Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Wenn ein Promo-Schreiben mit dem Satz wirbt "Das Lied «The Hanging Tree» weist einen der besten Refrains auf, der in diesem Jahr im Metal zu hören sein wird" und man sich anschliessend schlicht fragt: "Welcher Refrain auf diesem Album ist da nur gemeint?"
Dann gibt es drei Möglichkeiten: Erstens: Der Werbetext macht das, was er machen sollte: ein Produkt bewerben und Kaufanreiz schaffen. Zweitens: Der Reviewer hat schlicht schlechte Ohren oder drittens: dieses Lied ist tatsächlich nicht so gut wie angepriesen. Weiter wird da geschrieben: "Dies ist so viel mehr als nur ein Metal-Album. Es ist eine bewegende Geschichte, untermalt von märchenhaften Songs, die spielend die Kluft zwischen Fantasie und Realität überbrücken." Bei allem Respekt: All das höre ich hier nicht heraus. Die lauthals beworbene Klasse will sich mir hier schlicht nicht erschliessen. Ich anerkenne zwar, dass diese italienischen Heavy Metaller ein gutes Werk mit abwechslungsreichen und oft mit Folk-Einflüssen versehene Lieder geschrieben haben. Sie klingen dabei durchaus sympathisch und schlüssig, aber wirklich bewegen tun sie mich nicht, weder positiv noch negativ. Hört man genau hin, erkennt man ansatzweise, was der Werbeblock meint.
Insgesamt dümpelt mir dieses Album jedoch zu sehr in der Musiklandschaft herum. Man könnte auch sagen, dass Elvenking zu sehr damit beschäftigt sind, Atmosphäre zu schaffen und dabei vergessen, griffige Lieder zu schreiben, die auf den Punkt kommen. Das Potenzial ist jederzeit erkennbar, das musikalische Spektrum sehr gross und in seiner Kombinations-Vielfalt fast schon progressiv. Dennoch rauscht es an mir vorbei. Die dunkle Magie, geheimnisvolle Gestalten und das allumfassende, hypnotisierende Flair bleiben mir verborgen. Ich wünschte mir, ich könnte so tief in dieses Album eintauchen. Würde es sich hier um einen See voller Emotionen handeln, bliebe dieser für mich gefroren. Ich pralle also an der Oberfläche ab, und trotzdem ist das elfte Album der 1997 gegründeten Gruppe nicht schlecht. Gerne gratuliere ich also all jenen, welche die beschriebenen Gefühle tatsächlich spüren. Mir wird «Readers Of The Ruine - Rapture» aufgrund so vieler ähnlicher und durchschnittlicher Alben jedoch kaum in Erinnerung bleiben.
Roger W.