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Hervorragende italienische Musiker verlieren in diesem Prog-Album bei all ihren Ambitionen den Sinn für das Wesentliche..., schade.
Und das beginnt bereits beim zweiminütigen gesprochenen CD-Intro. Was Spannung aufbauen sollte, langweilt bereits nach einer Minute. Im anschliessenden siebenminütigen Instrumental werden verschiedene herausragende Liederfragmente aneinander gereiht, die für sich alleine tolle Songs hergeben würden. Als Gesamtlied fehlt hier aber der berühmte rote Faden. Wie man es richtig macht, zeigen zum Beispiel Dream Theater seit Jahrzehnten bei (fast) jedem Album. Dieses grosse Manko setzt sich bei «Ainur» nach dem Intro und dem langen Instrumental in den total 75 Minuten Musik fort. Das führt dazu, dass man beim aufmerksamen Zuhören spätestens nach einer halben Stunde umschaltet. Dabei verpasst man natürlich einiges Tolles, was später kommt. Als Prog-Liebhaber ist mir bewusst, dass bei solcher Musik nicht alles geradlinig klingen muss, hier wäre aber durch ein geschicktes Umarrangieren massiv mehr drin gewesen. Das ist umso bitterer, denn laut Bandaussage wurde an diesem Werk bereits seit über elf Jahren gearbeitet.
«War Of The Jewels» ist das fünfte Album der Italiener und das erst nach «The Lost Tales» von 2013. Die dreizehn Musiker (!) iessen sich beim aktuellen Werk aus dem umfangreichen Mittelerde-Fundus von J.R.R. Tolkien inspirieren. Neben der klassischen Rockbesetzung gehören zu Ainur auch Flöten-, Geigen-, Horn- und Cello-Musiker. Dazu kommen zwei Sängerinnen und zwei Sänger. «War Of The Jewels» ist weit davon ein schlechtes Prog-Album zu sein. Es besitzt durchaus göttliche Melodien und tolle Progmomente, aber es fehlen gute Lieder. Es ist ein Album, das man sich nach und nach erarbeiten muss – eine echte Herausforderung also. Ich selber wünschte mir, man würde dieses Werk nochmals zurück in die "Werkstatt" schicken und dann gestrafft erneut veröffentlichen. Dafür bräuchte die Band wohl den Mut, frische Ohren in Form eines unbefangenen musikalischen Direktors zu engagieren. Denn in dieser Form verspielt die Band in fahrlässiger Weise das riesige Potenzial, das in ihren abwechslungsreichen Kompositionen steckt. Und das haben weder die Band noch ihre Lieder verdient. Die musikalische Klasse ist hoch, ein Kauf aber nur sehr geduldigen Personen empfohlen. Deshalb knappe 7.5 Punkte.
Roger W.