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6. Mai 2023, Sedel Luzern
By Rönu
Sin Starlett luden zu ihrem ersten Festival ein und präsentierten für traditionelle Metaller ein wahres Festmahl. Nicht weniger als sieben Bands waren geplant, die alle ihre Wurzeln tief in den Achtzigern hatten. Doch ganz ohne Probleme sollte es dann leider nicht gehen. Zuerst erreichte Sin Starlett die Nachricht, dass Venator Sänger Hans Huemer aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen kann. Das wäre für gefühlt 99 Prozent aller Bands ein plausibler Grund den Auftritt abzublasen. Nicht für Venator! Doch dazu später mehr. Als wären das nicht schon genug Bad News, erteilte der Co-Headliner Konquest am Vorabend aus privaten Gründen eine Absage. Man versuchte alles um Ersatz aufzutreiben, schaffte es aber nicht mehr. Man konnte jetzt nur hoffen, dass die Fans trotzdem nach Luzern pilgern würde. Die Fans liessen Sin Starlett aber nicht im Stich und kamen in Scharen! Am Nachmittag konnte bereits das selbstgebastelte «Sold Out» Schild angebracht werden. Das erste "Starlett Stock" wurde zu einem absoluten Vollerfolg.
Running Maiden
Als erste Band stürmte das Trio von Running Maiden aus Luzern die Bühne. Ein Heimspiel für Sängerin und Bassistin Alexa, Gitarrist Ramon sowie Drummer Manuel. Letztes Jahr gab es mit der selbstbetitelten EP das erste Lebenszeichen zu bestaunen. Kauziger Oldschool Metal, der mir auf Band durchaus gefiel, weshalb ich sehr gespannt auf den Auftritt war. Allzu viel Live-Erfahrung konnte man noch nicht sammeln, und das merkte man durchaus. Komischerweise wurde auf Lichteffekte verzichtet, und auch der Bass war für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gemischt. Allerdings konnte Alexa mit ihrer Stimme viel wett machen, und die Songs an sich haben Spass gemacht. Und es ist keine Frage, dass sich Running Maiden mit jedem Auftritt steigern werden. Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.
Setliste: «Sinner» - «Running Maiden» - «Bazaar Of Evil» - «Vengeance» - «Set Me Free» - «Living Dead» - «Run Run»
Amethyst
Als nächste waren Amethyst an der Reihe, die ebenfalls erst eine EP namens «Rock Knights» am Start haben, und es war sogar ihr erster Live-Auftritt überhaupt! Wer die Band nicht kennt: Hier wird Metal der Frühphase zelebriert, heisst Ende der Siebziger sind Trumpf. Weisse Stiefel und Schnäuze auf der Bühne liessen die Band definitiv authentisch daher kommen. Jedenfalls schienen viele Leute gespannt auf die Premiere, denn der Konzertsaal war brechend voll! Und die wurden förmlich weggeblasen, denn das war ein absoluter Triumphzug mit fantastischer Gitarrenarbeit, drückendem Schlagzeug, tollen Bassläufen und einem mitreissenden Frontmann. Sänger Fredric riss das Publikum vom ersten Ton an mit, und dieses feierte die Band völlig verdient ab, was natürlich auch am überragenden Songmaterial lag. Göttersongs wie «Into The Black», «Stormchild» oder dem Übersong «Chasing Shadows» (zieht Euch unbedingt das Video dazu rein!) sind für schweisstreibende Shows wie gemalt. Ich bin unglaublich gespannt, was von dieser formidablen Truppe noch folgen wird, und ich fragte mich ernsthaft, ob man diesen Auftritt heute noch toppen könnte.
Setliste: «Into The Black» - «Stand Up And Fight» - «Nightstranger» - «Running Out Of Time» - «On The Borderline» - «Chasing Shadows» - «Stormchild»
Skullwinx
Die Münchner von Skullwinx hatten die undankbare Aufgabe, nach den grandiosen Amethyst die Bühne zu betreten. Leider strömten viele Zuschauer an die frische Luft, und da es gegen 18:00 Uhr ging, hatte auch der Food-Truck Hochkonjunktur. Im Laufe des Auftritts füllte sich der Innenraum jedoch wieder, und Skullwinx ernteten doch noch mehr als Höflichkeitsapplaus. Kein Wunder, denn es gab wenig zu mäkeln. Die Spielfreude war ansteckend, und Hits wie «Attila The Hun» oder «The Relic» wussten zu begeistern. Angereist in einem kultigen Rosa-Weissen VW Bus mit Logo, bei dem die Felgen wohl demnächst den Durchrostungstod sterben werden, sammelten die Deutschen mit ihrem dynamischen Auftritt etliche Sympathiepunkte. Die Preise für die Merchandise-Artikel waren sehr fanfreundlich, weshalb der Gang zum Stand Pflicht wurde. Ein neues Album (das letzte stammt von 2016) sei scheinbar in der Mache.
Setliste: «A Tale Of Unity (Arminius) » - «Attile The Hun» - «Blacksmith» - «Erymanthian Boar» - «Hydra» - «Siegfried» - «Struggle» - «The Stymphalides» - «The Relic Of An Angel»
Sin Starlett
Ehre wem Ehre gebührt. Pünktlich zum Auftritt des Organisators war es wieder rappelvoll. Wer die Band noch nie live gesehen hat, dem sei gesagt, dass die Luzerner über eine unglaubliche Bühnenpräsenz verfügen. Sänger Elias ist ein Energiebündel und mit seinen gestreiften Leggins auch optisch ein Blickfang. Stimmlich wie eine Mischung aus King Diamond und Rob Halford, ist er aber auch passend für den Sound von Sin Starlett, die mit dem neusten Album «Solid Source Of Steel» (2021) einen Knaller abgeliefert haben. Aber auch der Rest der Band strotzte vor Spielfreude. Drummer Elias Burri malträtierte sein Werkzeug, als gäbe es kein Morgen mehr, die Gitarren-Fraktion um Reno Meier und Jacques Titan schüttelte ein Gänsehaut-Riff nach dem andern aus den Ärmeln, und Bassist Christoph Widmer hatte aufgrund seines Armored Saint Shirts schon von Anfang an gewonnen. Wenn dann Songs wie «Solid Source Of Steel», «Electric Expander» oder «Black Magic Sky» in der Setliste auftauchen, ist kollektives Ausrasten garantiert. Diese Band ist etwas vom Besten, was die Schweizer Metal-Szene zu bieten hat, und dies wurde mit einem weiteren, fantastischen Gig bestätigt.
Setliste: «Blessesd By The Shot» - «Heavy Invaders» - «Electric Expander» - «Solid Source Of Steel» - «To The Powerline» - «Black Magic Sky» - «Beholders Of The Claw» - «Winds Of Fury»
Megaton Sword
Vor ein paar Wochen durfte ich die neue CD der Epic-Metaller rezensieren, und dementsprechend war ich gespannt ,wie sich das neue Material live machen würde. Wieder waren ein paar Leute ins Freie gewandert, und deshalb konnte man sich drin wieder deutlich einfacher einen Weg durchs Publikum hindurch bahnen. Gleich fünf Songs von «Might & Power» wurden in die Setliste aufgenommen, wobei vor allem «Iron Plains» und «The Raving Light Of Day» für Fäuste in der Luft sorgten. Natürlich kamen auch altbekannte Songs wie «Blood Hails Steel – Steel Hails Fire» oder «Verene» beim Publikum gut an. Die Wucht und die Intensität, die Megaton Sword auf der Bühne erzeugten, war beeindruckend, auch wenn nicht die gleiche Euphorie wie bei Amethyst und Sin Starlett entfacht werden konnte. Das lag mitunter an der etwas gar statischen Darbietung, und Konversationen mit dem Publikum fanden so gut wie gar nicht statt. Megaton Sword kamen auf die Bühne, spielten und gingen wieder. Das ist halt ihr Stil, und daran müssen sie ja grundsätzlich nichts ändern, aber so kann die Stimmung natürlich nicht ins Unermessliche ansteigen. Trotzdem war es ein starker Auftritt, keine Frage.
Setliste: «The Raving Light Of Day» - «Verene» - «Songs Of Victory» - «All Wicked Schemes Unite» - «For Glory» - Iron Plains» - «Power» - «Wastrels» - «Blood Hails Steel, Steel Hails Fire» - «Cowards Remain» - «Pristine War»
Venator
Wie schon erwähnt, musste der Headliner ohne seinen Sänger auskommen, doch die Österreicher konnten mit Laura Vesprini von Cherokee aber kurzfristig eine Aushilfs-Sängerin gewinnen. Sie musste die Texte zwar grösstenteils ablesen, aber das war auch absolut verständlich. Ebenfalls zu Ehren kamen auch noch die Sänger von Amethyst und Skullwinx, die ebenfalls einen Song beisteuerten. Beim letzten Stück kamen sogar ein paar mutige Fans auf die Bühne, die ihre Gesangskünste zum Besten gaben. Klar hätte man sich an der Stelle Frontmann Hans gewünscht, aber Venator haben mit ihrer Aktion so viele Sympathiepunkte bei mir gesammelt, dass danach gleich flugs der Merchandise-Stand aufgesucht wurde. Es ist der Band nicht hoch genug anzurechnen, dass sie die Fans nicht im Stich liessen, denn man will es sich gar nicht erst vorstellen, wenn neben Konquest auch Venator ihren Auftritt abgesagt hätten. Laura machte ihre Sache übrigens gut, auch wenn sie mit Cherokee normalerweise eher 70er Hard Rock singt und keinen Speed Metal abliefert. Mein Highlight des Sets war aber «Seventh Seal», genial gesungen von Amethyst Sänger Fredric, der erst kurz vorher von Venator angefragt wurde. Am Schluss gab es mit «Bite It You Scum» und «Beast In The Night» noch zwei Cover-Versionen von GG Allin und der dänischen Kapelle von Randy.
Setliste: «Howl At The Rain» - «Blind Ambition» - «Seventh Seal» - «Nightrider» - «Manic Man» - «Red And Black» - «Paradiser» - «Bite It You Scum» - «Beast In The Night»
Fazit: Sin Starlett haben sich mit dem "Starlett Stock" einen Traum erfüllt, und was soll ich noch sagen? Sie haben damit voll ins Schwarze getroffen! Die Band-Auswahl war der Hammer, ein Festival mit Oldschool Metal Bands fehlt in der Schweiz definitiv noch. Zudem wurde ein fantastischer Food-Truck organisiert, es hatte eine Lederjacken-Börse am Start und eine Tombola wurde veranstaltet (Der Hauptgewinn: Einen ganzen Tag im Alpamare, zusammen mit den Jungs – der Rest der Besucher tut mir schon fast leid…) und nicht zuletzt waren sie stets präsent und haben auch den Kontakt zu den Fans gepflegt. Es war einfach ein perfekter Abend, und ich hoffe inbrünstig, dass sich die Band von den kurzfristigen, organisatorischen Schwierigkeiten nicht entmutigen lässt. Die Schweiz braucht definitiv eine weitere Ausgabe des "Starlett Stock"!