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Was vor gut sieben Jahren mal als 3-Track "Demo of the month" bei Metal Hammer seinen Anfang nahm, hat sich inzwischen zu einem formidablen Selbstläufer entwickelt. Der Weg dahin war, wie es sich im Musikbusiness sehr oft zuträgt, von ein paar Besetzungswechseln gekennzeichnet, die den Schweizer Hexen aber nicht geschadet haben, sondern in die Kategorie "Feintuning" gehören. Mit «The Dark Tower» haben die Mädels nun bereits das fünfte Langeisen am Start.
Das vielzitierte Klischee unseres Landes von wegen den schönen Bergen, dem weissen Pulverschnee, der feinen Schokolade, dem würzigen Käse, den umtriebigen Banken (hust hust!), "Mad Heidi" und Krokus als heimisch wie international erfolgreichste Rockband wird nun schon eine Weile von der Schweizer Allgirl Metal-Band Burning Witches bereichert. Was zu Beginn noch von vielen eher belächelt wurde, hat sich im Verlauf der Jahre durch harte Arbeit und viel Herzblut spürbar gefestigt, und umgeben von wie eingebettet in einem professionellen Szene-Umfeld leben Laura Guldemond (v), Romana Kalkuhl (g), Larissa Ernst (g), Jeanine Grob (b) und Lala Frischknecht (d) aktuell nichts anderes als den Lebenstraum schlechthin! Dazu gehören mittlerweile unzählige Auftritte, die von kleinsten Locations bis hin zu grossen Bühnen reichen. Nicht zu vergessen, dass die Hexen weltweit immer gefragter werden und letztes Jahr unter anderem erstmals nach US of A übergesetzt haben. Damit einher ging gar eine Stipp-Visite nach Mexiko und Kolumbien! Ganz ordentlich für den Anfang und mit guter Aussicht auf mehr.
Das alles und wohl bald noch viel mehr basiert auf ihrer stark in den 80ern angesiedelten Mucke, die sich im Kern von Anfang an gehalten hat und mit jedem weiteren Album um Facetten wie Nuancen erweitert wurde. Dass das Rad dabei freilich nicht neu erfunden wurde und die externen Einflüsse wie Vibes mal mehr und mal weniger im Vordergrund stehen, wird in erster Linie mit unbändiger Spielfreude wett gemacht. Die Saat, die mit den ersten beiden Alben «Burning Witches» (2017) und «Hexenhammer» (2018) ausgebracht wurde, bildet nun das Fundament für die neue Ära der Band nach dem Wechsel von Seraina Telli hin zu Laura Guldemond. Ein wichtiger Mass- und sozusagen Messstab sind mitunter Klicks auf YouTube. Das Video von «Black Widow" steht jetzt auf 1.6 Millionen und «Hexenhammer» gar bei 2.3 Millionen! Sowas kommt nicht über Nacht und unterliegt zudem dem Momentum einer glücklichen Konstellation. Unter dem väterlichen wie fachlichen Schirm der Herren Schmier (Destruction) und V.O. Pulver (GurD) bringen Burning Witches nun ihr bisher ambitioniertestes Werk in Stellung.
Dabei lassen sie es, wie auch schon, nach einem vergleichsweise lieblichen Intro («Rise Of Darkness») mit dem rasanten Opener «Unleash The Beast» volle Kanne krachen. Herrlich danach das rockig anmutende «Renegade», das rein vom Titel her bereits in Richtung HammerFall zielt und auch Vibes von Accept aufgreift. Typische und temporeiche Banger wie «Evil Witch», «World On Fire», «Heart Of Ice» oder «Doomed To Die» finden sich ebenso wieder und dürften für belastete Halswirbelknochen sorgen. Gelungen ist auch die schöne Ballade «Tomorrow», wo Laura unter Beweis stellt, dass sie nicht bloss high pitch screams drauf hat. Zudem wird hierbei gewahr, dass das Ganze auch von der klanglichen Qualität her spürbar zugelegt hat. Weiter ist der beinahe epische Titeltrack zu erwähnen, der nach dem cineastisch umgesetzten Intro «House Of Blood» förmlich nach Lautstärke schreit und in bester «Hexenhammer» wie «Sea Of Lies» Manier mächtig aus den Boxen bratzt. So und nicht anders muss Heavy Metal klingen! Einzig das etwas (zu) schleppende «Arrow Of Time» tanzt eher unerwartet aus der Reihe.
Hinten raus unterstreichen «Into The Unkown» und «The Lost Souls» das Prädikat "wo Burning Witches drauf steht, ist auch Burning Witches drin". In Sachen Cover-Versionen als Ergänzung wie Bonustracks hatten die Girls bisher eigentlich stets ein gutes Händchen, denn Judas Priests «Jawbreaker» passte prima und «Holy Diver» von DIO kam ausserdem zu Live-Ehren. Manowars «Battle Hymn» und «Hall Of The Mountain King» von Savatage überzeugten ebenso. Wer sich die limitierte Holzbox zulegt, kriegt neben der Standard-CD noch eine Bonus-CD plus 7"-Single als zusätzliches Goodie, wo Ozzy Osbournes Classic «A Shot In The Dark» und der alte W.A.S.P. Smasher «I Wanna Be Somebody» im Kleid der Hexen daher kommen. Nicht nur für Die-Hard Fans ein Muss, und wer generell auf Heavy Metal der 80er steht, sollte sich «The Dark Tower» auf jeden Fall anhören. Für die anstehenden Konzerte wird Gitarristin Larissa Ernst, die Mutterfreuden entgegen sieht, durch Courtney Cox (Iron Maidens) temporär ersetzt. Das CD-Release Konzert findet am 12. Mai 2023 im Z7 in Pratteln statt. Don't miss this!
Rockslave