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Man schrieb das Jahr 1990, in welchem sich die schwedischen Death Metaller namens At The Gates sich in Göteborg, Västra Götaland, Sverige zusammen fügten und fortan beschlossen, teils melodiösen, teils harten Death Metal zu zelebrieren.
Nach diversen Demos, Singles, EPs, Split-Alben, Compilations, Live-Alben und Box-Sets folgt nun mit «The Nightmare Of Being» das siebte Studioalbum, zehn Tracks beinhaltend. Nach einigen, wenigen Besatzungswechseln bestehen At The Gates nun neuzeitlich aus Tomas Lindberg Redant (v), Martin Larsson (g), Jonas Stålhammer (g), Jonas Björler (b) und Adrian Erlandsson (d). Aufgenommen wurde «The Nightmare Of Being» in verschiedenen Studios, gearbeitet wurde mit Jens Bogren und Andy LaRocque, die für eine sehr druckvolle, messerscharfe und klare Produktion gesorgt haben. Das dazu passende Cover-Artwork ist von Eva Nahon, welches selbstredend ebenso einen Platz in der Ahnengalerie findet. Der Sound von At The Gates besitzt sowohl powermetallische, leicht hardcorige, sicherlich speedige und thrashige Akzente, gepaart mit dem gesunden Volumen des Death Metals. Anhaltspunkte wären da In Flames, Dark Tranquillity, Carcass, The Black Dahlia Murder, Hypocrisy, Arch Enemy, Soilwork, The Crown und Konsorten. Well, mit Hinzunahme von untypisch, death-metallischen Instrumenten wie einem Saxophon, dann wieder untermalend mit Synthesizer werden Songs wie «Garden Of Cyrus» zu einem fusionartigen Leckerbissen, sehr ähnlich wie es Soilwork auf ihrem letzten Output umsetzten. Aber Achtung, es ist kein Copy-Paste, nein, sondern es ist ein etwas deathigerer Moment als seines Zeichens bei Soilwork, also weniger für Puristen, dafür umso mehr für Freidenker. Die beiden Gitarren filigranieren und brillieren mit fantastischem Können, sprich dem Wechselbad zwischen seidenzarten Melodien und brutalem, deathigem Riffing, welches im Death immer eine Prise Thrash intus hat, was das Ganze simpel wie herrlich nach vorne drückt.
Nebst den filigranen Riffwechseln beherzigen die zwei Klampfianer auch die Kunst des Solodesken, denn da zaubern die Herren Larsson und Stålhammer gekonnt, technisch perfekt, mal arpeggiert, mal mit Tappings, mal die sieben Kirchentonleitern herrlich zerpflückend und intonierend. Der Tieftöner steht dem Ganzen in Nichts gegenüber den Gitarren nach, im Gegenteil, da wird elegant mitgefrickelt, mal rhythmisch straight die Noten durchwühlt. Solodeske Ausflüge stehen dem Bassisten ebenso sehr gut zu Gesicht, da auch er seine Saiten merklich filigran schwingt. Die Pattern des Schlagwerkers, herrlich, abwechslungsreich, genau richtiges Einsetzen von Toms und Cymbals, geballte Double-Bass Drum-Kraft, kurze Blasts als Fill-Ins, eine Snare, die genau weiss wohin des Weges und eben Abwechslungsreichtum in Hülle und Fülle. Die Vocals variieren dabei zwischen leichtem Growln und tiefem, heiseren, leicht thrashigem Shouting und Screaming, ab und an gar mit Klarvokalien untermalt, selbst wenn nur mit gesprochener, leiser, heiserer Stimme, einfach perfekt. So wird intelligenter, melodischer wie grenzüberschreitender Death Metal zelebriert und intoniert. Ein geniales Songwriting, welches den musikalischen Teppich hin zu ungeahnten Horizonten fliegen und in ferne Universen schnellen wie driften lässt. Anspieltipps? Well, gleich alle zehn Tracks, denn da zieht sich der berühmte, rote Faden quer hindurch, ohne abzureissen. Ein weiteres Highlight aus dem unerschöpflich abliefernden hohen Norden, und wenn wir schon mal bei der Fussball-EM sind, At The Gates zelebrieren «The Nightmare Of Being» auch als Mannschaft, geschlossen und vereint. Absolute Höchstnote!
Poldi