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#gravediggeroldschool, so lautet das Motto des neuen Albums von GRAVE DIGGER, und dies ist nicht nur ein leeres Versprechen, sondern eine Botschaft, die es in sich hat.
In den vergangenen 45 Jahren trugen die jeweiligen Gitarristen Uwe Lulis, Manni Schmidt oder Axel Ritt viel zum Sound von Grave Digger bei. Auch der nur für ein Album und eine Tour der Truppe zur Verfügung gestandene Thilo Hermann bereicherte (und veränderte) den Sound der Deutschen. So überrascht es nicht, dass mit Tobi Kersting (ehemals Orden Ogan) nun ein Saiten-Zauberer in den Reihen steht, der sofort den eigenen Stempel auf den Sound der Grabschaufler setzt. Dass mit ihm der Weg wieder zurück zu den Alben «The Reaper», «Symphonie Of Death» oder «Heavy Metal Breakdown» gelenkt wird, war nach den ersten Gigs mit ihm zu erwarten. Nach wie vor sind es Bassist Jens Becker (besticht einmal mehr mit seinem grandiosen Bass-Spiel bei «Kingdom Of Skulls» oder «Mirror Of Hate») und Schlagzeuger Marcus Kniep, die für den bodenständigen, urchigen und metallenen Teppich besorgt sind.
Dazu gesellt sich das unnachahmliche Organ von Chris, der mit seiner Stimme aus Millionen von Sängern heraussticht. Auf «Bone Collector» zeigt Mister Kersting zudem, dass er Grave Digger wieder dahin bringen will, wo die Truppe ihre ersten Erfolge feiern konnte. Mit sehr kernigen Riffs und filigranen Solos setzt er ein Zeichen, das seine Spuren hinterlässt. Der Reaper, das Bandmaskottchen, steht wieder mehr im Zentrum des Geschehens und baut sich aus den abgesplitterten Halswirbeln der bangenden Fans seinen Thron, auf dem er sich genüsslich hinsetzt und stolz auf seine Erfinder sein kann, sprich wie sie auch nach 45 Jahren noch immer aus allen Rohren schiessen und dabei dem Metal eine neue Legierung überziehen, die sehr golden erstrahlt und musikalisch direkt in die Fresse geht. Der absolute Killertrack auf dem 22. Studio-Album (rechnet man das Digger-Album nicht mit) trägt den Titel «Whispers Of The Damned».
Dieser Kracher beendet als elfte Nummer den neuen Streich von Grave Digger, und von der Atmosphäre her erinnert dieses Lied immer wieder an «Diary Of A Madman» von Ozzy Osbourne. Allein mit welchem schaurigen Gefühl die Gitarren-Einleitung gespielt wird, lässt den Zuhörer erstarren und die Gänsehaut ziemlich hoch ansteigen. Im krassen Gegenteil dazu steht der Opener «Bone Collector», der mit einem fetten Riff die Hauswand zum Bröckeln bringt und sich dank des grossartigen Bass-Spiels sofort in den Gehörgängen festkrallt. Ein grosser Metal-Moment ist das für die grossen Arenen gedachte «The Devils Serenade». «Bone Collector» ist ein Werk das aufzeigt, wie agil, kraftstrotzend und noch immer angriffslustig die Jungs sind. Grave Digger haben sehr vieles, wenn nicht sogar alles richtig gemacht, werden keinen Fan enttäuschen und damit wahrscheinlich viele der alten Garde wieder zurückgewinnen können!
Tinu
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Tief verwurzelt in der Dunkelheit des Nordens und lähmender Verzweiflung erinnert das dritte Album der Band THY KINGDOM WILL BURN an die Mächte der Finsternis. Nachdem sich die Truppe mit den ersten beiden Alben als eine der interessanteren neuen Bands der finnischen Melodeath-Szene etabliert hat, fanden sie nun definitiv eine ganz eigene, bewegende Stimme.
Zwischen Hoffnung und überwältigender Düsternis schwankend macht das Album, «The Loss And Redemption» über seine zehn Tracks hinweg Platz für eine wesentlich eindringlichere Annäherung an den klassischen finnischen Melodic Death. Der Opener «Perpetual Void» beginnt mit Schwermut und unheimlichen Melodien, während sprengende Beats und riffgetriebene Tracks wie «Suffering Sky» oder «They Have Come» an andere Legenden des Genres wie Dark Tranquillity erinnern.
Wiederum andere Titel kündigen das Ende aller Dinge mit doomigen Keyboards an, wie am Beispiel von «To End Of Times» deutlich vermittelt wird. «The Loss And Redemption» ist ihr mit Abstand persönlichstes Werk: Musikalisch ist das Album wuchtig, pechschwarz-düster und gleichzeitig wunderschön melancholisch. Die Texte der Platte handeln von Einsamkeit und der Sehnsucht, dem Chaos des modernen Lebens zu entfliehen. Ein Gedanke, der wohl ein jeder von uns schon einmal gehegt hat.
«The Loss And Redemption» zeichnet während der gesamten Spieldauer ein ausgewogenes Bild von unergründlichen Qualen, epischen Klanglandschaften und vibrierenden Kraftausdrücken, in einem völligen Zwiespalt zu dem, was der Zuhörer sonst noch lyrisch zugeflüstert bekommt. «Sydänyö» reichert sich an nordischen Gefilden an, und schliesst die Platte mit einer Ballade, die es nicht versäumt, eine bodenlose Melancholie zu erzeugen. Thy Kingdom Will Burn sind grossartige Anführer der Dunkelheit und des Lichts, der Düsternis und der Hoffnung - auf ihre ganz eigene, finnische Art!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/REOcU1F-H8U
Während viele Bands jahrelang brauchen um neues Material zu schreiben, haben mittlerweile viele Truppen den Spiess umgedreht und liefern in ordentlichem Tempo neuen Stoff ab. Dominum oder All For Metal sind Beispiele, aber auch RIGORIOUS liessen die Fans nicht lange warten. Ausserdem kommt das Album gerade rechtzeitig zum Tourstart mit Grave Digger, wo die Deutschen den Support-Slot übernehmen. Dass Chris Boltendahl, seinerseits Sänger der Totengräber, auch das zweite Studio-Werk von Rigorious produziert hat, ist sicher kein Zufall.
Der Vorgänger war wirklich gut und wartete mit Ohrwürmern der Marke Sabaton oder Orden Ogan auf. Zwar ist auch auf «Kingdom Unfold» das Keyboard nach wie vor präsent, aber insgesamt nicht mehr so dominant. Dafür sorgt die Band mit kleinen Überraschungen (weiblicher Gesang oder Growls) für Abwechslung. Apropos Keyboards: Der Opener «Fate Is Sealed» lebt dann doch noch von den Synthie-Teppichen, während «King» epischer und wegen den gelegentlichen Growls härter und auch epischer klingt. Daneben gibt es genügend Genre Futter: Stampfer wie «Midnight» oder «The Snake» sind ebenso vertreten wie schnellere Tracks («Bathed In Blood»).
Mit «Ignite The Flame» hat man sogar eine gelungene Halbballade am Start. Insgesamt finde ich, dass der Vorgänger in Sachen Eingängigkeit einen Zacken vorne liegt. Aber trotzdem ist auch «Kingdom Unfold» für Power Metal Fans eine lohnende Angelegenheit. Eine Erwähnung verdient auch Sänger Lukas Remus, der nicht die genremässig typisch hohen Screams auspackt, sondern eher in die Grand Magus Kategorie fällt. Ich bin gespannt, wie sich die Band im Z7 live präsentieren wird.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/_PqVzT7OX4c
Der Titel ist hier Programm, denn Totgesagte leben länger! Eigentlich haben SUBWAY TO SALLY mit dem letzten Album «Himmelfahrt» ihren Abschied verkündet. Die Reaktionen auf eben diesen Longplayer waren aber derart positiv, dass man nun dennoch weitermacht. So viel sei verraten: In dieser Form dürfte ein Ende der Band nur schwer nachvollziehbar sein, denn auch «Postmortem» wird die Fans in Ekstase versetzen.
"Die Welt um uns herum ist noch immer im Wandel. Vorherrschend ist das Gefühl, dass nichts besser, sondern im Gegenteil immer schlechter wird. 'Der schwarze Tod' ist zwar vorüber, aber es blieb der ersehnte Freedom Day nach Corona aus. Stattdessen scheint ein Problem das nächste zu ersetzen. Wir leben in Zeiten des grandiosen Scheiterns. Alles pendelt zwischen Dunkelheit und Euphorie. Die Menschen sehnen sich nach Ablenkung, nach Vergessen, nach Feiern und Freiheit, wenn auch nur für den Moment."
Auf den Punkt gebracht! Auf ihrem fünfzehnten Streich nehmen Subway To Sally dazu Stellung und haben sowohl gesellschaftskritische Texte, aber auch die gewohnten Party-Songs am Start. Zu Letzterem zählt sicher die Zusammenarbeit mit den Warkings, welche auf den Namen «Stahl auf Stahl» getauft wurde und mir als Fan der Kriegskönige natürlich ausgezeichnet mundet. Aber auch die beiden Opener «Phönix» und «Totgesagte Leben Länger» zeigen deutlich, dass die Mittelalter Rocker nichts verlernt haben. Mit «Eisheilige Nacht» hat man nun zudem einen Song für die gleichnamige Konzertreihe.
Nachdenklich wird es bei Songs wie «Wunder», «Lumpensammler» oder «Die Erde Bebt», welche aber nicht nur durch die tiefgründigen Texte glänzen. Musikalisch spannt man nämlich die Brücke zwischen modernem Hard Rock sowie Metal mit Ohrwurm-Charakter und den mittelalterlichen Elementen wie Flöten, Dudelsack oder der Laute. Ich war nie der ganz grosse Verehrer der deutschen Vorreiter, aber gerade mit den letzten beiden Outputs haben Subway To Sally bei mir voll eingeschlagen. In dieser Form, respektive unter anderem mit «Postmortem» darf es gerne noch lange weitergehen.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/RY5UJqiCrSE
Parallel zur anstehenden Tour mit Dark Funeral meldet sich Kataklysm Sänger Maurizio Iacona mit seinem Side Projekt EX DEO und einer neuen EP zurück. Die vier Songs handeln von den vier Kaisern, welche im Jahr 69 nach Christus allesamt fielen.
«Galba» macht den Anfang und ist ein stampfender, epischer und bombastischer Melo Death Kracher, wie er typisch für Ex Deo ist. Die Orchestrierungen verleihen dem Song das cineastische Flair und sind nicht nur Beiwerk, sondern ein wichtiges Merkmal. «Otho» schlägt in dieselbe Kerbe, ist aber ein Tick vertrackter. Trommeln und ein modernes Riff eröffnen «Vitellius», welches mich ab wenigsten abholen kann. Dafür ist «Vespesian» dann wieder der erhoffte Knaller, gleichzeitig auch der schnellste Song der EP, welche aber keine Highspeed-Attacken enthält. «Year Of The New Emperors» ist also letztlich eine lohnende Angelegenheit und lässt glatt vergessen, dass das letzte Album bereits vor vier Jahren erschienen ist.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/zqjKBIsmxSM
Alexander Strandell wird allen Fans von Art Nation bekannt sein. Der Sänger gibt sich nun bei den italienischen Melodic-Rockern von LIONVILLE erneut die Ehre. Gesanglich kann der Schwede nach wie vor überzeugen, was man von den Liedern jedoch nicht immer behaupten kann.
Die Tracks besitzen zwar unbestritten ihren Reiz, plätschern aber irgendwie an mir vorbei, ohne grossen Spuren zu hinterlassen. Das liegt sicherlich auch daran, dass der Versuch, sich in rockigeren Gefilden einzuschleichen durch die stark präsenten Keyboards immer wieder scheitert. Wer sich aber dem AOR mit Haut und Haar verschrieben hat, wird durchaus Gefallen an diesen Songs finden. Ecken und Kanten sucht man auf «Supernatural» allerdings vergebens.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/X4wyenSgTkw
Es braucht Biss, um in der sich ständig ändernden Landschaft des modernen Hardcore bestehen zu können. STICK TO YOUR GUNS haben lange Zeit als Titanen des Genres geherrscht, ihre Musik als Aufruf zu sozialer Gerechtigkeit und persönlichem Wachstum eingesetzt. Mit ihrem achten Album «Keep Planting Flowers» meldet sich das Quintett aus Orange County mit einer kathartischen Widerstandsfähigkeit zurück, die ihren Status als leidenschaftlichste Vertreter des Genres untermauert.
Tracks wie «Severed Forever» und «More Than A Witness» zeigen Stick To Your Guns von ihrer intensivsten und lyrisch introspektivsten Seite. Punklastiges Tempo und erdrückende Breakdowns existieren im Wechsel und unterstützen die existenziellen Fragen der Songs über Zeit, Verlust und spirituellem Erwachen. Barnetts Gesang erhebt sich stets über eingängige Riffs, die diese Songs zu echten Highlights macht. Zudem ist Stick To Your Guns' Engagement, ihre Gemeinschaft zu stärken, allgegenwärtig, weshalb Gastauftritte von Hardcore-Koryphäen wie Scott Vogel von Terror («Who Needs Who») und Connie Sgarbossa von SeeYouSpaceCowboy («H84U»), die Platte zu einer gemeinschaftlichen Feier der verbindenden Kraft des Genres machen. Im Gegensatz dazu bietet das grüblerische «Permanent Dark» einen düsteren Kontrapunkt.
Dabei wird eine Welt erkundet, die von Angst und Verzweiflung verzehrt wird. Dieser Track bildet einen ergreifenden Kontrast zur Gesamt-Botschaft des Albums, die von Widerstandsfähigkeit und kollektivem Handeln berichtet. Produziert wurde die Scheibe vom geschätzten Beau Burchell. Mit Jesse Barnetts beschwörendem Gesang, der sich durch die für die Band typische Mischung aus kompromissloser Härte und melodischer Kraft zieht, erweitert «Keep Planting Flowers» definitiv nicht nur den Sound der Band, sondern festigt ihren Platz als Eckpfeiler des modernen Hardcore. Stick To Your Guns neuestes Werk ist eine Erinnerung daran, den Kurs zu halten und vielleicht etwas Schönes auf dem Weg zu pflanzen. In einer Welt, die sich oft von der Dunkelheit verzehrt fühlt, verbreitet dieses Werk ein Licht, das den Zuhörer dazu auffordert, den Mut zu finden, neu zu erblühen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/8WpyhuflHvs
Das italienische Duo HEXENBRETT, bestehend aus Scarlettina Bolett und Josto Feratu, präsentiert mit «Dritte Beschwörung: Dem Teufel seine Tochter» sein drittes Album. «Um Mitternacht» ist schon von Anfang an sehr speziell, und geboten wird altbackener Kauz Metal.
Rasend schnell geht der Titeltrack «Dritte Beschwörung: Dem Teufel seine Tochter» ab und das ist dann avantgardistischer Kauz Metal in Reinkultur. Der krude Stilmix ist dann aber schon zu viel des Guten. Ein Hybrid aus Hard Rock und Metal markiert «Marisa», und wenn der Sänger nicht nur alles herausschreien, sondern auch mal singen würde, wäre das Endergebnis wesentlich besser. Noch kauziger wird es mit «Imhotep» und der gesprochene Gesang ist an der Stelle schon sehr, sehr speziell! In Kombination mit dieser kauzigen Art ist das nur etwas für starke Nerven. Der Song «Wozu die Angst» geht kurz und schnell vorbei.
Abgespaced geht es mit «La Plese De La Nuit» weiter und in Sachen Kauzigkeit nähern wir uns dem Höhepunkt. Da werden in einem Track Ideen für zehn Songs verbraten. Ein wenig NWOBHM gefällig? Dann sind «Leder im Nachtverkehr» und «Denn der Tod lächelt nicht» genau das Richtige. Der abschliessende Nummer «Sette Gocce Rosse Su Velluto Verde» beginnt ganz ruhig, um dann abgedreht zu Ende zu gehen. Ein weiteres Mal steht die Frage im Raum: Wer ist hier die Zielgruppe? Dieses schräge Werk von Hexenbrett sollte vorher unbedingt angecheckt werden, bevor man es sich zulegt. Mein Fazit: Sehr, sehr speziell!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/U-TqK-PhfMg
Was die beiden Italiener Fabio Cuomo (Synthesizers, Electric Piano) und Andrea Peracchia (Drums) hier unter dem Banner von GOTHO abliefern, ist sehr schwer verdaulich. Dazu handelt es zusätzlich noch um ein reines Instrumental-Album. Übrigens alles ohne Gitarren, nur Synthie und Drums, wobei Letzteres ziemlich künstlich klingt.
Wenn ich mir so seltsame Nummern wie «Celebration Of Gothron's Victory Playing The Stardust Bells» anhöre (was für ein Titel!), ist das schon eine sehr heftige Packung. Auch «Re-Crossing The Wormhole Using A Little Quantic Drum» klingt durch die seltsamen Synthie-Klänge völlig schräg. Irgendeine Mischung aus abgedrehtem Progressive und Jazz. «Gothron Armsten» ist eine abgefahrene Progressive-Nummer mit endlosen Breaks, verschachtelten Synthies und Drum-Sequenzen. Wie gesagt liegt einem diese Chose überaus unangenehm auf dem Magen, und einem normalen Zuhörer würde beim Anhören dieser Tracks sofort das Overload-Zeichen im Gehirn aufleuchten. Deshalb ist «Gothron Versus Fartark» nur sehr bedingt zu empfehlen.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/1MIsuGi9X58
Rückblende: Es war Ende Dezember 2023, als DOMINUM als Support-Band der Apokalyptischen Reiter im Z7 mich so geflasht hatten, das ich noch vor Ort das Debüt der Metal-Zombies erwerben musste. «Hey Living People» war ein sackstarkes Power Metal Album voller Hymnen, frischer Ideen und einer Dynamik die ihresgleichen sucht.
Deja Vu: Ende Dezember 2024 besuchen Feuerschwanz das Z7 und mit im Gepäck haben sie…, klar Dominum. Wieder überzeugten Dr. Dead mit einer starken Show, leider war der zweite Streich noch nicht erhältlich. Man hat also fast auf den Tag ein Jahr gebraucht um den Nachfolger einzutüten. Ein würdiger Nachfolger oder ein Schnellschuss? Gegenwart: Nun liegt das Album vor und erweist sich erneut als Volltreffer. Kein Wunder hat es «The Dead Dont Die» als Album der Woche bei "Rockantenne", dem grössten Rockradio Deutschlands, geschafft. Erneut sind grosse Melodien und eine hohe Eingängigkeit Trumpf.
Der Titeltrack (zusammen mit Feuerschwanz Sänger Ben Metzler) dürfte jedem Genre-Fan die Freudentränen ins Auge schiessen lassen. «One Of Us» ist ebenso hymnisch wie Powerwolf, bei «Killed By Life» wähnt man sich in den schottischen Highlands und das ruhige «Don't Get Bitten By The Wrong Ones» erinnert mich dezent an Alice Cooper zu «Hey Stoopid» Zeiten. Dieser Song weist Radio-Potential auf. Der Rest der Songs kann ebenso begeistern, einzig die Cover-Version des Scorpions Schlagers «Rock You Like A Hurricane» hätte nicht sein müssen, obwohl sie routiniert eingespielt wurde, fehlt mir hier das gewisse Etwas.
Zukunft: Erstaunlich, dass Dominum das hohe Niveau halten konnten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Deutschen schon bald grössere Hallen bespielen könnten, denn das Gespür für verdammt eingängige Songs und trotzdem genug Härte dürfte Fans von Kapellen wie Powerwolf, Sabaton oder auch Kissin' Dynamite hellhörig werden lassen. Die Weichen für eine rosige Zukunft sind also gestellt, und vielleicht überraschen uns Dominum ja in einem Jahr wieder mit einem weiteren Auftritt im Z7 sowie einem neuen Album.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/TBxBqzqiY0k
Nein, die Niederländer Death Metal Band HAIL OF BULLETS gibt kein Comeback. Agonia Records hat sich dem ersten Demo angenommen und veröffentlicht es nun in allen Formaten, auch auf Tape und auf Vinyl.
Die vier Songs bestechen natürlich durch die geniale Stimme von Martin Van Drunen (Asphyx) und das kongeniale Gitarren-Duo Stephan Gebédi (Thanatos) und Paul Baayens (Asphyx, Thanatos). Dies Songs bewegen sich dabei eher im mittleren Tempo, im Fall des Openers «General Winter» sogar im doomigen Bereich. Eine EP die Sinn macht, da damals das Demo nur als CD im Eigenvertrieb und als LP in einer Auflage von 1'000 Stück durch Iron Pegasus Records erhältlich war. Für Fans von Bolt Thrower, Asphyx und Unleashed ein lohnender Kauf.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/InfLN8US3Yg
Die Schweizer Formation KING SABLE hat 2020 ihr Debüt «Demons We Feed» veröffentlicht und setzt nun mit dem neuen Album «Nothing But The Truth» nach. Der Fünfer spielt gefühlvollen wie melodischen Metalcore, ohne jedoch die nötige Härte vermissen zu lassen.
Führend sind die kraftvollen Gitarren-Riffs und die stampfende Bass-Drum-Combo, die einen musikalischen Teppich für die Mitmusiker ausrollt. So übernimmt auf dieser Scheibe Rob Matthys neu die Rolle des Lead-Gitarristen. Dieser Wechsel ermöglicht es besonders Sänger Andy, sich stärker auf seine Rolle zu konzentrieren und bietet der Saiten-Fraktion mehr Raum und Freiheit für musikalische Experimente. Diese zeigen sich auf «Nothing But The Truth» deutlich, indem die Songs anspruchsvoller und musikalisch reichhaltiger geworden sind. Inhaltlich sind die Luzerner breit aufgestellt und bieten Texte an, so reichhaltig wie das Leben selbst.
Der Titelsong «Nothing But The Truth» beleuchtet unseren Umgang mit der Wahrheit. Im Grunde kennt jeder seine Wirklichkeit, verleugnet diese oftmals, weil man sich vor der Konsequenz fürchtet. «Into The Hollow» bringt den Umgang mit digitalen Medien auf den Punkt und klagt schonungslos die Technologie-Konzerne an, die Seele für Seele um den Finger wickelt, um Profit zu schlagen. «Signs Of Sickness» beleuchtet Krankheiten, die nicht sofort als solche erkennbar sind und bei einer Diagnose oft schon Schaden angerichtet haben - alle Warnsignale stehen längst auf dunkelrot.
Die zehn Songs, müsste man sie in eine Schublade stecken, wären am ehesten dem Metalcore zuzuweisen, obwohl Stakkato-Riffs und Rhythmus-Arrangements die Grenzen wieder aufsprengen. Dazu kommt die Kombination aus melodischem Leadgesang, der sich mit aggressiven Gesangs-Darbietungen abwechselt, die eine stärkere Bindung an die Hardcore-Vocals haben. Der massive Einsatz der Gitarren-Soli verleiht den Songs eine melodische Note, die einen starken Kontrast hin zu den aggressiveren Gesangs-Parts bildet.
Die Aufnahmen wurden von Produzent Rob Viso von "Big City Nights Music" betreut, während das Abmischen und Mastern von Marvin, im "Tide Studio" in London, übernommen wurde. Dadurch erfuhr «Nothing But The Truth» den letzten Schliff. Nun liegt ein empfehlenswertes Album auf dem Tisch, für alle, die melodischen Metalcore, gewürzt mit Heavy Metal und ein wenig Hardcore-Aggression lieben.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/omOq4O0RbR0
CARNOSUS, die "Wurm-Botschafter" melden sich mit "Wurmgeschichten" zurück, einem dunkleren und verdrehteren Album als «Visions Of Infinihility», welches in der Szene sehr positiv ankam.
«Wormtales» ist ein Prequel, das die Geschichte des Aufstiegs des ‘Withered One’ fortsetzt, aber dieses Mal taucht die Band tiefer in die Dunkelheit ein und verschmilzt härteren, Thrash-infizierten Death Metal mit Melodeath. Der Verdorrte (‘the Withered One’) ist eine tyrannische, totalitäre Figur, die eine dystopische Welt errichten will, die von den Toten regiert wird, eine Vision von „Nekrokratie“, in der der Tod regiert und das Leben ausgelöscht wurde. Schon beim ersten Song «Birthless» wird deutlich, dass es sich hier um ein anderes Biest handelt - ungezähmter, gefährlicher.
Ein bedrohlicherer, schleifender Sound tritt an die Stelle der rasenden Technik von «Visions...». In den düsteren Riffs ist ein Gefühl des Verfalls spürbar. Karasiaks erratischer und chaotischer Gesang, der von manischen Schreien bis hin zu Death Growls reicht, trägt zur unheimlichen Atmosphäre des Albums bei. Die unerbittliche Energie des Albums und der Verzicht auf konventionelle Songstrukturen sind seine Eindrucksvoll. Songs wie «Yearnings of a Rotten Spine» und «Worm Charmer» begeistern mit aggressivem Tempo, während «Solace in Soil» in ein langsameres, atmosphärischeres Gebiet abschweift.
Die Produktion ist insgesamt düsterer, mit einem schweren, verzerrten Bass, der dem ganzen Album ein erstickendes Gefühl verleiht und man sich in den lichtlosen Gängen Angbands gefangen fühlt. Auch wenn «Wormtales» die unmittelbaren Hooks fehlen, die «Visions...» so zugänglich gemacht haben, ist es ein Album, das mit der Zeit durchaus an einem wächst. Es ist ein intensiverer, weniger vorhersehbarer Hörgenuss, voller Wendungen, die das wiederholte Durchhören lohnen.
Wenn du «Visions...» geliebt hast, wird es etwas länger dauern, bis du es verinnerlicht hast - aber es ist immer noch eine kraftvolle, atmosphärische Reise in das Herz der Dunkelheit. Carnosus beweisen, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen wollen. «Wormtales» ist ein kühner Schritt vorwärts in ein dunkleres, komplexeres Gebiet.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/bsHe9TaDkm0
Zieht hier ein Stratovarius Ableger seine Runden, der auch gerne in der Taverne von «Black Hand Inn» (Running Wild) seinen Rum trinkt? Das dritte Album von KINGCROWN, der Jungs aus Nizza, weist im Grundsatz viele gute Ideen auf, die sie in elf neue Tracks umwandeln und dabei eine gar nicht mal so schlechte Figur abgeben.
Ausser, wenn Sänger Joe Amore mit zu viel Hingabe "seine Liebe" ins Mikrofon schreit und sich meine Zehennägel bis hin zur Kniescheibe zurückziehen. Wäre ich ein 12-jähriger Jüngling, der gerade die Musik für sich entdeckt und «Nova Atlantis» vorgesetzt bekommt, würde ich zum Fan ohne Wenn und Aber. Als mittlerweile bekennender Liebhaber, der seine ersten Scheiben zwischen 1979 und 1980 konsumierte, bieten KingCrown Mucke aus vielen spannenden Elementen, die ich aber bei anderen Bands schon gehört habe. Bedeutet, was die Franzosen machen ist per se nicht schlecht, aber die Zutaten wurden bei anderen Gerichten schon frischer und würziger serviert. Wer auf die obenstehenden Sounds steht, Masterplan mag und sich an Symphony X nicht satthören kann, sollte hier unbedingt reinhören.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/ud6bBacimak
Gut ein Jahr nach dem ersten Teil folgt nun mit Lost Tapes Vol.2, je nach Sichtweise, die nächste Ausbeute, Ausschlachtung oder Wiederverwertung von weiterem Studio-Material der englischen Rock-Band TRAPEZE, die eigentlich vom Kern der Truppe her mit Glenn Hughes, Mel Galley und Dave Holland zu weit Höherem berufen war, als letztlich herausgekommen ist. Kenner wissen aber, was später aus den einzelnen Musikern geworden ist, respektive welche Bands ihre Heimat wurden.
Nachdem Gründungsmitglied Mel Galley, der 2008 leider mit nur gerade sechzig Jahren an Krebs verstarb, in den 2000ern (nachdem er dem Music-Biz praktisch den Rücken gekehrt hatte) wieder anfing zu spielen, war die Freude zurückgekehrt. Bruder, Songwriter und Produzent Tom Galley gab dazu mitunter folgendes Statement ab: "Wir begannen, an verschiedenen Dingen zu arbeiten, und er war sehr daran interessiert, Trapeze wieder zusammenzustellen.
Wir hatten die Musiker, die er sich gewünscht hatte, und nahmen wieder auf. Mel spielte auch ein ausverkauftes lokales Solo-Konzert, nicht ahnend, was das Schicksal für ihn bereithielt." Vol.2 wurde von Tom Galley mit Unterstützung des Bandmanagers Tony Perry zusammengestellt, während Marcus Galley einmal mehr das Erbe seines Vaters ehrt, indem er das Artwork dieser ganz besonderen Sammlung mit seltenen und exklusiven, von Carl Dunn gemachten Fotos, gestaltete.
Die insgesamt vierzehn Songs, darunter mit «Live Fast, Die Laughing» der letzte Song, den Mel vor seinem Tod aufnahm, sind weitere Trouvaillen für eine Veröffentlichung aufbereitet worden. Die Aufnahme-Qualität variiert dabei insgesamt stark, je nach vorhandener Quelle und pendelt teils auch zwischen Stereo und Mono. Das dürfte vor allem Altfans jedoch kaum davon abhalten, auch hier zuzugreifen. Interessant ist zudem die Rohfassung von «Coast To Coast».
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/QzN2uPzXVO0
Die Italiener BERIEDIR kreieren mit ihrem Drittwerk «Liminal Space» ein musikalisches Fundament, mit welchem sie künftig in alle möglichen Richtungen bauen können. Dieses wirkt äusserst stabil und bietet einen guten Nährboden für weitere Grosstaten, denn eine solche ist der neue Longplayer eindeutig.
Kam ich mit dem Vorgänger «Aqva» (2022) noch nicht richtig zurecht, brauchte es für mich dieses neue Werk, um wenigstens in Ansätzen zu verstehen, was sie damals aussagen wollten. Dabei haben die Lombarden aus Bergamo einen grossen kompositorischen wie auch stilistischen Schritt gemacht. Regierte einst progressiv angehauchter Prog Power Metal, ist dieser zwar nach wie vor präsent, die zehn Lieder glänzen jetzt aber durch ein Gemisch aus Gekeife, modernen Elementen und gar ein wenig Hardcore. Gleichzeitig gibt es kurze Momente, an denen sie still in sich harren.
Durch die Stimme von Sänger Stefan Nüsperli wirkt das Ganze herrlich melancholisch, es kann aber auch richtig wütend werden. Besonders wichtig: Hatte ich bei «Aqua» noch das Gefühl, das dass durchaus vorhandene Können der Musiker im Vordergrund steht, sind es jetzt eindeutig die Lieder. Diese klingen trotz aller Progressivität wie aus einem Guss. Beriedir schaffen damit etwas Tolles und Einmaliges. Schön, dass es Bands gibt, die sich eine positive Richtung entwickeln. Die vergebenen 6.5 Punkte für «Aqua» empfinde ich nach wie vor als gerechtfertigt, aber jetzt auch die 8.9 Punkte für den Nachfolger. Tolle Scheibe!
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/R5WalIheULc
"Wir schreiben Musik für die Götter", verkünden WYATT E., die belgische Band, welche für ihren tiefgründigen und atmosphärischen Ansatz in den Bereichen Doom, Drone und Desert Rock bekannt ist. Mit ihrem Album «zamāru ultu qereb ziqquratu Part 1» setzen sie ihre Erkundung des antiken Babylon fort, ein Thema, das ihre Musik seit ihrer Gründung durchzieht.
Das Album ist der erste Teil eines Zwei-Alben-Konzepts, das die mythischen und apokalyptischen Visionen des alten Babylon aus der Perspektive der gefangenen Exilanten aus Jerusalem erforscht. Die Musik ist eine immersive Reise, die eine Vielzahl von eklektischen Instrumenten - wie Saz, Viola, Sitar und Bugle - mit Schichten von analogen und digitalen Elementen verbindet, um einen Klang zu erzeugen, der gleichzeitig antik und modern ist.
Das erste Stück «Zamāru ultu qereb ziqquratu Part 1» scheint ein Titel oder eine Phrase zu sein, die sich auf die alte mesopotamische Sprache und Konzepte bezieht. "Zamāru" bedeutet im Akkadischen "Lied" oder "Melodie" und bezieht sich auf Gesang oder Musik, oft im Zusammenhang mit religiösen Zeremonien. "Ultu" bedeutet "von" oder "aus", was auf den Ursprung oder die Richtung hinweist. "Qereb" bedeutet "Herz" oder "Inneres" und symbolisiert den tiefsten Teil eines Wesens. "Ziqquratu" bezeichnet eine Ziggurat, eine massive Tempel-Pyramide in Mesopotamien, die als Zentrum für Anbetung und Rituale diente.
Auf dem Album sind Gastauftritte von Nina Saeidi (Lowen) und Tomer Damsky (Atonia) zu hören, die mit ihren eindringlichen Stimmen den mystischen Ton der Musik unterstreichen. Der Titel «Im Lelya», eine der Singles des Albums, ist eine wichtige Zusammenarbeit mit Tomer Damsky, der ihre gemeinsame Arbeit nach dem Titel «Kol Badai» von 2021 fortsetzt. Das Lied greift eine alte aramäische Fabel auf, die mit dem Fall Babylons, Persiens und Griechenlands in Verbindung steht, und bezieht sich auf die prophetischen Visionen im Buch Daniel, einschliesslich des apokalyptischen Traums von den vier Tieren. Diese Liedtexte, kombiniert mit der atmosphärischen Musik, dienen als Spiegel für die bevorstehende Zerstörung der Imperien und spiegeln den Untergang Babylons selbst wider.
Die Musik von Wyatt E. ist in tiefem, rituellem Drone und Doom verwurzelt, wobei sich die Kompositionen langsam aufbauen und eine meditative, tranceartige Atmosphäre erzeugen. Die Besetzung der Band mit zwei Schlagzeugern verstärkt das Gefühl von Vibration wie Ritual und imitiert die energiegeladene Stimmung des alten Babylon. Ihre Arbeit erinnert oft an die Bilder babylonischer Zikkurats, die den spirituellen Aufstieg, aber auch den Niedergang von Zivilisationen symbolisieren. Die Verwendung antiker Texte und Melodien verleiht dem Ganzen Authentizität und verbindet ihre Klänge mit babylonischen Ritualen und Prophezeiungen, wie sie die Herrschaft des letzten babylonischen Königs Belsazar umgaben.
Die Musik selbst ist vielschichtig, mit langen Instrumental-Passagen, die die karge und zeitlose Landschaft der Wüste widerspiegeln, wo ein Grossteil der babylonischen Rituale unter dem dunklen Himmel stattfand, weit entfernt von der Gnade der Sonne. Die Kombination von Doom-, Ambient- und Post-Rock-Elementen sowie der Einsatz traditioneller Instrumente wie Saxophon und Saz tragen dazu bei, eine hypnotische und spirituelle Atmosphäre zu schaffen, die an ein Ritual oder eine meditative Erfahrung erinnert. Diese mystische und rituelle Qualität ist von zentraler Bedeutung für ihren Sound, da sie ihre Musik nutzen, um die Grösse, den Verfall und den späteren Untergang des alten Babylon zu kanalisieren.
Ein episches, 11-minütiges Monster-Stück erwartet uns zum Höhepunkt – ein gewaltiges Klangmahl, das sich mit finsteren Growls, hypnotischen Gesängen und einem unbändigen, treibenden Rhythmus entfaltet. Es ist eine Reise in die Mystik, die uns mit jeder Sekunde tiefer in ihren Bann zieht, bis wir uns in den unerbittlichen Strudeln des Sounds verlieren. Wie Sebastien, ein Gründungs-Mitglied, in einem Interview erklärt, ist es ihr Ziel, die Zuhörer auf eine Reise durch eine fantastische antike Welt mitzunehmen, wobei der Schwerpunkt auf vergessenen Göttern und Kulturen liegt. Sie betrachten ihre Musik als eine Hommage an die Vergangenheit und wollen Menschen mit einer gemeinsamen Geschichte verbinden, die über moderne Grenzen hinausgeht. Wer die Band vorher schon gerne mochte, kann beruhigt zugreifen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/5o_c9arPZs4
TOXAEMIA, einer der Fackelträger des schwedischen Death Metal der alten Schule, kehrt mit ihrem zweiten Album «Rejected Souls Of Kerberus» zurück. Nach dem vielbeachteten Album «Where Paths Divide» aus dem Jahr 2020 versucht die Band mit dieser neuen Veröffentlichung ihren etablierten Sound zu verfeinern und gleichzeitig ihre kreativen Grenzen zu erweitern.
Mit dem legendären Produzenten Dan Swanö, der erneut das Mixing und Mastering übernommen hat, bleibt die Band ihren Wurzeln treu, während sie gleichzeitig einen härteren, modernen Sound einführt. Das Ergebnis ist ein Album, das erfolgreich Oldschool-Grit mit einer zeitgemässen Produktion verbindet und einen soliden, wenn auch nicht bahnbrechenden Eintrag in ihrer Diskografie darstellt. Von Anfang an etabliert «Rejected Souls Of Kerberus» seine Identität als ein ausgefeiltes und doch raues, schwedisches Death Metal Album. Der Titeltrack beginnt mit einem unerbittlichen Riffing und donnerndem Schlagzeugspiel, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Gesang, der mit gutturaler Wildheit vorgetragen wird, verankert den Track in vertrautem Death Metal Terrain.
Dennoch gibt es einen erfrischenden Sinn für Dynamik, da die Band subtile Tempowechsel und melodische Untertöne einbaut, die sicherstellen, dass der Track nicht in Monotonie versinkt. Die Entscheidung, ihren Sound zu modernisieren und gleichzeitig ihre Oldschool-Essenz beizubehalten, zahlt sich in Bezug auf die Produktion aus. Die Arbeit von Swanö ist makellos und unterstreicht jedes krachende Riff, jeden stampfenden Drumbeat und jede knurrende Gesangslinie. Tracks wie «M.A.O.D. » und «Hunger» sind Beispiele für diese Ausgewogenheit. Ersterer ist ein rasanter Angriff, der durch einnehmende Leadgitarren-Arbeit und gut platzierte Tempo-Wechsel unterstrichen wird, während letzterer mit bedrohlicher Absicht zermalmt und Riffs liefert, die auch noch nach dem Ende des Tracks hängen bleiben.
Toxaemia greifen auch auf ihr früheres Material zurück und überarbeiten zwei Tracks aus ihren Demo-Tagen: «Beyond The Realm und «Tragedies Through Centuries». Die aktualisierten Versionen profitieren von der modernen Produktion und bieten mehr Tiefe und Präzision, ohne die rohe Energie der Originale zu verlieren. Vor allem «Beyond The Realm» glänzt mit seinen komplexen Arrangements wie krachenden Riffs und zeigt die Entwicklung der Band über die Jahrzehnte hinweg. «Tragedies Through Centuries» behält die Essenz der Version von 1991 bei, fügt aber eine Dosis Brutalität hinzu, die sich frisch und vital anfühlt. Der Gesang ist zwar rauer und ausgefeilter, trägt aber immer noch die rohe Emotion der Original-Aufnahme in sich, was ihn zu einem herausragenden Moment macht.
Die Vielfalt des Albums ist eine eindeutige Stärke. Tracks wie «Ex Odio» bieten einen langsameren, doomigen Ansatz mit bedrohlichen Riffs und dramatischen Melodie-Ausbrüchen. Die Leadgitarren-Arbeit ist hier besonders bemerkenswert und verleiht dem Stück eine eindringliche, fast filmische Qualität. Am anderen Ende des Spektrums ist «Blood Red» ein halsbrecherisches Stück Death Metal Wut, das galoppierende Rhythmen mit komplizierten Richtungs-Wechseln mischt, die den Zuhörer in Atem halten. Das atmosphärische und kurze «Dawn Of The Enslaved» sticht als einer der hymnischsten Tracks des Albums hervor, mit schwebenden Gitarren-Melodien, die von harschen Gesangs-Einlagen ausgeglichen werden.
Dieser Track ist wie geschaffen für Live-Auftritte und beweist Toxaemias Fähigkeit, unvergessliche Momente im Rahmen des Death Metal zu kreieren. «Temple Of Venom» verdient eine besondere Erwähnung für seine sich ständig verändernde Struktur. Von düsteren, schleichenden Passagen bis hin zu explosiven Ausbrüchen von Aggression fühlt sich der Track wie eine Reise durch eine dunkle, unvorhersehbare Landschaft an. Es sind diese Momente des Experimentierens, die «Rejected Souls Of Kerberus» auszeichnen, auch wenn das Ganze grösstenteils im vertrauten Death Metal Gebiet bleibt. Zum ersten Mal haben Toxaemia nun aber einen Cover-Song mit draufgepackt.
Ihre Interpretation von Dismembers «I Saw Them Die» schliesst das Album mit einem Höhepunkt ab. Die Band fügt dem Song ihr eigenes, erdrückendes Flair hinzu, so dass er sich sowohl ehrfürchtig gegenüber dem Original als auch unverkennbar nach Toxaemia anfühlt. Es ist ein passender Tribut an einen der schwedischen Death Metal Pioniere und eine Erinnerung an die reiche Geschichte des Genres. Die Produktion des Albums ist eines seiner herausragenden Merkmale. Swanös Expertise sorgt dafür, dass jedes Instrument Raum zum Atmen bekommt und ein dichter, aber klarer Sound entsteht.
Das Schlagzeug schlägt präzise zu, der Bass sorgt für ein solides Fundament, und die Gitarren wechseln zwischen brutaler Härte und melodischer Komplexität. Das von William Persson Öberg gestaltete Artwork passt ausserdem perfekt zu den Themen des Albums. Sein groteskes, bestialisches Design fängt die rohe und bedrohliche Energie der Musik ein und dient als passendes, visuelles Gegenstück zu den akustischen Angriffen. Wer in dieser Stilecke zu Hause ist, findet hiermit womöglich Zuspruch, darum antesten!
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/kWB6UNtzxiU
Was soll ich sagen? Ich bin geflasht! THE HALO EFFECT flogen bis letztes Jahr völlig unter meinem Radar, da sie zu den Bands gehörten, die in der Flut der Masse untergingen. Seitdem ich aber mit der Truppe vertraut bin, ist ihre Position als moderne Fackelträger des melodischen Death Metal an die Spitze geschossen.
«March Of The Unheard» heisst die zweite Scheibe und sie überflügelt «Days Of The Lost», die ebenfalls ein Meisterstück war, um Längen! The Halo Effect erweitern gleichzeitig ihren Sound, um sowohl das Alte als auch das Neue zu umarmen, indem es eine Meisterklasse in nostalgischen Anspielungen und zukunftsorientierter Kunstfertigkeit bietet. Bereits der Eröffnungstrack «Conspire To Deceive» beginnt mit einem komplizierten, melodischen Gitarren-Lead, der sich schnell in einen Sturm von Riffs verwandelt.
Mikael Stannes wilde Growls fügen sich nahtlos in die tadellose Rhythmus-Arbeit von Peter Iwers und Daniel Svensson ein, während Jesper Strömblads und Niclas Engelins Doppelgitarren-Interplay pures melodisches Gold ist. Die Struktur des Songs erinnert an die triumphale Energie klassischer Iron Maiden, ohne dabei die Härte und Schwere zu verlieren, die den schwedischen Death Metal ausmacht. Die Intensität steigert sich von Song zu Song, bis Tracks wie «Cruel Perception» und «What We Become» die melodische Sensibilität der Band betonen, wobei sich die Harmonien der Zwillings-Gitarren über Svenssons donnerndem Schlagzeugspiel erheben.
Die Einführung von cleanem Gesang, insbesondere bei «Forever Astray» und «Between Directions», zeigt Stannes beeindruckende Bandbreite und verleiht der Wildheit des Albums emotionale Tiefe. Zwischenspiele wie «This Curse Of Silence» und das abschliessende «Coda» bieten eine Atempause inmitten des Chaos und dienen als Momente der Reflexion und Atmosphäre. Was die zwölf Titel auf «March Of The Unheard» wirklich auszeichnet, ist die Fähigkeit der Band, technisches Können mit rohen Emotionen zu verbinden.
Jeder Track fühlt sich zielgerichtet an, ob es nun das feurige Riffing, die melancholischen Melodien oder die introspektiven Texte sind. Das musikalische Können ist tadellos, aber es überschattet nie das Herz des Albums. Es ist ein Beweis für die Fähigkeit von The Halo Effect, ihre Wurzeln zu ehren und gleichzeitig das Genre in neue Gefilde voranzutreiben. «March Of The Unheard» ist ein Muss für Fans des melodischen Death Metal und jedes darüber geschriebene Wort ist grundsätzlich überflüssig! Das muss man sich anhören, und dies ist nicht nur ein Album - es ist ein Statement - meine Platte des Jahres 2025!
Oliver H.
2. Meinung: Das Album «March Of The Unheard» von THE HALO EFFECT erscheint als akustischer Orkan, der einen von der ersten bis zur letzten Sekunde mit intensiver Kraft und rohen Emotionen packt. Es ist ein Album, das einen am Kragen erwischt und einem mit voller Wucht ins Gesicht schlägt.
Das Album erzählt die Geschichte eines jungen Aussenseiters, der in der Musik Zuflucht und Ausdruck für seine innersten Kämpfe findet. Es geht um den intensiven Drang, sich gegen die Welt zu stellen, die ihn zurückzuhalten versucht. "Lasst uns jedes Instrument ergreifen, das unsere Wut entfesseln kann!" – dieses Motto wird zur treibenden Kraft, die den Klang des Albums bestimmt. Die Musik wird zum Werkzeug, um Schmerz, Frustration und Wut zu kanalisieren, und verwandelt sich in eine kraftvolle, emotionale Reise, auf der der Protagonist sich selbst findet und der Welt seinen eigenen, ungestümen Rhythmus entgegensetzt. Jeder Titel ist ein Sturm aus Melodien, Riffs und Texten, die einen so tief treffen, dass man noch lange nach dem Ende der Musik von der Kraft des Albums gefangen ist.
(Anmerkung; in einem der Videos zum Album trägt der Gitarrist ein Beasty Boys T-Shirt, was für ein Statement!) Der erste Song, der in Form eines coolen Videos erschienen ist war der Titelsong «March Of The Unheard». Der Song über den Gitarristen Niclas Engelin spricht (Bravewords) basiert auf einem melodischen Thema, das seit Jahren Teil ihrer Live-Shows ist. Engelin wurde dazu inspiriert, dieses Thema in einen kompletten Song für das Album umzuwandeln. Der Text handelt von der dringenden Notwendigkeit, dass die Gesellschaft den Stimmen der Ungehörten und Machtlosen zuhört. Engelin hebt die Liebe der Band zu melancholischen Melodien in Kombination mit schnellen Beats und Harmonien hervor, die einen unverwechselbaren Sound schaffen.
Er lobt auch die kraftvolle Zusammenarbeit mit der Göteborger Blaskapelle Göta Lejon, die sowohl den Studio-Aufnahmen als auch den Live-Auftritten eine unglaubliche Energie verleiht. Dieser Song stellt einen perfekten Einstieg in die musikalische Welt von The Halo Effect dar. Schon bei den ersten Akkorden des neuen Albums «Conspire To Deceive» spürt man die Elektrizität in der Luft. Die Riffs sind scharf und durchschneiden die Atmosphäre mit einer gewissen Zielstrebigkeit, während Mikael Stannes Growls direkt aus seiner Seele zu kommen scheinen. Die beiden Gitarristen Jesper Strömblad und Niclas Engelin erschaffen Melodien, die so intensiv und packend sind, dass sie beinahe wie ein Kampf wirken – wild, aber gleichzeitig erhebend und unaufhaltsam.
Die Rhythmus-Gruppe spielt präzise, als wollten sie das Fundament für eine Welt schaffen, die so stabil ist, dass sie alles in ihrer Umgebung auf ihrem Weg zu zerbröckeln scheint. «Detonate» ist ein Track, der sich nie zurücknimmt. Er ist unerbittlich, schnell, aggressiv, aber dennoch so melodisch, dass man bei jedem Riff mitschreien möchte. Die Geschwindigkeit des Tracks überwältigt einen nicht, sondern sie treibt einen an und lässt das Adrenalin in die Höhe schnellen. Es ist Chaos mit Sinn, eine kontrollierte Wut. Und dann gibt uns «Our Channel to the Darkness» anfangs einen kurzen Moment zum Durchatmen – ein akustisches Intro, das eine unheimliche Ruhe vor dem Sturm erzeugt, nur um dann in ein Meer aus Riffs und Drums zu explodieren, als würde jede aufgestaute Emotion in einem brutalen Ansturm entfesselt.
Die Band bringt aber nicht nur die Schwere mit sich, sondern auch Verletzlichkeit. «Cruel Perception» und «What We Become» zeigen eine perfekte Balance zwischen Härte und Anmut. Die Harmonien zwischen den Gitarren wirken wie ein Gespräch, und Stannes Growls schwingen mit einem Schmerz mit, der einen hart trifft. «Forever Astray» überrascht dann in der Mitte des Songs mit plötzlich klarem Gesang und zeigt Stannes Fähigkeit, sich emotional auf eine Weise zu öffnen, die man nicht erwartet hätte. Der nächste Song «Between Directions» Einfach nur WOW! Die symphonischen Elemente sind der Hammer, und die Mischung aus Melancholie und Schwere ist einfach nur magisch. Es fühlt sich an, als wäre der Track Teil eines Films, und man taucht ein in diese Geschichte.
Auch hier erscheint immer wieder variantenreicher Gesang, also ob sich Stanne mit seiner eigentlichen Stimme immer wohler fühlt. Kurze Zwischenspiele wie «This Curse Of Silence» und «Coda» sind wie die Flaute nach einem Sturm. Sie sind die Momente, in denen man sich sammelt und Kraft tankt, bevor man wieder in das Unwetter eintaucht. Diese ruhigen Momente sind es, die dem Album seine Tiefe verleihen und jede einzelne Emotion noch intensiver spürbar machen. Es ist nicht nur ein Album, das technisches Können demonstriert.
Jedes Riff, jeder Breakdown, jede Gesangs-Note ist ein Impuls der Emotion. «March Of The Unheard» – ein klanglicher Streifzug durch Wut, Trauer, Trotz und Hoffnung. Es ist ein Album, das nicht nur zum Zuhören anregt, sondern auch zum Fühlen, tief im Inneren, an Orten, von denen man nicht einmal wusste, dass sie existieren. Das Ganze ist melodischer Death Metal in seiner eindrücklichsten Form und eine Erinnerung daran, dass man sich Musik nicht nur anhört, sondern diese auch erlebt wird.
Lukas R.
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Mit Mark Tremonti ist das so eine Sache – er kann einfach nicht aus seiner Haut fahren! Wäre sein sechstes Solo-Album «The End Will Show Us How» vor einem Vierteljahrhundert veröffentlicht worden, wäre es dem Fund des heiligen Grals nahegekommen.
Damals war der Gitarrist Mitglied von Creed (was er nun seit ihrer Reformation wieder ist), den Arena-Rockern der späten 90er Jahre, die Jahre damit verbracht hatten, das Rock-Radio zu dominieren. Vergleicht man die Creed-Megahits «Higher» und «With Arms Wide Open» mit dem knüppelnden, an Groove Metal angelehnten «One More Time» vom neuen Album, ist das wie Tag und Nacht. Ein Grossteil von «The End Will Show Us How» zeigt das deutlicher als je zuvor - die Riffs sind kräftiger, der Gesang heroischer und die Gesamtwirkung unmittelbarer. Die pochende Basslinie von «Just Too Much» wird von heruntergestimmten Riffs und verwirrenden Biegungen begleitet, während sich «Nails» mit seiner kreischenden Leadlinie und dem gewichtig gesungenen Bariton nahtlos in all die Härte einfügt.
Leider gelingt es Mark Tremonti nur zur Hälfte der zwölf Songs, in diesem beeindruckenden Adrenalin-Modus zu bleiben. Allzu gross ist der Ruf der ernsten Balladen, denen er nicht widerstehen kann und die Stücke zur Hälfte des Albums, «It's Not Over» und der Titeltrack, erinnern sehr an einige der sentimentalen Momente von Creed. Auch das Finale «All The Wicked Things» birgt die Balance zwischen Post Grunge-Sensibilitäten und mitreissenden Gitarren-Harmonien, was den einen oder anderen zu süssen Fehltritt auf «The End Will Show Us How» beschert.
Für Hardcore-Fans muss das kein Kriterium sein, für andere der Grund, dass der Skip-Knopf mehrmals angeklickt werden könnte. Die wenigsten (Creed)-Fans wissen oder wussten, dass Mark ein eingefleischter Metal-Fan ist, dessen Einflüsse von Machine Head bis Celtic Frost reichen. Diese Vorliebe für Heavy Metal hat sowohl seine Post-Creed-Band Alter Bridge, als auch seine gleichnamige Band Tremonti geprägt. Leider nicht ganz in dem Rahmen, wie ich mir dies persönlich gewünscht hätte. Das neue Album ist keineswegs schlecht, jedoch fehlen die zündenden Elemente. Vielleicht die nächste Platte -«Will Show Him How».
Oliver H.
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MAGNUM waren nie laut wie Motörhead oder liessen die Brustmuskulatur mit einem übertriebenen Ego und Image anschwellen wie Manowar. Die Engländer waren keine Trendsetter oder hängten sich einem solchen an..., nein! Die Truppe um die beiden Bandleader Tony Clarkin (Gitarre) und Bob Catley (Gesang) war eine Band, die mit feinen Melodien, kernigen Riffs und ausgeklügelten Songstrukturen überzeugte.
Die hier vorliegende Live-Aufnahme (10. Dezember 2022) war die letzte Show der «Monsters Roar» Tour und zugleich leider auch die letzte von Tony, der wenige Tage vor der Veröffentlichung des letzten Studio-Albums «Here Comes The Rain» am 7. Januar 2024 unerwartet verstarb. Die Lücke, welche Tony hinterliess, liess Bob keine andere Wahl, als die Band aufzulösen, was dieses Live-Dokument zu einem unglaublich emotionalen Werk werden lässt. Mit dem Opener «Days Of No Trust» wird die Doppel-CD (oder dreifach LP) gestartet und beweist von der ersten Sekunde an, welch begnadete Songwriter Bob und Tony waren. Hört man sich «The Monster Roars» oder «Dance Of The Black Tattoo» an, erkennt man, woher Avantasia, beziehungsweise Tobi Sammet seine Inspirationen herhat.
Solch rockige Nummern wie «The Night After The Night Before» kann nur eine Truppe komponieren, und mit den Klassikern «Wild Swan» (was für eine Göttergabe!), dem härteren «Rocking Chair», dem bombastischen «Vigilante», den Alt-Hits «Kingdom Of Madness», «All England's Eyes», «Sacred Hour» sowie dem unsterblichen «On A Storyteller's Night» manifestieren die Herren auf eindrückliche Art und Weise, welche Götter Band Magnum seit 1972 waren, sind und immer sein werden! «Live At KK’s Mill» ist eine Danksagung an eine Truppe, die in der Musikwelt viel zu sagen hatte. Ob wir Magnum jemals wieder live sehen werden, wird Mister Catley entscheiden. Das hier vorliegende Live-Album beendet die Ära mit Tony Clarkin würdevoll und mit einer unglaublichen Spielfreude.
Tinu
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«Raging Violence» war das Debüt-Album von Hirax (1985), und die Band Raging Violence besteht aus vier Ur-Mitgliedern von Hirax. die sich mit Sänger Rob Perkins zusammengeschlossen haben, um den alten Hirax Krachern mit weniger Geschwindigkeit und ohne den Meinung spaltenden Gesang von Katon DePena ein neues Leben einzuhauchen.
Zitat: "Der Grund, warum wir die Hirax-Songs neu aufgenommen haben, ist, dass die damaligen Aufnahmen schneller waren, als wir es beabsichtigt hatten, was die schiere Härte der Riffs verwaschen hat. Wir wollten, dass diese Aufnahmen tight, sauber, präzise und extrem heavy sind. Da Katons Gesang von einigen Fans als polarisierend empfunden wurde, wollten wir, dass die Fans die Songs mit einer ganz anderen Gesangs-Dynamik hören". Wer alter Hirax Fan ist, bekommt einige Hirax Songs des Debüt-Albums in einem neuen Gewand präsentiert und muss sich selbst die Frage stellen, was er nun besser finden möchte. Hier haben wir es mit lupenreinem Speed Metal zu tun, der mit der Punk-Attitüde der Skater Bewegung flirtet und neun Tracks präsentiert, welche die DNA der Achtziger beinhalten und mit blutigen Fingern über das Griffbrett der Gitarren getobt, sowie man mit dem bissigen und angepissten Gesang konfrontiert wird.
Tinu
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Das beliebte Modern Metal Quartett Skarlett Riot kehrt mit seinem brandneuen Album «Caelestia» zurück. Mit der Veröffentlichung dieser Scheibe hat die britische Truppe das Gefühl, dass die Sterne buchstäblich günstig stehen!
Die Band hat bisher immer 100% in jede Veröffentlichung gesteckt und dennoch ist «Caelestia» die wohl beste Skarlett Riot Veröffentlichung ever. Die Band hat viele Monate lang hart daran gearbeitet, pendelte zwischen den Studio-Terminen hin und her ("Treehouse-Studios"; Bullet For My Valentine, While She Sleeps, Fightstar). Das gab auch Zeit, kritisch zu sein und Songs zu überarbeiten, wo es nötig war. Die zehn Songs von Skarlett Riot entstanden durch das Aufeinandertreffen von Sängerin Skarlett, ihren Brüdern Luke (Schlagzeug) und Danny Oglesby (Gitarre/Screams) und Bassist Tim Chambers, die ihre persönlichen Einflüsse und Ideen zusammenbrachten, um etwas zu schaffen, das sie widerspiegelt. Um die spektakuläre Stimme von Skarlett herum fügt die Band harsche Vocals hinzu, um ihrer Palette eine aggressive Farbe zu verleihen, inmitten von straffen Rhythmen und kraftvoller Gitarrenarbeit.
Das Album nennt sich «Caelestia», was im Lateinischen für "himmlisch" steht. Normalerweise ist Gitarrist Danny der alleinige Hauptkomponist, und er hat auch diesmal den Grossteil der Songs beigesteuert, unterstützt wurde er dieses Mal allerdings von seiner Schwester, die einige der persönlichsten Songs komponiert hat. Ihre Texte spiegeln eine Menge Umwälzungen der letzten Zeit wider, vor allem in ihrem Privatleben. All das hat den Tracks auf dieser Platte zusätzlichen Biss verliehen. Mit mehreren Singles, die im Radio und in den sozialen Medien bereits grossen Anklang fanden, ist das Fundament für diese Veröffentlichung bestens gelegt. Tourneen mit Bands wie Esoterica und ausverkaufte Headliner-Shows haben die Fangemeinde der Band, auf das neue Album eingestimmt. Dieses soll nun gefeiert werden!
Oliver H.
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Aus Athen stammen VIOLENT DEFINITION, die mit ihrem Knüppel Thrash zum zweiten Mal auf sich aufmerksam machen wollen. Man merkt den Griechen an, dass sich vieles angestaut hat und dies nun im musikalischer Form wieder rausgeprügelt werden muss.
Dieses Ventil wird all diejenigen Fans begeistern, die auf die jüngere Thrash-Generation stehen, bei denen Wut, Hass, Enttäuschung und Aggressivität sich die Hand geben. Somit sind die Jungs weit weg von Bands wie Testament, Sacred Reich oder Overkill, die mit strukturierten Songs und der entsprechenden Melodie immer einen roten Faden in ihrem Songwriting tragen. Bei Violent Definition wird dem Hardcore mehr Aufmerksamkeit geschenkt und die neueren Exodus den neueren Metallica vorgezogen. Wer sich hier nun angesprochen fühlt, der sollte sich die neue Studio-Scheibe der Griechen anhören. Aber Vorsicht, beim heimischen Mosh-Pit könnte das eine oder andere Mobiliar in Brüche gehen!
Tinu
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Absolute musikalische Härte wird auf «Piles Of Festering Decomposition» geboten, mit freundlicher Genehmigung von 200 STAB WOUNDS. Das ist nicht weiter überraschend, denn die Härte steckt allein schon im Namen drin.
Wer 200 Versuche braucht, ist entweder ein sehr schlechter Mörder oder ein sadistischer Schurke. «Piles Of Festering Decomposition» ist eigentlich ein Reissue, weil das Original aus dem Jahr 2021 stammt, damals aber nur auf Kassette veröffentlicht wurde. Jetzt wird das Five-Piece noch auf einen Silberling gebrannt. Die aus Cleveland stammende Truppe macht seit 2019 ihren ganz eigenen Lärm. Sie spielt extremen Gore Death Metal mit entsprechendem Gegrunze. Schon ein Blick aufs Cover-Artwork genügt, um schlussfolgern zu können, dass kein Körper verschont wird.
Es scheint ein kluger Schachzug zu sein, diese EP, weniger als ein halbes Jahr nach dem Erscheinen ihres zweiten Albums «Manual Manic Procedures» neu aufzulegen. Die Aufmerksamkeit ist 200 Stab Wounds gewiss! Ihr Sound ist brachial und über alle Massen kompromisslos. Es spielt auch keine Rolle, ob Steve Buhl wirklich Texte zum Besten gibt oder nur Töne grunzt, um seine Botschaft zu verkünden. Alles soll auf grausamste Weise zerlegt werden. Bei der Musik von 200 Stab Wounds passt wirklich jede Note zu diesen destruktiven Gefühlen.
Brachialer und dreckiger Death Metal, der mit unsinnigem Tempo gespielt wird. Alle fünf Songs zusammen erreichen nicht einmal die Marke einer Viertelstunde. Problematisch? Keineswegs! Für Fans dieses Genres macht es sicher Lust auf mehr. Heisst, die anderen Veröffentlichungen der Band auch auszuprobieren oder diese hier vorliegende Scheibe erneut abzuspielen. Kurz und knackig zum Zweiten!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/-C7g6LmT4lM
Von MOONDARK aus Schweden kommt das Debüt «The Abysmal Womb» daher, und dieses Album zeigt einen erhöhten Reifefaktor, denn die Band existiert schon seit 1993. Aber wie heisst es so schön: Was lange währt, wird endlich gut!
Gestartet wird sehr atmosphärisch mit «Where Once Was Life». Mit tonnenschweren Riffs wird man so gewaltig überrollt. Massive Riffs erschaffen mit «Suffer The Dark» grobe Monolithen und ja, genauso holen mich Moondark gekonnt ab. So marschiert dieser Brocken wie auf Schienen, ohne einen Zentimeter vom Pfad abzuweichen. «Palliative Dusk» ist schon fast quirlig im Doom-Kontext und geht direkt zur Sache! Trotz niedriger Tourenzahlen groovt dieser Song gewaltig. Auf der Groove-Welle reitet auch «Sterile Earth», und mit der fortwährenden Wiederholung der Riffs wird ein genialer Effekt erzeugt.
Alle Trademarks von einem massiven Doom Death Metal Song bietet «Infernal Genocide», und so kann man diesen Song sich ausgiebig zu Gemüte führen! Genauso massiv walzt einen «Beyond Darkness» nieder. Der Titeltrack empfiehlt sich als weiterer Volltreffer im Repertoire und lässt diesen Song wie zähflüssige Lava direkt in die Gehörgänge rinnen! Zum Schluss folgt mit «Immersed To Crypts» noch ein weiterer, massiver Brocken, der «The Abysmal Womb» auf geniale Art und Weise zu Ende bringt. Moondark haben sich lange Zeit für ihr Werk gelassen, aber das Ergebnis kann vollends überzeugen. Grosse Klasse!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/qKl_ifU7l9o
Die dunkle Jahreszeit ist da, der Nebel allgegenwärtig und die Gothic-Veröffentlichungen spriessen wie die Pilze aus dem Boden. So sind auch die Italiener von THE FORESHADOWING wieder einmal aktiv geworden und präsentieren, acht Jahre nach dem letzten Album, ihr neustes Werk.
Sanfte Keyboard-Klänge und melancholische Melodien, gepaart mit der Traurigkeit des Doom Metals, natürlich gesungen mit Bariton Stimme von Marco Benevento. Die Südländer machen eigentlich nicht viel falsch und haben mit dem an HIM erinnernde «Judas Had A Friend» oder dem ruhigen «Our Nightmares Call» auch gute Songs am Start. Allerdings wirkt die ganze Chose mit der Zeit fast einschläfernd, und man ertappt sich dabei immer wieder in Gedanken, mehr Härte zu wünschen. «New Wave Order» dürfte die Fans der Truppe nicht enttäuschen und ist ganz sicher kein Müll, mir in der Summe aber zu brav.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/s_80NWyprdA
Dass Südamerika über eine riesige Metalszene verfügt ist bekannt und trotzdem ist vieles hierzulande unbekannt. So auch die Argentinier RAPTORE, die wohl nur einigen wenigen (Kuttenträger und Keep It True Gänger) ein Begriff sind. Dabei ist «Renaissance» bereits das dritte Album und die beiden Vorgänger haben mit der Mischung aus Speed und klassischem Metal überzeugen können.
Wie auch ähnlich gelagerte Bands wie Enforcer, Night Demon oder Stallion holen sich die Südamerikaner ihre Inspiration tief in den Achtzigern. Mit dem neusten Streich entfernen sich Raptore allerdings weitgehend von dem Speed Metal Einflüssen und es geht eher in Richtung Dokken, W.A.S.P. oder frühe Scorpions. Einzig «Imperium» gibt noch so richtig Vollgas. Selbstredend erreicht man die Klasse der genannten Bands nicht annähernd, aber Songs wie «Satana», «Recuiescat In Pace» oder das schon erwähnte «Imperium» erzeugen mächtig Laune. Die Produktion geht auch in Ordnung, so dass man am Schluss bei «Renaissance» von einem soliden Metal-Scheibchen reden darf.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/fQXVvG5V9G4
Nach ihrem Platz #1 Album «Addicted To Color» von letztem Jahr präsentiert sich die stimmgewaltige wie stets variabel performende Künstlerin in einem völlig neuen Licht. Es zeigt SERAINA TELLIs Talent und die fesselnden Songs der ersten beiden Alben ohne harte und schwer klingende Instrumente im Hintergrund. Die Idee dazu bestand schon seit längerem, sprich man wollte der Welt damit die intime und verletzliche Seite der sonst hart rockenden Frau näher bringen.
Wo anderen Interpreten und Künstlern sowas erst einfällt, wenn es gerade etwas schwierig wird mit neuem Material auf Augenhöhe, ging Seraina Telli nun einfach hin und setzt ihre wie die von Produzent Rico Horber (Drummer bei Stoneman) kurierte Idee in die Tat um. Dafür wurden insgesamt vierzehn passende Songs der ersten beiden Longplayer ausgewählt und mit dem Titeltrack als Opener ergänzt. Das Ganze wurde in einem ersten Wurf zunächst in ein reinakustisches Korsett gesteckt (die Akustik-Gitarre ist eigentlich immer mit dabei wie griffbereit und sei es einfach im Kofferraum ihres Autos) und mit ihrer ausdrucksstarken Stimme bestückt. Grundsätzlich ist das ja nichts Neues unter der Sonne.
Doch dies lässt die sonst überwiegend ordentlich rockenden Nummern erstmal viel zerbrechlicher als sonst erscheinen und gewährt dem eh schon prägnanten Gesang noch mehr Raum zur Entfaltung. Bei «The Harder Way» wird aus der zu Beginn und Schluss ruhigen Halbballade letztlich eine weitere, zarte Pflanze. Nun hat das Album «Black'n'White Sessions» aber noch mehr zu bieten, denn alle so interpretierten Songs wurden auf der zweiten CD mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Vocal-Guests wie Anna Murphy (Ex-Eluveitie, Cellar Darling), Lee Aaron, Chris Boltendahl (Grave Digger) oder Clementine Delauney (Visions Of Atlantis) als exklusive Duette bereichert. Letzteres kam noch als limitierte 7" Vinyl-Single daher.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/jwSy3_9w8u0
Aller guten Dinge sind gemäss Volksmund bekanntlich drei, und das trifft hier ebenso auf die grandiose Live-Trilogie von BLUE ÖYSTER CULT zu. Die amerikanische Kult-Band legte den Grundstein dazu im September 2022, als sie ihre Fans mit einzigartigen Shows beglückten, die jeweils einem ihrer ersten drei Alben gewidmet waren. Gründungsmitglied Albert Bouchard hatte an allen drei Abenden einen besonderen Auftritt und verlieh dem historischen Meilenstein eine nostalgische Note.
Vor ziemlich genau einem Jahr erschien der erste Teil zum selbstbetitelten Debüt von 1971, gefolgt vom zweiten Teil, heuer im August zu «Tyranny And Mutation» von 1973, und abgeschlossen wird das Ganze nun mit dem dritten und letzten Teil, der dem Album «Secret Treaties» von 1974 gewidmet ist. Auch hier wurde das betreffende Werk zuerst in der originalen Reihenfolge durchgespielt sowie mit weiteren Klassikern versehen, respektive ergänzt. Wer sich also bisher immer noch nicht mit der unter dem Grosserfolgs-Radar agierenden Band auseinander gesetzt hat, erhält mit dem einzigartigen Gesamtwerk «50th Anniversary Live» die bestmögliche Vollbedienung von BÖC. Besser geht es nicht und viel länger wohl auch nicht mehr!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/pUOF_Vo7wdU
Pünktlich zu Weihnachten veröffentlichen die Mainzer NOCTE OBDUCTA eine EP, welche die Kreativität der Black Metaller, welche sich einen Deut um Genre-Grenzen scheren. Während die ersten vier Songs zurück zu den Wurzeln reisen, ist der letzte Track eine über achtminütige Fortsetzung von «Gemälde derer, die schieden».
«Hammergeddon» und «Schorm» sind zwei kurze, aber effektive Black Metal Abrissbirnen, während «Blut, Bier, Dunkelheit» mit einer dreckigen Punk Attitude punktet, aber auch Motörhead sind da ziemlich präsent. «Faustphisto» geht dagegen mehr in die Thrash Richtung. Das Epos «Auf Wortlosen Fluren» ist dann ein ziemlicher Stilbruch mit Ambient-Anleihen und in Sachen Geschwindigkeit wird mächtig auf die Bremse getreten. Ob man diese EP jetzt unbedingt braucht, sei dahingestellt, aber mit dessen Kauf macht man sicher nicht viel falsch und als Fan von Nocte Obducta sowieso nicht.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/HhaMBFZPSMA
Oh ja..., Death Metal der alten Schule, in modernem Gewand daherkommend, das kommt bei mir, respektive hier mit MAMMOTH GRINDER immer gut an.
Dazu noch einige Solo-Spielereien und gut auseinander haltbare Gitarren, der Gesang tiefkehlig, aber auch mehrheitlich gut verständlich - erinnert mich stellenweise an Bloodbath, These Are They oder Bone Gnawer. Hoffentlich wird die LP dann genauso kompromisslos und brutal wie diese EP. Kracht!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/jzbonbbSbjE
Die Schweden STARCHASER sollten bei mir offene Türen einrennen, sind die Mitglieder doch bei vielen mir bekannten und teils beliebten Bands aktiv. Wie Johan Koleberg (Drums, Wolf), Kay Backlund (Keyboards, ehemals Lion's Share), Ulrich Carlsson (Gesang, ehemals M.ILL.ION), Kenneth Johansson (Gitarre, ehemals Torch) und Örjan Josefsson (Bass).
Der Sound klingt auch wie eine Mischung aus diesen ehemaligen Truppen und lässt speziell die Metal-Fans aufhorchen. Gut gespielter Heavy Metal mit schwedischer Prägung, bei dem die mächtigen Chöre immer wieder für Aufsehen sorgen, bei denen aber auch nicht zu verheimlichen ist, dass die Jungs "moderneren" Parts nicht abgeneigt sind und das Ganze überwiegend ein bisschen mechanisch erklingen lassen, was indirekt auch einen Bezug zum Cover hat. «Battalion Of Heroes», «Shooting Star» und «Who I Am» sind solche Bastarde, die sich aus traditionellen, aber auch musikalisch verfremdeten Klängen präsentieren. Dies könnte der Truppe einige Fans kosten, das sie sich damit ein bisschen zwischen die Stühlen setzen. Trotzdem ist «Into The Great Unknown» als zweites Album eine Angelegenheit geworden, welche sich Metal-Fans anhören sollten.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/c1vBGTn1sXM
PATRIARKH, ehemals Batushka, legen mit «Prophet Elijah» ein Konzept-Album vor, das eine anspruchsvolle Mischung aus Black Metal, Neo Folk, orchestralen Arrangements und orthodoxer Kirchenmusik bietet. Das Album entführt den Hörer in die 1930er und 1940er Jahre der polnischen Region Podlasie und erzählt die Geschichte des selbsternannten Propheten Eliasz Klimowicz.
Die Musik verbindet Volksinstrumente wie Tagelharpa, Mandoline und Drehleier mit symphonischen Elementen und Chorgesang. Sie verschmelzen zu einer atmosphärischen Klanglandschaft, die das Heilige und Mystische heraufbeschwört. Die Kombination von byzantinischer Monodie (einstimmigen, also unbegleiteten Kirchenmusik) und russischer Polyphonie mit Black Metal verstärkt die dramatische und rituelle Stimmung des Albums. Sprachlich wird eine Vielzahl alter und slawischer Sprachen wie Altkirchenslawisch, Polnisch und Russisch verwendet, was dem Werk eine tiefe kulturelle Authentizität verleiht. «Prorok Ilja» ist eine Weiterentwicklung des früheren Sounds von Batushka und zeigt ein verstärktes Engagement für Theatralik und Erzählkunst.
Der Black Metal bleibt präsent, aber die Band erweitert die musikalische Komplexität und vermischt sakrale und säkulare Einflüsse. Die Produktion von «Prorok Ilja» wurde in mehreren Studios aufgenommen und verbindet rohe Black Metal Energie mit komplexen orchestralen Schichten. Gastbeiträge bekannter Künstler wie Adam Strug und Maciej Maleńczuk bereichern das Werk und verleihen ihm eine zusätzliche Dimension. Alles in allem ist «Prophet Elijah» ein künstlerisches Statement, das die Grenzen des Black Metal erweitert und gleichzeitig eine starke Verbindung zu den orthodoxen Wurzeln der Band aufrechterhält. Ich weiss leider nicht ob das Album mit englische Text oder gar zusätzlicher Information geliefert wird, dies wäre auf alle Fälle ein Plus. Anspiel-Tipp: «Wierszalin V».
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/79T3DUgYCMY
Dies ist das Debüt-Album der aus Mailand stammenden Band GHOSTWOUND. Was die Jungs hier vom Stapel lassen, ist ein Mix aus Space Rock, Funk und Psychedelic Rock. Man hat das Gefühl, dass die Italiener direkt aus den 70ern in die Gegenwart gebeamt worden sind. Dazu trägt auch die klare, mit viel Hall versehene Stimme von Michele Ricciardi und die verspielten, ohne grosse Effekte gespielten Drums bei.
Hört Euch zum Beispiel mal das funkige, Bass-lastige «Smoke» mal an, klingt echt cool. Dadurch, dass die Musik hier sehr eigenständig klingt, fällt es schwer, irgendwelche Vergleiche zu anderen Bands zu finden. Schon cool, wie man hier Funk, Psychedelic und Space-Klänge ineinander verschmilzt. Gut zu hören bei «Dive Into The Mirror». Oder «Five Ave Marias», hier kommt man mit einem sehr starken Funk-Rhythmus daher, welcher von Synthie-Klängen umrundet wird. Klingt echt gut, was die Italiener hier abliefern. Bei «Lycantropus» lässt man sogar ein wenig Progressive Rock einfliessen. Bei «Rojava» verschmelzen alle diese verschiedenen Einflüsse in einem Song. Wirklich sehr gut, wie die Jungs aus Mailand das hier zelebrieren. Wer etwas offen ist für die oben benannten, verschiedenen Musik-Stilrichtungen, sollte sich dieses verspielte, interessante Album unbedingt mal reinziehen. Dies ist mal was anderes, weit entfernt von der üblichen Musik.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/fHMTpQwX1i0
Traditioneller Heavy Metal, made in Italy, steht auf der Fahne dieser Band, welche bereits seit 2008 ihr Unwesen unter dem Bandnamen von SIGN OF THE JACKAL treibt. «Heavy Metal Survivors» ist das dritte Album, wobei mir die ersten beiden Werke unbekannt sind. Eine Rezension ohne Vorurteil hat auch seine Vorteile.
Sign Of The Jackal machen keinen Hehl aus ihren Vorbildern, die da wären: Dokken, Warlock oder Skid Row. Klassischer 80er Heavy Rock, veredelt mit der geilen Stimme von Laura "Demons Queen" Coller. Nach dem flotten «Breaking The Spell» haben die Südländer mit «Buio Omega» einen veritablen Kracher geschrieben. Ein weiteres gutes Beispiel für die Spielfreude ist «Nightmare City», ausgestattet mit einem Mitgröhl-Refrain für die "Keep It True" Fraktion. Daneben findet sich solider Stoff, und mit dem eher belanglosen Instrumental «Phantasm» nur ein kleiner Abschiffer. Natürlich stellt «Heavy Metal Survivors» die Metalwelt nicht auf den Kopf und im Vergleich zu den Vorbildern fehlt dann halt schon noch etwas Klasse. Nichtsdestotrotz ein Album, das trotz überschaubarer Produktion einfach Spass macht.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/BoxcS2M5rx0
«Hierarchy» - die 4-Track Debüt-EP wurde ursprünglich erstmals im Jahr 2010 veröffentlicht. Metal Blade Records haben davon nun eine remixte und remasterte Neuauflage, heisst digital und auf Vinyl, herausgebracht.
RIVERS OF NIHIL haben noch nie in eine Schublade gepasst, aber mit «Where Owls Know My Name» (2018) haben sie alle Etiketten, die ihnen jemals angeheftet wurden, hinter sich gelassen. Als sie 2021 mit «The Work» zurückkehrten, stiessen sie weiter in neues Terrain vor und stellten nochmals alle Erwartungen in den Schatten. Seitdem dürfte jedem Fan klar sein, dass er bei jeder neuen Veröffentlichung nichts erwarten darf. Nach diesem Output verbrachten Rivers Of Nihil die Jahre damit, die Kerze an beiden Enden abzubrennen, mit einem wilden Tourplan. Doch nach letzter Tour fehlte ein Bandmitglied. Gründer und Leadsänger Jake Dieffenbach und die Band gingen aus persönlichen Gründen getrennte Wege. Im März 2023 beendete die nun vierköpfige Band allerdings eine Aufnahme-Session, bei der eine beträchtliche Menge neuer Musik mit ihrem früheren Bassisten/Backup-Sänger Adam Biggs als neuem Leadsänger/Bassisten aufgenommen wurde.
Diese Session markierte auch den ersten Auftritt des neuen Gitarristen Andy Thomas (Ex-Black Crown Initiate), dessen Gesang ebenfalls eine wichtige Rolle in der Musik spielen wird. Davon wird es aber wohl erst 2025 mehr geben, denn die Band hat kürzlich mit Carson Slovak und Grant McFarland bei Atrium Audio mit den Aufnahmen zu ihrem fünften Album begonnen. A propos Carson Slovak - dieser Typ war bereits 2009 fürs ursprüngliche Engineering/Mixing/Mastering von «Hierarchy» zuständig, hat sich nun der 2024er Version angenommen und scheint auch für kommendes Material stets der richtige Mann zu sein. «Chambers Of Civility», «Human Adaptation», «Ultimate Sentience» und «Post-Mortem Prostitution» sind also Überbrückungsmaterial, das eindrücklich demonstriert, dass Rivers Of Nihil immer schon mutigen Sound mit viel Potenzial produziert haben, der nach wie vor die klassische Energie der Band in sich trägt.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/15s27HKyMQs
Das Quartett THANATOS aus Rotterdam in den Niederlanden prügelt einem seit vier Jahrzehnten ihren Thrash Death Metal um die Ohren. Wie den meisten holländischen Metal-Bands der Achtziger- und Neunzigerjahre, war es auch Thanatos nahezu unmöglich, im Ausland Aufmerksamkeit zu erregen. Es gab bereits zu viele gute Bands, die sich ins Rampenlicht gespielt hatten.
Somit ist es vielleicht auch nicht weiter erstaunlich, dass nicht jeder Todesmetaller weiss, dass der Vierer bis dato sieben Studio-Alben, fünf Live-Veröffentlichungen, drei EPs und einige Splits produziert hat. Alle Platten haben ihre musikalischen Einflüsse ausnahmslos fest in den Achtzigern und Neunzigern verankert. «Four Decades Of Death» ist da keine Ausnahme. Allerdings muss vorausgeschickt werden, dass die neue Platte aus alten, neu aufgenommenen Songs (1988 – 2000) und Demos (2006 – 2018) besteht. Allein der Rausschmeisser «Unholy Predators» ist noch ziemlich frisch, begeistert zudem durch die Gast-Vocals der belgischen Sängerin Michelle Nocon.
Wenn man sich die zwölf Songs so anhört, ist es für mich doch erstaunlich, dass Thanatos nicht berühmter geworden sind, denn das, was sie auf den Silberling gepresst haben, drückt ganz gewaltig. Ihr Sound ist Death und Thrash Metal in einer Art und Weise, die beim Anhören mitreisst. Die Tracks sind wirklich guter Stoff, wenn man den altmodischen Style liebt. Anhänger zeitgenössischer Einflüsse werden ihr Glück auf «Four Decades Of Death» nicht finden, denn es finden sich keine auf diesem Album.
Thanatos haben sich noch nie Innovation auf die Stirn geschrieben, denn sie spielten stets die Musik, die am besten zu ihnen passt. Dies ist besonders für Einsteiger bei den Oranjes vorteilhaft, denn wenn «Four Decades Of Death» gefällt, wird die restliche Diskographie auch gefallen. Heisst jede einzelne Platte ist es wert, dass man ihr die nötige Aufmerksamkeit zukommen lässt. Schade ist einzig, dass man sich ernsthaft die Frage stellen muss, ob «Four Decades Of Death» das letzte Aufbegehren dieser Truppe sein wird, ein Abschieds-Geschenk sozusagen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/-nDB3EvQZ-M
Ich bleibe dabei, mit «Crossfire» hat Marc Storace (Gesang, Krokus) unter dem Banner STORACE ein sensationelles Album veröffentlicht. Der Vorgänger «Live And Let Live» (2021) scheiterte dagegen an den eher mauen Songs, die ich auch heute noch nicht als Glanzleistung ansehe.
Ohne Pfeffer im Arsch, ohne die freche Rock'n'Roll Attitüde, ohne griffige Songs und packende Refrains, bleibt auch die Wiederveröffentlichung (über das neue Label Frontiers Music) hinter den Erwartungen zurück. Man kann «Carry The Burden» und «Love Over Money» zwar als gute Versuche ansehen, die letztlich aber unter der eher "mässigen" Produktion leiden. Da bei der Live-CD die «Live And Let Live» Songs überwiegen und die Krokus-Nummern («Midnight Maniac», «Hellraiser», «To The Top»), das Geschehen jedoch nicht zu hundert Prozent herumreissen können, bleibt auch diese Veröffentlichung eine zwielichtige Angelegenheit. Selbst wenn bei den Live-Tracks deutlich mehr Feuer auszumachen ist.
Tinu
CREST OF DARKNESS' «My Ghost» ist ein Konzept-Album, das den Zuhörer auf eine rituelle Reise mitnimmt, bei der die Musik als Ganzes erlebt werden muss. Dieses düstere und intensive Album zeigt die Fähigkeit der Band, eine komplexe Klanglandschaft zu erschaffen, die Black Metal mit unerwarteten Elementen vermischt, die das Zuhör-Erlebnis bereichern.
Die Gitarren-Arbeit ist aussergewöhnlich und mit messerscharfen Riffs wie einem Klang bestückt, der vor Bösartigkeit nur so strotzt. Schon beim Opener, dem Titeltrack, bauen die Gitarren Spannung auf, um dann mit voller Wucht zu explodieren und tragen massgeblich zur Intensität des Albums bei. Die Riffs sind auch im weiteren Verlauf hart und eindringlich, wobei «The Will of God» durch seine unerbittliche Flut von Headbanger-Riffs und das Zusammenspiel von Schlagzeug und Gitarre, das eine kraftvolle Synergie erzeugt, hervorsticht. Die Punk-Energie des Songs verleiht der schwarzen Wut eine einzigartige Wendung. Das neue Werk zeichnet sich dabei durch seinen experimentellen Charakter aus.
Die gilt insbesondere durch den Einsatz einer Trompete in Titeln wie «Sacrificed To The Sun» (grossartig!) und «The Awakening» (noch grossartiger!). Das unerwartete Blechblas-Instrument fügt ein eindringliches und beunruhigendes Element hinzu, das sich irgendwie nahtlos in das Chaos einfügt. Die Trompete verstärkt die rituelle Atmosphäre und verleiht der ohnehin schon intensiven Musik eine zusätzliche Ebene bizarrer Schönheit, besonders im kraftvollen Gitarren-Solo von «The Awakening». Die Trommeln sind durchgehend donnernd und rhythmisch fesselnd. Sie treiben das Album voran und verstärken die Dringlichkeit und Brutalität des Sounds. Beim letzten Track «The Ultimate Truth» bereitet das Drum-Spiel den Weg für einen intensiven klanglichen Abschluss.
Dabei brechen die Gitarren wie ein Orkan aus schwarzer Energie los, um dann in einem erschreckenden, verzweifelten Finale zu enden. Insgesamt wird ein dynamisches und herausforderndes Hörerlebnis geboten, das mit jedem Durchlauf an Tiefe gewinnt. Es ist ein Black Metal Ritual, bei dem Gitarren, Schlagzeug und unerwartete Trompeten-Klänge eine wilde und beunruhigende Atmosphäre schaffen. Als Konzept-Album ist es dazu gedacht, von Anfang bis Ende gehört zu werden, und zieht den Zuhörer immer tiefer in seine dunkle, rituelle Welt hinein. Kein Album für schwache Nerven, aber für diejenigen, die bereit sind, sich auf dessen Chaos und seine Komplexität einzulassen, ist «My Ghost» eine eindringliche Reise durch ein Labyrinth aus Wut und verdrehter Schönheit.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/8qYaplQj1Kg
«Shadowlight», das dritte Album von DEFENCES, etabliert sie als eine Band, die man in der britischen Alt Metal und Metalcore Szene im Auge behalten sollte. Aufbauend auf dem Erfolg ihres 2021 erschienenen Albums «In The Balance» verfeinert das Quintett aus Hertfordshire nun seinen Sound und schafft ein kohärenteres, neues Album, das ihre sich entwickelnden Fähigkeiten unter Beweis stellt.
Hiebei werden die charakteristischen Elemente des Metalcore - harte Riffs, Breakdowns und Gesang - mit einer cineastischen Produktion und komplexen Kompositionen vereint. Der Gesang allerdings ist in den meisten Fällen eher pop-mässig flach, ohne Emotionen oder Überraschungen. Eines der Merkmale ist das Zusammenspiel von Sängerin Cherry Duesbury und Keyboarder/Sänger William Young. Die Gesangs-Arbeit der beiden ist eines der prägendsten Elemente. Tracks wie «Perish» und «Silence & The Sound» verdeutlichen die Chemie zwischen den beiden, wobei Cherrys kraftvoller Klargesang dabei perfekt mit Williams Schreien und Backing Vocals harmoniert.
Diese Gesangs-Dynamik erzeugt ein emotionales Auf und Ab, das von Anspannung zu Entspannung wechselt und den Tracks einen typischen Charakter für diese Art vom Musik verleiht. Auf der instrumentalen Seite liefert Gitarrist Calum Wilmot solide, schwere Riffs, die dem Ganzen sein Rückgrat verleihen, wobei Tracks wie «Gold In The Dark» und «Breathe It In» hervorstechen. Die Rhythmus-Gruppe, bestehend aus Bassist Owen Hughes-Holland und Schlagzeuger Kyle Parke, verleiht dem Album mit kraftvollen Grooves Gewicht und Schwung. Die Produktions-Qualität ist durchweg ausgefeilt und verleiht den Songs ein weitläufiges, atmosphärisches Gefühl.
Der Eröffnungstrack «The Curse» legt mit der gewohnten Metalcore Energie los, während «Perish» Aggression und Melodie zu einem herausragenden Moment verbindet. Obwohl «Shadowlight» einge starke Momente bietet, gibt es Zeiten, in denen es Gefahr läuft, sich in die breitere Metalcore Landschaft einzufügen. Tracks wie «Ego(Maniac)» bringen eine hohe Energie und beeindruckende Breakdowns, schlagen aber keinen neuen Weg ein. Ähnlich verhält es sich mit «The Almost» und «Greatness», die zwar gut komponiert sind, aber im Vergleich zu den stärkeren Stücken wie Füllmaterial wirken. Dennoch bleibt der Zusammenhalt sowohl musikalisch als auch textlich eine Stärke, da sich Themen wie Widerstandsfähigkeit und innere Konflikte durch die Songs hindurch ziehen.
Ein besonders interessantes Stück ist «Inspirit», das die Dinge verlangsamt und eine andere Seite des Band-Sounds zeigt. Dieser eher zurückgenommene, ruhige Track deutet die Vielseitigkeit der Band und eine mögliche Richtung an, die sie in Zukunft weiter erforschen könnte. Die Kombination aus schweren Stücken und zarteren Kompositionen verleiht eine Bandbreite, die für Abwechslung sorgt. «Shadowlight» als Schluss-Song schliesst das Album auf fast schon poppige Weise ab. Er beginnt mit einem zarten, atmosphärischen Intro, das Cherry Duesburys gefühlvollen Gesang hervorhebt, bevor er sich zu einem intensiven, kulminierenden Finale aufbaut.
Die Einbeziehung von akustischen Elementen am Ende verleiht zudem einen Hauch von Subtilität und bietet einen nachdenklichen, hoffnungsvollen Abschluss. Obwohl es ein paar vorhersehbare Momente gibt, markiert «Shadowlight» für Defences einen bedeutenden Schritt nach vorne. Die ausgefeilte Produktion, die gut durchdachten Hooks und die Dynamik der beiden Stimmen zeigen eine Band, die ihr Handwerk verfeinert. Auch wenn sie noch nicht zu den grossen Namen des Metalcore wie Architects oder Spiritbox gehören, so ist doch klar, dass Defences das Potenzial haben, sich ihre eigene Nische in diesem Genre zu schaffen. Wenn sie ihre kreativen Grenzen weiterhin ausloten, könnten ihre zukünftigen Veröffentlichungen sehr wohl auf die nächste Stufe gebracht werden.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/BfYWD2WVot4
Spanien, das eher für seine repetitiven Club-Beats und Tanzmusik bekannt ist, hat tatsächlich eine stetig wachsende Metal-Szene, und der symphonisch melodische Dark Heavy Metal der galizischen Band DARK EMBRACE ist so weit von Knicklichtern und Schaumpartys entfernt, wie man nur sein kann.
Auf ihrem neuen, fünften Studio-Album «Land Of Witches» behandelt die Band von alten Legenden und Heimatliebe alles, bis hin zu Metal-Themen wie Krieg, Wahnsinn und Angst. Die Gitarristen Markos Villar und Mou Trashno (alias Alejandro Melchor) sorgen für die Riffs, während Schlagzeuger Julio G. Valladares wie ein Besessener die Felle gerbt. «We, The Witches» startet mit einem rasanten, getappten Intro, bevor Sänger Oscar Rilo von allen Seiten mit seinen diversen Vocals auf die Instrumentals einwirkt. Hohe Schreie, kantiges Bellen, tiefe Gutturals, cleane Töne mit einem Hauch von schrillem Gekläffe – alles führt der Shouter in seinem Repertoire auf.
Das stimmungsvolle «Orcavella», das vor Blastbeats und Geschwindigkeitsausbrüchen nur so strotzt, handelt von einer alten galizischen Hexe, die sich, nachdem sie sich von den Bewohnern ihres Dorfes ernährt hatte, im reifen Alter von 176 Jahren selbst tötete, wobei die verbliebenen Dorfbewohner einen Stein in ihr Grab legten, um eine mögliche Wiederauferstehung zu verhindern. «The Dark Land» ist ein sensationelles Stück über das Mutterland der Band, das mit einer düsteren Atmosphäre und einem kraftvollen Groove ausgestattet ist.
«My Darkest End» befasst sich mit dem Gefühl der Leere, hat einen melancholischen Gothic-Einschlag, der sofort vom aggressiven «A Blaze In The Sky» überrollt wird, das mit einem deutlichen Iron Maiden Einfluss daherkommt. «Never Betray You» wagt den Versuch, in Kriegszeiten Moral und Ethik zu bewahren, während in «A Place To Hide» ein Kind versucht, mittels seiner Fantasie, dem Krieg zu entfliehen. «Witch Tower» bringt der Zuhörerschaft die Paranoia in einer psychiatrischen Anstalt etwas näher, bis die Platte mit dem abschliessenden «In The Snow», ein langsames, grüblerisches Lamento über den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit, seinen Abschluss findet.
Die Gitarren-Fraktion findet auf «Land Of Witches» stets die gelungene Mischung aus rasantem Schreddern und sanften, ansteckenden Melodien. Indes donnert der Rhythmus-Geber kraftvoll und effektiv zur Orientierung. Nicht ganz überraschend, dürfte wohl der Gesang die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Rilos vielseitige Stimme ist eine Bereicherung des Dark Embrace Sounds, kann einem aber mit seinem einzigartigen Stil auch etwas auf den Kecks gehen. Gerade die hohen Krächzer brauchen vielleicht etwas Zeit, um zu gefallen oder sich nicht daran zu stören. Abgesehen davon ist dem Vierer ein tolles Album gelungen, das es verdient hat gehört zu werden.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/j6c4kxjhKuo
Fans von Spidergawd wissen womöglich, dass Bassist Hallvard Gaardløs noch in einer anderen Formation spielt und zwar hier bei WIZRD. Bei der am Trondheimer Jazz-Konservatorium gegründeten Band übernimmt der Norweger zudem den Hauptgesang. Die Truppe bietet einen Mix aus Jazz, Progressive, Indie und Psychedelic Rock.
Deren handgemachter Sound mit enormer musikalischer Vielseitigkeit, starken Harmonien und Melodien erinnert an Motorpsycho. Wobei der Gesang irgendwo in den 70ern verwurzelt ist und ab und zu an die alten YES erinnert. Das Ganze kommt extrem verspielt daher, und die immer wieder eingebauten instrumentalen Passagen zeigen, dass die Musiker auf höchstem Niveau musizieren. Als Beispiel höre man sich zum Beispiel «Mesmerized» an oder das von Jazz beeinflusste «The Void». Bei «Fylkesvei 33» spielt man auch mit elektronischen Elementen und dem Gesang.
Dieser erinnert dabei an Bands wie Kaipa und The Tangent, heisst wir sprechen hier vom typisch norwegischen Progressive-Gesang halt. Mit «National Day» hat man dann letztlich auch eine typische Progressive-Nummer am Start. So vereinigen Wizrd viele interessante Elemente in ihrer Musik, wie es eigentlich nur norwegische Bands können. Von Jazz über Progressive bis Psychedelic mit harmonischen Gesängen ist alles abgedeckt. «Elements» empfiehlt sich als coole Scheibe, die es sich durchaus lohnt, entdeckt zu werden.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/qnsZeg-UWv0
Früher kam es öfter vor, dass ich CDs aufgrund des Artworks blind gekauft habe, besonders bei Aktionen. Somit absolut klar, dass ich bei HIGH WARDEN ebenso zugeschlagen hätte, denn die Aufmachung in Verbindung mit dem geilen Logo schreit geradezu nach einem Blindkauf. Getippt hätte ich auf klassischen Metal, aber hier wird Doom in der Schnittmenge zwischen Pagan Altar, Candlemass und Doomsword zelebriert.
Zieht man das Instrumental «Burgfrieden» ab, bleiben fünf Songs übrig, die schon mal die acht Minuten knacken. Die oldschoolige Produktion verleiht den Tracks eine charmante, kauzige Note, was den Deutschen einen gewissen Kultcharakter beschert. Sänger Alastair Van Morgue-Gül erinnert mich in gewissen Passagen an Solitude Aeturnus Sänger Robert Lowe, was wahrlich ein Kompliment ist. Während der Opener «The Morn Is Wiser Than The Eve» bei mir nicht richtig zünden will, sieht die Sache beim hypnotischen «Devil His Due - Whores Of Yerusalim» schon ganz anders aus. Auch der epische Rausschmeisser «We Shall Burn At Foreign Shores - The Choice Of Achilles» zeigt das Potenzial des Trios auf. Insgesamt ist «Astral Iron» ein solides Debüt-Album und dürfte schon bald ein Kandidat für Festivals der Kategorie "Keep It True" oder "Trveheim" sein.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/h6-nOiggR0c
Im Werbetext liest sich: «Tidal Passage» spielt in einer Welt am Rande des Zusammenbruchs und ist ein emotional tiefgreifendes Album, das die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen angesichts einer globalen Katastrophe untersucht.
Das Debüt-Album von DROWNSHIP ist durchwegs ein mutiger Schritt für das Hamburger Quintett, das seit seiner 2021 erschienenen EP «A Dirge To A Carrion Heart» für seine Post Metal Wurzeln und sein Wachstum bekannt ist. Der Sound des Albums kombiniert schwere Riffs mit klarem, kraftvollem Gesang und erkundet die Balance zwischen Kraft und Atmosphäre sowie Momente von Zartheit und Intensität. Die Kombination aus Post Metal Einflüssen, Grunge-Untertönen und einzigartigen Gesangs-Arrangements schafft ein durchaus interessantes Klangerlebnis, das mit Isis und Cult of Luna mithalten kann, aber auch an die reichen Harmonien von Alice in Chains erinnert.
Songs wie «Where The Flood Springs» geben mit einem starken Start den Ton an und zeigen eine Kombination aus Gesangs-Stilen und starker Instrumentierung. Die Musikalität der Band ist im Allgemeinen stark, insbesondere bei Songs wie «Pacified» und «Abysmal Flower», aber die Versuche, Genres zu mischen, wirken manchmal erzwungen, insbesondere bei einem Song wie «Cradled By Fire». Aber es gibt auch einige wirklich kreative Momente, wie zum Beispiel «The Great Devouring». Ein Lied, das introspektive Parts auf verschiedene Weise beinhaltet, indem es bestimmte Elemente verwendet, die eine nachdenkliche, reflektierende oder emotionale Atmosphäre erzeugen und diese dann wiederum mit kraftvollem Noise vermischt.
Die Produktion des Albums hätte ausgewogener sein können, wobei die Gitarren und das Schlagzeug gelegentlich den Gesang überwältigen. Nichtsdestotrotz sticht der Schlusstrack «Iconoclast», bei dem Marta J. Braun als Gastsängerin mitwirkt, mit einer raffinierteren Produktion und einer Gothic-Atmosphäre hervor, die dem sich entwickelnden Sound der Band einiges an Tiefe verleiht. Die Post Metal Exploration von Drownship spiegelt ein deutliches Erwachsenwerden gegenüber der vorherigen EP wider und zeigt klares Potenzial für die weitere Entwicklung.
Obwohl «Tidal Passages» manchmal mit anspruchsvollen Arrangements zu kämpfen hat, liegt die Stärke des Albums in seiner Fähigkeit, emotional bewegende, musikalisch einprägsame Titel zu schaffen, die darauf abzielen, die Grenzen des Genres zu verschieben. Es liegt in der Fähigkeit der Band, dies zu tun, die ihren Stil gefunden hat und einen vielversprechenden Blick in ihre Zukunft als Kraft in der Post Metal Szene wirft.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/MYtuonDpsR0
Das fünfte Album von CHAOS INVOCATION, «Wherever We Roam…», ist eine eindrucksvolle Mischung aus archaischem Black Metal und atmosphärischen Spielereien, die die deutsche Band aus Nisterau, einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz, auf ihrem Weg der musikalischen Weiterentwicklung zeigt, ohne dabei ihre Wurzeln aus den Augen zu verlieren.
Vom explosiven Auftakt bis hin zum eindringlichen, melancholischen Finale liefert das Album eine fesselnde Reise durch wechselnde Landschaften von Dunkelheit und Verzweiflung. Das Album beginnt mit dem Titeltrack, in dem eine vertraute Wut aufsteigt. Ein Sturm aus brennenden Gitarren-Riffs und unaufhörlichem Schlagzeug treibt den Zuhörer in das chaotische Unbekannte, doch die Melodie des Stücks ist von einer beinahe hymnischen Qualität geprägt, die auf die melodischen Tendenzen der Band hinweist. A. (Lead-Gitarre, Gesang) entfaltet einen Klang, der das Beste des zweiten "Schwarzmetall"-Wellen aufruft, während er gleichzeitig eine unmittelbare und lebendige Energie hineinbringt.
A's Vision, die über Jahre hinweg mit roher, unnachgiebiger Musik geschärft wurde, erreicht hier neue Höhen. «Ideal Sodom» ist ein herausragender Moment, mit seinen unerbittlichen Riffs und aufwühlenden kraftvollen Vocals. Die Geschwindigkeit und Intensität des Stücks werden durch langsamere, nachdenklichere Passagen ergänzt, die die melancholische Grösse der bekanntesten Black Metal Bands anrufen. Dennoch liegt die Stärke von Chaos Invocation in ihrer Fähigkeit, eine unerbittliche Unvorhersehbarkeit zu bewahren und nicht in die Falle der Wiederholung zu tappen. Der Song hebt auch die Vielseitigkeit von M. (Gesang) hervor, dessen Leistung im gesamten Album zwischen giftiger Aggression und einem eher gespenstischen, traurigen Stil wechselt.
Im weiteren Verlauf des Albums kommt «Bridges Aflame» als prägendes Stück hervor. Hier vereint die Band emotionale Harmonien mit unaufhörlicher Brutalität und erschafft einen Song, der ebenso melodisch fesselnd wie erbarmungslos ist. Omegas (Schlagzeug) explosive Darbietung treibt das Stück voran, während R.K. (Bassgitarre) ein robustes, bedrohliches Fundament sichert. Doch nicht alles auf «Wherever We Roam…» ist rein infernalisch. «Only In Darkness», eine überraschende Ballade, markiert eine Abkehr vom unaufhörlichen Tempo der vorherigen Tracks. Hier zeigen Chaos Invocation ihre Tiefe, indem sie gespenstische Gitarren-Klänge und atmosphärische Tasten in eine Klanglandschaft verweben, die noch lange nach dem Ende des Stücks nachhallt.
Die geisterhaften Gesangs-Schichten verstärken die düstere Stimmung des Tracks und lassen ihn so zu einer einzigartigen und eindringlichen Ergänzung des Longplayers werden. Obwohl das Ganze in vielen Bereichen glänzt, können einige kleinere Schwächen ausgemacht werden. Die klaren Vocals in «This World Wants Us Dead» wirken ein wenig fehl am Platz und stören den ansonsten perfekten Fluss des Tracks. Dennoch schmälert dies kaum die Gesamtwirkung des Albums, das seine Kraft über die gesamte Laufzeit hinweg bewahrt. Die Produktion, ist makellos. Die charakteristische Wucht der Band wird in einem klaren und kraftvollen Mix eingefangen, der ihren ohnehin schon durchdringenden Klang verstärkt.
Das Zusammenspiel der Instrumente ist scharf und lässt die Komplexität der Arrangements hervortreten, ohne die rohe Energie zu verlieren, die ihren Stil prägt. Ein unbestreitbares Highlight dieses Releases ist das Cover-Artwork von Khaos Diktator. Inspiriert von der Romantik und den Werken von Gustave Dorés «Paradise Lost», fängt das Kunstwerk die thematische Grösse und dunkle Anziehungskraft des Albums perfekt ein. Diktators Cover-Art ergänzt die Musik auf ideale Weise und fügt der visuellen Erfahrung eine zusätzliche Dimension hinzu.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/47Rwxo9rONo
Hier haben wir es eigentlich nicht mit einer Band zu tun, sondern mit einem Projekt des Australiers Stu Marshall. Der Gitarrist und Bassist hat wieder Bock, nachdem er EMPIRES OF EDEN vor neun Jahren eigentlich ad acta gelegt hatte. Doch nun ist er mit jeder Menge Gastmusikern zurück und präsentiert sein fünftes Album.
Als Sänger konnte er unter anderem Rob Rock, David Readman oder Sean Peck engagieren. Das klingt erstmal gut, doch aufgrund der Tatsache, dass bei jedem einzelnen Song ein anderer Sänger zu hören ist, fehlt deswegen ein wenig der rote Faden. Die Einflüsse reichen von AOR, Thrash, Melodic Metal bis hin zu Power Metal. Alles klingt routiniert und technisch einwandfrei eingespielt, Ausfälle gibt es tatsächlich keine zu vermelden.
Als meine Favoriten kristallisieren sich das thrashige «Mortal Rites» mit Dragonland Sänger Jonas Heidgert und der von Rob Rock veredelte Titeltrack heraus. Was der Scheibe fehlt, sind aber die Killer-Songs, welche sich in den Gehörgängen festkleben. Eine interessante Angelegenheit bleibt «Guardians Of Time» aber trotzdem und das neue Werk reiht sich ausserdem perfekt in die bisherige Diskographie des Australiers ein.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/RSIcd6ouHUw
Nachdem ich mit Bachs Oratorien aufgewachsen bin, ist es sowohl aufregend als auch lohnend, ein, respektive das «Requiem» von LAUDARE aus Leipzig zu entdecken, sprich ein modernes Meisterwerk, das eine ähnlich intensive Erkundung von Leben, Tod und menschlicher Erfahrung bietet, aber durch eine einzigartige Fusion von extremem Metal und klassischer Kammermusik.
Das neue Werk von Laudare ist ein eindrucksvolles Beispiel für experimentelle Musik, die Genres miteinander verbindet, die normalerweise als Gegensätze gelten: extremer Metal und klassische Kammermusik. Die Mischung aus schwerem, von Black Metal inspiriertem harschen Gesang, Post Metal und komplizierten Streicher-Arrangements, gepaart mit der düsteren und kontemplativen Stimmung von gregorianischen Gesängen und klassischem Klavier, ergibt ein herausforderndes, aber fesselndes Hörerlebnis. «Requiem» verkörpert einen kreativen Trotz und einen avantgardistischen Geist, der bei Hörern, die offen für unkonventionelle musikalische Fusionen sind, Anklang finden wird.
Im Kern sprechen wir von einem Meisterwerk der musikalischen Gegenüberstellung, bei dem die aggressiven, zerklüfteten Kanten von Black Metal und Post Hardcore auf die zarte Schönheit von klassischen Streichern und Chorstimmen treffen. Diese komplexe Mischung ist nichts für schwache Nerven, aber wer auf experimentellen Metal und progressive klassische Kompositionen steht, wird in ihr eine Fülle von Reichtümern finden. Die Verschmelzung von hartem Gesang und ruhigen klassischen Elementen schafft eine emotional-intensive Atmosphäre, die sowohl die Verzweiflung des Verlustes als auch die Schönheit der Reflexion hervorruft.
Ähnlich wie das bahnbrechende Werk Bachs in der Oratorio-Tradition, konstruiert «Requiem» eine ausgefeilte emotionale Landschaft, allerdings mit einer modernen, extremen Wendung. Bachs Oratorien - wie das «Weihnachtsoratorium» oder die «Matthäus-Passion» - vereinen grosse Chöre, eine komplizierte Orchestrierung und tiefgründige religiöse Themen, um Geschichten über Glauben, Opfer und Erlösung zu erzählen. In ähnlicher Weise nutzen Laudare die Kraft der Musik, um Themen wie Existenzkampf, Sterblichkeit und Ängste auszudrücken, allerdings mit einer aggressiveren, moderneren Klangpalette. Sowohl Bachs Werke als auch «Requiem» rufen tiefe emotionale Reaktionen hervor, aber Bachs methodischer und barocker Stil steht im Gegensatz zu Laudares chaotischer, intensiver und unvorhersehbarer Herangehensweise an die Verbindung von Heavy Metal und klassischer Musik.
Das Album beginnt mit dem Stück «Introitus», das mit einem düsteren Klavier und sanftem Chorgesang beginnt, bevor es in eine schwerere Post Metal Komposition übergeht. Dieses Stück ist ein Beispiel für die dynamische Bandbreite des Albums und seine Fähigkeit, klassische und metallische Elemente nahtlos miteinander zu verweben. Die Chor-Arrangements werden vom Unichor Leipzig beigesteuert, dessen feierliche Stimmen dem Stück eine sakrale Qualität verleihen. Im weiteren Verlauf der Musik ändert sich die Stimmung jedoch, und harte Metal-Riffs und gequälte Schreie überlagern die Ruhe. Dieser Übergang spiegelt die thematischen Veränderungen in Bachs Oratorien wider, in denen Momente der Ruhe oft durch die Intensität göttlicher Intervention oder menschlichen Aufruhrs unterbrochen werden.
Mit «Dies Irae» taucht man in die rauen, gewalttätigen Gefilde des Extreme Metal ein. Blastbeats und wilde Gitarren-Riffs dominieren den Song, doch das Cello - gespielt von Almut, einer der Sängerinnen der Band - fügt eine Schicht von Melancholie und Schönheit hinzu. Die schwermütigen Töne des Cellos weben sich durch die chaotischen Passagen des Songs und schaffen einen auffallenden Kontrast zwischen der Wildheit des Metals und der Eleganz der klassischen Instrumentierung. Bachs Oratorien balancieren kontrastierende Elemente oft auf ähnliche Weise aus, wobei die Erhabenheit von Chor und Orchester manchmal intimen, persönlichen Momenten der Reflexion weicht. In «Requiem» dient das Cello als nachdenkliche Stimme inmitten der aggressiven Ausbrüche des Metals, ähnlich wie Bach das Orchester nutzte, um Momente der Introspektion in seinen Oratorien zu beleuchten.
Tracks wie «Offertorium» und «Quid Sum Miser» zeigen Laudares Fähigkeit, Metal und klassische Einflüsse mit einer Komplexität und Tiefe zu kombinieren, was an Bachs vielschichtige Kompositionen erinnert. «Offertorium» entfaltet sich mit grüblerischen Cello-Parts und beschwingten Gitarren-Riffs und erzeugt eine dynamische Spannung, die das Stück vorantreibt. Die klagenden Melodien des Cellos fungieren als Kontrapunkt zur schweren Gitarren-Arbeit und fügen eine Schicht Melancholie hinzu, die die emotionale Kraft der Musik noch verstärkt. Dieses Stück ist ein Paradebeispiel für Laudares Talent, scheinbar unvereinbare Elemente zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verschmelzen, ähnlich wie Bach es geschafft hat, Chorstimmen, Orchesterstimmen und Solisten zu einer einzigen, einheitlichen Struktur zu verschmelzen.
«Sanctus» ist ein weiterer herausragender Track und stellt einen Höhepunkt in der Mischung aus Post Metal und klassischer Musik dar. Das Stück beginnt mit einem kraftvollen, düsteren Riff, und während es sich aufbaut, steigert sich die Intensität. Wenn der Chorgesang einsetzt und sich über die Schreie und das hämmernde Schlagzeug erhebt, erhält das Stück eine ätherische, fast engelsgleiche Qualität, bevor der Gesang wieder zu hartem Gekreische wird. Das Nebeneinander von Heiligem und Profanem erinnert an Bachs «Matthäus Passion», in der Momente spiritueller Reflexion oft durch die harte Realität menschlichen Leidens unterbrochen werden. Das «Requiem» von Laudare kanalisiert diese Dichotomie von Schönheit und Aggression und nutzt seine Chor-Arrangements und Metal-Instrumente, um ähnliche Themen wie Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung zu erkunden.
Bachs Oratorien stellen oft eine Spannung zwischen Licht und Dunkelheit, Glauben und Leiden dar, wobei Orchester und Chor zusammenarbeiten, um Momente von tiefem emotionalem Ausdruck zu schaffen. Das «Requiem» von Laudare verfolgt einen ähnlichen Ansatz, ersetzt jedoch die kirchliche Feierlichkeit durch eine raue, fast konfrontative Musiksprache. Während Bachs Werke im Religiösen und Göttlichen verwurzelt bleiben, lotet «Requiem» die Grenzen zwischen menschlichem Leiden und Transzendenz aus. Ein weiteres charakteristisches Merkmal von «Requiem» ist die Verwendung von Einflüssen aus Progressive Rock und Post Metal.
Das Album stagniert nie in einem bestimmten Stil, sondern entwickelt sich ständig weiter mit neuen Elementen, die in den Tracks eingeführt werden. Die Art und Weise, wie die Songs von atmosphärischen, ruhigen Momenten zu intensiven, schweren Passagen wechseln, spiegelt die Dynamik des Post Rock wider, bei dem der Schwerpunkt auf einem allmählichen Aufbau und komplizierten, vielschichtigen Klanglandschaften liegt. Auch in Bachs Musik, insbesondere in der Oratorien-Tradition, gibt es ein solches Auf und Ab: Momente intensiver Dramatik werden aufgebaut, bevor man sich in kontemplativere, meditative Abschnitte zurückzieht.
Laudares «Requiem» zeichnet sich durch eine besondere Balance von Schönheit und Dunkelheit aus, jedes Stück scheint sowohl die Zerbrechlichkeit des Lebens als auch die Unausweichlichkeit des Todes zu verkörpern. Die Band erreicht dies durch ihr gekonntes Musizieren, bei dem die rohe Intensität des Black Metal und die Sanftheit der klassischen Musik auf unerwartete, aber harmonische Weise zusammenkommen. «Lacrimosa» zum Beispiel, ein von Chorgesang und Cello dominiertes Stück, erreicht einen Moment der Ehrfurcht, bevor es plötzlich in einen Black Metal Breakdown kippt. Dieser krasse Kontrast zwischen Ruhe und Gewalt ist ein entscheidendes Merkmal von «Requiem», das ein beunruhigendes und doch faszinierendes Hörerlebnis schafft.
Ähnlich wie Bachs Oratorien bietet «Requiem» eine tiefe emotionale Reise. Doch während Bachs Werke oft Themen wie Erlösung und göttliche Barmherzigkeit vermitteln, dreht es sich hier um die Themen Sterblichkeit, Kampf und das Unbekannte. Der Verlauf des Albums ist sowohl eindringlich als auch fesselnd und führt den Zuhörer durch eine Reihe von Emotionen, von Verzweiflung bis Ehrfurcht, von Qualen bis hin zu transzendenter Schönheit. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass «Requiem» von Laudare ein Album ist, das die Konventionen sowohl des Metals als auch der klassischen Musik herausfordert und einen einzigartigen Weg einschlägt, der beide Genres mit verblüffenden Ergebnissen verbindet.
Seine komplexe, unvorhersehbare Natur mag nur eine ausgewählte Gruppe von Zuhörern ansprechen, aber für diejenigen, die bereit sind, sich auf die gewagte Verschmelzung von extremem Metal und klassischen Elementen einzulassen, bietet es eine wirklich lohnende Erfahrung. Wie Bachs Oratorien nutzt «Requiem» die Musik als Mittel, um die tiefsten Facetten des menschlichen Daseins zu erforschen - Schmerz, Verlust und die Suche nach Bedeutung - aber es tut dies auf eine Art und Weise, die sowohl innovativ als auch trotzig ist, ein kraftvolles Zeugnis der endlosen Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/JiJdaKxBPXI
NACHTMAHR ist das Projekt des österreichischen Musikers Thomas Rainer. «Verboten!» markiert dabei bereits das elfte Album in den Regalen. Mit «Sirenen» wird elektronisch begonnen, und man fühlt sich glatt an eine Techno-Party verschlagen.
Musikalisch ist das ja schon arg grenzwertig, aber über die Texte und den Gesang von Thomas Rainer legen wir lieber besser einen Mantel des Schweigens. Weiter im Techno-Style geht es mit «Gegen» und «Luzifer». Noch mehr Techno gefällig? Dann ist man bei «Keine Lieder» und «Stimmen In Mir» an der richtigen Adresse. «Nachtetüde» ist ein ruhiges Zwischenspiel. Mit «Amboss Und Hammer», «Der Schwarze Mann», «Wiedersehen» und «Blut» wird nochmals "Bumm-Bumm-Sound" ohne Ende zelebriert. Keine Abweichung vom eingeschlagenen Kurs wird auch mit «Spuren einer Nacht» als Abschluss geboten. Ob «Verboten!» insgesamt effektiv verboten gehört, sollen andere Leute entscheiden, aber das ist sicher keine interessante Musik für Headbanger!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/rlpRLZNdWxA
Irgendwie klingt das Ganze bei DIE FOR MY SINS nach Primal Fear…, und hört man sich den Opener, respektive den Titeltrack «Scream» an, fällt auf, dass sich Nicolas Calluori (Bass) und sein Bruder Fabio (Gitarre, Bass, Keyboard) tatsächlich Ralf Scheepers ins Studio geholt haben. Die Primal Fear Sirene hat einfach eine zu prägende Stimme, als dass man sie nicht sofort erkennen würde.
Die beiden Heimdall Mitglieder präsentiere nun ihre Art von Heavy Metal, die nahe bei HammerFall und Primal Fear liegt und dank Ralf einen göttlichen Sänger in dein eigenen Reihen stehen hat. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Lieder das Level der angesprochenen Bands nicht halten können und somit "nur" ein gutes Album zu konsumieren ist. «Still Alive» weist sicherlich ein cooles Riff auf, aber dies allein reicht nicht aus, um als Konkurrenz von Primal Fear durchgehen zu können. Bei «Shades Of Grey» greift Ian Parry (ehemals Elegy) zum Mikrofon und gibt endlich wieder eine Lebenszeichen von sich. Am Ende bleibt mit Scream» ein gutes, durchaus hörbares Album, das jedoch seine Höhen und Tiefen mit sich bringt.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/hc4SCY3Mtjg
Pagan Metal Experten werden aufhorchen, denn eigentlich haben sich KROMLEK doch letztes Jahr nach ein paar Festival-Auftritten definitiv aufgelöst, und in der Tat handelt es sich bei diesem Doppel-Album um das Vermächtnis der Deutschen. Teil eins besteht aus acht neuen Songs, welche in den letzten zehn Jahren komponiert wurden und Teil zwei aus alten Stücken, die überarbeitet wurden.
Dabei fällt auf, dass die neueren Songs eher in Richtung Black Metal schielen, während der zweite Teil noch klar im Pagan Metal verwurzelt ist. «Þursöld» besteht aus drei Songs und weiss durch abwechslungsreiches Songwriting zu gefallen. Dabei sticht hier vor allem der dritte Teil namens «Nunatak» hervor. Mit «Totem Tales» gibt es gleich noch eine zweite Trilogie zu hören, welche soliden Pagan Metal bietet. Das Sextett aus Schweinfurt macht damit der Nachwelt ein letztes Geschenk.
Dieses Genre ist leider in Verruf geraten, und man muss den Kritikern schon attestieren, dass vieles doch zu ähnlich klingt. Doch Kromlek schaffen es dennoch, sich von vielen Bands etwas abzuheben, da die kalte Atmosphäre des Black Metal perfekt in das Sound-Gewand eingestrickt wurde. Dieses Doppel-Album ist ein würdiger Abschluss der Band-Geschichte, und Pagan Fans sollten hier sicherlich zuschlagen. Als Referenz würde ich übrigens alte Equilibrium und Asenblut ins Rennen schicken.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/grm92sBnGOU
VEILBURNER, das aus Pennsylvania stammende Blackened-Death-Metal-Duo, hat mit seinem siebten Studio-Album «The Duality Of Decapitation And Wisdom» einmal mehr die Grenzen der extremen Musik verschoben.
Als Act, der für sein unorthodoxes Songwriting und seine einzigartige Mischung aus brutaler Aggression und atmosphärischer Dissonanz bekannt ist, beweisen sich Veilburner weiterhin als Meister des Genres. Dieses Album, das nach «VLBRNR» (2022) erscheint, markiert eine signifikante Weiterentwicklung ihres Ansatzes, sowohl musikalisch als auch thematisch, wobei sie sich stark auf die mystische Bedeutung der Zahl Sieben stützen. Das Konzept des Albums dreht sich um die Faszination für die Numerologie, insbesondere die Zahl Sieben, die in der gesamten Menschheitsgeschichte eine besondere Bedeutung hatte, von der Theologie über die Kunst bis zur Wissenschaft.
Sieben Songs, jeder genau sieben Minuten lang, bilden den Kern von «The Duality Of Decapitation And Wisdom», mit zahlreichen weiteren Verweisen auf die Zahl sieben in den Texten, Songtiteln und der Gesamtstruktur. Diese numerologische Besessenheit ist nicht nur ein Gimmick, sondern ein sorgfältig ausgeführter Rahmen, der die thematische Tiefe des Albums noch verstärkt. Das Werk erforscht die Reise der rätselhaften Charaktere von Veilburner, die immer weiter in den Abgrund hinabsteigen, ein narrativer Faden, der mit ihrem vorherigen Album «VLBRNR» begann. Thematisch taucht dieses Album weiterhin in die dunklen Ecken der Psyche ein und symbolisiert den Kampf zwischen dem Kopf (Rahu) und dem Körper (Ketu), das endlose Streben nach Weisheit durch Chaos und die eindringliche Vorstellung, dass man seinen Kopf verlieren muss, um Erleuchtung zu erlangen.
Der Titel, sprich die Dualität von Enthauptung und Weisheit, bringt die Essenz des Albums auf den Punkt - Gewalt und Erleuchtung koexistieren in einem brutalen und doch heiteren Tanz. Es ist eine Studie der Kontraste, ähnlich wie der Sound von Veilburner: grotesk und dissonant, aber dennoch seltsam fesselnd. In «The Duality Of Decapitation And Wisdom» verschmilzt die Band den Horror viszeraler Gewalt mit der Ruhe des Verstehens, was zu einem Album führt, das gleichzeitig verwirrend und seltsam hypnotisierend ist. Das neue Werk steht als Meisterklasse in der Vermischung von Chaos und Zusammenhalt da. Veilburner haben es schon immer verstanden, extreme Dissonanzen mit fesselnden, unorthodoxen Melodien zu verbinden, und dieses Album bildet da keine Ausnahme.
Von Anfang an taucht der Zuhörer in eine turbulente Welt aus schweren, klirrenden Gitarren, unheimlichen Melodien und herzzerreissendem Gesang ein, der zwischen gutturalem Growlen, hochfrequentem Kreischen und ausserirdisch anmutenden Geräuschen schwankt. Das Album zeichnet sich durch seine einzigartige Atmosphäre aus, die sowohl verstörend als auch seltsam ruhig ist und eine unheimliche Spannung erzeugt. Das Duo Mephisto Deleterio (Musik/Produktion) und Chrisom Infernium (Gesang/Albumdesign) erweist sich einmal mehr als eine unaufhaltsame kreative Kraft. Deleterios Gitarren-Arbeit ist chaotisch und doch melodisch und kombiniert Death Metal-Brutalität mit progressiven, fast psychedelischen Riffstrukturen, die dem Album ein Gefühl von Bewegung und Flüssigkeit verleihen.
Der Gesang von Infernium ist schlichtweg erstaunlich und reicht von urwüchsigen, tiefen Gutturals bis zu hohen, kreischenden Schreien, die sowohl Wahnsinn als auch Klarheit vermitteln. Zusammen schaffen sie einen Sound, der unbestreitbar Veilburner ist: komplex, rau und verstörend fesselnd. Die Rhythmus-Gruppe ist ebenso beeindruckend, mit Blastbeats, schizophrenen Fills und schnellen Tempo-Wechseln, die die Grundlage für die unerbittliche Energie des Albums bilden. Dennoch besitzt der Rhythmus einen überraschenden Groove, der Momente der Räumlichkeit zulässt, in denen die Musik atmet und innehält, nur um dann wieder in die heftige Aggression einzutauchen. Diese dynamische Bandbreite verleiht dem Album Tiefe und verhindert, dass es trotz seiner chaotischen Natur eintönig wird.
Das Ganze beginnt mit «Tem Ohp Ab In Mysticum The Howling Spirit», einem Stück, das mit seiner unheimlichen Atmosphäre und seinen komplexen Arrangements den Ton für die gesamte Platte angibt. Der Song ist schwer, beunruhigend und eindringlich und führt einen in die Gesamt-Ästhetik ein, die von kontrolliertem Chaos geprägt ist. Es folgt «III Visions Of Hex-Shaped Hiss, Behead The Howling Spirit», das mit seinem aggressiven Riffing und dem hypnotischen Rhythmus die Intensität noch steigert. Der Titeltrack «The Duality Of Decapitation And Wisdom Part I & II» ist eine facettenreiche Reise, die die Essenz des Albums verkörpert. Der Song verbindet nahtlos Dissonanz mit Melodie und wechselt von beklemmender Schwere zu ruhigen Momenten, die es dem Zuhörer erlauben, Atem zu schöpfen.
Es ist eine perfekte Darstellung der übergreifenden Themen des Albums, nämlich Gewalt und Weisheit, da das Chaos der Musik die Orientierungslosigkeit widerspiegelt, die die Charaktere auf ihrer Reise erleben. «Ill Visions Of Hex-Shaped Hiss, Behead the Howling Spirit» ist ein herausragender Track, der höllischen Death Metal mit progressiven Riff-Strukturen und eindringlichen Melodien verbindet. Es ist ein erschreckend schönes Stück, mit einem groovigen Rhythmus, der den Song vorantreibt, während beunruhigende Basslinien und unheimliche Gitarrenleads ihn umspielen.
Das Hauptriff, das bei der 6-Minuten-Marke wieder aufgegriffen wird, wird zum bestimmenden Moment des Stücks und verkörpert die Fähigkeit, gleichzeitig hypnotisch und fesselnd zu sein. «Woe Ye' Who Build these Crosses... Are Those Who Will Serve Us Death» verfolgt einen traditionelleren Death Metal Ansatz, mit galoppierenden Riffs und aggressivem Tempo, die einem Mittelteil mit nebligen Gitarren und fast gesprochenem Gesang Platz machen. Der Track wechselt dabei zwischen Brutalität und düsteren, atmosphärischen Momenten und bietet eine kurze Verschnaufpause, bevor er wieder in die unerbittliche Aggression eintaucht, die das Album ausmacht.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/G2Sa7yxP3VU
Nach Teil eins im Januar folgt bereits der nächste Streich der nun neu als Trio agierenden Truppe mit Amy Tung-Barrysmith (Year Of The Cobra) am Gesang und neu Bass, Esben Willems (Monolord) am Schlagzeug und Mainman Bob Balch (Fu Manchu, Big Scenic Nowhere/Yawning Balch) an der sechssaitgen Axt. Somit nicht mehr dabei ist Peder Bergstrand (Lowrider). Geändert hat sich freilich nichts, sondern es werden mitunter weitere Kult-Songs von Slayer interpretiert.
Natürlich obliegt das Ganze der künstlerischen Freiheit von Musikern, aber erstens muss man sowas als Metalhead und Fan, sprich so Cover-Zeugs, schon mögen und zweitens genug Lebenszeit dafür investieren wollen. Die Frage an der Stelle ist nur, wen sowas letztlich überhaupt noch interessiert, seit Tom Araya & Co. nach fünf Jahren Pause wieder die Bühnen unsicher machen und sich ungezählte Fans auf Mutter Erde tierisch über die Rückkehr ihrer Helden freuen.
Immerhin haben Slower mit dem Opener «Hellfire» und dem Titeltrack als Absacker zwei eigene Songs komponiert, die alle Genre-Trademarks an den Tag legen. Dazu gehört die fett bratzende Gitarre von Mr. Balch, umgarnt vom engelsgleichen Gesang von Lady Tung-Barrysmith. Dazwischen tummeln sich aber die nächsten vier Slayer Covers («Chemical Warfare», «Gates Of Hell», «Sins Of The Dead» und «Haunting The Chapel»), die man jedoch kaum bis gar nicht mehr erkennt.
Und hier liegt der Schlüssel, um Slower womöglich dennoch etwas abgewinnen zu können, und eigentlich wollte man ja zuerst die komplette «Haunting The Chapel» EP durch den Tempo-Fleischwolf drehen, musste dann aber vor «Captor Of Sin» kapitulieren. Aus dieser Situation heraus entstand schliesslich das eigene Material. Soweit so gut, aber gewöhnungsbedürftig ist es alleweil, auch sich wenn «Haunting...» auf einmal nach den frühen Celtic Frost anhört. Antesten!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/Vwc0SNJBhFs
«Draw Blood» von SVARTTJERN zeigt mit Aggression, Misanthropie und thrash-inspiriertem Brutalismus, wie roh der norwegische Black Metal ist. Die Band wurde 2003 gegründet und hat sich im Laufe von zwei Jahrzehnten durch die Kombination von schneidendem Black Metal und Thrash-Elementen, einem Kennzeichen ihres Sounds, weiterentwickelt.
Auf ihrem sechsten Album sind zehn Tracks mit unerbittlicher Energie und dunklen Themen zu hören, die sich auf beängstigend authentische Weise mit Nekrophilie, Verstümmelung und Verderbtheit befassen. Bereits der Opener «Determination» führt die Zuhörer in ein brutales Klangerlebnis, das durch eisige Riffs, gequälten Gesang und ein unerbittliches Tempo angetrieben wird. Der Titeltrack «Draw Blood» und «Follow Through» kombinieren thrashige Riffs mit kaltem, atmosphärischem Black Metal, wodurch ein grausamer, aber süchtig machender Groove entsteht.
Geschwindigkeit und Midtempo-Rhythmen werden von der Band meisterhaft vermischt, wodurch sie eine verdrehte Melodie unter der gewalttätigen Oberfläche hervorbringt. Weitere Tracks, darunter «Lick My Flesh» und «Chop, Slit, Flay», demonstrieren, wie sie bedrohliche Rhythmen und düstere Texte miteinander verbinden können. «Aluminium Bat Domina», ein intensiver, groove-orientierter Track, der sich durch sein fesselndes Lead-Spiel auszeichnet, ist der Höhepunkt des Albums. Das Album vollzieht durch die Aufnahme eines Covers von «Under My Thumb» der Stones (10/10) eine unerwartete, aber angemessene wie dunkle Wende.
«Draw Blood» von Svarttjern ist ein herausragendes Beispiel für norwegischen Black Metal – brutal, hässlich und ohne Ausreden. Die scharfen, gnadenlosen Rhythmen und die höllische Musikstimmung verstärken ihren lyrischen Umgang mit menschlicher Verderbtheit. «Draw Blood» ist für Anhänger von Gorgoroth, Tsjuder oder frühem Sodom ein unentbehrlicher Ausflug in die widerlichsten Tiefen des Black Metal. Dieses Album ist ein intensiver Ausflug, der genau das bietet, was es verspricht, nämlich ein unerbittlich blutiges Erlebnis.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/ju7YgyXAetk
CALCINED wurden bereits 2008 in der Schweiz gegründet, bevor sie 2015 ihr beeindruckendes Debüt-Album «Tormenting Attractions» ablieferten, gefolgt von «Discipline» im Jahr 2018. Schnell entwickelten sie ihren eigenen Sound, indem sie zermalmenden, traditionellen Death Metal mit ein paar zusätzlichen musikalischen Elementen spielten. Überraschenderweise nahm sich die Band eine Auszeit und kehrt nun mit ihrem dritten Album «To Rot In A Honeybeam» zurück.
Ihre Vorgänger-Alben klingen nach den frühen Atrocity, Kataklysm und enthalten auch Spuren von Grave und Obituary. Auf diesen Platten war der Gitarren-Sound jedoch nicht immer überzeugend, sondern teilweise schwammig, was groovige Übergänge mit Grindcore Elementen unterband. Auf «To Rot In A Honeybeam» haben Calcined allerdings ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, verwirrende, aber eingängige Riffs zu spielen, die präzise und eindringlich sind. Zudem haben die Jungs ein gutes Händchen für hochwertiges Songwriting und wissen, wann sie die Intensität erhöhen und wann sie bremsen müssen.
Das zeigt sich gleich zu Beginn mit «Poaching Among The Starry Fields», «Autolysis» und «Scourge Cloud». Das Schlagzeug-Spiel von Lionel ist so präzise wie eine AK-47 und so brutal, dass es jeden Kopf erschüttert. Sänger Magnus hat seine tiefen Growls beibehalten, aber er zeigt auch seine Fähigkeit, schnell in den mittleren Tonbereich von einem Barney Greenway oder John Tardy zu wechseln. Das Besondere an dieser Platte ist, dass sie im Verlauf der Spielzeit immer chaotischer wird. Dazu trägt auch der Stil der doppelten Gesangs-Attacke von Magnus als Lead- und Piffeux als Backing-Stimme bei.
Ihre atemberaubenden Kehlkopf-Manöver fügen sich fein in den Gesamt-Sound ein und liefern einen sehr tödlichen und knirschenden Klang, der keine Wünsche offen lässt. Die Produktion von «To Rot In A Honeybeam» ist druckvoll und ausgewogen, aber nicht typisch modern. Der Mix ist klar mit einem tiefen Bass-Sound und fängt den starken Output ein, der jedem Instrument genug Raum gewährt, sich auszudrücken, ohne dabei Details zu opfern. Abgerundet durch ein bedrohlich wirkendes Cover-Artwork von Kevin Jacot haben Calcined ihren Stil, der gnadenlos und wahnwitzig ist, noch weiter verstärkt.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/dUloibOveH4
Als ich oder eher die Truppe im Sterben lag – vermutlich hat der Bandname AS I LAY DYING noch nie besser gepasst als in den letzten zwei Jahren. 2022 machten Josh Gilbert, Nick Hipa und Jordan Mancino, die teils Gründungs-Mitglieder waren, einen Abgang. Der in harscher Kritik gestandene Sänger Lambesis holte sich Ryan Neff, Ken Susi und Nick Pierce dazu, die nun zusammen mit dem anderen Langzeit-mitglied Phil Sgrosso ebenfalls die Biege gemacht haben.
«Through Storms Ahead» ist also Platte Nummer acht in der Band-Geschichte und die einzige mit neuem und doch schon wieder veraltetem Line-up! «Through Storms Ahead» ist ein echter Metalcore Brocken, der mit elf neuen Songs zu überzeugen vermag. Im Gegensatz zum Comeback-Album «Shaped By Fire» schneidet die neue Scheibe deutlich besser ab, denn sie spielt durchgängig auf einem höheren Niveau. Man hat von Beginn an das Gefühl, dass die Truppe sich musikalisch gefunden und weiterentwickelt hat.
Wenn die Saitenhexer Sgrosso und Susi ihre Leads aus den Fingern zaubern, ist dies ein Hörerlebnis, das der Körper mit Gänsehaut belohnt. Die Rhythmus-Kapelle sorgt derweil für den richtigen Punch, im richtigen Moment, der die imaginäre Faust in die Magengrube rammt. Gesanglich vermag Lambesis wie immer zu überzeugen und Ryan Neff sorgt für ein paar neue Nuancen am Mikrofon. Er klingt nämlich anders als sein Vorgänger Josh Gilbert, dem nachgesagt wird, dass er zu den besten cleanen Metalcore Sängern überhaupt gehört.
Stört aber keineswegs, denn von den Qualitäten Neffs konnte man sich schon live überzeugen. «We Are The Dead» ist zudem ein erbarmungsloser Track, bei dem die Sänger Alex Terrible (Slaughter To Prevail) und Tom Barber (Chelsea Grin, Darko) als Gäste gewonnen werden konnten. Ausserdem offenbart der Song die aussergewöhnlich präzise Produktion des Albums und lässt nur erahnen, welche akribische Detail-Genauigkeit in den Aufnahme-Prozess eingeflossen ist.
Mit einer beeindruckenden, atemberaubenden Produktion von Gitarrist Phil Sgrosso und Hiram Hernandez, dem Mix von Aaron Chaparian, dem Mastering von Mike Kalajian und einem erneut von Corey Meyers gestalteten Album-Artwork beweist «Through Storms Ahead», dass eine lange Wartezeit sich wirklich auszahlen kann. Tim Lambesis & Co. haben ein modernes Metalcore Meisterwerk geschaffen und führen As I Lay Dying mit ihrem charakteristischen Sound in eine neue Ära, heisst eine, deren Zukunft Ende 2024 bereits wieder ungewiss ist, doch ihr Vermächtnis wird bleiben und dies zurecht!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/aaOYTeu2Jn8
Also, wat «III» von NEÀNDER betrifft, kann man ruhig sagen: Die Berliner Jungs haben hier echt was rausgehauen. Ihr drittes Album ist wie ne richtig fette Reise durch die Soundwelten von Post Metal, Doom, Ambient und Post Rock – und das alles komplett ohne Schnickschnack wie Gesang. Nur mit Instrumenten hauen sie ordentlich auf den Putz und ziehen einen voll in ihren Bann.
Das Ding geht direkt los mit «Hiatus», ein kurzes Intro, das einem erstmal das Gefühl gibt, gleich kommt wat Grosses. Und dann, zack, mit «Ultra» gehts ab: Ein ganz zartes Klavier leitet den Track ein, bevor die Gitarren wie'n richtiges Brett kommen und einem zeigen, wie geil es klingen kann, wenn man Melancholie und Power miteinander verknüpft. Genau dieses Hin- und Hergerissen-Sein zieht sich durch das ganze Album hindurch. Der Song «Krater» ist so'n richtiges Meisterwerk, wie sie es schaffen, Spannung zu erzeugen und mit den Details zu spielen. Dann kommt «Staub», da merkt man schon, wie sie auch den Stoner Rock mal ordentlich durchmischen und ein schönes, hypnotisches Groove-Gefühl rüberbringen.
Neànder sind nicht nur musikalisch versiert, sie schaffen es auch, sich ständig neu zu erfinden, ohne dabei ihren eigenen Stil zu verlieren. Kurz «Achse» sorgt für ne kurze Verschnaufpause mit akustischen Klängen, bevor der richtig grosse Wumms mit «Meteor 7» kommt. Der Track geht satte sechzehn Minuten, baut sich unglaublich auf und endet fast wie ne Hymne – nur um dann mit einem versteckten Outro nochmal richtig Dampf zu machen. «III» ist also echt 'n Album, das für Instrumental-Fans richtig was zu bieten hat. Die Jungs haben sich weiterentwickelt, ihren Sound verfeinert und beweisen mal wieder, dass sie richtig was draufhaben. Wer auf komplexe, emotionale und fette Musik steht, kommt hier voll auf seine Kosten.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/_dg6ofRFBa4
Trotz Labelwechsel (von Awakening zu Dying Victims) dauerte es nur zwanzig Monate, bis die Polen PANDEMIC mit ihrem Nachfolger zum Debüt «Crooked Mirror» auf der Matte stehen. Auf der Speisekarte steht Thrash der europäischen Machart. Mal sehen, ob dieser ebenso mundet!
Los geht die wilde Fahrt mit dem Titeltrack, der von der Machart her an Tankard erinnert. Überhaupt lässt sich festhalten, dass Frankfurt Finest wohl mächtig Einfluss auf Pandemic gehabt haben, und ausserdem kommt Sänger Gniewko Jelski mit seiner Stimme Gerre ziemlich nahe. Die typisch spartanische Dying Victims Produktion hat zwar Luft nach oben und lässt Tracks wie das furiose «Greatest Of Sinners» aber mit mächtig staubigem 80er-Flair durch die Boxen rauschen. Dazu trauen sich Pandemic auch einiges.
«Santa Muerte» startet zum Beispiel mit einer Art lateinischer Chill Out Musik, bevor die Riffs die Ruhe brachial unterbrechen. «The Last Road" lädt mit seiner Rhythmik sogar zum Tanzen ein. Man könnte den Polen zwar ankreiden, dass den Songs trotzdem ein wenig das gewisse Extra fehlt und die typische Tankard Eingängigkeit noch fehlt, aber «Phantoms» macht aber einfach Spass, wird live mit Sicherheit für Moshpits wie wehende Mähnen sorgen und lässt nicht zuletzt dennoch einiges für die Zukunft hoffen.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/_Njav1ogRpo
Das neueste Werk von MYSTERY BLUE zeigt sich sehr vielseitig. So hat man Elemente aus Heavy, Speed und gelegentlich Thrash Metal gut vereint. Das Ganze rückt mit der unverwechselbaren Stimme von Nathalie Geyer in eine gut wiedererkennbare Richtung.
Diese Band besteht wahrlich nicht aus Neulingen, denn sie wurde bereits 1982 in Strassburg gegründet. Und dessen Erfahrung hört man auch schlichtweg! Mir persönlich gefällt, dass Nathalie ihre Stimme eher im unteren Bereich hält, also nicht einfach eine typische Sängerin von gängigen Symphonic Metal Bands ist. Trotzdem bin ich selten Fan der weiblichen Gesangs-Stimmen im Metal-Bereich, aber das muss nun wirklich jeder für sich selbst entscheiden. «Night Demon», wie auch seine Vorgänger, finde ich stark, und Ihr als Metalfans solltet definitiv eines oder besser gleich beide Ohren riskieren und hier mal reinhören.
Björn
https://www.youtube.com/embed/azl02FVNruE
Devin Swank, Sänger von EARTHBURNER, sagte mal in einem Interview: "Legt eine Pause ein, wenn ihr auf der Arbeit seid, haltet Euer Auto an, schaltet den Strom ab, kommt vom Klo runter und hört Euch diesen Scheiss an! Und knallt euren "Motherfucking Head" zu den neuen Earthburner!!"
Earthburners Werk «Permanent Dawn» ist ein formidabler Triumph im Grindcore, der eine Mischung aus unerbittlicher Aggression und meisterhaftem, musikalischem Können zeigt. Die aus den USA stammende Supergroup, die sich aus legendären Persönlichkeiten des extremen Metal-Spektrums zusammensetzt, entfacht auf ihrem Debüt ein wildes Feuer, das sich den konventionellen Erwartungen widersetzt. Von Anfang an wird ein kühnes Statement abgegeben, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht und den Zuhörer mit dieser ungezähmten Energie in den Strudel der Intensität reisst.
Schwere, erdrückende Riffs verankern das Album, und jeder Song verfügt über ein eigenes Arsenal an strafenden Grooves und Tempowechseln, die einen immer wieder in Atem halten. Die Gitarren-Arbeit, angeführt von dem hervorragenden Jeremy Wagner, ist von einer punkigen Schärfe, die eine rebellische Kante hinzufügt, die sich durch das ganze Album zieht. Wagners jahrelange Erfahrung mit Broken Hope verleiht der Platte ein massgebliches Gewicht und schafft eine akustische Landschaft, die ebenso technisch präzise wie rau ist.
Doch es ist nicht nur die Wildheit der Gitarren, die «Permanent Dawn» auszeichnet; die gutturalen Growls des Sängers Devin Swank sind eine Urgewalt, die mit einer Präsenz befiehlt, die sich anfühlt, als sei sie aus der Tiefe heraufbeschworen. Swanks Gesang fügt Schichten von aggressivem Material hinzu und macht jeden Track zu einer unerbittlichen Zerreissprobe für die Sinne. Der stimmliche Ansturm paart sich nahtlos mit Tyler Affinitos formidablem Bass, der wie eine Unterströmung von kontrolliertem Chaos unter dem Mahlstrom der Band dröhnt.
Die einzigartige Aura des Albums wird durch die hochkarätige Besetzung der Mitwirkenden noch verstärkt. Unter anderem hat Ross Dolan von Immolation einen bemerkenswerten Gastauftritt, der dem ohnehin schon starken Line-up seine Stimmgewalt verleiht. Diese Zusammenarbeit bereichert die Glaubwürdigkeit und unterstreicht seine Stellung in der Elite der Metal-Veröffentlichungen. Für wahre Kenner des Grindcore ist Dolans Mitwirkung ein goldenes Siegel, das diese Scheibe zu einem Muss macht. Die Qualität der Produktion spiegelt Earthburners Hingabe an ihr Handwerk wider.
Aufgenommen in Studios wie den historischen "Criteria Recording Studios" und dem "Hypercube Studio" und geleitet von Co-Produzent Tommy McWilliams, verbindet das Album hochoktanige Performances mit einem ausgefeilten, modernen Sound. Die klangliche Klarheit stellt sicher, dass jedes Instrument - vom Blitzkrieg-Drumming bis zu den beissenden Gitarren-Soli - in brutalem Detail eingefangen wird. Die Songs sind zwar kurz gehalten, aber dennoch von verheerender Wirkung und widersprechen der Annahme, dass Kürze zu Lasten der Komplexität gehen muss.
Die Tracks verweben komplizierte Strukturen, in denen Tempo-Wechsel und unerbittliche Breakdowns den Zuhörer dazu bringen, die Wiederholungstaste zu drücken. Jeder Song ist ein Beweis für die Fähigkeit von Earthburner, die Aufmerksamkeit und Intensität aufrechtzuerhalten, ohne dabei zu lange zu verweilen. Die dynamischen Wechsel und die rhythmische Präzision heben das Album über die typischen Grindcore-Tropen hinaus und sorgen dafür, dass es seine eigene starke Identität entwickelt. Mit ihrem Debüt, das am 8. November über M-Theory Audio erscheinen wird, sind Earthburner bereit.
Zu was? Ihren Namen in die Annalen des extremen Metals einzutragen! Die Vorfreude auf ihre Tourneen verstärkt den Schwung des Albums nur noch - die Aussicht, diese Klang-Attacken live zu erleben, verspricht ein elektrisierendes Erlebnis, das mit knochentrockener Wildheit durch die Hallen hallt. «Permanent Dawn» ist nicht nur ein Album, sondern eine unnachgiebige Proklamation des Platzes von Earthburner im Pantheon des Metal. Sowohl für Fans als auch für Neueinsteiger ist dieses Werk ein Muss - eine Verkörperung des Grindcore in seiner raffiniertesten und unerbittlichsten Form.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/8lMsS1A95Ck
Die italienischen Prog-Power-Metaller STRANGER VISION wiederholen sich auf diesem Album im Vergleich zum Vorgänger «Wasteland» von 2022, und das ist in diesem Fall alles andere als positiv.
Die Fehler liegend vor allem in zwei Punkten. Erstens zu früher Einsatz eines berühmten Gastsängers, und zweitens das Songwriting, welches mit zunehmender Album-Länge an Schlagkraft verliert und trotz hoher musikalischer Klasse kaum etwas hängen bleibt. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Trotzdem noch ein paar Worte mehr: Als Gast überzeugt beim zweiten Lied Dream Theater Sänger James LaBrie, während Stranger Vision-Shouter Ivan Adami seine Sache immerhin gut macht, und dabei eher an deutschen True Metal, denn an Prog Power Metal erinnert. Er erreicht aber nie die Intensität des Gastsängers. Würde er ganz alleine singen, würde dieser Unterschied nicht so stark auffallen.
Aufhorchen lässt die noch unbekannte Gastsängerin Angelica Patti im ruhigen Intro zu «Two Souls», während sie im Refrain dann aber ins Quietschen abdriftet. Danach wirkt beim genauen Hinhören jedoch alles brillant und super, ohne dass man sich anschliessend erinnert, was man sich gerade angehört hat, und das ist bei mir jetzt bereits seit zwei, drei Wochen intensivem Anhören der Fall. Viel fehlt zu einem tollen Album allerdings nicht oder vielleicht treffen die Italiener schlicht zum wiederholten Mal meinen Geschmack nicht. Wer Prog Metal, vermischt mit Power Metal mag, darf hier gerne ein Ohr riskieren. Ich selber werde das Ganze so schnell wieder vergessen, wie es bereits vorher der Fall gewesen ist.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/jg3XmzGswmY
RAUHBEIN – die Truppe um Rauhbein Henry existiert im dritten Jahr und hat bis dato pflichtbewusst jährlich ein Album abgeliefert. So ist es mehr als logisch, dass kurz nach Weihnachten nun der dritte Longplayer das Licht der Welt erblickt.
Seit den ersten digitalen Single-Erscheinungen und dem Livestart als Anheizer für D'Artagnan erfreut sich die Combo einer ungewöhnlich schnell wachsenden Fangemeinde. Die beiden Werke «Steh wieder auf» und «Herz eines Kriegers» wurden vom Publikum jeweils mit Eintritten in die Album-Charts belohnt, wobei letztere Platte mich persönlich weniger begeistert hat. Es hat zu sehr an Dreck gefehlt! Allerdings begeisterte der Fünfer mit seinen Liveshows von der ersten Stunde an und konnte in den ersten beiden Jahren das Publikum bereits auf namhaften Festivals wie dem "Wacken Open Air", dem "Rockharz", dem "Walhalla" sowie dem "Baltic-Open Air" mit ihrer energiegeladenen Spielfreude überzeugen.
Für die heissersehnte neue Platte «Adrenalin» hatten sich die Brachial-Romantiker das Ziel gesetzt, mehr von der Live-Energie auf das Album zu packen. Ebenfalls ist anzumerken, dass die Herren erneut kein Blatt vor den Mund nehmen und frei Schnauze alles herausschreien, was ihnen in den Sinn kommt. Die elf Songs enthalten wieder weniger Schnörkel, dafür mehr Power. Neben dem überzeugenden Handwerk der Instrumental-Fraktion um Gitarrist Godi, Bassist Oli, Geiger Justin und Schlagzeuger Louis bildet Henrys unverkennbare Stimme wie gewohnt, in jedem Stück, das Sahnehäubchen auf der Torte.
Thematisch sind die Songs und Texte wieder aus dem Leben gegriffen und werden mit klaren Worten, tiefsinnig aber auch teils sarkastisch, zum Besten gegeben – Rauhbein pur eben! «Adrenalin» ist ein Album mit elf Songs, das wieder mehr zum Folk-Rock statt zum Folk-Pop tendiert und mit der nötigen Portion Schmissigkeit da anknüpft, wo das Debüt seinerzeit aufgehört hat. Für die Zukunft und als allfälliger Kritikpunkt lässt sich vielleicht zusammenfassen, dass man nicht alles im Eiltempo vertonen muss, was sich thematisch so ansammelt. Die Truppe darf sich ruhig ein wenig mehr Zeit lassen mit der Umsetzung von neuem Material, denn an Courage und Erfahrung fehlt es der lauten wie schnellen Kapelle mit Sicherheit nicht!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/I8_J7MvBZUk
Für dieses ambitionierte Album braucht es Geduld – viel Geduld. Und dies heisst bei mir, dass selbst zwei Wochen Dauerbeschallung nicht reichen, um wirklich einen Draht zum Gesamtwerk zu finden. Dabei ist musikalisch eigentlich alles klar. Der belgische Gitarrist Dushan Petrossi betreibt neben den Heavy Metallern Iron Mask mit MAGIC KINGDOM noch eine und zwar etwas symphonischer klingende Band.
Auf «Blaze Of Rage» treibt er nun alles auf die Spitze. Hier sind die Chöre noch extremer, die symphonischen Teile noch symphonischer und die an klassische Musik angelehnten Gitarren-Soli noch klarer ausgearbeitet. Dazu kommen auch progressive Elemente und viele musikalische Wendungen. Und ja, oft gelingt es Petrossi bei aller Verspieltheit einen Refrain zu erschaffen, der mindestens teilweise hängen bleibt. So etwa bei «The Great Rebellion», dass den eher powermetallischen Stil zum Schluss mit Keif-Gesang erweitert.
Bei «The Great Retribution» wildert er gar in den Revieren von Rhapsody Of Fire. Der Belgier kann aber auch schleppend zäh spielen, wie er mit dem im Refrain hymnischen «Undead At The Gates» beweist. Und dann finden sich auf «Blaze Of Rage» mit «Ashes In The Wind» aber auch ganz zarte Töne. Bei «Fallen For The Kingdom» schöpft er wieder aus dem Ganzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Lieder live sehr stark wirken, sofern dort auf den ganzen symphonischen Elementen verzichtet wird.
Denn etwas entschlackt, würde dieses Album wohl noch mehr Wirkung entfalten. Das merkt man auch beim nochmals ruhigen und nur mit wenigen Instrumenten aufgenommenen «Lonely In The Universe». Wie anfangs erwähnt, werde ich mit diesem Album aber trotz seiner Qualität nicht ganz warm. Das soll Freunde von Power Metal aber nicht davon abhalten, hier aufmerksam reinzuhören. Denn rein objektiv betrachtet ist «Blaze Of Rage» im Minimum ein gutes Album.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/I5q6-sECKqI
Die okkulte Formation Amystery aus dem Freistaat Bayern sorgt mit dem Album «Chaos Empire Satan» für ein wenig Aufruhr.
Geheimnisvoll wird mit «Introduction» gestartet und das mit heiligen Mönchsgesängen. Langsam nimmt dann dieser Song Fahrt auf, um mit massiven Riffs für Stimmung zu sorgen. «End Of Infinity» gibt mal richtig Vollgas, aber der thrashige Part passt irgendwie nicht richtig dazu. Geprügelt wird auch mit «Incense Burning» und dazu wird noch eine flotte Melodie spendiert. «Whispers From The Void» macht dort weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat, nämlich mit rumpligem Black Metal. Auf mehr Atmosphäre setzt das Instrumental «Spirits In Fire», und mit der wiederholten Darbietung des immer gleichen Riffs wird gar eine hypnotische Wirkung erzielt.
Den Knüppel aus dem Sack lässt auch «Goddess Of Sins», und man hört eigentlich immer wieder den gleichen Song. Was bietet «Infestation»? Leider nur Black Metal, wie man ihn schon hunderttausendmal gehört hat! Wie ein Schnellzug, so rauscht «Winds Of Chaos» vorbei und ausnahmsweise sorgt ein Break für ein wenig Abwechslung! «Out Of The Soil» macht dort weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Der Abschkuss mit «Imperium Terror» setzt auf epischen Black Metal und zeigt so eine neue Facette von Amystery. Leider nur für zwei Minuten, denn dann übernimmt wieder das rasante Chaos die Zügel. Amystery haben mit «Chaos Empire Satan» ein noch zu wenig ausgereiftes Album veröffentlicht!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/l9VjdpSX6SI
Das schlichte Artwork (rotes Logo auf schwarzem Hintergrund) animiert einen nicht unbedingt zu einem Blindkauf. Doch was mehr zählt ist ja nicht die Verpackung, sondern der Inhalt, und da warten fünf überlange Songs darauf entdeckt zu werden. Nach einer EP vor vier Jahren haben wir es nun also mit dem Debüt-Album der Thurgauer von HAILE SELACID zu tun.
Die Band sieht ihre Einflüsse sowohl bei Bands wie Iron Maiden oder Judas Priest, aber auch im Black Metal und Punk. Der Opener «Oppress The Light» drückt im ersten Teil mächtig auf das Tempo, bevor in der zweiten Hälfte der über neun Minuten tatsächlich die Liebe zu den eisernen Jungfrauen hörbar wird. «Dreadnought» und «Mestidion» sind dann eher im Midtempo unterwegs, wobei gerade beim letztgenannten Track der Funken nicht ganz überspringen will. Gut holt das nachfolgende «Black Magick Spell Of Blazing Fire» die Kohlen wieder aus dem Feuer, denn dieser Song ist ungemein abwechslungsreich ausgefallen.
«Universe Collapse» ist mit zwölf Minuten der längste Track und wäre dieser fiese Gesang nicht, könnte man es gut mit einem Maiden-Song der neueren, progressiveren Ausrichtung zu tun haben. Beim Titeltrack gelingt der Spagat zwischen klassischem – und Black Metal ziemlich überzeugend, auch wenn man das Gefühl hat, dass hie und da noch etwas mehr drin gelegen wäre. Ein Aussage die sich allerdings nur schwer beschreiben lässt, viel mehr ist es ein Gefühl, das mich zwischendurch beschleicht und sich nur auf einzelne Song-Fragmente bezieht. Unter dem Strich ist der Erstling trotzdem gut geraten. Zu haben ist das Teil übrigens über die Bandcamp-Seite der Band.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/VQfP6wLkXAk
Dies ist das Projekt des in Deutschland geborenen Multi-Instrumentalisten Ralf W. Garcia. Musikalisch bewegen sich GINGERBASS im Progressive Rock/Fusion-Bereich, und das alles rein instrumental. Geschickt wird das Musikalische ineinander verwoben, wobei der Bass auch eine tragende Rolle spielt und immer wieder mit coolen Läufen in die Songs eingebaut wird.
Alle fünf Tracks sind um die vier Minuten herum, also eher kurz gehalten und wirken dadurch auch nie langweilig. Im Vordergrund steht immer die Melodie, und alles klingt harmonisch, kein selbstverliebtes Gefrickel, sondern fünf starke Lieder, denen man gerne zuhört. Bis auf die Gitarren, die von David O'Donovan und Ralph Huber gespielt wurden, hat Ralf alles selbst eingespielt und produziert. Interessante EP, die Garcia hier mit «More Or Less» präsentiert.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/8FdBH0gtmHU
Nach dem zugegeben ganz ordentlichen "Comeback"-Album «Dark Waters» von 2023 hat Mastermind Martijn Westerholt eine klare Antwort gegeben, dass weiterhin mit "seinem Baby" DELAIN zu rechnen ist. Unter Beibehaltung der bewährten Rezeptur wurden bloss die Protagonisten ausgetauscht, und die machen ihren Job ohne Zweifel auch so gut wie ihre Vorgänger. Wer jedoch, wie ich, halt auch dem alten Line-up zugetan ist, wird hier wohl nie mehr zur Ruhe finden.
Dass sich die neue Frontfrau Diana Leah sehr ähnlich wie Charlotte Wessels anhört und auch der "neue Gastsänger" Paolo Ribaldini schwer einen auf Marko Hietala macht, ist bestimmt kein Zufall, sondern klares Kalkül. Nichtsdestotrotz soll aber die Musik, sprich das Songwriting im Vordergrund stehen, und da lechzt die Meute natürlich unentwegt nach neuem Material. Auf dem Weg zu einem neuen Longplayer wird oft eine EP vorgeschoben, und die liegt nun vor. Genau genommen ist es eine zweite EP, denn letztes Jahr erschien mit «Symphonic Dark Waters» bereits ein 6-Tracker, der je eine Akustik- und Piano-Version sowie vier instrumentale Orchester-Versionen (Letztere sind auf der Japan-CD von «Dark Waters» als Bonus-CD mit dabei) der ersten Songs der "Leah-Ära".
Normalerweise verspricht dieses Format fünf bis sechs Songs, was quasi einem halben full-lenght Dreher entspricht. Wer sich nun beide Tonträger-Formate, sprich CD und LP zulegt, wird überrascht feststellen, dass die CD mit insgesamt fünfzehn Tracks (!) und das Vinyl mit deren acht davon bestückt wurde. Im Zentrum stehen dabei die zwei brandneuen Studio-Tracks, darunter der Titeltrack und «The Reaper». Während der Opener die besten Zeiten von Delain repräsentiert (abgesehen vom hier unpassenden Growl-Part), zieht der zweite Song etwas härtere, industrial anklingende Register, ohne die DNA zu vernachlässigen. Der Rest besteht aus einer alternativen Neueinspielung von «Sleepwalker's Dream» vom Debüt «Lucidity» (2002) und nicht weniger als neun Live-Tracks.
Dazu die instrumentalen Versionen des neuen Materials und der «Dark Waters» Nummer «Underland» in einer "Alternate Ending Version". Ist das noch eine EP? Letztlich egal, denn der geneigte und aktuelle Fan von Delain erhält mit «Dance With The Devil» ein ziemlich fett bestücktes Symphonic Metal Paket, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abdeckt. Dabei schaut meine Wenigkeit allerdings am liebsten nach vorne und trennt das Ganze weitestmöglich, sprich für mich wird es immer beide Chanteusen auf Augenhöhe geben. Und wenn Diana, bei allem Talent, alte Klassiker aus der Zeit mit Charlotte interpretiert, ist das allerhöchstens "nice to have", aber unter dem Strich überzeugt die Band live immer noch, keine Frage. Mein Referenzwerk bleibt jedoch «Live at Paradiso»!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/2O4iUv7R3R4
BLACK JADE demonstrieren mit «White Hand Down» abermals ihre unerschütterliche Hingabe an die von Tolkien inspirierte Metal-Szene und bieten eine musikalische Reise, die Dunkelheit mit unerwarteten Lichtblitzen verbindet. Dies stellt nicht bloss ein weiteres Album der Nidwaldner Band dar; es handelt sich um eine musikalische Abhandlung über Macht, Verrat und dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse – alles verpackt in Black Jades unverwechselbarem Tolkien-Metal.
Der Albumtitel «White Hand Down» bezieht sich auf eines der berüchtigtsten Symbole in J.R.R. Tolkiens Legende: ebendiese "Weisse Hand" von Saruman, dem korrumpierten Istari, der sich gegen die freien Völker von Mittelerde wandte. Die Hand ist dabei nicht nur ein Symbol für Sarumans Treue zu Sauron; sie steht für den Sturz eines einstmals edlen Zauberers, der nun der Anführer der Uruk-hai ist und sie unter dem Banner von Isengard befehligt.
Black Jade haben sich seit 1999 immer schon dem Tolkien-Metal verschrieben, und mit diesem Album haben sie ihr Konzept, ihre Geschichten und ihre Musik auf ein komplett neues Niveau gebracht. «White Hand Down» ist das erste Konzeptalbum der Band, und es erzählt die Geschichte als spannende, epische Expedition von Sarumans Auftrag, seinem Verrat und seinem Streben nach Macht. Das konkret Faszinierende an diesem Album ist die Fähigkeit, bekannte Tolkien-Themen mit einer modernen, fast progressiven Metal-Ästhetik zu verflechten, die das Erbe von Tolkiens Legendarium bewahrt und gleichzeitig mit neuen Klangwelten experimentiert.
Das Album beginnt mit einer unverkennbaren Black Jade-Energie, aber es wird von Anfang an klar, dass sich in diesem Moment etwas Grösseres anbahnt. Die Musik ist ausdrucksstark und vielschichtig, mit kinematischen Akzenten. Die Einbindung von Klangcollagen und gesprochenen Elementen – gesprochen von einer Reihe von Charakteren, von Männern bis Frauen, von Kindern bis Kriegern – trägt zur zusätzlichen Tiefe des Eintauchens bei und erweckt die gesamte Welt von Mittelerde auf eine frische, lebendige Weise zum Leben. Diese Gesangsbeiträge betonen die emotionale Tiefe des Paradigmas und lassen jedes Segment wie eine Bühne aus einer grösseren Vergangenheit wirken.
Die Gitarren-Arbeit auf «White Hand Down» ist besonders beeindruckend. Die Soli halten sich in der Schwebe, mit melodischer Grazie, und verleihen der Musik eine fliessende, fast ätherische Qualität (man höre sich beispielsweise das Solo in Track vier an). Dennoch haben Black Jade seine Death Metal Wurzeln nicht verloren. Die Riffs fahren eine raue, kraftvolle Kante, die die schwungvollen Melodien ausgleicht und einen Gesamt-Sound schafft, der sowohl stilvoll als auch schwergewichtig ist. Die Refrains sind eingängig und poppig in ihrer Einfachheit, doch auch diese Songs sind alles andere als selbstverständlich.
Die Strukturen sind komplex, strotzend vor Höhen und Tiefen, mit plötzlichen Wechseln in Tempo, Stimmung und Intensität, die den Hörer auf Trab halten. Jeder Track fühlt sich wie eine komplizierte Entdeckungsreise an, mit lichten Momenten inmitten der Dunkelheit. Das vielleicht spannendste von «White Hand Down» liegt in der Experimentierfreudigkeit der Band. Die Einführung unkonventioneller Instrumente – wie Dudelsack, Klavier und Akustik-Gitarre – verleiht dem Sound eine unerwartete Würze. Diese Instrumente sind nicht bloss neu, sondern integrale Bestandteile des Gesamtklangs des Albums und verleihen den ohnehin bereits reichhaltigen Kompositionen Textur und Atmosphäre.
Die Tracks auf diesem Album sind eine Meisterklasse im musikalischen Geschichtenerzählen:
1. «Shadows Temptation» – Eine eindringliche Einleitung, die den Ton für die Erkundung von Sarumans innerem Konflikt auf dem Album angibt.
2. «Forged In Shadows» – Der zweite Track, ein echtes Highlight, steigert die Intensität mit donnernder Gitarren-Arbeit und vielschichtigem Gesang.
3. «Echoes Of Valor» – Eine mitreissende Hymne, die den Wagemut derjenigen widerspiegelt, die sich Sarumans dunklem Einfluss widersetzen.
4. «Dusk Of Isengard» – Ein langsames, atmosphärisches Stück, das die wachsende Finsternis im Herzen von Isengard mit epischer Gitarren-Arbeit einfängt. Wie gerne würde ich diesen Song 2025 live auf dem "Wacken Open Air" hören und zig 1000e "Saruman..." shouten hören.
5. «Gimbatul Durburz» – Ein düsteres Stück mit orkischem Dialekt, das dem Zuhörer einen Eindruck der verdrehten Sprache der Uruk-hai vermittelt.
6. «The Pursuit Of Freedom» – Eine energiegeladene, trotzige Hymne, die von Vertrauen zeugt, das selbst in den dunkelsten Zeiten fortbesteht.
7. «Rise Of Renewal» – Ein abschliessendes, triumphales Stück, das eine Vorahnung von Erfüllung und Erlösung vermittelt und die zentrale Botschaft des Albums – die Wiederherstellung trotz Verderbnis – verkörpert.
Von den ersten Melodien bis zu den letzten Tönen ist «White Hand Down» ein Album, das Risiken eingeht, sich der Schwierigkeit stellt und vor allem tief in der Komplexität von Tolkiens Welt verwurzelt bleibt. Die Verbindung vertrauter Naturgewalten aus Mittelerde mit moderner musikalischer Innovation ist herausragend und schafft ein Hörerlebnis, das sowohl seinen Wurzeln treu bleibt als auch zukunftsorientiert ist. Black Jade hat nicht nur ein starkes Album abgeliefert, sondern auch eine neue Richtung im Genre der Tolkien-inspirierten Musik eingeschlagen. Typisch Black Jade hat es auch wenn es um dunkle Themen geht eine durchaus positive Botschaft mit einem "Happy End".
Wenn Ihr Euch je gefragt habt, wie "Sarumans Fall" in der Musik klingen würde, dann ist «White Hand Down» eine perfekte Umsetzung. Die "Weisse Hand" mag gefallen sein, aber Black Jade haben sich erhoben und ein Meisterwerk geschaffen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/z6dMYJQydm0
Aus Zug stammt der Fünfer von VAMPROVIA und geboten wird kerniger Hard Rock, der mit Energie versehen ist. Das Rad erfinden die Jungs damit nicht neu, machen ihre Sache aber dennoch richtig gut.
Nickelback scheinen dabei einen ebenso grossen Einfluss hinterlassen zu haben, wie wahrscheinlich auch (unbekannterweise) Harem Scarem. Zumindest lassen die fünf Tracks von der EP, die auf den Namen «Resurrected» getauft wurde, darauf zurückschliessen. Wer auf die genannten Bands steht, sollte «Resurrected» nicht nur ein Ohr widmen, sondern sich die EP gleich bei www.promokativ.ch bestellen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/CprmTitiFDA
Von den eisigen Küsten Finnlands stammen ARCTIS, eine Band, die bereit ist, sich mit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album einen Namen in der modernen Metal-Landschaft zu machen. Mit einer Mischung aus kraftvollen Hooks, elektronischen Texturen und einem soliden Metal-Fundament liefert man ein Album, das unbestreitbar eingängig ist, sich aber gelegentlich ein wenig zu vertraut und poliert anfühlt.
Produziert von Jimmy Westerlund (Sturm und Drang) und abgemischt von Stefan Glaumann (Rammstein), besitzt das Album die Art von knackiger, futuristischer Produktion, die jeden Beat und jedes Gitarren-Riff zum Strahlen bringt - auch wenn es manchmal ein wenig zu kalkuliert wirkt. Das Album beginnt mit «I'll Give You Hell», einem Song, der die Mischung der Band aus schweren Riffs und hellen, poppigen Refrains vorstellt. Der Track ist ansteckend und macht Spass, aber es dauert nicht lange, bis man merkt, dass dies nur der Anfang eines ausgetretenen Pfades ist - Arctis lehnen sich stark an Bands wie Amaranthe an und bieten einen ähnlichen Pop-Metal-Hybrid, aber ohne die herausragende gesangliche Vielfalt, die diese Bands so attraktiv machte.
Alva Sandströms Stimme ist zwar souverän, aber in den höheren Lagen wirkt sie manchmal eher schrill als kraftvoll, besonders in den intensiveren Passagen. Es gibt sicherlich Momente, die interessant sind. Die Cover-Version von Lambrettas catchy «Bimbo» ist zum Beispiel ein mutiger Schachzug, der einen Pop-Klassiker mit einer metallischen Note aufwertet, auch wenn er zu Beginn der Trackliste etwas deplatziert wirkt. In der Zwischenzeit haben Songs wie «WWM» und «Tell Me Why» eine unbestreitbare Energie, wobei sich Sandströms Gesang durch dicke Schichten von Synthesizern und Gitarren hindurchschneidet und für einige der spannendsten Momente des Albums sorgt.
Aber es ist nicht alles glatt gelaufen. Arctis versuchen, in tiefere emotionale Gewässer einzutauchen, vor allem mit Tracks wie «Frozen Swan» und «Theater of Tragedy». Leider dämpft die Synthie-lastige Produktion manchmal das emotionale Gewicht dieser Songs und lässt sie eher mechanisch als gefühlvoll wirken. Dennoch ist es schwer, den Ehrgeiz der Band nicht zu würdigen, da sie eindeutig danach strebt, persönliche, introspektive Texte mit ihrem energiegeladenen Sound zu verbinden.
Letztendlich ist das Debüt von Arctis ein Album, das weiss, was es sein will, aber nicht ganz sicher ist, wie es dorthin kommen soll. Das Potenzial ist unbestreitbar, aber manchmal überschatten die Pop-Elemente den Metal, was zu einem Sound führt, der sich eher für die Tanzfläche als für den Moshpit eignet. Wenn sie einen Weg finden, ihre Balance zwischen Hooks und Härte zu verfeinern, könnten sie eine echte Kraft in diesem Genre werden. Im Moment bieten Arctis ein spassiges, energiegeladenes Album, aber es fehlt das gewisse Extra, um sich von der Masse abzuheben. Zusammenfassend lässt sich hier schreiben: Catchy Yet Cold: Eine gemischte Tüte aus modernem Metal und Pop-Melodien.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/_hYmHuHc4d4
Die Melodic Death Metaller DEVILS RAGE haben mit «Resistance» ihren dritten Longplayer rausgehauen und den Fans damit eine vorweihnachtliche Freude beschert. Die Luzerner Formation hat sich nämlich ganz schön Zeit gelassen, seit ihrer 2018 veröffentlichten Scheibe «Desolation». Nun ist sie zurück und hat zehn deftig, derbe todesmetallische Titel im Gepäck.
Was Stefan Häfliger (Vocals), Raphael Müller (Drums), Patrik Schumacher (Gitarre), Pascal Fischer (Gitarre) und Stefan Reinhard (Bass) hier produziert haben, geht allerdings über das typische Death-Geknüppel hinaus. Der Fünfer versteht es exzellent, seinen ganz eigenen Sound zu schmieden und zu transportieren. Die Zuhörerschaft kriegt dadurch einen fetten und kantig produzierten Sound auf die Lauscher geballert, der in einem recht düsteren und dunklen Grundton daherkommt, sich aber variabel zeigt, was Melodien angeht. Ganz im Sinne von back-to-the-roots wurde «Resistance», wie seinerzeit die erste EP, bei Sebi im "SOS Basement Studio" in Oberentfelden aufgenommen.
Stimmlich zeigen sich die Songs finster growlend, manchmal heller, fast schon thrashig. Für den Song «Isolation» konnte zudem Enrico H. Di Lorenzo (Hideous Divinity) für einen Gastauftritt gewonnen werden. Vorzugsweise sind alle Titel im Midtempo-Bereich zuhause, scheuen sich aber nicht, auch einmal auszubrechen. «Murderers» ist demzufolge ein Track, bei dem körperliche Fitness definitiv von Nöten ist und der nur darauf wartet, dem Publikum live um die Ohren gehauen zu werden. Die Scheibe bringt Rhythmus, sägende Gitarren, enorm wuchtig groovende Riffs und stählerne Drum-Salven mit sich. «Resistance» ist eine solide, powergeladene und wütende Angelegenheit, die ohne Schnörkel oder Experimente auskommt.
Darin liegt, wenn man denn will, auch der einzige Kritikpunkt, nämlich die Tatsache, dass bei der Tempo-Gestaltung mehr Abwechslung drin gewesen wäre. Das Album wirkt dadurch beständig. Aber ernsthaft! Lieber beständig gut als abwechselnd schlecht! Mir macht die Platte jedenfalls Spass, und sie bietet definitiv ein gelungenes Kontrast-Programm zu den durchratternden Death Metal Scheiben ihrer Genre-Kollegen. Fürs thrashige Cover-Artwork zeigt sich Tätowierer Ivo Habermacher (Herzeleid Tattoo) verantwortlich, der bereits die halbe Band unter seiner Nadel hat. Manche Geschäfts-Beziehungen tragen eben für beide Seiten bunte Blüten.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/OHY55UDYWKI
BORN IN DORIAN sind eine illustre Combo aus der Schweiz, die ihre Musik mit Einflüssen aus Thrash Metal, Metalcore und Nu Metal speist. Bekannt für Authentizität, Humor und Liebe zum Detail, fliesst ihre Leidenschaft für härtere Musik in jede Note ein.
Born In Dorian schlossen sich 2019 aus fünf verwurzelten Musikern der lokalen Szene im Oberwallis zusammen, um am alljährlichen Band-Marathon des Vereins "Band District Wallis" teilzunehmen. Begeistert von dieser Erfahrung und dem Feedback des Publikums wurde aus dem Projekt schnell eine feste Band. Neben einem Drummer-Wechsel im Jahr 2020 blieb die Besetzung ansonsten unverändert. Ihr Sound mischt krachende Riffs mit ergreifenden Melodien und schafft so ein dynamisches und intensives Hörerlebnis. Ihre Texte thematisieren innere Konflikte und Herausforderungen, die sie auf ihrem Lebensweg stets begleiten.
Glaubt man dem Promo-Material, so handelt es sich musikalisch in erster Linie um Metalcore, was meines Erachtens zu oberflächlich ist. Schon der Opener «Disillusioned» greift eher in die melodische Todesmetal-Kiste, als auf die Metalcore-Formel zurück. Auch ansonsten bietet das Album «Trapped In Twilight» während elf Tracks eine grosse musikalische Vielfalt an. Von ruhigen Balladen bis hin zu harten Gitarren-Riffs, unterstützt durch atmosphärische Klänge, deckt es enorm verschiedene Einflüsse des modernen Metalsounds ab. Diese Vielfalt ist unter anderem den unterschiedlichen musikalischen Hintergründen der Band-Mitglieder geschuldet.
Der Gesang sticht durch die Kombination aus Growls und Clean-Vocals heraus, und verleiht dem Album eine ganz eigene Identität. Diese Attitüde wurde durch Max Morton, der auch mit Bands wie Jinjer zusammengearbeitet hat, noch tiefer geformt. Auf der Bühne geht es der Truppe vor allem um den Kontakt zum Publikum und darum, Menschen durch die gemeinsame Liebe zur harten Musik zusammenzubringen. «Trapped In Twilight» ist eine Platte, die eine grosse Vielfalt der Metal-Genres abdeckt und modern sowie technisch hochstehend produziert ist. Die Schweiz hat in den letzten Jahren viel metallischen Boden gutgemacht, was unter anderem Bands wie Born In Dorian zu verdanken ist.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/QAaKcMB_vtE
Oh, schön eine neue Abreibung der Schweizer Thrasher…, dachte ich jedenfalls und habe das "ø"-Zeichen glatt übersehen. Bei PØLTERGEIST handelt es sich, trotz dem deutschem Album-Titel, nämlich um eine Dark Rock/Gothic Kapelle aus Calgary, Alberta, sprich Kanada.
Der Herbst ist da und die Gothic Veröffentlichungen häufen sich enorm. Neben durchaus starken Vorträgen von Unto Others oder Cemetery Skyline versuchen sich auch diese Jungs an einem neuen Hit-Album und scheitern ziemlich klar. Ich kann die guten Kritiken in diversen Fachblättern nun wirklich nicht ganz nachvollziehen, denn «Nachtmusik» hat mich eigentlich nur beim Einschlafen überzeugen können. Einen grossen Einfluss hat Sänger Kalen Baker, dessen Stimme zwar charismatisch ist, mich aber unheimlich langweilt. Die Musik selber ist kaum besser, weil mir zu dieser «Nachtmusik» ein roter Faden fehlt.
Die Einflüsse reichen dabei von Punk, 80er Wave, NWOBHM bis hin zu Seventies Rock, welche mit der typischen Sisters Of Mercy Atmosphäre vermengt werden. «Children Of The Dark» (kein Mono Inc. Cover!) ist dabei noch ein besserer Vortrag eines eher unterdurchschnittlichen Releases, während «Swallwed By The Ocean» klingt, als würde der Plattenspieler unregelmässig laufen. Klingt furchtbar! Auch nach mittlerweile mehreren Versuchen bleibt bei mir gar nichts hängen. Das Artwork wirkt ebenfalls chaotisch und kann mich nicht begeistern. Tut mir leid Jungs, von mir kriegt ihr keine hohe Bewertung.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/0VULBCJXm4I
Die Beziehung der britischen Rock-Ikonen JETHRO TULL zur Weihnachtszeit reichen zurück bis zu den Anfängen der legendären Band. Jetzt wird diese für neuzeitliche Bewunderer und langjährige Fans gleichermassen erneuert, und zwar mit der Veröffentlichung einer erweiterten und neu abgemischten Ausgabe des «The Jethro Tull Christmas Album» von 2003, das damals das 21. Studio-Werk markierte.
Normalerweise dienen solche Weihnachts-Releases ja nur dazu, dass in der betreffenden Zeit zusätzliche Einnahmen generiert werden. Im Wissen darum, dass in der heutigen Zeit mit Tonträgern aber kaum mehr was zu holen ist wie noch in der Hochphase der 70er- 90er Jahre, mutet sowas natürlich eher als "Verzweiflungstat" an. Nicht so bei Jethro Tull, die längst Musikgeschichte geschrieben haben und diese Scheibe eigentlich nur textlich einen direkten Bezug zur Weihnachts-Zeit mit sich bringt.
Mainman Ian Andersen gab hierzu mitunter folgendes zu Prototoll: "Weder bin ich überzeugter Christ noch denke ich, dass unser «Christmas Album» etwas mit dem Müll zu tun hat, den irgendwelche halbseidenen Künstler sonst so am Ende des Jahres unter die Leute zu streuen versuchen. Nein, was wir damit erreichen wollten, ist, eine Platte aufzunehmen, die die sehr spezielle, besinnliche Stimmung, die zumindest in unseren Breitengraden um die Weihnachtszeit herum herrscht, einzufangen vermag".
Mit dem Zusatz «Fresh Snow At Christmas» wurde ein Hinweis darauf hinterlassen, dass der Re-Release audiomässig aufgefrischt wurde. In der Tat läuft das Ganze unter der Prämisse "2024 Remix". Dazu kommt einem vorab umgehend Klang-Zauberer Steven Wilson (Porcupine Tree) in den Sinn, der ja einige der Frühwerke auf Basis der Original-Aufnahmen komplett restauriert und neu abgemischt hat. Nicht bei dieser Scheibe, denn hier legte Bruce Soord (The Pineapple Thief) Hand an und lieferte auch einen guten Job ab.
Mir liegen nur die remixten Versionen der insgesamt sechzehn Songs vor, die vor allem von Andersens prägnantem Querflöten-Spiel und im Wesentlichen von der akustischen Gitarre (letztmals von Martin Barre eingespielt) sowie folkigen und vereinzelt gar jazzigen Vibes leben. Die Titel 3, 4, 6, 8, 12, 14, und 15 sind dabei Neuaufnahmen von bereits veröffentlichten Stücken. Der komplette Wiederveröffentlichung (inklusive dem Original sowie Live-Aufnahmen von 2008 und 2006) besteht aus vier CDs und einer Blu-ray.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/eTakRttQv7c
Nach den ersten zwei Songs hätte ich auf eine norwegische Band getippt, aber nein, das Trio BURIAL stammt aus Manchester und veröffentlicht alle drei, vier Jahre ein neues Album. Der vierte Dreher bietet puren, bösen und blasphemischen Black Metal, der die Kälte Norwegens erstaunlich gut trifft.
Natürlich erfinden Burial das Rad nicht neu, sondern orientieren sich an Legenden wie Immortal oder Dissection. Vor Kälte klirrende Riffs eröffnen den Opener und Titeltrack, welcher sofort einschlägt und eine dunkle Atmosphäre verströmt. Bei «A Fear More Grave» sind Thrash-Einflüsse zu vernehmen, und «Bastards Of Christ» ist fast schon unheimlich eingängig. Die Gitarren-Arbeit von Richard Barraclough ist herausragend, aber auch Sänger Derek Carley trifft mit seiner fiesen Stimme meinen Geschmack. Ein starkes Album und der Beweis, dass der traditionelle Black Metal noch lange nicht am Ende ist. Burial punkten übrigens nicht nur mit der Musik, sondern auch mit dem starken Artwork von «Rejoice In Sin».
Rönu
https://www.youtube.com/embed/7xc68L_Ti4M
Ganz ehrlich, aus dem Sound dieser Truppe werde ich einfach nicht schlau. Prinzipiell spielt man eine Art Heavy Rock und mixt diesen jedoch teilweise mit eher düsteren Melodie-Bögen. Zuweilen wird man schon beinahe an Dark Rock der Marke Anathema erinnert, aber dann geht es in Richtung Death'n'Roll mit Motörhead Einschlag!
Es wirkt einfach so, als hätte man jede Menge Ideen zu Songs verarbeitet, dann aber irgendwie vergessen, einen roten Faden mit einzubringen. Ach ja, der Sänger klingt gerne wie Lemmy Kilmister, so von wegen Referenzen. Nicht, dass man meinen könnte, der Sound wäre schlecht - dies keinesfalls! Mir persönlich gefallen die Tracks einzeln für sich genommen sehr, nur als Gesamtpaket funktioniert für mich “Your Blood» nicht, aber dies soll jeder selbst für sich entscheiden. Ambivalent!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/Vq33brFWGBs
Seit 2005 sind GIGAN eine oft unbesungene Avantgarde-Truppe, die abstrakten und kreativ dissonanten Extreme Metal spielt. Dass sie die künstlerische Vision während der Debüt-EP und der folgenden vier Alben nie eingegrenzt haben, hat dazu geführt, dass der Dreier als eine unerschütterliche Kraft der Innovation, als auch der Extremität angesehen wird.
Fast sieben Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung vergangen, und die Zeit hat nun noch tödlichere Klingen der Kreativität sowie neue Elemente eingebracht. Das Ergebnis von Gigans aktueller Kreativ-Phase ist das neue Biest mit dem unaussprechlichen Titel «Anomalous Abstractigate Infinitessimus». Die Platte trägt acht Songs, und der Sound, der einen anspringt, ist unglaublich dunkel, böse und fett. Es dauert oft eine Weile, bis der Gesang einsetzt, und die schiere Menge an Chaos und Dissonanz ist überwältigend. Ja, gar überfordernd! Die Tracks sind keine leichte Kost.
Sie haben eigentlich alle einen dichten und überwucherten Sound, und Musik im traditionellen Sinne ist kaum erkennbar. Stellenweise hat man das Gefühl, im Dreck zu schwimmen, und es wird immer schwieriger, sich an der Oberfläche zu halten. «Emerging Sects Of Dagonic Acolytes» ist ein zehnminütiges Ungetüm, ein langatmiger Song, den man in diesem Genre nicht oft hört. Er ist mit so viel Feuerwerk gespickt sind, dass man schon nach den ersten Tönen in einem Brei aus schwer zu unterscheidenden Klängen versinkt. Das ist Chaos pur! «Erratic Pulsitivity And Horror» ist so klobig, ein weiterer bösartiger und degenerativer Sound, bei dem man schwören könnte, dass die Band keine Ahnung hat, was sie tut.
Vermutlich ist aber jeder Schritt sorgfältig kalkuliert. «Anomalous Abstractigate Infinitessimus» ist alles andere als der geradlinige, rohe Death Metal meiner Jugend. Er ist raffinierter, psychedelischer und mechanischer, aber dadurch auch unzugänglicher. Die acht Songs kommen dem Verlust der gesamten Existenz und totalem Wahnsinn am nächsten. In vielerlei Hinsicht ist dieses Album keine Einladung zum musikalischen Genuss, sondern eine Mutprobe! Wer das Unkonventionelle sucht und sich dem Underground verschrieben hat, darf Eric Hersemanns aktuellen Erguss, bereits jetzt zum Album des Jahres krönen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/xsvfnV-B5HA
Aus Norwegen kommen VALDAUDR auf der zweiten Welle des Black Metals mit dem Album «Du Skal Frykte» angeritten. Vier Jahre nach dem Debüt «Drapsdalen» folgt nun endlich wieder Musik des Duos aus Kristiansand.
«…Og Jages Bort Fra Verden» ist ein stimmungsvolles Intro. Richtig los geht es mit «Den Moerke Tronen» und zeigt traditionellen Black Metal, wie man ihn schon vor dreissig Jahren so spielte. Das sensationelle Break wirkt dabei wie das Salz in der Suppe, und das Gekeife von Osvald "Vald" Egeland ist etwas vom Besten, was die norwegische Szene zu bieten hat. Schrecklich heftig, wie ein Wintersturm, tobt «Herren Hoester Liv», und man kann mit diesem Sound sehr gut in alten Zeiten schwelgen. Hektisch und rasend vor Wut ist «Straffen For Dem Som», aber durch intelligente Breaks gewinnt das Ganze extrem an Abwechslung.
Auch «De Som Fortaeres Av Lengsel» ist nichts als rohe Gewalt, die durch eingestreute Breaks aufgelockert wird. «Tilgi Dem Ikke» beginnt ausnahmsweise mal nicht so schnell wie seine Vorgänger, sondern punktet mit Midtempo und massiven Riffs. Der epische Mittelteil ist sehr gut gelungen, und zum Schluss wird noch «Hans Klamme Haand Glipper Taket» kredenzt. Wie ein Wirbelwind fegt diese Nummer übers Land und verschont nichts und niemanden. Natürlich wird auch dieses Überschall-Geprügel mit einem Break aufgelockert. Valdaudr bieten mit «Du Skal Frykte» grossartige Mucke, die uns zeitlich dekadenweise zurückwirft!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/dK0D7cuktuQ
Mit der neuen Sängerin Ambre Vourvahis schafften es XANDRIA mit ihrem letzten Album «The Wonders Still Awaiting» auf Platz #9 der deutschen Album-Charts. Davon will man natürlich zehren und veröffentlicht nun eine EP mit vier neuen Songs und einer Neueinspielung sowie Orchester-Versionen, die ziemlich lang ausgefallen sind.
«No Time To Live Forever» ist ein bombastischer Song, der schon fast für Kino-Leinwände konzipiert wurde, klasse! «Universal» ist etwas vertrackter, ruhiger aber nicht minder gut, ausgestattet mit einem Ohrwurm-Refrain. «200 Years» und «Live The Tale» sind ebenfalls besser als vieles, was dieses Jahr unter diesem Genre-Begriff veröffentlicht wurde. Die Neueinspielung des Titeltracks des Vorgänger-Albums läuft unter der Prämisse «Acoustic Film Score».
Die reinen Orchester-Versionen gibt es, wie zum Beispiel auch bei Nightwish, jeweils ergänzend als Goodie obendrauf. Mich haben diese Zugaben allerdings immer kalt gelassen und sind klar kein Kauf-Argument. Xandria bauen dennoch weiter daran, ihren Status auszubauen, weshalb diese EP den Kauf auf jeden Fall absolut wert ist. Ambre singt einfach genial und sorgt auf «Universal Tales» mehr als einmal für Gänsehaut-Momente.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/coW6PbYYlk8
Der Opener trägt den Titel «We Forgotten Who We Are» und ist ein Long-Track von über elf Minuten. Aber im Gegensatz zum Titel (Wir haben vergessen, wer wir sind) haben CRIPPLED BLACK PHOENIX nichts vergessen – sie wissen genau, wer sie sind und welchen Platz sie im Musik-Olymp einnehmen. Das Album ist durchweg komplex und spannend. Wie Chamäleons verändern die Musiker bei jedem Song ganz lässig Stimmung, Instrumentierung, Rhythmus und Melodie und bieten zum 20-jährigen Band-Jubiläum Neuinterpretationen alter Klassiker an.
«The Wolf...» beginnt mit den unheimlichen Klängen von «We Forgotten Who We Are» (ursprünglich von 2010's «I, Vigilante»), als Wölfe heulen, ein furchteinflössendes Lachen widerhallt und das Gerede von Teufelshunden den Ton angibt. Die Musik entfaltet sich dann mit fast mittelalterlichen Akkord-Folgen, begleitet von einem zarten Klavier. Mit zunehmender atmosphärischer Dichte gewinnt die Instrumentierung an Selbstvertrauen und mündet schliesslich in ein kühnes, triumphales und grandioses Stück. Ein Chor aus sich überlagernden Stimmen singt über klassischen Folk-Melodien und donnernden Trommeln. Das elfminütige Epos schwillt an, seine tiefe Wärme schwingt mit und wird mit jedem Augenblick eindringlicher.
Das epische Intro bricht dann aber nach 11:17 Minuten abrupt ab, während unheimliche Akkordeon Kirmes-Musik erklingt, bevor eine Stimme lacht und sagt: "Warum nicht?" Es findet sich auch eine überarbeitete Version des Titels «444» aus dem Jahr 2009, gesungen von Justin Storms von der amerikanischen Punk-/Doom-Band Wailin Storms. Ein Phönix erhebt sich aus der Asche vergangener Schöpfung und offenbart einen tieferen Einblick in die menschliche Existenz mit einer modernen Botschaft, die frisch und ihrer ursprünglichen Form treu bleibt.
Alle Songs enthalten diese typische CBP-Elemente wie Chor, Klavier, epische Gitarren-Soli, Sprech-Sequenzen, akustische Teile und dann wieder diese übermächtigen Gitarren-Wände. Die Musik bleibt durchwegs spannend wie unterhaltsam und schwankt zwischen Melodie-Bögen und aggressiveren Passagen. Das Album der schwedisch-britischen Band ehrt ihre bisherigen Werke. Die alten Lieder scheinen aus dem schwelenden Feuer neu geboren zu werden. Sie erschaffen eine monumentale Klanglandschaft, die zugleich fragil und kraftvoll ist und eine intensive Melancholie vermittelt – perfekt für die aktuelle Herbstzeit.
Besonders skurril zeigt sich die Neuinterpretation des sogenannten «-» (Minus-Song) in der Mitte des «Ellengaest» Albums von 2020, dessen esoterischer Sound, diesmal ohne Sprech-Aufnahmen lange fünf Minuten vor sich hin blubbert. Dies ist zwar lustig, aber beim mehrmaligen Anhören des ganzen Werkes wohl eher ein Skip-Track. Eine sehr deutliche Hommage an Pink Floyd findet sich im langen Stück «Song For The Unloved», wobei zumindest vier Abschnitte aus Floyd-Nummern entnommen worden sind.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/I4G5xWthXqY
Dieser Vierer stammt aus Belgien und besteht zur Hälfte aus Mitgliedern der Black Metal Band Wiegedood. Hier haben wir es aber mit purem Death Metal zu tun, stark beeinflusst von Morbid Angel oder Suffocation. Dass LIVING GATE technisch einiges auf dem Kasten haben, wird relativ schnell klar, denn die Kompositionen verlangen dem Zuhörer doch einiges ab.
Der Opener «To Cut Off The Head Of The Snake» ist ein vertrackter Song, der schon vom Schlagzeugspiel her immer wieder an die morbiden Engel erinnert. «Destroy And Consume» zeigt die angesprochene Versiertheit der beiden Gitarristen Lennart Bossu und Levy Seynaeve auf. «A Unified Soul» entpuppt sich dabei schnell als einer der stärksten Songs, weil er auch etwas geradliniger geraten ist. Trotzdem fehlt den meisten Tracks das gewisse Etwas, gerade wenn man Werke wie «Covenant» der Jungs um Trey Azagthoth aus Tampa als Vergleich dazu heranzieht.
Allerdings ist das hier kein billiger Abklatsch, denn die vielen Wendungen im Songwriting und der Hang hin zum Progressiven lassen die Belgier trotzdem eigenständig wirken. Die Produktion ist wohl bewusst nicht überfrachtet ausgefallen, was dem Sound ebenfalls gut zu Gesicht steht. Somit kann ich Living Gate mit ihrer neuen Scheibe «Suffer As One» nur noch zu einem soliden Death Metal Scheibchen gratulieren, und Gerne-Fans sollten da mal einhören.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/lzzuQQPpJyU
1984 war für den Heavy Metal und Hard Rock ein sehr wichtiges Jahr. Iron Maiden gingen mit «Powerslave» durch die Decke und Judas Priest zimmerten mit «Defenders Of The Faith» den Metal wie niemals zuvor. Auch im hart rockenden Bereich stiessen Truppen ins Rampenlicht, die kurz vorher mit einer EP auf sich aufmerksam machten. Wie W.A.S.P. und unter anderem auch RATT.
Die Jungs um Mega-Gitarrist Warren DeMartini legten 1983 mit der EP «Ratt» und dem Dampfhammer «Sweet Cheater» die Messlatte schon mal verdammt hoch, nachdem sie auf dem allersten «Metal Massacre» Sampler Volume 1 mit «Tell The World» schon ein Zeichen setzten. Damals bedeuteten diese Sampler den Einstieg für viele aufkommenden Rock und Metal Truppen ins Business und dienten als Karriere-Sprungbrett.
1984 gingen die Ratten mit ihrem Debüt-Album «Out Of The Cellar» ins Rennen und konnten damit allein in den Staaten 3-fach-Platin einsacken. Die Mischung aus genialen Gitarren Riffs und Solos sowie faszinierenden Chören und Songs, die einem nach dem erstem Anhören nicht mehr aus dem Kopf gingen, liessen die Jungs in die Stuben der männlichen Fans und den Betten der weiblichen Verehrerinnen steigen, wo sie an beiden Orten nachhaltig Eindruck hinterliessen.
«Out Of The Cellar» ist eines dieser Alben, die man auf eine einsame Insel mitnimmt, weil sie zu jeder Sekunde gute Laue versprühen. Sei es mit dem mächtigen «Scene Of The Crime» (ein Killer vor dem Herrn, hört Euch diese Melodie an!), den Hymnen «Back For More» und «Round And Round», den schnellen «She Wants Money» und «I'm Insane» oder dem grandiose Opener «Wanted Man». Jeder der zehn Tracks killt und gehört in die Hall Of Fame der grössten Hits dieser Welt. Ein Album für die Ewigkeit!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/572gdtTd86U
«Animal Instict» war 2004 das erste Album mit dem aktuellen TYGERS OF PAN TANG Shouter Jack Meille. Es war das erste Zusammentreffen mit Bandleader Robb Weir (Gitarre), das erahnen liess, was sich 2012 an Energie auf «Ambush» entladen sollte.
Mit einem runderneuerten Cover, das die Gefährlichkeit des Tigers und der Band bedeutend besser zum Vorschein bringt, wird die Wiederveröffentlichung in die Verkaufsregale gestellt. Ein Track wie «Let It Burn» präsentiert das Cover in bester musikalischer Form und zeigt eine Truppe, die, nachdem sie die "New Wave Of British Heavy Metal" mit vier Klassikern («Wild Cat», «Spellbound», «Crazy Nights», «The Cage») mitbestimmt hatte, wieder von ihrer angriffslustigen Seite.
Auch das flotte und freche «Hot Blooded» gehört noch heute zu den stetigen Tracks im Live-Set, wie auch ein «Winners And Losers» und das schnelle «Bury The Hatchet» zeigen auf, wie genial der Tiger wieder im Musik-Business wilderte. Der Bonustrack «Don't Say R’nR Is Gonna Die» besitzt schon fast was Gun-mässiges, geht sofort in die Beine und schliesst eine Scheibe ab, die für die Wiederauferstehung von Tygers Of Pan Tang und ihren baldigen Grossangriff ein ganz wichtiges Mosaik-Teil war.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/8lqUrv22azs
2019 starteten SWEET mit der "Still Got The Rock" Tour in Europa und Grossbritannien die bis dahin grösste Tournee in ihrer langen Karriere. Zwischendurch fand man sogar noch Zeit, nach Australien zu fliegen, um als Co-Headliner auf der "Rock The Boat Cruise 2019" zu spielen. Die Band war heiss und freute sich auf die Zukunft. Doch plötzlich stand die ganze Welt in Aufruhr, ausgelöst durch die globale Pandemie, und alle Räder standen von heute auf morgen still.
Wenn eine Legende wie Sweet vor der Herausforderung stehen, ihre musikalische Kreativität zu bewahren, dann gibt es nur einen Weg, nämlich durchzuziehen und das mit voller Power! Inmitten der unüberwindbaren Isolation wagte die Band einen mutigen Schritt. Gemeinsam mit den neuen Bandmitgliedern Paul Manzi (Ex-Cats In Space, Ex-Arena) und Lee Small sowie der bewährten Riege aus Andy Scott und Bruce Bisland schufen sie vor gut drei Jahren ein Werk, das nicht nur den aktuellen Umständen Tribut zollte, sondern gleichzeitig für ein Statement stand.
Das Album vereint zwölf neu aufgenommene Klassiker aus Sweets legendärem Repertoire. Trotz der durch die Lockdowns in Grossbritannien knapp bemessenen Zeit und einer Vielzahl technischer Hürden gelang es der Band, ein Ergebnis abzuliefern, das zu keiner Zeit altbacken klingt. Der kompromisslose Sound reicht, wie bei «Set Me Free», von den unverkennbaren "in your face" Gitarren hin donnernden Drums und einem bollernden Bass, der alles zum Wackeln bringt. Dazu die grandiosen Vocals von Paul («New York Groove»), die an die gute alte Zeit erinnern.
Die damaligen Aufnahmen waren alles andere als ein Spaziergang, denn strenge Abstandsregeln und eine angespannte Zeitplanung hätten so manch andere Truppe in die Knie gezwungen. Doch Sweet zeigten sich unbeeindruckt davon und lieferten eine Performance ab, die selbst eingefleischte Fans staunen lässt. Das Endergebnis ist nicht nur ein Zeugnis für die Hartnäckigkeit, sondern auch eine wahre Freude für die Musiker selbst. «Isolation Boulevard» ist weit mehr als bloss eine weitere, lieblose Compilation und wird nun für den europäischen Markt neu aufgelegt.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/BYnYRSE9U1M
Die achtköpfige norwegische Progressive-Band um Sängerin Sylvia Erichsen präsentieren uns ihr Werk von 2004, das hier neu aufgelegt wird. Mit einer Mischung aus folkloristischen und düsteren Gothic- und Progressive-Elementen haben WHITE WILLOW definitiv einiges zu bieten, auch wenn es ein bisschen dauert, bis man sich in den Sound reingehört hat.
Der Opener «Chemical Sunset» ist ein wunderbares Stück Musik, das den Zuhörer in die Welt der Nordländer entführt. Oder das etwas düstere, melancholische «Sally Left», hier gefällt der etwas traurige Gesang, der mit sehr viel Gefühl daherkommt. Dann das unglaublich schöne Gitarren-Solo, das Gänsehaut erzeugt und einen umgehend abholt, unglaublich schön. White Willow verstehen es, mit ihrer Musik zu fesseln. Auch das ruhige «Endless Science» ist ein zauberhaft verträumter Song, und immer wieder erinnert mich der Gesang von Sylvia an die wunderbare Tracy Hitchings (Landmarq).
Auch wenn die Gitarren mal aufgedreht werden, wie zeitweise bei «Insomnia», machen die Norweger eine gute Figur. Beim knapp 10-minütigen «Nightside Of Eden» liefern die Proggies zum Schluss hin nochmals richtig ab. Melancholie, Progressive-Parts und viel Gefühl zeigt man hier. Harte Gitarren-Riffs treffen auf ruhige Elemente und gefühlvolle Gitarren-Soli. Ein Auf und Ab trägt den Song und macht ihn zu einem ganz besonderen Erlebnis. Herrlich, was hier abgeliefert wird. Toll, dass dieses wunderbare Werk nach zwanzig Jahren nochmals aufgelegt wurde. «Storm Season» wird die Proggies, die das Album noch nicht kennen, definitiv begeistern.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/SF0pEkFiv8A
Die Reise von THE OLD DEAD TREEs «Second Thoughts» beschäftigt sich mit der Erhaltung von Freundschaft, der Bewältigung von Trauer und der Annahme von Veränderung. Nach vielen Jahren des Schweigens (Letztes Album in 2007) veröffentlicht die Band aus Paris ein neues Album.
Es fühlt sich nicht nur nach einer musikalischen Wiederauferstehung an, sondern ist auch ein Beweis für ihre gemeinsame Kraft. Das Album beschäftigt sich in seinen vierzehn Tracks mit der tiefgreifenden emotionalen Landschaft von Verlust und Veränderung. Musik dient hier als kraftvolles Mittel, um die Schwierigkeiten des Lebens zu bewältigen. Ein Bekenntnis zum unnachgiebigen Geist der Band ist der Eröffnungstrack «Unpredictable», der ansteckende Melodien mit einer rohen, herzlichen Energie verbindet, die dem Rest des Albums den Ton angibt.
Es geht um die unvorhersehbaren Verläufe des Lebens, um die Augenblicke der Veränderung, die unser Gefühl von Stabilität in Zweifel ziehen und uns doch vorantreiben. Eine Erinnerung daran, dass wir nicht allein sind, selbst wenn das Leben unerwartete Wendungen nimmt – die aufbauende Kraft der Freundschaft wird durch den erhabenen Gesang und die rhythmisch aufgeladenen Gitarren des Titels reflektiert. Mit dem Fortschreiten des Albums wird die Intensität der Trauer immer deutlicher. «Don't Waste Your Time» und «Better Off Dead» sind Tracks, die die Trauer über verpasste Chancen und die Unvermeidbarkeit des Bedauerns zum Ausdruck bringen.
Diese Augenblicke der Melancholie zeigen nicht nur Verzweiflung, sondern auch die emotionale Widerstandsfähigkeit, die nötig ist, um mit dem Verlust umzugehen. Eine Klanglandschaft, in der Trauer verarbeitet, erforscht und schliesslich umarmt wird, wird durch die Themen Bedauern und Selbstreflexion geschaffen, die sich nahtlos in die für The Old Dead Tree charakteristische Mischung aus Gothic Rock und Progressive Metal integrieren. Aber auch in diesen traurigen Augenblicken ist ein Gefühl von Veränderung zu spüren - von Neubeginn. «Fresh Start» und «I Wish I Could» verleihen den schwierigeren Stücken Hoffnung.
Ein zerbrechlicher, introspektiver Optimismus, der in diesen Liedern zum Ausdruck kommt, erinnert uns daran, dass die Reise auch bei einem überwältigenden Verlust weitergeht. Es geht darum, die Kraft zu erlangen, voranzukommen, sich neu zu gestalten und neue Lebenswege in der Welt zu entdecken. Wenn sie komplexe Melodien und atmosphärische Passagen miteinander verknüpfen, die von ihrer gemeinsamen Erfahrung der Transformation sprechen, wird die Freundschaft zwischen den Bandmitgliedern hier deutlich. Das Konzept des Wandels ist auch in der Vielfalt der Musik des Albums zu finden.
Jeder Song, sei es «The Trap» mit seiner eindringlichen Atmosphäre oder «OK» mit seiner Vollgas-Intensität, reflektiert eine unterschiedliche Phase der emotionalen und persönlichen Reise. Diese Übergänge – von stillem Nachdenken bis hin zu kathartischen Ausbrüchen – reflektieren den Prozess von Wachstum und Heilung. Die Band zeigt ein tiefes Verständnis für die Koexistenz von Trauer und Veränderung, indem sie in der Lage ist, Momente von gewichtiger Schwere neben zarten, introspektiven Passagen zu schaffen.
Am Ende handelt es sich bei «Second Thoughts» um mehr als nur um ein Album, sondern um einen emotionalen Fahrplan. Es fängt die Essenz dessen ein, was es bedeutet auszuhalten, sich dem Verlust zu stellen und inmitten von all dem einen Sinn zu finden. Der alte tote Baum lädt uns in seine Welt ein. Dort wird die Vielschichtigkeit von Freundschaft, Kummer und Veränderung mit Gnade, Stärke und einem unerschütterlichen Einsatz für die Kunst der Transformation untersucht. Dieses Album erinnert uns tief an die Kraft, die wir in uns, in der Musik und im Überlebensakt in den herausforderndsten Momenten finden.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/x8KITCrV5dM
Mit «Trümmerfestung» liefern JARL aus Norddeutschland ein ambitioniertes Werk ab, das die rauen Wurzeln des Black Metal mit melodischen Elementen und thrashigen Momenten vereint. Das Album präsentiert sich als eine wilde Mischung aus flirrenden Gitarren, treibenden Drums und dem typisch kalten, finsteren Vibe, den man von klassischem Black Metal erwartet.
Die ersten Tracks wie «Levitation» oder «Schein» gehen dabei gut ins Ohr und zeichnen sich durch starke Melodien aus, die jedoch nicht immer nahtlos mit der rohen Energie der Band harmonieren. Es ist auffällig, dass «Trümmerfestung» in seiner Struktur nicht ganz rund wirkt. Jarl wechseln ständig zwischen verschiedenen Tempi und Stilen – von schnellen Tremolo-Riffs und Blastbeats hin zu schleppenden Passagen, die mit thrashigen Grooves durchzogen sind. Das ist zwar spannend und sorgt für Abwechslung, aber gerade in einigen Tracks wirkt es so, als wüsste die Band selbst nicht so recht, wohin die Reise gehen soll.
Besonders im Titelstück «Trümmerfestung» ist dieser Stilbruch zu spüren: Das Riff an sich ist stark, doch das plötzliche Breakdown sowie das doch eher spezielle Ende mit einem A-cappella-Abschnitt bringen den Song etwas aus dem Tritt. Die Vocals sind ein zweischneidiges Schwert. Während die hohen, schreienden Black Metal Vocals durchaus Atmosphäre schaffen, wirken die tieferen Growls oft fehl am Platz, vor allem in den langsamen und schwerfälligeren Passagen. Hier hätte man sich mehr Harmonie zwischen den Gesangslinien und den Gitarren gewünscht, da die Growls in manchen Momenten eher ungelenk als bedrohlich wirken.
Leider scheinen die Vocals nicht immer perfekt auf das restliche Arrangement abgestimmt zu sein, was in einigen Fällen den insgesamt düsteren Eindruck des Albums beeinträchtigt. Die Produktion ist solide und unterstreicht die Oldschool-Atmosphäre des Albums. Der Bass ist zwar klar hörbar, aber eher im Hintergrund und bietet nicht die nötige Wucht, die man sich von einem solchen Werk erwarten würde. Der Verzicht auf einen kräftigeren Bass ist sicher eine bewusste Entscheidung, um den rohen Klang der frühen Black Metal Ära zu bewahren. Für viele wird dies jedoch nicht genug sein, um die Platte wirklich fett und druckvoll zu machen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass «Trümmerfestung» durchaus viel Potenzial besitzt, aber nicht immer sein Bestes abruft. Jarl gelingt es immer wieder, starke, melodische Riffs zu schreiben, doch die häufigen Stilbrüche und die teils unausgereiften Entscheidungen bei den Songstrukturen und Vocals sorgen dafür, dass das Album nicht vollständig überzeugt. Wer auf oldschooligen Black Metal steht und die rohe, unpolierte Seite des Genres zu schätzen weiss, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen, aber es bleibt die Frage, ob Jarl ihren Sound nicht noch etwas präziser ausarbeiten können. Ein Album, das in Teilen stark ist, aber in seiner Gesamtheit noch nicht ganz rund wirkt.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/mJj674uzVlc
Als überzeugter Lovecraft-Fan ist Path to Oblivion für mich ein wahrhaft unheilvolles Meisterwerk. Die Songs «Kingdom of Slumber» und «Voices Behind the Wall», offenbaren die unerschütterliche Hingabe von EPITAPH an düstere, epische Musik.
Der letztgenannte Track ist stark von H.P. Lovecrafts «The Dreams in the Witch House» inspiriert und verbindet die unheimliche Erzählung mit bedrohlichen, introspektiven Soundscapes. «Path to Oblivion» von EPITAPH ist eine der am meisten erwarteten Veröffentlichungen und wirft einen mächtigen Schatten auf die Dark Doom Metal-Szene mit einer dunklen, fast Lovecraft'schen Energie. Als eine der ältesten Bands Italiens legen sie ein Album vor, das die Schwere des Doom Metal der alten Schule verkörpert, eingehüllt in eine epische, grüblerische Atmosphäre.
Neu mit Ricky Dal Pane (Witchwood) hinter dem Mikrofon gewinnt die Band eine frische und doch vertraute Tiefe, die dieses Album zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Das Album vereint Elemente aus Doom Metal, Dark Music, Progressive und sogar esoterischen Einflüssen und lädt zu Vergleichen mit Legenden wie Candlemass, Pentagram und Solitude Aeturnus ein. Es ist eine Reise in den Abgrund, die komplexe, eindringliche Klanglandschaften hervorruft, die sowohl erschrecken als auch fesseln.
Die meisten Songs sind um die sechs bis sieben Minuten lang, wobei die kurzen Zwischenspiele «Path To Oblivion» und «Reborn in Blasphemy» als Übergänge dienen und den Zuhörer tiefer in den dunklen Fluss des Albums führen. «Condemned To Flesh» und «Nameless Demon» könnten als die doomigen Abkömmlinge von Rainbows «Stargazer» angesehen werden - träge, schwer, aber unheimlich melodisch. «Fall From Grace» schleppt sich wie ein monströser Drache durch seine düsteren Klangwelten.
Die Stimme von Ricky Dal Pane ist nuancierter und wärmer als die seines Vorgängers und trägt zur eindringlichen Atmosphäre des Songs bei. «Path To Oblivion», das am 20. Dezember erscheinen soll (also früh genug um unter euren schwarzgeschmückten Weihnachtsbaum zu liegen), wird Doom-Fans in seinen Bann ziehen und gleichzeitig etwas Neues für diejenigen bieten, die sich von den progressiven und esoterischen Elementen angezogen fühlen. Die Reise in die Vergessenheit hat begonnen wie die Band selbst in ihrer Promo schreibt: "DOOM ON!"
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/IPinnA_raKw
Federführend bei DEADLY MAGIC ist Messerschmitt Sänger Maik Jegszenties, der hier seine Vorliebe für leicht progressiven US-Metal ausleben will. In der Tradition von Bands wie Crimson Glory, Fates Warning oder Sanctuary bekommt der Käufer vier Songs zu hören, welche durchaus aufhorchen lassen.
Mit einer Spielzeit von 25 Minuten ist schon klar, dass hier keine kurzen Songs vertreten sind, denn schon der Opener «Another I Beckons» knackt die 6-Minuten-Grenze. Sänger Alexis Roy-Petit ist wie geschnitzt für den progressiven Touch und schafft auch die ganz hohen – an King Diamond erinnernde – Töne locker. Hier standen Fates Warning sicher Pate. Der Titeltrack wiederum schlägt eine Brücke von Iron Maiden über Enforcer bis hin Nevermore. Das galoppierende «When The World Stood Still» und das ruhige «It Ends Where It Began» sind keinen Deut schlechter. Wow, wer alle genannten Bands liebt, muss diese EP blitzartig erwerben, denn das ist schon ganz grosses Kino. Die Produktion ist wie geschnitzt für diese Art Musik, und so darf man mächtig gespannt sein, was aus dem Hause Deadly Magic noch alles folgen wird.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/VUzeuSGKKGw
Metal aus Slowenien findet in meiner Sammlung kaum statt, und spontan kommen mir hierbei nur die Hellcats in den Sinn. CHALLENGER aus Ljubljana haben sich 2016 gegründet und mit einer EP 2019 zum ersten Mal auf sich aufmerksam gemacht. Die Pandemie hat dann für eine längere Pause gesorgt, aber nun ist es Zeit für den nächsten Schritt in Form des ersten Albums, welches bei Dying Victims erscheint.
Die Band hat sich epischem und kauzigen Metal auf die Fahne geschrieben. Jede Menge Maiden und Saxon, aber auch Manilla Road oder Smoulder Fans dürfen hellhörig werden. Der Opener «Imperial Madness» besticht durch starke Gitarrenarbeit und abwechslungsreichem Songwriting. Die Stimme von Jakob Rejec verfügt über eine gewisse Theatralik und besitzt definitiv Wiedererkennungswert. Auch «Exhausted Earth» überzeugt gleich beim ersten Durchgang. Der Song startet ruhig und erinnert an die 70er Jahre (Rainbow!), bevor in der Hälfte, wie aus dem Nichts, Gitarre und Drums übernehmen.
Doch es gibt auch Schatten auf der Landkarte: Das Instrumental «Recurrent Universe» ist mit fünf Minuten zu lang, langweilt eher, und auch «Force Of Nature» ist eher unspektakulär ausgefallen. Challenger sind ganz klar eine "Keep It True Band" und beweisen auf ihrem Debüt, über welches Potenzial man verfügt. Noch ist etwas Luft nach oben auszumachen, aber «Force Of Nature» ist insgesamt ein respektables Werk geworden. Die Produktion ist Dying Victims üblich, heisst sehr nach alter Schule gemacht worden, allerdings habe ich schon wesentlich Schlimmeres gehört, sprich ja, der Sound passt zur Band.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/bpNh_ou51BY
Die französischen Death Metal Veteranen LOUDBLAST (1985 gegründet!) sind zurück und haben ihr neuntes Album im Gepäck. Fans der Band müssen jeweils etwas Geduld aufbringen, weshalb die vier Jahre seit dem Vorgänger fast noch kurz erscheinen.
Mastermind Stéphane Buriez hat die Corona Zeit genutzt, ist von Paris auf das Land gezogen und sich sein eigenes Studio eingerichtet. Da die Band-Members mittlerweile überall verteilt leben, hat Stéphane die meiste Arbeit gleich selber verrichtet. «From Beyond II (The Return)» eröffnet den Reigen mit mörderisch groovendem Death Metal der alten Schule. Die Doublebass-Drum wird sparsam eingesetzt, dafür ist die Gitarren-Arbeit erste Sahne und der simple Refrain gefällt ebenso. Es fällt auf, dass Loudblast den Fokus auf gemässigtes Tempo setzen, was Songs wie «Miserable Failure» oder «Son Of Nameless Mist» eindrucksvoll beweisen.
«Fortress» hast sich dabei schnell als Highlight entpuppt, denn die Death Doom Nummer überzeugt mit grandioser Melodie und feinen Riffs. Wer nach den zehn Songs noch nicht genug hat, muss zur "Limited Edition" auf CD greifen, denn die glänzt mit drei Bonustracks, welche sich nahtlos einreihen, aber auch nicht der ganz grosse Wurf sind. Was den Franzosen vielleicht schon immer gefehlt hat, sind die ganz grossen Momente. Alles pendelt sich auf einem soliden und guten Niveau ein, aber die Ausreisser nach oben fehlen, auch auf «Altering Fates And Destinies». Nichtsdestotrotz ist Album Nummer neun ein grundsolides, respektables Death Metal Werk geworden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/dAbpGRFixFU
Das Schöne an dieser Scheibe ist, dass Gitarrist George Lynch wieder genau diese Riffs raushaut, wie damals bei Dokken oder den ersten beiden Lynch Mob Alben. Das wiederum kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Duo, bestehend aus dem Ami und Sängerin Casandra Carson unter der Flagge von CASANDRA'S CROSSING keinen ultimativen Killer veröffentlicht hat.
Beide Parteien zeigen sich zwar von ihrer besten Seite, tauchen tief im Hard Rock ein und versuchen die Achtziger Vibes in die Neuzeit zu retten. Gesanglich bringt Cassandra eine unglaublich geile Stimme zum Ausdruck, die sich mitunter auch sehr gut bei Thundermother machen würde. Am Ende des Albums sind es aber einmal mehr, wie bei vielen neuen Releases, die Songs, welche nicht ganz verhindern können, dass es sich hier um ein Projekt handelt. «Waltzing Nites» und «Mind Eraser» sind dabei gute Tracks, keine Frage, und trotzdem bleibt es dann bei diesen Nummern, welche Alt-Fans zu begeistern vermögen. Ein jüngeres Publikum wird sich diese Songs per Spotify sicherlich anhören wie allenfalls herunterladen und für einen Moment geniessen. Wie lange sie letztlich in der Playlist verbleiben werden, wird sich zeigen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/ndCI25ZDwJA
Es fällt einem schwer ein Album zu mögen, wenn man der Stimme der Haupt-Sängerin nichts abgewinnen kann. So geschieht dies mir beim Erstling von LAY OF THE AUTUMNE. Die Ukrainerin Iryna Eria Boyarkina (ebenfalls bei Eria und Mysterya) in Ehren, aber auf dem Album der in Mailand ansässigen Truppe klingt ihre Stimme für mich zu dünn, poppig, piepsig und kraftlos.
In einem mit Bands überfluteten Genre wie dem Symphonic Power Metal entscheidet jedes noch so kleine Detail über Sein oder Nichtsein. Hier ist es ein definitiv ein Nichtsein, und das ist schade. Kompositorisch bewegen sich die Italiener mit ihrer Sängerin nämlich auf durchaus anständigem Niveau. Schön auch, dass mich die Gitarren-Melodien immer wieder an die Spanier «Dark Moon» erinnern. Analysiere ich die Musik genauer und höre mir andere Bands mit der Stimme der Ukrainerin an, fällt mir auf, dass hier wohl schlicht die Musik und die Stimme schlecht zueinander passen. Bei der etwas moderner agierenden ukrainischen Band Mysterya sorgen die Gitarren dagegen für den nötigen Druck, während die Sängerin zwar perfekt, aber ohne Intensität darüber trällert.
Heisst, kurz zusammengefasst, dort passt es – hier jedoch nicht. Was das genau bedeutet, hört man beim Instrumental «Si Sta Come D'Autunno Sugli Alberi Le Foglie». Hier klingen Lay Of The Automne plötzlich schlüssiger und heavy – und offenbaren trotzdem eine entscheidende Schwäche. Die Spannung kann nicht über die ganzen fünf Minuten aufrecht erhalten werden. Also liegt mein "nur mässiges Gefallen" wohl auch etwas an den nicht ganz so herausstechenden Kompositionen. Wie auch immer: Wer symphonischen Heavy Metal mag, und auch der Nightwish-Phase mit der mehr piepsenden, denn singenden Annette Olzon (Hä? Hallo?!! Rsl) etwas abgewinnen konnte, darf hier gerne ein Ohr voll riskieren. Mir selber gibt «Of Love And Sorrow» leider nur wenig zurück.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/BrLCqPsIhu0
Die Franzosen MONOLITHE haben mit dem neusten Streich bereits zwei Hand voll Alben am Start, haben mich aber nie richtig packen können. Vielleicht klappt es ja mit «Black Hole District», welches lyrisch vom Film Blade Runner inspiriert ist.
In Sachen Spielzeiten haben Monolithe schon immer ziemlich eigenwillig gehandelt, zum Beispiel beim Album «Okta Khora», wo alle Songs entweder 8:08 oder 4:04 Minuten dauerten. Diesmal sind fünf Intros à einer Minute und fünf Songs à zehn Minuten am Start. Zudem herrschte ordentlich Betrieb im Wechsel-Karrusell, denn mit Sänger Quentin Verdier, Bassist Vincent Rémon und Keyboarder Axel Hurard wurde gleich die halbe Belegschaft erneuert.
Musikalisch findet man ordentlichen Death-Doom mit Growls und Klargesang vor, der in der Machart am ehesten in Richtung Ahab driftet. «Sentience Amidst The Lights» startet mit Trommel, ehe ein tonnenschweres Lava-Riff die Gangart bestimmt. Es dauert über vier Minuten, bis Verdier sein Organ zum Besten geben darf. Der beste Track schimpft sich «On The Run To Nowhere», der mich mit seiner Melodie an «Tales From The Thousand Lakes» von Amorphis erinnert. Geil!
Natürlich ist das Album genretechnisch recht zäh geraten, und es fällt mir schwer, fast eine ganze Stunde lang bei der Sache zu bleiben. Zwischendurch mal so eine Nummer macht für mich persönlich mehr Sinn, aber eines ist so klar wie Klossbrühe, heisst Genre-Fans werden «Black Hole District» definitiv lieben, keine Frage!
Rönu
https://www.youtube.com/embed/CPNKQwA0rLY
«Loved By None, Hated By All» ist ein unaufhaltsamer und intensiver Ausflug in die Welt des modernen Hardcore und Metal. In einem kraftvollen und unerbittlichen Sound werden bei LIFESICK die rohen Emotionen und Frustrationen auf diesem Album gefangen genommen.
«Death Wish», ein Stück mit aggressiven Riffs und stampfenden Drums, bildet den Anfang des Albums. «Peace Through Superior Firepower» geht mit einem Groove weiter, der gleichermassen eingängig und brutal ist. «Double Cross» drückt Verrat und Zorn aus, während «Hollow Treats» ein melodischeres Element in die Mischung einfügt. Es gibt dunklere Themen in Tracks wie «Legacy Of Misery» und «Poems For My Funeral», die schwere Riffs und gutturalen Gesang enthalten, die ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung vermitteln.
«Liquid Courage» zeichnet sich durch seine energische Performance und die unvergesslichen Hooks aus. Der Titeltrack des Albums veranschaulicht die Gefühle der Band gegenüber der Musik-Industrie und ihren Herausforderungen. Die Intensität geht niemals zurück, und jede Spur sorgt für einen kraftvollen Schlag. «Loved By None, Hated By All» zeigt insgesamt die Fähigkeit von Lifesick, ihre Wut und Frustration zu einem zusammenhängenden und effektiven Album zu verwandeln. Dies ist unverzichtbar für Anhänger von Hardcore Metal, da es ein unfiltriertes Erlebnis bietet.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/_o9Rrhdf32g
Nach drei Scheiben schiessen die Amis mit der EP «Leave No Soul» ziemlich scharf. Musikalisch liegen die Jungs irgendwo zwischen Vio-Lence, Machine Head, Children Of Bodom und Death.
Eine wilde Mischung, die auf dem Titelsong mit einer ungebremsten Spielfreude, der Wildheit der Jugend und der Angepisstheit der Teenagers aus den Boxen donnert. Sie reissen alles in Stücke, hinterlassen keine Gefangenen und schlagen mit brutaler Wucht die geballte Faust neben dem Kopf des Zuhörers in die Wand. Sie sind ungestüm, kompromisslos und lassen ab und zu ihre "sanfte" Seite heraus, wie beim Einstieg zu «Concealing Decay». Man könnte sogar behaupten, dass sie die Identität von Death Angel aufsaugen und als Zutat ihres musikalischen Rezeptes verarbeiten.
Mit den beiden Cover-Versionen von Annihilators «Human Insecticide» und W.A.S.P.s «Hellion» spielen sie die Tracks auf die ureigenen Hatchet Art. Das kann man nun gut finden oder auch nicht, denn wenn Sänger Julz Ramos den Text von «Hellion» und verachtender Abscheu aus sich herausschreit, kann dies durchaus einen Klassiker zerstören. Nichtsdestotrotz ist die EP «Leave No Soul» eine coole Angelegenheit geworden, bei der die Jung-Thrasher, welche offensichtlich Kreator und Destruction verehren, sicherlich auf ihre Kosten kommen, und ihre Zuhörer ebenso!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/w45dmT7Hvn4
Die Italiener legen ein echt schnelles Tempo vor. Ein Jahr nach der Bandgründung erschien 2023 eine EP und jetzt das erste vollständige Album. Ob KAIVS allerdings länger in guter Erinnerung sein werden, wage ich aufgrund des Gehörten doch stark zu bezweifeln.
Der Opener «Koshercannibal» weist zwar zwar Potenzial auf, leidet aber, wie die ganze Scheibe, unter der furchtbaren Produktion. Der Mix ist eine Katastrophe, der Gesang zu leise, das Schlagzeug zu sehr im Vordergrund, und ausserdem klingt es wie es in der grossen, leerstehenden Halle aufgenommen wurde. Vielleicht soll das den Underground-Charakter symbolisieren oder kultig auf oldschool getrimmt sein? Das Songwriting hat auch noch mächtig Luft nach oben, nachzuhören zum Beispiel beim stumpfen Uptempo-Geballer «For Satan Your Flesh For God Your Soul».
Gleiches zeigt sich beim nervigen «Krushing All Altars», bei welchem Sänger Max man den Titel gefühlt hundert Mal wiederholt. Ich mag es nicht Alben schlecht zu bewerten, schliesslich stehen da Musiker dahinter welche hoffen, dass die Musik auf Gegenliebe stösst. Aber ich kann hier bei allem guten Willen nichts finden, dass eine gute Bewertung oder geschweige denn eine Kaufempfehlung rechtfertigt. Kauft Euch «After The Flesh» auf jeden Fall nicht blind, sondern hört zuerst rein.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/dyK_jplSkM8
Das aus Finnland stammende Album Havuportaali von TUHKA kombiniert Elemente des atmosphärischen Black Metal mit elektronischer Musik, um einen immersiven Sound zu schaffen, der Genres überschreitet.
Das Album beginnt mit brutalem, schnellem Vibrato-Picking und Blastbeats, begleitet von hohen Black Metal Schreien. Die Tracks sind lang, episch und energiegeladen, mit einer Mischung aus langsamen, mittleren und schnellen Tempi. Obwohl „Havuportaali“ im traditionellen skandinavischen Black Metal verwurzelt ist, enthält es auch Elemente von Ambient, Pickle Rock, Trance und Electronica und bietet melodische Gitarrensoli, Ambient-Synthesizer und programmierte Beats.
Tucas Stil ist eindringlich und verbindet rohes Chaos mit introspektiver Ruhe. Die Musik ruft mit minimalistischen Drumbeats, hypnotischen Riffs und Ambient-Synthesizern Trostlosigkeit hervor und erinnert an psychedelische Einflüsse aus den Bereichen der kosmischen Musik der 70er, der Psychedelia der 90er und der psychedelischen Ambient-Musik. Songs wie «Mask Of The Moon» und «The Lord Of Thieves» zeichnen sich durch packende Atmosphäre und harte, pulsierende Rhythmen aus.
In Isolation aufgenommen, nutzt «Havuportaali» eine Mischung aus Live-Instrumenten, digitaler Manipulation und Looping, um einen kalten, leblosen Puls zu erzeugen, der die Essenz des Black Metal einfängt und gleichzeitig durch elektronische Texturen an Tiefe gewinnt. Die Texte, die sowohl auf Finnisch als auch auf Englisch gesungen werden, behandeln Themen wie Tod, Zerstörung und Philosophie.
Dieses Album bietet ein einzigartiges und eindringliches Hörerlebnis, das die Düsternis des Black Metal mit der hypnotischen Kraft der elektronischen Ambiente Musik verbindet. Wenn Ihr Fans von atmosphärischem und experimentellem Black Metal seid, solltet Ihr in Tuhkas «Havuportaali» unbedingt mal reinhören.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/_i86UVRXTLE
«Flesh Requiem» stellt ein herausragendes Beispiel für Death Metal der alten Schule dar. Die Grenzen des Genres werden durch PAGANIZER mit ihrem Frontmann Rogga Johansson, sprich seiner unerbittlichen Arbeitsmoral und seinen kompromisslosen Sound weiterhin verschoben.
Das Album beginnt mit «Life Of Decay», einem Track, der durch seine brutalen Riffs und gutturalen Vocals den Ton bestimmt. «Meat Factory» und «Hunger For Meat» bieten energiegeladene Tracks, in denen Paganizer als Inbegriff dargestellt wird. «Viking Supremacy» und «World Scythe» bieten eine epische Atmosphäre, die Amon Amarth ähnelt. «Fare Thee Well (Burn In Hell)» und «Suffer Again» erhöhen die Intensität auf ein höheres Niveau.
Einige Tracks wie «Necromonolithic» und «The Pyroclastic Excursions» weisen zwar eine etwas atmosphärischere Herangehensweise auf, doch das Album bleibt trotzdem aggressiv. Die Produktion ist grob und kraftvoll und erfasst das Wesentliche des Death Metals. Insgesamt stellt «Flesh Requiem» eine starke Ergänzung zur Paganizer-Diskografie dar und demonstriert ihre Fähigkeit, Aggression und Melodie reibungslos miteinander zu verknüpfen. «Flesh Requiem» ist für Anhänger des traditionellen skandinavischen Death Metals unverzichtbar.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/lWw3yUdVzLU
Im Gegensatz zum «All The Rats»-Debüt (2023) musste die All-Star-Band KINGS NEVER DIE nun einen Abgang erleiden. Drummer Danny Schuler kehrte nämlich zu Biohazard zurück, und Dan Nastasi stellte stattdessen seinen langjährigen Partner bei Mucky Pup, John "Booge" Milnes, für die Stelle an der Doublebass-Drum ein.
«The Life & Times» vereint Hardcore Punk und Metal mit grosser Energie. Die Rohheit und der düstere Klang der Band sind auf dem Album zu erkennen. Sie bleibt ihren Wurzeln treu und fordert gleichzeitig die Grenzen ihres Genres heraus. «Bigger They Come, Harder They Fall» markiert den Anfang des Albums und fängt den intensiven und eingängigen Stil der Band perfekt ein. «Can I Get A Witness» verbreitet mit seinen groovigen Riffs und dem geshouteten Gesang eine lustige, an Rancid erinnernde Stimmung.
«Never Let Go» ist ein schneller Song, der zum Mitgrölen einlädt. Allerdings wirken einige Songs, wie «Empathy» und «If God Is Dead», nicht so wie die stärkeren Songs des Albums. Dennoch bietet das Album Fans von Hardcore Punk und Metal ein starkes Hörerlebnis mit zahlreichen Momenten, die zum Kopfschütteln und Mitsingen anregen. «The Life & Times» ist insgesamt ein typischer Kings Never Dies Sound, der Punk-Attitüde mit knallharter Metal-Intensität verbindet. Ein Muss für all diejenigen, die die Band und das Genre lieben.
Roxx
https://www.youtube.com/embed/4wvQfcMAS-U