Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
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Metal Factory since 1999
Nun, hier schreiben wir bereits von einer Legende, welche mit der Gründung im Jahre 1994 bis zur Bodenhochzeit im Jahre 2019 mit einem Nachruf namens «Vanishing Point», sprich mit sage und schreibe neunzehn Tracks aufwartet!
Von keiner geringeren Band als den legendären Dirge aus Paris, Ile-de-France, stammte das Quartett um Luz (Bass), Marc T. (Guitars, Vocals, Programming), Alain B. (Drums) und Stéphane L. (Guitars). Diese Compilation enthält nun rares, unveröffentlichtes Material, als auch unveröffentlichte Live-Sequenzen. Well, der Sound ist sehr experimentiell, industrial, etwas noisecoreig, sehr atmosphärisch und mystisch. Das Programming hört man sehr stark raus, was natürlich dem schweren, monotonen und industrialisierten Sound von Dirge zugute kommt. Zudem zeigt es die verschiedenen Facetten von Dirge auf, was nicht selbstverständlich ist, in den ganzen 25 Jahren aktivem Soundens. Dirge waren einer der Vorreiter in den genannten Genres, vielleicht nicht so metallisch ausgelegt wie Ministry, nicht so straight wie Rammstein, doch der Industrial zog sich wie ein roter Faden durch die gesamten Präsenzjahren. Dem Rezensenten gefällt die Brutalität, das Gefährliche, was stetig aus dem Soundteppich heraus sticht und hervor quillt. Die Gitarren sind einerseits sehr sehr heavy, thrashy, deathy und blacky, andererseits wieder sehr sanftmütig gestimmt. Es wird nicht überlang soliert, schon gar nicht bei jedem Song, sondern es wird musikalisch experimentiert, aus einer Gitarrenlinie kann plötzlich ein kurzes, heftiges Shrapnelgewitter entstehen, um dann sanftmütig wieder in den Underground zu kriechen.
Das Programming ist ganz klar vom Industrial geprägt, ohne Wenn und Aber. Der Bass wummert klar und heftigst im Underground und zieht die Fäden in diesen Sphären. Die Drums sind mal monoton elektronisch gehalten, doch meist sind diese mit facettenreichen Patterns geschmückt und weisen nebst den obligaten Double-Bass Drum-Attacken, auch groovige, monotone Midtempo-Parts auf, sehr experimentell interpretiert. Der Gesang pendelt zwischen leicht gutturalem und screamenden Ausmasses hin und her. Nun, wer auf experimentellen Metal steht, findet hier ein reiches Kompendium mit eben rarem und unveröffentlichtem Material, sowie eben einem speziellen und einmaligen Livemitschnitt namens «Spariling Skywards, Live 2005» aus Paris, und wird bei einem möchtegernen Kennenlernen von Dirge mehr als ausreichend bedient. Die Produktion ist satt, glasklar und wuchtig. Das Cover-Artwork spricht für sich und zeigt die musikalische Darbietung auf «Vanishing Point» perfekt auf. Wie doch die Zeit vergeht..., reinhören, antesten und sich treiben lassen von Dirge, das wäre die Devise hierzu. Anspieltipps wären, nebst allen neunzehn Tracks, wohl «Bastard», «The Coiling», «A Short Term Effect», «Meure Menace (Dirge Remix)» und «Distance». Als Kompendium eine 10 von 10 Punkten, als musikalisches Projekt eine 8.0 von 10 und zum Kennenlernen eine 7.5 von 10. Facettenreich, sehr experimentierfreudiger Industrial/Sludge Metal einer - leider vergangenen - Ikone dieses Genres.
Poldi