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10. Februar 2024, Langnau i. Emmental - Kupferschmiede
By Tinu
Peter Berger, der Gitarrist von Crystal Ball, musste sich kurzfristig in ärztliche Behandlung begeben und konnte somit nicht an der 2. Emmentaler Rocknacht auftreten. Eine Veranstaltung, welche von den Yellow Red Tigers (Fanclub der SCL Tigers) veranstaltet wurde und schon ein paar Tage vor der Durchführung das "Sold Out" Schild an die Türe hängen konnte. Die Kupferschmiede ist eine kleine Konzert-Location, wo sich der Eingang in die eigentliche Konzerthalle seitlich befindet. Dies führte dazu, dass der Veranstalter die Anwesenden immer wieder darauf aufmerksam machen musste, heisst damit alle die Konzerte geniessen können, sich bitte so zu verteilen, dass jeder einen Blick auf die Bühne erhaschen kann.
Kissin' Black
Den Einstieg machten die Innerschweizer Kissin' Black, welche bereits im Kofmehl (Solothurn) Shakra supporten konnten. Die sympathischen Jungs kennt man teilweise noch von Charing Cross, sprich den beiden Gitarristen Andy Dormann und Pascal Zwyssig her. Die Rampensau vor dem Herrn ist jedoch Sänger und "Vampir" Giu Mastrogiacomo, der es sich nicht nehmen liess, beim Mitsing-Part ins Publikum zu hüpfen und die Anwesenden hautnah zum Mitmachen zu animieren. Ihr Sound klingt zuweilen wie eine Mischung aus The 69 Eyes und knackigem 80iger Hard Rock. Dies belegte nicht nur die leicht slower gespielte Version von W.A.S.P.s «Wild Child». Den Jungs zuzusehen und zuzuhören machte Riesenspass, und dies lag an der sehr ehrlichen Handarbeit des Quintetts, das so beste Werbung in eigener Sache machte.
Rock-Out
Dass die angeblich grösste Hoffnung des Schweizer Hard Rocks im Emmental einen leichten Stand haben würde, war so klar wie das Amen in der Kirche oder der Senf zur Bratwurst. Mit ihrem arschtretenden Hard Rock der Sorte Krokus, AC/DC, Guns n' Roses hatte der Vierer leichtes Spiel bei seinen Fans. Dass selbst Männer von Flopsi und Co Kinder haben wollen, schien den Lacher auf die Seite von Rock-Out zu ziehen. Das Gefährliche ist nur, dass sich solche (wiederkehrenden) Ansagen, auch bei Steel Panther, mit der Zeit auslutschen. Die Jungs gaben aber erneut Gas ohne Ende, und das schien Langnau an diesem Abend sehr zu honorieren. Selbst das Drum-Solo wurde abgefeiert, als wäre es ein Nummer #1 Hit aus der Schweizer Hitparade. Wohin der Weg von Rock- Out noch gehen wird? Dazu müssten die Jungs halt bald einmal ihre Weichen stellen, denn auf dem aktuellen Stand gehören sie zu den angesagtesten Truppen. Allerdings sollten sie langsam damit beginnen, die nächsten Stufen ihrer aufstrebenden Karriere ins Visier zu nehmen!
Shakra
Auf dem zweiten Teil ihrer «Invincible» Tour waren Shakra der würdige Headliner an diesem Abend. Mit viel Spielfreude und dem das Publikum immer wieder antreibenden Mark Fox konnte der Fünfer nicht verlieren. Die Berner haben seit einigen Studio-Alben das Luxusproblem, auf Klassiker verzichten zu müssen und das Set mit neueren Tracks befüllen zu können, ohne Qualitäts- Verluste riskieren zu müssen. Wenn Lead-Gitarrist Thom Blunier auf Nummern wie «Into Your Heart» zurück greifen kann, der bisher noch nicht im Set der Hard Rocker zu finden war und auf dem 2016 Werk «High Noon» zu hören ist, dann kann man getrost von Material sprechen, welches die Rockwelt bewegt.
Daneben dominierte «Invincible» als neuster Streich das Geschehen, wo sich nicht weniger als sechs Songs nahtlos in die anderen Hits einreihten. Dass sich «Hello», ansonsten im Zugabe-Block gespielt, schon als zweiter Song im Set präsentierte, zeigte nachhaltig auf, dass Shakra das Set problemlos umbauen können, ohne dass die Stimmung im Publikum abflacht. Erneut war es der fette Sound, welcher von der Bühne kam, der die Anwesenden tanzen, bangen, singen und jubilieren liess. Shakra sind eine Band, die zu Recht von sich behaupten darf, dass sie die Konzert-Locations problemlos im Sturm zu erobern vermögen. Neben dem sich viel auf der Bühne bewegenden Mark war es Bassist Cyril, der immer wieder die Seiten wechselte und kaum stillstand. Aber auch die solistischen Momente von Thom, mit seinem eigenen wie unverkennbaren Ton, trug das Seinige zum Gelingen bei. Vergessen darf man dabei ausserdem nicht, wie wertvoll Rhythmus-Gitarrist Thomas Muster sowie Trommler Roger Tanner sind.
"Als ich diesen Text schrieb wusste ich noch nicht genau, was ich damit in Verbindung bringe. Seit ich kürzlich Vater geworden bin, ist es mir klar geworden!". Dieses von Herzen kommende Statement als Einleitung zu «Something You Don't Understand» liess nicht nur die Herzen der Frauen erwärmen, sondern auch den Vätern im Publikum sah man das Leuchten in den Augen an. Es ist diese bodenständige, ehrliche, sympathische und mitreissende Art der Jungs, welche ein zusätzliches Plus darstellt und die Anwesenden zum Mitklatschen animierte. Mit Songs wie «Devil Left Hell», dem wundervollen «Why» und dem Party-Track «Raise Your Hands», welchen das Publikum willig folgte, punkteten die Jungs ohne Ende. Wie auch mit dem live-erprobten und immer wieder zubeissenden «Trapped» oder dem verspielten «Cassandras Curse». Im Vergleich zum ersten Teil der Tour wechselten Shakra nur den letzten Song des offiziellen Sets aus. So kam «Why Don't You Call Me?» erneut zu Ehren, während «Wild & Hungry» leider weichen musste.
Sie kamen, sahen, siegten und nahmen Langnau im Sturm ein! Zu sehen auch auf dem obligaten Handy-Video, welches Mark von den Anwesenden filmte. Mit den Zugaben «Too Much Is Not Enough» folgte noch ein Groover vor dem Herrn sowie «Fireline» (schnell ging es so dem Ende zu), und mit dem inzwischen obligaten «Rising High» als offiziellem Schlusspunkt verabschiedete sich die Band von einem sich in bester Feierlaune präsentierenden Publikum. So muss Hard Rock mit Kickass-Attitüde gespielt werden, und genau das sind wir uns von Shakra gewöhnt!
Setliste: «Intro» - «The Way It Is» - «Hello» - «A Roll Of The Dice» - «On The Wild Side» - «Into Your Heart» - «Invincible» - «The Matrix Unfolds» - «Devil Left Hell» - «Something You Don't Understand» - «Tell Her That I'm Sorry» - «Why» - «Life Is Now» - «Trapped» - «Raise Your Hands» - «High Noon» - «Ashes To Ashes» - «Cassandra's Curse» - «Why Don’t You Call Me?» -- « Too Much Is Not Enough» - «Fireline» - «Rising High»