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09. April 2023, Pratteln - Z7
By Mona
Kriminell guter Prog im Metal-Mekka der Schweiz und das an Ostern? Count me in! Zu meinem grossen Erstaunen denken wohl nicht viele Musikfans so. Das eher spärlich besuchte Z7 sieht fast etwas eigenartig aus, ich bin es mir voller gewohnt. Doch das kann mich nicht aus der Laune bringen. Wenn die deutschen Progger mit ihrem neuen Album auf Tour sind, ist eine Show der Herren absolute Pflicht.
Tanyc
Die österreichische Sängerin Carmen Tannich, ganz in einen pastellrosa Anzug gehüllt, betritt die Bühne zusammen mit ihrem Ehemann Kalle Wallner, welcher auch bei RPWL die 6-Saiter zupft. Nur das Duo auf der Bühne, der Rest ab Band - könnte auf manche etwas kahl wirken, doch erstaunlicherweise offenbaren der Auftritt wie auch die Musik recht Power. Die Singer-Songwriterin hat ziemlich progressive Klänge auf dem Kasten und ist somit erstaunlicherweise ein gut gewählter Opener für RPWL. Don't judge a book by its cover! Die Begeisterung des Publikums hält sich zwar etwas in Grenzen, was aber angesichts der tiefen Besucherzahl jedoch nicht überrascht. Dann ist es halt doch eine andere Sorte des Konzert-Genusses, wenn auch so einige Metalheads in der Masse auffallen. Ein sanfter Einstieg in einen schönen Ostersonntag-Abend darf aber auch mal sein. Mir gefällts!
RPWL
Jetzt wird es düster und doch so angenehm. Die deutschen Prog-Giganten haben vor Kurzem mit «Crime Scene» ihre neue Platte heraus gegeben. Zu meiner grossen Freude (und niemandes Überraschung) wird diese im ersten Teil des Sets komplett durchgespielt. Der begnadete Sänger Yogi Lang erklärt zwischendurch die Songs und auch die Geschichten dahinter, was Sympahtie vom Publikum erntet. Selbst wenn Konzepte und Texte im Prog eine grosse Rolle spielen - und dieses hat es ganz besonders in sich - so vergisst man dies für einen Abend.
RPWL stehen für wundervolle Klanglandschaften, welche bei anderen grossen der Prog-Szene anschliessen oder sie aber komplett neu erfinden - vielleicht auch nur irgendwo dazwischen sind. Und es sind genau diese vertonten, musikalischen Gourmet-Menüs, welche die relativ kleine Gruppe von Musikfans so gekonnt verführen und entführen. Auf eine gewisse Art und Weise empfinde ich die Darbietung als Trance, und eine sehr willkommene dazu. Die zauberhafte Musik und unverkennbare Stimme Yogi Langs werden durch ein paar visuelle Einspielungen untermalt. Auf Show-Elemente wird seitens Band aber verzichtet. Es geht mehr um das Erzählen der Story.
In der Ruhe liegt die Kraft, wie man so schön sagt, und in diesem Fall könnte dies nicht treffender formuliert sein. Eher statisch, aber keinesfalls langweilig, das ist eine etwas andere Form der Kunst, welche es anders zu geniessen gilt und mir welch Freude bereitet! Im zweiten Teil des Abends reisen unsere Lauscher durch die RPWL Geschichte und erhalten dafür ein betörendes Leckerchen nach dem anderen. Die leicht trancemässige Stimmung ist eine Konstante, welche sich seit dem Anfang der Show aufbauen konnte, doch erst gepaart mit der Nostalgie wirkt alles so ganz besonders magisch.
Ich kann nicht abschätzen, wie vielen anderen Konzertbesuchern es so ergeht, aber ich bin mir sicher dass so einige in anderen Dimensionen angekommen sind. Das beinahe intime Setting, welches notwendigerweise durch ein spärliches Publikum zustande kam, besitzt seinen ganz eigenen Reiz. Ich fühle mich durch die Klänge aufgefangen und von ihnen mitgerissen. Eine musikalische Zuflucht der Sonderklasse. Yogi Lang leitet die Séance gekonnt mit seinem wundervollen Gesangsorgan. Der von mir geliebte Prog-Effekt ist einfach nur fein, und der heutige Abend ist ein weiterer Beweis dafür, dass es wohl doch dieses Genre ist, welches mein Herz am meisten antreibt. Back to the roots!
Sucht Ihr noch nach Eurem Dr. Feelgood? Ich habe meinen schon gefunden. Das Set der Bayern war ein absolutes Highlight auf musikalischer Ebene und ein wahrer Wellness-Trip für die Seele. Eine Kombination, die es gerne viel öfter geben sollte. Auf mehr solche Drifts in bessere Dimensionen. Wer braucht denn Techno und lustige Pillen, wenn man solch soliden Prog kriegen kann? Danke RPWL für einen wundervollen Auftakt in eine neue, entspannte Woche.
Setliste:
Part 1: «(Crime Scene) Victim Of Desire» - «Red Rose» - «A Cold Spring Day in '22» - «Life In A Cage» - «King Of The World» - «Another Life Beyond Control»
Part 2: «Hole In The Sky» - «A New World» - «Light Of The World» - «What I Really Need» - «Gentle Art Of Swimming» - «Unchain The Earth (The Scientist)»
Zugaben: «The Shadow» - «Roses»