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Man mag es kaum glauben, aber in zwei Jahren werden es auch Cheap Trick schaffen, seit der Gründung 1973 durch Rick Nielsen (g) und Tom Peterson (b) ein halbes Jahrhundert als Band aktiv zu sein! Auf dem unbeirrten Weg dahin ist jetzt mit «In Another World» das 20. Studio-Album (!) veröffentlicht worden.
Eigentlich ist es nach wie vor eine Schande, dass diese grossartige Band aus Rockford (Illinois) den ganz grossen Erfolg nie geschafft hat. Dabei sah es in den 70ern und 80ern zunächst gar nicht schlecht aus, und das legendäre 78er Live-Album «Cheap Trick - Live at Budokan» ist längst ein zeitloser Klassiker geworden. Dennoch machten sich die Amis vor allem livemässig in Europa ziemlich rar, und das dürfte auch der Grund sein, warum sie bis heute "nur" ein Geheim-Tipp geblieben sind. 1983 hätten sie es mit dem hammergeilen Auftritt am Rockpalast in Essen (D) freilich in der Hand gehabt, wie ZZ Top 1980 an gleicher Stelle auch, die Initialzündung für Europa zu setzen. Das geschah leider nicht (für ZZ Top hingegen schon), aber dennoch erschienen in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Alben, unter denen sich jedoch auch ein paar mauere Teile befinden. Die letzten vier Alben «Rockford» (2006), «The Latest» (2009), «Bang, Zoom, Crazy... Hello» (2016) und «We're All Alright» (2017) bewiesen jedoch, dass Rick und Tom, flankiert von Robin Zander (lead vocals, g) und Daxx Nielsen (d), der 2010 Ur-Drummer Bun E. Carlos ablöste, es nach wie vor faustdick drauf haben. Zudem ist ihr immer noch stark von den Beatles inspirierter Rocksound unnachahmlich geil und Frontmann Robin besitzt eine der geilsten Gesangsstimmen überhaupt. Ganz zu schweigen von Mr. Nielsens legendärer Schrammel-Gitarre und Mr. Petersons kultig röhrendem 12-String Bass. All diese bewährten Grundzutaten finden sich nun auch auf «In Another World» wieder, und zwar in uneingeschränkter Form. Die vierjährige Pause hat offenbar, inklusive Pandemie, nicht geschadet, was höchst erfreulich ist.
Für den grandiosen Opener «The Summer Looks Good On You» würden andere ihre Grossmutter verkaufen, wenn nicht gleich killen! Die Bläser-Section bei «Quit Waking Me Up» steht sonst höchstens noch Aerosmith gut zu Gesicht, und sobald Rick bei diesem Groover zu den Soli ansetzt, ist man schon wieder mitten drin im Cheap Trick'schen Rock-Kosmos. Herrlich einen auf Tom Petty And The Heartbreakers, respektive eben die Beatles, macht anschliessend der (Fast-) Titeltrack mit erneutem Hit-Potenzial. Nach drei weiteren rockigen Nummern sorgt die Akustik-Ballade «So It Goes» für die nächsten nostalgischen Momente im Geiste der vier Pilzköpfe aus Liverpool. «Light Up The Fire», angeführt von Tom Petersons wunderbar bollerndem Bass, ist dann eben auch Cheap Trick in Reinkultur und will möglichst laut gespielt werden. «Here's Looking At You» könnte dann glatt noch zusätzlich auf dem «Dream Police» Longplayer von 1979 stehen, besser gehts nimmer! Cool wie zunächst unerwartet die punkrockige Version von «Another World (Reprise)», die regulär so platziert wurde. Den überzeugenden Ausklang leitet schliesslich die Ballade «I'll See You Again» ein, ehe mit «Gimme Some Truth» ein versöhnlich rockender wie abermals typischer Midtempo-Rocker den Deckel aufs Fass legt. Die insgesamt dreizehn Songs bringen es auf optimale 45:30 Minuten Spielzeit, was natürlich auf der Vinylseite eine einzelne LP abwirft, gut so! Für die Sammler gibt es davon auch noch eine schöne Picture Disc. Dafür scheint es diesmal wie erstaunlicherweise keine Japan-Edition CD mit zusätzlichem Material zu geben. Das tut dem überzeugenden Werk jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil!
Rockslave