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Wie radikal man doch seine Meinung ändern kann. Nach der Fertigstellung des 2018-er Albums «Black Heaven», auf dem man zum ersten Mal in der relativ langen Band-Historie (gegründet 2001) Songs mit klassischer Struktur und Gesang (geliefert von Gitarrist Isaiah Mitchell) ausprobiert hatte, zeigte man sich – welch grosse Überraschung! – überglücklich mit dem Resultat.
Jetzt heisst es plötzlich, man habe sich damals aus der Komfortzone begeben, und die Aufnahmen des neuen Langdrehers «Night Parade Of One Hundred Demons» hätten sich folglich angenehmer angefühlt. Wie auch immer, Langzeitfans des Power-Trios aus San Diego werden mit Freude feststellen, dass Earthless wieder ganz die alten sind, für Jam-Rock- und Gitarrenfreaks dürfte die Band somit nach wie vor zum Essentiellsten gehören, was die Musikindustrie zu bieten hat. Drei Songs à durchschnittlich zwanzig Minuten Spielzeit sind schon mal eine deutliche Ansage, die sich danach beim Anhören auch vollumfänglich bestätigt. Einer Mélange aus experimentellem, geistig etwas verstrahltem Gitarrengeklimper und entfesseltem Jam der Cream'schen Schule wird hin und wieder etwas doomige Düsternis hinzugefügt, das sind im Wesentlichen Earthless Anno 2022.
Vor allem der bereits genannte Gitarrist Isaiah Mitchell tritt dabei sehr oft in den Vordergrund. Der soliert sich teilweise dermassen lange und ekstatisch durch die Tracks hindurch, dass man sich ernsthaft fragen muss, wie dick die Hornhaut an seinen Fingerkuppen sein muss, damit er das live schadlos übersteht. Dass dadurch die Rhythmus-Sektion ein wenig in den Hintergrund gerät, finde ich eigentlich schade, denn Mike Eginton am Bass und Mario Rubalcaba an den Drums haben an ihren Instrumenten ebenfalls einiges zu bieten, was im Mix einen Platz etwas weiter vorne durchaus gerechtfertigt hätte. Aber was solls, solange die Band glücklich ist, ist ja alles gut. Einerseits for Fans only, andererseits sollten Psychedelic-Freaks mit einer Vorliebe für nicht endenwollende Gitarrenorgien mal rein hören.
Mirko B.