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Magere 3.5 Punkte vergab ich dem letzten Fenaor-Werk «We Are Heavy Metal» von 2016. Zu klischeehaft und musikalisch belanglos war der True Metaller der 1996 in Argentinien gegründeten Gruppe. Da konnten auch der prominente Gastsänger Tony Martin (Ex-Black Sabbath) nichts daran rütteln.
2021 sieht die Sache ganz anders aus. Auch wenn nicht alles Gold ist, was auf «Power Of The Chosen Ones» glänzt. Wobei der Einstieg mit den ersten neun Liedern durchaus über Qualität verfügt. Das ist aber nur aushaltbar, wenn man das fantasielose Abspulen des Manowar'schen Wort-Baukastens gut findet. Ausdrücke wie «Hail», «Steel», «Brother», «Warrior», «Kill», «Fight» und Konsorten halt. Viel zur unerwarteten musikalischen Qualität scheint das neuste Bandmitglied, der amerikanische Gitarrist David Shankle, beigetragen zu haben. Er spielte zwischen 1988 und 1994 gar bei Manowar und ist auf deren «The Triumph Of Steel» zu hören. Laut Promoschreiben hatte Shankle dieses Album zusammen mit Manowar-Bassist Joe DeMaio komponiert. Auf dem neuen Feanor-Werk hat er nun Lieder beigesteuert, die mal als Fortsetzung von «The Triumpf Of Steel» vorgesehen waren. Dieses Sequel ist aber nie erschienen. Manowar-Fans sollten «Power Of The Chosen Once» also unbedingt antesten. Dies auch, weil Wizard-Sänger Sven D'Anna (seit 2016 auch bei Feanor) den Liedern die nötige "Trueness" verpasst. Die ersten Songs bewegen sich also auf hohem Niveau, zu dem man gerne mit Plastikschwertern Gymnastik-Übungen ausführt und wiederholt «Hail» schreien kann.
Zudem ist die Leadgitarren-Arbeit wirklich herausragend. Dieser gute Eindruck wird allerdings durch das abschliessende 20-minütige «The Return Of The Metal King» komplett in Frage gestellt. Ich habe keine Ahnung, ob David Shankle songwriterisch auch daran beteiligt war. Wenn, ist es komisch, dass die Qualität plötzlich dermassen abfällt. Der Liedtitel enthält den Zusatz «The Odyssey In 9 Parts». Und genau so klingt es. In den zwanzig Minuten werden neun verschiedene Musikstücke scheinbar wahllos aneinander gereiht. Das soll episch wirken, langweilt aber nur. Von Spannungsaufbau keine Spur. Sich ihn ähnlicher Form wiederholende Melodien? Fehlanzeige. Dabei gibt es unzählige Vorlagen (auch von Manowar), die zeigen, wie man es besser macht. Das ist umso tragischer, als dass sich die Band scheinbar gerade für diesen Abschlusssong stark ins Zeug gelegt hat. Das Ergebnis stellt aber eine grosse Enttäuschung dar. Somit geht der gute, aber nicht hervorragende Eindruck der ersten vierzig Minuten schnell wieder verloren. Wer True Metal und das Manowar-Album «The Triumpf Of Steel» mag, sollte durchaus mal in dieses Album rein hören. Alle anderen verpassen unter dem Strich aber nur wenig. Der Grossteil auf «Power Of The Chosen Ones» ist gut, ein Drittel weniger – aber alles davon weit entfernt von hervorragend.
Roger W.