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Als ich mich in meinen jungfräulichen Tagen mit der härteren Musik zu identifizieren begann, gehörten Bands wie Ratt, Mötley Crüe, Whitesnake, Great White oder Rough Cutt zu den Truppen, die man sich anhören musste. Dabei durften DOKKEN natürlich nicht fehlen, die aus der "Feindschaft" zwischen Bandleader und Sänger Don Dokken sowie Übergitarrist George Lynch eine Kreativität ans Tageslicht brachten, die ihresgleichen suchte.
Auf der einen Seite waren es die Melodien und die Refrains, die sofort ins Ohr gingen und auf der anderen Seite, die Riffs und die Härte, welche Dokken aus vielen Truppen heraushob. Alben wie «Tooth And Nail» (1984) mit dem fetten Titelsong, der feinen Ballade «Alone Again» und den Ohrwurm-Hits «Into The Fire» und «Just Get Lucky». Dann das Nachfolgewerk «Under Look And Key» (1985) mit dem überragenden Opener «Unchain The Night», dem mit massig Melodie gesegneten «In My Dreans», dem AC/DC-liken «It's Not Love», dem oft verschmähten «The Hunter» und dem süssen und dennoch harten «Will The Sun Rise» hatten sich die Jungs einen festen Platz in meinem Herzen erspielt. Die jeweiligen Support-Shows für AC/DC und Accept führten die Amis auch in die europäischen Konzert-Hallen, und meine Wenigkeit durfte diesen grandiosen Gigs beiwohnen.
Dokken zerbrachen letztlich nicht nur am Grunge-Schrott, sondern vor allem auch an der Zerstrittenheit der beiden Haupt-Protagonisten. Es folgten zwar weiteren Alben, unter anderem mit Europe Gitarrist John Norum oder Reb Beach (Winger), die allesamt gute Werke waren, aber den ersten vier Klassikern nicht mehr das Wasser reichen konnten. Seit dem letzten Studio-Album «Broken Bones» sind elf (!) Jahre vergangen, und nun kommt «Heaven Comes Down» (hat nichts mit dem Hammertrack «When Heaven Comes Down» von «Tooth And Nail» Album zu tun) ums Eck und präsentiert Dokken von einer bedeutend bluesigeren wie rockigeren Seite. Don hat sich schon länger mit dem fantastischen Gitarrero Jon Levin zusammen getan. Für den Rhythmus stehen dem Shouter zudem die House Of Lords Musiker Chris McCarvill (Bass) und B.J. Zampa (Drums) zur Verfügung.
Mit dem schweren und an Led Zeppelin erinnernden «Fugitive» wird das vierzehnte Studio-Werk eingeläutet. Die "neue" Marschrichtung vermag die alten Fans "verwirren", aber die Hard Rock Fans von der ersten Sekunde an zu begeistern. Speziell Jon erweist sich als Geheim-Waffe, der mit seinen Lynch-liken und eigenen Solo-Parts für viel Aufsehen sorgt. Das schnellere «Gypsy» und das sehr bluesige «Is It Me Or You» erfreuen ebenso, wie das melodische «Just Like A Rose», die Ballade «Santa Fe» mit Slide-Gitarre und das balladeske «I'll Never Give Up». Don hat seinen bisher eingeschlagenen Weg mit «Heaven Comes Down» verfeinert und bietet ein fulminantes Werk, das ich in der Form nicht mehr erwartet hätte. Wären es nicht Dokken, würde man locker die Note neun ziehen, ist man sich der musikalischen Vergangenheit jedoch bewusst, eine acht, und somit bleibt der faire Mittelweg mit einer Benotung von 8.5 Punkten aus maximal möglichen zehn.
Tinu