Wo früher noch wallendes blondes Haar auf den Covers zu sehen war, hat Gary inzwischen das gleiche Schicksal wie beispielsweise Wolf Hoffmann (Accept), Ian Haugland (Europe) oder Joe Satriani ereilt. Der Verlust der Haarpracht geht allerdings nicht einher mit den Fähigkeiten als Songwriter, im Gegenteil! Sowas nehmen die Männer bekanntlich ziemlich gelassen hin, und dies ist umgehend der thematische Wink mit dem Zaunpfahl hin zu «Waterside», dem neuen Solo-Album von Master Hughes, der hierbei wiederum gemächlicher als bei Ten unterwegs ist. Der pianobestückte Opener «All At Once It Feels Like I Believe» weist dabei gleich den Weg. Was andere Rock Bands als Ballade auf ihren Alben unterbringen, ist hier Programm. Wer also die Gesangsstimme von Gary mag und nicht zwingend die Tassen im Küchenschrank scheppern hören will, kriegt ein typisches AOR-Werk vorgesetzt, das halt mehrheitlich kaum über Ecken und Kanten verfügt. «Lay Down» erstreckt sich derweil über fast acht Minuten und "rockt" bei entsprechender Lautstärke wenigstens halbwegs. Was spätestens hier jedoch negativ auffällt, ist der künstliche Drum-Sound, obwohl mit Darrel Treece-Birch ein amtlich agierender Drummer erwähnt wird. Die gleiche Ausgangslage zeigt sich anschliessend beim Titeltrack bezüglich dem Rockfaktor und den Drums. Keyboard-Sound der 80er offenbart «Save My Soul» zu ordentlichem Riffing, wie auch «Seduce Me» knapp auf einer Ten-Scheibe stehen könnte. Hinten raus gerät «When Love Is Done» schliesslich zum erwarteten Schmachtfetzen. Wem sowas allerdings zuwider ist, sollte «Waterside» auf jeden Fall zuerst komplett durchhören.
Rockslave