Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
ANGRA sind für mich noch immer die tragischen Helden des Heavy Metals. Als die Brasilianer 1991 gegründet wurden und 1993 mit dem Debüt-Album «Angels Cry» eine Musik kreierten, welche den deutschen Speed Metal, mit dem klassischen US-Metal vermischte und dabei die traditionellen, brasilianischen Sounds einfliessen liessen, vollbrachten die Jungs um das sagenhafte Gitarren-Duo Rafael Bittencourt und Kiko Loureiro (heute bei Megadeth) etwas Neues, das aber irgendwie doch bekannt war und viele Musikhörer vor den Kopf stiess.
Mit Meister-Sänger Andre Matos hatten die Jungs einen Sänger im Stall, der alles in Grund und Boden sang. Damals war es nicht nur die Kate Bush Cover-Version «Wuthering Heights», sondern das eigene Material, das man sich immer wieder anhören konnte und dabei Neues entdeckte. Line-up Wechsel bremsten das Quintett ebenso aus, wie auch die musikalische Vielfalt, welche die Truppe zwischen Stuhl und Bank fallen liess. Davon unbeeindruckt erscheint heute das zehnte Studio-Album der Südamerikaner. Waren die Herren mit ihrem Vorgänger «Omni» noch ein bisschen zu verspielt unterwegs, fokussiert sich Rafael aktuell wieder mehr auf die Melodien, bei denen sein handwerkliches Geschick und das von Marcelo (g), Felipe (b) und Bruno (d) zur Geltung kommen.
Auch Fabio Lione (Labyrinth, Rhapsody Of Fire, Vision Divine) glänzt mit weniger Pathos, dafür mit einer unglaublichen Gesangs-Leistung («Dead Man On Display»). Dass die Jungs schnelleren Songs nicht abgeneigt sind, zeigt «Ride Into The Storm», während «Vida Seca» ein brasilianischer Sommer-Hit sei könnte, der mit viel Lebensfreude wie Sonne im Herzen dargeboten wird und dazu Gastsänger Lenine, ein bekannter Künstler aus dem Land mit dem Zuckerhut seine Stimme leiht. «Gods Of The World» ist ein verspielter Metal-Track und der Titelsong eine verträumte Nummer, die man zum Beispiel mit einem leckeren "Batida de Coco" am Strand geniessen kann.
Ohne Bremsen donnert derweil «Generation Warriors» aus den Boxen und lässt die Jungs wieder wie in ihrer Frühzeit zu Werke gehen. Die neue Scheibe von Angra wird einmal mehr die Geschmäcker teilen. Wer aber auf sensationelle Songs und gleichermassen erklingende Songstrukturen wie kreative Aufbauten nicht verzichten möchte, kommt an «Cycles Of Pain» nicht vorbei. Auch wenn alle erwähnten Lieder als Hör- sowie Anspiel-Tipps herhalten können, so geniesst dabei vor allem «Tears Of Blood» in vollen Zügen, bei dem die Herren nochmals ihr ganzen Können in komprimierter Form wiedergeben.
Tinu