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19. Juli 2022, Pratteln – Z7 (Summer Nights Open-Air)
By Rockslave
Fast auf den Tag genau von drei Jahren spielten TOTO an gleicher Stelle und auch im Rahmen der "Z7 Summer Nights" ein unvergessliches Open-Air Konzert. Kurz darauf, sprich im Herbst 2019, legte Mainman Steve Lukather die Band wegen gerichtlichen Rangeleien mit der Porcaro-Family erneut still. Dies geschah ja bereits 2008 schon einmal, als Steve wegen der schwindenden Identität der Truppe nur noch solo weitermachen wollte. Am 23. November 2020 wurde das Ganze mit einer fast komplett neuen Besetzung anlässlich eines globalen Live-Stream Konzerts aber wieder auf den Schlitten gestellt. Die für 2021 geplante "Dogz Of Oz" Tour fiel dann leider Corona zum Opfer, und so schob sich halt auch dieser Auftritt ins 2022 hinein. Letztlich spielte das jedoch keine Rolle, und man konnte sich als Fan glücklich schätzen, dies so nochmals erleben zu dürfen, ehe eindeutig geklärt ist, wie es ab 2023 mit dem Z7 weiter gehen wird. Während das letzte Mal die Combo ZFG mit Sprösslingen der Lukather- und Porcaro-Family für Aufsehen sorgte, legten heuer die niederländischen 70ies-Rocker DeWolff einen überraschend agilen Support-Auftritt hin und empfahlen sich nach 2013 (hier im Z7) und 2016 (in Augusta Raurica) für weitere Besuche in der Schweiz.
DeWolff
Nach dem bedauernswerten Ende der Landsleute von Vanderbuyst, die sich 2015, sprich nach sieben Jahren und vier überwiegend wirklich guten Alben, leider wieder auflösten, tut es gut zu wissen, dass mitunter mit DeWolff ein anderes niederländisches Trio nach wie vor aktiv ist. In der stilistischen Schnittmenge der beiden Combos steht Hard Rock, wobei Letztere mehr in die Richtung Blues und Psychedelic Rock tendieren. Ich selber freute mich sehr auf diese Support-Band, denn obwohl ich bisher nur das Album «Thrust» von 2018 kenne, respektive besitze, schien das heute Abend die Live-Premiere zu sein. Die Frage war lediglich, ob das eher mainstreamgefärbte TOTO-Publikum mit dieser Mucke warm wird oder nur dezenter Höflichkeitsapplaus heraus schaut. Die Musiker der 2007 in Geleen gegründeten Band strahlten immer noch jugendliches Flair aus, das wohl auch etwas den hippieesken Bühnenklamotten geschuldet war. DeWolff bestehen aus den Brüdern und Pablo (Gitarre) und Luka van de Poel (Schlagzeug) sowie Robin Piso (Hammond Organ/Keyboards), und ein vermeintlich fehlender Bassist wurde eigentlich überraschenderweise gar nicht mal vermisst.
Da mir weder eine Setliste vorlag, noch der Backkatalog geläufig ist, war es nicht möglich zu eruieren, welche Songs ab welchen Alben dargeboten wurden. Das spielte jedoch keine entscheidende Rolle, denn die Band rockte unbekümmert drauf los und schien das Publikum schon bald abgeholt zu haben. Dies äusserte sich einerseits durch den sich stetig lauter werdenden Applaus, und andererseits wurden die durch Pablo angezettelten Sing-a-long Spiele erfreulich mitgetragen. So entwickelte sich eine gute wie ausgelassene Stimmung auf dem Platz, die beide Parteien entsprechend anstachelte. Das Trio harmonierte dabei wunderbar auf der Bühne und Pablos Guitar-Soli waren, wie der Gesang auch, schlicht klasse. Ein paar lockere Sprüche fielen ebenso, und zwei Konzertbesucher erfreuten sich an einem offiziellen Band T-Shirt und einem Exemplar der neuen CD, die Pablo ins Publikum warf. Als sich abzeichnete, dass die Vorband von der Spielzeit her (gegen eine Stunde) den Status eines "Special Guests" inne hatte, fiel mein Fazit noch erfreulicher als gedacht aus und führte letztlich zum Kauf der aktuellen LP am Merchstand.
TOTO
Nach dem exzellenten Support als "Pflicht" so zu sagen, stand nun die "Kür" auf dem Programm. Wer an der Stelle vor drei Jahren schon zugegen war, wusste nun, was anstand, nämlich ein bunter Reigen an Welt-Hits und weiteren Gerne-Perlen, performt von einer, neben Mother's Finest, der besten Live-Bands auf Mutter Erde. Auch wenn mit Steve Lukather (g/v) nur noch ein Ur-Musiker auflief, hat sich der aktuelle Frontmann Joseph Williams neben der Legende Bobby Kimball schon längst etablieren können. Um den musikalisch-technischen Anforderungen gerecht zu werden, braucht(e) es weitere Spitzenleute, und die wurden 2020 in den Personen von John Pierce (Bass, Huey Lewis And The News), Robert "Sput" Searight (Drums) und Steve Maggiora (Keyboards) gefunden, während Warren Ham (Saxophon, Flöte, Mundharmonika, Begleitgesang) seit 2017 dabei ist und Dominique "Xavier" Taplin (Keyboards) seit 2018 in Lohn und Brot steht.
Nach dem Opener «Orphan» folgte mit dem Gross-Hit «Hold The Line» bereits der erste obligate Smasher, der für meinen Geschmack allerdings zu früh kam, doch es stand ja noch einiges mehr an. Joseph sang dabei göttlich gut und Steve spielte, obwohl heute Abend etwas blass im Gesicht, erneut in einer anderen, sprich eigenen Liga. Das Keyboard-Solo von Mr. Tamplin geriet dann allerdings, bei allem Respekt für sein Können, deutlich zu lange und zerriss den Faden der Aufmerksamkeit zumindest temporär. Das passierte Robert Searight beim soweit kurzweiligen Drum-Solo dann zum Glück nicht. Der Rest war, ob Hit oder nicht, nichts anderes als das erwartete Schaulaufen und versetzte die Fans in die erwartete Ekstase. Bei «Home Of The Brave» übernahm Warren Ham die Leadvocals und gab sich dabei ebenso keine Blösse. Das Hauptaugenmerk lag jedoch beim nach wie vor grandios aufspielenden Axe-Master Steve Lukather!
Es ist einfach unfassbar, mit welcher Leichtigkeit dieser Mann sein Instrument beherrscht, respektive spielt. Zum Beatles-Classic «With A Little Help From My Friends» dürfte auch der unvergessene Joe Cocker (R.I.P.) im Himmelszelt über unseren Köpfen gelächelt haben, und das Solo im Schlussteil von «Rosanna» war schlicht von einem anderen Stern! «Africa» durfte natürlich ebenso keinesfalls fehlen und beendete den regulären Set vor einem begeisterten Publikum. Dessen Aufmarsch war insgesamt mehr als ordentlich, aber ganz ausverkauft war das Konzert erneut nicht. «Stop Loving You» als Zugabe beendete schliesslich den fast zweistündigen Auftritt, der wiederum nichts schuldig blieb. Na sagen wir fast, denn das letzte Mal wurde (anstelle von «With A Little Help...») der Georg Harrison Cover «While My Guitar Gently Weeps» gezockt. Doch das hiesse jetzt jammern auf allerhöchstem Niveau, und womöglich kommen TOTO 2023 ja abermals!
Setliste: «Orphan» - «Hold The Line» - «Till The End» - «I'll Be Over You» - «Keyboard Solo Dominique "Xavier" Taplin» - «White Sister» - «Georgy Porgy (Re-arranged by Dominique "Xavier" Taplin)» - «Pamela» - «Kingdom Of Desire» - «Drum-Solo Robert "Sput" Searight» - «You Are The Flower» - «I Won't Hold You Back» - «Waiting For Your Love (inklusive Vorstellung der Band)» - «Home Of The Brave (Lead vocals by Warren Ham)» - «With A Little Help From My Friends (Cover The Beatles)» - «Rosanna» - «Africa» -- «Stop Loving You»