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So, ein Schmankerl für den Jahresanfang von den gestandenen Atrocity mit «Unspoken Names (Demo 1991)», beinhaltet vier Tracks. Nämlich «Sky Turned Red», «Unspoken Names», «Defiance» und «A Prison Called Earth», wovon das erst- wie dritt- und viertgenannte Stück noch nie veröffentlicht worden sind. Das zweitgenannte Teilchen fand sich dann auf dem zweiten Longplayer namens «Todessehnsucht».
Nun, auf diesen vier Tracks sind Alexander Krull (Gesang), Mathias Röderer (Gitarren), Richard Scharf (Gitarren), Oliver Klasen (Bass) und Michael Schwarz (Schlagzeug) involviert, ergo die Combo, welche auch das Debüt namens «Hallucinations» mit dem goilen H. R. Giger Cover-Artwork - nebst den genial gezockten Songs - zu Glanz verhalf. Yep, seit 1988 in Ludwigsburg, Baden-Württemberg gegründet, drei Jahre zuvor, ergo 1985, als Instigator die ersten deathigen Schritte gewagt, so reifte schon schnell mal ein interessantes Konstrukt namens Atrocity heran, welches dann etwas die musikalischen Grenzen austestete und diese auch gehörig positiv durcheinander brachte, einfach mal die Ärmel hochgekrempelt und "gespoitzt" (Deutsch: "hingespuckt") markiert. So ist es nicht verwunderlich, dass die vier Songs vom Demo 1991 «Unspoken Names» denn auch sehr progressiv-technisch erschallten, beziehungsweise neu erschallen, so à la Pestilence, Sinister, Death, etwas Morgoth, Nocturnus, Brutality und Konsorten, doch sehr an die erstgenannte, niederländische Band angelehnt. Will aber schreiben, dass Atrocity diese nicht einfach kopierten, nein, nein, sondern ihr eigenes Ding durchziehen, bis in die heutigen Annalen. Somit ist diese EP wohl eher was für Die-Hard Fans von Atrocity, nichts desto trotz aber auch für Fans besagter Stilrichtung des progressiv-technischen Death Metals. Die beiden Gitarren riffen sich, ohne Breaks, von einem Riffteil ins andere Teil, jedoch stets die Rhythmik gekonnt zu düpieren und wechseln, gepaart mit herrlich koordinierten Blasts, welche dann die Wirksamkeit nicht verfehlen, um dann so richtig death-thrashig abzugehen.
Die Soli sind variantenreich, durch die Verknüpfung von atonalen wie tonleiterangehörigen Soliekstasen, welche mich positiv stark an die guten, alten Death-Tagen erinnern, hauen diese die Schwarte vom Speck oder doch den Speck von der Schwarte? Ah, egal, Hauptsache es tönt goil gefrickelt, und dies tut es alleweil. Der Bass kommt ebenfalls sehr gut zur Geltung, vor allem die steten, solodesken Ausflüge bereichern das geniale Gefrickel der beiden Klampfisten zusätzlich. Die Drums sind trocken, satt und druckvoll gehalten, eben wie halt so ab den 1990ern gern aufgenommen, gemastert und produziert. Vor allem aus den verschiedenartigen Paradiddles des Schlagwerkers heraushörend, der blastet, satt double-basst, dann wieder die Progressivkeule mit technischen Finessen schwingt, die Snare konstant nach vorne treibt, trocken, radikal und den Songs mit den Cymbals als auch den wirbligen Toms den Progressiv-Touch einhaucht. Der Gesang ist tief guttural, klar, leicht auch etwas thrashig angehaucht, screamend und shoutend. So passt dies alles wunderbar zusammen, und wenn man es mit den aktuell-heutigen Releases wie meist überproduzierten Ergüssen vergleicht, ist «Unspoken Names» dagegen eine wahrhaftig wohltuende Koryphäe. Yep, dem ist so, und wer die Produktion so roh, messerscharf und dennoch druckvoll rüber bringen kann, mit einem demomässigen (Kult)-Cover-Artwork glänzt, Ausflüge in nicht unbedingt düster-death-metallische Welten wagt, dem steht die musikalische Virtuosität und tja, dem steht tatsächlich die ganze Welt offen, bis zum heutigen Tag, was nicht selbstverständlich ist. Somit reiht sich meine Bewertung zwischen neun und zehn Punkten ein, so als Anhaltspunkt. Da es sich hierbei jedoch "nur" um eine EP handelt, bleibt die Wertung lediglich im Text stehen. Nicht nur für Atrocity Fans interessant.
Poldi