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12. November 2022, Sarnen (OW) - Aula Cher
By Rockslave
Wie schon an anderer Stelle mal erwähnt, ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wenn man eine Location zum ersten Mal besucht und sich vorher ein Bild davon zurecht gelegt hat. Aufgrund von Feedbacks von KollegenInnen kriegt man zumindest mal eine erste Vorstellung davon, aber vor Ort sieht es dann meistens etwas anders aus. Beim UrRock am neuen Ort überraschte, dass der dreitägige Festival-Event in einem Schulhaus stattfand, respektive die grosse Aula eine respektable Bühne bot. Der Barbetrieb, die drinnen errichteten Stände, mitunter von uns (Metal Factory), Rockstation und Souls Of Rock sowie die draussen angesiedelten Essenstände liessen sofort das Herzblut erkennen. Somit feierte ich meine Premiere, obwohl nur am Samstag zugegen, mit grosser Freude!
Pain Is (A)
Den musikalischen Auftakt am dritten Festival-Tag bestritten die österreichischen Groove Metaller Pain Is, von denen ich, obwohl schon zwei Dekaden existierend, bisher noch nie was gehört hatte. Rein optisch liess der Vierer aus Graz, darunter Carmen Mayer alias MaC allerdings nicht wirklich auf die letztlich gezockte Mucke schliessen. Das hatt im Wesentlichen mit dem Outfit von Frontmann Jerome Weilguni zu tun, dessen Markenzeichen mit Hemd und Kravatte eher auf etwas Rock'n'Rolliges tendierte. Doch weit gefehlt, denn Pain Is donnerten ziemlich heftig los und gesanglich wurden gar metalcorige Vibes ausgepackt. Da die Truppe schon um 18:30 Uhr auf die Bühne musste, brauchte es, nebst der agilen Mucke, den vollen Einsatz von Jerome, um das zu Beginn lethargische Publikum in Sarnen aufzuwecken. Unter dem Strich lieferte die Band dann tatsächlich massig Groove ab, der schon mehr Resonanz verdient hätte.
The Cruel Intentions (No)
Die Sleazer aus Norwegen liessen es zu einem erstaunlich fetten Sound ordentlich krachen und zogen das gut antizpierende Publikum bald auf ihre Seite. Mit viel Vibes der grossen Vorbilder wie L.A. Guns, Guns n' Roses und Mötley Crüe in jungen Jahren liess vor allem Frontmann Lizzy DeVine die Girls in der ersten Reihe ausflippen und brachte die Jungs zum Headbangen. Letztlich sorgte aber die ganze Band für eine anhaltend gute Stimmung in der nun auch optisch gut gefüllten Aula. Die stilitische Vielfalt des "UrRock" vermochte insgesamt nicht nur mehr Publikum anzuziehen, sondern sorgte so auch dafür, dass vermeintlich steinharte Metallerinnen und Metaller die Gelegenheit erhielten, mal über den berühmten Tellerrand hinaus zu schauen und etwas "Neues" für sich zu entdecken. The Cruel Intensions verfügten trotz dem Ausbleiben eines Monster-Hits über das Wichtigste überhaupt, nämlich arschtretende Authentizität!
Fury (UK)
Die Truppe aus den englischen West Midlands, sprich Worcester hat sich in den vergangenen Jahren den Platz als "Hausband des UrRock" erspielt und war auch heuer wieder mit von der Partie. Der flott vorgetragene Mix aus Heavy und Thrash Metal, garniert mit neu zwei zusätzlichen female backing vocals (Nyah Ifill hauptamtlich und Jade Maris als Live-Verstärkung) sorgte ebenfalls für gute Stimmung, was nach der sehr guten Vorband The Cruel Intensions aus Norwegen per se kein leichtes Unterfangen war. Frontmann Julian Jenkins liess da aber nichts anbrennen und lieferte zusammen mit dem Rest der Band, nebst einer Ballade, vor allem "pfundige" Metalkost ab. Kurzerhand wurde auch OK-Mitglied Stephan Brüderlin auf die Bühne geholt, der darob sichtlich gerührt war. Leider fehlte die etatmässige Bassistin Becky Baldwin, die aktuell in den Staaten ja mit Mercyful Fate unterwegs ist und dort Joey Vera (Armored Saint) vertritt.
Skid Row (US/S)
Ich muss zugeben, dass mich die Band, die anfangs der 90er das Potenzial gehabt hätte, Guns n' Roses ernsthaft ans Bein pinkeln zu können, nach dem Ausscheiden von Frontmann Sebastian Bach 1999 kaum mehr interessiert hat. Das lag vor allem an den mittelmässigen Releases der Folgejahre und einigen Sängern, zuletzt ZP Theart (Ex-DragonForce), die der Truppe den einstigen Glanz allesamt nicht mehr zurück bringen konnten. Mit Erik Grönwall (Ex-H.e.a.t), der mit Jahrgang 1987 aktuell voll im jugendlichen Saft steht, könnte dies im Karriere-Herbst womöglich nochmals gelingen. Basis dazu ist das brandneue Studio-Album «The Gang's All Here», das sechzehn Jahre nach «Revolutions Per Minute» von der Szene vergleichsweise ziemlich positiv aufgenommen wurde. Dass der Schwede hier einen grossen Anteil daran hat, schleckt keine Geiss weg, und offenbar wurden beim Ur-Trio Sabo/Hill/Bolan neue Energien freigesetzt.
All das kam heute Abend und exklusiv für die Schweiz, wo das Album mit Chart-Platz #5 aufhorchen liess, zusammen. Ich habe Skid Row nach der Ära Bach noch mit Johnny Solinger (R.I.P.) und ZP Theart gesehen, und zumindest was die Live-Performance auf Basis der alten Kracher angeht, lieferten die Amis immer ab. Was Grönwall kann, zeigte er zuvor eindrucksvoll bei H.e.a.t, aber nun musste er beweisen, dass er nicht nur dazu fähig ist, auf YouTube mit zweifellos guten Cover-Versionen aufzutrumpfen. Um es gleich vorweg zu nehmen..., einen Sebastian Bach kann man nicht ersetzen, aber Erik ist Profi genug, um daraus das Beste zu machen. Und das wurde heute Abend, zusammen mit der agil und sehr tight aufspielenden Band, ohne Wenn und Abend erfüllt. Ein Blick auf die Setliste reicht aus, um ermessen zu können, was da abging. Die Fans gingen auf jeden Fall steil und bescherten dem Headliner einen denkwürdigen Konzertabend erster Güte.
Setliste: «Intro - Blitzkrieg Bop (Ramones Cover)» - «Slave To The Grind» - «The Threat» - «Big Guns» - «18 And Life» - «Piece Of Me» - «Livin' An A Chain Gang» - «Psycho Therapy (Ramones Cover)» - «In A Darkened Room» - «Makin' A Mess» - «The Gang's All Here» - «Riot Act» - «Monkey Business» -- «I Remember You» - «Time Bomb» - «Youth Gone Wild»