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Das fünfte Album von CHAOS INVOCATION, «Wherever We Roam…», ist eine eindrucksvolle Mischung aus archaischem Black Metal und atmosphärischen Spielereien, die die deutsche Band aus Nisterau, einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz, auf ihrem Weg der musikalischen Weiterentwicklung zeigt, ohne dabei ihre Wurzeln aus den Augen zu verlieren.
Vom explosiven Auftakt bis hin zum eindringlichen, melancholischen Finale liefert das Album eine fesselnde Reise durch wechselnde Landschaften von Dunkelheit und Verzweiflung. Das Album beginnt mit dem Titeltrack, in dem eine vertraute Wut aufsteigt. Ein Sturm aus brennenden Gitarren-Riffs und unaufhörlichem Schlagzeug treibt den Zuhörer in das chaotische Unbekannte, doch die Melodie des Stücks ist von einer beinahe hymnischen Qualität geprägt, die auf die melodischen Tendenzen der Band hinweist. A. (Lead-Gitarre, Gesang) entfaltet einen Klang, der das Beste des zweiten "Schwarzmetall"-Wellen aufruft, während er gleichzeitig eine unmittelbare und lebendige Energie hineinbringt.
A's Vision, die über Jahre hinweg mit roher, unnachgiebiger Musik geschärft wurde, erreicht hier neue Höhen. «Ideal Sodom» ist ein herausragender Moment, mit seinen unerbittlichen Riffs und aufwühlenden kraftvollen Vocals. Die Geschwindigkeit und Intensität des Stücks werden durch langsamere, nachdenklichere Passagen ergänzt, die die melancholische Grösse der bekanntesten Black Metal Bands anrufen. Dennoch liegt die Stärke von Chaos Invocation in ihrer Fähigkeit, eine unerbittliche Unvorhersehbarkeit zu bewahren und nicht in die Falle der Wiederholung zu tappen. Der Song hebt auch die Vielseitigkeit von M. (Gesang) hervor, dessen Leistung im gesamten Album zwischen giftiger Aggression und einem eher gespenstischen, traurigen Stil wechselt.
Im weiteren Verlauf des Albums kommt «Bridges Aflame» als prägendes Stück hervor. Hier vereint die Band emotionale Harmonien mit unaufhörlicher Brutalität und erschafft einen Song, der ebenso melodisch fesselnd wie erbarmungslos ist. Omegas (Schlagzeug) explosive Darbietung treibt das Stück voran, während R.K. (Bassgitarre) ein robustes, bedrohliches Fundament sichert. Doch nicht alles auf «Wherever We Roam…» ist rein infernalisch. «Only In Darkness», eine überraschende Ballade, markiert eine Abkehr vom unaufhörlichen Tempo der vorherigen Tracks. Hier zeigen Chaos Invocation ihre Tiefe, indem sie gespenstische Gitarren-Klänge und atmosphärische Tasten in eine Klanglandschaft verweben, die noch lange nach dem Ende des Stücks nachhallt.
Die geisterhaften Gesangs-Schichten verstärken die düstere Stimmung des Tracks und lassen ihn so zu einer einzigartigen und eindringlichen Ergänzung des Longplayers werden. Obwohl das Ganze in vielen Bereichen glänzt, können einige kleinere Schwächen ausgemacht werden. Die klaren Vocals in «This World Wants Us Dead» wirken ein wenig fehl am Platz und stören den ansonsten perfekten Fluss des Tracks. Dennoch schmälert dies kaum die Gesamtwirkung des Albums, das seine Kraft über die gesamte Laufzeit hinweg bewahrt. Die Produktion, ist makellos. Die charakteristische Wucht der Band wird in einem klaren und kraftvollen Mix eingefangen, der ihren ohnehin schon durchdringenden Klang verstärkt.
Das Zusammenspiel der Instrumente ist scharf und lässt die Komplexität der Arrangements hervortreten, ohne die rohe Energie zu verlieren, die ihren Stil prägt. Ein unbestreitbares Highlight dieses Releases ist das Cover-Artwork von Khaos Diktator. Inspiriert von der Romantik und den Werken von Gustave Dorés «Paradise Lost», fängt das Kunstwerk die thematische Grösse und dunkle Anziehungskraft des Albums perfekt ein. Diktators Cover-Art ergänzt die Musik auf ideale Weise und fügt der visuellen Erfahrung eine zusätzliche Dimension hinzu.
Lukas R.