Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Ob es an der gegenwärtig wütenden Planet-Seuche Corona liegt, dass eine Band, die zwischen 1974 und 1977 drei Alben veröffentlichte, nach über vier Dekaden, das heisst 2018 erstmal wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht (!) und nun das vierte Album am Start hat?!
Man weiss es nicht. Mastermind Mark Mangold ist hier als Tastenmeister auf jeden Fall die treibende Kraft und hat mit Drummer Alex Landenburg (Stratovarius, Kamelot, Rhapsody, Cyhra) einen erfahrenen Musiker an Bord geholt. Der Rest der Truppe besteht aus Guests wie Barry Sparks (UFO, Dokken), Doug Howard (Touch, Utopia, Edgar Winter Band) und Charlie Calv (Angel, Shotgun Symphony). Der Opener «Sledgehammered» und der Nachfolger «Set It On Fire» triefen nur so vor 70er/80er-Synthies, erinnern immer wieder mal auch an Zucchero in den 90ern, Rockets (80er) oder die Klangmeister von Tangerine Dream. Der Titeltrack «Free Angel Express-Resist-Outta Here» lässt dann dem Ganzen während zehneinhalb Minuten vor allem Mr. Mangold freien Lauf. Etwas selbstverliebtes Musizieren ohne Scheuklappen, inklusive jazzige Sprengsel («Blue Rondo»). Dann auch Hammond-Parts à la Deep Purple («Can't Get Satisfied»). Wenn der Gesang wie hier einsetzt, kommts deutlich griffiger als nur instrumental daher. «Free Angel Express» wirkt auf den ersten Blick etwas wild zusammengestellt, was aber für Freunde von alten Keyboard-Sounds, Piano und Hammond dennoch ansprechend sein kann. Die Produktion ist auf jeden Fall zeitgemäss und lässt nichts anbrennen, und insgesamt vierzehn Songs ergeben bei 83 Minuten Spielzeit natürlich eine DCD. Der Song «Woke» weist zumindest zu Beginn das Potenzial auf, einen echten Favoriten abzugeben, doch die leider missratene Bridge in der Mitte verhindert dies, bevor das Thema hinten raus mit weiteren Reminiszenzen an Tangerine Dream wieder aufgenommen wird. Bei «So Glow» schaut auch Jean Michel Jarre erneut zur Türe herein, der ja mitunter zu den ersten Künstlern gehörte, auf die solche Klänge grundsätzlich zurück gehen. Der wiederum jazzig unterwanderte instrumentale Rauschmeisser «Tusk (Blood On The Ivory») zeigt aber letztlich, angereichert mit ansprechenden Cover-Artwork unmissverständlich auf, dass diese Scheibe wohl eher was für Nerds wie ältere Semester meiner Generation ist.
Rockslave