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20. April 2024, Luzern - Südpol
By Rönu
Der Verein Metal Storm aus der Innerschweiz ist federführend beim ersten "Metal Storm Over Luzern". Das tolle Line-up führte zu einem beachtlichen Publikums-Aufmarsch. Am Schluss waren es rund 600 Personen im Konzertlokal Südpol.
Für viele Fans dürfte der Besuch im Südpol eine Premiere gewesen sein. Der Veranstalter schien etwas überrumpelt, war doch bei Türöffnung bereits eine beträchtliche Schlange, welche sich nur langsam bewegte. Das Problem wurde flugs behoben, und so konnte man einen ersten Augenschein des Lokals nehmen.
Im grossen Foyer waren viele Merch-Stände aufgebaut und auch die grosse Bar, an welchem man den Durst löschen konnte. Auch Metal Factory war mit einem Stand vor Ort und konnte so wieder einmal tolle Werbung machen. Die Halle selber konnte ebenfalls punkten, auch wenn der Fotograben etwas gar eng aufgebaut wurde. Lange Zeit zum Erkunden blieb nicht, denn nur eine halbe Stunde nach Öffnung wurde schon musiziert, die Piraten betraten die Bühne.
Calarook
Die Schweizer Band aus Winterthur hat sich bereits einen Namen gemacht und hatte heute die Ehre, das Festival zu eröffnen. Allerdings mussten Calarook auf Violinistin Nori verzichten. So klangen Calarook heute deutlich härter, aber die Geige gehört halt schon zu einer Folk Band mit Piraten-Themen. Trotzdem legten sich die Jungs mächtig ins Zeug und zeigten eine gute Show. Sowohl die EP «Cruel World», wie auch der einzige Longplayer «Surrender Or Die» wurden mit drei Songs berücksichtigt. Allerdings reichte die Zeit leider nicht mehr für «El Calamar Gigante». Nach einer halben Stunde war der Südpol auf jeden Fall eingenommen worden.
Setliste: «A Cursed Ship’s Tale» - « Cruel And World » - « Surrender Or Die » - « Invisible Pineapples » - « A Pineapples’ Revenge»
Suotana
Ein solches Festival bietet auch immer die Möglichkeit neue Bands zu entdecken. Suotana aus Finnland waren so ein Kandidat, schliesslich fällt die Band mit ihrem Mix aus Ensiferum und Kalmah absolut in mein Beuteschema. Die Finnen zeigten auf alle Fälle eine mitreissende Performance und konnten mit Abrissbirnen wie «Through The Mammoth Valley» oder dem fantastischen Opus «River Ounas» vollends überzeugen. Bei Letzterem bildete sich auch erstmals ein prächtiger Moshpit im Publikum. Es bleibt zu hoffen, dass der erste Auftritt auch Schweizer Boden schon bald eine Wiederholung erfährt.
Setliste: «Through The Mammoth Valley» - «The Ancient» - «Into The Ice» - «Embrace » - «River Ounas»
Ghörnt
Nun war die härteste Band im Billing war an der Reihe. Die Band ist eigentlich ein Duo, bestehend aus J. (Forgotten Tomb), der für alle Instrumente zuständig ist und Sänger Thulus (Asgard). Live tritt man aber als Quartett auf. Kalter, brutaler Black Metal wird dabei mit Mundart-Texten versehen. Oldschool Black Metal ist jetzt nicht gerade mein favorisiertes Genre, ich mag die dunkelste Musik gerne mit Atmopshäre. Leider war die Abmischung am Anfang nicht gut, weil der Bass fast die Gitarre übertönte. Im Laufe des Auftritts wurde es aber besser, und Ghörnt wurden zurecht gefeiert. Auf jeden Fall muss man sich von der internationalen Konkurrenz nicht fürchten, denn musikalisch war das grosse Klasse.
Setliste: «Nedchrescht» - «Ändzyt» - «S Tote Land» - «Folter» - «D Zeremonie» - «Häxesabbath» - «Zerschtört» - «Alpdämon» - «Trist»
Cult Of Fire
Keine Frage, das beste Bühnenbild boten Cult Of Fire aus Tschechien. Es war beeindruckend, was die Band hier an Material mitgebracht hatten. In der Mitte war ein Altar mit allerlei Deko aufgebaut. Rechts und links je ein beleuchter Schlangen-Thron, auf dem der Gitarrist und Bassist im Schneidersitz spielten. Der Sänger imponierte mit einem Helm mit riesigen Hörnern. Dazu wurde atmosphärischer Black Metal vom Feinsten geboten, lyrisch inspiriert vom Buddhismus und Hinduismus. Natürlich lässt sich aufgrund der Verschleierung nicht sagen, ob da wirklich live gesungen wird, da auch das Mikro nicht sichtbar war, aber auch so war es eine fantastische Show. Cult Of Fire dürften jede Menge neue Fans dazu gewonnen haben, denn nach dem Konzert standen jedenfalls viele Fans am reichhaltig bestückten Merchandise-Stand.
Finntroll
Alle standen bereit für den ersten Headliner und es passierte erstmal..., nichts! Technische Probleme mit dem Schlagzeug sorgten für eine Verspätung von fast zwanzig Minuten, dann endlich betraten die skandinavischen Elben die Bühne. Praktisch vom ersten Ton an verwandelte sich der Saal in eine veritable Festbühne. Das Publikum feierte Granaten wie «Solsagan», «Trollhammeren» oder «Nattfödd» gnadenlos ab und die Band liess sich von der Freude anstecken. Finntroll waren, sind und bleiben eine Live-Band, die auf der Bühne noch besser funktioniert, als auf den Alben. Als lustiges Gimmick zierte ein gehörtner Schädel den Mikroständer, aus dessen Öffnungen zwischendurch Rauch strömte. Das sah einfach klasse aus. Ja, Finntroll waren ein Volltreffer, auch wenn mein persönliches Highlight noch hinter der Bühne auf ihren Auftritt wartete.
Setliste: «Människopesten» - «Solsagan» - «Ylaren» - «Nedgang» - «Blodsvept» - «Att Döda Med En Sten» - «Forsen» - «Trollhammaren» - «Nattfödd» - «Ormfolk» - «Under Bergets Rot» - «Midvinterdraken»
Rotting Christ
Endlich Zeit für meine Favoriten! Die griechische Legende betrat die Bühne, und sofort war diese Atmosphäre im Raum, welche Rotting Christ an jedem Konzert ausstrahlt. Sänger Sakis Tolis besitzt eine einnehmende Ausstrahlung und auch der Rest der Band strotzte nur so vor Energie. Die Griechen bringen Ende Mai ein neues Album auf den Markt, und die beiden veröffentlichten Singles («Like Father, Like Son» und «Saoirse») hätte ich nur zu gerne auf der Setliste gefunden, aber "leider" konzentrierten sich Rotting Christ heute Abend auf die alten Klassiker. Das tat der Stimmung freilich keinen Abbruch, und so flogen die Haare (sofern vorhanden) nur so durch den Raum. Wie Finntroll, hatte auch Drummer Themis Probleme mit seinem Kit, so dass eine kurze Pause nötig wurde. Dann lief aber alles ohne Panne, und Songs wie «Dies Irae», «Non Serviam» oder das brillante «Grandis Spiritus Diavolos» sorgten für rundum zufriedene Gesichter. Wer diesen Auftritt heute verpasst hat: Am Rock The Lakes Festival in Cudrefin treten Rotting Christ nochmals auf, und dann hoffentlich auch mit den bärenstarken, neuen Songs!
Metsatöll
Der Abend war kräfteraubend, und so war der Saal nicht mehr so voll, als die Esten als Abschluss ihren Auftritt hatten. Trotzdem waren noch genug Fans am Start, um sich die Folk-Band anzusehen, welche momentan mit Finntroll und Suotana auf Europa-Tournee sind. Neben dem imposanten Sänger Markus war es vor allem Varulven, der mit Dudelsack und Flöte die Blicke auf sich zog. Das Multitalent war aber auch als zweiter Sänger eine Wucht, ausserdem machte er sich einen Spass daraus, ein paar Ansagen auf Estnisch zu machen und sorgte damit natürlich für fragende Blicke im Publikum. Metsatöll machten auf jeden Fall das Beste aus der schwierigen Aufgabe eines Rausschmeissers und zeigten eindrucksvoll auf, dass geiler Folk Metal auch in den baltischen Staaten funktioniert.
Fazit: So fand die erste Ausgabe des «Metal Storm Over Luzern» einen würdigen Abschluss und darf als voller Erfolg gewertet werden. Die beiden Headliner waren ebenso klasse wie der Rest der Bands, wobei in meinem persönlichen Ranking Rotting Christ und Suotana die Gewinner waren. Im Oktober findet übrigens schon eine zweite Ausgabe statt, unter anderem mit Zeal & Ardor, Primordial oder Bölzer.