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Das neue und schon 8. Album «Saddiction» von Hangman's Chair setzt die für die Band typische Mischung aus Doom-, Stoner- und Sludge-Metal fort, allerdings mit einigen aufregenden neuen Elementen.
Ihr Sound ist geprägt von massiven, krachenden Riffs und atmosphärischen Schichten, die sowohl heavy als auch melodisch sind. Cedrics kraftvoller Gesang, der zwischen Qual und Schönheit balanciert, ist der bisher beste und verleiht der düsteren und introspektiven Musik der Band Tiefe. Tracks wie «To Know The Night» bestechen durch intensive Bässe und rhythmische Kraft. Das Album enthaltet aber auch melodisch sphärische Synthesizer-Elemente, die das Erlebnis modern episch erscheinen lassen, wie zb beim Song «44 YOD», der mir persönlich sehr gut gefällt (Anspieltip).
Das Album ist abwechslungsreich und bietet eine Mischung aus progressiven und unkonventionellen Kompositionen, die den Hörer mit wechselnder Dynamik in Atem halten. Das zeigt sich in Songs wie «Kowloon Lights», das sogar fast schon radiotauglich ist. «Saddiction» fühlt sich trotz seiner bewährten Formel frisch an und enthält Elemente von Traurigkeit und Melancholie, die zum Thema des Albums - "Abhängigkeit von Traurigkeit" - passen.
Ein weiteres herausragendes Stück ist «Canvas» mit einem gefühlvollen Gitarrensolo, das die rauere Seite des Albums einfängt. «Saddiction» beweist einmal mehr die Fähigkeit von Hangman's Chair, tiefe emotionale Reaktionen hervorzurufen, und bietet die perfekte Balance zwischen Härte und Melodie, die es zu einem fesselnden Hörerlebnis sowohl für erfahrene Fans als auch für Neulinge des Doom Metal macht. Es passt gut zu (d)einem melancholischem Valentins Tag. Das einzigartige Coverdesign von Metastazis' Valnoir fängt die Identität der Band mit seiner Mischung aus Beton, Asphalt und der Einsamkeit der Pariser Vororte perfekt ein.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/wjSV6BiANM4
Es ist wohl nicht ganz falsch zu behaupten, dass in Schweden völlige Langeweile herrscht oder die Wasserqualität Einfluss auf die künstlerische Energie der Menschen hat. Immer wieder spuckt dieses Land Bands aus, denen man sich nicht entziehen kann. Days Of Jupiter sind eine weitere Kombo dieser Kategorie.
Obwohl ihr Stil nicht gerade zu meinen Favoriten gehört, ist das neue Album «The World Was Never Enough» hart rockendes Bombastmaterial. Du nimmst den typischen Euro-Rocksound und schickst ihn in den amerikanischen Hard Rock und Modern Heavy Metal und bist dann ziemlich nah dran. Das Album beginnt mit dem schnell dosierten Piepen eines Herzmonitors, der den Weg freigibt für eine schnelle, schwere Instrumentierung, die sich durch das ganze Album zieht, und den leicht krächzenden, aber klaren Gesang von Janne Hill.
Was die ganze Platte aber definitiv auf der Rock-Seite verwurzelt, sind die höchst eingängigen Melodien und Refrains, die sich schon nach einem Durchgang festgesetzt haben. Das ist eine sehr clevere Sache, denn es macht die Songs nicht nur nachvollziehbar, sondern auch einprägsam. Dennoch driften die zehn Songs nie ins Lächerliche ab, denn es gibt auch einen dunklen und düsteren Unterton, da die meisten Tracks in Moll gehalten sind. Es ist eine Art Doom-Mentalität, gefangen im Körper eines radiofreundlichen Rocksongs. Während «The World Was Never Enough» temporeich und voller Energie beginnt, fährt «Desolation» alles zurück, um Platz für eine schwermütige und melancholische Akustikballade zu schaffen. Es ist die einzige Ballade auf dem Album, und es fühlt sich fast wie ein Moment stiller Einsamkeit an.
Auf der Platte gibt es keinen einzigen miesen Track, und je öfter man sie hört, desto mehr gefällt, was da aus den Lautsprechern dröhnt. «The World Was Never Enough» ist sowohl melodisch als auch heavy, Metal als auch Rock, progressiv und völlig standard, und es ist echt ein Werk, das man einfach hören und geniessen kann. Days Of Jupiter legen sicher keinen schlechten Start ins 2025 hin, wenn man ihren modernen und Mainstream-lastigen Hardrock und Metal mag.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/Vge6d2eR8hg
Die Schweden kommen hier mit ihrem siebten Album daher. Gestartet wird mit der lockeren Retro Rock-Nummer «The Paramount». Die angenehme Stimme von Sänger Magnus Kärnebro untermalt das Ganze noch.
Ähnlich weiter geht’s mit «Mighty River». Die Musik der Nordländer strahlt eine gewisse Ruhe aus. Vor allem bei den etwas poppigeren Songs wie «Tinges Sanna Natur». Oder das entspannte, instrumentale «The Long Now», das mit einem Folk-Touch glänzt. Das rockige «Mulberry Bend» erinnert etwas an Moody Blues Anfang der 80er Jahre. «Bliss On The Line» und «You’re A Big Star» gehen klar in Richtung Country Rock.
Ich mag die Vielseitigkeit der Schweden. Man versteht es, mit durchgehend sehr gefühlvollen Gesangsmelodien die entspannte Musik zu veredeln. Alle elf Tracks gehen schon nach dem ersten Anhören ins Ohr, die meisten bleiben gleich hängen. Die Schweden bringen sicher nichts Neues, aber wie sie es machen überzeugt. Es macht einfach Spass, dieser Art von Musik zu lauschen, ist beruhigend, und ja, macht echt gute Laune. Schöne Musik.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/QPXIeVzkEBQ
Das gab es wohl in dieser Form noch nie! SAVAGE LANDS sind nicht einfach eine weitere Metal-Band, sondern es ist eine musikalische Bewegung. Mit ihrem Debüt-Album «Army Of The Trees» verbindet das umweltbewusste Kollektiv rasanten Metal mit dringendem Umwelt-Aktivismus.
Die von Gitarrist Sylvain Demercastel und Megadeth Schlagzeuger Dirk Verbeuren mitgegründete Band kanalisiert ihre Frustration über die Abholzung der Wälder in Costa Rica in ein kraftvolles, klangliches Statement und beweist, dass Metal mehr sein kann als nur Katharsis - er kann ein Aufruf zum Handeln sein. Die starbesetzte Gästeliste der zehn Songs zieht jegliche Aufmerksamkeit auf sich. Der Opener «Black Rock Heart» verbindet die spirituelle Intensität von Kai Uwe Faust von Heilung mit der ätherischen Präsenz von Chloé Trujillo (Boulevard Of Eyes) und erzeugt einen schweren Groove, der wie der Herzschlag des Regenwaldes pulsiert. Dieser Track legt den Grundstein für eine abwechslungsreiche Platte, die von der Zusammenarbeit lebt und Genres wie Einflüsse nahtlos verbindet.
«Ruling Queen» steigert die Aggression, angetrieben von Alissa White-Gluz (Arch Enemy), die eine Mischung aus gutturalem Gebrüll und sanften Cleans liefert. Die donnernden Riffs und Kenneth Andrews (Obituary) glühende Gitarren-Arbeit machen den Song zu einer der herausragenden Hymnen des Albums. «The Last Howl» ist ein echtes Monster, bei dem John Tardy (Obituary) seine urtümlichen Death-Growls über Andreas Kissers (Sepultura) messerscharfes Riffing loslässt - ein passender Tribut an Costa Ricas bedrohte Brüllaffen. «Army Of The Trees» geht aber nicht nur mit unerbittlicher Härte vor, denn das melancholische «No Remedy» mit dem heilenden Gesang von Maria Franz bietet eine eindringliche Atempause, während Chris Harms und Pi Stoffers (Lord Of The Lost) bei «Out Of Breath» gothische Erhabenheit mit industriellen Unterströmungen verbinden.
Tracks wie «Better Man» und «Never Be Up» zeigen die Fähigkeit der Band, zwischen melodischen wie aggressiven Elementen hin und herzuwechseln und den Zuhörer bei Laune zu halten. Neben der Musik und der irren Gastmusiker-Liste [Steeven Corsini (Loco Muerte), Aura Jager (Akiavel), David & Viber (Sidilarsen), Niko Jones, (Tagada Jones), Julien Truchan (Benighted), Stéphane Buriez (Loudblast, Sinsaenum), Nils Courbaron (Bloodorn, Sirenia, DDC), Aurelien Ouzoulias (The Beat Factory, Mörglbl), Aldebert, Les Tambours Du Bronx] verstärkt die Mission von Savage Lands die Wirkung des Albums.
Da 100% der Tantiemen dieses Werkes in Naturschutz-Projekte in Costa Rica und darüber hinaus fliessen, besitzt jeder Breakdown und jeder Blastbeat ein greifbares Gewicht. Die Zusammenarbeit mit dem "Jane Goodalls Institut" und anderen Umwelt-Organisationen unterstreicht das Engagement der Band für Veränderungen in der realen Welt und macht «Army Of The Trees» zu mehr als nur einem Album - es ist eine Lebensader für unseren Planeten. Das Gleichgewicht zwischen poliertem, modernem Metal und Oldschool-Grauen lässt «Army Of The Trees» sowohl unmittelbar als auch zeitlos erscheinen und spiegelt die üppigen, ungezähmten Landschaften wider, für deren Schutz Savage Lands kämpfen. Erhebt Eure Hörner und Eure Stimmen für diese wichtige Sache!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/IH2g8V6i6c0
Liest man sich zu dieser 2015 gegründeten Truppe aus dem Ruhrpott ein, fällt auf, dass der harte Kern um Nik Bird (v), Nik Beer (g/bv) und Paris Jay (b/bv), ergänzt um Neu-Drummer Lukas Bierbrauer, ziemlich fleissig unterwegs war. Mehr als 300 gespielte Konzerte sprechen dabei eine deutliche Sprache und lassen sich als Support von Szene-Grössen wie Nazareth, Bonfire, The New Roses, Kissin' Dynamite, Dynazty, Thundermother oder auch Ohrenfeindt mehr als nur sehen.
Dennoch muss ich zugeben, dass ich sie nach dem Auftritt von 2019 im Z7 (als Support von Nazareth) nicht mehr auf dem Schirm hatte, da seither auch nicht mehr live gesehen. In dieser Liga hielten sich zum Beispiel The New Roses besser und nachhaltiger im Spiel. Nichtsdestotrotz weisen Formosa eigentlich eine konstant steigende Formkurve auf, wenn auch nicht mit Lichtgeschwindigkeit. Mit «Pyrite» (Schwefelkies oder "Katzen- wie Narrengold") als Album-Titel will man daran erinnern, dass nicht alles so ist, wie es scheint und ein fröhlicher, kraftvoller Song auch einen düsteren Inhalt aufweisen kann. Doch es geht auch anders.
Neben ernsten Themen halten Formosa die Waagschale mit Songs, die schlicht dem Spass an der Freude huldigen und gleichzeitig aufzeigen, dass eine naive, nahezu narrenhafte Sicht der Seele auch hin und wieder gut tun kann. Das alles wird verpackt in Hard Rock der 80er, Heavy Metal und epischen Einflüssen aus dem Power Metal. Genau das vermittelt auch der Opener «Power To The Fist», ein flotter wie melodischer Midtempo-Stampfer, der mir wegen dem Lead-Gesang und den Backing-Vocals wie ein speedmässig gedrosselter Song von Axxis vorkommt. Auch der Timbre der Gesangs-Stimme erinnert dabei frappant an Bernhard Weiss.
Auch die brandneue Single «Cannibal Lover» gibt sich keine Blösse und rockt mit einer einprägsamen Melody-Line voll nach vorne los. Im Gegensatz zu Axxis, die mitunter auch einige schnellere Nummern im Repertoire führen, halten sich Formosa generell in midtempomässigeren Gefilden auf. Beim fetten Groover «Rolling High» kommt mir noch eine andere Combo in den Sinn, die leider etwas in Vergessenheit geraten ist, und das sind Affair. Des Weiteren erinnert mich der Gitarren-Sound auch an die Schweizer Truppe Crush. Den Bandnamen Formosa sollte man sich auf jeden Fall merken und das Zielpublikum «Pyrite» antesten.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/oHtvasawIrM
«Love» ist das Debüt-Album des Londoner Industrial-Noise-Pop-Trios TAYNE, eine genreübergreifende Erkundung von Liebe, Konflikten und emotionaler Verletzlichkeit.
Inspiriert von Matt Suttons persönlichen Kämpfen mit Intimität und Beziehungen, taucht das Album in die Komplexität des Begehrens und den emotionalen Tribut, den die Liebe fordern kann, ein und reflektiert Themen wie Opferbereitschaft und die Auswirkungen auf Generationen. Diese introspektive Reise wurde von Suttons eigenen Erfahrungen beeinflusst, darunter die Trennung seiner Eltern und das Coming-out seines Vaters, was dem Album eine zusätzliche Ebene von Tiefe und familiärer Resonanz verleiht. Musikalisch verschmilzt «Love» Elemente aus Metal, Industrial, Shoegaze und Pop zu einer explosiven Mischung.
Suttons sanfter Gesang kontrastiert mit aggressiven, pulsierenden Beats und industriellem Lärm und erzeugt einen dissonanten Sound, der wohl die innere Zerrissenheit der Texte widerspiegeln soll. Während sie ab und an die raue Energie von Bands wie Nine Inch Nails aufgreift, bedient sich «Love» auch der Pop-Sensibilität von Künstlern wie Lady Gaga und schafft so einen Hybrid, der versucht emotional, als auch poppig zu sein. Trotz der fesselnden Themen und der vielfältigen Einflüsse wirkt das Album manchmal zu stumpf. Taynes Ansatz, industrielle Texturen mit poppigen Melodien zu mischen, ist durchaus faszinierend.
Ihr Sound erinnert aber oft an etabliertere Acts die dies um einiges besser hinkriegen, so dass man das Gefühl hat, dass die Umsetzung nicht ganz der wirklichen Innovation entspricht. Die besten Momente sind den Kollaborationen zu verdanken, darunter die Beiträge von James Spence von Rolo Tomassi und Rachel Aspe von Cage Fight, die dem Ganzen eine zusätzliche Ebene von Intensität und Energie verleihen. Obwohl «Love» ein komplexes emotionales Terrain erkundet und einen Einblick in die Perspektive der Band gibt, geht es nicht so weit wie möglich, indem es sich auf vertraute Klänge und Formeln verlässt.
Es ist ein ambitioniertes Debüt, aber alles andere als bahnbrechend. Es bietet einen soliden, aber etwas abgehobenen Einstieg in die Industrial-Noise-Pop-Szene, bleibt aber ein wenig auf der langweiligen, vergesslichen Seite der Musik. Alles in allem ist «Love» ein passabler Erstling, der den Kern des emotionalen Konflikts einfängt, aber eher Fans des Genres ansprechen dürfte als diejenigen, die etwas radikal Neues suchen. Die Mischung aus harten Beats und poppigen Melodien macht es zu einem interessanten Hörerlebnis, aber es ist klar, dass Tayne ihre eigene Stimme in einer bereits überfüllten Soundlandschaft noch finden müssen. Für mich findet sich kein herausragender Titel, höchstens «Coherent», feat. Rachel Aspe, der zumindest ein wenig verspielt und überraschend ist. Ich versuche nicht sarkastisch zu sein, aber ein Song fasst meine Gedanken ein wenig zusammen: «Wasted».
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/1EHN0wkLgDo
Wenn die vier Schweden des Side-Projects MIDLIFE CRISIS das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken, werden mit Sicherheit keine Gefangenen gemacht. Von der im Bandnamen beschriebenen Krise ist jedenfalls weit und breit nichts zu hören. Bei den Jungs handelt es sich um Musiker, die sich in der beheimateten Kick-Ass Szene verdient gemacht haben.
Initiator der Geschichte ist Maryslim Bassist Urrke Thunman. Zusammen mit Hellacopters / Backyard Babies Gitarrist Dregen, Hellacopters Drummer Robban Eriksson sowie Gitarrist Mans P Mansson von Crimson Shadows huldigen sie mit einem erfrischenden Coolness-Faktor und unbändiger Energie den Wurzeln ihrer eigenen Musik. Bereits vor über zwanzig Jahren begaben sich die vier erstmals ins Studio. Bis 2018 entstanden insgesamt vier 7" EPs mit vierzehn Punk-Songs in bester 77er-Manier. Die vorliegende Scheibe mit dem treffenden Titel «45 Turns 33» beinhaltet nun die bis dato eingespielten Tracks.
Songs wie «Silver Son Johnnie» von Four Mandarines, der schwedischen Punk-Band der ersten Stunde, die einheimische Version des UK Subs Klassikers «The Same Thing» als «Samma Sak», Slaugther & The Dogs Track «Cranked Up Really High» und natürlich auch diverse Songs aus eigenen Feder, wie Zum Beispiel die erste digitale Single «Sick Of You», versprühen allesamt echte Punk Rock Vibes und zementieren die musikalische Herkunft der Protagonisten. Urchiger wären da bloss noch die originalen Bands der Siebziger. Mehr Charme und Herzblut geht fast nicht mehr.
Chris C.
https://www.youtube.com/embed/jqp46yhY00w
KING ZOGs «Second Dawn» ist eine eindrückliche Rückkehr der Band, die ihren typischen Sludge Doom auf ein neues Level hievt. Nach Jahren der Verfeinerung ihres Handwerks ist dieses Album ein Beweis ihres Wachstums und verbindet Härte mit dynamischem Storytelling und musikalischer Innovation.
Von Anfang bis Ende ist klar, dass «Second Dawn» ein sorgfältig ausgearbeitetes Werk ist, an dem sich Doom und Stoner Metal Fans die Zähne ausbeissen können. Das Album beginnt mit «Scelestic Dusk» und zeigt, dass die Band langsame, bedächtige Riffs beherrscht, die sowohl kraftvoll als auch atmosphärisch sind. Die Produktion ist dick und verschwommen, und die tiefen Töne sind fast greifbar. Jedes Element der Musik, von den schweren Gitarren über den wummernden Bass bis hin zum stampfenden Schlagzeug, scheint durch, ohne den Zuhörer zu überwältigen. Die Musik lässt einen eintauchen und in dessen düstere Klangwelt hineinziehen. Ein herausragendes Stück ist «Rat King», inspiriert von der geheimnisvollen Geschichte Rasputins. Der Song besticht durch seine unheimlichen Melodien und seine Härte, die King Zogs Fähigkeit unterstreicht, eine düstere Geschichte in seine Musik zu verweben.
Der Groove ist ansteckend und die Mischung aus Gesang, Gitarre und Bass macht es zu einem Song, der im Ohr bleibt. Auch «Creep On» und «Aruna, Sunmonger» zeigen, wie gut die Band musizieren kann und trotzdem ihren Sludge-Wurzeln treu bleibt. Fast noch faszinierender wie der Sound ist das Konzept von «Second Dawn». Der Titelsong erzählt die Geschichte eines fiktiven UFO-Todeskults, der von der psychotischen Aruna angeführt wird, und bietet eine fesselnde Erzählung, die die Atmosphäre des Albums noch verstärkt. Diese Geschichte, gepaart mit der klanglichen Vielfalt, heisst mit Gongs, Mellotron und Vintage-Synthesizern - schafft ein Erlebnis, bei dem die Reise ebenso wichtig ist wie die Musik selbst. King Zogs Musikalität zieht sich wie ein roter Faden durch alles hindurch.
Die Gitarristen Daniel Durack und Connor Pitts-West arbeiten ihre Riffs mit einem guten Gespür für Melodien aus, weben eindringliche Soli und treibende Rhythmen, die Spannung aufbauen und sich im richtigen Moment entladen. Der Bass von Martin Gonzalez liefert einen wuchtigen, verzerrten Sound, der an die Klassiker von Motörhead erinnert, während das Schlagzeug von Sean Ryan einen Groove erzeugt, der sowohl beständig als auch unvorhersehbar ist. Obwohl das Album gelegentlich in bekannte Doom-Muster verfällt, hebt es sich durch seine Liebe zum Detail und seine originellen Wendungen doch von der Masse ab. Songs wie «Hollow Man Blues» brechen aus der typischen Doom-Formel aus und bieten etwas Frisches und Dynamisches. Der elfminütige Titeltrack ist ein Paradebeispiel für King Zogs Fähigkeit, Atmosphäre mit epischen Riffs zu verbinden und den Zuhörer von Anfang bis Ende zu fesseln.
Auch wenn das Ganze nicht frei von kleinen Schwächen ist - manchmal ziehen sich die Wiederholungen der Riffs und das langsame Tempo in die Länge - kann man die Kraft und Energie, die King Zog auf den Tisch legt, nicht leugnen. Für alle, die schweren, sludgelastigen Doom mit einer vielschichtigen Geschichte mögen, ist «Second Dawn» ein Album, das diese Erwartungen erfüllt. Es ist offensichtlich, dass King Zog eine Band ist, die ihre Stimme gefunden hat und damit ihren Platz in der Underground-Metal-Szene gefestigt hat. Es ist ein Album voller krachender Riffs, eingängiger Melodien und einer Entschlossenheit, die man bei anderen Doom-Veröffentlichungen oft vermisst. Auch wenn es nicht alles bietet, so ist es doch ein Reinhör-Tipp für Fans des Genres und ein vielversprechender Hinweis auf das, was von dieser talentierten Band noch zu erwarten ist.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/7Ni1V2l-DUE
Die Spanier KILMARA feiern mit dem fünften Studio-Album die Reise zur Sonne. Der nach vorne gespielte Power Metal leidet allerdings etwas unter dem nasalen Gesang von Daniel Ponce und den sich leicht immer wiederkehrenden Melodien, welche dem Album ein bisschen den Treibstoff rauben.
Somit entpuppt sich der Trip zur Sonne eher als Zugreise, die an jedem Miststock haltet. Wie so oft, haben die Jungs ihre Instrument zwar im Griff, aber was ihnen fehlt, sind die krachenden Tracks, die nie mehr aus dem Kopf gehen. So bleibt ein Album, das mit «Chances» und «Power Of The Mind» (mit leichten Manowar Anleihen), interessante Lieder an den Start bringt, ansonsten aber das Universum damit kaum erobern wird.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/J3PCGjGTs4Y
Nach Saber kommt schon der nächste "heisse" Kandidat ans Tageslicht, der sich aus der Flut an neuen Bands einen Platz an der Sonne sichern möchte. Die aus Barcelona stammende Truppe LÖANSHARK greift das gleiche Strickmuster wie Saber auf und frönt dem traditionellen Metal, der auf die Stimme von Sänger Lögan Heads aufbaut sowie mit frechen Gitarren-Riffs zu gefallen weiss.
Die 2017 gegründete Band veröffentlichte bis anhin eine EP und fünf Singles. Aus einigen dieser Songs baute das Trio nun ihr Debüt-Album zusammen und kann sich damit durchaus sehen und hören lassen. Auch wenn sie (noch) nicht die Qualität von Saber erreichen, lassen die zehn Songs insgesamt aufhorchen. Heisst sie fallen nie ab, sondern bieten ein durchwegs hohes Niveau und verzeichnen mit dem schnellen «Another Man In The Trunk» einen kleinen Hit. Lasst Euch nicht vom Cover verleiten und schiebt die Combo voreilig in die Poser-Ecke. Die Jungs bieten wirklich fetten Heavy Metal, den alle Fans von Bullet antesten sollten.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/XsGPYYPyUy4
Die Band -(16)- hat ihre Band-Zentrale in San Diego und begeistert die Massen schon seit über 35 Jahren mit dreckigem Sludge, der aus einem verstopften Ablaufrohr zu tropfen scheint. An dieser Tatsache wird sich auch mit «Guides For The Misguided» nichts ändern.
Mit «After All» werden massive Riffs von der Leine gelassen, und die Jungs sind definitiv nicht mit dem falschen Bein aufgestanden. So und nicht anders sollte dreckiger Sludge die Ohren bluten lassen. Auf der Groove-Welle reitet «Hat On A Bed» und macht riesigen Spass. Mit ruhigen Tönen startet «Blood Atonement Blues», um sich nachher in einen abgesifften Blues zu transformieren. Einfach nur genial! Doomig wird es mit «Fortress Of Hate» und dazu wird noch eine Wagenladung Groove aufgeladen. Sehr mitreissend wie einem dieser Song in seinen Bann zieht!
Auch mit «Proudly Damned» kann man nichts falsch machen, wenn man auf Sludge de luxe steht! Rockig beginnt «Fire And Brimstone Inc.», um dann von einer Groove-Lawine verschüttet zu werden. Mit viel Drive kann «Desperation Angel» begeistern und beweist, dass -(16)- sehr variabel sind. Die Planier-Raupe wird mit «Ressurection Day» startklar und mit tonnenschweren Riffs alles platt gemacht! Punkig wird es mit «Give Thanks And Praises» und so präsentiert diese Nummer -(16)- in einem noch anderen Licht. Natürlich fehlen auch hier die massiven Riffs nicht.
«Kick Out The Chair» beginnt sehr ruhig, aber dann kommt der Dieselmotor langsam auf Touren und lässt diesen Track gemächlich vor sich hinröcheln. Der Schlussgong wird mit dem Bonustrack «The Tower» geschlagen und markiert Grunge im Sludge-Mantel. -(16)- ist mit Guides For The Misguided» ein Hammer-Album gelungen, und genau so wird Sludge der Spitzenklasse eindrücklich demonstriert!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/D7iacTCLi1o
Die deutsche Truppe WOLVESPIRIT lässt mit «Bullshit» ihr sechstes full-lenght Langeisen auf die menschliche Bevölkerung los. Ein Album gegen Falschmeldungen und Illusionen, sowie das Verstecken hinter den Sozialen Medien. Ein Belügen und sich selbst belügen, das in der heutigen Zeit gang und gäbe ist.
Dass der Song «Robots» dabei wie Deutsch-Rap aus den Boxen quillt, passt zum textlichen Konzept. Der gute Ansatz wird aber nicht durch die musikalische Umsetzung getragen, sondern verliert, je länger das Album andauert, an Faszination. Dies liegt auch an Sängerin Deborah "Debbie" Craft, die mit ihrer Stimme keinen bleibenden Eindruck hinterlassen kann. Der harte Rock verbleibt letztlich als Stein, der sich nicht bewegen lässt, auch wenn gute Ansätze zu vernehmen sind.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/LJC2VmCe4pM
Am 14. Februar 2025 hat die französische Post Black Metal Band DECLINE OF THE I ihr fünftes Album «Wilhelm» veröffentlicht. Nach ihrem letzten Release «Johannes» (2021) wendet sich die Band auf «Wilhelm» der Existenzphilosophie von Søren Kierkegaard zu und erforscht Themen wie Ethik, Angst und das Menschsein durch raue Black Metal-, Industrial- und Elektro-Elemente.
Die fünf Tracks, die sich über 45 Minuten erstrecken, schaffen eine rituelle Atmosphäre und enthalten Gaststimmen und Spoken-Word-Beiträge. Die sorgfältige Produktion von Francis Caste und das Artwork von Dehn Sora unterstreichen die dunkle, philosophische Tiefe der Musik. Das Album beginnt mit «L'Alliance Des Rats» (Die Allianz der Ratten) - und tatsächlich beschwört es ein greifbares Gefühl der Vorahnung herauf, als käme es aus den dunklen Tiefen einer verlassenen Pariser Epoche, in der verwesende, abscheuliche Kreaturen Gullydeckel aufbrechen und in eine Welt der Hoffnungslosigkeit, Schmerz und lauernden Verzweiflung schlüpfen.
Die Luft ist dick vor Grauen und der Song wird zu einer beklemmenden Manifestation des unterirdischen Grauens, als wäre man in den dreckigen Eingeweiden einer zerfallenden Stadt gefangen, in der selbst die Wände vom bevorstehenden Untergang zu flüstern scheinen. «Entwined Conundrum» entfaltet sich eher wie ein gespenstischer Soundtrack als eine einfache Komposition - eine erschütternde, beunruhigende Abfolge von Tönen, einer heimtückischer als der andere, die perfekt mit der Essenz des Album-Artworks korrespondiert. Es ist eine Melodie ohne Atem, ohne Licht, eine erstickende Präsenz, die einen zu überwältigen droht, wie ein Schatten, den ein namenloser Schrecken in die dunklen Ecken des eigenen Geistes wirft.
«Diapsalmata» eröffnet sich mit einem Schein von Zivilisation - sanfte französische Stimmen und zarte Gitarren-Akkorde - aber diese momentane Ruhe ist nur eine flüchtige Illusion. Wie aus dem Stoff eines makabren Films gerissen, weiss man instinktiv, dass die Dunkelheit ganz nah ist, nur ausser Sichtweite, wartend, beobachtend. In der zweiten Minute taucht die monströse Gestalt wieder auf, langsam, bedächtig, immer bedrohlicher. Was wie ein eindringlicher, melodischer Klagegesang beginnt, verwandelt sich bald in einen Strudel des Chaos, als stürze man kopfüber in einen verdrehten Karneval der Verzweiflung, jeder Moment erschreckender als der letzte.
«Eros N.» ist die Verkörperung der Angst, eine pochende, unerbittliche Agonie in Musik gekleidet. Eine raue, gequälte Stimme ertönt aus den Lautsprechern, begleitet von düsteren, mittelalterlichen Gesängen, die sich wie ein Dolch der Trauer ins Herz bohren. Das Stück ist von Trauer durchdrungen, eine Elegie auf einen Verlust, der so tief sitzt, dass er an der Seele nagt - jeder Ton hinterlässt eine Narbe, die nie heilen wird, jedes Wort ist ein Klagelied auf den Verstorbenen, das tief im eigenen Wesen widerhallt. Die finale Komposition, «The Renouncer», bringt dieses verdrehte Meisterwerk zu seinem unvermeidlichen, unausweichlichen Ende.
Es beginnt wie ein verzerrtes Flüstern der Zärtlichkeit, um sich dann in einen Sturzbach aus dissonantem Lärm und Angst aufzulösen - ein entfesseltes Chaos, eine Flut unangenehmer Wellen, die über den Zuhörer hereinbricht. Eine Kakophonie der Verwüstung. Doch inmitten dieses Aufruhrs erhebt sich eine unheimliche Erhabenheit, ein ritueller Gesang, der dem Lied eine dunkle Erhabenheit verleiht, als würde dieser Trauerzug unaufhaltsam und unerbittlich durch die Korridore der Zeit marschieren. In seinen dreizehn Minuten erreicht es eine transzendente Apotheose, eine unerträgliche Endgültigkeit, die noch lange nachklingt, wenn die letzten Echos verklungen sind.
«Wilhelm» präsentiert sich als intellektuelle Reise durch die Qualen der Ethik und die Komplexität der menschlichen Existenz. Für Fans von avantgardistischem Black Metal und für alle, die sich von Musik angezogen fühlen, die sowohl den Verstand als auch die Sinne herausfordert, ist «Wilhelm» ein Werk voller Tiefe und künstlerischer Erkundung. Es ist mit Sicherheit kein durchschnittliches Hörerlebnis. Aber wenn Ihr es liebt, Euch im Schlamm zu suhlen und zu leiden, dann solltet Ihr hier unbedingt zugreifen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/0txAKJoi5Kk
In den vergangenen Jahren haben DYNAZTY unter anderem Tourneen mit Sabaton, Powerwolf, Battle Beast oder Kissin' Dynamite bestritten. Damit ist das Zielpublikum auch schon definiert. Die Schweden melden sich mit ihrem neunten Album auf der Bildfläche zurück und bleiben ihrem Stil treu, heisst nach wie vor steht moderner Melodic Metal auf der Speisekarte. Ein Wechsel gab es nur beim Label, neu ist man beim Branchenriesen Nuclear Blast unterwegs.
Dass Dynazty ein Händchen für Ohrwurm-Melodien mitbringen, ist nicht neu, und so finden sich natürlich auch auf «Game Of Faces» einige Perlen. «Call Of The Night», der Opener, ist ein geiler Melodic-Stampfer, getragen durch mächtige Keyboards und der starken Stimme von Nils Molin. «Devilry Of Ecstasy» hätte auch Battle Beast gut zu Gesicht gestanden und auch «Fortune Favors The Brave» lädt zum Mitsingen wie Tanzen ein. Natürlich ist auch eine Herzschmerz-Ballade namens «Dream Of Spring» dabei, welche ebenfalls zu überzeugen weiss.
Die meisten Song sind im Midtempo gehalten, einzig «Dark Angel» sticht hervor. Von solchen Uptempo-Hymnen hätten es noch ein, zwei mehr sein können. True Metal Maniacs nennen den Sound wohl Pop Metal. Mir eigentlich völlig egal, denn Dynazty schreiben einfach starke, melodiöse Metal Songs mit viel Keyboards und enttäuschen ihre Fans ganz bestimmt nicht. Die aalglatte Produktion ist gelungen und verleiht der ganzen Sache den nötigen Bombast. Wer die Jungs live sehen will, sollte sich den 27. Februar 2025 fett in die Agenda schreiben, denn da treten die Jungs mit Nanowar Of Steel im Z7 auf.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/CyOSaDCvKV4
Manchmal gibt es Alben, die beim ersten Hördurchgang einfach nicht knallen. Ich würde staunen, falls ich die erste Person wäre, die «Roses From The Deep», das zweite Solo-Album des finnischen Bassisten, Sängers und Songwriters MARKO HIETALA nicht so prickelnd fand. Beim zweiten Versuch zeigte sich allerdings, dass wohl der Opener «Frankenstein's Wife» die ganze Platte in ein falsches Licht gerückt hat.
Bereits beim zweiten Titel findet sich nämlich ein Element symphonischer Extravaganz, das nirgendwo deutlicher wird als bei «Left On Mars», wo der Gast-Gesang von Tarja Turunen dem Ganzen eine besondere Note verleiht. Darauf folgt das Grunge-lastige «Proud Whore», das von Tuomas Wäinölä mit herrlicher Leadmusik untermalt wird. Es wird schnell klar, dass «Roses From The Deep» ein Wachstums-Album ist. Man muss sich wirklich Zeit nehmen, damit die Bandbreite der Darbietungen entdeckt werden kann.
Der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Albums schuf der ehemalige Nightwish Mann mit «Dragon Must Die». Das 8-minütige Epos steht gross und stolz in der Mitte der Scheibe, eine Mischung aus Folk Metal und einer fesselnden Erzählung. Für Neulinge wird es ein schwieriger Moment sein, denn der Text besitzt eine tiefere Bedeutung - sicher kein Schwert- und Zaubersong. Allgemein sind die Texte düster und introspektiv gehalten, während die ausladenden Klanglandschaften für cineastische Produktionen geeignet sind.
Wahrscheinlich ist es auch die Abwechslung, die sich durch das gesamte Album zieht, die «Roses From The Deep» zu einem Hörerlebnis macht. Es ist eine kaleidoskopische Lawine von Genres, die von Folk bis zu progressivem Rock reichen und sich mit riesigen, gefühlvollen Passagen von Symphonic Metal vermischen. Durch die Wiederholung steigt auch die Bewunderung für eine komplexe und schön gestaltete Veröffentlichung, die sich mit überraschender Kohäsion auf einem dynamischen Pfad vom Anfang bis zum Ende durchschlängelt.
Der Ohrwurm des Albums dürfte wohl «Rebel Of The North» sein, ein Track der hüpfend seinen Weg ins Gehirn findet und den Abschluss macht schliesslich der emotionale Titeltrack, bei dem Streicher eine dramatische Kulisse bilden. Es ist eine Ballade voller Gefühl und Leidenschaft, die fein ausgearbeitet ist, sanft vor sich hinglimmt und einige der besten Gitarren-Arbeiten des Albums enthält. Es ist zudem auch der Song, der für Hietalas Stimme wohl am besten geeignet ist. Zusammen haben all diese Tracks «Roses From The Deep» zum wohl am meisten erwarteten Album des Jahres 2025 gemacht. Geschmack ist nun, was Ihr daraus macht!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/9z_0CxVjuCg
Gene Simmons (KISS) sagte vor langer Zeit mal "Rock’n'Roll Is Dead", und nun fragen sich CRAZY LIXX auf dem neunten Album «Who Said Rock'n'Roll Is Dead?» und rocken dabei aus allen Rohren. Logisch mit ihren grossen Chören sowie einer würzigen Mixtur aus Sleaze Rock und noch mehr traditionellem Hard Rock.
Die Jungs haben nichts von ihrem spitzbübischen Charme eingebüsst, rocken, als gäbe es kein Morgen und lassen den Spassfaktor mit einer Nummer wie «Call Of The Wild» explodieren. Sänger Danny Rexon und seine Jungs wissen genau, was sie ihren Fans schuldig sind, und machen auch keinen Hehl daraus, dass sie genau das abliefern wollen. «Recipe For Revolution» wie auch «Midnight Rebels» sind typische Crazy Lixx Nummern, die sofort ins Ohr gehen und viel Spass bereiten. Das schmissige «Final Warning» gehört für mich zu den Sternstunden des Fünfers und offenbart die Qualität, welche die Herren noch immer abliefern. Gespannt darf man bei den kommenden Live-Shows auf den neuen Trommler Robin Nilsson sein, der zumindest hier auf «Thrill Of The Bite» schon eine mehr als nur gute Figur abgibt.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/gviJEDIzhCc
Das Artwork und der Bandname APOCALYPSE ORCHESTRA hätten mich alleine wahrscheinlich nicht für eine Hörprobe begeistern können. Wie kann man sich doch täuschen! Das zweite Album der Schweden hat mich praktisch vom ersten Ton an begeistert, nicht zuletzt auch deswegen, weil sie wirklich innovativ sind.
Die Mischung aus epischem Doom und Folk Metal ist wirklich etwas, was ich so noch nie gehört habe. Erstaunlich, da die Band schon 2013 gegründet wurde und vier Jahre später das Debüt, ebenfalls bei Despotz Records erschien. Die Band brauchte also eine gewisse Zeit um Songs zu schreiben, aber wenn dann die Qualität so hoch ist, nimmt man diese Wartezeit auch gerne in Kauf. Die sieben überlangen Songs (plus ein Intro) wecken bei mir Erinnerungen an die grandiosen Falkenbach, welche dieselbe, grandiose Atmosphäre und Melancholie auf ihren Platten verewigen konnten.
Das apokalyptische Orchester fügt seinem Sound aber noch Instrumente wie Flöten, Drehleier oder Mandolinen dazu und schafft damit ein mittelalterliches Klangbild. Die Songs selber sind ausufernd gestaltet, setzen nicht zwingend auf eingängige Refrains, sondern viel mehr auf epische Melodien und lassen Raum für verschiedene Stimmungen. Einzelne Songs hervorzuheben macht kaum Sinn, denn «A Plague Upon Thee» funktioniert am besten als Ganzes. Lyrisch behandelt das Quintett Geschichten aus der alten Zeit und befasst sich mit Mythen, Religionen und Wissenschaft. Wer Falkenbach, Týr, Eluveite oder Ereb Altor mag, sollte diesem Album unbedingt sein Ohr leihen, da es sich lohnen könnte.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/Pl9vg0W8PQg
BLEEDING THROUGH sind eine Metalcore-Band aus den USA, und mit «Nine» präsentiert sie uns ihr neuntes Album. Seit der letzten Veröffentlichung «Love Will Kill All» (2018) sind ein paar Jahre vergangen, aber die haben der Truppe nicht geschadet, denn sie weiss genau, wer sie ist und was sie tut.
Die Platte bringt 42 Minuten lang Bleeding Throughs typischen, keyboardlastigen Metalcore mit grossen Riffs, symphonischen Akzenten, harschen Shouts, sauberem Gesang und ansteckenden Melodien mit sich. Alles, was sich das Metalcore-Herz wünscht, ist vorhanden, und die Mischung aus Hardcore- und Metal-Elementen, mit Keyboard-Highlights und geschwärzter Intensität bringt Bleeding Through den klassischen Sound. Das Sextett ist heavy wie eh und je, scheint aber die Extreme Metal Elemente noch mehr ausgebaut zu haben. Man findet viele schnelle und bissige Parts mit bösartigen Blastbeats vor, während die symphonische Orchestrierung grösser, reicher und voller klingt.
Keineswegs gehen aber die epischen Refrains verloren, die den Zuhörer aus dem Chaos in den Himmel heben. Frontmann Brandan Schieppati ist bekannt für seine charismatische Stimme, und auch auf «Nine» ist er in Bestform. Mir persönlich kommen die Screams allerdings zu eintönig rüber, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich schlecht streiten. Dazu gesellen sich abwechslungsweise die Cleans-Vocals der Keyboarderin Marta Peterson. Ihr Einfluss auf «Nine» ist bemerkenswert, sprich sowohl ihr Gesang, als auch die Keyboard-Parts bilden einen integralen Bestandteil der Musik.
Während der elf Tracks durften sich auch Gäste vom Kaliber Comeback Kid, God Forbid und Shadows Fall einbringen, um die Songs zu veredeln. Die Titel sind trotz der Härte eingängig und voller Hooks. Aggressivität trifft auf dunkle Emotionen und atmosphärische Erhabenheit, was das Gesamt-Paket überzeugend und unterhaltsam macht. Bleeding Through ist mit «Nine» ein ziemlich rundes Album gelungen, das monströs gut klingt.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/K13xNWACN00
Das neue Album von Ereb Altor ist da und es bestätigt den ersten Eindruck – «Hälsingemörker» ist bombastisch. EREB ALTOR sind fantastisch darin, grandiose Opener zu schreiben.
«Valkyrian Fate» eröffnet das Album wuchtig, besitzt sowohl Aggressivität als auch den typischen, inspirierenden Schwung. Danach enthüllt der Titeltrack äusserst satte Riffs, starke Strukturen und eine schwebende Dunkelheit, die gemeinsam eine hervorragende Kombination bilden. Bei diesem Song zählt der Instrumentalteil durch seine Stärke und Melodie mehr als der Gesang selbst. Die Vocals sind auf der ganzen Platte eher langgezogen, was nicht immer zu überzeugen vermag, jedoch im Gesamt-Kontext trotzdem funktioniert. Bei den zehn Songs ist es wieder einmal die goldene Mitte, die am besten im Gedächtnis bleibt.
«Vir Är Mörkret» markiert den Beginn des Abstiegs in einen atmosphärischen und schwarzen Abschnitt, der stetig düsterer wird. Die Tracks werden auch musikalisch härter und schwerer, wobei die Leichtigkeit des cleanen Gesangs einen feinen Ausgleich schafft. «Träldom» ist der düsterste der drei Songs und auch der, zu dem man liebend gerne headbangen wird. Der Gesamt-Rhythmus ist ansteckend, und dennoch gibt es diesen überraschenden, aber willkommenen Break mit anhaltenden, härteren Drums. «The Waves, The Sky And The Pyre» suggeriert bereits im Titel, dass etwas Inspirierendes und Grandioses kommen muss.
Obwohl ich kurz zuvor über die langgezogenen Gesänge gemeckert habe, geht das Konzept bei diesem Song vollends auf. Die gesangliche Leistung von Crister "Mats" Olsson ist toll und es ist interessant zu hören, wie sich die Instrumente um ihn herum aufbauen. Den Abschluss von «Hälsingemörker» bilden die vier Tracks, die im Sommer 2024 aufgenommen wurden und zu einem allgemein eindringlicheren und folkloristischeren Teil führen. «Midwinter» ist mit seinen klingenden Chören einfach perfekt, während «Skogsrået» als erfrischende Überraschung daherkommt.
Das satte Instrumental, zusammen mit dem Gesangs-Duo, schafft eine eigene Atmosphäre. Es klingt nach drohendem Unheil, das schliesslich auf kraftvolle und spektakuläre Weise zuschlägt. «The Lake Of Blood» ist dagegen schon fast leicht und schliesst den Kreis zu seinen Vorgängern. Das atemberaubende Artwork von Tomarúm und Christine Linde passt perfekt zum Ganzen und setzt «Hälsingemörker» die Krone auf. Eine tolle Platte, die der schwedische Vierer in den Äther schiesst!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/zsQtSa-gZak
In den schroffen Hügeln Schottlands tüftelt ein Duo an einem Sound, der genau so zerklüftet ist, wie das Land selbst - VUKOVI. Mit einer Reihe beeindruckender Singles zog die Band viel Aufmerksamkeit auf sich. Diese Songs zeigen deutliche Fortschritte von Sängerin Janine Shilstone auf dem Weg zu einer echten, selbstverwirklichten Version ihrer selbst.
Untermauert wird die Lyrik von Hamish Reilly, der die perfekte instrumentale Begleitung für diese erfrischende Version von Pop-Rock liefert. «My God Has Got A Gun», die neueste Ergänzung ihrer Diskographie ist extrem roh, viszeral und manchmal sogar wild. Das Gewicht, das sich hinter jedem einzelnen Wort verbirgt, ist lähmend und das Bedürfnis sich von den Fesseln ihrer Vergangenheit zu befreien absolut herzzerreissend. Die elf Songs sind alles, aber bloss nicht gleich. Einmal elektronisch, dann extrem elektrisch, mit einem antreibenden Beat, kommen die Tracks aus dem Untergrund.
«Gungho» und «Misty Ecstasy» sind gewagte Bekenntnisse zur Sexualität und zu den innersten Sehnsüchten, während «Sno» tief in die Seele eintaucht und um Vergebung fleht. Der Titeltrack schlägt alle Vorsicht in den Wind, indem er negativen Gedanken-Kreisläufen den Stinkefinger zeigt und es wagt, sich als depressive Episoden zu zeigen. Es ist auch ein Plädoyer dafür, psychische Probleme ernst zu nehmen. Der wahre Höhepunkt von «My God Has Got A Gun» liegt aber im unerbittlichen letzten Stück «Bladed». Dies ist ein apokalyptischer Elektro-Punk mit einem Hauch 90er-Flair, der aus zielgerichteter, mitreissender Überstimulierung gewebt ist.
Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass Vukovis neueste Veröffentlichung eine kühne Errungenschaft in Bezug auf ihre Fähigkeit ist, die ergreifenden Lücken in ihren vielen Versuchen, sich aus den Fängen vergangener Traumata zu befreien, zu überbrücken. Obwohl dieses Album nicht ohne Tiefpunkte auskommt, die sich hauptsächlich auf einige Verbindungs-Probleme in Bezug auf die Intensität beziehen, ist die wichtigste Erkenntnis aus dieser Platte diejenige, dass Vergebung der Schlüssel und persönliche Befreiung der Antrieb für uns alle ist. Nicht nur zum Überleben, sondern um grossartig zu gedeihen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/CESlEFyTheg
THE WATCHER aus Massachusetts bieten reinen Heavy Metal, angelehnt an Bands wie Pentagram, Satan oder Trouble. Die Songs und der Sound sind amtlich, aber was mir hier nicht gefällt, ist der Gesang.
So höre ich ab und zu mal einen schrägen Ton, und allgemein könnte das Ganze mehr Power besitzen für meinen Geschmack. Dies ist der erste Longplayer der Band nach der 2021 veröffentlichten EP «Your Turn To Die». Nun würde ich sagen, lassen wir dieser jungen Band noch etwas Zeit, um sich voll entfalten zu können. Die Ansätze sind durchaus gut. Mir persönlich zeigt die Ausführung von «Out Of The Dark» noch Luft nach oben, aber ich würde dem geneigten NWOBHM-Fan dennoch ans Herz legen, hier mal ein Ohr oder besser zwei reinzuwerfen.
Björn
https://www.youtube.com/embed/aUE2Jgbm9Ew
Die französische Band BERLIAL, die für ihren stimmungsvollen Black Metal Stil bekannt ist, veröffentlicht mit «Nourishing The Disaster To Come» ihr zweites Album in voller Länge. Das Album vermischt atmosphärischen Black Metal mit elektronischen und Dungeon-Synthie-Elementen und schafft so ein fesselndes, kinematisches Erlebnis.
Der Einsatz von Synthesizern fügt den Kompositionen eine einzigartige Ebene hinzu und bildet einen Kontrast zu den aggressiven und rauen Black Metal Grundlagen. Durch den gelegentlichen Einsatz von gesprochenen Worten (parlez-vous francais?), Samples und melodischen Gitarren-Soli schaffen Berlial ein Album, das sowohl atmosphärisch als auch intensiv ist. Der Eröffnungstrack «The Last Dance» führt den Zuhörer in die duale Natur des Albums ein. Er beginnt mit luftigen, geheimnisvollen Keyboard-Klängen, bevor er in den rohen, rauen Black Metal eintaucht, für den die Band bekannt ist.
Der Gesang, der sich durch hohe Black Metal Schreie auszeichnet, intensiviert die Emotionen und die Atmosphäre noch weiter. Das Album wechselt zwischen langsamen, atmosphärischen Momenten und schnellen, von Blastbeats getriebenen Abschnitten, die die dunkle Seite in den Vordergrund rücken. Der abwechslungsreiche Gesang, der sowohl Clean-Gesang als auch Chöre umfasst, trägt zur dramatischen und dynamischen Qualität der Musik bei. Auf dem gesamten Werk kommen die Keyboards von Berlial zum Einsatz und verleihen dem Sound eine epische wie theatralische Qualität.
Zusammen mit der melodischen Gitarren-Arbeit und den komplizierten Arrangements erinnert das an Einflüsse aus dem modernen symphonischen Black Metal, wie zum Beispiel Dimmu Borgir, und an experimentelle Bands wie Arcturus. Es gibt auch Momente, die an die eindringlichen Qualitäten des Black Metal der alten Schule erinnern, mit einer Mischung aus Post-Rock und Dark Metal Elementen. Tracks wie «We Deserve To Fall Again» und «Ivresse De La Finitude» stechen durch ihre Länge und das komplexe Wechselspiel zwischen aggressiven und melodischen Abschnitten hervor.
Der Opener zeigt die Fähigkeit der Band, durch lange, atmosphärische Passagen Spannung aufzubauen, bevor sie in wütenden, aggressiven Black Metal ausbricht, während der zweite Track mit Orchestrierungen und kraftvollen Chor-Passagen Momente der Erhabenheit bietet. Der Schlusstrack «Le Néant Pour Eternité» stellt schliesslich die Vielseitigkeit der Band weiter unter Beweis, indem sich die melancholische Atmosphäre allmählich zu einem gewaltigen Crescendo aufbaut.
Insgesamt ist «Nourishing The Disaster To Come» ein fesselndes Teil, das durch die Verbindung von klassischen Elementen, modernen Synthesizer-Texturen und emotionalen Extremen eine neue Sichtweise auf Black Metal bietet. Berlials Fähigkeit, Aggression mit orchestralen, cineastischen Momenten zu mischen, verleiht dem Ganzen einen reichen, facettenreichen Charakter. Während der starke Einsatz von Keyboards für einige Puristen ein Streitpunkt sein mag, werden diejenigen, die melodischen, dramatischen Black Metal mit theatralischem Flair schätzen, hier viel Freude haben. Das Album ist sowohl roh als auch raffiniert, was es zu einem fesselnden Hörerlebnis für Fans von progressivem und atmosphärischem Black Metal macht.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/pzFCx6CHjhc
Wenn man in der musikalischen Landschaft zurückblickt, ist es immer wieder erschreckend, wie viele Blindgänger pro Jahr produziert werden. Da macht es wirklich Spass, wenn Gruppen wie GREAT AMERICAN GHOST ihr Genre, den glühenden Metallic Hardcore, würdevoll vertreten.
Ihr Sound klingt vertraut, und dennoch frisch, das Beste aus den 2000ern mit einem Einschlag der späten 90er. Buzzsaw-Riffs, intensives Industrial Metal-Drumming und viele Grooves. «Tragedy Of The Commons» zeigt, dass die Band ihre Einflüsse nach draussen trägt. Der Opener «Kerosene» startet mit Industrial-Anleihen, während «Genocide» geflüsterte Vocals und langsame bis mittelschnelle Beats bereithält. «Forsaken» entfesselt dann den puren Wahnsinn, der entsteht, wenn Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang nicht aufhören, ungezügelt draufloszubrettern.
Die verschiedenen Klänge, die die Band in ihre elf neuen Kompositionen einfliessen lässt, bedienen sich am Thrash, Beatdown, Metal- und Hardcore. «Tragedy Of The Commons» klingt, als hätten Great American Ghost beschlossen, alles in eine Waagschale zu werfen, um einfach zu hören, wie es sich anfühlt. Die Band um Ethan Harrison (Vocals), Grayson Stewart (Gitarre), Anthony Laur (Bass) und Niko Gasparrini (Gitarre) fühlt sich energiegeladen, springt von schnellen Tempo-Blasts zu Midtempo-Chugs, zu erdrückend langsamen Breakdowns. Lyrisch serviert die Platte allerdings die übliche Kost, wie sie bei den meisten Metalcore-Bands beliebt ist - Religion, Gewalt, Angst, Depression.
Die Texte passen aber sehr gut zu den Melodien, und die Leidenschaft, mit der Sänger Harrison sie ausspuckt, macht das Ganze rundum geschmeidig. «Tragedy Of The Commons» ist ein Gesamtpaket, das von jeder Band und jedem Genre beeinflusst wurde, welches seinerzeit auch Great American Ghost beeinflusst hat. Anschliessend wurde alles in den Mixer geworfen, von Will Putney (Fit For An Autopsy, End, Better Lovers) in Form gebracht und herausgekommen ist ein krachendes Metallic Hardcore Album, das die Fans dieser Truppe definitiv glücklich machen dürfte und das Potenzial besitzt, neue Fans an Land zu ziehen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/pwuVTjc1md4
Stoner-Bands wachsen wie Pilze im Herbst aus dem Boden, und irgendwie wiederholt sich dadurch alles wieder. Auch die aus Kansas stammende Band GODZILLIONAIRE macht da keine Ausnahme. Die gut gespielten Songs sind durchaus hörbar, aber eben alles schonmal durchgekaut.
«Solmosa», «Psychlona», «Lina Sol», Hippie Death Cult» oder «Skraeckoedlan», um nur einige zu nennen. Songs wie da etwas melancholische «Astrogarden» sind durchaus gelungen und lassen durch die schweren Gitarren auch ordentlich Druck ab. Auch «3rd Street Shuffle» ist eine gute Alternative/Heavy Rock-Nummer und punktet mit starker Gesangsmelodie sowie sehr gut gespielten Drums. Wobei «Unsustainable» dagegen eine ruhige, eher langweilige Nummer ist. «Shadow Of A Mountain» geht eher in die Grunge-Ecke und weist einen interessanten Songaufbau auf, aber am Ende habe ich das Gefühl, dass sich der ehemalige Sänger der Kansas Grunge Band Paw und seine Mitmusiker in einer wenig strukturierten Mischung aus Heavy/Alternative/Stoner Rock und Psychedelic verlieren.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/vCXUjzZF_jU
Mit «A Pathway To The Moon» betreten UNREQVITED wieder einmal neues, unermesslich tiefes Terrain, das mich als Zuhörer in seinen Bann zieht und mich unvermittelt in die unendlichen Weiten der Seele entführt.
Die Band, die seit ihrer Gründung dafür bekannt ist, die Grenzen des Black Metal auf beeindruckende Weise zu sprengen, präsentiert mit diesem Album nicht nur eine musikalische Weiterentwicklung, sondern einen künstlerischen Höhepunkt. Es ist mehr als ein Album, es ist eine Reise durch emotionale Untiefen und spirituelle Höhen, ein Klanggemälde, das sich in seiner Widersprüchlichkeit von kaum fassbarer Schönheit in schroffe, aggressive Landschaften verwandelt, nur um sich wieder in unergründliche Tiefen zu stürzen.
Die Eröffnung mit «Overture I: Disintegrate» lässt mich in Ehrfurcht erstarren. Überraschend sanft wird man in eine Welt geführt, die zunächst mit zarten Piano-Klängen und ambienten Momenten fliesst, bevor die wütenden, verzerrten Gitarren mit einer Wucht in den Raum einbrechen, die mich spüren lässt, dass dies nicht einfach nur ein weiteres Black Metal Werk ist, sondern etwas Grösseres. Es ist, als würde die Band mit jedem Takt einen neuen Teil der menschlichen Psyche freilegen, um die darin verborgenen Schrecken und Schönheiten zu enthüllen.
Ein zentrales Element des Albums sind die klaren Gesangs-Passagen, die in ihrer Reinheit und Zerbrechlichkeit so kraftvoll wirken, dass sie in direktem Widerspruch zu den harten, schreienden Vocals stehen. Der Sänger von Unreqvited ist 鬼 (ausgesprochen "Gui"), der auch das Haupt-Mitglied und der Gründer der Band ist, übernimmt die meisten musikalischen und gesanglichen Aufgaben für das Projekt.
In «The Starforger» verschmelzen diese klaren Gitarren mit einer fast träumerischen Melancholie. Die Mischung aus Sehnsucht und Staunen, die dieses Stück in mir auslöst, lässt mich tief in meine eigenen Gedanken eintauchen. Es ist, als würde ich in die unendlichen Weiten des Universums blicken, ergriffen von der gewaltigen Schönheit des Unbekannten. Mit jedem weiteren Song entfaltet sich eine immer differenziertere Klanglandschaft. «The Antimatter» reisst mich dann wieder in die Dunkelheit des Black Metal.
Dies mit einer Aggressivität, die mich bis ins Mark erschüttert. Doch auch hier bleibt die Melancholie nicht fern, sie schimmert durch die Gitarren und lässt mich spüren, dass auch im grössten Chaos eine Schönheit wohnt. «Void Essence/Frozen Tears» zieht mich weiter in eine tranceartige Ruhe, die fast den Eindruck erweckt, die Zeit selbst stünde still. Ich sehe mich in einer stillen, mondhellen Nacht, in der ich in den unendlichen Himmel blicke und mich der Stille des Seins hingebe.
Besonders beeindruckt mich das kurze Stück «Into The Starlit Beyond», das in seiner Schlichtheit eine tiefe emotionale Wirkung entfaltet. Hoffnung, Liebe und all das, was das Beste in uns Menschen hervorbringt, werden hier in einfachster, reinster Form eingefangen. Der Gesang von 鬼, so zart und voller Emotionen, lässt mich für einen Moment innehalten und den Puls der Musik mit meinem eigenen verbinden.
Aber «A Pathway To The Moon» ist nicht nur ein Album der Nachdenklichkeit und tiefer Gefühle. Es ist auch ein neuer Schritt auf der musikalischen Reise von Unreqvited. Die Abkehr von weitläufigen Klanglandschaften hin zu einer klareren, lyrischeren Struktur zeigt nicht nur eine Veränderung des kreativen Ansatzes, sondern auch die Entwicklung der Band hin zu einer kraftvollen Live-Formation. Die Musik spiegelt diesen Wandel wider, indem sie in jedem Moment zu einer inneren und äusseren Reise einlädt.
Am Ende des Albums - nach der letzten Melodie von «Departure: Everlasting Dream» - habe ich das Gefühl, dass Unreqvited mit diesem Werk mehr als nur Musik geschaffen haben. «A Pathway To The Moon» ist eine spirituelle Reise, die den Hörer nicht nur musikalisch berührt, sondern auch mit einem Gefühl der Katharsis und einer tiefen, fast meditativen Nachdenklichkeit zurücklässt. Es ist ein Album, das mich nicht nur als Musikliebhaber, sondern auch als Suchenden berührt.
Durch die Verschmelzung von Black Metal, Post-Rock und Blackgaze schaffen Unreqvited ein Album, das bei jedem Anhören mehr und mehr offenbart. Die Schönheit der klaren Gesangs-Passagen, gepaart mit den wilden, rohen Black Metal-Elementen, erschaffen eine gewaltige Klangwelt, die mich immer wieder in ihren Bann zieht. Es ist ein Werk, das auf vielen Ebenen spricht - von der Dunkelheit zum Licht, von der Verzweiflung zur Hoffnung, von der Schönheit des Lebens zur friedlichen Erlösung des Todes.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/tE0gqMJV7vU
Hier veröffentlicht die US-amerikanische Heavy Rock Band TIME RIFT ihr Zweitwerk «In Flight». Musikalisch tief verwurzelt in den 70ern und Teils in den 80ern, haut das Trio um Sängerin Domino Monet kraftvolle Rock-Songs heraus, die manchmal auch an die frühen Runaways erinnern, was natürlich in erster Linie an Monet liegt.
«Coyote Queen», eine Mischung aus Heartless Bastards und deren Sängerin Erica Wennerstorm sowie The Donnas, gefällt auch sehr. Auch Girlschool hinterlassen ihre Spuren bei «The Hunter». Ebenso beim flotten «Dancing With The Sun», einem Mix aus Girlschool und Motörhead. Ich finde, das Dreigestirn aus Portland wartet hier mit durchgehend starken Songs auf. Bei «In Flight» kann man, abgesehen vom Gesang, durchaus auch Parallelen zu den frühen UFO ausmachen, sehr interessant. Mit nur 31 Minuten ist der Rundling zwar relativ kurz gehalten, dafür überzeugen alle Songs auf der ganzen Linie. Sehr erfrischendes Album, das Spass macht beim Anhören. Zieht Euch «In Flight» unbedingt laut rein!
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/UG6uwBMF6AA
Der Name SPEEDICA wird wohl nur den Wenigsten ein Begriff sein. 1986 in den Niederlanden aus der Cover-Band Anger hervorgegangen, veröffentlichte man zwei Demos, ein Split- und ein Live-Album sowie eine Compilation, bevor man sich 1994 in Form umbenannte. Vic Records nahmen sich nun Letzterer (welche ursprünglich 1998 erschien) an und schmeissen die CD mit einem neuen Cover auf den Markt.
Bearbeitet wurde das Material aber nicht, heisst die Produktion weist eher Demo-Charakter auf, und entsprechend roh klingt der doch etwas stumpfe Speed Metal. Einzig die Gitarren-Arbeit von Marcel Coenen sticht aus dem doch durchschnittlichen Songmaterial heraus. Der Gesang von Hans Reinders dürfte die Gemüter allerdings spalten. Die teils hohen Screams sind nicht für alle Ohren gemacht. «Bridge To The End / Laws Of Metal» sticht noch hervor, ist aber insgesamt etwas zu lang geraten.
Auch «Lady Obsession» klingt gar nicht mal schlecht, hier wird das Tempo gedrosselt, was der Band eigentlich gut zu Gesicht steht. Ebenfalls auf die CD haben es zwei Live-Versionen geschafft, welche aufgrund der üblen Produktion kaum hörbar sind. So bleibt «Shadows Of Tomorrow» ein Output der Marke "Wiederveröffentlichungen die die Welt nicht braucht". Speedica hatten in den Achtzigern schon keinen Erfolg, und das wird sich mit allerhöchster Sicherheit auch nicht ändern.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/QIQrVu3ypog
MAJESTICA sind eine Band, die polarisieren. Der leicht symphonische Power Metal ist mit jeder Menge Zuckerguss garniert, die Keyboards sind nicht selten im Vordergrund und nicht zuletzt haben sich die Schweden auch gewagt ein (gar nicht so übles) Weihnachts-Album aufzunehmen. Wer Bands wie Sabaton, Beast In Black oder Battle Beast nicht mag, kann hier eigentlich gleich aufhören weiterzulesen, aber der Rest wird damit mehr als zufrieden sein.
Wer tatsächlich noch nicht von Majestica gehört hat, dem sei gesagt, dass hinter dem Namen Tommy Johansson steht, welcher schon bei Sabaton, Reinxeed oder Golden Resurrection gespielt hat, aber auch durch seinen YouTube-Kanal ein Begriff sein sollte. Doch zurück zum aktuellen Album, das «Power Train» getauft wurde und erst das dritte vollständige Werk ist. Der Titeltrack eröffnet denn auch den Reigen mit Lokomotiv-Geräuschen, ehe man sich schnell im Geschehen befindet. Tommys Stimme ist natürlich über alle Zweifel erhaben, und der Song dürfte jeden Euro Power Metal Fan zufriedenstellen.
Weiter geht es mit «No Pain, No Gain», doch Moment mal…, diese Melodie, dieser Rhythmus, der Refrain…, das kenne ich doch woher. Tatsächlich ist das eine ziemlich dreiste Kopie von «Rise Of The Dragon Empire» von Bloodbound. Das wird deshalb einen Abzug in der Bewertung nach sich ziehen. Zum Glück folgt mit «Battle Cry» gleich anschliessend der Höhepunkt, was für eine geile Uptempo-Hymne mit fetten Chören und richtig abwechslungsreichem Songwriting, grandios!
Auch der Rest der Scheibe hat mit dem an Stratovarius erinnernden «Thunder Power», dem Melodic Dessert «Go Higher» oder dem fröhlichen «Victorious» noch einige Perlen mehr zu bieten. Die Produktion, welche die Schweden gleich selber übernommen haben, hält höchsten Ansprüchen stand und ist ein weiterer Punkt auf der Habenseite. Majestica enttäuschen ihre Fans nicht, welche an diesem «Power Train» sicherlich ihre Freude finden werden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/rBJ7L5LyAk4
Sie kommt! Die krabbelnde, wuchernde und sich wild vermehrende Masse bösartiger Nagetiere. RATS OF GOMORRAH entfesseln ihr Debüt-Album «Infectious Vermin» auf eine schlafende Welt. Falls das Bild einer bösartigen Rattenhorde noch keine Gänsehaut bereitet, dann vielleicht die Tatsache, dass «Infectious Vermin» das Ergebnis reinster Frustration ist.
Frustration über die aktuelle Metalszene und ihre Abneigung gegen jegliche Veränderung. Keine Sorge, auch wenn das deutsche Duo um Gitarrist und Sänger Daniel Stelling sowie Moritz Paulsen am Schlagzeug es ablehnt, einfach nur die müden Klischees eines durchschnittlichen Death Metal-Albums wiederzukäuen, hat es dieses Schiff nicht komplett verlassen. Rats Of Gomorrah haben lediglich einige Abstecher in Heavy- und Speed-Gefilde unternommen, die Stimmlage abwechslungsreich gestaltet und scharfe Elemente wie Crust-infizierte Riffs und eingängige Refrains hinzugefügt.
Bei früheren Veröffentlichungen verpackte der Zweier auf teuflische Weise ökologische, soziale und sogar politische Themen in Lovecraft'schen Horror und nun sind einige Texte sogar intim und persönlich ausgefallen. Das nagende Gefühl, dass in allem eine Ratte steckt, bleibt allerdings bestehen. Rats Of Gomorrah haben bereits eine viel längere Geschichte hinter sich, als ihr Auftauchen unter diesem Namen vermuten lässt. Sie haben bereits fünfzehn Jahre Death Metal Erfahrung auf dem Buckel, denn Stelling und Paulsen waren seit 2009 Teil des international agierenden norddeutschen Death Metal Trios Divide, das 2016 zum Duo wurde. In dieser Formation gelang es den Musikern, die Bolt Thrower, Carcass und Vader als Haupteinflussquellen nennen, sich einen exzellenten Namen im Underground zu erarbeiten.
«Infectious Vermin» ist also kein Album, das innerhalb der Grenzen ihrer stilistischen Form bleibt. Obwohl die dreizehn Tracks dem Death Metal treu bleiben, ist ihr Sound rauer und dreckiger, ihr Horizont mit Elementen aus Black, Thrash und anderen Einflüssen verrückter. Wie es sich für Ungeziefer gehört, darf man sich auf tiefe Growls, thrashige Riffs, Blastbeats und natürlich rattenartiges Gekreische freuen! Wenn es jetzt hinter den Wänden raschelt und sich ein Gefühl des Grauens und der Panik ausbreitet – «Infectious Vermin» ist das beste Gegenmittel!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/W7I7MUAUqQ0
Mit dem neuen Album «Back To Greysland» gehen GREY ATTACK zurück zu ihren musikalischen Wurzeln. War «Afterworld» noch eine Mischung aus sphärisch-melancholischem Heavy Rock, gepaart mit melodischen Hooklines, so geht das neue Album wieder mehr in die rock'n'rollige Richtung.
Obwohl für mich persönlich die Melancholie noch weiter weichen dürfte. Man hat sich mehr an dem Sound ihrer Live-Shows orientiert, welche immer voll auf die Fresse daherkommt. Wobei sich im Speziellen beim Gesang sehr viele Effekte befinden, was das Ganze zwar speziell erklingen lässt, für mich aber auch befremdlich wirkt. Thematisch deckt die Band in ihren Lyrics von der Liebe zum Rock'n'Roll über die Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg bis hin zu christlichen Themen eine grosse Bandbreite ab.
Alles in allem ist «Back To Greysland» das bis dato reifste Werk der Truppe, und diese kann es kaum erwarten, die neuen Songs und ihre Klassiker auf Tour mit Nazareth, Anvil und Voodoo Circle live vorzustellen! Ich finde alles in allem ist es ein gelungenes Album, auch wenn ich nicht so sehr auf die Melancholie stehe. Wer das aber mag, sollte hier unbedingt mal reinhören. Fans von The 69 Eyes könnte «Back To Greysland» eventuell auch gefallen.
Björn
https://www.youtube.com/embed/GflaJx56_zg
Andy Marshall, der geniale Musiker aus Schottland, meldet sich mit dem sechsten Studio-Album seines Babys namens SAOR zurück. Die Vorgänger waren allesamt auf demselben, extrem hohen Niveau, und auch «Amidst The Ruins» reiht sich da nahtlos ein. Das Talent von Andy ist dabei praktisch zu jeder Sekunde hörbar.
Der Titeltrack und Opener stellt eine Blaupause für das ganze Album dar. Da sind sie wieder, diese unfassbaren Melodien welche den Zuhörer sofort in die Highlands Schottlands katapultieren. Vier der fünf Songs schaffen die 10-Minuten Grenze locker, was den Songs genug Zeit einräumt, um diverse Stimmungen zu transportieren. Epische Arrangements, ruhige Flötenklänge, atmosphärische Intermezzos bis hin zu rasenden Black Metal Elementen machen auch das Anhören der anderen Epen zu einem wahren Genuss. Da verschmelzen Melancholie, Wut, Trauer, Hoffnung und Schönheit zu einem einfach wunderbar stimmigen Gesamtpaket.
Mit «The Sylvan Embrace» hat sich Andy diesmal sogar an eine episch-folkige Ballade gewagt. Gastsängerin und Flötistin Ella Zlotos (Ephemaral), welche in Würzburg lebt, glänzt dabei mit ihrer wunderschönen Stimme. Hühnerhaut ist hier garantiert. Überhaupt nehmen Flöten und andere Folk-Instrumente etwas mehr Platz ein, was den Sound ein wenig in Richtung Eluveitie drückt. Saor machen wieder mal alles richtig, und ich gehe jede Wette ein, dass der neue Longplayer meine persönliche Top-10 knacken wird. Fantastische Musik eines fantastischen Künstlers, zeitlos und mit dem Prädikat "äusserst wertvoll". Tipp: Am besten lässt sich die Musik mit Kopfhörer und Ruhe erkunden.
Rönu
2. Meinung: Saors neuestes Album «Amidst The Ruins» setzt die Erkundung der schottischen Landschaft mit einer Mischung aus atmosphärischem Black Metal und keltischem Folk fort. Unter der Leitung von Andy Marshall ist Saors Musik eine Reise durch die Zeit, die Altes mit Neuem verbindet und so ein eindringliches Erlebnis schafft, das sowohl die majestätische Schönheit Schottlands als auch seine historische Tiefe widerspiegelt.
Das Album beginnt mit dem Titeltrack, der mit einer Mischung aus Black Metal Intensität, Power Metal Energie und Folk-Einflüssen den Ton angibt. Der Einsatz traditioneller Instrumente wie Dudelsack, Flöte und Streich-Instrumente verleiht dem Sound eine authentische Note und beschwört lebendige Bilder der schottischen Highlands herauf. Die emotionalen Höhepunkte des Stücks, getragen von erhebenden Gesängen und komplexen Melodien, bieten eine kraftvolle Einführung in die Themen des Albums: Erbe und Beharrlichkeit.
Da die meisten Songs länger als zehn Minuten sind, bieten «Amidst The Ruins» komplexe Arrangements, die ein aufmerksames Zuhören erfordern. Die Musik wechselt nahtlos zwischen aggressivem Black Metal und melancholischem Folk, wie in Titeln wie «Echoes Of The Ancient Land» zu hören ist. Dieses Lied zeichnet sich durch seine melodischen, vom Death Metal inspirierten Rhythmen und den intensiven Gesang aus, der im Kontrast zu den sanfteren, atmosphärischeren Momenten in anderen Liedern steht. «Rebirth», das letzte Lied des Albums und für mich der klare Höhepunkt des Albums, fasst die Themen Transformation wie Erneuerung zusammen und vermittelt mit seinem triumphalen Aufbau ein Gefühl der Auflösung.
Eine wichtige Ergänzung zu Saors Sound ist Ella, die ätherischen Gesang und eine Vielzahl traditioneller Instrumente beisteuert. Ihre zarte Stimme bildet einen schönen Kontrast zu Andy Marshalls wildem Growling und verstärkt die emotionale Tiefe des Albums. Gitarrist Nicolas, der auch Mitglied der Schweizer Black Metal Band Can Bardd ist, bringt einen Folk Metal Einfluss in die Musik ein, insbesondere bei «Rebirth», wo mittelalterliche Instrumente die Komplexität des Stücks erhöhen. Ein weiterer Höhepunkt ist zweifellos der musikalische Beitrag von Jo Quail, der international anerkannten Komponistin und virtuosen Cellistin aus London, die das Akustik-Stück «The Sylvan Embrace» mit ihrem Spiel bereichert.
Über die Musik hinaus ist «Amidst The Ruins» eine Reflexion über die Beziehung des Menschen zur Natur und zu seinen historischen Wurzeln. In Liedern wie «Glen Of Sorrow» und «The Sylvan Embrace» wird die Ausdauer des Lebens angesichts der Widrigkeiten erforscht, so wie es die ausdauernden schottischen Landschaften selbst tun. Das Album verbindet Grösse mit Intimität und bietet eine meditative Reise durch Zeit und Raum.
«Amidst The Ruins» festigt Saors Position in der atmosphärischen Black Metal Szene und bietet ein einzigartiges musikalisches Erlebnis, das Schönheit, Intensität und philosophische Reflexion in Einklang bringt. Es ist eine kraftvolle Fortsetzung von Saors Vision und ein Muss für Fans des Genres. Ich konnte einer Bandcamp pre-listening Session beiwohnen, und sämtliche Teilnehmer äussersten sich im Chat mit Lob und Begeisterung. Saor, als auch Can Bardd, werden am 20.04.2025 in Aarburg live spielen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/IuTvnSYsv0Y
Wow, explodiert der Metal gerade wieder? Nach Tyran hauen auch die Amis von SABER in die traditionelle Metal Kerbe und hinterlassen einen vorzüglichen Eindruck. Mit einer sirenenartigen Stimme mutiert Sänger Steven Villa (erinnert an eine Mischung aus Midnight von Crimson Glory und Falcon Eddie von Phantom) zum herausstechenden Merkmal.
Zusammen mit den beiden kongenialen Gitarristen Antonion Pettinato und Joel Dominguez wird der Metal in seiner reinsten Form gespielt. Das grandiose «Phoenix Rising» und das nicht minder schlechtere «Shattered Dreams» zeugen von einer grossartigen Songwriter-Qualität. Irgendwo zwischen den alten Lizzy Borden, Riot in den Mitte Achtzigern und Hittman präsentiert sich der Fünfer mit einer unglaublichen Spielfreude. «Time Tells All» versprüht genau das Benzin, welche in den Achtzigern jede Party zum Brennen gebracht hätte, wie auch der Abschluss in Form von «Steel Breaker». Grandioses Album einer noch jungen Band, die sich gerade mit «Lost In Flames», dem zweiten Output, frech auf der Überholspur befindet.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/HCNVJJ4j5D4
Die einheimische Thrash Band KLAW wurde 2017 gegründet und hat vor sechs Jahren ihr Debüt «Light Crusher» veröffentlicht. Höchste Zeit also für den Nachfolger, welcher unter dem Motto "Bay Area meets Alpenland" steht.
Dieser Leitspruch ist nicht schlecht gewählt, denn die Vorbilder wie Exodus, Slayer oder Death Angel sind hörbar, und garniert wird das Ganze mit einer Prise Coroner. Produziert wurde das Album von V.O. Pulver, welcher für Klaw eine raue, lebendige Soundlandschaft geschaffen hat, welche den Spagat zwischen Oldschool und Modern perfekt schafft. Gibt es einen passenderen Titel für einen Opener als «Press Start»? Hat man die Play-Taste gedrückt, wird man nach dem Intro förmlich in den Sessel gedrückt.
Die Riffs erinnern mich an Annihiliator, aber Sänger Jonas klingt derber als die Barden der Kanadier. Songs wie «Carousel Of Flames», «Swell» oder «Alcoholic» dürfte live für heftige Moshpits sorgen. Dass die Zürcher nicht nur aufs Tempo drücken beweist «Senseless», welches wie eine zähe Lava durch die Boxen dröhnt, sich aber zu einem Highlight entwickelt. Klaw fehlen vielleicht noch die ganz grossen Momente, welche sich im Hirn einbrennen.
Trotzdem ist «Gods And Creators» ein richtig gutes Thrash-Gewitter geworden, welches die internationale Konkurrenz nicht zu fürchten braucht. Die Gitarren-Arbeit von Chasper Wanner und Pat Müller ist beindruckend und die ganz grosse Stärke des Albums, die beiden Jungs verstehen ihr Handwerk, was nicht heissen soll, dass Sänger Jonas Friedli, Drummer Reto Bachmann und Bassist Dan Bürkli nur Neben-Darsteller wären, denn auch sie liefern einen starken Job ab.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/6wWTSRJ67lg
Schlagzeuger Mike Portnoy ist wieder zurück bei DREAM THEATER! Diese Schlagzeile sorgte weltweit bei den Prog-Metal-Fans für Entzücken. Jetzt nach dem ersten Konzert-Abstecher in der Schweiz mit Portnoy gibt es nun auch neue Musik zu hören, und wie!
Dream Theater halten auf dem Werk das hohe Niveau, das sie seit «Metropolis Pt. 2, Scenes From A Memory» von 1999 fast jedes Mal beweisen. Nur das Doppelwerk «The Astonishing» von 2016 offenbarte aus meiner Sicht einen Einbruch. Und dies obwohl sie damals im wahrsten Sinne progressiv waren und Neues wagten. Nur war mir dieses Material zu sperrig – und das will bei Dream Theater was heissen. Allerdings stelle ich in Sachen "neue Wagnisse" seit etwa «Systematic Chaos» von 2007 eine gewisse Stagnation fest. Seither habe ich das Gefühl, dass sie nur noch im kleinen Stil etwas neues wagen und viel mehr aus den tausenden von ihnen bereits mehrfach erprobten Sound- und Stilelementen frische Menüs kreieren. So verhält es sich auch auf «Parasomnia». Wobei man hier durchaus von einer etwas düsteren Herangehensweise sprechen kann. Somit war die Vorabveröffentlichung des Songs «Night Terror» ein guter Entscheid.
Dass dieses Lied auch live überzeugt, wurde man auch in Zürich davon Zeuge. «Night Terror» weist teilweise gar doomige Teile auf und weckt deshalb Erinnerungen an Black Sabbath, bevor es typisch Dream Theater weiter geht und in einem wahnsinnigen Prog-Teil mündet. Wer solche Momente nicht ausstehen kann, dem wird dieses Album generell nicht gefallen, denn Dream Theater zeigen immer wieder, welch wahnsinnig gute Musiker sie sind. Nur wirkt das auf mich nie als Selbstbeweihräucherung, sondern offenbart die riesige Spielfreude der fünf Musiker. Zumal sie auch auf «Parasomnia» immer wieder nachvollziehbare, oft hymnenartige Melodien hervorzaubern. Wer es schleppend hart mag, wird zum Beispiel mit «Dead Asleep» gut bedient, wobei man auch da auf die schwelgerischen Gitarren-Melodien von John Petrucci nicht verzichten muss, einfach wunderbar. Irgendwo in der ganzen Härte sorgt das ruhige Zwischenspiel «Are We Dreaming» für etwas Entspannung.
Dieses leitet zu «Bend The Clock» über. In dieser Halbballade gibt es die bekannten zarten Akustik-Klänge, verbunden mit einem emotionalen Sänger James LaBrie, der dem Lied Seele einhaucht. Das tut er zwar auch auf dem Rest des Albums, aber bei «Bend The Clock» kommt sein melancholisches Timbre besonders gut zur Geltung. Dazu gesellt sich wie oft in ähnlichen Dream Theater Liedern ein Gitarren-Spiel, das pure Leidenschaft in die heimischen Stuben transportiert. Dieser Track ist der Gegenbeweis, dass es bei den Amerikanern immer nur höher und weiter gehen muss. Dass sie die letztere Disziplin immer noch beherrschen, beweisen sie zum Abschluss mit einem fast 20-minütigen Epos. Auch solche Länge gehören zur guten Dream Theater-Tradition, und nur selten enttäuschten sie in dieser Disziplin. So auch heuer nicht. «The Shadow Man Incident» beinhaltet alles, was Fans der Amerikaner von ihnen erwarten.
Einen nachvollziehbaren Aufbau, schräge Teile, Härte, Sanftheit und einen Spannungsbogen, der einem jedes Mal von Neuem begeistert – und vor allem einen Abschluss bildet, den in dieser Form nur die Amerikaner regelmässig hinkriegen. Zusammengefasst: Nein, «Parasomnia» ist trotz der Rückkehr von Mike Portnoy innerhalb des Dream Theater Sounduniversums nicht im eigentliche Sinne progressiv. Und ja, nach den vielen musikalischen Ausflügen von Portnoy während seiner Abwesenheit hätte ich mehr erwartet. Aber Ja «Parasomnia» ist auch ein gewohnt massiv starkes Album. Zähle ich das Debüt von 1989, das Album mit Keyboarder Derek Sherinian von 1997 von «The Astonishing» ab, komme ich, zusammen mit «Parasomnia», auf dreizehn Album-Klassiker, und das scheint mir doch einzigartig. Vielleicht bin ich aber auch schlicht nur ein Dream Theater Musik-Versteher und -Fan, und solche wird auch das neue Album garantiert begeistern.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/JwOjMJB0Q2k
Es ist das erste Studio-Album seit der Runderneuerung von Gitarristin Filippa Nässil. Mit Sängerin Linnéa Vikström, Schlagzeugerin Joan Massing und der zurückgekehrten Bassistin Majsan Lindberg ging die Gitarristin bereits auf ausgedehnte Tour und präsentierten THUNDERMOTHER als schlagkräftiges Kollektiv, das schnell zu sich fand, als geschlossene Einheit auftrat und den Besuchern Abend für Abend den Allerwertesten musikalisch versohlte.
Mit dem bereits vor einiger Zeit veröffentlichten «I Left My License In The Future» kam ein Ohrwurm ans Tageslicht, der die Hoffnungen und Erwartungen für «Dirty And Divine» in unermessliche Höhen hievte. Herausgekommen ist nun ein vielseitiges und vielschichtiges Werk, das von der kernigen Stimme von Linnéa lebt und einmal mehr zeigt, welche fett aufspielende Gitarristin Filippa ist (sie macht den Ton dieser Truppe aus!). Zusammen mit dem druckvoll aufspielenden Rhythmus-Block geht absolut nichts schief, überlässt zugleich auch rock'n'rolligen Nummern wie «Can't Put Out The Fire» genügend Platz, um sich entfalten zu können. Die kernigen, Dirty Looks lastigen Nummern dürfen dabei nicht fehlen und bekommen mit «Speaking Of The Devil» neue musikalische Kinder.
Speziell dieser Track ist ein Klassiker, wie man ihn nicht alle Tage schreibt, aber bestens in die Vergangenheit der Donner-Mamis passt. Grossartig auch der Gesang bei «Feeling Alright», der von The Bangles stammen könnte. Hier öffnen sich Thundermother neue Türen, welche den Ladies Airplay garantieren sollte, ohne sich dabei selbst zu verbiegen oder von ihren Traditionen abzuweichen. Die angriffslustigen Smasher nennen sich «Take The Power» und «American Adrenaline», während die Mütter bei «Dead Or Alive» schon fast mit den Grooves von D-A-D kokettieren, als diese noch "ihren Tag verschliefen", um mit der Stadion-Hymne «Bright Eyes» nochmals eine Duftmarke in Richtung Radio zu senden.
Filippa und ihre Damen haben erneut alles richtig gemacht, erfüllen meine eigentlich nicht erreichbaren, hohen Erwartungen problemlos ohne mit der Wimper zu zucken und legen nach dem sehr geilen Vorgänger («Black And Gold») nochmals ein paar Briketts ins lodernde Feuer. «Dirty And Divine» markiert ein grandioses Album einer noch immer feurigen Band, die noch ganz viel zu sagen hat und mit ihrem Handwerk die alten Bands locker beerben kann. So einzigartig und wiedererkennbar wie Thundermother sind, hat sich keine andere Truppe in den letzten zehn Jahren mit sechs Studio-Alben ins Zentrum der harten Musik gespielt. Die Zukunft gehört definitiv Thundermother, ohne Wenn und Aber!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/xFX1vks5CQA
OBSCURA bildeten schon immer die Schnittstelle zwischen technischer Brillanz und progressivem Ehrgeiz. So entstand über die Jahre eine komplexe wie kraftvolle Diskografie. Ihr neuestes Werk «A Sonication» setzt dieses Vermächtnis nahtlos fort und zeigt die unvergleichlichen technischen Fähigkeiten der Band, die vertraute Gefilde wieder aufgreift, die langjährige Fans begeistern dürfte.
Der Opener «Silver Linings» ist ein starker Ritt, der rasante Riffs mit einem melodischen Touch verbindet. Das rasante Tempo und die komplizierten Überlagerungen ziehen augenblicklich die Aufmerksamkeit auf sich. Titel wie «In Solitude» und «The Prolonging» folgen in ähnlich ausgefeilter Ausführung. Obwohl Obscura mit diesen Tracks das Rad nicht neu erfinden, sind sie extrem unterhaltsam. «A Sonication» ist vollgepackt mit Griffbrett-Zauberei und rhythmischer Präzision, welche die Fans erwarten. Der herausragendste Momente der Platte ist wohl «The Sun Eater», in dem die Band eine Death-infizierte Intensität an den Tag legt, die der Tracklist eine willkommene Böshaftigkeit verleiht.
James Stewarts Schlagzeugspiel ist hier besonders beeindruckend, treibt das Stück mit unerbittlicher Kraft voran und die Vocals liegen ausnahmsweise überwiegend im Growlbereich. Nach acht Songs ist auch schon Schluss und der Titeltrack «A Sonication» schliesst mit einer Mischung aus atmosphärischen Momenten und umwerfenden Gitarrensoli ab. Er erinnert an Obscuras Fähigkeit, epische Abschlüsse zu kreieren. Das musikalische Niveau des Albums ist wie immer erstklassig. Steffen Kummerer dirigiert stets brillant durch die Songs, während Neuzugang Kevin Olasz sein ganz eigenes Flair in die Gitarren-Arbeit einbringt.
Robin Zielhorsts bundlose Basslinien bilden dafür einen sanften, dynamischen Kontrapunkt zum Schredder-Chaos. «A Sonication» erreicht zwar nicht ganz die bahnbrechenden Höhen von früheren Werken, liefert aber eine solide Dosis des technischen Death Metals, für den die Band bekannt ist. Es ist unbestritten, dass Obscura immer noch das Feuer und das Talent haben, und «A Sonication» fühlt sich erneut wie ein Sprungbrett zu etwas Grösserem an. Obwohl ihr Sound das Rad nicht neu erfindet, schafft es das Album dennoch, eine befriedigende Mischung aus technischem Death Metal und melodischer Raffinesse zu liefern.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/lmzUmTdFLEY
«The Festering Dwellers» ist das Debüt-Album der italienischen Todesmetaller SHRIEKING DEMONS. Die Death Metal Band wurde 2021 gegründet, und ihre Einflüsse von Bands wie Autopsy, Death oder Possessed sind offensichtlich. Die zehn Songs werden aber mit einer solchen Wucht dargeboten, dass es keine Rolle spielt, dass sich dieses Rad schon viele Male zuvor gedreht hat.
Auf «The Festering Dwellers» zählt nur die wahnsinnige Menge an knallharten Riffs, heulendem Gesang und dreckigen Elementen, die bei den Zuhörern durchdringen. Trotz der morbiden Herangehensweise ist die Musik reich an Tiefe und Leidenschaft – der Fünfer hat sehr viel Herzblut in dieses Album gesteckt. Diese Leidenschaft hat sich ausbezahlt, denn die Platte ist einprägsam und packend, aber mit Mitgliedern aus fantastischen Bands wie Assumption und Bottomless sollte das nicht wirklich überraschen. Horrorartige Klänge eröffnen das Album mit dem Song «Devour My Wicked Soul». Die Instrumentierung ist sauber, aber stets unheimlich.
Die Band versteht es, eine ansteigende Spannung zu erzeugen (was auch für die restlichen Songs gilt) und alle möglichen Töne zu verwenden, um eine nervöse Stimmung oder Angst aufzubauen. Der Gesang besteht aus gewalttätigen Schreien und rauen, kehligen Growls, die charmant und dennoch erfrischend altmodisch klingen. «Abstract Hallucinating» versucht sich nach anfänglichen Schiessbuden-Gebärden eher an einem doomigen Sound, was wirklich überzeugend daherkommt. Der letzte Song ist «Apostasy, Sodomy And Sacrilege». Ein Track, dessen galoppierende Rhythmen mit zum Besten des gesamten Albums gehören.
Der Sound des Silberlings ist rau, jedoch kein monotoner Schnellzug, und er unterstreicht das überzeugende Songwriting, das mit heftigem Aderlass und glatten Riffs schlicht explodiert. Shrieking Demons verstehen es exzellent, das passende Tempo an der richtigen Stelle einzusetzen. «The Festering Dwellers» ist wieder einmal ein atemberaubendes Debüt-Album, das eindrücklich zeigt, dass auch in diesem Genre noch nicht aller Tage Abend ist. Jeder der zehn Tracks ist vollgestopft mit denkwürdigen Momenten und bietet viele Gründe, die vierzig Minuten Spielzeit erneut auf sich zu nehmen. Das Jahr 2025 ist wahrlich noch frisch, doch die Messlatte für Death Metal wurde bereits hoch gelegt!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/xh3ek3flqnY
Kurz bevor Magnus Karlsson wieder mit Primal Fear zu neuen Erfolgen aufbrechen wird, veröffentlicht er mit The Ferrymen das vierte Album. Seit 2016 besteht das Trio aus ihm, Meistersänger Ronnie Romero und Meistertrommler Mike Terrana. Bei so vielen Meistern ist es oftmals so, wie bei den Meisterköchen…, sie verderben den Brei.
Ich bin ein bekennender Fan von Mike und Ronnie, aber an Ende des Tonträgers sind es die Songs, welche den Unterschied ausmachen. Ronnie singt einmal mehr wie ein junger Gott. Man erkennt ihn unter Millionen von Sängern heraus. Mike trommelt, als wäre er eine Krake, die mit acht Armen gesegnet ist und verleiht den Songs die Power, die sie benötigen. Mit dem Manowar-artigen Chor bei «Mother Unholy» und den akustischen Parts kann diese Nummer mit vielen positiven Momenten auf sich aufmerksam machen.
Daneben fehlen den Tracks aber der Druck, der durch eine traditionelle Produktion vieles wett machen würde. Einiges, wenn nicht (zu) vieles wird durch die Produktion aber zugekleistert und erfüllt in meinen Ohren nicht den Dienst, der das Schrauben an den Knöpfen im Studio erledigen sollte. So wie es bei «Darkest Storm» im Ansatz zu vernehmen ist oder der mächtigen Ballade «Dreams And Destiny». Wer The Ferryman mag, respektive bisher schon mochte, wird von «Iron Will» bestimmt nicht enttäuscht sein.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/seruJrCjY7E
Ja, ich mag Speed und Thrash Metal! Ja, ich mag viele kleine Bands, da hat sich in den letzten Jahren ein beindruckende Szene entwickelt. Ja, ich mag Produktionen, welchen der Spagat zwischen den Achtzigern und Heute gelingt. Leider mag ich «Burn In Metal» von VIOLENTOR aber überhaupt nicht. Wieso? Wollen wir dem mal auf den Grund gehen.
Die Italiener sind schon seit 2011 aktiv, haben nun sechs Alben am Start und huldigen Bands wie Motörhead, Venom oder Gehennah. Was mir hier aus Boxen dröhnt, ist allerdings nicht gerade das Gelbe vom Ei und erinnert mich eher an eine Schulband, welche die ersten Gehversuche unternimmt. Bandgründer Alessio Medici meint dazu: "Wir sind zu 100 Prozent Metal. Wir sind die meistgehasste Band Italiens. Wir sind live wilde Tiere. Wir killen Posers, spucken auf das Kreuz und pissen auf eure Gräber". Spricht für sich…
Nun, songwriterisch ist «Burn In Metal» dermassen einfallslos und langweilig, dass mir nach drei Tracks die Augen bereits zufallen. Der Übergang zwischen «Pitch Black» und «Voievod» ist mir zuerst gar nicht aufgefallen, dermassen stumpf und gleich klingt das Ganze. Was das dazwischen platzierte «Cicci» genau soll, entschliesst sich mir auch nicht. Ist das ein Song oder ein Intro? Dazu kommt eine Produktion, welche schon in den Achtzigern verrissen worden wäre. Ah, sorry das unterstreicht natürlich die "Trueness" des italienischen Trios. Hängen bleibt allerdings genau nichts, und aufgrund der Kompromisslosigkeit werden sich sicher glühende Anhänger zu «Burn In Metal» finden…, ich gehöre jedoch nicht dazu!
Rönu
https://www.youtube.com/embed/chZ0uRiOEEA
Oha - in der exakt 45-sten Sekunde des Titeltracks wird auch gleich losgeballert, in schönster, alter Death Metal Manier aus Dänemark, ohne Schnörkel, ohne Umschweife, einfach volles Pfund aufs Maul.
Bei MACERATION hat es dazu noch einen Wechsel beziehungsweise eine Fixierung des Growler-Postens gegeben - war Dan Swanö auf dem Comeback-Album «It Never Ends... » zu hören und für das Mixing/Mastering zuständig, brüllt nun Jan Bergmann Jepsen alles in Grund und Boden. Vorneweg, er macht seinen Job gut, keine Frage - allerdings, was mir persönlich aufgefallen ist: Swanö hatte irgendwie mehr Variabilität in seinen Growls, Bergmann Jepsen hingegen bleibt eher in seinen etwas monoton wirkenden Gefilden hängen.
Das muss jetzt nicht zwingend störend sein, wenn man aber, so wie ich, den Vorgänger kennt und damit zwangsläufig Vergleiche zieht, so ist dies schon bemerkbar. Der instrumentalen Fraktion tut dies aber keinen Abbruch, denn nach wie vor erklingt Death Metal der alten Schule aus den Boxen, mit ein paar Melodiebögen, aber nie zu viel. Fans von Bloodbath, Vader, Hypocrisy oder eventuell auch Eternal Oath werden hier auf jeden Fall fündig, anderen wird mindestens ein Ohr voll von «Serpent Devourment» empfohlen. Kracht!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/BBDvr0Zadeg
Nach dem Erfolg ihres Debüts «...And Then, The Abusement Park Left Town» (2022) kehren NEKOMATA mit ihrem mit Spannung erwarteten, zweiten Album «Euphoria» zurück.
Bekannt für ihren einzigartigen Power Core, der Power Metal, Metalcore, Death Metal und progressive Elemente vereint, hievt die Band um Andrea Olivieri (Vocals), Andrea Cappellari (Gitarre, Programming), Alberto Mezzanotte (Drums) und Filippo Zavattari (Bass) ihren charakteristischen Sound auf die nächste Stufe. Gegründet von Zavattari und Cappellari, entstanden Nekomata aus ihrer gemeinsamen Liebe zu diversen Genres.
Das Album «Euphoria» ist kein Konzept-Album im engeren Sinne, aber der thematische Faden, der jeden, der zehn Tracks zusammenhält, bietet dem Zuhörer eine kohärente lyrische Erfahrung. Von sozialem Druck bis hin zu existenziellen Erkenntnissen behandelt die Scheibe die Vergeblichkeit der endlosen Jagd nach Erfüllung mit einem dunklen und zynischen Ton. Die Mailänder sind überzeugt, dass die Fans des ersten Albums dieses Material noch mehr lieben werden, denn «Euphoria» birgt eine härtere, schnellere, stärkere und bessere Version ihres Sounds, der bis zur Perfektion ausgefeilt wurde.
Anders als viele moderne Metalacts sind Nekomata besonders stolz darauf, ihre Studio-Aufnahmen live produziert zu haben - keine Backing-Tracks oder PA-Verstärkungen. Was auf dem Album zu hören ist, wird man auch zu 100% live erleben. Mit Einflüssen, die von Architects über Veil Of Maya bis hin zu Periphery reichen, ist «Euphoria» ein Zeugnis für Nekomatas breit gefächerten Musikgeschmack und dem Wunsch, technische und dennoch zugängliche Musik zu liefern.
Somit wurde ihr Ziel Musik zu kreieren, die die besten Aspekte eines jeden Genres vereint - Geschwindigkeit und Melodie des Power Metal, die moderne Produktion des Metalcore, die Aggression des Death Metal, progressive Tiefe und sogar die eingängigen Vibes der Popmusik, definitiv erreicht. Mit einem Sound, der als wütend, schnell, melodisch, gewaltig und technisch beschrieben wird, entwickelten sich Nekomata wirklich weiter und verfeinerten ihre Kunstfertigkeit hörbar. «Euphoria» ist eine ehrgeizige Reise, die das Streben nach Glück in seinen vielen Variationen erforscht.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/-y6vG-eq71Y
Ein Jahr vor «Bad Religion» erschien das Album «Eye Of The Storm» von BRAZEN ABBOT, das in der gleichen Besetzung eingespielt wurde. War der Nachfolger eher in den Gewässern von Deep Purple, so schipperte «Eye Of The Storm» in der Frühphase von Rainbow. Allein der Titelsong als erinnert Opener mit seinem Flair an den Regenbogen zu Zeiten von Ronnie James Dio.
Mit «Twist Of Fate», «Line Of Fire», der Deep Purple «Hush» Verneigung «Wake Up Everybody», dem schnellen «The Road To Hell» und dem sanften «I'll Be There For You» finden sich Hits auf der Scheibe, die jeder Rock-Fan lieben wird. Diese Scheibe besitzt einen unglaublichen Reiz und wird, wie sein Nachfolger, die Classic Rock Fans in den Bann ziehen. Speziell die gospelartigen Chöre bei «I'll Be There For You» beweisen, dass Bandleader Nikolo nicht nach dem Reissbrett agiert hat, sondern sich Gedanken beim Komponieren machte, damit etwas Eigenständiges und Erhabenes entstehen konnte.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/a3oBRDCAtGs
Chris Boltendahl von Grave Digger ist momentan "on fire". Da nimmt der gute Mann mit seiner Hauptband ein starkes Werk auf und produziert so nebenbei noch die Alben von Rigorious und eben auch WARWOLF. Die Band, welche von 1994 bis 2021 noch unter dem Namen Wolfen immerhin sechs Studio-Alben veröffentlichte, ist sehr tüchtig und bringt bereits den dritten Release innert vier Jahren unter die Leute.
Stilistisch befindet man sich irgendwo in der Schnittmenge von Grave Digger, Accept und Iron Maiden, wogegen Sänger Andreas von Lipinski mich an Andy B. Franck (Brainstorm) und Blaze Bayley erinnert. Beim Vorgänger bestanden grosse Ähnlichkeiten hin zu Iron Maiden, und das Songwriting begeisterte mich so, dass ich neun Punkte zückte. Die Maiden Einflüsse sind zwar zwischendurch noch da, doch auf «The Final Battle» sind diese nicht mehr ganz so präsent. Songs wie der Ohrwurm «Eye Of The Storm», das galoppierende «A New Hope» oder der über 9-minütige Titeltrack beweisen, dass WarWolf nichts von ihrer Stärke eingebüsst haben.
Ein Genuss sind wieder einmal die Solos der Herren Müller und Noras, welche den Songs das Sahnehäubchen aufsetzen. Das ist wahrer Metal, ohne Keyboards, geradlinig und trotzdem melodiös. Hier wird kein Schnickschnack gespielt, sondern geradliniger, eingängiger Heavy Metal. Typisch teutonisch könnte man sagen, was in diesem Fall aber ein Indiz für Qualität ist. Auch wenn mich der Vorgänger noch mehr gepackt hat, reicht das hier Gebotene wieder locker für eine Bewertung über acht Punkte hinaus.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/GOC6T0-cvtQ
Ein verspätetes Weihnachts-Geschenk wird mir von BECERUS aus bella Sicilia gemacht. Mit dem Album «Troglodyte» werden meine primitiven Urinstinkte geweckt, und diese Band ist heisser als ausgespuckte Lava vom Ätna!
Mit dem Intro «Rise Of The Energumen» wird schon mal mächtig Nervenkitzel verbreitet, aber so richtig los geht es mit «Obduscated By Imbecility» zu urgewaltigem Death Metal der alles plattwalzt, und die eingestreuten Gitarren-Soli sind absolut genial. Die Growls, die ohne Texte auskommen, werden wie ein zusätzliches Instrument eingesetzt. «Aggressive Illiterate» schlägt auf massive Weise zu, und das verrückte Gitarren-Solo passt wie Arsch auf Eimer. Ein Groove-Lawine wird mit «Primordial Instinct» losgetreten und das hohe Niveau wird auch hier spielend gehalten. Zudem ist das Gitarren-Solo ist nicht von dieser Welt.
Massive Riffs lassen mit «Bestius» keinen Stein auf dem anderen. Das ist primitiver Death Metal in seiner reinsten Form. Ein wahnwitziges Zwischenspiel bietet «Cacato», und so werden die Grenzen hin zum Grindcore schon ein wenig verwischt. Mit «Pathetic Bovine Humour» wird das Tempo auf Highspeed erhöht, aber durch die zahlreichen Breaks mit zermahlenden Riff bleibt genügend Abwechslung übrig. Der Titeltrack ist ein weiterer Volltreffer aus dem Hause Becerus. Da passt einfach alles perfekt zueinander, und man möchte, dass dieser Brecher noch ewig weitergehen würde. Ein Hassbrocken ist «Brosura», der wild um sich tritt.
Eine heftige Eruption wird mit «Progressive Mental Retardation» ausgelöst und auch mit dieser Nummer Becerus' Keule mächtig geschwungen. «Sepicus Ebbeth Macagno» tendiert eher in Richtung Grindcore und geht dementsprechend gewaltig ab. Das massive Break macht diesen Track zu einem weiteren Volltreffer! Kurz und heftig, so schüttelt uns «Fat Laughters In Absolute Degradation» durch. Der letzte Track «Grunt'Em All» punktet mit viel Groove und weiteren, massiven Riffs. Wow, da ist Becerus mit «Troglodyte» ein Hammer-Album gelungen und für mich sicher jetzt schon eines meiner Top-5-Alben für 2025!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/SX7UuoLFy_Q
Eine Wiederveröffentlichung die Sinn macht und speziell die Classic Rock Fans ansprechen wird, lesen sich die daran beteiligten Sänger doch wie das "who is who" der Hard Rock und Melodic-Szene. Mit Joe Lynn Turner (ehemals Rainbow, Deep Purple), Göran Edman (ehemals Yngwie Malmsteen) und Thomas Vikström (Therion, Ex-Candlemass) geben sich stimmgewaltige Shouter das Mikrophon in die Hand.
Zusammen mit der Rhythmus-Sektion von Europe, namentlich Ian Haugland und John Levén plus Keyboarder Mic Michaeli hat Initiator und Gitarrist Nikolo Kotzev sein Leben darauf ausgerichtet, Musik mit feinen Klassik-inspirierten Momenten zu versehen. Das 1997 erschiene Werk entstaubte damals ein dem Tod geweihtes Genre und hatte mit dem Ohrwurm «Nightmares» einen kleinen Hit in den eigenen Reihen. Dass Nikolo bei Deep Purple und Rainbow seine Inspirationen herholte, ist dem Fundament der Lieder zu entnehmen.
Der Bulgare lässt mit «Bad Religion» aber kein uninspiriertes Tribut-Album vom Stapel, sondern lässt seine Eigenständigkeit gross aufflammen. Liede, wie die Ballade «Two Of Kind» (mit einem unter die Haut gehenden Göran), das schnelle «Day Of The Eagle», das mit leichten Gospel-Anleihen versehene «We Don't Talk Anymore» oder Joe in Höchstform bei «Love Is On Our Side» sind durchgehend Tracks, welche sich Liebhaber der Abteilung Classic Rock auf jeden Fall einmal angehört haben müssen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/HVoYOILuJN8
Hexen sind in der Schweiz ein besonders sensibles Thema, da Anna Göldin, die letzte Person, die 1782 in Europa wegen Hexerei hingerichtet wurde, ein tragisches Vermächtnis hat.
Ihre brutale Hinrichtung ist eine eindringliche Erinnerung an die Hexenjagden, die Europa heimsuchten, und macht die Auseinandersetzung mit ähnlichen Themen in der Musik für das Schweizer Publikum umso ergreifender. SCITALIS' «Maledictum», inspiriert von den schwedischen Hexenverbrennungen des 17. Jahrhunderts, knüpft an diese dunkle historische Ader an und bietet ein raues und intensives Black Metal Erlebnis. Das Album wird von wildem Tremolo-Picking und Blastbeats angetrieben, die den Zuhörer sofort in eine unerbittliche und aggressive Atmosphäre eintauchen lassen.
Die Gitarren fügen melodische Elemente inmitten der Wut hinzu und sorgen für einen auffälligen Kontrast, damit die Musik nicht eintönig wird. Scitalis mischen schnelle, mittelschnelle und langsame Abschnitte und zeigen so einen dynamischen Ansatz für die Songstruktur. Auch die Soli sind eher auf der melodischen Seite und verleihen der Gesamt-Komposition mehr Dramatik. Doch trotz der starken Instrumental-Arbeit des Albums schwächelt «Maledictum» in einem entscheidenden Bereich: dem Gesang.
Während die Produktion professionell ist und die Texte von Verzweiflung und Zorn durchdrungen sind, inspiriert von den Hexen-Prozessen in Schweden zwischen 1668-1676, ist der Gesang selbst schwach und eher schlecht abgemischt. Die hohen Schreie, die tief im Mix vergraben sind, wirken gehaucht und haben nicht die nötige Kraft, um die Intensität der Musik zu ergänzen. Man höre da mal in die Produktion «Eiger» von Aara, wie es sein könnte. Diese eher schwache Gesangs-Leistung schmälert die Wirkung des Albums und verhindert, dass es sein volles Potenzial entfaltet.
Die Tracks auf «Maledictum» verschmelzen auch oft miteinander, es fehlt an klaren Hooks oder herausragenden Momenten, was es für den Zuhörer schwierig macht, sich an einen bestimmten Song zu binden. Fans von rauem, aggressivem Black Metal werden dennoch ihre Freude an der handwerklichen Qualität des Albums haben, insbesondere an den ausgefeilten Gitarren-Riffs und -soli. Tracks wie «Reborn», «Trial» und «Endless Wrath» unterstreichen die Fähigkeit der Band, kraftvollen, emotionsgeladenen Black Metal zu spielen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass »Maledictum» eine solide Leistung von Scitalis ist, die aber aufgrund des schwachen Gesangs nicht ganz so grossartig ausfällt. Es hat zwar die Zutaten für ein grossartiges Black Metal Album, sprich heftige Intensität, melodische Elemente und ein faszinierendes historisches Thema, aber letztlich fehlt der entscheidende Funke, um es wirklich unvergesslich zu machen. Fans von aggressivem schwedischen Black Metal werden es zu schätzen wissen, aber Gelegenheits-Zuhörer werden es schwer haben, sich mit dem Material zu beschäftigen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/k2ICTnOVEHE
Die ist das dritte Album von DUNES, des Trios aus Newcastle, UK. Schwere Black Sabbath Riffs prägen die Musik der Engländer, was schon der erste Song «Cactus» aufzeigt.
Auch das folgende «Tides» wartet auf mit einem klassischen Tony Iommi Riff. Nur der etwas monotone, klare Gesang von John Davies ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Erinnert in weitesten Sinne etwas an Neil Young. Was die Briten etwas von anderen Stoner-Bands unterscheidet, ist, dass hier zwei ganz ordentliche Sänger am Start sind, wenn man sich an die Stimmen gewöhnt hat. Auch Bassist Ade Huggins bringt sich gesanglich mit ein. Sonst kriegt der Zuhörer halt gewohnten Stoner-Stoff geboten, wie dies viele andere Bands auch tun. Würde mich noch interessieren, ob Tony Iommi weiss, dass seine kultigen Gitarren-Riffs bei so vielen Bands verbraten werden. Auf jeden Fall hauen die Briten hier viele solcher Riffs heraus, und eben nur der Gesang der beiden Sänger hebt das Ganze etwas von anderen Düster-Rock-Bands ab. «Land Of The Blind» kann man sich durchaus anhören, muss es aber nicht unbedingt.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/YmFwgD7Tht8
Das dritte Album der Japaner ILLUSION FORCE bietet eine Mischung aus wilden Double-Bass Drum-Parts («Halfana»), melodischen Elementen («Kaleidoscopic»), Queen Sounds auf Kokain («Miracle Superior»), so als würde man Stratrovarius mit DragonForce kreuzen.
Was mir jedoch von der ersten Sekunde an die Zehennägel bis zur Kniescheibe zurückziehen lässt, ist die schrille Stimme von Jinn Jeon. Genügend Baldrian-Tropfen, um diesen "Gesang" während der kompletten Spielzeit zu ertragen, gibt es nicht. Auch sonst versuchen die Nippons (bewusst) einen neuen Stil zu kreieren, um damit aus der Flut an neuen Bands herauszustechen. Etwas, das ihnen mehr schlecht, denn recht gelingt. Nun gut, es war eben schon alles da und ein Truppe, die gerade einmal seit 2018 existiert, wird sicherlich noch ihren Weg finden müssen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/9cQCB5WTdl0
Weder US-Metal und Prog Rock noch Melodic Death Metal und Hard Rock passen zusammen, und doch stehen da konkret zwei Musiker dahinter, die beide Welten für sich verbinden können. Ersterer ist Kurdt Vanderhoof (Metal Church, Presto Ballet) und Zweiterer Björn "Speed" Strid, der sich neben seiner Stammband Soilwork mit THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA eine alternative Spielwiese geschaffen hat, die nun mit dem siebten Longplayer bevölkert wird.
Die Wiedergeburt oder zumindest der Anstoss einer weiteren Welle an knackigem Hard Rock mit starker Schlagseite hin zu den 80ern geht mit Bestimmtheit auf The Night Flight Orchestra zurück, die bekanntlich im Dezember 2017 erstmals in der Schweiz aufschlugen und für unauslöschliche Momente im Zürcher Dynamo gesorgt hatten, als sich gegen 200 Fans ins Keller-Gewölbe quetschten und Zeuge dieser melodischen Ur-Gewalt wurden. Seither sind einige Jahre vergangen, die unsägliche COVID-Pandemie und der total überraschende wie völlig schockierende Suizid von Soilwork-Kollege David Andersson (47) im September 2022 inklusive.
Darin liegt wohl auch der Hauptgrund, dass es nun vier Jahre gedauert hat, dass der Nachfolger von «Aeromantic II» (2021) den nächsten Anlauf nimmt, die Vibes der ersten drei Alben wieder aufzugreifen und mit neuem Leben aufzufüllen. Da der leider viel zu früh verstorbene David nebst den Lyrics auch einen gewichtigen Anteil als Songwriter hatte, schraubte die Erwartungen entsprechend in die Höhe. Dies zuletzt auch deswegen, da vor allem die beiden «Aeromantic» Alben zwar weit weg von Ausfällen waren, aber eine zumindest für mich spürbare kompositorische Korrosion in Richtung Mittelmass eingesetzt hatte.
Hört man sich nun das neue Werk an einem Stück durch, geht es eindeutig wieder in die richtige Richtung, was sich fürs Erste schon mal beruhigend auswirkt. Der Opener «Stratus» geht bereits gut ins Ohr, und spätestens bei «Melbourne, May I» und «Miraculous» sind wir wieder voll im Geschäft, gefolgt von weiterem, herrlichem Flair der Pop-Legende ABBA bei «Paloma». Auch der Titeltrack geht runter wie Öl und lässt manche Frontiers-Combo hinter sich. Dazu gehören generell natürlich wieder eine ganze Menge an Synthie-Sounds der 80er, die das unerlässliche Herzstück dieser Mucke bilden und das Gesamtbild abrunden.
Bei «Paris Point Of View» kommt dann auch wieder die rhythmische Varianz zum Vorschein, die vor allem das Masterpiece «Amber Galactic» (2017) auszeichnete. Nimmt man noch die Landsleute von Nestor (mit ihrem sackstarken Debüt «Kids In A Ghost Town» von 2021) als Massstab, bewegen sich TNFO mit «Give Us The Moon» locker auf Augenhöhe. Allerdings fehlt mir hier (noch) ein absoluter Killer-Track, will heissen, dass die neue Scheibe der schwedischen Flight-Crew noch ein paar Durchgänge benötigt, um weiter an Terrain zu gewinnen. Ich bin mir aber ganz sicher, dass David Andersson (R.I.P.) daran auch seine helle Freude hätte.
Rockslave
Punkte: 9.0 von 10
2. Meinung: Bands wie Gathering Of Kings, Houston, Brother Firetribe oder Nestor haben in den letzten Jahren bewiesen, dass AOR noch lange nicht tot ist, auch wenn von den ehemaligen Grössen Journey und Toto nur noch wenig Prickelndes kommt und Survivor schon lange das Zeitliche gesegnet haben. Auf meiner persönlichen Favoritenliste haben sich aber The Night Flight Orchestra mittlerweile ganz nach oben gespielt. Sechs Alben, welche auf einem unglaublich hohem Niveau sind, haben Soilwork Sänger Björn Strid und sein Flugpersonal schon veröffentlicht.
Album Nummer Sieben steht sicher unter einem besonderen Stern, schliesslich musste die Band doch den Tod von Songwriter und Gitarrist David Andersson verkraften, der 2022 im Alter von nur 47 Jahren verstarb. Die Frage, ob man trotzdem noch auf demselben Niveau musizieren kann, darf nach mehrmaligem Genuss getrost mit "Ja" beantwortet werden. Sicher haben TNFO beim Schreiben der dreizehn neuen Songs auch David ein würdiges Erbe hinterlassen. Die Scheibe beginnt mit einem Intro, in dem die Band gebeten wird nun endlich ans Gate zu kommen, damit der siebte Flug endlich losgehen kann.
Dieser beginnt mit «Stratus», einem Song, der auch in den 80ern eine gute Figur gemacht hätte. Starke, prägnante Keyboards treffen dabei auf einen treibenden Rhythmus und der einzigartigen Stimme von Björn. «Shooting Velvet» geht noch weiter zurück, nämlich in die 70er und erinnert an Disco-Zeiten wie übrigens auch «A Paris Point Of View» welches wie eine etwas härtere Version von Boney M klingt. «Give Us The Moon» ist aber noch voll von Highlights. «Like The Beating Of A Heart» glänzt zum Beispiel mit grossartigen Synthie-Melodien und «Miracolous» ist eine fröhliche Abgehnummer, inklusive mehrstimmigem Refrain.
«Way To Spend The Night» glänzt derweil als temporeicher Rocker, der in den 80er garantiert ein Hit gewesen wäre. Doch die beiden grossen Highlights sind der Titeltrack mit einem Refrain zum Niederknien und der Rausschmeisser «Stewardess, Empress, Hot Mess (And The Captain Of Pain)», der mit über sieben Minuten längste Song des Albums. Das Epos beginnt balladesk, steigert sich aber zu einer Nummer, welche auch Journey nicht besser hätten schreiben können. «Give Us The Moon» ist erneut eine AOR-Perle geworden, welche sich auch getraut Disco-Elemente und eine fröhliche Grundstimmung zu verarbeiten. Das Teil ist in dieser kalten Jahreszeit eine wohltuende Abwechslung und rauscht nur knapp an der Höchstnote vorbei.
Rönu
Punkte: 9.5 von 10
https://www.youtube.com/embed/argnFyOa2E4
Im Begleittext zum Album fragt der kreative Kopf des Genre übergreifenden Projektes: "Kann es denn wirklich möglich sein, das eigene Ego zu vernichten? Das Spiegelbild zu verfluchen, sich bis auf das Mark zu hinterfragen, um zu ergründen, was von einem selbst noch übrig bleibt?“
«Egomessiah» – das Debüt-Album des Projekts PINHEAD, geboren aus der finsteren Seele Ilja John Lappins, Bassist und Sänger der progressiven Metal-Garde The Hirsch Effekt. Der Name Pinhead, einst ein Werkzeug der Qual und des Handwerks, birgt nun die dunklen Schatten eines Schreckens-Erzeugers, der aus den Visionen des Horrorfilms "Hellraiser" stammt, welcher 1988 veröffentlicht wurde, wie mir von Ilja bestätigt wurde. Hier thront der Pinhead als Führer der Cenobiten, als Dämone, dessen Gesicht von Nägeln durchbohrt ist und der die schrecklichen Grenzen zwischen Lust und Schmerz beherrscht.
In dieser Gestalt ist Pinhead ein Symbol für Leid, Strafe und den finsteren Abgrund menschlicher Begierden. So ruft auch Lappins Pinhead in «Egomessiah» zu einer grausamen musikalischen Auseinandersetzung mit Schmerz und Selbstreflexion, als wolle er die Hüllen der Existenz abstreifen und die tiefsten Schatten des Ichs beschwören. Das Album vermengt Progressive Metal, industrielle Dunkelheit, gothische Schwermut und elektronische Klänge zu einer wahnsinnigen Reise durch das Zerrissene und Unergründliche des Selbst.
«Egomessiah» ist ein überaus wildes Auf und Ab der Gefühle, ein chaotischer Sturm, der zwischen himmlischen Melodien und zerrissenen Metal-Riffs, zwischen akustischer Stille und wütenden Ausbrüchen schwankt. Lappins Stimme gleitet von Engelsklängen zu wilden, zerfressenden Growls und trägt die düstere Geschichte des Selbstzerfalls und der Wiedergeburt. Jeder Song, ein Kapitel in dieser Reise: «Lapse» zerrt den Vorhang der Vergangenheit auf, «Violetor» verlangt nach einer fast schon spiritueller Hingabe. Der «Egomessiah» erhebt sich, um das eigene Ego zu zerstören – ein Wettstreit mit der eigenen Verderbtheit.
Im offiziellen Statement erfährt man weiter: "«Egomessiah» – der brüllende Abschied von der alten Welt, das Aufbrechen in die Ungewissheit, der Ruf nach dem Neuen und – vor allem – dem eigenen Ich." Ein Album, das einen auf eine Reise der Zerstörung und des Neubeginns schickt, ein Feuersturm zwischen Chaos und Erlösung. Ein episches Werk, das die Grenzen der Seele bis zur letzten Faser erschüttert und daher nicht einfache, musikalische Kost ist, und trotzdem könnte ein Song wie «Counterfate» neben Ed Sheeran im Radio laufen. Auf alle Fälle spannend auch zu erfahren, was da noch kommt.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/xO1foav5IA0
Das zehnte Album der Italiener LABŸRINTH bietet genau das, was man sich von den Jungs um Keyboarder Oleg Smirnoff wünscht. Seit über dreissig Jahren duellieren sich die Gitarren mit dem Keyboard und werden durch die Stimmen der Sänger gelenkt.
Mit Roberto Tiranti hat die Truppe einen stimmgewaltigen Shouter in den eigenen Reihen und macht vier Jahre nach dem letzten Studio-Album klar, dass sie noch immer mehr zu bieten haben als puren Stiefel-Pathos. Die Lieder liegen irgendwo zwischen Stratovarius, den alten Virgin Steele wie Joe Satriani und bestechen durch viel Abwechslung, viele Emotionen und noch mehr Metal. Labÿrinth sind weit weg von einer kitschigen Metal-Truppe, sondern lassen bei «Out Of Place» die Gefühle und die Tempo-Wechsel für sich sprechen.
Zudem brilliert man im Double-Bass Drum-Gewitter von «At The Rainbow's End» und beim Midtempo-Knaller «The Right Side Of This World» mit den entsprechenden Refrains wie solistischen Darbietungen (Gitarristen Andrea Cantarelli und Olaf Thörsen). Wer auf Abwechslung steht, sprich Songs bei denen es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt, dem Speed und Power Metal nicht abgeneigt ist und ab und zu einzelne Prog-Parts akzeptieren kann, kommt an «In The Vanishing Echoes Of Goodbye» nicht vorbei!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/WVSrVm-pHCE
Nach einem Jahrzehnt der Funkstille folgt mit «Lightning In A Bottle» endlich wieder Futter von PENTAGRAM für alle Doom-Jünger. So hat das Urgestein Bobby Liebling eine neue Mannschaft zusammengestellt, und diese Truppe zeigt sich auf diesem Album von seiner besten Seite.
Bereits mit «Live Again» demonstriert Bobby Liebling auf eindrückliche Art und Weise, wer eine der ausdrucksstärksten Stimmen im Doom-Universum besitzt. Musikalisch geht die Band sehr flott zu Werk. Schon mal ein sehr gelungener Einstand. Mit Drive geht «In The Panic Room» in die Vollen, und die Riffs formen ein massives Fundament. In der Mitte taucht ein ruhiger Teil auf, und Bobby Liebling klingt nun wie Johnny Cash auf Metal. Massive Riffs werden mit «I Spoke To Death» zelebriert, und schon ist ein weiterer Klassiker aus dem Hause Pentagram geboren.
Bei «Dull Pain» wird die Groove-Keule gekonnt geschwungen und so auch mit schonungsloser Wirkung eingesetzt. Dazu wird noch ein episches Gitarren-Solo serviert. Mit Tribal-artigem Getrommel beginnt «Lady Heroin», und dieser Song klingt wirklich nach dem Versinken im Drogensumpf. Man kann die ausweglose Situation eines Abhängigen förmlich spüren, und Bobby Liebling weiss ja genau, worüber er da singt. Kurz und beschwingt, so quillt «I'll Certainly See You In Hell» aus den Boxen. «Thundercest» ist ein geiles Riffmonster, das mit einem weiteren, genialen Gitarren-Solo ergänzt wird.
Mit ganz viel Groove kann «Solve The Puzzle» vollends überzeugen, während «Spread Your Wings» mit geilem Gefiedel startet und mit massiven Riffs mächtig Stimmung erzeugt. Die ruhigen Breaks sorgen für Abwechslung und markieren so den nächsten Volltreffer. Als Nächstes steht der Titelsong an, und das ist wieder so eine geniale Nummer, die zwischen Johnny Cash und massiven Riffs hin und her pendelt! Einfach nur genial, was Bobby Liebling und seine Musiker da bieten. Episch und monumental geht es mit «Walk The Sociopath» weiter und hinterlässt damit eine Doom-Hymne für die Ewigkeit.
Als Bonustracks sind noch «Start The End» und «Might Just Wanna Be Your Foul» am Start, und diese beiden Tracks halten das hohe Niveau der anderen Songs spielend aufrecht. Am Schluss steht noch einen Rough-Mix von «Lady Heroin» bereit, und so findet dieses sensationelle Album einen entsprechend grandiosen Abschluss. Mit diesem Album ist Bobby Liebling und seinen Mannen ein sehr grosser Wurf gelungen, und alles andere als zehn Punkte wäre hierfür der blanke Hohn, ich verneige mich!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/no0sZqnX5ZU
Knapp drei Jahre nach ihrem aufsehenerregendem Comeback-Album «Eyes Of Obliviom» stehen die unverwüstlichen High-Energy Rock'n'Roller THE HELLACOPTERS ein weiteres Mal auf der Matte.
Pünktlich zu ihrem 30-jährigen Jubiläum werden sie mit «Overdriver» vorstellig. Nach dem letzten Album, dass in der Heimat Schweden die Spitze der Charts erreichte, konnte man gespannt sein, ob ein gleichwertiges Werk möglich sein könnte. Allen Zweiflern zum Trotz ist «Overdriver» ein weiteres Highlight in der langen Geschichte der Band. Die Kombination von Gitarrist Dregen und Sänger/Gitarrist Nicke Andersson versprüht nach wie vor eine einmalige Magie. In Sachen Songwriting muss man den Herren sowieso nichts mehr vormachen.
Auch auf diesem neusten Streich wimmelt es nur so vor grossartigen Melodien und vor Dreck triefenden Riffs. Wie gehabt bleibt die Individualität und ein entsprechender Wiedererkennungswert auf einem hohen Level. In Sachen Kick Ass Rotz Rock mit Charisma bleiben die Hellacopters auch 2025 an vorderster Front, wenn auch der Aggressivitäts-Faktor nicht mehr ganz so hoch gefahren wird wie früher. Was mit Sicherheit noch fortwährend Bestand aufweist, ist der Charme aus der Kombination von frühen KISS und MC5.
Chris C.
https://www.youtube.com/embed/AlQ5XwmKdls
Das Debüt-Album der deutschen TYRAN startet mit einem knochenspaltenden Schrei von Sänger Nicolas Peter. Mit einer unglaublichen Wucht und Doppel-Solos, wie sie Downing/Tipton oder Reale/Flyntz spielten, geht der Fünfer mit «Protectors Of Metal» ins Rennen. Dicht gefolgt von «Bomber».
Die beiden Tracks zeigen, dass die Jungs den Metal mit der Muttermilch aufgesogen haben und als eine amerikanische Version von Bullet (Schweden) durchgehen. Die Herren versuchen das Album mit unterschiedlichen Tempi interessant zu gestalten, was ihnen sehr gut gelingt. Dabei erinnert man sich an die frühen Achtziger-Jahre, als vieles noch wild, ungebremst, hemmungslos und frech war. Wie mit «Thrill Of The Chase» oder dem schnellen «Highway Warriors». Highlight ist jedoch der Titelsong mit einem leichten Flair von Mercyful Fate. «Tyran's Oath» sollten sich alle Metalheads mal zu Gemüte führen, und ich bin mir sicher, dass sich danach sehr viele Zuhörer dem Sound der Bajuwaren nicht mehr werden entziehen können.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/X1hWc5EBCQk
Das einstige Side-Baby AVATARIUM von Candlemass Legende und Gründungs-Mitglied Leif Edling hat seit dem selbstbetitelten Hammer-Debüt von 2013 bis 2022 vier weitere Meisterwerke hervorgebracht, und nun steht nach drei Jahren das nächste Opus in den Startlöchern. Das Kern-Duo wie Ehepaar Marcus Jidell (g, keyb, Ex-Royal Hunt, Ex-Evergrey) und Jennie-Ann Smith (v) ist nach wie vor an Bord und wird durch Mats Rydström (b) und Andreas Johansson (d) ergänzt.
Ich kam schon früh in Kontakt mit dieser Weltklasse-Band, und seither lechze ich nach der genialen Musik von Avatarium. Die Line-up Wechsel der letzten Jahre führten auf Seite des Songwritings zu keinen grösseren Verwerfungen, und dennoch hat sich die Band stets weiterentwickelt. Im Zentrum steht natürlich seit je her der grandiose Gesang von Jennie-Ann als kongenialer Gegenpart zum tonnenschweren Doom-Getöse der Anfangsjahre. Im Stall des einstigen Label-Krösus "Nuclear Blast" standen die Zeichen auf Sturm, was den professionellen Support angeht, und doch ist die Truppe bisher nie richtig gross geworden.
Vielleicht ist das sogar eher besser, aber die Geschmäcker des (Mainstream-) Publikums sind hierbei eh nicht relevant, und lieber eine eingeschworene, überschaubare Fanbase, die voll hinter ihren Lieblingen steht. Vergleicht man den Bombast vom dritten Album «Hurricanes And Halos» (2017) mit dem vorletzten Werk «Death, Where Is Your Sting» (2022) stellt man fest, dass sich der früher zelebrierte Doom Metal spürbar in Richtung Doom Rock verschoben hat. Das heisst allerdings nicht, dass man sich nun von den härteren Roots verabschiedet hat, aber auf dem neuen Album befinden sich jetzt auch dezente Piano-Klänge.
Dies kommt auch daher, dass die Songs zu einem guten Teil so entstanden sind, heisst mitunter auf dem Piano erarbeitete Ideen wurden anschliessend auf die Gitarre übertragen. Der wuchtige Opener «Long Black Waves» bringt zunächst aber mal die bekannten Trademarks in aller Herrlichkeit zum Tragen, was nicht nur mir umgehend ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Gleiches geschieht darauf mit «I See You Better In The Dark», wo der Sound mit rockigen Vibes bereichert wird und neben der Hammond auch Jidells Solo heraussticht. Was spätestens hier auffällt, ist die wuchtige Produktion, die alles wegfegt, was nicht standhaft ist.
Aber wo ist das Piano, von dem ich einleitend sprach? Bei «My Hair Is On Fire (But I'll Take Your Hand)» ist es dann soweit..., zu Beginn wie am Ende, und dazwischen poltert es trotzdem. Wunderschön dann das insgesamt ruhige «Lovers Give A Kingdom To Each Other», wo das Arrangement der akustischen Gitarren das Sahnehäubchen bildet, bevor einem «Being With The Dead» den nächsten Doom-Hammer mit rockiger Attitüde verpasst. Diese Rezeptur findet weitere Anwendung, während das Instrumental «Notes From The Underground» überrascht und der getragene Titeltrack (mit Piano!) für einen wunderbaren Schluss sorgt, genial!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/VFKfPIV_aZc
Das dritte Album der Brazil-Jungs von LANDFALL erklingt wie eine Mischung aus der positiven Attitüde von Freedom Call, der Melodien von Night Ranger und einer gehörigen AOR-Schlagrahm-Dekoration. Zumindest lässt dies der Opener «Tree Of Life» von «Wide Open Sky» vermuten.
Landfall scheuen sich zudem auch nicht Dream Theater artige Momente («SOS») einträufeln zu lassen und halten so das Gesamtbild sehr breit. Dass die Band aber weit weg von einer technisch verspielten Truppe ist, welche bloss der Anzahl an Tönen statt der Emotionen den Fokus verleiht, belegt «When The Certain Falls», bei dem sich der Vierer mit leicht mitsingbaren und mitpfeifbaren Melodien präsentiert. «Wide Open Sky» ist eine coole Scheibe geworden, welche viel gute Laune versprüht, Lust auf mehr macht und sich daheim in der Stube ebenso wie bei einer lautstarken Fahrt im Cabrio empfiehlt.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/D2kCELfDWMg
Black Metal aus UK wird einem von OLD FOREST auf ihrem neuen Album «Graveside» geboten. Gestartet wird mit «Curse Of Wampy» und das mit einem Auftakt, der nach Slayer klingt. Leider rumpelt es danach gewaltig im Karton, und das Chaos ist unaufhaltbar.
Irgendwie klingt das nach schlechten Proberaum-Aufnahmen von 1990. Obskur geht es mit «Witch Spawn» weiter und eine natürliche Produktion hat schon ihren Reiz, aber dieser Sound ist unterirdisch! Auch musikalisch sind Old Forest nicht gerade das Gelbe vom Ei. «Solstice Sacrifice» sucht die Kraft in der Ruhe, und das ist der beste Song bis jetzt. Ein Instrumental namens «Interment Of Ashes» wird mit einem romantischen Glockenspiel dargeboten. Zurück ins Horror-Kabinett findet man derweil mit «Decrepit Melancholy» und ja, es wird noch schlimmer! Leider sind auch «Halfway Human» und «Soil Of The Martyrs» keine Lichtblicke. Mit dem abschliessenden «Forgotten Graves» ist dieses schaurige Schauspiel endlich vorbei. Mit dem neuen Werk «Graveside» haben sich Old Forest auf jeden Fall gar keinen Gefallen getan!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/3_063Fxg8fM
Der Name MIKAEL ERLANDSSON ist aus der Melodic-Szene kaum mehr wegzudenken. Der Schwede hat im Bezug auf Qualität genauso wie auf Quantität definitiv eine Spitzenposition inne. Ob als Sänger, Gitarrist, Keyboarder oder Songwriter, was der gute Mikael anfasst, verwandelt sich in musikalisches Gold.
Sein Können hat er schon in einer Vielzahl von Projekten unter Beweis gestellt. Vor allem seine Band Last Autumn's Dream, beziehungsweise die Nachfolge-Formation Autumn's Child sind in Melodic- und AOR-Kreisen feste Werte. So ganz nebenbei hat er im Laufe der Zeit noch ein paar Solo-Scheiben veröffentlicht. Die Sechste liegt uns nun zur Beurteilung vor. Mit Songs wie dem Opener «Evil Eye», «Call My Name», «Circus, Flamenco In The Snow» oder «C'est La Vie» zeigt der Mann eindrücklich, wie man die relevanten Trademarks des Melodic-Genre in charismatische Songs verpackt. Knackige Melodien, kombiniert mit eingängigen Strukturen, das Ganze veredelt mit einer wunderbaren Stimme, filigranen Keyboard-Klängen und satten Gitarren-Riffs. Ein typisches Erlandsson Album eben, das aber bezüglich der Hitdichte nicht ganz an vorderster Front mithalten kann.
Chris C.
https://www.youtube.com/embed/7W4sLBpv0so
Eigentlich ist das zweite Album der Finnen bereits im Oktober erschienen, allerdings nur in Nordamerika über Headsplit Records. Nun haben sich Dying Victims (wer sonst?) VITRIOLIC angenommen, respektive veröffentlichen das Album nun auch in Europa und zwar sowohl als CD, wie auch als Vinyl. Das Trio aus Tampere kennt dabei keine Gnade und serviert einen deftigen Imbiss aus Speed und Black Metal.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wer Dying Victims Records zu seinen favorisierten Labels zählt, weiss haargenau, was er kriegt. Die Produktion ist räudig und roh, eigentlich genau passend zum recht stumpfen Song-Material. Der Opener «Crown Of Fire» atmet den Spirit von Venom, während «The Eternal Return» deutlich thrashiger um die Ecke rauscht. Dass die Band auch gemässigter unterwegs sein kann, beweist «Envenom Katharsis», welches durch galoppierende Passagen gut unterhalten kann.
Ansonsten bietet «Black Steel Vengeance» solide Genre-Kost, auch wenn Sänger "Gatekeeper Ares" sicher nicht jedermanns Geschmack trifft. «Black Steel Vengeance» wird seine Fans sicher finden und sei denjenigen empfohlen, welche Bands wie Hellripper, Venom, Knife oder Deströyer 666 gut finden. Gut möglich, dass die ganze Angelegenheit live noch einen Tick mehr zündet. Das Album macht definitiv Spass, auch wenn die Klasse der genannten Bands noch nicht ganz erreicht wird.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/idIPgHCSeUQ
Kleiner Abriss der Bandgeschichte: SUNLIGHT wurden 2009 gegründet und veröffentlichten zwei Jahre später ihre erste EP namens «Rockin' All Around». 2015 erschien das erste und bis dato einzige Album «My Own Truth». Nachdem man dieses Jahr gleich drei neue Mannen an Bord geholt hat, gibt es nun endlich Nachschlag in Form von «Son Of The Sun».
Die Klientel dieses Werkes ist schnell gefunden: Wer Stratovarius, Helloween, Dynazty, Axxis oder Freedom Call mag, dürfte mit der Musik dieses Quintetts schnell warm warten. Die druckvolle Produktion verleiht dem Sound den nötigen Wumms, lässt aber genug Freiraum für Feinheiten. Sänger Mike Karasoulis erinnert mich dabei an eine Kreuzung aus Timo Kotipelto (Stratovarius) und Bernhard Weiss (Axxis). Die Keyboards spielen bei Songs, wie dem Opener und Titeltrack, eine tragende Rolle, trotzdem braten die Gitarren immer noch ordentlich.
Mit «Mystery» ist den Griechen ein weiterer Kracher gelungen, der durch Eingängigkeit und starken Solos glänzt. Ein gewisses Niveau wird auf «Son Of The Sun» nie unterschritten, allerdings haben Sunlight in Sachen Refrains und Hooks, welche sich tief ins Hirn einbrennen, noch Steigerungs-Potenzial. Ausserdem braucht man schon ein ausgeprägtes Faible für eine gewisse Fröhlichkeit, welche Bands wie Fellowship oder Within Silence ebenso praktizieren.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/E1Xpl_u6Z6E
Für eine 1983 gegründete Band sind sechs Alben nicht wirklich viel. Nachdem SACRIFICE bis 1993 vier Longplayer veröffentlicht hatten, löste man sich im gleichen Jahr auf. Nicht unüblich zu dieser Zeit, schliesslich hatte der Grunge die Metal-Euphorie mit einem Schlag weggeputzt. Dreizehn Jahre später kam es zur grossen Reunion, heisst 2009 wurde «The Ones I Condemn» auf die hungrige Meute losgelassen und bekam gute Kritiken. Kaum zu glauben, dass jetzt schon wieder so viel Zeit vergangen ist, doch nun ist es endlich soweit.
Zwar haben Sacrifice es nicht geschafft, den Status von ihren Landes-Genossen Anvil und Exciter zu erreichen, aber das spielt keine Rolle. "Unser ursprünglicher Plan war es, eine EP aufzunehmen", lässt uns Gitarrist und Sänger Rob Urbinati wissen. "Aber irgendwann hatten wir mehr grossartige Songs, als eigentlich vorgesehen. Deswegen haben wir schliesslich zugestimmt, ein komplettes Album zu machen. Es hat sich wie in alten Zeiten angefühlt. Die Magie im Studio war auf jeden Fall wieder da.
Wir können es kaum abwarten, bis sich die Leute «Volume Six» endlich anhören können. Unsere alten Fans werden das Album lieben, und hoffentlich können wir auch ein paar neue Anhänger dazugewinnen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand davon enttäuscht sein wird." Wer das Gefühl hat, die Band könnte aufgrund ihres Alters etwas gemässigter unterwegs sein, sieht sich getäuscht. Sacrifice haben nichts von ihrer Aggressivität eingebüsst, und so ist «Volume Six» ein Album mit einer mächtigen "Leck mich!" Attitüde ausgestattet.
Klar, neue Standards setzt man nicht, aber dennoch werden Thrash-Fans ihre helle Freude an Songs wie der Abrissbirne «Comatose», dem arschgeilen Stampfer «Antidote Of Poison» oder dem für Moshpits sorgenden «We Will Not Survive» haben. Sänger Rob klingt dabei wie der kanadische Bruder von Tom Angelripper, während die Musik Thrash, Groove und Einflüsse des Punk verarbeitet. Nein, enttäuscht wird mit «Volume Six» tatsächlich kaum jemand, aber will man mehr als nur eine Band mit Kult-Charakter sein, wäre es ratsam, wenn man als Fan nicht wieder sechzehn Jahre auf den nächsten Streich warten muss!
Rönu
https://www.youtube.com/embed/kISqU7lqvp8
Dream Theater Fans der härteren Gangart werden hier aufhorchen, wenn sie in das zweite Album der Spanier AFTER LAPSE reinhören. Mit vertrackten Drum- und Bass-Parts, dem Zusammenspiel zwischen Keyboards und Gitarre und der sehr starken Stimme von Rubén Miranda werden die Jungs offene Türen des Traumtheaters einrennen.
Trotz aller Verspieltheit lassen After Lapse den melodischen Part von «Images And Words» einfliessen und versuchen stets, den Zuhörer in ihre musikalischen Landschaften miteinzubeziehen. Die neun Tracks befinden sich alle bei der fünf Minuten Marke und bieten somit keine zu ausufernden Momente, bei denen sich die Musiker zu sehr in ihren Egos verlieren könnten. Dream Theater Fans aufgepasst, da könnte mit dem Album «Pathways» etwas Interessantes auf Euch warten!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/ty_9YtnsJXc
Die Fans der Melodic Power Metal Truppe mussten einiges an Geduld aufbringen, aber nun sind WITHIN SILENCE nach sieben Jahren mir ihrem dritten Album zurück. Wenn man Theocracy supporten darf oder am "Elements Of Rock" in Uster auftreten kann, dürfte jedem klar sein, dass hier das Christentum nicht verteufelt wird.
Das macht sich auch in der Stimmung und der Charakteristik von «The Eclipse Of Worlds» bemerkbar, welche fröhlich und hell daherkommt. Das erinnert an Bands wie Fellowship, Majestica oder Stratovarius, ohne aber ganz an die Klasse der genannten Bands heranzukommen. Die handwerklichen Fähigkeiten der Slowaken sind jedoch unbestritten und die Produktion fett, aber die Songs verlieren sich zu oft in der Mittelmässigkeit.
«Land Of Light» ist durch seine fröhliche Melodie schon fast "over the top", besser ist da schon «Divine Power», welches flott durch die Boxen jagt. Das grösste Manko der Scheibe zeigt sich beim Uptempo-Banger «Battle Hymn», denn hier fehlt es nicht nur bei diesem Song an einem Refrain oder einer Melodielinie, die richtig zündet. Somit spricht «The Eclipse Of Worlds» wohl in erster Linie Metal-Fans mit einer Affinität für White Metal an. Keine schlechte Scheibe, der es aber an Höhepunkten fehlt.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/EfdIHlo4MGM
Fast 30 Jahre Band-Geschichte fanden 2023 ein jähes Ende, als sich DARK FORTRESS nach der letzten Tour auflösten. Als Erbe hinterlassen die Bayern nun mit «Anthems From Beyond The Grave» ihr erstes Live-Album. Dabei wurden Shows in Rotterdam und Bochum aufgezeichnet, die nun in einem Mix veröffentlicht werden.
Erstaunlich ist die Tatsache, dass die Ansagen in Rotterdam auf Niederländisch vorgetragen wurden. Zieht man Intro und Outro ab, bleiben dreizehn Songs übrig, welche das ganze Repertoire der Deutschen aufzeigen. Vom melodischen Black Metal der Frühphase bis hin zu den progressiveren Aufnahmen wurden alle Schaffensphasen berücksichtigt. Die Produktion ist allererste Sahne, denn sie fängt die kühle und gleichzeitig dunkle Atmosphäre perfekt ein, klingt aber trotzdem nicht wie ein Demo und auch Publikums-Reaktionen sind präsent, was in diesem Genre ja nicht selbstverständlich ist.
Mitsingspielchen oder Refrains zum Mitgröhlen wie in anderen Genres sind im Black Metal live ja wirklich nie ein Thema. Keine Frage, mit diesem Live-Werk haben sich Dark Fortress ein würdiges Denkmal gesetzt, und es wird wohl so manchen Fan da draussen geben, der beim Anhören dieses Vermächtnisses ein lachendes und weinendes Auge haben wird. Ein lachendes aufgrund des Genusses von «Anthems From Beyond The Grave – Live in Europe 2023» und ein weinendes, weil dies gleichzeitig das endgültige Ende von Dark Fortress bedeutet.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/VZ2-eIbYm4c
Ok, gut - ich kann mich noch genau erinnern, als ich mir zum ersten Mal die finsteren Klangwelten von END OF GREEN anhörte..., hart, dunkel, verschlingend. Gut, es war ein anderes Album als ihr Debüt «Infinity» (1996), aber auch ohne den Anfang miterlebt zu haben, wusste ich, dass da etwas war, was mich faszinierte und auch fesselte.
Nun, seit dem letzten Album «Void Estate» (2017) sind nun auch schon wieder einige Jahre ins Land gezogen, und gemäss den letzten Einträgen auf "unsocial media" steht uns in Bälde ein neues Album bevor. Doch ehe dem soweit ist, wird eine Neuauflage des Debüts geboten. Und obgleich es sich um eine Re-Interpretation bekannten Materials handelt, könnte man, sofern man den direkten Vergleich zieht, im Prinzip von neuen Tracks sprechen (dies ist sogar effektiv möglich, da dem Release auch die Ursprungs-Version beiliegt).
Die Stücke wurden nämlich generell totalüberholt, sind modern und auch klar distinguierbar aufgenommen worden, ohne die ursprüngliche Substanz aus dem Fenster zu werfen. In Gamer-Kreisen würde man jetzt von einem Remake sprechen - und wieso sollte man dies hierbei nicht auch tun? Ergo: End Of Green haben ihre Ursprünge modernisiert, und wenn man jetzt hiervon auf das kommende Album schliessen möchte, dann steht uns ein echter Kracher bevor. Hammermässig!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/Yu4u7-Bqsbc
Hoppla, nachdem das letztjährige Album «Last Of A Kind» das erste Lebenszeichen von PANZERCHRIST nach zehn Jahren war, folgt nun bereits der Nachfolger und das bereits neunte Album der Bandgeschichte. Auch dieses Mal musste die Band erneut einen Wechsel im Line-up vornehmen. Die Drums bedient nun neu Ove Lungskov (Rotten Ocean), der Kurzzeit-Drummer Danni Jelsgaard ablöste.
Der Vorgänger war mit einem ziemlichem starken Black Metal Einschlag versehen, nun macht man einen Schritt zurück Richtung Oldschool Death Metal. Thematisch widmet man sich der Hexenverfolgung. Der Opener «Blood Leeches» fängt vielversprechend an, entwickelt sich dann aber zu einem zu verschachtelten, fast schon psychedelischen Song. Da gefallen mir Abrissbirnen wie «Mist Of The Moat», «Ritual» oder das ruhigere «Curse Of Desire» um einiges besser. Hier kommt die fiese Stimme von Sängerin Sonja Rosenlund Ahl auch am Besten zur Geltung. Insgesamt ist «Maleficium Part 1» ein ordentlicher Schlag in die Magengrube, auch wenn die grossen Knaller ausbleiben.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/NfeH_A-qJvw
"The most merciful thing in the world, I think, is the inability of the human mind to correlate all its contents." H.P. Lovecraft's «The Call of Cthulhu» (1928)
In den unfassbaren, jenseitigen Ecken des Alls, dort, wo das Nichts selbst schimmert und zu einem unsäglichen Dämmerzustand des Unerklärlichen wird, entfaltete sich eine uralte Musik, und finden wir Trost in den unheimlichen Klängen der Grossen Alten, deren Musik widerhallt mit der kosmischen Dissonanz und den unaussprechlichen Schrecken des Universums. Mit ihrem neuen Werk «Kadath» taucht die Band weiter in das rasende Labyrinth von H.P. Lovecrafts unermesslichsten Visionen hinab. Hier werden wir nicht nur mit dem Makabren konfrontiert, sondern vielmehr eingeladen, ja, förmlich gezwungen, die albtraumhaften Gänge der Traumlande zu durchschreiten, auf der Suche nach der sagenumwobenen Stadt Kadath, die Randolph Carters gequältes Bewusstsein heimsucht.
Das fünfte Werk von THE GREAT OLD ONES verlässt die gewohnten Tiefen des Cthulhu-Mythos und taucht stattdessen in die unbekannteren Weiten von Lovecrafts Traumzyklus ein. Das Ergebnis ist eine ebenso berauschende wie erschreckende Reise, die die Grenzen zwischen grausamer Wunderwelt und unsagbarem Schrecken verwischt. «Kadath» beginnt mit dem majestätischen und doch unheilvollen zweiteiligen «Me, The Dreamer», das Carters rastlose Reise durch das Land der Träume widerspiegelt. Jede Note scheint vor fieberhafter Sehnsucht zu pulsieren, doch das unerbittliche Tempo der Musik unterstreicht die Hoffnungslosigkeit seines Unterfangens. Wir werden in eine Welt hineingezogen, in der Traum und Wirklichkeit verschwimmen.
Das Ganze wird zudem bei jedem Schritt von unüberwindlichen Gefahren und einem schleichenden Wahnsinn begleitet, der uns den Verstand zu rauben droht. Schon beim ersten Zittern der Gitarren wird klar, dass The Great Old Ones die Grenzen ihrer bisherigen Werke weit überschritten haben. Das Songwriting ist reicher, die Atmosphäre betörender und der Horror greifbarer. Der eröffnende Titel fungiert zugleich als Prolog und Einladung – uns hineinziehend in Carters Halluzinationen, wo Städte mit unmöglicher Geometrie in den Sternen glänzen und Götter der Albträume aus der sich windenden Dunkelheit hervorlugen. Mit Wucht und Präzision erschafft die Band eine Klanglandschaft, die die Komplexität und den Schrecken der Traumlande widerspiegelt.
Benjamin Guerrys Gesang, rau und guttural, ruft die Verzweiflung und den Schrecken eines Mannes hervor, der am Rande des Wahnsinns steht. Die Gitarren, meisterhaft geschichtet von Guerry, Aurélien Edouard und Alexandre Rouleau, schwanken zwischen melancholisch-melodischen und verzweifelt-dissonanten Tönen, während Gregory Vouillats Bass und Julian Deanas Schlagwerk die gesamte Reise mit einer unerbittlichen Intensität stützen. Gemeinsam erschaffen sie eine klangliche Manifestation von Carters emotionaler Zerrissenheit und dem Abstieg in den Wahnsinn.
Eines der auffälligsten Merkmale von «Kadath» ist die eindrucksvolle Nutzung des Raums in der Musik. Das Album bewegt sich nahtlos zwischen chaotischen, kakophonen Ausbrüchen und Momenten unheimlicher Ruhe, die die wandelnden Landschaften von Carters Träumen widerspiegeln. In Stücken wie «Leng», einer 15-minütigen, instrumentalen Odysee und dem schaurigen «Second Rendez-Vous» fängt die Band den scharfen Gegensatz zwischen der Schönheit und dem Schrecken der Traumlande ein.
Gerade in diesen Momenten des transzendentalen Staunens, des kosmischen Erstaunens, entfalten die The Great Old Ones ihre wahre Pracht. Die gespenstischen Melodien, das unerbittliche Schlagwerk und die viszerale Gesangs-Darbietung verschmelzen zu einem Erlebnis, das gleich einer Reise in einen kosmischen Fiebertraum ist. Die Band beherrscht es meisterhaft, das Zerebrale mit dem Primalen, das Fantastische mit dem Grauen zu vereinen. «Kadath» ist ein Meisterwerk, eine klangliche Reise, die im Geist verweilt, lange nachdem der letzte Ton in die Leere versickert ist.
Am Ende ist «Kadath» mehr als nur ein Album. Es ist ein Portal – ein Tor zu den Welten jenseits des menschlichen Begreifens, wo die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen und die Schrecken des Kosmos offenbart werden. The Great Old Ones haben sich einmal mehr als die unerbittlichen Navigatoren des Lovecraft'schen Abgrunds erwiesen. Für jene, die wagen, über den Schleier zu blicken, ist «Kadath» eine Einladung – eine Herausforderung, das Unvorstellbare zu erblicken und sich dem kosmischen Schrecken zu stellen, der an den Rändern unserer Wahrnehmung lauert..., und lest mehr Lovecraft!
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/_WIlAaIikqc
Das definitive Live-Album der polnischen Progressive-Meister aus Polen. Aufgenommen am 01. Juni 2024 im COS Torwar in Warschau, bildet «Live ID» den Höhepunkt des «ID.Entity»-Albumzyklus von RIVERSIDE mit einer starken Live-Performance von zwölf Songs und über 110 Minuten Spielzeit.
Das Album enthält nicht nur mitreissende Performances von Songs aus Riversides aktuellem und hochgelobtem Studio-Album «ID.Entity» von 2023 wie «Landmine Blast», «Big Tech Brother» oder «Self-Aware», sondern greift auch Tracks wie «Addicted», das von Bass getriebene «Panic Room» oder «Conceiving You» auf überzeugende Weise wieder auf und unterstreicht einmal mehr die einzigartige Position und Relevanz der Band innerhalb der aktuellen, progressiven Musik-Szene. Mariusz Duda behauptet, dass Live-Veröffentlichungen von Riverside auf Konzerten immer besser rüberkommen als auf Studio-Alben.
Tatsächlich entfalten ihre Songs erst bei Live-Auftritten ihr volles Potenzial, und da dürfte er wohl recht haben. Die polnischen Proggies zeigen einmal mehr, warum sie in der Progressive Rock Szene ganz vorne mitspielen. Es ist die Mischung aus technischer Präzision, fettem Sound und emotionaler Tiefe, die Riverside so einzigartig macht. Und so ist dieser Ohren- beziehungsweise Augenschmaus definitiv ein grandioses Musikerlebnis, das sich kein wahrer Prog-Fan entgehen lassen sollte!
Crazy Beat
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Das vierte Album innerhalb von acht Jahren, das kann sich sehen lassen. Die schwedischen WILDNESS liegen dabei irgendwo zwischen Danger Danger, H.E.A.T, Warrant und Crashdïet, gehen das Ganze aber melodischer an.
Die Gitarren lassen die Achtziger wiederaufstehen und haben mit den Keyboard-Melodien den softeren Part in den eigenen Reihen. Fallen dabei aber auch immer in ein bisschen seichtere Momente ab. «Broken Heart», «Caugh Up In A Moment», «Poison Ivy», das schnelle «Stand Your Ground» und die Ballade «I'll Be Over You» besitzen ganz viel Flair und holen das jüngere Fans damit ab. Zu meiner Zeit wurden solche Tracks aber mit mehr Härte vorgetragen, was in meinen Ohren besser zur Geltung kam. Ich denke da nur an Truppen wie Dokken, Ratt, Keel oder Shy. Was ich denke oder fühle, spielt aber keine Rolle, denn die fünf Schweden werden ihr Ziel-Publikum mit «Avenger» problemlos erreichen und es erneut auf ihre Seite ziehen können.
Tinu
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Das Ausmisten bei den Labels (den sinkenden Verkäufen sei Dank) macht auch bei erfolgreichen Bands keinen Halt. So verkündeten Shakra erst kürzlich, dass sie zu Frontiers Music gewechselt sind. Wie auch Hans Ziller (Gitarre) und BONFIRE, die den neusten Streich «Higher Ground» bei den Italienern vertreiben lassen.
Was sich auf den letzten drei Studio-Scheiben schon angekündet hat sowie bei den drei neu eingespielten Klassikern («Don't Touch The Light», «Fireworks», «Point Black»), findet auf «Higher Ground» seine perfekte Umsetzung. Bei keinem anderen Vorgänger wurde dermassen gekonnt und fantastisch die Ur-DNA von Bonfire mit der härteren Gangart der Neuzeit wie auf der neusten Scheibe umgesetzt. Dies liegt einerseits an Drummer Fabio Alessandrini (Annihilator) und an Sänger Dyan Mair sowie andererseits an der kongenialen Gitarren-Arbeit von Hans, respektive insbesondere Frank Pané. Songtechnisch fällt keine Nummer ab.
Weder der schelle Opener «I Will Rise» mit seinem mitreissenden Doppel-Solo, noch die nachfolgende Hymne «Higher Ground». Der grandiose Gesang bei «I Died Tonight» wie auch die mit einer wunderschön gesegneten Akustik-Gitarre versehene Ballade «When Loves Come Down» lassen den Zuhörer träumen. «Falling» hätte locker auf einer der Killer-Scheiben aus den Achtzigern gepasst, wie auch das rockige «Spinnin' In The Black». Bonfire können mit «Higher Ground» an die goldenen Zeiten anknüpfen, und Hans ist seiner Idee, wie Bonfire im 21. Jahrhundert klingen müssen, äusserst nahegekommen.
Tinu
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«Scorched Earth», das neue Album des österreichischen Duos HARAKIRI FOR THE SKY, ist eine zutiefst emotionale und introspektive Reise, die zu gleichen Teilen aus Verzweiflung und Widerstandskraft besteht. Das Album fängt die gebrochene Natur der Welt ein, in der wir leben - eine Welt, die von Konflikten und existentiellen Ängsten geprägt ist - und bietet gleichzeitig Momente unerwarteter Schönheit und Hoffnung.
Der Opener «Heal Me» gibt mit einer beeindruckenden Mischung aus melancholischen Melodien wie rauer Black Metal Intensität den Ton an und zieht den Zuhörer sofort in die emotional aufgeladene Atmosphäre des Albums hinein. Im weiteren Verlauf halten Titel wie «Keep Me Longing» und «Without You I'm Just a Sad Song» die Balance zwischen Licht und Dunkelheit. Die schweren Riffs und der düstere Gesang werden durch ruhige Klavier-Passagen aufgelockert, wodurch eine Spannung entsteht, die die menschliche Erfahrung des Navigierens zwischen Verzweiflung und Hoffnung widerspiegelt.
«Scorched Earth» erforscht sowohl persönliche Turbulenzen als auch globale Probleme, wobei «No Graves But The Sea» ein Gefühl der Hilflosigkeit hervorruft und «With Autumn I'll Surrender» Grunge und Indie Rock Einflüsse in die Post Black Metal Energie einbringt. Diese Vielfalt an Musik-Stilen bereichert das neue Werk und verleiht ihm Tiefe und Kontraste, die den Zuhörer durchgehend fesseln. Die Themen Liebe, Verlust und Lebenskrise sind in das Album eingewoben, wobei jeder Titel wie eine kathartische Befreiung von inneren Kämpfen wirkt.
Der letzte Titel des Albums, «Too Late For Goodbyes», hinterlässt mit seiner eindringlichen emotionalen Tiefe einen bleibenden Eindruck und beendet die Reise auf eine bittersüsse, aber befriedigende Weise. Der letzte Ton klingt nach wie der Nachgeschmack einer üppigen Sacher-Torte - kraftvoll und zum Nachdenken anregend. «Scorched Earth» ist voller emotionaler Tiefe und musikalischer Finessen.
Mit seinen eindringlichen Melodien, seiner kraftvollen Dynamik und seiner thematischen Auseinandersetzung mit menschlichem Leid und menschlicher Widerstandskraft stellt dieser Release einen Meilenstein im Post Black Metal Genre dar. Harakiri For The Sky haben wieder einmal bewiesen, dass sie in der Lage sind, die Essenz der dunkelsten Momente des Lebens einzufangen und gleichzeitig einen Lichtblick zu bieten, der die Reise lohnenswert macht. Zudem hat es noch zwei zusätzliche Bonustracks, die mir persönlich besonders gut gefallen. Beide eher auf der ruhigeren Seit, lasst Euch überraschen!
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/n7vej0v9V_Y
Traditionelle Metal-Fans können schon mal den Geldbeutel zücken, denn das zweite Album der Schweden ist ein erstes Highlight des neuen Jahres. Im Prinzip könnte man sagen, dass das Duo Leo Ekström Sollenmo (Schlagzeug, Bass) und Staffan Tengnér (Gitarre, Gesang, Bass) an unsere Schweizer Hoffnungsträger Amethyst erinnern. Allerdings sind CENTURY musikalisch deutlicher in der NWOBHM anzusiedeln.
Der Opener «Sacrifice» lässt schon mal alle Kuttenträger die Faust gen Himmel strecken. Herrliche Melodie-Linien treffen auf treibende Drums und sägende Riffs, dazu kommt ein simpler Refrain, der sofort im Ohr bleibt. Wären andere Bands schon froh, solch einen Song im Repertoire zu haben, setzen Century mit «Children Of The Past» noch einmal einen drauf, diesmal im Midtempo, aber nicht minder effektiv. «Necromancer» ist eine galoppierende Hymne par Excellence, «The Chains Of Hell» startet mit ruhigen Klängen und erinnert später etwas an die Frühwerke von Accept.
Über allem thront die angenehme, hohe Stimme von Staffan, welche mich auch an die Frühwerke von Speed Limit erinnert. Natürlich sind auch Century von Bands wie Maiden oder Priest beeinflusst, und so erinnert «Possessed By The Night» an Killers Zeiten. Mit dem Instrumental «Sorceress» wird ein Album beendet, welches mich seit geraumer Zeit nicht mehr los lässt. Wie auch Amethyst, gelingt es den Skandinaviern, den damaligen Geist perfekt in die heutige Zeit hinüberzuretten.
Die Produktion verleiht dem Ganzen ebenfalls Ausdruck, allerdings klingt «Sign Of The Storm» eben nicht wie ein Demo aus der Garage. Ich würde jedoch mit Sicherheit darum wetten, dass jemand, der zum ersten Mal in die Songs reinhört, schwören würde, dass man es mit einem Album der Achtziger zu tun kriegt, und das ist mitunter wohl das grösste Kompliment, das man dieser Killer-Scheibe aussprechen kann!
Rönu
Der neuste Fang im Dying Victims Teich hört auf den Namen AXETASY und stammt aus Stuttgart. 2020 wurde die Band gegründet und mit «Slicing Dreams» ein erstes Zwei-Track Demo veröffentlicht. Es hat zwar etwas gedauert, aber nun ist das erste Studio-Album Tatsache.
Wer das Label kennt, dem dürfte schnell klar werden, dass wir es hier nicht mit einer Metalcore oder Melodic Hard Rock Truppe zu tun haben. Hier wird reinster Stahl geschmiedet und mit Schwert wie Schild in den Krieg gezogen. Speed, Thrash und Heavy Metal , der alle Kuttenträger entzücken wird. Nach dem Intro startet man mit viel Spielfreude und schneidenden Riffs in den Opener «Withering Tides Of Space». Live dürfte der Track ziemlich abgehen. Auch bei Speed-Granaten wie «Fatal Maze», «Slicing Dreams» oder «Deady Witch» wird das Gaspedal gnadenlos durchgedrückt.
Verschnauf-Pausen werden dem Zuhörer nicht gewährt, denn Axetasy kennen nur eine Richtung. Die Produktion ist gerade noch so in Ordnung, und Szene-Kenner wissen längst, dass dies bei Dying Victims immer ein kleiner Streitpunkt ist. Auf alle Fälle klingt die Scheibe dermassen nach den Achtzigern, dass man nicht glaubt, es effektiv mit einem Album von 2025 zu tun zu haben. Die grosse Stärke der Schwaben ist sicher die fabulöse Gitarren-Arbeit vom Duo Johnny Kröner und Nik Mangold. Man merkt der Band den Enthusiasmus an, und auch wenn vielleicht die ganz grossen Momente noch fehlen, hat man beim Anhören von «Withering Tides» ständig ein Grinsen im Gesicht.
Rönu
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Wer sich nach dem Ableben von Mr. Big eine Nachfolge-Band wünscht, kann sich nun mit Tak Matsumoto (Gitarre), Eric Martin (Gesang, Mr. Big), Jack Blades (Bass, Night Ranger) und Matt Sorum (Drums, Guns n' Roses) innerhalb der TAK MATSUMOTO GROUP einen grossen Gefallen tun.
Auch wenn TMG keine Kopie oder einen müden Abklatsch darstellen, so ist es die (bedeutend in den tieferen Lagen singende) Stimme von Eric, welche dem Ganzen den Stempel aufdrückt. Was das Quartett veröffentlicht, klingt gut, besitzt aber nicht das Hit-Potenzial von Mr. Big und klingt mit der Zeit ein bisschen zu sehr für Musiker komponiert worden zu sein. Die Folge könnte sein, dass sich das "Mainstream Publikum" nicht unbedingt mit den Tracks auseinandersetzen wird. Irgendwo zwischen Queen, den Beatles und Mr. Big tummeln sich die Songs, lassen das musikalische Können mehr als nur Aufblitzen und haben auf jeden Fall mit «My Life», «The Great Divide» und «Endless Sky» spannende Songs zu bieten.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/WLsN8ypTSGM
Der Norweger Trym Torsen präsentiert mit THRYMR den Film-Soundtrack «Saga Of The Nord» zu einem Film, der erst noch gedreht werden muss! Geboten werden acht instrumentale Tracks, die einen in die weiten Fjorde Norwegens entführen sollen. Mit Metal hat das allerdings überhaupt nichts zu tun!
Der Opener «Landsbyen» ist erstmal sehr romantisch gehalten und das mit akustischer Gitarre. In der zweiten Hälfte wird das Ganze folkig, inklusive dem Gewieher von Pferden. «Trusselen», «Slaget», «Gravfed» und «Sorgen» sind derweil zusammenhangslose Sound-Fragmente, die mich überhaupt nicht hinter dem Ofen hervorzulocken vermögen. «Minner» ist ein Klavier-Stück, das so überhaupt nicht in den Gesamt-Kontext passt. Auf den Einsatz der akustischen Gitarre wird mit «Vandring» gesetzt und leider "überzeugt" dieser Song vor allem mit Belanglosigkeit. Zum Schluss folgt noch «Hapet» als ein ruhiges Klavier-Outro. Bei Thrymr stellt sich die berechtigte Frage: Wer soll sich diese Musik anhören und letztlich kaufen?!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/3MBt3FXhm6g
Die Schweden sind wahrlich nicht faul, denn obwohl man sich erst 2018 gegründet hat, ist «Swarming Angels & Flies» bereits das dritte Album, daneben stehen noch zwei EPs und eine Compilation zu Buche. Das ist umso erstaunlicher, weil das älteste Mitglied gerade mal 25 Lenze zählt. Sänger und Gitarrist Mateo Tervonen (der Sohn von The Crowns Marko Tervonen) ist mit neunzehn Jahren der Jüngste. Was hier bei SARCATOR musikalisch geboten wird, deutet aber nicht auf eine unerfahrene Truppe hin.
Acht neue Songs und achtmal gibt es dermassen eins auf die Fresse, dass Fans von Knife und Hellripper hellhörig werden müssten. Schon der Opener «Burning Choir» legt los, als gebe es kein morgen mehr. Dabei legen Sarcator durchaus auch Wert auf sperrige Song-Strukturen, wie ich sie auch bei Hellwitch schon gehört habe. Der Titelsong ist ebenfalls ein Musterbeispiel für diese Herangehensweise, auch wenn die Drums hier natürlich fast durchgehend Vollgas geben.
Mit dem Höhepunkt «Where The Void Begins» zeigen Sarcator zudem auf, dass man auch mit langsamerem Tempo nichts von der Aggressivität einbüsst. Diese sieben Minuten hieven die Band definitiv auf ein höheres Niveau. Einen kleinen Wermuts-Tropfen gibt es wieder mal für Vinylkäufer, da sie auf ganze drei Bonustracks verzichten müssen! Diese liegen mir auch nicht vor, aber es handelt sich um Cover-Versionen von Anti Cimex, Sarcofago und Sadus. Trotzdem ist «Swarming Angels & Flies» unter dem Strich ein wirklich starkes Statement der noch blutjungen Truppe geworden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/YDDzDy7x9ZA
Wer A sagt, muss bekanntlich auch B sagen und wie in diesem vorliegenden Fall, kann es auch mal C mit sich bringen. So habe ich nach «Dark Matters l & ll» auch ihre dritte Tetralogie-Platte «Dark Matters lll» vor mir liegen. Die vier Bulgaren von ODD CREW musizieren bereits seit über einem Vierteljahrhundert zusammen und bringen ihren alternativen, dunklen Progressive Metal unters Volk.
«Dark Matters lll» ist also der zweitletzte Teil ihrer künstlich geschaffenen Vierer-Reihe. Für Liebhaber von etwas dunklem Metal, Doom und Post Rock sind Odd Crew sicher eine gute Wahl. Besonders Sänger Vasco sticht mit seinen theatralischen Vocals schon aus dem Gesamt-Sound heraus. Seine Stimme erinnert immer mal wieder an Creeds Scott Stapp und passt auch sonst stellenweise rauchig, Grunge angehaucht perfekt zu ihrem Sound. Bereits der Starter «Blaming Time» drückt metallisch ab, latent melancholisch prügelt er sich mit dem prägnanten Bass.
«New Waters» ist in den Strophen ähnlich vertrackt wie sein Vorgänger, integriert aber einen schweren Grunge-Teppich in den massiven Sound. Dieser ist grundsätzlich schwer und dunkel, lässt dennoch die nötige Eingängigkeit nicht vermissen. «Stranger Things» und «Turning Tables» schmettern etwas mehr, sind massiv progressiv und atmosphärisch düster. Immer wieder rütteln Lead-Gitarren an den Grundmauern, die grundsätzlich aus sehr kompaktem Soundmaterial geschaffen sind. Auch das intensive «Still Alive» sowie der Rausschmeisser «Change The World» drücken hart ab.
Mit groben Riffs und eindringlichem Gesang werden durchaus Anleihen hin zu Alice In Chains mit sich gebracht. Selten brechen Odd Crew aus dem schleppend, entspannten Modus heraus, wodurch die Platte mit jedem Song gut ineinandergreift. Andererseits weiss man bei dem dichten Ablauf nicht mehr, welchen Track man aktuell auf den Lauschern hat, was irgendwie sehr schade ist. Wer also mit einer gewissen Eintönigkeit von Gesang und Musik klarkommt, kriegt über die Gesamt-Spiellänge dennoch eine originelle und spezielle Performance, die nur eine angenehm dunkle Alternative und Progressive Rock-Platte bieten kann. Bin jetzt schon auf das grosse Finale – «Dark Matters Part lV» gespannt.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/Xugau0yIMTI
TALIA HOIT stammen aus Colorado und haben bereits mit fünf Jahren mit Klavier-Unterricht begonnen. Die Sängerin und Songwriterin war unter anderem bei AnaDies und momentan noch bei Beyond Forgiveness und Ob Nixilis. Jetzt tritt sie erstmals solo in Erscheinung und hat zusammen mit Gitarrist Mat Plekhanov (Dragony), Schlagzeuger Roland Navratil (Atrocity, Leaves' Eyes) und Max Stoner am Bass das neue Album «Oceans» eingespielt, welches sich nautischen Themen widmet.
So weit, so vielversprechend. Leider reiht sich «Oceans» in die grosse Masse an durchschnittlichen Symphonic Metal Alben ein. Zwar steht die musikalische Klasse ausser Frage und alles klingt professionell eingespielt. Leider bleibt da aber nicht viel hängen. «Castaway» ist ein vielversprechender Beginn, der Opener kann mit Abwechslung und der richtigen Prise Bombast überzeugen. Auch das gleich darauf folgende «Unanchored» fällt mit seinem Folk-Touch noch in die Kategorie "gelungen".
Mit fortdauernder Spielzeit kann man dieses Niveau allerdings, und leider muss man sagen, nicht mehr halten. Die geneigte Käuferschicht dürfte sich daher nur auf Alles-Sammler und Fans von Talia Hoit beschränken. Fans von Leaves' Eyes, Edenbridge und natürlich Nightwish sind trotzdem angesprochen, zumindest mal in die Scheibe reinzuhören und sich ein eigenes Urteil darüber zu bilden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/ADpdrcQQBVM
STEVE HACKETT hat mit seinen jährlichen Auftritten im charmanten Veranstaltungs-Saal von Trading Boundaries in Sussex ein echtes Highlight für seine Fans erschaffen. Diese besondere Atmosphäre fängt sein neues Album «Live Magic At Trading Boundaries» ein.
Mit siebzehn Tracks liefert der Gitarren-Meister eine beeindruckende Mischung aus Genesis Klassikern und Solo-Stücken ab, begleitet von seiner erstklassigen Band: Roger King, Amanda Lehmann und Rob Townsend. Bei den ersten vier Songs, alle unter zwei Minuten, zeigt der Meister seine unglaublichen Fähigkeiten an der klassischen Gitarre. Meist werden nur kurze Parts der einzelnen Songs wie zum Beispiel «Supper‘s Ready» angespielt. Mit Flöte und Steves Gitarre. Alles ist sehr ruhig und bedacht vorgetragen. Die Songs strahlen eine tiefe Ruhe aus. Auch «After The Ordeal», das Steve zusammen mit Roger King allein beginnt, ist zauberhaft vorgetragen.
Oder «Only Happy When It Rains», das mit einem bluesigen Solo auf der Mundharmonika eröffnet und von Amanda klasse Gesungen wird. «Hairless Heart», das Stück von «The Lamb Lies Down On Broadway», eines der schönsten Instrumental-Stücke von Genesis, wird genial dargeboten. Schwebend, Träume webend, in Harmonie versinkend wird sich vom Original hinfort gespielt. Wie fantastisch soliert hier Roger, der schliesslich von Steve begleitet das Stück ausklingen lässt. Das Highlight des Albums. Steve und seine Mitmusiker legen hier ein wunderbares Stück Musik vor, das den Zuhörer verzaubert und eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt, sehr hörenswert!
Crazy Beat
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Acht Jahre hat man von den Jungs aus Detroit nichts mehr gehört, nun folgt mit «Master Of The Games» das zweite Album der Bandgeschichte von DEMON BITCH, welche immerhin schon dreizehn Jahre zählt. Zu hören ist ziemlich roher, phasenweise auch recht komplexer US-Metal.
Das fängt schon beim Opener «The Quickening» an, welcher ungeschliffen aus den Boxen rauscht und praktisch beim ersten Ton ist klar, dass Sänger Logon Satans Stimmfarbe nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Die ganze Sache erinnert mich an Megaton Sword und Fates Warning. Songs wie das starke «Protector And The Horse» oder das schwungvolle «Sentinel At The Spire» brauchen aber etwas Zeit, weil sie – wie die ganze Scheibe – auf grosse Refrains verzichten. Dafür gibt es virtuos gespielte Solos und ein feines Gespür für epische Riffs und abwechslungsreiches Songwriting. Demon Bitch sind sicher keine Mainstream Band. Wer aber die schon genannten Bands, aber auch Smoulder, Cirith Ungol oder Mercyful Fate mag, sollte hier bei «Master Of The Gates» durchaus mal reinhören.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/BlGgMbpCSo4
Ein Weihnacht-Aalbum, naja, davon gibt es ja auch fast keine. LUMINARE CHRISTMAS!, die 12-köpfige Band, geleitet von John Blasucci (Ex-Mannheim Steamroller) versucht sich hier auf den Spuren von Trans-Siberian Orchestras «Christmas Eve And Other» und «Ghosts Of Christmas Eve», was schon sehr gut beim instrumentalen «Mistletoe Madness»zu hören ist.
Und so finden sich sehr schön gesungene Balladen wie «Oh Holy Night», dargeboten von Amy Geis. Instrumentale Songs wie «Toy Soldiers» klingen mir halt schon zu sehr nach Trans-Siberian Orchestra. Dafür klingen sehr ruhige Balladen wie «Like A Child» wieder sehr schön. Die ruhigen Momente kommen gut, so auch das sehr schöne, sehr emotional gesungene «You Look Like Christmas». All die instrumentalen Sachen hat man eben schon bei TSO mehrmals gehört. So ist «Mistletoe Madness» eine zwiespältige Sache. Ob das hier noch jemand braucht oder kauft, ist dann wohl Eure Entscheidung. Ich persönlich greife da lieber auf das Original zurück.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/RN9PVDUg-pg
Gleich mit zwei Sängerinnen gehen THE BIG DEAL ins Rennen. Dabei ergänzen sich Ana Nikolic und Nevena Brankovic bestens und hieven die Jungs auf ein höheres Level.
Gitarrist Srdjan Brankovic glänzt mit seiner Spielweise, die an eine Mischung aus Yngwie Malmsteen und Georg Lynch erinnert. Mit melodischen Hymnen wie «Like A Fire (Electrified)» und «Better Than Hell», sowie dem schnellen «Burning Up» lässt der Fünfer zudem erkennen, zu was er musikalisch fähig ist. Auch wenn sich ab und zu eine leichte "Wiederholungsgefahr" breit macht, gehören Lieder wie «Coming Alone», «More Than A Man» und das abschliessende «Dare To Dream» zu den grösseren Momenten des noch jungen Jahres. Hätten die Ladies und die Boys den "übermächtigen" Keyboards ab und zu den Strom abgestellt, dann könnte man hier bei «Electrified» von einer richtig coolen Überraschung sprechen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/NehvhlTAy3U
NANOWAR OF STEEL - die italienischen Meister des Parodie Metal haben ihr Live-Album «XX Years Of Steel» am Start. Dieses monumentale Werk wurde während ihrer ausverkauften Show im Oktober 2023 im Alcatraz in Mailand aufgenommen. Vor 3'000 Zuschauern feierte die Band zwei Jahrzehnte, in denen sie Humor und Metal vermischt haben, und warteten mit besonderen Gastauftritten auf.
«XX Years Of Steel» beginnt mit einer augenzwinkernden italienischen Einleitung, die das Buch Genesis humorvoll neu interpretiert und die Bühne für eine Nacht voller Metal-Chaos und Gelächter bereitet. Wer nicht dabei war, darf sich auf Live-Darbietungen ab Konserve von der kultigsten Metalband Italiens freuen. «Norwegian Reggaeton» ist so ein Knaller, bei dem Charly Glamour (Gigatron) seine explosive Energie in die Metal-Hymne einbringt, doch die Begeisterung des Publikums erreicht ihren Höhepunkt bei «Valhalleluja», als Odin (Thomas Winkler von Angus McSix) selbst den Angriff anführt, und «Uranus», worin die Fangesänge durch die Halle ziehen.
Der neue Silberling präsentiert nicht nur starke Live-Versionen von 28 Original-Tracks, sondern enthält auch noch eine neun Songs starke Bonus-CD. «Stormwarrior Of The Storm» und «HelloWorld.java», inspiriert von der Geschichte der Kodierung, sind dabei zwei brandneue Tracks, die die kontinuierliche Entwicklung und den einzigartigen Stil von Nanowar Of Steel aufzeigen. Die neue Platte umfasst auch spezielle Cover-Versionen wie den beliebten deutschen Party-Hit «Das Rote Pferd», die urkomische Iron Maiden Parodie «Afraid To Shoot Into The Eyes Of A Stranger In A Strange Land» und das schweisstreibende «Armpits Of Immortals», das von Ross The Boss (Ex-Manowar) veredelt wurde.
Mit Millionen von Streams und Views ihrer urkomischen, unterhaltsamen Musik-Videos haben Nanowar Of Steel das Publikum weltweit mit ihrer unverwechselbaren Mischung aus Humor und kulturellem Verständnis in ihren Bann gezogen. «XX Years Of Steel» ist mehr als nur eine Greatest Hits-Sammlung, es ist ein Beweis dafür, Metalheads durch befreites Lachen und Killer-Riffs zu vereinen. Es ist die ultimative Feier ihres bisherigen Weges, und egal, ob man ein langjähriger Fan ist oder ihre einzigartige Art von Parodie-Metal neu kennenlernt. Die Platte ist ein Muss für alle, die den Heavy Metal und sich selbst nicht zu ernst nehmen!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/ghiF7BPDOl8
Dragony, Freedom Call, Twilight Force…wer mit diesen Bands gar nix anfangen kann, wird mit den Engländern FELLOWSHIP definitiv auch nicht warm werden. Diese haben mit «The Saberlight Chronicles» vor zwei Jahren ein Debüt abgeliefert, dass bei Power Metal Fans sehr gut ankam.
Wobei ich den Begriff Power Metal hier eigentlich nicht für angebracht halte. Glattgebügelter Melodic Metal mit mächtig Zuckerguss und symphonischen Keyboards wird hier nämlich zelebriert. Selbst Sänger Matthew Corry weist null Ecken und Kanten auf, sondern besitzt eine angenehme Stimmfarbe, die dem fröhlich gestalteten Gesamtbild die Krone aufsetzt. Inspiration haben sich die Briten aus Japan geholt, namentlich aus der Kawaii Metal Szene. Tatsächlich könnte so manche Melodie aus dem asiatischen Raum stammen und das verleiht dem Sound von Fellowship eine weitere, spannende Facette.
Musikalisch holt man die ganz grosse Melodie-Keule hervor, und das Album strotzt nur so vor eingängigen Songs, wie dem galoppierenden «Victim», der Hymne «Dawnbreaker» oder dem asiatisch angehauchten «Eternity». Mit diesem Album werden Fans des Quartetts aus Harwich, Essex, England mehr als zufrieden sein. Mir persönlich fehlt hie und da etwas - wie sagte Chris von Rohr doch so treffend – Dreck!
Rönu
https://www.youtube.com/embed/QYyxnpordVo
Knapp drei Jahre nach dem letzten Output «Fury» erscheint mit «Time Is The Fire» das zwölfte Album der britischen Helden TOKYO BLADE. Die Band, welche mit ihrem Debüt-Album und dem Nachfolger «Night Of The Blade» die damalige "New Wave Of British Heavy Metal" mächtig am Leben erhalten hat.
Das Schöne an Tokyo Blade ist, dass noch immer, nach einigen Besetzungswechseln, wieder die Truppe am Start ist, welche in der Frühphase den Motor am Laufen hielt. Bedeutet, Sänger Alan Marsh, Schlagzeuger Steve Pierce, Bassist Andy Wrighton und die beiden Gitarristen John Wiggins und Andy Boulton. Mit dem kräftigen «Feeding The Rat» und dem melodischen «Moth To The Fire» (hier erinnert die Gitarren-Arbeit an die Frühphase) läuten die Jungs die Scheibe ein und hinterlassen einen vorzüglichen Eindruck. Verschleiss-Erscheinungen sucht man hier vergebens.
Tokyo Blade sind ihrer DNA treu geblieben, bauen ihre Songs nach wie vor auf den Gitarren-Parts auf und haben mit der bodenständigen Rhythmus-Sektion und der nach wie vor kräftigen Stimme von Alan noch sehr viel zu sagen. «The Enemy Within» vermittelt mit seinem eher schleppende Rhythmus etwas Gefährliches und gehört sicherlich zu den Highlights dieses Albums. Dagegen stellen sich das fordernde «The 47» und das böse wie schnelle «The Devil In You».
Das von Rhythmus-Wechseln begleitete «Don't Bleed Over Me» sowie das vorantreibende «The Six Hundred» zeigen das immer noch geniale Songwriting der Engländer auf und lassen «Time Is The Fire» zu einem weiteren Highlight der Karriere von Tokyo Blade werden. Moment, da ist noch der absolute Knaller in Form von «We Burn». Wer Tokyo Blade liebt, wird dieses Album schnell ins Herz schliessen. Wer die Truppe noch nicht kennt, bekommt hier eine Scheibe serviert, welche den Metal, sprich wie er gespielt werden muss, in Reinkultur verkörpert!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/Idsq-3PXxpY
Album-Cover, Name sowie Songtitel und sofort ist klar, mit welcher Art Metal wir es hier zu tun haben. Richtig geraten, die Finnen spielen Power Metal der europäischen Art. Weit geheimnisvoller ist, wer hinter DRAGONKNIGHT steht, denn alle Musiker verstecken sich hinter Masken und haben sich mehr oder weniger lustige Pseudonyme ausgedacht. Laut Presseinfos stecken hinter den Lords Gryphon, Kharatos, Solarius, Othrakis und Salo Khan finnische Metal-Veteranen.
Der Anfang des Debüt-Albums lässt mit der Hymne «The Legions Of Immortal Dragonlords» (Up-Tempo Kracher im Stil von Rhapsody), dem epischen «The Imperator» und dem Mitgröhler «Pirates Bloody Pirates!» schon mal aufhorchen. Technisch sind die Jungs ausgesprochen beschlagen und auch in Sachen Songwriting ist das richtig, richtig gut. Die Stimme passt perfekt zum Stil, die Gitarren sind präsent und die Keyboards sind zwar nicht zu überhören, aber trotzdem songgerecht eingesetzt.
Auch wenn man das Niveau in der Folge nicht mehr ganz erreicht, hat «Legions» mit dem locker, flockigen «Sword Of The Northern Lights» auch in der zweiten Hälfte einen kleinen Hit zu bieten. Natürlich sind die Kunden schnell gefunden: Wer Bands wie Bloodbound, Blind Guardian, Stratovarius, Dragony oder Rhapsody zu seinen Favoriten zählt, muss hier zwingend zuschlagen. Die Produktion ist vielleicht etwas zu glatt gebügelt, was aber dem Hörgenuss letztlich keinen Abbruch tut.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/-D5Wm5PTqgk
Im Land, in dem sich die Schatten über die Sibillinischen Berge legen, ist Hesperias neuestes Werk «Fra Li Monti Sibillini» (Black Medieval Winter Over the Sibylline Mounts) eine düstere Reise in das uralte und geheimnisvolle Herz Italiens.
Hesperia ist das Ein-Mann-Projekt von Hesperus, einem italienischen Musiker und Komponisten. Das Projekt konzentriert sich stark auf die italienische Geschichte, Mythologie und Kultur, mit besonderem Schwerpunkt auf der Antike und dem Mittelalter. Hesperus kreiert die gesamte Musik, die Texte und die Darbietungen für Hesperia, was es zu einem echten Solo-Projekt macht. Die Themen der Alben erforschen die mythologische Vergangenheit Italiens, insbesondere aus der Perspektive der Antike und des Mittelalters, und enthalten Elemente aus Black Metal, Ambient Music und Folklore, um Geschichten zu erzählen, die in der italienischen Folklore verwurzelt sind, wie die um die Sibyllinischen Berge und die Legenden des antiken Italiens.
Hesperus hat bereits an Alben gearbeitet, die vom römischen Epos «The Aeneid» inspiriert sind, bevor er sich in seinen aktuellen Werken mit den mystischeren und dunkleren Aspekten der italienischen Geschichte befasste. Die Melodien, die tief in der Black Metal Tradition der 90er Jahre von Bands wie Immortal und Satyricon verwurzelt sind, sind mit mittelalterlichen Einflüssen durchsetzt und fangen die eisige Essenz der Berge ein. Die Musik, die manchmal mit rohen Riffs und Blastbeats aufwartet, wird durch Ambient-Passagen und alte Volks-Instrumente ausbalanciert, die den Zuhörer in die eindringliche Folklore des Landes eintauchen lassen. Jeder der auf italienisch gesungenen Titel erkundet legendäre Orte wie die unheimliche "Grotta della Sibilla" und das verfluchte Dorf "Montemonaco" und bereichert die Erzählung mit gesprochenen Worten sowie schaurigen Gesängen.
Der Reiz des Albums liegt aber nicht nur in der thematischen Tiefe, sondern auch in der atmosphärischen Umsetzung. Obwohl die Produktion mitunter uneinheitlich wirkt, der Gesang unter dunklen Schichten begraben liegt, sorgt die schiere Rohheit des Klangs für ein berührendes, fast ätherisches Erlebnis. Die Verwendung von mittelalterlichem Latein und lokalen Dialekten sorgt für Authentizität und zieht die Zuhörerschaft tiefer in die mythische Welt der Sibyllinischen Berge.
Diese grandiose, fast 80-minütige Reise ist nichts für schwache Nerven, sondern für alle, die eine tiefe Verbindung zu Italiens dunkler, vergessener Vergangenheit suchen. Hesperias «Fra Li Monti Sibillini» ist eine fesselnde, wenn auch unvollkommene Erkundung des Mythos und der Magie, die noch immer in den Schatten der italienischen Berge lauern. Einziger Wermutstropfen ist, dass die Texte auf italienisch sind, sodass nur wenige den Geschichten folgen können. Die Ereignisse basieren auf der mittelalterlichen Zeit (mit Hexenverfolgungen und Alchemie) sowie der legendären Vergangenheit der Region und betonen eine Ära des Geheimnisses wie des übernatürlichen Glaubens. Ich hoffe, dass in der physischen Version zumindest englische Übersetzungen enthalten sind.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/RWoypJrweI8
#gravediggeroldschool, so lautet das Motto des neuen Albums von GRAVE DIGGER, und dies ist nicht nur ein leeres Versprechen, sondern eine Botschaft, die es in sich hat.
In den vergangenen 45 Jahren trugen die jeweiligen Gitarristen Uwe Lulis, Manni Schmidt oder Axel Ritt viel zum Sound von Grave Digger bei. Auch der nur für ein Album und eine Tour der Truppe zur Verfügung gestandene Thilo Hermann bereicherte (und veränderte) den Sound der Deutschen. So überrascht es nicht, dass mit Tobi Kersting (ehemals Orden Ogan) nun ein Saiten-Zauberer in den Reihen steht, der sofort den eigenen Stempel auf den Sound der Grabschaufler setzt. Dass mit ihm der Weg wieder zurück zu den Alben «The Reaper», «Symphonie Of Death» oder «Heavy Metal Breakdown» gelenkt wird, war nach den ersten Gigs mit ihm zu erwarten. Nach wie vor sind es Bassist Jens Becker (besticht einmal mehr mit seinem grandiosen Bass-Spiel bei «Kingdom Of Skulls» oder «Mirror Of Hate») und Schlagzeuger Marcus Kniep, die für den bodenständigen, urchigen und metallenen Teppich besorgt sind.
Dazu gesellt sich das unnachahmliche Organ von Chris, der mit seiner Stimme aus Millionen von Sängern heraussticht. Auf «Bone Collector» zeigt Mister Kersting zudem, dass er Grave Digger wieder dahin bringen will, wo die Truppe ihre ersten Erfolge feiern konnte. Mit sehr kernigen Riffs und filigranen Solos setzt er ein Zeichen, das seine Spuren hinterlässt. Der Reaper, das Bandmaskottchen, steht wieder mehr im Zentrum des Geschehens und baut sich aus den abgesplitterten Halswirbeln der bangenden Fans seinen Thron, auf dem er sich genüsslich hinsetzt und stolz auf seine Erfinder sein kann, sprich wie sie auch nach 45 Jahren noch immer aus allen Rohren schiessen und dabei dem Metal eine neue Legierung überziehen, die sehr golden erstrahlt und musikalisch direkt in die Fresse geht. Der absolute Killertrack auf dem 22. Studio-Album (rechnet man das Digger-Album nicht mit) trägt den Titel «Whispers Of The Damned».
Dieser Kracher beendet als elfte Nummer den neuen Streich von Grave Digger, und von der Atmosphäre her erinnert dieses Lied immer wieder an «Diary Of A Madman» von Ozzy Osbourne. Allein mit welchem schaurigen Gefühl die Gitarren-Einleitung gespielt wird, lässt den Zuhörer erstarren und die Gänsehaut ziemlich hoch ansteigen. Im krassen Gegenteil dazu steht der Opener «Bone Collector», der mit einem fetten Riff die Hauswand zum Bröckeln bringt und sich dank des grossartigen Bass-Spiels sofort in den Gehörgängen festkrallt. Ein grosser Metal-Moment ist das für die grossen Arenen gedachte «The Devils Serenade». «Bone Collector» ist ein Werk das aufzeigt, wie agil, kraftstrotzend und noch immer angriffslustig die Jungs sind. Grave Digger haben sehr vieles, wenn nicht sogar alles richtig gemacht, werden keinen Fan enttäuschen und damit wahrscheinlich viele der alten Garde wieder zurückgewinnen können!
Tinu
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Tief verwurzelt in der Dunkelheit des Nordens und lähmender Verzweiflung erinnert das dritte Album der Band THY KINGDOM WILL BURN an die Mächte der Finsternis. Nachdem sich die Truppe mit den ersten beiden Alben als eine der interessanteren neuen Bands der finnischen Melodeath-Szene etabliert hat, fanden sie nun definitiv eine ganz eigene, bewegende Stimme.
Zwischen Hoffnung und überwältigender Düsternis schwankend macht das Album, «The Loss And Redemption» über seine zehn Tracks hinweg Platz für eine wesentlich eindringlichere Annäherung an den klassischen finnischen Melodic Death. Der Opener «Perpetual Void» beginnt mit Schwermut und unheimlichen Melodien, während sprengende Beats und riffgetriebene Tracks wie «Suffering Sky» oder «They Have Come» an andere Legenden des Genres wie Dark Tranquillity erinnern.
Wiederum andere Titel kündigen das Ende aller Dinge mit doomigen Keyboards an, wie am Beispiel von «To End Of Times» deutlich vermittelt wird. «The Loss And Redemption» ist ihr mit Abstand persönlichstes Werk: Musikalisch ist das Album wuchtig, pechschwarz-düster und gleichzeitig wunderschön melancholisch. Die Texte der Platte handeln von Einsamkeit und der Sehnsucht, dem Chaos des modernen Lebens zu entfliehen. Ein Gedanke, der wohl ein jeder von uns schon einmal gehegt hat.
«The Loss And Redemption» zeichnet während der gesamten Spieldauer ein ausgewogenes Bild von unergründlichen Qualen, epischen Klanglandschaften und vibrierenden Kraftausdrücken, in einem völligen Zwiespalt zu dem, was der Zuhörer sonst noch lyrisch zugeflüstert bekommt. «Sydänyö» reichert sich an nordischen Gefilden an, und schliesst die Platte mit einer Ballade, die es nicht versäumt, eine bodenlose Melancholie zu erzeugen. Thy Kingdom Will Burn sind grossartige Anführer der Dunkelheit und des Lichts, der Düsternis und der Hoffnung - auf ihre ganz eigene, finnische Art!
Oliver H.
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Während viele Bands jahrelang brauchen um neues Material zu schreiben, haben mittlerweile viele Truppen den Spiess umgedreht und liefern in ordentlichem Tempo neuen Stoff ab. Dominum oder All For Metal sind Beispiele, aber auch RIGORIOUS liessen die Fans nicht lange warten. Ausserdem kommt das Album gerade rechtzeitig zum Tourstart mit Grave Digger, wo die Deutschen den Support-Slot übernehmen. Dass Chris Boltendahl, seinerseits Sänger der Totengräber, auch das zweite Studio-Werk von Rigorious produziert hat, ist sicher kein Zufall.
Der Vorgänger war wirklich gut und wartete mit Ohrwürmern der Marke Sabaton oder Orden Ogan auf. Zwar ist auch auf «Kingdom Unfold» das Keyboard nach wie vor präsent, aber insgesamt nicht mehr so dominant. Dafür sorgt die Band mit kleinen Überraschungen (weiblicher Gesang oder Growls) für Abwechslung. Apropos Keyboards: Der Opener «Fate Is Sealed» lebt dann doch noch von den Synthie-Teppichen, während «King» epischer und wegen den gelegentlichen Growls härter und auch epischer klingt. Daneben gibt es genügend Genre Futter: Stampfer wie «Midnight» oder «The Snake» sind ebenso vertreten wie schnellere Tracks («Bathed In Blood»).
Mit «Ignite The Flame» hat man sogar eine gelungene Halbballade am Start. Insgesamt finde ich, dass der Vorgänger in Sachen Eingängigkeit einen Zacken vorne liegt. Aber trotzdem ist auch «Kingdom Unfold» für Power Metal Fans eine lohnende Angelegenheit. Eine Erwähnung verdient auch Sänger Lukas Remus, der nicht die genremässig typisch hohen Screams auspackt, sondern eher in die Grand Magus Kategorie fällt. Ich bin gespannt, wie sich die Band im Z7 live präsentieren wird.
Rönu
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Der Titel ist hier Programm, denn Totgesagte leben länger! Eigentlich haben SUBWAY TO SALLY mit dem letzten Album «Himmelfahrt» ihren Abschied verkündet. Die Reaktionen auf eben diesen Longplayer waren aber derart positiv, dass man nun dennoch weitermacht. So viel sei verraten: In dieser Form dürfte ein Ende der Band nur schwer nachvollziehbar sein, denn auch «Postmortem» wird die Fans in Ekstase versetzen.
"Die Welt um uns herum ist noch immer im Wandel. Vorherrschend ist das Gefühl, dass nichts besser, sondern im Gegenteil immer schlechter wird. 'Der schwarze Tod' ist zwar vorüber, aber es blieb der ersehnte Freedom Day nach Corona aus. Stattdessen scheint ein Problem das nächste zu ersetzen. Wir leben in Zeiten des grandiosen Scheiterns. Alles pendelt zwischen Dunkelheit und Euphorie. Die Menschen sehnen sich nach Ablenkung, nach Vergessen, nach Feiern und Freiheit, wenn auch nur für den Moment."
Auf den Punkt gebracht! Auf ihrem fünfzehnten Streich nehmen Subway To Sally dazu Stellung und haben sowohl gesellschaftskritische Texte, aber auch die gewohnten Party-Songs am Start. Zu Letzterem zählt sicher die Zusammenarbeit mit den Warkings, welche auf den Namen «Stahl auf Stahl» getauft wurde und mir als Fan der Kriegskönige natürlich ausgezeichnet mundet. Aber auch die beiden Opener «Phönix» und «Totgesagte Leben Länger» zeigen deutlich, dass die Mittelalter Rocker nichts verlernt haben. Mit «Eisheilige Nacht» hat man nun zudem einen Song für die gleichnamige Konzertreihe.
Nachdenklich wird es bei Songs wie «Wunder», «Lumpensammler» oder «Die Erde Bebt», welche aber nicht nur durch die tiefgründigen Texte glänzen. Musikalisch spannt man nämlich die Brücke zwischen modernem Hard Rock sowie Metal mit Ohrwurm-Charakter und den mittelalterlichen Elementen wie Flöten, Dudelsack oder der Laute. Ich war nie der ganz grosse Verehrer der deutschen Vorreiter, aber gerade mit den letzten beiden Outputs haben Subway To Sally bei mir voll eingeschlagen. In dieser Form, respektive unter anderem mit «Postmortem» darf es gerne noch lange weitergehen.
Rönu
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Parallel zur anstehenden Tour mit Dark Funeral meldet sich Kataklysm Sänger Maurizio Iacona mit seinem Side Projekt EX DEO und einer neuen EP zurück. Die vier Songs handeln von den vier Kaisern, welche im Jahr 69 nach Christus allesamt fielen.
«Galba» macht den Anfang und ist ein stampfender, epischer und bombastischer Melo Death Kracher, wie er typisch für Ex Deo ist. Die Orchestrierungen verleihen dem Song das cineastische Flair und sind nicht nur Beiwerk, sondern ein wichtiges Merkmal. «Otho» schlägt in dieselbe Kerbe, ist aber ein Tick vertrackter. Trommeln und ein modernes Riff eröffnen «Vitellius», welches mich ab wenigsten abholen kann. Dafür ist «Vespesian» dann wieder der erhoffte Knaller, gleichzeitig auch der schnellste Song der EP, welche aber keine Highspeed-Attacken enthält. «Year Of The New Emperors» ist also letztlich eine lohnende Angelegenheit und lässt glatt vergessen, dass das letzte Album bereits vor vier Jahren erschienen ist.
Rönu
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Alexander Strandell wird allen Fans von Art Nation bekannt sein. Der Sänger gibt sich nun bei den italienischen Melodic-Rockern von LIONVILLE erneut die Ehre. Gesanglich kann der Schwede nach wie vor überzeugen, was man von den Liedern jedoch nicht immer behaupten kann.
Die Tracks besitzen zwar unbestritten ihren Reiz, plätschern aber irgendwie an mir vorbei, ohne grossen Spuren zu hinterlassen. Das liegt sicherlich auch daran, dass der Versuch, sich in rockigeren Gefilden einzuschleichen durch die stark präsenten Keyboards immer wieder scheitert. Wer sich aber dem AOR mit Haut und Haar verschrieben hat, wird durchaus Gefallen an diesen Songs finden. Ecken und Kanten sucht man auf «Supernatural» allerdings vergebens.
Tinu
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Es braucht Biss, um in der sich ständig ändernden Landschaft des modernen Hardcore bestehen zu können. STICK TO YOUR GUNS haben lange Zeit als Titanen des Genres geherrscht, ihre Musik als Aufruf zu sozialer Gerechtigkeit und persönlichem Wachstum eingesetzt. Mit ihrem achten Album «Keep Planting Flowers» meldet sich das Quintett aus Orange County mit einer kathartischen Widerstandsfähigkeit zurück, die ihren Status als leidenschaftlichste Vertreter des Genres untermauert.
Tracks wie «Severed Forever» und «More Than A Witness» zeigen Stick To Your Guns von ihrer intensivsten und lyrisch introspektivsten Seite. Punklastiges Tempo und erdrückende Breakdowns existieren im Wechsel und unterstützen die existenziellen Fragen der Songs über Zeit, Verlust und spirituellem Erwachen. Barnetts Gesang erhebt sich stets über eingängige Riffs, die diese Songs zu echten Highlights macht. Zudem ist Stick To Your Guns' Engagement, ihre Gemeinschaft zu stärken, allgegenwärtig, weshalb Gastauftritte von Hardcore-Koryphäen wie Scott Vogel von Terror («Who Needs Who») und Connie Sgarbossa von SeeYouSpaceCowboy («H84U»), die Platte zu einer gemeinschaftlichen Feier der verbindenden Kraft des Genres machen. Im Gegensatz dazu bietet das grüblerische «Permanent Dark» einen düsteren Kontrapunkt.
Dabei wird eine Welt erkundet, die von Angst und Verzweiflung verzehrt wird. Dieser Track bildet einen ergreifenden Kontrast zur Gesamt-Botschaft des Albums, die von Widerstandsfähigkeit und kollektivem Handeln berichtet. Produziert wurde die Scheibe vom geschätzten Beau Burchell. Mit Jesse Barnetts beschwörendem Gesang, der sich durch die für die Band typische Mischung aus kompromissloser Härte und melodischer Kraft zieht, erweitert «Keep Planting Flowers» definitiv nicht nur den Sound der Band, sondern festigt ihren Platz als Eckpfeiler des modernen Hardcore. Stick To Your Guns neuestes Werk ist eine Erinnerung daran, den Kurs zu halten und vielleicht etwas Schönes auf dem Weg zu pflanzen. In einer Welt, die sich oft von der Dunkelheit verzehrt fühlt, verbreitet dieses Werk ein Licht, das den Zuhörer dazu auffordert, den Mut zu finden, neu zu erblühen.
Oliver H.
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Das italienische Duo HEXENBRETT, bestehend aus Scarlettina Bolett und Josto Feratu, präsentiert mit «Dritte Beschwörung: Dem Teufel seine Tochter» sein drittes Album. «Um Mitternacht» ist schon von Anfang an sehr speziell, und geboten wird altbackener Kauz Metal.
Rasend schnell geht der Titeltrack «Dritte Beschwörung: Dem Teufel seine Tochter» ab und das ist dann avantgardistischer Kauz Metal in Reinkultur. Der krude Stilmix ist dann aber schon zu viel des Guten. Ein Hybrid aus Hard Rock und Metal markiert «Marisa», und wenn der Sänger nicht nur alles herausschreien, sondern auch mal singen würde, wäre das Endergebnis wesentlich besser. Noch kauziger wird es mit «Imhotep» und der gesprochene Gesang ist an der Stelle schon sehr, sehr speziell! In Kombination mit dieser kauzigen Art ist das nur etwas für starke Nerven. Der Song «Wozu die Angst» geht kurz und schnell vorbei.
Abgespaced geht es mit «La Plese De La Nuit» weiter und in Sachen Kauzigkeit nähern wir uns dem Höhepunkt. Da werden in einem Track Ideen für zehn Songs verbraten. Ein wenig NWOBHM gefällig? Dann sind «Leder im Nachtverkehr» und «Denn der Tod lächelt nicht» genau das Richtige. Der abschliessende Nummer «Sette Gocce Rosse Su Velluto Verde» beginnt ganz ruhig, um dann abgedreht zu Ende zu gehen. Ein weiteres Mal steht die Frage im Raum: Wer ist hier die Zielgruppe? Dieses schräge Werk von Hexenbrett sollte vorher unbedingt angecheckt werden, bevor man es sich zulegt. Mein Fazit: Sehr, sehr speziell!
Roolf
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Was die beiden Italiener Fabio Cuomo (Synthesizers, Electric Piano) und Andrea Peracchia (Drums) hier unter dem Banner von GOTHO abliefern, ist sehr schwer verdaulich. Dazu handelt es zusätzlich noch um ein reines Instrumental-Album. Übrigens alles ohne Gitarren, nur Synthie und Drums, wobei Letzteres ziemlich künstlich klingt.
Wenn ich mir so seltsame Nummern wie «Celebration Of Gothron's Victory Playing The Stardust Bells» anhöre (was für ein Titel!), ist das schon eine sehr heftige Packung. Auch «Re-Crossing The Wormhole Using A Little Quantic Drum» klingt durch die seltsamen Synthie-Klänge völlig schräg. Irgendeine Mischung aus abgedrehtem Progressive und Jazz. «Gothron Armsten» ist eine abgefahrene Progressive-Nummer mit endlosen Breaks, verschachtelten Synthies und Drum-Sequenzen. Wie gesagt liegt einem diese Chose überaus unangenehm auf dem Magen, und einem normalen Zuhörer würde beim Anhören dieser Tracks sofort das Overload-Zeichen im Gehirn aufleuchten. Deshalb ist «Gothron Versus Fartark» nur sehr bedingt zu empfehlen.
Crazy Beat
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Rückblende: Es war Ende Dezember 2023, als DOMINUM als Support-Band der Apokalyptischen Reiter im Z7 mich so geflasht hatten, das ich noch vor Ort das Debüt der Metal-Zombies erwerben musste. «Hey Living People» war ein sackstarkes Power Metal Album voller Hymnen, frischer Ideen und einer Dynamik die ihresgleichen sucht.
Deja Vu: Ende Dezember 2024 besuchen Feuerschwanz das Z7 und mit im Gepäck haben sie…, klar Dominum. Wieder überzeugten Dr. Dead mit einer starken Show, leider war der zweite Streich noch nicht erhältlich. Man hat also fast auf den Tag ein Jahr gebraucht um den Nachfolger einzutüten. Ein würdiger Nachfolger oder ein Schnellschuss? Gegenwart: Nun liegt das Album vor und erweist sich erneut als Volltreffer. Kein Wunder hat es «The Dead Dont Die» als Album der Woche bei "Rockantenne", dem grössten Rockradio Deutschlands, geschafft. Erneut sind grosse Melodien und eine hohe Eingängigkeit Trumpf.
Der Titeltrack (zusammen mit Feuerschwanz Sänger Ben Metzler) dürfte jedem Genre-Fan die Freudentränen ins Auge schiessen lassen. «One Of Us» ist ebenso hymnisch wie Powerwolf, bei «Killed By Life» wähnt man sich in den schottischen Highlands und das ruhige «Don't Get Bitten By The Wrong Ones» erinnert mich dezent an Alice Cooper zu «Hey Stoopid» Zeiten. Dieser Song weist Radio-Potential auf. Der Rest der Songs kann ebenso begeistern, einzig die Cover-Version des Scorpions Schlagers «Rock You Like A Hurricane» hätte nicht sein müssen, obwohl sie routiniert eingespielt wurde, fehlt mir hier das gewisse Etwas.
Zukunft: Erstaunlich, dass Dominum das hohe Niveau halten konnten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Deutschen schon bald grössere Hallen bespielen könnten, denn das Gespür für verdammt eingängige Songs und trotzdem genug Härte dürfte Fans von Kapellen wie Powerwolf, Sabaton oder auch Kissin' Dynamite hellhörig werden lassen. Die Weichen für eine rosige Zukunft sind also gestellt, und vielleicht überraschen uns Dominum ja in einem Jahr wieder mit einem weiteren Auftritt im Z7 sowie einem neuen Album.
Rönu
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Nein, die Niederländer Death Metal Band HAIL OF BULLETS gibt kein Comeback. Agonia Records hat sich dem ersten Demo angenommen und veröffentlicht es nun in allen Formaten, auch auf Tape und auf Vinyl.
Die vier Songs bestechen natürlich durch die geniale Stimme von Martin Van Drunen (Asphyx) und das kongeniale Gitarren-Duo Stephan Gebédi (Thanatos) und Paul Baayens (Asphyx, Thanatos). Dies Songs bewegen sich dabei eher im mittleren Tempo, im Fall des Openers «General Winter» sogar im doomigen Bereich. Eine EP die Sinn macht, da damals das Demo nur als CD im Eigenvertrieb und als LP in einer Auflage von 1'000 Stück durch Iron Pegasus Records erhältlich war. Für Fans von Bolt Thrower, Asphyx und Unleashed ein lohnender Kauf.
Rönu
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Die Schweizer Formation KING SABLE hat 2020 ihr Debüt «Demons We Feed» veröffentlicht und setzt nun mit dem neuen Album «Nothing But The Truth» nach. Der Fünfer spielt gefühlvollen wie melodischen Metalcore, ohne jedoch die nötige Härte vermissen zu lassen.
Führend sind die kraftvollen Gitarren-Riffs und die stampfende Bass-Drum-Combo, die einen musikalischen Teppich für die Mitmusiker ausrollt. So übernimmt auf dieser Scheibe Rob Matthys neu die Rolle des Lead-Gitarristen. Dieser Wechsel ermöglicht es besonders Sänger Andy, sich stärker auf seine Rolle zu konzentrieren und bietet der Saiten-Fraktion mehr Raum und Freiheit für musikalische Experimente. Diese zeigen sich auf «Nothing But The Truth» deutlich, indem die Songs anspruchsvoller und musikalisch reichhaltiger geworden sind. Inhaltlich sind die Luzerner breit aufgestellt und bieten Texte an, so reichhaltig wie das Leben selbst.
Der Titelsong «Nothing But The Truth» beleuchtet unseren Umgang mit der Wahrheit. Im Grunde kennt jeder seine Wirklichkeit, verleugnet diese oftmals, weil man sich vor der Konsequenz fürchtet. «Into The Hollow» bringt den Umgang mit digitalen Medien auf den Punkt und klagt schonungslos die Technologie-Konzerne an, die Seele für Seele um den Finger wickelt, um Profit zu schlagen. «Signs Of Sickness» beleuchtet Krankheiten, die nicht sofort als solche erkennbar sind und bei einer Diagnose oft schon Schaden angerichtet haben - alle Warnsignale stehen längst auf dunkelrot.
Die zehn Songs, müsste man sie in eine Schublade stecken, wären am ehesten dem Metalcore zuzuweisen, obwohl Stakkato-Riffs und Rhythmus-Arrangements die Grenzen wieder aufsprengen. Dazu kommt die Kombination aus melodischem Leadgesang, der sich mit aggressiven Gesangs-Darbietungen abwechselt, die eine stärkere Bindung an die Hardcore-Vocals haben. Der massive Einsatz der Gitarren-Soli verleiht den Songs eine melodische Note, die einen starken Kontrast hin zu den aggressiveren Gesangs-Parts bildet.
Die Aufnahmen wurden von Produzent Rob Viso von "Big City Nights Music" betreut, während das Abmischen und Mastern von Marvin, im "Tide Studio" in London, übernommen wurde. Dadurch erfuhr «Nothing But The Truth» den letzten Schliff. Nun liegt ein empfehlenswertes Album auf dem Tisch, für alle, die melodischen Metalcore, gewürzt mit Heavy Metal und ein wenig Hardcore-Aggression lieben.
Oliver H.
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CARNOSUS, die "Wurm-Botschafter" melden sich mit "Wurmgeschichten" zurück, einem dunkleren und verdrehteren Album als «Visions Of Infinihility», welches in der Szene sehr positiv ankam.
«Wormtales» ist ein Prequel, das die Geschichte des Aufstiegs des ‘Withered One’ fortsetzt, aber dieses Mal taucht die Band tiefer in die Dunkelheit ein und verschmilzt härteren, Thrash-infizierten Death Metal mit Melodeath. Der Verdorrte (‘the Withered One’) ist eine tyrannische, totalitäre Figur, die eine dystopische Welt errichten will, die von den Toten regiert wird, eine Vision von „Nekrokratie“, in der der Tod regiert und das Leben ausgelöscht wurde. Schon beim ersten Song «Birthless» wird deutlich, dass es sich hier um ein anderes Biest handelt - ungezähmter, gefährlicher.
Ein bedrohlicherer, schleifender Sound tritt an die Stelle der rasenden Technik von «Visions...». In den düsteren Riffs ist ein Gefühl des Verfalls spürbar. Karasiaks erratischer und chaotischer Gesang, der von manischen Schreien bis hin zu Death Growls reicht, trägt zur unheimlichen Atmosphäre des Albums bei. Die unerbittliche Energie des Albums und der Verzicht auf konventionelle Songstrukturen sind seine Eindrucksvoll. Songs wie «Yearnings of a Rotten Spine» und «Worm Charmer» begeistern mit aggressivem Tempo, während «Solace in Soil» in ein langsameres, atmosphärischeres Gebiet abschweift.
Die Produktion ist insgesamt düsterer, mit einem schweren, verzerrten Bass, der dem ganzen Album ein erstickendes Gefühl verleiht und man sich in den lichtlosen Gängen Angbands gefangen fühlt. Auch wenn «Wormtales» die unmittelbaren Hooks fehlen, die «Visions...» so zugänglich gemacht haben, ist es ein Album, das mit der Zeit durchaus an einem wächst. Es ist ein intensiverer, weniger vorhersehbarer Hörgenuss, voller Wendungen, die das wiederholte Durchhören lohnen.
Wenn du «Visions...» geliebt hast, wird es etwas länger dauern, bis du es verinnerlicht hast - aber es ist immer noch eine kraftvolle, atmosphärische Reise in das Herz der Dunkelheit. Carnosus beweisen, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen wollen. «Wormtales» ist ein kühner Schritt vorwärts in ein dunkleres, komplexeres Gebiet.
Lukas R.
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