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11. Oktober 2023, Seewen – Gaswerk
Text: Oliver H. - Pics: Juwal Penner (Plekvetica)
Um ihr 40-jähriges Jubiläum gebührend zu feiern, sind die polnischen Urgesteine Vader aktuell auf grosser Welt-Tournee. Erstaunlicherweise, und zu meinem Glück, machten sie auch Halt im Gaswerk Seewen. Die Eventbar fasst um die 375 Personen und gehört nicht unbedingt zu den Schweizer Metal-Mekkas. Circa 190 Fans folgten schliesslich dem Ruf der Death Metal Veteranen, die für diese Mega-Tour auch die schwedischen Todesmetal-Legenden Vomitory, die «Neulinge» von Aetherian sowie die Schwarzfärberei Skaphos verpflichten konnten. Für mich war der Besuch im Gaswerk eine Premiere, und so wartete ich, mit Schaum vor dem Mund, an einem normalen Mittwochabend, mit vielen anderen Death Metal-Fans auf eine Nacht voller Brutalität.
Skaphos
Den Abend eröffneten die französischen Black-Metaller von Skaphos. Sie standen erst eine gefühlte Ewigkeit mit dem Rücken zum Publikum, bereit loszulegen, aber die Technik machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Als sie dann mit dem ersten Track loslegten, wurde es ziemlich laut. Ihre Sound-Mischung aus der klanglichen Brutalität des Black Metal und der pulverisierenden Flut des Death Metal liess die Personen draussen aufhorchen und lockte sie ins Innere. Aushängeschild ist mit Sicherheit der Sänger und Gitarrist Stephan Petitjean, der seine Mimik gut mit seinem Gesang vermischte.
Dröhnende Bässe und aufsteigende Höhen verliehen dem Gesamtsound der Band eine abwechslungsreiche Dynamik. Auch die inhaltlichen Themen und die Optik der Band, die sich um Abgründe, tiefe Ozeane und Lovecraft ähnliche Kreaturen drehen, legten eine etwas andere Sicht auf den Black Metal Sound. Dies dachten sich wohl auch einige Zuschauer, die nach zwei Songs wieder das Weite suchten, um sich lieber einem Rauchopfer zu widmen. Für Fans von geschwärztem, höhlenartigem und expansivem Death Metal war auf jeden Fall schon der erste Anheizer ein gelungener Auftakt in diesen Abend.
Setliste: «Bathyscaphe» - «Us Oh» - «Tormentia» - «Hypoxia» - «Abyssal Tower»
Aetherian
Auf schwarz folgte fast fröhlich. Die aus Athen stammenden Aetherian hatten ihre neue Platte «At Storm's Edge» und jede Menge Melodic Death Metal im Gepäck. Ich habe mich besonders auf diese Truppe gefreut, da ich sie erst seit kurzem kenne, sie eine neue, frische Band sind, die noch die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen. Brachial und voller Energie liessen sie den Opener ihrer neuen Scheibe vom Stapel. Die melodischen Elemente in ihrer Musik hinterliessen bei den einzelnen Tracks eine epische Note, was den Sound wirklich hervorhob.
Der Fünfer flocht auch immer kleine Elemente ein, die das Publikum erneut fesselten. Doch auch bei Aetherian war es offensichtlich, dass sie nicht der Hauptact des Abends waren. Zu viele Lücken, zu viel Platz stand noch zur Verfügung, wovon sich der Sänger allerdings nicht madig machen liess. Er nutzte die Gunst der Stunde und füllte den Raum aus, brüllend und schreiend, mit sich selbst aus. Die Griechen lieferten eine Hammer-Show ab, die schlichtweg zu kurz ausfiel. Als sie gerade richtig in Fahrt kamen, mussten sie die Bühne auch schon wieder räumen. Wer aber von den Aetherianern nicht genug bekam, durfte am Merchstand noch das eine oder andere Wort mit ihnen wechseln und auf den gelungenen Gig anstossen. Es gelang ihnen wirklich, die Energie des Publikums hoch zu halten!
Setliste: «Army Of Gaia» - «Pyr Aenaom» - «Starlit Shores» - «The Rain» - «Primordial Woods»
Vomitory
Direkt im Anschluss wurde es im Gaswerk merklich voller und die Beleuchtung, die irgendwie nicht vorhanden war an diesem Abend, eine Spur besser. Die schwedischen Death Metal Könige Vomitory waren bereit, das neue Album «All Heads Are Gonna Roll» vorzustellen. Den Beginn machte dann auch der Titeltrack der neuen Platte. Eine zündende Möglichkeit, nun wirklich jeden aufzuwecken oder herein zu locken, der noch nicht in der Nähe der Bühne stand. Vomitory gaben sich als Einheit zu erkennen und stellten mit «Stray Bullet Kill» schnell klar, auch grooven zu können und verhinderten somit das Gefühl, eindimensional zu wirken. Während sich einige schwedische Death Metal Bands stark an dem HM2-Ton orientieren, präsentierten Vomitory einen präzisen und druckvollen Gitarren-Sound, der gut zu Tobias Gustafssons brutalem Schlagzeugspiel passte.
«Regorge In The Morgue» war nochmals ein grooviger Track, um die Setliste unterhaltsam und interessant zu halten. Zwar immer auf zack, aber die unterschiedliche Dynamik hielt die Songs unter Spannung. Der Rausschmeisser vom Album «Blood Rapture» erfreut sich grosser Beliebtheit und gab der Band noch einmal die Chance, richtig loszubrettern. Ein Track voll ununterbrochener Explosionen und knochenbrechender Riffs. Ein heftig-deftiger Abschluss einer fantastischen und unermüdlichen Band. Leider blieb kaum Zeit für eine ordentliche Verabschiedung, denn der Zeitplan drängte und die Fans waren nun mehr als bereit, Vader in ihren Reihen zu begrüssen.
Setliste: «All Heads Are Gonna Roll» - «Stray Bullet Kill» - «Terrorize Brutalize Sodomize» - «Piece By Stinking Piece» - «Revelation Nausea» - «Ode To The Meat Saw» - «Regorge In The Morgue» - «Rebirth Of The Grotesque» - «Redemption» - «Raped, Strangled, Sodomized, Dead» - «Chaos Fury»
Vader
Kaum zu glauben, aber es wurde nochmals enger und heller in der Eventbar, als sich Vader ankündigten, ihren vierzigjährigen Reigen zu feiern. Das Intro setzte mit der Lichtshow ein, und schliesslich auch Vader, mit militärischer Präzision, in ihr Set. Schon beim Opener «Decapitated Saints» hatten die Polen das Publikum in der Tasche. Im Anschluss gab Sänger und Vader Mastermind Piotr "Peter" Wiwczarek dem Publikum eine kleine Geschichts-Stunde, indem er direkt in den Demo-Track «The Wrath» einstieg. Dies zeigte deutlich, dass selbst Vader 1989 klassischen Death Metal produzierten. Tracks wie «Dark Age» und «Silent Empire» zeugten dann von ihrem technischen Fortschritt und allen war danach klar, weshalb Vader dazu beitrugen, den polnischen Death Metal zu prägen und der Band den Meisterstatus zu verschaffen. Das rifflastige «Epitaph» bot der Band die Möglichkeit, den Groove in ihre harte Live-Show zu bringen.
Ein langsamerer Track, voller Textur und Atmosphäre gewährte auch dem Publikum eine kurze Pause, hielt aber dennoch die Flamme unter jedem Hintern warm. Es folgte Klassiker um Klassiker, und als die Band den Abend langsam ausklingen liess, ertönte «Triumph Of Death» in den Ohren des Publikums. Selbst mit einem Vermächtnis von vierzig Jahren wurde es kein bisschen leiser oder gar langsamer. Mit ihrer attraktiven Live-Produktion und einer so epischen, straffen Live-Performance zeigten Vader eindrucksvoll auf, weshalb sie nach wie vor die Titanen des polnischen Death Metal sind. Ihnen war es dann auch vergönnt, Hände zu schütteln, Pleks zu verteilen und Gratulationen von Fans entgegen zu nehmen. Auch ich durfte die Hand des Meisters klatschen, was für mich einen runden Abschluss eines nicht ganz normalen Mittwochabends darstellte.
Setliste: «Decapitated Saints» - «Wrath» - «Chaos» - «Vicious Circle» - «Dark Age» - «Silent Empire» - «Sothis» - «Black To The Blind» - «Carnal» - «Wings» - «Cold Demons» - «Epitaph» - «Dark Transmission» - «This is War» - «Helleluyah (God is Dead)» - «Never Say…» - «Come And See…» - «Triumph Of Death» - «Shock & Awe»