rider Of the Storm» - «The Last Eden»
Michael Schenker Group
Wie sang doch jeweils der unvergessene Udo Jürgens..., "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an..., mit 66 ist noch lange nicht Schluss!" Michael Schenker ist mittlerweile 67 Jahre alt und hat aber schon viel früher damit angefangen "zu leben". Die aktuelle Tour läuft ja unter dem Banner des in seinem Fall kaum zu glaubenden 50-Jahre Jubiläum als professioneller Musiker, respektive Gitarrist! Das geht natürlich zurück auf «Lonesome Crow», dem LP-Debüt der Scorpions von 1972, wo Michael gerade mal 17 Jahre alt war. Seine Geschichte ist mittlerweile bekannt und in der letzten Zeit oft erzählt wie thematisiert worden. Fakt ist, dass die Zeit bei UFO sehr prägend war und die "Michael Schenker Group", sprich MSG in der Kurzform, mitunter eine der wichtigsten Rockbands dieses Planeten ist, auch wenn der ganze grosse Erfolg innert einer kürzeren Zeitspanne nicht eintraf. Was der Meistergitarrist jedoch gerade in der jüngeren Vergangenheit bis in die Gegenwart alles veröffentlicht hat, sucht allerdings seinesgleichen. Eigentlich wäre für diese Tour ursprünglich ja Ronnie Romero (Ex-Rainbow, Ex-CoreLeoni, Lords Of Black, The Ferrymen) angekündigt gewesen, aber da dieser ein ESC-Engagement für Bulgarien annahm, stand er in diesem Zeitraum nicht zur Verfügung. Sein "Ersatz" Robin McAuley, der ja bereits Ende der 80er bis anfangs der 90er zusammen mit Schenker gearbeitet und Alben aufgenommen hat, respektive unlängst auch beim "Michael Schenker Fest" mehrfach glänzte, hätte nicht besser gewählt werden können! In der Folge wurden die etwa 400 bis 450 Fans (auf jeden Fall etwas weniger als kürzlich bei Magnum) mit einem hammermässigen und fast zweistündigen Mega-Set verwöhnt.
Nebst einigen alten MSG-Classix wie «Cry For The Nations», «Into The Arena» oder «Armed And Ready» und neuerem Material der Marke «Looking For Love», «Emergency» oder «Rock You To The Ground» waren es nicht unerwartet die, respektive alle UFO-Songs, die voll abräumten. Auch wenn Phil Moog mit dem aktuellen Line-up von UFO überzeugende Abschieds-Shows abgeliefert hat, besitzen die Versionen mit Schenker an der Gitarre unzerstörbare Vibes, die auch heute Abend für Gänsehaut sorgten. Zusammen mit Steve Mann (Lionheart) als kongenialem Partner, der den Platz des zu früh verstorbenen Paul Raymond würdig vertritt, brannte dieser, ergänzt um den nicht minder geil aufspielenden Bassisten Barend Courbois (Vengeance, Ex-Biss) ein Feuerwerk der Extraklasse ab. Master Schenker ist kein Shredder wie Ying Yang Malmsteen und spielt diese kultigen wie "tausendfach gespielten" UFO-Tracks nach wie vor ohne den geringsten Anflug von Langeweile, im Gegenteil! Das ausgedehnte Solo bei «Rock Bottom» war dabei für die Geschichtsbücher, und die gesangliche Leistung von Robin McAuley nichts anderes als Weltklasse! Das Publikum des knapp zu einem Drittel gefüllten Z7 lieferte eine entsprechende Geräuschkulisse dazu ab, was die Band sichtlich erfreute. Da die Setliste schon im Vorfeld fix festgelegt worden war, fehlten neben weiteren MSG-Perlen wie «On And On» oder «Let Sleeping Dogs Lie» natürlich der eine oder andere Song aus der MSG-Ära "McAuley Schenker Group". Doch auch so verging die Zeit mit diesem unnachahmlichen Rock-Sound viel zu schnell, und nun kann man sich erst recht auf das am 27. Mai 2022 erscheinende neue Studio-Album «Universal» (mit Ronnie Romero) freuen.
Setliste: «Intro» - «Ascension (Michael Schenker Fest Cover)» - «Cry For The Nations» - «Doctor Doctor (UFO Cover)» - «Sleeping With The Lights On (Michael Schenker Fest Cover)» - «Looking For Love» - «Warrior(Michael Schenker Fest Cover)» - «Into The Arena» - «In Search Of The Peace Of Mind (Scorpions Cover)» - «Red Sky» - «Emergency» - «Lights Out (UFO Cover)» - «After The Rain» - «Armed And Ready» - «Sail The Darkness» - «Rock You To The Ground» - «A King Has Gone» - «Rock Bottom (UFO Cover)» -- «Shoot Shoot (UFO Cover)» - «Let It Roll (UFO Cover)» - «Natural Thing (UFO Cover)» - «Too Hot To Handle (UFO Cover)» - «Only You Can Rock Me (UFO Cover)»