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Eigentlich wäre heuer nach dem töften The Dark Element Debüt von 2017 und dem ebenso guten Zweitling von 2019 die Zeit reif für den totalen Nackenschlag mit dem dritten Knaller gewesen! Doch Anette Olzon bringt nach dem "leisen" Solo-Erstling von 2014 zuerst den zweiten Solo-Dreher heraus, der aber anders auftritt.
Gross war die Vorfreude, als sich abzeichnete, dass die ehemalige Chanteuse von Nightwish an neuem Material arbeitet. Diese wurde in der Folge zwar etwas gedämpft, als sich heraus kristallisierte, dass das neue Teil nicht unter der Flagge von The Dark Element segeln wird. Somit war auch klar, dass sich diesmal nicht Gitarrist Jani Liimatainen als kongenialer Strippenzieher anbot. Stattdessen griff Anette auf Magnus Karlsson (Primal Fear, Magnus Karlsson's Freefall, Allen/Olzon) zurück. Das beruhigte die Situation zumindest mal auf dem Papier, und die letzten Zweifel verflogen gleich mit dem ersten auf YouTube veröffentlichten Track «Parasite» als erste Singleauskopplung von «Strong». Der ziemlich speedige Symphonic Metal Kracher liegt erfreulicherweise nicht weit vom TDE-Sound weg und ballert ganz ordentlich was weg. Allerdings wie bedingt durch nicht nur hier auftretende Growls von Johan Husgafvel kommt das Ganze härter und mit weniger Reminiszenzen an Holopainen & Co. daher. Etwas später korrigiert der zweite Track «Sick Of You» diesen Eindruck mit melodiöseren Gesangslinien wieder und zeigt einmal mehr auf, welch begnadete Stimme Lady Olzon nach wie vor besitzt, hammer!
Da hier der gute Johan stimmlich als "bad guy" ebenso, wenn auch nur kurz rein grätscht, lässt befürchten, dass dieser weiter zum Einsatz gelangt. Mit «Fantastic Fanatic» folgte noch vor dem Release des ganzen Albums ein dritter Song, der teilweise Vibes der inzwischen leider verblichenen Delain (mit Charlotte Wessels) sowie der einstigen "Kollegen" aufgreift. Somit bleiben noch acht Tracks übrig, zu denen mitunter der Opener «Bye Bye Bye» gehört, und hier gehts tempomässig erneut zur Sache. Erst bei «Sad Lullaby» rutscht der Fuss runter vom Gas und verschafft die nötige Verschnaufpause, inklusive Maulkorb für Mr. Husgafvel. Unfassbar geilen Gesang offenbart derweil «Catcher Of My Dreams», während mir der wieder erwachte Grunzer bei «Hear Them Roar» weniger mundet. «Strong» ist insgesamt, vor allem melodisch, nicht so "strong" wie The Dark Element ausgefallen, heisst Jani agiert kompositorisch gegenüber Magnus auf einem höheren Level. Im Vergleich zum Solo-Debüt liegen von der Intensität her Welten dazwischen, und wer zum Beispiel auf Battle Beast steht, kommt hier, trotz fehlenden Highlights, dennoch auf seine Kosten. Anette Olzon gibt sich dabei keine Blösse und liefert voll ab!
Rockslave