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Fostermother sind zurück, mit Lockdown-Bärten, einem neuen Bandmitglied und jeder Menge Weltschmerz. Die texanische Band begann ursprünglich als Solo-Projekt von Sänger und Multi-Instrumentalist Travis Weatherred, der sich 2019 mit Bassist Stephen Griffin zusammen tat.
Gemeinsam brachte das Duo sein erstes Album «Fostermother» auf den Markt, das mit der Mischung aus düsterer Distortion und hypnotisch beschwichtigender Sanftheit einen nachhaltigen Eindruck in der heimischen Stoner- und Doom-Szene hinterliess. Diesem Rezept ist die Band treu geblieben. Mit dem neuen Dritten im Bunde, Drummer Jason Motamedi, präsentieren Fostermother dieser Tage ihr zweites Album «The Ocean». Inhaltlich beschäftigt man sich dabei, so Frontmann Travis, mit Depressionen und Isolation – und mit Personen, die andere moralisch an den Pranger stellen, während sie selbst aus Eigennutz über Leichen gehen. Der Ozean steht dabei für soziale Isolation. Das CD-Cover, das eine winzige Figur in einem postapokalyptischen Ödland unter den feuerroten Weiten des Alls zeigt, stammt vom britischen Maler Ryan T. Hancock. Wem diese Gedanken nach zwei Jahren Pandemie aus der Seele sprechen, der wird trotz der gebotenen dröhnendlauten Katharsis eine nicht tot zu kriegende Zuversicht finden.
Das Album ist geprägt vom aussergewöhnlich vollen, vielschichtig brummenden Sound, der auf den tief wummernden, stark verzerrten Gitarren aufbaut und an Red Fang erinnert. Die oft zweistimmige Gesangsspur, die stellenweise wie eine Hommage an Scott Weiland daher kommt, findet sich bei Fostermother eher der Vollständigkeit halber. Sie bleibt bei allen Songs im Hintergrund und versucht nie, dem durchdachten Arrangement der Instrumente den Rang abzulaufen. Als musikalische Einflüsse nennt die Band selbst Porcupine Tree und Typo O Negative, es sind jedoch auch deutliche Anklänge an Black Sabbath zu hören – zum Beispiel bei «Unholiest Of Days». Neben einigen songschreiberischen Perlen und eingängigen, langsamen Gitarren-Riffs, lohnt sich «The Ocean« vor allem wegen der ungewöhnlichen Mischung aus Melancholie und Optimismus. Trotz der düsteren, schweren Atmosphäre macht sich eine warme, beruhigende Grundstimmung breit. Beklemmende oder bedrohliche Klänge rühren einzig im Intro von «Sunday» her. «Redeemer» ist sogar ungewöhnlich upbeat und erinnert fast schon an Van Halen. Wer Doom mag und nach etwas leichterer Kost sucht oder wer sich einfach gerne Kopfhörer aufsetzt, die Welt vergessen und sein Hirn zum Vibrieren bringen will, ist bei Fostermother an der richtigen Adresse.
Katrin