Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Bevor Delain 2006 mit ihrem brillanten Debüt «Lucidity» einen neuen und treuen Fan (mich!) dazu gewannen, gehörte meine Aufmerksamkeit im Bereich Symponic Metal mehrheitlich Nightwish und Edenbridge. Letztere brachten ihren ebenso überzeugenden Erstling «Sunrise In Eden» sechs Jahre zuvor unter die Leute und haben seither, ohne die Live-Dinger, stolze weitere neun full-lenght Alben am Start. Ist der elfte Anlauf mit «Shangri-La» nun der erhoffte Befreiungsschlag?
Nachdem Mastermind Martijn Westerholt letztes Jahr quasi über Nacht den Stecker bei Delain zog und damit nicht nur mich ziemlich überraschte, ja zunächst echt schockte, strecken Edenbridge zum genau richtigen Moment den Kopf aus dem Fenster. Somit bietet sich die hoffnungsvolle Chance, wieder ins Rampenlicht zu treten. Gitarrist und Hauptsongwriter Lanvall sowie Front-Chanteuse Sabine Edelsbacher sind dabei der harte Kern der Band, während die anderen Positionen schon zahlreiche Wechsel erfahren haben. Das kann mitunter ein Grund dafür sein, dass es bisher von wegen einem stabilen Line-up noch nicht zu einem nachhaltigen Erfolgs-Exploit gereichte, aber die kompositorische Verantwortung steht und fällt halt mit Lanvall. Stilistisch sind Edenbridge ihrem angestammten Genre mehrheitlich treu geblieben und haben hierbei keine grossen, sprich abrupten Wendungen vollzogen. Ab «Shine» (2004) mischte Dennis Ward von wegen Recordings (Vocals and Drums) und dem Mix mit, und ab «The Grand Design» (2006) tauchte mit Karl Groom (Threshold) eine weitere wichtige wie einflussnehmende Person auf.
Es kommt nämlich nicht von ungefähr, dass sich ab da soundmässige Parallelen hin zu den britischen Prog-Metallern nicht verbergen lassen. «Mystic River» zum Beispiel, der Opener von «The Bonding» (2013), könnte glatt auch von Threshold stammen. Progressive Vibes, die auch den töften Vorgänger «Dynamind» (2019) mitunter charakterisierten und danach bezüglich livemässiger Promotion von Corona leider brutal abgewürgt wurden. «Shangri-La» folgt dem roten Faden der frühen Tage und schliesst gleichzeitig nahtlos an den unter Wert laufenden Vorgänger an. Schon der Opener «At First Light» schöpft aus dem Vollen, und obwohl hier der gute Karl erneut für den End-Mix und erstmals auch für das Mastering verantwortlich zeichnet, klingt Lanvalls Gitarren-Sound vergleichsweise ordentlich hart, sprich in Richtung alte Pretty Maids und eher etwas weniger nach Mr. Groom und seinen Kollegen. Das lieblich angesetzte Lied «Savage Land» packt zudem unerwartet einen Jethro Tull mässigen Querflöten-Part aus, der für den richtigen Farbtupfer sorgt.
Die volle Breitseite mit Doublebass-Drum befeuerter Power liefert derweil «Freesom Is A Roof Made Of Stars», wo die gelungene Acoustic-Brigde hin zum Orchester-Part schlicht perfekt umgesetzt worden ist. Das orientalisch anmutende Intro bei «The Road To Shangir-La» fliesst derweil ohne Hindernisse ins Guitar-Riffing über und verneigt sich vom Orgel-Sound her unverkennbar vor..., halt eben doch wieder Threshold, was hier im gesamten Kontext jedoch unter "Abwechslung" abgebucht wird. Das Sahnehäubchen, respektive 16-minütige Epos (!), wartet mit «The Bonding (Pt.2) schliesslich am Ende der Scheibe, wo ein gewisser Erik Mårtensson (Eclipse, W.E.T.), wie schon 2013 beim ersten Part, wiederum als kongenialer Duett-Partner von Sabine fungiert. Tja Edenbridge, alles richtig gemacht, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass «Shangri-La» das ersehnte Master-Piece ist oder wäre, denn es ist zu befürchten, dass der Karriere-Zug der zweifellos längst verdienten Wahrnehmung in grösserem Ausmass uneinholbar abgefahren ist. Die belehrende Antwort darauf könnten, ja müssten nächstes Jahr mehrere Festival-Auftritte auf dem alten Kontinent sein!
Rockslave