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BOSPARANS FALL sind zwar schon einige Jahre in der Metal-Szene unterwegs, jedoch in stets wechselnden Konstellationen. Letztens unter dem Namen Dead Sunday. Erst 2022 wurde neu gewürfelt, und die Herren haben sich zu einem RPG-Metalprojekt formiert.
RPG ist Englisch und steht für role-playing game (Rollenspiel). Was es nicht alles gibt! Konzeptionell bewegt sich die Band in Aventurien, einer Fantasy-Welt aus dem deutschsprachigen Pen & Paper-Rollenspiel «Das Schwarze Auge». Na, wenn ich bei diesen Zeilen nicht erneut an die "Fantasy Basel" zurück gebeamt werde, weiss ich auch nichts mehr. Musikalisch hat sich der Fünfer, der das Rollenspiel-Thema übrigens aufwändig in ihren Liveshows umsetzen will, dem melodischen Death Metal verschrieben. Allerdings finden sich auch diverse andere und angrenzende wie extreme Metal-Genres auf der Platte wieder.
Mit ihrem nun vorliegenden Debüt «Götterspiel: Dunkle Zeiten», schreiben Bosparans Fall den ersten Teil einer als Trilogie angelegten Geschichte um den Recken Alrik Immerda. Dieser wird 1019 Jahre nach dem Kampf auf Bosparans Zinnen, in die seit knapp zwei Dekaden dauernden Vorbereitungen der alten Rituale hinein gezogen. So bricht dann schliesslich «Götterspiel: Dunkle Zeiten» wie ein zerstörerischer Orkan über die Zuhörerschaft herein und zieht sie während zehn Tracks durch seine auspeitschenden, ausufernden Erzählstränge und Arrangements in seinen Bann.
Spannend ist nebst dem Riffgewitter, dass die ganzen Texte in deutscher Sprache gesungen, beziehungsweiche gegrowlt sind. Man kann sich also die Mühe machen und schon beim Anhören aktiv in Alriks Fussstapfen treten. Das Booklet zur Beihilfe für einzelne unverstandene Worte ist jedoch zu empfehlen. Etwas schade wiederum ist, dass die Truppe zwar lyrisch brilliert, musikalisch aber nicht mehr aus ihrer Idee gemacht hat, und sich dadurch kaum von anderen Bands abgrenzt.
Rein gefühlsmässig hat man die Songs von irgendeiner Wikinger-Combo schon gehört. Es fehlt mir an Innovation und dem Wiedererkennungswert, der mit so einem Projekt absolut möglich gewesen wäre. Aber das ist motzen auf hohem Niveau, denn handwerklich gibt es nichts zu meckern, und wem Melo-Death zusagt, kommt ganz sicher auf seine Kosten. Gemixt und gemastert wurde die musikalische Sage von Michael Kraxenberger im "Sick Of Sound", und für die grafische Umsetzung des Konzepts zeichnet sich die Band selbst verantwortlich, was doch wieder ein Pluspunkt ist. Beim zweiten Teil vielleicht etwas mehr Mut zur Innovation, dann werde auch ich ein Gefährte Immerdas.
Oliver H.