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10. März 2024, Pratteln – Z7
By Tinu
Trotz einem regnerischen, unwirtlichen Sonntag konnte dies die Fans nicht davon abhalten, zahlreich im Z7 zu erscheinen. Grund dafür war ein Paket, das es so schon auf der damaligen «Mastercutor» Tour zu bestaunen gab. Am 11. November 2007 spielten nämlich U.D.O., zusammen Primal Fear im Zürcher Rohstofflager auf (die Location existiert inzwischen nicht mehr) und versohlten den Anwesenden den Allerwertesten mit glühendem Metal. Diese Konstellation fand nun seine Wiederholung knapp siebzehn Jahre später. Was sich zu damals unterschied, war, dass bei U.D.O. nur noch Udo Dirkschneider himself im Line-up steht.
Bei Primal Fear traf dies entsprechend auf Sänger Ralf Scheepers sowie Gitarrist Alex Beyrodt zu. An diesem Sonntagabend im Z7 passte sehr vieles zusammen, litt aber auch ein bisschen unter dem zu Double-Bass-Drum lastigen Sound, welcher das Hörvergnügen leider immer wieder trübte. Das war dann aber auch das einzige Manko, welches an diesem Abend zu vernehmen war. Ansonsten boten beide Truppen eine grossartige Show, bei der sich Primal Fear nun nach dreizehn Auftritten aus der Tour ausklinkten und The Unity Platz machten.
Primal Fear
Die Schwaben boten das, was man sich vom Ersatz-geprägten Quintett erhoffte, sprich knalligen und traditionellen Heavy Metal. Der Einstieg mit «Chainbreaker» gelang bestens, und sofort hatten die Jungs das Z7 auf ihrer Seite. Was Primal Fear sicherlich auch zugute kam, war, dass das Publikum von U.D.O. das gleiche war, welches die Süddeutschen ansprachen. Mit einem grinsenden und seine Gitarre liebkosenden Alex Beyrodt hat die Truppe einen der besten (Solo) Gitarristen in der Truppe, den man sich wünschen kann. Zusammen mit Tom Naumann erklangen die Riffs (sofern sie nicht im Double-Bass Drum-Gewitter untergingen) kernig, griffig und mitreissend. Auch die Doppel-Solos («King Of Madness») wussten immer zu gefallen. Die Rhythmus-Sektion bestand aus Alex Jansen (ersetzte Mat Sinner) und Schlagzeuger André Hilgers, der für den nach wie vor krankheitsbedingt ausgefallenen Michael Ehré die Felle zerdepperte.
Somit stand einmal mehr Shouter Ralf Scheepers in Zentrum des Geschehens. "Pratteln, was ist denn los heute?" Die Stimmung war von Beginn weg auf einem sehr guten Level und die Mitsingparts für die Anwesenden eine willkommene Gelegenheit zu zeigen, was ihre Lungen hergaben. Man merkte Mister Scheepers ab und zu die Strapazen der letzten Konzerte zwar an, wie zum Beispiel beim Mitsing-Spiel vor «King Of Madness». Dafür glänzte der muskelbepackte Sänger mit seinen Screams bei «The End Is Near». Mit den letzten drei Tracks («Metal Is Forever», «Final Embrace», «Running In The Dust») beendeten die Jungs ihren Gig und liessen sich zu Recht von den Fans abfeiern.
Setliste: «Intro» - «Chainbreaker» - «Rollercoaster» - «The World Is On Fire» - «Deep In The Night» - «Another Hero» - «Nuclear Fire» - «King Of Madness» - «The End Is Near» - «When Death Comes Knocking» - «Metal Is Forever» - «Final Embrace» -- «Running In The Dust»
U.D.O.
Während andere Truppen nach der famosen Leistung von Primal Fear eingeknickt wären, liessen die Jungs um Sänger Udo Dirkschneider nichts anbrennen und fackelten das Z7 anschliessend regelrecht ab. Die Setliste durfte sich sehen lassen, und das Quintett griff dabei kräftig in die eigene History-Kiste. Während U.D.O. vom neuen Werk «Touchdown» vier Songs spielten, mussten die Hits des Vorgängers, heisst «Game Over» bis auf «Metal Never Dies» in der Schublade liegen bleiben. Auch von «Steelfactory» wurde (nur) «One Heart One Soul» gespielt, und «Rose In The Desert» blieb im Vorborgenen liegen. Dafür kramten Udo, sein Sohn Sven (Schlagzeug), Neubassist Peter Baltes (beim letzten U.D.O. Gig spielte die Combo ohne Bassist) und die beiden Gitarristen Andrey Smirnov sowie Fabian Dammers «Pain» vom «Decadent» Album heraus, plus «Metal Machine» und «Never Cross My Way» vom «Steelhammer» Werk. Damit also Songs, die man schon lange nicht mehr oder gar noch nie live gehört hatte. Daneben waren es die bekannten Hits wie «Break The Rules», «Independence Day» (mit dem bekannten Mitsing-Spiel), «Heart Of Gold» (mit grandiosem Gitarren-Solopart), «Man And Machine» und den beiden Balladen «I Give As Good As I Get» und «In The Darkness» (mit einer wunderschönen Einleitung von Fabian), die für packende Gänsehaut- Momente sorgten.
Udo liess dabei, wie immer, die Musik sprechen, sprach wenig mit dem Publikum, erfreute sich aber des grossen Auflaufs der Fans. "Pratteln, was soll ich sagen? Ihr seid unglaublich heute Abend. Mercie beaucoup” oder mit "Pratteln, ihr wollt noch immer mehr? Ihr seid unersättlich!” liess uns Udo seine Dankbarkeit wissen. Gesanglich in absoluter Topform und mit metallischer Hingabe dirigierte er nicht nur das Publikum, sondern auch seine Band. Diese liess es sich nicht nehmen, an Peters und Udos alte Truppe, Erinnerungen wach werden zu lassen, wenn sie das Accept Ballett zelebrierten («Metal Never Dies», «They Want War»). Speziell Peter scheint wieder eine für ihn passende, musikalische Heimat gefunden zu haben, grinste er doch mit sich selbst um die Wette, schlug auf sein Arbeits-Instrument ein und gab mächtig Gas auf der Bühne. Dass U.D.O. keinen einzigen Accept Song mehr im Set haben, beweist, wie genial das eigene Songmaterial der Truppe ist, die mit knapp zwei Stunden ein musikalisches Feuerwerk abfeuerte, das trotzdem diverse Klassiker vermissen liess.
Das Publikum derweilen feierte die Band aber nach allen Regeln der Kunst ab. Schon bei «Break The Rules» wurden laute "Oh-Ohh" Rufe durch das Z7 gejagt. Diese grossartige Atmosphäre wiederum beflügelte die Protagonisten, die ein grandioses Konzert spielten, das soundtechnisch aber erst ab Mitte des Sets seine volle Breitseite präsentierte. Mit «Holy» und «I Give As Good As I Get» (noch immer eine marschierende und unbremsbare Nummer!) wurde der erste Zugabe-Block gespielt. Für den zweiten knallten die Jungs «They Want War» und «Animal House» in das Gemäuer des Z7, um dann mit dem Queen Cover «We Will Rock You» endgültig den Deckel drauf zu legen. Wer mit 72 Jahren (Udo) noch immer so abliefert, der muss noch einige Monate auf der Bühne bleiben. Sie kamen, spielten und zerlegten die Hütte in ihre Einzelteile. Es war ein grossartiger Abend einer altgedienten Band, die noch immer verdammt viel im Metal zu sagen hat. Hört Euch bloss den Titeltack des neuen Albums an!
Setliste: «Intro – Thunderstruck (AC/DC)» - «Isolation Man» - «Break The Rules» - «Forever Free» - «Metal Machine» - «Never Cross My Way» - «Independence Day» - «The Wrong Side Of Midnight» - «Fight For The Right (Guitar Solo Andrey Smirnov» - «Heart Of Gold» - «Guitar Solo Fabian Dammers» - «In The Darkness» - «Man And Machine» - «Pain» - «Metal Never Dies» - «One Heart One Soul» - «Touchdown» -- «I Give As Good I Get» - «Holy» -- «They Want War» - «Animal House» - «We Will Rock You (Queen Cover)»