Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
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Metal Factory since 1999
Mutig waren Die Apokalyptischen Reiter schon immer. Nur so konnte ihr eigenes Musikstil-Gebräu entstehen, dass von Album zu Album immer mehr Zuhörer erreicht. Dabei bedienen sie sich unterschiedlichsten Elementen wie Pop, Rock, Heavy und Death Metal und kreieren daraus ihr eigenes Klanguniversum.
Zu ihrem 25-jährigen Geburtstag trieben sie jetzt ihre Experimentierfreude auf eine neue Spitze. Ohne Vorbereitungen jammten sie im letzten Oktober zwei Tage lang und kreierten anschliessend aus den Aufnahmen dieses Doppelwerk. Deren Lieder klingen jetzt ganz anders als Hits wie «Die Sonne scheint» oder «Revolution» und sind doch typisch für die Reiter. Heraus gekommen ist eine intensives Klangbild, dass mich von der Atmosphäre am ehesten an Pink Floyds «The Dark Side Of The Moon» erinnert. Hier gibt es mal kurze heftige Metal Eruptionen, da mal schamanisch anmutende Hypnose Rhythmen, dort mal eine schöne verträumte Melodie. Das Ganze mag für viele sperrig klingen, eröffnet dem Verstehenden aber ganz neue Welten. Der Gesang selbst verkommt zu einem reinen Instrument, der zwischen Genie und Wahnsinn seinen Platz findet. Die Band nennt ihr neustes Werk "ein Fest der Freude, der Herrlichkeit, der Lust und des Exzesses". Und recht hat sie. «The Divine Horsemen» muss man weder lieben noch gut finden. So viel musikalische Freiheit sollte aber Respekt auslösen. Genau den Respekt, für den die Heavy Metal Szene immer wieder steht, nämlich denjenigen von Toleranz und künstlerischer Offenheit. Klar hätte man aus den jetzt aus 500 Minuten auf 80 Minuten komprimierten Musikideen "richtige Lieder" kreieren können. Das war aber nie die Absicht der Deutschen, und wer die Reiter-typischen erhabene Momente sucht, findet sie trotzdem immer wieder auf diesem Doppelalbum. Man muss nur genau hinhören und die Musse haben, sich auf dieses Werk einzulassen. Eine Punktezahl zu vergeben ist enorm schwierig. Ich versuche es: zehn für den Mut, neun für die Umsetzung und sieben, weil man vor dem Kauf unbedingt zuerst rein hören sollte. Das ergibt 26 durch drei. Also immer noch fast 8.7, somit kaufen, sich anhören und bewundern.
Roger W.